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Mai 2018

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BREMER KÖPFE<br />

Fotos: Sigrun Strangmann<br />

„Nehmen Sie die Füße bitte<br />

aus meinem Wohnzimmer“<br />

Bremer Köpfe: Die Schauspielerin und Nachrichtensprecherin Heidi Jürgens im Interview<br />

18<br />

Im Jahr 1971 in Bremen geboren, wuchs<br />

Heidi Jürgens zwischen der Hansestadt<br />

und Bremerhaven auf dem platten<br />

Land mit der plattdeutschen Sprache<br />

auf, ohne sie damals selbst gesprochen<br />

zu haben. Mittlerweile gehört sie zu den<br />

bekanntesten Schauspielerinnen der<br />

Stadt, steht regelmäßig auf den Bühnen<br />

vom Theaterschiff, Packhaustheater sowie<br />

dem Theater Weyhe, ist in Werbespots<br />

großer Marken im TV zu sehen<br />

und spricht beim NDR die Nachrichten<br />

auf Hochdeutsch sowie bei Radio Bremen<br />

auf Platt.<br />

Sie sprechen Platt. Wie ist es dazu gekommen?<br />

Ich komme vom Land. Meine Eltern haben<br />

zwar nicht mit uns, wohl aber mit<br />

den Nachbarn und anderen Leuten Platt<br />

gesprochen. Daher konnte ich schon<br />

früh alles verstehen, aber selber nicht<br />

sprechen. Wahrscheinlich hätte sich dieser<br />

Status gar nicht großartig geändert,<br />

wenn ich nicht als 16-Jährige ans Niederdeutsche<br />

Theater in Bremen gekommen<br />

wäre.<br />

Sie waren sehr jung, als sie zum Theater<br />

gegangen sind.<br />

Ja, ich habe dort damals parallel zum<br />

Abitur meine Schauspielausbildung begonnen<br />

und bin auch zeitgleich mit beidem<br />

fertig geworden. Am Theater habe<br />

ich Plattdeutsch als Unterrichtsfach gehabt<br />

und die Sprache von Grund auf gelernt.<br />

Wieso entscheidet man sich als Teenagerin<br />

dazu, plattdeutsches Theater zu<br />

spielen?<br />

Eigentlich habe ich mich vor allem<br />

dazu entschieden, Theater zu spielen.<br />

Ich wäre natürlich auch an ein hochdeutsches<br />

Theater gegangen. Aber<br />

die Schauspielschule war nun mal am<br />

Waldau-Theater. Den richtigen Durchbruch<br />

zum Erlernen der Sprache hatte<br />

ich, als eine Souffleuse für längere Zeit<br />

ausfiel und der Regisseur sie mit mir ersetzte.<br />

So habe ich mehr als 100 Mal das<br />

Stück „Keen Utkamen mit‘n Inkamen“<br />

gelesen. Danach konnte ich es, hatte<br />

Grammatik und Satzbau perfekt drauf<br />

und wurde sogar von der Plattdeutsch-<br />

Lehrerin aus dem Unterricht entlassen.<br />

Wie fanden Ihre Eltern es damals, dass<br />

Sie mit 16 an die Schauspielschule nach<br />

Bremen gegangen sind?<br />

Obwohl es in meinem Zuhause eigentlich<br />

keinen großen Bezug zu Kunst und<br />

Kultur gab, wurde ich von meinen Eltern<br />

sehr unterstützt. Ich hatte damals<br />

ja auch noch keinen Führerschein, also<br />

brachten sie mich immer zur Schauspielschule<br />

und den Vorstellungen. Aber es<br />

war schon ungewöhnlich, gerade vor<br />

dem sehr ländlichen Hintergrund, den<br />

ich hatte. Eigentlich wurde man Bankangestellte<br />

oder heiratete. Ich kam mir<br />

selbst damit schon ein bisschen absurd<br />

vor – und ich mochte das damals auch<br />

gar nicht so gerne vor Freunden und Bekannten<br />

sagen.

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