Juni 2018 - coolibri Dortmund
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THEATER<br />
D Ü S S E L D O R F, K Ö L N, M Ü L H E I M<br />
<strong>coolibri</strong>präsentiert<br />
Showcase, Stadtprojekt,<br />
Akademie<br />
Foto: Suzy Bernstein<br />
Mit HaikoPfost hatdas „Impulse Theater Festival“für die nächstendreiJahre einen international erfahrenenkünstlerischen Leiter gefunden. Mit<br />
einem kleinen Team vonExperten,darunter auchzweiPublikumsjurorinnen, traf er eine bemerkenswerte Auswahlmit teilsspektakulären Performances<br />
ausdem deutschsprachigenRaum. „Showcase“nennterdie AufführungsreiheimMülheimerRinglokschuppen,die mitSchweizer Mundartstartet.<br />
„Dorf Theater“heißt dasProjekt vonCorsinGaudenz und es sorgt für einen unterhaltsamenEinstieg (Eintrittfrei, Buffetinbegriffen).<br />
Richtig zur Sache gehtesin„TheAutomated Sniper“, wenn RegisseurJulian Hetzel in seinem Ego-Shooter-Game mittelsDrohnen denTheatersaal<br />
entert. Aufexperimentelle Weisebeleuchteterdie Methoden moderner Kriegsführung.<br />
Kunst und Körperkult<br />
In fünfProduktionengehtesumden menschlichen<br />
Körper. DieWienerin Teresa Vittucci nimmt<br />
unsmit in ihrenSex-Chatund buhltumAnerkennung<br />
undLiebe („All Eyes On“).Die Spannung<br />
nährtsichaus demparadoxenVerhältnis<br />
vonIntimitätund Öffentlichkeit,Realitätund<br />
Fiktion. Zu einemdurchaushumorvollgemeintenMännerabendlädtder<br />
bildende KünstlerRoland<br />
Rauschmeierein.Gemeinsam mitAlexBaileyforscht<br />
er rund umsmännlicheGeschlechtsorgan.<br />
Ob SadomasooderSofty,das Duovon<br />
„Consumption As ACauseOfComingIntoBeing“<br />
verrät am 20.6.imPublikumsgesprächmehr<br />
über dieHintergründe (anschließendHoming-<br />
Party).Weitere nackte Tatsachenbringt Choreografin<br />
Florentina Holzingerinein radikalesBühnenformat.Schönheitswahn,Selbstzerstümmelung<br />
undFitnesskult stehen nebenzartem<br />
Tanz.„Apollon“ist wohl dieaufregendsteBühnenshowdes<br />
Festivals (15.+16.6.). IstLeihmutterschaft<br />
derneue Kolonialismus?EineprovokanteFrage,der<br />
sich dieGruppeFlinn Works<br />
in „Gobal Belly“ stellt. Angebotund Nachfrage<br />
diktierendie Regeln,westlicher Kinderwunsch<br />
wird in Entwicklungsländern zumlukrativenGeschäftsmodell.Ineiner<br />
ArtParcours tauchtder<br />
Betrachter in verschiedene Perspektiven ein.<br />
Denschlafenden Körper thematisiert David Weber-Krebs<br />
gemeinsammit seinem fünfköpfigen<br />
internationalenEnsemble. In „The GuardiansOf<br />
50<br />
Sleep“ werden dieZuschauer zumBeobachter<br />
dereigenen Performance. Na dann guteNacht!<br />
Geld, Rassismus undgroße Gefühle<br />
„Millionäre im Raum Mülheim gesucht“ hieß es<br />
im Vorfeld zurProduktion„Oratorium“ vonShe<br />
ShePop.Hiertreffen Besitzlose aufgut Betuchte,ein<br />
Bühnenexperimentzwischen arm und<br />
reich. Einsüdafrikanisch-deutsch-niederländischesKollektiv<br />
findetsichfür denClubabend<br />
„Pink Money“ zusammen.Spielerisch sowie musikalisch<br />
verweisensie aufdie dunklenSeiten<br />
desParty-Tourismus,queer,transsexuell,<br />
schwul –Diskriminierungenlauernüberall.In<br />
eine ähnlicheRichtunggehen Monika Truong<br />
undThom Reinhard. SiedeckenStrukturendes<br />
„EnjoyRacism“ vonThom Truong<br />
Foto: Linda Pollari<br />
alltäglichen Rassismus aufund entwickeln in<br />
„EnjoyRacism“ eine Laborsituation. Dafür wird<br />
dasPublikum in zwei Gruppengeteilt; jede Seite<br />
erlebt eine andere Versionder Inszenierung.Um<br />
starkeGefühle drehtessichin„MothersOf<br />
Steel“:Weinenals politischesKalkül.Gezielt eingesetzt,<br />
beeinflusstesMedienbilderund diese<br />
könnenwiederumhistorischeEreignisseverändern.Ein<br />
Klageliedder PerformerinnenMadalina<br />
Danund AgataSiniarska.<br />
Ein Trauerfest und einFachaustausch<br />
Düsseldorfwirdzum Zentrumdes Bürgerprojekts„Wenn<br />
dieHäuserTrauertragen“. Es gibt<br />
Aktionenrundumdas Wilhelm-Marx-Haus zwischenKöund<br />
Altstadt,denndie VHS, dasEine<br />
Welt Forum, dasFFT Juta müssen einemInvestorweichen.KünstlerorganisierenFührungen<br />
durch dasGebäude undgestalten einenAbschiedspfad.<br />
EingroßesTrauerfestam24.6.<br />
macht denVerlust zu einemsinnlichenAkt.In<br />
derstudiobühnekölngibteszweiAkademien,<br />
dieden Begriff desPrekäreninden Vordergrund<br />
stellen. ÖkonomischeZwänge sind in derfreien<br />
Kunstszene einDauerproblemund so geht’s um<br />
Standortmarketing, künstlerischeFreiheiten,<br />
globaleVernetzung, spezifischeStadtraumeroberungen.<br />
Ariane Schön<br />
ImpulseTheater Festival:13.-24.6.,Düsseldorf,<br />
Köln,Mülheim;impulsefestival.de