Mai 2018 - Tier und Natur - Online Magazin

Tier und Natur Mai 2018
Diese Unterscheidung von Gefühl und Emotion lässt sich nicht nur
auf physische Wahrnehmungen anwenden, sondern ebenso auf
energetische. Auf die Wahrnehmung von Interaktionen zwischen
Menschen oder auf das Wahrnehmen von Stimmungen und
Atmosphären in einem Raum oder an einem Ort.
DIE SACHE MIT DEM MIT-LEID
Viele Menschen haben die Gewohnheit, fremde Emotionen zu
übernehmen.
Wenn im Fernsehen ein Bericht über eine Katastrophe gezeigt wird,
wenn eine Freundin von der Untreue des Partners berichtet, wenn
ein geliebter Mensch krank ist... dann übernehmen wir deren
Emotionen und leiden mit.
Die Katastrophe, das Unglück geschah anderswo - doch wir
empfinden den Schmerz fast genauso stark wie die Personen, die
tatsächlich davon betroffen sind.
Wir leben dann nach dem Prinzip "geteiltes Leid ist doppeltes Leid"
und empfinden oft auch Vergnügen an dem emotionalen Drama,
das ohne Risiko für einen selbst, intensive Empfindungen
verschafft. Das Fahren auf der emotionalen Achterbahn anderer
Leute ähnelt durchaus dem Nervenkitzel, den physische
Achterbahnen vermitteln...
Das ist Mitleid: sich selbst in dieselbe leidende Stimmung
versetzen, die jemand anders hat.
Mitgefühl hat eine andere Qualität. Wer mit-fühlt, nimmt den
Schmerz und das Leid anderer Menschen wahr - ohne es selbst zu
empfinden.
Dies ist nicht immer einfach und eine Herausforderung in allen
Berufen in denen es darum geht, Menschen in unglücklichen und
leidvollen Lagen zu helfen wie zum Beispiel in der Krankenpflege,
im Rahmen psychotherapeutischer Methoden aber auch als
Lehrer/in, als Coiffeur/in oder als Barmann/ Barfrau.
Wer täglich mit „leidenden“ Menschen zu tun hat, kann es sich nicht
erlauben, sich von den Emotionen anderer Leute überschwemmen
zu lassen.
Ebenso wenig ist es eine gute Idee, sich zynisch abzugrenzen und
gar nichts mehr zu empfinden.