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BREMER KÖPFE<br />
Fotos: Sigrun Strangmann<br />
„Nehmen Sie die Füße bitte<br />
aus meinem Wohnzimmer“<br />
Bremer Köpfe: Die Schauspielerin und Nachrichtensprecherin Heidi Jürgens im Interview<br />
18<br />
Im Jahr 1971 in Bremen geboren, wuchs<br />
Heidi Jürgens zwischen der Hansestadt<br />
und Bremerhaven auf dem platten<br />
Land mit der plattdeutschen Sprache<br />
auf, ohne sie damals selbst gesprochen<br />
zu haben. Mittlerweile gehört sie zu den<br />
bekanntesten Schauspielerinnen der<br />
Stadt, steht regelmäßig auf den Bühnen<br />
vom Theaterschiff, Packhaustheater sowie<br />
dem Theater Weyhe, ist in Werbespots<br />
großer Marken im TV zu sehen<br />
und spricht beim NDR die Nachrichten<br />
auf Hochdeutsch sowie bei Radio Bremen<br />
auf Platt.<br />
Sie sprechen Platt. Wie ist es dazu gekommen?<br />
Ich komme vom Land. Meine Eltern haben<br />
zwar nicht mit uns, wohl aber mit<br />
den Nachbarn und anderen Leuten Platt<br />
gesprochen. Daher konnte ich schon<br />
früh alles verstehen, aber selber nicht<br />
sprechen. Wahrscheinlich hätte sich dieser<br />
Status gar nicht großartig geändert,<br />
wenn ich nicht als 16-Jährige ans Niederdeutsche<br />
Theater in Bremen gekommen<br />
wäre.<br />
Sie waren sehr jung, als sie zum Theater<br />
gegangen sind.<br />
Ja, ich habe dort damals parallel zum<br />
Abitur meine Schauspielausbildung begonnen<br />
und bin auch zeitgleich mit beidem<br />
fertig geworden. Am Theater habe<br />
ich Plattdeutsch als Unterrichtsfach gehabt<br />
und die Sprache von Grund auf gelernt.<br />
Wieso entscheidet man sich als Teenagerin<br />
dazu, plattdeutsches Theater zu<br />
spielen?<br />
Eigentlich habe ich mich vor allem<br />
dazu entschieden, Theater zu spielen.<br />
Ich wäre natürlich auch an ein hochdeutsches<br />
Theater gegangen. Aber<br />
die Schauspielschule war nun mal am<br />
Waldau-Theater. Den richtigen Durchbruch<br />
zum Erlernen der Sprache hatte<br />
ich, als eine Souffleuse für längere Zeit<br />
ausfiel und der Regisseur sie mit mir ersetzte.<br />
So habe ich mehr als 100 Mal das<br />
Stück „Keen Utkamen mit‘n Inkamen“<br />
gelesen. Danach konnte ich es, hatte<br />
Grammatik und Satzbau perfekt drauf<br />
und wurde sogar von der Plattdeutsch-<br />
Lehrerin aus dem Unterricht entlassen.<br />
Wie fanden Ihre Eltern es damals, dass<br />
Sie mit 16 an die Schauspielschule nach<br />
Bremen gegangen sind?<br />
Obwohl es in meinem Zuhause eigentlich<br />
keinen großen Bezug zu Kunst und<br />
Kultur gab, wurde ich von meinen Eltern<br />
sehr unterstützt. Ich hatte damals<br />
ja auch noch keinen Führerschein, also<br />
brachten sie mich immer zur Schauspielschule<br />
und den Vorstellungen. Aber es<br />
war schon ungewöhnlich, gerade vor<br />
dem sehr ländlichen Hintergrund, den<br />
ich hatte. Eigentlich wurde man Bankangestellte<br />
oder heiratete. Ich kam mir<br />
selbst damit schon ein bisschen absurd<br />
vor – und ich mochte das damals auch<br />
gar nicht so gerne vor Freunden und Bekannten<br />
sagen.