PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schwerpunkt: Mit Werten führen<br />
Pastorales braucht Raum im Kalender<br />
Pfarrer und Manager: Monsignore Mies diskutierte mit dem <strong>BKU</strong> Hamburg<br />
Im Grenzbereich zwischen<br />
Kirche und Management ist<br />
Monsignore Peter Mies unterwegs.<br />
Mies ist Pfarrer einer<br />
großen Doppelgemeinde in<br />
Hamburg und langjähriger Vorsitzender<br />
des Hamburger<br />
Schulverbandes. Am 5. September<br />
diskutierte er mit der<br />
DG der Hansestadt über seine<br />
Arbeit.<br />
Mies ist durch seine Laufbahn als<br />
Priester sehr schnell auch mit Managementaufgaben<br />
und finanziellen<br />
Themen konfrontiert worden.<br />
Das begann mit der Abrechnung<br />
von Zeltlagern als Kaplan. Zu seiner<br />
ersten Pfarrstelle gehörte dann<br />
die Verantwortung für ein Bildungshaus<br />
samt Etat und Angestellten.<br />
Mittlerweile ist er über<br />
den Schulverband auch in die Etatfragen<br />
der katholischen Schulen<br />
der Hansestadt eingebunden.<br />
Er habe sich nie der „Jammerei“<br />
der Kollegen angeschlossen,<br />
sie hätten in der Priesterausbildung<br />
nichts über Management<br />
und Finanzen gelernt, betonte<br />
Mies. Zu jedem verantwortungsvollen<br />
Beruf gehöre es, irgendwann<br />
für finanzielle Ressourcen<br />
und Mitarbeiter Verantwortung zu<br />
übernehmen. Das gelte auch für<br />
Priester und Pfarrer.<br />
Mies wehrte sich auch gegen Forderungen,<br />
die Geistlichen von den<br />
wirtschaftlichen Fragen der Kirchenarbeit<br />
zu befreien: Es sei zweifelsohne<br />
richtig, dass die Kirche Finanzfachleute<br />
und Geschäftsführer<br />
einstellt. Die Gesamtleitung einer<br />
Einrichtung und Gemeinde sollte<br />
dennoch in den Händen derer liegen,<br />
die den Geist des Ganzen vertreten,<br />
findet er.<br />
Die Sorge um das Materielle<br />
dürfe dabei aber nicht überhandnehmen,<br />
mahnte Mies. Der<br />
Priester als Manager müsse dafür<br />
Sorge tragen, dass auch die Seelsorge<br />
nicht vergessen wird. Da sich<br />
6 <strong>BKU</strong>-Journal 3 2012<br />
Unternehmerischer Priester: Monsignore<br />
Peter Mies aus Hamburg<br />
das Materielle tendenziell immer<br />
in den Vordergrund schiebe, sei es<br />
wichtig, pastorale Themen und<br />
Aktivitäten fest im Tagesablauf zu<br />
verankern.<br />
Wichtig sei auch der Geist, in<br />
dem der priesterliche Manager<br />
unterwegs ist: „Management ist die<br />
Kunst, die Dinge so zu organisieren,<br />
dass sie nicht zufällig ablaufen,<br />
sondern so wie ich es will“, sagte<br />
er. Ohnehin lasse sich bei vielen Arbeiten<br />
kaum unterscheiden, ob es<br />
hier um Seelsorge oder Management<br />
geht: Bei der Aufstellung der<br />
Dienstpläne gehe es nicht nur um<br />
Termine, sondern auch darum,<br />
den Rahmen zu setzen, in dem seelsorgerische<br />
Aktivitäten überhaupt<br />
möglich sind. Und im Einstellungsgespräch<br />
mit Lehrern katholischer<br />
Schulen gehe es nicht<br />
nur um Arbeitsrecht, sondern auch<br />
um die geistliche Ausrichtung der<br />
Einrichtung.<br />
Für durchaus sinnvoll hält<br />
Mies den Rückgriff auf Unternehmensberater.<br />
Zwar sei es auch<br />
in der Kirche leicht, Dialogprozesse<br />
anzustoßen. Sehr schwer sei es<br />
aber, diese auch vernünftig und mit<br />
Entscheidungen abzuschließen.<br />
Wenn dies ohne die richtigen<br />
Techniken geschehe, könne viel<br />
Schaden angerichtet werden.<br />
Aber auch hier sieht er deutliche<br />
Grenzen: Die Kirche dürfe ihren<br />
unaufgebbaren Kern nicht von der<br />
Frage abhängig machen, ob es für<br />
dieses Angebot einen Markt gebe,<br />
warnte Mies. Ökumenische Taufen,<br />
unverbindliche Hochzeiten ohne<br />
die Verpflichtung zur lebenslangen<br />
Treue und ähnliche „softige Angebote<br />
wären vielleicht ein Renner“,<br />
sagte er. Dennoch sei hier die<br />
Grenze dessen erreicht, wo die Kirche<br />
den Ideen der Unternehmensberater<br />
folgen könne.<br />
Peter Unterberg<br />
Dritter Weg im<br />
Dienste Gottes<br />
Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender<br />
der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
hat den Sonderweg im<br />
kirchlichen Arbeitsrecht erneut<br />
gegen Kritik verteidigt. Das „Konfrontationsmodell“<br />
im üblichen<br />
Tarifrecht sei mit dem Dienstverständnis<br />
der katholischen Kirche<br />
nicht vereinbar. Die Kirche könne<br />
die Erfüllung ihres geistig-religiösen<br />
Auftrages nicht unter den<br />
Vorbehalt eines Arbeitskampfes<br />
stellen, ohne ihr Selbstverständnis<br />
preiszugeben, erläuterte Zollitsch:<br />
„Ein kirchlicher Arbeitgeber kann<br />
keine Kampfmaßnahme ergreifen,<br />
um einem Streik zu begegnen.“<br />
Man könne weder die Glaubensverkündigung<br />
noch den Dienst<br />
am Nächsten suspendieren, um<br />
Druck auf die Mitarbeiter auszuüben.<br />
Die Beziehung zwischen Arbeitnehmern<br />
und Arbeitgebern<br />
sei vielmehr durch das „Miteinander<br />
im Dienst Gottes“ geprägt. Das<br />
gemeinsame Ziel schließe es aus,<br />
durch offenen Druck gegeneinander<br />
Änderungen der Arbeitsbedingungen<br />
zu erstreiten.<br />
KNA/VB