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Tagungen<br />
Erneuerter Mensch, erneuerte Wirtschaft<br />
Kardinal Woelki war Festredner des <strong>BKU</strong>-Sommerempfanges 2012<br />
Die katholische Kirche wurde<br />
unlängst wiederholt dafür kritisiert,<br />
dass sie sich viel zu<br />
wenig zur globalen Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise äußere, ja<br />
sogar schwiege. Ihre Stimme sei<br />
trotz der großen Herausforderungen,<br />
vor denen die gesamte<br />
Weltgemeinschaft stehe, nicht<br />
wirklich zu vernehmen. Das<br />
sagte der Erzbischof von<br />
Berlin, Rainer Maria Kardinal<br />
Woelki, am 11. September<br />
beim <strong>BKU</strong>-Sommerempfang in<br />
Berlin.<br />
Woelki nutzte die Gelegenheit,<br />
dies zu ändern, und äußerte sich<br />
pointiert. Er spreche nicht als<br />
Wirtschaftsexperte, als Professor<br />
der Volkswirtschaftslehre oder als<br />
Unternehmer. Er tue es als Mann<br />
der Kirche, als Bischof des Bistums<br />
Berlin, aber auch als Gläubiger einer<br />
globalen Gemeinschaft. Und er<br />
liefere keine fertig ausgearbeiteten<br />
Lösungsansätze. Dies sei aber auch<br />
nie die vorrangige Aufgabe der katholischen<br />
Soziallehre gewesen,<br />
betonte der Kardinal. Ihr Fokus<br />
richte sich auf die Prinzipien, die<br />
dem Handeln der Menschen zugrunde<br />
liegen.<br />
Woelki zeigte Fehlentwicklungen<br />
der aktuellen Situation auf: die<br />
anhaltende Arbeitslosigkeit besonders<br />
bei Jugendlichen, Älteren<br />
und Geringqualifizierten, die<br />
Als erfolgreicher Unternehmer<br />
sieht der Vorsitzende der Diözesangruppe<br />
Berlin, Mario Ahlberg,<br />
die Wirtschaftslage deutlich positiver<br />
als der Kardinal.<br />
20 <strong>BKU</strong>-Journal 3 2012<br />
Gastgeber und prominente Besucher: Der Vorsitzende der DG Berlin,<br />
Mario Ahlberg (erste Reihe, v.li.), der Apostolische Nuntius, Erzbischof<br />
Jean Claude Périsset, der Vorsitzende der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
Volker Kauder, MdB, die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött,<br />
MdB, und der Vorsitzende des Kongresses Christlicher Führungskräfte,<br />
Pastor Horst Marquardt. Fotos: Peter Unterberg<br />
sinkende Kaufkraft, die Eliminierung<br />
von Wettbewerbern sowie zunehmende<br />
Stress-, Burn-out- und<br />
Mobbing-Erfahrungen im Arbeitsleben.<br />
Die Menschen seien<br />
zunehmend körperlich und seelisch<br />
erschöpft. Auch für die Dritte<br />
Welt und den Erhalt der Schöpfung<br />
sehe er kaum positive Entwicklungen,<br />
die Profitmaximierung<br />
stehe im Vordergrund.<br />
„Der überbordende Materialismus<br />
und Konsumismus lässt<br />
sich als Kern der heutigen Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise ausmachen.<br />
Eine Fehlentwicklung, auf<br />
Grund derer der Mensch, die Arbeit,<br />
das Geistige, das Soziale, das<br />
Allgemeinwohl, die Solidarität,<br />
die Umwelt, die Zukunft schlichtweg<br />
vernachlässigt werden“, kritisierte<br />
der Kardinal.<br />
Ein erneuerter Mensch und eine<br />
erneuerte Lebenspraxis könnten<br />
helfen, diese Situation und den<br />
Materialismus zu überwinden,<br />
glaubt Woelki. Damit verbinde er<br />
eine Reihe von Aspekten: „Liebe<br />
muss wichtiger sein als Reichtum,<br />
Freundschaft ist wertvoller als<br />
Prestige, Gespräche verbinden<br />
mehr als Räusche, persönliche<br />
Ausstrahlung ist anziehender als<br />
äußere Aufmachung, innere Zu-<br />
friedenheit ist mehr wert als eine<br />
hohe Position, menschliche Geborgenheit<br />
ist wichtiger als finanzielle<br />
Absicherung.“ Die meisten<br />
Menschen spürten das. Auf dieses<br />
Gefühl müssten alle wieder stärker<br />
Acht geben.<br />
Veränderte Einstellungen<br />
beim Einzelnen strahlten auf die<br />
anderen aus. Dies sei die Voraussetzung<br />
dafür, die Wirtschaft von<br />
innen zu heilen. „Die innere Wandlung<br />
des Menschen mit der Ausrichtung<br />
auf Gott ist die Voraussetzung<br />
dafür, dass die Wirtschaft<br />
gesunden kann“, sagte Kardinal<br />
Woelki. Bausteine dafür seien unter<br />
anderem ein maßvoller Konsum,<br />
eine solidarische Gemeinschaft,<br />
die Stärkung von Ehe und<br />
Familie und die Pflege eines spirituellen,<br />
religiösen Lebens.<br />
Die Wirtschaft müsse maßvoll<br />
und langfristig handeln, dem Allgemeinwohl<br />
dienen, sich um globale<br />
Solidarität bemühen und um<br />
künftige Generationen sorgen.<br />
Der Mensch müsse als Ziel und<br />
Mittelpunkt der Wirtschaft betrachtet<br />
werden, als Person. Ein<br />
solches System diene dem Menschen.<br />
Es schenke und bewahre<br />
ihm echte Lebensqualität, Freude<br />
und den Frieden des Herzens. fi