Juni 2018 - coolibri Dortmund
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SZENE<br />
D O R T M U N D<br />
RegisseurPhilip Schafferhans (l.),Kamerachef<br />
Tim Kaszik (r.)und ProduzentJascha Loos<br />
Fotos[2]:Zappenduster<br />
„Es gibt<br />
Dinge,<br />
die kann<br />
man nicht<br />
googeln.“<br />
Einbisschen düster ist es auch hinterder unscheinbaren grauenTür des„Zappenduster“-Filmstudios,imDesign-Gebäude<br />
der <strong>Dortmund</strong>er FH. Bis vorwenigen Stunden<br />
wurdehiernochunter Studentenund Dozenten gemischt, gecuttet, diskutiertund geschwitzt.<br />
Seit dem3.Mai läuftder fertigeKurzfilm alsTeilder „Kunst und Kohle“-Ausstellung<br />
im <strong>Dortmund</strong>er U. DinahBronnerbei denStudis hinter dieKulissen spitzen.<br />
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„Eswar mitnur acht Drehtagen eine unglaublich<br />
knappeZeitschiene“, erzähltProduktionsleiter<br />
Jascha Loos aufdem Wegdurch dieFH-Flure in<br />
daskleineFilmstudio, „aberesherrschte diegesamteZeitübereinemegaEnergie<br />
am Set.Die<br />
Realität derGeschichteund dieNähezuPhilips<br />
Opahaben unsallebefeuert.Das warunter allenBeteiligten<br />
zu spüren.“Der Kurzfilm„Zappenduster“<br />
beleuchtetdas Schicksaldes jungen<br />
Grubenarbeiters HorstKrämer,Großvater von<br />
Regisseur undDrehbuchautorPhilipSchafferhans.Nur<br />
kurz vor seiner Knappenprüfungverlor<br />
Krämer in den50ern unterTageeinen Arm<br />
undlebte fortan miteinem Handicap.Durchaus<br />
eine derdüstererenBergbaugeschichten–originalgetreu<br />
undmit sichtlichem Feuereifer erzähltund<br />
umgesetzt. „Inder ganzen Ruhrgebietsromantik,<br />
dieunsereGenerationheute viel<br />
besingt, verlieren wir diefrühereRealitätdes<br />
Ganzen häufigaus denAugen“, erklärt Kamerachef<br />
TimKaszikfasziniert. „Wir wolltenganzbewusstdie<br />
Schattenseiten beleuchten, diedamals<br />
im Bergbaumit zumAlltaggehörten.“<br />
HorstKrämer ließ seit Beginnder Drehbucharbeiten<br />
im Januardie eigeneGeschichtefür die<br />
ArbeitseinesEnkelsnocheinmal neuaufleben.<br />
„Ich wareigentlich über diegesamteEntstehungsphase<br />
jede Wochemindestenseinmal bei<br />
meinem Opa“,schmunzeltPhilip, „esgab einfach<br />
immer wieder Details,die wir wissen mussten,<br />
um diedamalige Zeit möglichstrealitätsgetreu<br />
zu porträtieren“,erklärter. „Esgibteinfach<br />
Dinge,die kann mannicht googeln, wiezumBeispiel<br />
dieFragen, wieeineKrankenschwesterin<br />
den50erJahrenimRuhrgebiet genauaussah,<br />
oder welchesdie üblichen Verständigungssignale<br />
unterden Kumpelsund dieMaschinengeräusche<br />
im Stollenwaren.“Sowurde OpaKrämerinden<br />
vergangenenWochenumsomehr<br />
dervielbesuchte Heldder Familie, hateinen eigenenPartimFilmund<br />
wirdbereits während<br />
derVorbereitsungsphase vonNachbarnim<br />
Schrebergartenauf dasCrowdfunding-Video seinesEnkelsPhilip<br />
angesprochen.<br />
Helden scheinen in demganzenProjekt aber eigentlich<br />
allezusein: Ersparnisse ausder eigenenTasche,<br />
schlaflose undarbeitsintensive<br />
Stundenvor Rechnern,Skriptenund Mischpultenund<br />
nichtzuletztein nervenaufreibender<br />
„Unter-Tage“-Drehtag im echten Grubendreck der<br />
ZecheNachtigall desLWL MuseumsinWitten.<br />
„Das war schon mitdas Spannendstefür unsalle“,<br />
erzählen Schaffhans undKaszik. „DieArbeit<br />
tief in derGrube hatnocheinmal nachhaltigunsere<br />
eigenePerspektive aufdie Umstände damals<br />
undden Bergbaubegriff‚Zappenduster‘geschärft.AmEndedes<br />
Drehtages kamenwir alle<br />
komplett verkohlt wieder nach oben.“<br />
Ein25Minuten langer Film realisiert sich eben<br />
nichtvon allein. „Aberdie ganzeArbeithat sich<br />
extrem gelohnt“, weiß Sounddesign-Chef Simon<br />
Huett. „Wir haben alleenorm viel gelernt. MancheHilfe,<br />
dievon Dozentenseitekam,hat uns<br />
auch absolut umgehauen. Und dasganze Ding<br />
hatuns als Team,das ausvielenverschiedenen<br />
Helfern ausverschiedenen Studiengänge total<br />
zusammengeschweißt.“Tim Kaszik ergänzt:<br />
„Das istdas Gute an unseremFachbereich:die<br />
Studiengänge sind allesuper praktisch orientiertund<br />
allesindebenDesigner“.Soarbeiten<br />
seit Beginn desStudiumsalleStudienbereiche<br />
undDozentenzusammen undbildenTeams und<br />
Netzwerke. Genaudaraufkomme es an,findet<br />
Loos.„Mankriegtallewichtigen Basics vermittelt<br />
undkann früh vondem Prinzip ‚learningby<br />
doing‘ profitieren.“Was dann danach kommt,<br />
hänge viel vomAusmaßder Eigeninitiativeab.<br />
„Man musseinfachimmer dran bleiben. Natürlich<br />
nichtbis zum Burnout, aber manmusssich<br />
immer umhorchen, mitmachen, netzwerken“.<br />
„Zappenduster“ läuft im Rahmen desruhrgebietsweitenAusstellungsprojektes„Kunstund<br />
Kohle“ vonMai bisSeptember im <strong>Dortmund</strong>er U.<br />
Dreh unterTage