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forschungsprogramm optische technologien - Baden-Württemberg ...

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[Schriftenreihe der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>]<br />

FORSCHUNGSPROGRAMM<br />

OPTISCHE TECHNOLOGIEN<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten


2<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Impressum<br />

Forschungsprogramm Optische Technologien<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten<br />

Herausgeberin:<br />

Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gGmbH<br />

Richard-Wagner-Straße 51, 70184 Stuttgart<br />

Internet: www.landesstiftung-bw.de<br />

Verantwortlich: Rudi Beer<br />

Für die Darstellung der einzelnen Forschungsprojekte<br />

sind die Projektleiter verantwortlich.<br />

Abbildungen:<br />

Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gGmbH<br />

und Projektpartner<br />

Gestaltung:<br />

BPPA, Stuttgart<br />

Druck:<br />

Druckerei Mack, Schönaich<br />

© September 2005, Stuttgart<br />

Schriftenreihe der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>; 15<br />

ISSN 1610-4269


FORSCHUNGSPROGRAMM<br />

OPTISCHE TECHNOLOGIEN<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten<br />

3


4<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Inhalt<br />

[2001]<br />

[2002]<br />

Forschungsprogramm Optische Technologien<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten<br />

Vorwort 6<br />

Geleitwort 7<br />

Ausschreibung 2001:Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Entwurf und Realisierung hochauflösender<br />

fokusinvarianter <strong>optische</strong>r Systeme mittels Wellenfrontkodierung und<br />

Adaptive Phasenplatten für fokusinvariante <strong>optische</strong> Systeme 10<br />

Holografische Endoskopie für 3D-Untersuchungen 12<br />

Messtechnik und Bildverbesserung mit Adaptiver Membranspiegel-Optik 14<br />

Mikro<strong>optische</strong> scannende Laserstrahl-Führungssysteme für endoluminale<br />

Anwendungen 16<br />

Mikro<strong>optische</strong> Systeme für die lasergestützte<br />

minimalinvasive Verbrennungsdiagnostik 18<br />

Rigorose numerische Simulation in Optik-Design und hochauflösender Messtechnik 20<br />

Ausschreibung 2001:Neue Laserstrahlquellen<br />

Halbleiter-Scheibenlaser 22<br />

Ausschreibung 2002:Aktive Optik<br />

Aktive Mikro-Manipulation 26<br />

Elektrisch gesteuerte Benetzung für adaptive Mikrolinsen 28<br />

Erzeugung und Adaptation dynamischer kohärenter Masken<br />

für den aktiven <strong>optische</strong>n Form- und Verformungsvergleich 30<br />

Grundlegende Untersuchungen zur Herstellung hochpräziser Komponenten<br />

durch schnelles Heißprägen anorganischer Gläser für Anwendungen in <strong>optische</strong>n<br />

Übertragungs<strong>technologien</strong> und Systemen der aktiven Optik 32<br />

Integrations- und Präzisions<strong>technologien</strong> für<br />

aktive <strong>optische</strong> Spiegelelemente 34<br />

9<br />

25


[2003/2004] 37<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

FRET in TIRFM: Räumlich und zeitlich hochauflösende Detektion<br />

von Protein-Protein-Interaktionen in Zelladhäsionskomplexen 38<br />

Hochauflösende, isotrope Fluoreszenzmikroskopie in extrem streuenden Proben 40<br />

Neue 4Pi-Kontraste zur Abbildung lebender Zellen 42<br />

Nicht-invasive Darstellung menschlicher Hirnfunktionen mittels<br />

Diffusing-Wave-Spectroscopy (DWS) 44<br />

Visualisierung dynamischer Prozesse bei der Zelldifferenzierung<br />

durch kontrastverstärkende Ramanmikroskopie und zeitaufgelöste<br />

Fluoreszenzmikroskopie 46<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Optische Systeme für den Terahertzbereich<br />

Entwicklung eines kompakten Mikrospektrometers für den Terahertzbereich 48<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Adaptive Optiken ohne mechanische Aktoren<br />

Adaptive Linsenarrays mit variablem Abstand 50<br />

Magnetisch verstellbare Adaptive Linsen auf Basis von Nanopartikeln 52<br />

Maßgeschneiderte hochdispersive Dünnfilmfilter für Laserscanning-Anwendungen 54<br />

Thermisch aktivierte Bauelemente für die adaptive Optik 56<br />

Mitglieder „Photonik-Zentrum“ der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 58<br />

Gutachter Förderprogramm „Forschung Optische Technologien“<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 59<br />

5


6<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Vorwort<br />

Herbert Moser MdL,<br />

Geschäftsführer der Landesstiftung<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist ein hochentwickelter<br />

Standort, der weltweit zu den Spitzenregionen zählt. Die<br />

Landesstiftung als eine der größten Stiftungen Deutschlands<br />

hat es sich zum Ziel gesetzt, in die Zukunft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

und seiner Menschen zu investieren und damit zur<br />

Zukunftssicherung dieses Standorts beizutragen. Naturgemäß<br />

spielt hierbei der Bereich der Forschung eine zentrale Rolle.<br />

Erfolgreiche Forschung wirkt gleichsam als Schrittmacher in<br />

Richtung Zukunft.<br />

Eine im Auftrag der Landesstiftung von der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger & Partner im Jahr 2000 erstellte Studie<br />

zum Thema „Zukunftsinvestitionen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

belegte u.a. eindrucksvoll die Spitzenpositionen in Wirtschaft<br />

und Wissenschaft im Bereich der <strong>optische</strong>n Technologien im<br />

Land. Diese Spitzenposition gilt es nachhaltig zu stärken und<br />

auszubauen.<br />

Bereits im Jahr 2001 hat die Landesstiftung das „Forschungsprogramm<br />

Optische Technologien“ ins Leben gerufen. Im<br />

Rahmen dieses Forschungsprogramms wurden in den Jahren<br />

2001, 2002 und 2003/2004 drei wissenschaftlich begutachtete<br />

Ausschreibungen durchgeführt, über die 23 wissenschaftlich<br />

hochkarätige Forschungsprojekte mit großem Innovationspotenzial<br />

mit einem Projektvolumen von rd. 9 Mio. Euro für<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> identifiziert und in Auftrag gegeben<br />

wurden.<br />

Zur Identifikation der Forschungsthemen hat die Landesstiftung<br />

das „Photonik-Zentrum“ eingerichtet, in dem Experten<br />

auf dem Gebiet der <strong>optische</strong>n Technologien aus Industrie und<br />

Wissenschaft mitwirken. Durch dieses Gremium war es möglich,<br />

strategische Forschungsfelder im Bereich der Photonik<br />

unter Berücksichtigung nationaler und internationaler<br />

Entwicklungen zu identifizieren und diese unter besonderer<br />

Berücksichtigung der baden-württembergischen Struktur in<br />

Wissenschaft und Wirtschaft in konkrete Forschungsprogramme<br />

umzusetzen.<br />

Die Projektträgerschaft für die Ausschreibungen wurde dem<br />

Kompetenznetz Photonics BW e.V. übertragen.<br />

Die vorliegende Broschüre soll einen Überblick über das<br />

Förderprogramm geben und über die Ziele und den Stand der<br />

Forschungsprojekte aus den ersten drei Ausschreibungen<br />

informieren.<br />

Herbert Moser MdL<br />

Geschäftsführer


Geleitwort<br />

Photonics BW e.V. ist ein vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) geförderter, gemeinnütziger eingetragener Verein<br />

zur Förderung der <strong>optische</strong>n Technologien in Forschung, Entwicklung<br />

und Anwendung, Aus- und Weiterbildung sowie Marketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Photonics BW e.V. wurde im Juli<br />

2000 gegründet und vereint heute bereits 40 Mitglieder aus der Industrie,<br />

KMU und Wissenschaft sowie aus der Finanz- und Beratungsbranche.<br />

Photonics BW ist seit 2001 Projektträger im Rahmen des Förderprogramms<br />

„Forschung Optische Technologien“ der Landesstiftung<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gGmbH.<br />

Die <strong>optische</strong>n Technologien haben sich zu den<br />

bedeutendsten Technologien unserer heutigen Industrie- und<br />

Informationsgesellschaft entwickelt. Die Vielzahl der Entwicklungen<br />

und Anwendungen rund um das Licht ließen den<br />

Begriff der „Photonik“ in Analogie zur Elektronik entstehen.<br />

Entsprechend der „Deutschen Agenda Optische Technologien<br />

für das 21. Jahrhundert“ werden hierunter die Gesamtheit aller<br />

physikalischen, chemischen und biologischen Naturgesetze<br />

und Technologien zur Erzeugung, Verstärkung, Formung, Übertragung,<br />

Messung und Nutzbarmachung von Licht vom extremen<br />

ultravioletten bis zum infraroten Spektralbereich zusammengefasst.<br />

In nahezu allen Bereichen werden Aufgaben<br />

zunehmend mit <strong>optische</strong>n Technologien gelöst, enthalten<br />

Produkte mehr und mehr <strong>optische</strong> Komponenten als Schlüsselbausteine.<br />

Darüber hinaus bilden die <strong>optische</strong>n Technologien<br />

vielfach die Grundlage und Voraussetzung für weitere technologische<br />

Entwicklungen und Anwendungen. Dem Photon wird<br />

deshalb in diesem Jahrhundert eine vergleichbare Bedeutung<br />

zugesprochen wie dem Elektron im vergangenen Jahrhundert.<br />

In der Kommunikationstechnik beispielsweise haben die <strong>optische</strong>n<br />

Technologien aufgrund ihrer um ein Vielfaches höheren<br />

Übertragungsbandbreite auf längeren Verbindungsstrecken die<br />

Kupferkabel verdrängt. So werden heute bereits über 90 % des<br />

weltweit ständig wachsenden Internet-Datenaufkommens mit<br />

Hilfe von Lasern und Glasfasernetzen übertragen. Mit der<br />

Wavelength-Division-Multiplexing-Technik werden künftig<br />

Datenübertragungsraten von 3,2 Terabit/s über eine einzige<br />

Glasfaser möglich – das entspricht etwa 40 Millionen<br />

Telefonkanälen.<br />

In der Fertigungstechnik, z. B. der Automobil- und Maschinenbauindustrie,<br />

ist der Laser zu einem unentbehrlichen Werkzeug<br />

geworden und hat zahlreiche herkömmliche Verfahren substituiert.<br />

Seine Vorzüge liegen in der hohen Bearbeitungsqualität,<br />

Produktivität und Flexibilität sowie der guten Automatisierbarkeit.<br />

Mit dem Laser können unterschiedlichste Bearbeitungsverfahren,<br />

wie das Trennen, Fügen, Bohren, Beschriften,<br />

Formen, Oberflächenbehandeln sowie Strukturieren und<br />

Abtragen, durchgeführt werden. Ein Beispiel ist das Remote<br />

Welding, mit dem künftig Automobilkarosserien mit höchsten<br />

Schweißgeschwindigkeiten und minimalen Positionierzeiten<br />

gefertigt werden. Die Entwicklung neuer Strahlquellen mit<br />

höherer Leistung, besserer Fokussierbarkeit sowie kürzeren<br />

Pulsen bis in den Femtosekunden-Bereich werden auch weiterhin<br />

neue Anwendungen sowohl im makroskopischen als auch<br />

im mikroskopischen Bereich erschließen.<br />

Auch in der Medizin hat sich der Laser als vielseitiges<br />

Instrument für chirurgische Anwendungen etabliert und<br />

ermöglicht hier minimalinvasive und patientenschonende<br />

Eingriffe selbst in sensibelste Bereiche wie z. B. dem Auge.<br />

7


8<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

So ist die Femto-LASIK zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten ein<br />

in den USA seit Jahren bewährtes Verfahren und befindet sich<br />

gegenwärtig im europäischen Raum in der Einführung.<br />

Optische Technologien helfen auch, neue Erkenntnisse über<br />

Entstehung und Heilung von Krankheiten zu gewinnen. In der<br />

Pharmaindustrie beschleunigen z. B. <strong>optische</strong> Screening-<br />

Verfahren die Entwicklung von Medikamenten mit verbesserter<br />

Wirksamkeit bei gleichzeitiger Senkung der Kosten. Mit der<br />

Fluoreszenzmikroskopie werden die Visualisierung komplexer<br />

dynamischer Prozesse in lebenden Systemen und die Analyse<br />

zugrunde liegenden Mechanismen möglich.<br />

Anwendungspotenziale liegen beispielsweise in der Evaluation<br />

neuer Therapeutika zur Behandlung von Tumorerkrankungen<br />

sowie in der Entwicklung regenerativer Therapien.<br />

Die <strong>optische</strong> Messtechnik trägt maßgeblich zur Qualität und<br />

Sicherheit moderner industrieller Fertigungsprozesse in den<br />

unterschiedlichsten Branchen bei. In die Fertigungslinie integrierte<br />

<strong>optische</strong> Mess- und Prüfverfahren ermöglichen eine<br />

Rückkopplung vielfältigster Prozessdaten in Qualitätsregelkreise<br />

in Echtzeit, so dass Abweichungen in der Fertigung rechtzeitig<br />

erkannt und Korrekturen vorgenommen werden können.<br />

Dadurch können enge Fertigungstoleranzen eingehalten und<br />

Ausschuss bzw. Nacharbeit vermieden werden. Oberflächen<br />

beispielsweise können mit Hilfe der Laser-Interferometrie<br />

berührungslos mit einer Auflösung im Nanometerbereich vermessen<br />

werden und ermöglichen so die Herstellung hochpräziser<br />

Komponenten oder die hochdynamische Messung von<br />

Bauteilschwingungen und -verformungen.<br />

In der Elektronikbranche können mit Hilfe der Lithografie<br />

Halbleiterstrukturen von derzeit bis zu 55 nm erzeugt werden,<br />

wodurch die zunehmende Miniaturisierung von Schaltkreisen<br />

und die Entwicklung von immer leistungsfähigeren Computern<br />

überhaupt erst ermöglicht wird. Mit der EUV-Lithografie werden<br />

künftig sogar Strukturgrößen von unter 35 nm angestrebt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit erfahren derzeit <strong>optische</strong> Technologien<br />

im Wellenlängenbereich zwischen 30 und 3000 µm,<br />

deren sog. Terahertz-Strahlen Materie ähnlich wie Röntgenstrahlen<br />

durchdringen, aber als ungefährlich gelten. Damit<br />

eröffnet sich der Terahertz-Technologie ein großes und hochinteressantes<br />

Anwendungsspektrum, z. B. in der Sicherheitstechnik,<br />

der medizinischen Diagnostik und den Materialwissenschaften.<br />

Ein großer Wachstumsmarkt liegt in der Beleuchtungstechnik.<br />

Leuchtstarke weiße Leuchtdioden (LEDs) werden Glühlampen<br />

zunehmend ablösen und aufgrund des deutlich besseren<br />

Wirkungsgrads enorme Einsparungen an elektrischer Energie<br />

ermöglichen. Displays auf Basis organischer Leuchtdioden<br />

(OLEDs) werden als sehr energieeffiziente, dünne und sogar<br />

biegsame Anzeigeelemente bereits in ersten Produkten wie<br />

z. B. Mobiltelefone oder Digitalkameras eingesetzt. In Zukunft<br />

werden OLEDs großflächige Displays hoher Brillanz sowie völlig<br />

neue Beleuchtungskonzepte ermöglichen.<br />

Im Optik-Design können durch die weitere Nutzung von<br />

Diffraktions- und Polarisationseffekten, Freiformflächen und<br />

mikrostrukturierten Oberflächen neuartige abbildende und<br />

nicht-abbildende <strong>optische</strong> Komponenten mit deutlich besseren<br />

Eigenschaften für die jeweilige Applikation entwickelt oder spezielle<br />

Funktionen überhaupt erst möglich gemacht werden.<br />

Die <strong>optische</strong>n Technologien besitzen eine hohe wirtschaftliche<br />

Bedeutung und große Hebelwirkung. Schon heute lassen sich<br />

etwa 15 % der Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie<br />

mittelbar oder unmittelbar den <strong>optische</strong>n Technologien zuordnen:<br />

das sind über eine Million Arbeitsplätze allein in Deutschland.<br />

Nach einer Schätzung des Vereins Deutscher Ingenieure<br />

(VDI) sind in Deutschland derzeit in der Herstellung <strong>optische</strong>r<br />

Technologien etwa 110.000 Menschen beschäftigt, die einen<br />

Jahresumsatz von rund 10 Mrd. Euro erwirtschaften. Optische<br />

Technologien aus Deutschland nehmen international vielfach<br />

eine Spitzenposition ein. Besonders erfolgreich ist die deutsche<br />

Laserbranche, die bei den Laserstrahlquellen einen Weltmarktanteil<br />

von rund 40 % und bei Lasersystemen von etwa 25 %<br />

vorweisen kann. Als eine der wenigen Branchen konnten die<br />

<strong>optische</strong>n Technologien auch in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten weiter wachsen und z. T. Wachstumsraten im zweistelligen<br />

Prozentbereich erzielen. Und auch für die kommenden<br />

Jahre rechnen Experten mit einem jährlichen Wachstum von<br />

rund 10 %.<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verfügt traditionsgemäß über eine<br />

herausragende industrielle und wissenschaftliche Infrastruktur<br />

– insbesondere auch im Bereich der Photonik. Diese Position<br />

gilt es auch in Zukunft international zu verteidigen und durch<br />

geeignete förderpolitische und strukturelle Maßnahmen nachhaltig<br />

zu stärken und auszubauen.<br />

Dr. Andreas Ehrhardt Dipl.-Ing. (FH) Boris Stephan<br />

Geschäftsführer<br />

Photonics BW e.V.<br />

F+E-Projekt-Controlling


ausschreibung 2001<br />

9


10<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Wird ein <strong>optische</strong>s Abbildungssystem defokussiert, so wird das<br />

Bild aufgrund der begrenzten Schärfentiefe unscharf (Abb. 1<br />

links und Mitte). Dies ist besonders in der industriellen Bildverarbeitung<br />

nachteilig, da damit eine Einschränkung der<br />

Objektlage verbunden ist. Die Schärfentiefe kann zwar durch<br />

Abblenden des Objektivs erhöht werden, jedoch muss dann ein<br />

entsprechender Lichtverlust in Kauf genommen werden, der bei<br />

kurzen Belichtungszeiten in den meisten Anwendungen nicht<br />

toleriert wird.<br />

Wird eine transparente Platte mit kubischer Oberfläche (kubische<br />

Phasenplatte) in die Austrittspupille des Abbildungssystems<br />

gesetzt, so bewirkt die Phasenplatte zunächst eine<br />

zusätzliche Bildverschlechterung. Durch inverse Filterung des<br />

Bildes kann jedoch eine Bildqualität restauriert werden, welche<br />

dem fokussierten Bild sehr nahe kommt (Abb. 1 rechts).<br />

Mit diesem Verfahren kann eine Verbesserung der Schärfentiefe<br />

des <strong>optische</strong>n Abbildungssystems von mindestens einem<br />

Faktor fünf erreicht werden. Je größer der gewünschte Erweiterungsfaktor<br />

für den Schärfentiefenbereich ist, umso stärker<br />

muss jedoch die Phasenplatte sein. Dadurch werden in das<br />

Abbildungssystem zusätzliche Bildfehler eingeführt, die durch<br />

den Filterprozess nicht vollständig kompensiert werden können.<br />

Diese Bildfehler hängen direkt von der Stärke der verwendeten<br />

Phasenplatte ab. Es ist deshalb wünschenswert, für jede<br />

Anwendungssituation die passende Phasenplattenstärke zu<br />

wählen, um einen optimalen Kompromiss zwischen Schärfentiefenbereich<br />

und Restbildfehlern zu erhalten.<br />

Adaptive Phasenplatten erlauben es, die Phasenplattenstärke<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Entwurf und Realisierung hochauflösender<br />

fokusinvarianter <strong>optische</strong>r Systeme mittels<br />

Wellenfrontkodierung und Adaptive Phasenplatten<br />

für fokusinvariante <strong>optische</strong> Systeme<br />

Hochschule Aalen, Abteilung Optoelektronik<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

kontinuierlich anzupassen. Im Rahmen des Projekts werden an<br />

der Hochschule Aalen zwei verschiedene Ansätze für die Realisierung<br />

solcher Phasenmasken verfolgt. Zum einen wird in<br />

Zusammenarbeit mit dem Institut für Technische Optik (ITO) an<br />

der Universität Stuttgart adaptive Membranspiegel entwickelt<br />

und untersucht, die so deformiert werden können, dass die verursachte<br />

Wellenfront den gewünschten kubischen Verlauf hat.<br />

Zum andern werden gegeneinander verschiebbare Phasenplatten<br />

mit speziell geformten Oberflächen untersucht, die<br />

Abb. 1 Fokussiertes (links) und<br />

defokussiertes Bild (Mitte) eines<br />

konventionell aufgenommenen<br />

Streifenmusters. Rechts ist das mit<br />

Hilfe einer adaptiven, kubischen<br />

Phasenmaske aufgenommene und<br />

invers gefilterte Bild des defokussierten<br />

Streifenmusters dargestellt.<br />

aufeinandergelegt sich in der Grundposition in ihrer Wirkung<br />

kompensieren (Abb. 2 oben).<br />

Werden (Abb. 2 unten) die Phasenplatten relativ zueinander<br />

verschoben, so ist die Wirkung des Phasenplattenpaares die<br />

gleiche wie die einer kubischen Phasenplatte. Der effektive<br />

kubische Anteil ist dabei umso größer, je stärker die Phasenplatten<br />

gegeneinander verschoben sind. Die Verschiebung ist<br />

in der Größenordnung von einigen zehntel Millimetern und<br />

kann so eingestellt werden, dass die gewünschte kubische<br />

Wirkung entsteht. Im Rahmen des Projekts werden im Zentrum<br />

für <strong>optische</strong> Technologien an der HTW Aalen Fertigungsverfahren<br />

entwickelt und untersucht, um solche Phasenplatten<br />

(Freiformflächen) mit <strong>optische</strong>r Genauigkeit herzustellen.<br />

Das Prinzip der variablen Phasenplatten wurde zum Patent<br />

angemeldet. Ein Demonstrator mit entsprechenden Phasenmasken<br />

wurde hergestellt, um den praktischen Einsatz mit<br />

Herstellern von Barcode-Lesegeräten und Autofokussystemen<br />

zur Abstandsmessung zu erproben. Der Technologietransfer<br />

erfolgt durch das Technologie-Lizenz-Büro (TLB).


Ferner wird im Projekt untersucht, wie der inverse Filterprozess<br />

durch den Kohärenzgrad der Beleuchtung beeinflusst wird. Dies<br />

ist besonders dann von Bedeutung, wenn das Verfahren in der<br />

Mikroskopie eingesetzt wird, wo teilkohärente Beleuchtung<br />

vorliegt.<br />

Da kommerziell erhältliche Software-Programme für die notwendigen<br />

physikalisch-<strong>optische</strong>n Simulationen nicht oder nur<br />

unzureichend einsetzbar sind, wurde im Rahmen des Projekts<br />

das Simulationsprogramm PHYOS (physical simulation of optical<br />

systems) entwickelt. Das Simulationsprogramm simuliert<br />

die Abbildung <strong>optische</strong>r Systeme wellenoptisch und verarbeitet<br />

sowohl Phasen- als auch Amplitudenobjekte. Diese können<br />

mathematisch modelliert oder auch als Bilder über eine CCD-<br />

Kamera eingelesen werden.<br />

Abb. 2. Variable Phasenmaske.<br />

Oben Phasenmaske in der neutralen<br />

Grundstellung. Unten Phasenmaske<br />

mit kubischer Wirkung.<br />

Die Modellierung des Abbildungssystems selbst erfolgt durch<br />

das Optikdesign-Programm ZEMAX. Das Programm PHYOS<br />

übernimmt die Systemdaten als Zernike-Koeffizienten formatgerecht<br />

in Form von ASCII-Dateien. Experimentelle Ergebnisse<br />

können mit den Simulationsmodellen verglichen werden.<br />

Das Programm PHYOS kann als Entwicklungswerkzeug zur<br />

Optimierung von Phasenplatten für fokusinvariante <strong>optische</strong><br />

Systeme eingesetzt werden und umfasst folgende Merkmale:<br />

> Simulation realer <strong>optische</strong>r Systeme mit<br />

Abbildungsfehlern<br />

> kompatibel mit ZEMAX<br />

> kohärente, teilkohärente und inkohärente Abbildung<br />

> monochromatische und polychromatische Abbildung<br />

> Systeme mit feldabhängigen Bildfehlern<br />

> Phasenkontrastabbildung<br />

> Berechnung und Darstellung von<br />

OTF (<strong>optische</strong> Transferfunktion)<br />

PSF (point spread function) und<br />

MTF (modulation transfer function)<br />

> inverse Filterung im Frequenzraum<br />

> inverse Filterung im Ortsraum<br />

> Rauschunterdrückung durch Wienerfilter<br />

11


12<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Holografische Endoskopie für 3D-Untersuchungen<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

Endoskopische Untersuchungen gewinnen sowohl im Maschinenbau,<br />

der Fein- und Mikrotechnik als auch in verschiedenen<br />

Bereichen der Medizin zunehmend an Bedeutung. Vielversprechende<br />

Anwendungen sind u.a. in der zerstörungsfreien Prüfung<br />

von Innenräumen technischer Komponenten zu finden,<br />

die sich einer konventionellen Beobachtung entziehen. Die<br />

Ermittlung geometrischer Eigenschaften an schwer zugänglichen<br />

Stellen ist insbesondere im Verkehrsmittelbau von großer<br />

wirtschaftlicher Bedeutung. Durch die Kombination von Endoskopie<br />

und holografischer Interferometrie lassen sich zusätzlich<br />

festkörpermechanische Daten wie z.B. Dehnungsfelder und<br />

Materialparameter gewinnen, so dass sich das Anwendungsgebiet<br />

klassischer endoskopischer Prinzipien deutlich erweitert.<br />

Die holografische Interferometrie ist eine berührungslose und<br />

flächenhafte kohärente Messtechnik. Sie wurde in den vergangenen<br />

30 Jahren zur Messung von Formen, statischen und<br />

dynamischen Formänderungen, Dehnungen und Dichteverteilungen<br />

erfolgreich eingesetzt. Mit holografischer Interferometrie<br />

werden zwei oder mehrere Wellenfelder, die zu verschiedenen<br />

Zeiten holografisch registriert wurden, miteinander verglichen.<br />

Durch die Weiterentwicklung der elektronischen Bildsensoren<br />

(CCD, CMOS) und der digitalen Bildverarbeitung konnten<br />

sich Verfahren der digitalen Holographie etablieren. Nach der<br />

Registrierung und Speicherung der Hologramme auf dem<br />

Bildsensor bzw. im Computer erfolgt die Rekonstruktion durch<br />

eine digitale Simulation der Propagation des Wellenfeldes. Die<br />

Technik erlaubt einen weitaus höheren Grad an Automatisierung<br />

und Miniaturisierung als die konventionelle Holografie.<br />

Pulslaser erlauben es, die Messzeit drastisch zu verkürzen<br />

(z.B. auf wenige Nanosekunden) und unerwünschte Störungen<br />

zu eliminieren, so dass dynamische Prozesse messbar sind. Bei<br />

der gepulsten digitalen Holografie werden in kurzem zeitlichem<br />

Abstand zwei oder mehrere Hologramme eines Objektes<br />

auf einem CCD-Chip registriert. Durch den interferometrischen<br />

Vergleich dieser Wellenfronten kann auf eine lokale Veränderung<br />

des Objektes infolge von dynamischen Verschiebungen<br />

geschlossen werden. Daher kann die gepulste digitale Holografie<br />

neben der flächenhaften Messung von Verformungen, vorteilhaft<br />

für die Schwingungsanalyse an mechanischen Bauteilen<br />

eingesetzt werden. Zur Untersuchungen des dreidimensionalen<br />

Schwingungsverhaltens von Objekten ist es notwendig,<br />

die Form des zu messenden Objekts zu kennen, was ebenfalls<br />

mit einer auf digitaler Holographie basierenden Methode<br />

erreicht wird.<br />

Die in dem Projekt „Holografische Endoskopie für 3D-Untersuchungen“<br />

entwickelten Methoden erlauben es, das Anwendungsfeld<br />

endoskopischer Techniken im Hinblick auf dynamische<br />

Verformungen (z.B. Schwingungen) an schwer zugängliche<br />

Stellen zu erweitern. Durch die drastisch verringerte<br />

Messzeit von wenigen Nanosekunden (Einzelimpuls) bzw.<br />

Mikrosekunden (Pulsabstand) erscheinen Untersuchungen<br />

im industriellen Umfeld realistisch.<br />

Im ersten Teil wurde die bereits am Institut für Technische<br />

Optik (ITO) der Universität Stuttgart entwickelte Aufnahmetechnik<br />

für den endoskopischen Einsatz erweitert und optimiert.<br />

Es wurde die Pulsholografie mit kommerziell erhältlichen<br />

starren und flexiblen Endoskopen proximal untersucht. Um die<br />

Fähigkeit des endoskopischen Systems zu prüfen, wurden Messungen<br />

an verschiedenen Teilen durchgeführt. Als starres Endoskop<br />

wurde ein Swing Prism Borescope der Fa. Karl Storz mit<br />

einer Länge von 0,5 m und einem Durchmesser von 6 mm verwendet.<br />

Weitere Untersuchungen wurden mit einem flexiblen<br />

Endoskop angestellt. Zu diesem Zweck erfolgte die Integration<br />

eines Gerätes der Fa. Schölly in eine Anordnung für gepulste<br />

digitale Holografie.<br />

Eine weitere Möglichkeit ergibt sich, wenn der holografische<br />

Sensor distal angekoppelt wird und direkt in das Objekt eingeführt<br />

wird. Damit ergeben sich eine Reihe von praktischen<br />

Vorteilen für die 3D-Form- und Verformungsmessung mittels<br />

Endoskopie. Vorraussetzung ist jedoch eine drastische Miniaturisierung<br />

des holografischen Messkopfes, um es in entspre-


chende Kavitäten (z.B. Motoren-, Turbinen- oder Körperhohlräume)<br />

einführen zu können. Eine sehr kleine Kamera wurde in<br />

einem miniaturisierten holografischen Messkopf eingesetzt.<br />

Der Durchmesser beträgt in diesem Fall lediglich 7 mm (Abb. 1).<br />

Faser. Referenz<br />

Faser<br />

CCD, 752 x 582 Pixel<br />

Pixelgröße: 3.2 µm x 3.1 µm<br />

Objektsbeleuchtung<br />

Abb. 1: Prototyp eines miniaturisierten<br />

holografischen Messkopfs mit<br />

Kamera, Durchmesser 7 mm.<br />

Als Lichtquelle wurde ein frequenzverdoppelter Nd:YAG-Pulslaser<br />

mit einer Wellenlänge von 532 nm und einer Pulslänge<br />

von 10 ns bei einer Frequenz von 20 Hz verwendet. Es wurden<br />

bereits erste Messungen durchgeführt. Ein Beispiel ist in Abb. 2<br />

dargestellt.<br />

Defekt<br />

Apertur<br />

Linse<br />

Abb. 2: Schwingungsmessung eines<br />

Objekts mit Defekt. Schwingungsfrequenz<br />

2350 Hz. Streifenbild (a).<br />

Pseudo-3D Darstellung des<br />

Schwingungsvorgangs (b).<br />

Es ist auch realistisch, das System noch weiter zu miniaturisieren<br />

und die Laserquelle ebenfalls in den Messkopf zu integrieren.<br />

Damit gelangt die Entwicklung von sehr kleinen und autonomen<br />

Messrobotern, die gezielt an schwer zugänglichen<br />

Stellen messen, in Reichweite.<br />

Referenzen:<br />

[1] S. Schedin, G. Pedrini, H.J. Tiziani, F.M. Santoyo,<br />

"All-fibre pulsed digital holography,"<br />

Opt. Comm. 165, 183-188, 1999.<br />

[2] S. Schedin, G. Pedrini, H. J. Tiziani,<br />

"A comparative study of various endoscopes for pulsed digital<br />

holographic interferometry",<br />

Applied Optics-OT, Volume 40, Issue 16, 2692-2697, June 2001<br />

[3] G. Pedrini, M. Gusev, S. Schedin, H. J. Tiziani,<br />

"Pulsed digital holographic interferometry by using a flexible<br />

fiber endoscope",<br />

Optics and Laser in Engineering 40, S. 487-499, 2003<br />

[4] G. Pedrini, I. Alexeenko, H. J. Tiziani,<br />

"Pulsed endoscopic digital holographic interferometry for<br />

investigation of hidden surfaces",<br />

Proc. SPIE, Vol 4933, 123-128, 2003<br />

[5] G. Pedrini, I. Alexeenko,<br />

"Miniaturised optical system based on digital holography",<br />

Proc. SPIE, Vol 5503, 493-498, 2004.<br />

[6] G. Pedrini, I. Alexeenko, W. Osten,<br />

„Gepulste digitale Holografie für Schwingungsmessungen an<br />

schwer zugänglichen Oberflächen“,<br />

Tech. Mess. 3, 172-179, 2005<br />

13


14<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Ziel des Verbundprojekts ist die Entwicklung von innovativen<br />

Verfahren für die Messtechnik und Bildverbesserung mit Hilfe<br />

von adaptiver Optik.Dabei kommen neuartige adaptive<br />

Bauteile zum Einsatz, die zum Teil im Rahmen des Projektverbundes<br />

neu entwickelt und realisiert wurden.<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Messtechnik und Bildverbesserung mit Adaptiver<br />

Membranspiegel-Optik<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

Hochschule Aalen<br />

Mit adaptiven Optiken können Wellenfronten gezielt verformt<br />

werden.In den letzten Jahren wurden neuartige Membranspiegel<br />

entwickelt, die sich durch Schnelligkeit, Robustheit und<br />

hohe <strong>optische</strong> Qualität bei im Vergleich mit den bisherigen,<br />

piezogetriebenen adaptiven Optiken günstigem Preis auszeichnen.Durch<br />

die Integration dieser adaptiven Optiken in den<br />

<strong>optische</strong>n Aufbau werden für aktuelle Probleme in der <strong>optische</strong>n<br />

Messtechnik neue Lösungsansätze entwickelt, die im<br />

Folgenden vorgestellt werden.<br />

Flexible Asphärenmesstechnik<br />

Ein aktuelles Problem der <strong>optische</strong>n Industrie ist die flächenhafte<br />

Vermessung von asphärischen, d.h. nichtkugelförmigen,<br />

Oberflächen.Asphären bieten dem Optik-Designer im Vergleich<br />

zu sphärischen Flächen wesentlich mehr Design-Flexibilität,<br />

wodurch sich Systeme mit einer geringeren Anzahl von Flächen<br />

bei vergleichbaren oder besseren <strong>optische</strong>n Eigenschaften realisieren<br />

lassen.<br />

Bei der interferometrischen Vermessung von asphärischen<br />

Flächen muss die Wellenfront des Interferometers an den jeweiligen<br />

Asphärentyp angepasst werden, um zu hohe Streifendichten<br />

im Interferogramm oder gar Vignettierung des Messlichts<br />

zu vermeiden.Diese Aufgabe übernimmt die sogenannte<br />

Nulloptik, die bei idealem Prüfling ein Interferogramm ohne<br />

Streifen erzeugt.Für Kleinserien ist die Fertigung von individuellen<br />

Nulloptiken zu kosten- und zeitaufwändig.Ziel ist es<br />

daher, im Rahmen des Projektes eine flexible Asphärenmesstechnik<br />

auf Basis von Membranspiegeln zu entwickeln.<br />

Ein Beispiel für einen solchen Membranspiegel ist der in Abb.1<br />

dargestellte 50 mm-Spiegel.<br />

Dieser Spiegel erzeugt reproduzierbar die notwendigen asphä-<br />

Abb. 1: Membranspiegel mit 50 mm<br />

Durchmesser. Der Spiegel wird über<br />

79 elektrostatischen Aktuatoren angesteuert.<br />

rischen Wellenfronten und bildet damit die Basis für die entwickelte<br />

adaptive Nulloptik.Im Projekt werden verschiedene<br />

Konzepte zur Integration des Spiegels in den interferometrischen<br />

Aufbau untersucht.Dabei spielt die Kalibrierung des<br />

Prüfaufbaus eine entscheidende Rolle – für eine komplette Prüfung<br />

müssen auch Messungen in Nicht-Nulltest-Konfiguration<br />

durchgeführt werden.Neue Kalibrieransätze mit Hilfe von diffraktiven<br />

Optiken werden entwickelt.Die maximale Deformation<br />

des Spiegels ist prinzipbedingt begrenzt.Ein Schwerpunkt<br />

des Projekts ist daher auch die Entwicklung von Methoden zur<br />

Messbereichserweiterung zur Vermessung von Asphären mit<br />

höherer Asphärizität.<br />

Konfokalmikroskopie:<br />

Messbereichserweiterung und Aberrationskorrektur<br />

Ein weiteres Thema des Verbundprojekts ist die Aberrationskorrektur<br />

in konfokalen Mikroskopen mit Hilfe von Membranspiegeln.Die<br />

zu korrigierenden Aberrationen sind die Folge von Dicken-<br />

und Brechungsindexvariationen von Deckglas bzw.Probe.


Es wurde bereits erfolgreich ein hochdynamisierbares konfokales<br />

System demonstriert, das durch den Einsatz von Membranspiegeln<br />

ohne mechanischen z-Scan auskommt. Der Scan wird<br />

durch den Spiegel mit Stellzeiten unter 1 ms realisiert. Für den<br />

schnellen Tiefenscan mit adaptiven Spiegeln wurde ein Auswerteverfahren<br />

aus der chromatisch-konfokalen Mikroskopie<br />

adaptiert.<br />

Für die Aberrationskorrektur beim Tiefenscan ins Material<br />

wurde die Ansteuer-Software für den adaptiven Spiegel um ein<br />

neues Optimierungsmodul basierend auf einem genetischen<br />

Algorithmus erweitert. Hierzu wurde ein neuartiges Verfahren<br />

zur Ermittlung einer einzelnen skalaren Größe zur Wellenfrontcharakterisierung<br />

unter Verwendung der Informationsentropie<br />

definiert.<br />

Wellenfrontkodierung<br />

Die dritte messtechnische Anwendung, die im Rahmen des<br />

Verbundprojekts untersucht wird, ist die Wellenfrontkodierung.<br />

Diese erlaubt die Erhöhung der Schärfentiefe eines abbildenden<br />

Systems durch gezielte Einbringung von bekannten Aberrationen,<br />

die in einem zweiten Schritt rechnerisch eliminiert<br />

werden (inverse Filterung).<br />

Abb. 2: Simulationsergebnisse<br />

zur Wellenfrontkodierung.<br />

Links: Wellenfrontkodierung mit ideal<br />

kubischer Phasenfunktion,<br />

rechts zum Vergleich: gleiches Bild<br />

ohne Wellenfrontkodierung.<br />

Im Rahmen des Projekts wird der Entwurf der dafür benötigten<br />

Phasenmasken in Bezug auf spezifische Objektiv-Designs und<br />

spezielle Kontrastierungsverfahren sowohl theoretisch als auch<br />

experimentell untersucht und optimiert. Ferner wird der Einfluss<br />

des Kohärenzgrads der Beleuchtung auf die Abbildungseigenschaften<br />

und die inverse Filterung untersucht. Als flexible<br />

Erweiterung zu statischen Phasenmasken werden adaptive<br />

<strong>optische</strong> Systeme untersucht und an einem Mikroskopaufbau<br />

erprobt. Hierfür wurde die Optik-Simulationssoftware "PHYOS"<br />

entwickelt. Neben speziell für das Problem angepassten<br />

Membranspiegeln wird ein neuer, zum Patent angemeldeter<br />

Ansatz verfolgt (Abb. 3).<br />

Abb. 3: Realisierung einer<br />

konkaven (oben) konvexen<br />

(unten) Phasenplatte, wie sie<br />

zum Patent angemeldet wurden.<br />

Die Bearbeitung erfolgt<br />

mit Hilfe eines Polierroboters<br />

im Zentrum für Optische<br />

Technologien an der<br />

Hochschule Aalen.<br />

Hierfür werden zwei gegeneinander verschiebbare Phasenplatten<br />

benötigt, die mit Hilfe eines Polierroboters an der<br />

Hochschule Aalen hergestellt wurden. Mit Hilfe der variablen<br />

Phasenplatten ist es möglich, die Stärke des Phasenplattensystems<br />

an die Erfordernisse der Optik und des Objekts anzupassen.<br />

15


16<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Motivation und Ziel<br />

Für die Inspektion kleiner Hohlräume stehen für die Medizin<br />

und Technik heute eine Vielzahl von Endoskopen zur Verfügung.<br />

Die kleinsten flexiblen Bildleiter erreichen Durchmesser von<br />

unter 0,5 mm, Mini-Endoskope mit Arbeitskanal sind mit<br />

Außendurchmessern von etwa 2 mm erhältlich. Die Arbeitskanäle<br />

können Lichtleiter aufnehmen, so dass die Hohlräume<br />

nicht nur betrachtet, sondern auch z.B. mit Laserstrahlung<br />

bearbeitet werden können. Für die Zukunft ist davon auszugehen,<br />

dass<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Mikro<strong>optische</strong> scannende Laserstrahl-<br />

Führungssysteme für endoluminale Anwendungen<br />

Institut für Laser<strong>technologien</strong> in der Medizin und Meßtechnik (ILM) an der Universität Ulm<br />

a) die zu untersuchenden und zu bearbeiteten<br />

Hohlräume immer kleiner werden und<br />

b) eine zunehmende Automatisierung die visuelle<br />

Inspektion zum Teil ablösen und daher eine vollständige<br />

Bildaufnahme unnötig sein wird.<br />

Um diesen zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden, ist<br />

es Ziel des Projekts, ein <strong>optische</strong>s System zu entwickeln, welches<br />

das Vordringen in noch kleinere Dimesionen erlaubt und<br />

die automatisierte Bearbeitung unterstützt.<br />

Idee und Konzept<br />

Die am ILM entwickelte Grundidee ist es, Hohlräume mit nur<br />

einem einzelnen Lichtleiter variabel zu bestrahlen und/oder im<br />

Hohlraum (re-) emittiertes Licht winkelaufgelöst zu detektieren.<br />

Die Detektion des Lichts aus dem Hohlraum, z.B. Fluoreszenzstrahlung<br />

oder rückgestreutes Licht, erlaubt eine richtungsselektive<br />

Abrasterung des Hohlraums zur Diagnostik.<br />

Abb. 1: Abstrahlungsmuster, die mit<br />

zylinderförmigen Fasern erzeugt werden<br />

können. Der Ringdurchmesser<br />

steigt mit zunehmendem Einkoppelwinkel<br />

an, dünnere Lichtleiter führen<br />

zu schmaleren Ringen<br />

(oben: = 500 µm Simulation,<br />

unten: = 200 µm Messung).<br />

Wenn diese zur Regelung der Bearbeitung bzw. Therapie als<br />

Feedback genutzt werden kann, ist eine automatisierte<br />

Behandlung ohne visuelle Kontrolle möglich. Durch die<br />

Benutzung einer einzigen Faser für die Bestrahlung und die<br />

Rückführung <strong>optische</strong>r Feedback-Signale sind prinzipiell sehr<br />

kleine Baugrößen möglich. Die "Faser-Scanner" können sowohl<br />

alternativ zu als auch in Verbindung mit Endoskopen zur flexiblen<br />

Beleuchtung, Diagnostik oder Bearbeitung eingesetzt werden.<br />

Forschung und Realisierung<br />

Der gewählte <strong>optische</strong> Ansatz besteht darin, durch eine gezielte<br />

Variation des Einkoppelwinkels in einen Lichtleiter eine<br />

Variation des Auskoppelwinkels zu erreichen. Der gewünschte<br />

auskoppelseitige Winkelbereich und die Auflösung werden<br />

durch den Bereich und die Rasterung des Einkoppelwinkels<br />

sowie durch das Lichtleiter-Design bestimmt. Um die Grundlage<br />

für möglichst viele Anwendungen zu legen, wurden<br />

zunächst alle relevanten Abhängigkeiten der Übertragung<br />

quantifiziert. Neben Faktoren wie Länge, Querschnitt und<br />

Material des Lichtleiters wurden auch spezielle Modifikationen<br />

der Faserenden, wie Anschrägungen oder Taper untersucht.<br />

Beispielhaft sind in Abb. 1 Beleuchtungsmuster von zylinderförmigen<br />

Fasern zu sehen. Je nach Einkoppelwinkel kann die<br />

Abstrahlung zwischen einem wenig divergenten axialen<br />

Bündel bis zu ringförmigen Verteilungen variiert werden. Die<br />

Abb. 2 zeigt die Konstruktion eines Scan-Handstücks für die<br />

Zahnmedizin unter Verwendung einer Faser mit rechteckigem<br />

Querschnitt. Die Strahlung eines Er:YAG-Lasers wird über eine


Optik und einen beweglichen Spiegel unter verschiedenen<br />

Winkeln in den Lichtleiter eingekoppelt. Über ein Fluoreszenz-<br />

Feedback kann kariöses Gewebe automatisch erkannt und<br />

dann im Innern des Zahns ohne Sicht entfernt werden.<br />

Anwendungsgebiete und Einsatzmöglichkeiten<br />

Je nach Fasertyp und Ausgestaltung der Faserenden kann eine<br />

Vielfalt verschiedener Abstrahl- oder Detektions-Charakteristika<br />

realisiert werden, z.B. auch 2-dimensionale Scans oder axiale<br />

Scans entlang der Faser. Da sich zur Lichtleitung auch Quarzoder<br />

Saphirfasern eigenen, stehen dem "Faser-Scanner" auch<br />

heiße oder chemisch aggressive Umgebungen offen. Der mögliche<br />

Spektralbereich für die Bestrahlung oder Detektion<br />

erstreckt sich vom UV bis zum infraroten Spektralbereich.<br />

Mögliche Anwendungen sind:<br />

Abb. 2: Konstruktion eines Handstücks<br />

mit Faserscanner für die Zahnmedizin.<br />

Über eine Optik mit beweglichem<br />

Spiegel kann unter verschiedenen<br />

Winkeln in den Lichtleiter eingekoppelt<br />

werden, wodurch auch die<br />

Abstrahlung variiert werden kann.<br />

Dadurch lässt es sich vermeiden, dass<br />

zur Entfernung unterminierender<br />

Karies der darüber liegende gesunde<br />

Schmelz abgetragen werden muss.<br />

> Beleuchtung, allein oder in Verbindung mit Endoskopen<br />

> Sensoren und Sonden, z.B. Temperatur (Radiometrie)<br />

> <strong>optische</strong> Analyse, z.B. durch (Fluoreszenz-) Spektroskopie<br />

> Laserbearbeitung in kleinen Bauteilen, mit und ohne<br />

Feedback, selektive Ablation, Reinigung, Trocknung,<br />

Oberflächenmodifikation<br />

> minimal-invasive medizinische Therapien<br />

Durch das nun am ILM vorhandene umfangreiche Datenmaterial<br />

und Know-how in der Simulation und Herstellung der<br />

Bauteile können für spezielle Anforderungen angepasste<br />

Systeme entworfen und realisiert werden.<br />

17


18<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Zur Untersuchung technischer Verbrennungsprozesse wie zum<br />

Bespiel zur Optimierung moderner Verbrennungsmotoren werden<br />

immer öfter laserbasierte <strong>optische</strong> Messverfahren eingesetzt.<br />

Ihr Vorteil liegt in der berührungslosen Messung mit<br />

minimalem Einfluss auf den Verbrennungsvorgang. Etablierte<br />

Verfahren zur quantitativen Erfassung von Konzentrations- und<br />

Temperaturverteilungen sind jedoch auf die Signalbeobachtung<br />

und Laserstrahlführung durch ausgedehnte Fenster angewiesen.<br />

Die hierfür notwendigen Veränderungen verbieten<br />

Untersuchungen in der seriennahen Entwicklung. Für diese<br />

Anwendungen sind mikroinvasive Techniken erforderlich. Im<br />

Rahmen dieses Projekts werden deshalb vom Institut für Technische<br />

Optik (ITO) der Universität Stuttgart und dem Physikalisch-Chemischen<br />

Institut (PCI) der Universität Heidelberg neue<br />

diagnostische Lösungen für die innermotorische, lasergestützte<br />

Verbrennungsdiagnostik entwickelt, bei denen der Eingriff in<br />

den Motorblock minimiert wird. Während das ITO über langjährige<br />

Erfahrung in der Entwicklung von Spezialoptiken durch<br />

Kombination refraktiver und diffraktiver Elemente verfügt, ist<br />

ein Schwerpunkt des PCI die Entwicklung und Anwendung von<br />

laser<strong>optische</strong>n Verfahren zur Verbrennungsdiagnostik, so dass<br />

sich die Kompetenzen der beiden Projektpartner innerhalb des<br />

Projekts ideal ergänzen.<br />

Eine wichtige Voraussetzung in modernen, mager betriebenen<br />

direkteinspritzenden Motoren ist die Bereitstellung der richtigen<br />

Treibstoff-Luft-Zusammensetzung am Ort der Zündung<br />

zum Zündzeitpunkt. Ziel des Projektes ist es, zur Untersuchung<br />

dieser Aufgabe ein minimalinvasives, auf laserinduzierter<br />

Fluoreszenz basierendes Detektionssystem zu entwickeln, das<br />

Untersuchungen in seriennahen Motoren ermöglicht. Kommerzielles<br />

Benzin enthält viele organische Komponenten, die in<br />

einem breiten spektralen Bereich fluoreszieren. Da die Konzentration<br />

dieser Komponenten stark variiert, verwendet man für<br />

quantitative Messungen nichtfluoreszierende Modelltreibstoffe,<br />

die mit Fluoreszenz-Tracern dotiert sind. Nach ihrer Anregung<br />

mit UV-Licht emittieren diese Moleküle Licht in einem<br />

definierten Spektralbereich. Für Tracer-LIF basierte Messverfah-<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Mikro<strong>optische</strong> Systeme für die lasergestützte<br />

minimalinvasive Verbrennungsdiagnostik<br />

Physikalisch-Chemisches Institut (PCI) der Universität Heidelberg<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

ren ist die Charakterisierung des druck- und temperaturabhängen<br />

Fluoreszenzspektrums entscheidend [1, 2]. In der späteren<br />

Anwendung gibt die Intensität und spektroskopische Analyse<br />

des Fluoreszenzsignals dann Auskunft über Tracerkonzentration,<br />

Druck, Temperatur oder Gaszusammensetzung.<br />

Als Tracer bieten sich hierbei Moleküle an, die auch schon in regulärem<br />

Treibstoff vorhanden sind, sich nicht entmischen und<br />

ähnliche Siedetemperaturen haben wie der Treibstoff. 3-Pentanon<br />

und Toluol sollen hier erwähnt werden, da sie schon oft zur<br />

Messung von Treibstoffkonzentrationen eingesetzt wurden [3].<br />

Toluol eignet sich zudem zur Temperaturmessung [4]. Die spektral<br />

getrennten Fluoreszenzsignale von Toluol und 3-Pentanon<br />

nach Anregung mit dem selben UV-Laser (Abb. 1) ermöglichen<br />

außerdem die Messung von Äquivalenzverhältnissen [5].<br />

Abb. 1: Fluoreszenzspektren<br />

von Toluol und<br />

3-Pentanon nach<br />

Anregung mit einem<br />

UV-Laser (266 nm)<br />

Zur Anwendung der oben genannten Methoden werden<br />

folgende mikro<strong>optische</strong> Systeme entwickelt:<br />

1. Ein bildgebendes Verfahren, bei dem Abbildungs- und Laser-<br />

Strahlführungsoptik miniaturisiert werden, so dass sie in<br />

Bohrungen mit Durchmessern von maximal 1 cm eingesetzt<br />

werden können.<br />

2. Ein fasergestütztes System zur Punktmessung in Zündfunkennähe.<br />

Die gesamte Optik ist hierbei in einen Zündkerzenkörper<br />

intgriert und funktioniert somit ganz ohne weitere<br />

Bohrungen im Motorblock. Beide Techniken ermöglichen<br />

erstmals, die zugrundeliegenden diagnostischen Verfahren<br />

in seriennahen Motoren einzusetzen.


1. Punktmessung nahe des Zündfunkens durch einen<br />

faser<strong>optische</strong>n Sensor [6, 7]<br />

Eine modifizierte Zündkerze dient als Sensor. Sie enthält zusätzlich<br />

zu der Zündfunktion <strong>optische</strong> Zugänge für Anregung der<br />

Tracer-Substanzen und die anschließende Sammlung des Fluoreszenzlichts.<br />

Durch gezielte Definition der Strahlbereiche kann<br />

ein Messvolumen optisch eingestellt werden. Es liegt in der<br />

Nähe des Zündfunkens und hat ein Volumen von ca. 2 mm3 .<br />

Die Optik im Sensorkopf ist speziell für die Verwendung von<br />

<strong>optische</strong>n Lichtleitern ausgelegt, wodurch eine einfache Handhabung<br />

des Sensors insbesondere im Hinblick auf Motorbewegungen<br />

möglich wird. Der schematische Messaufbau ist in<br />

Abb. 2 gezeigt. Abb. 3 zeigt einen Prototypen und seine Anwendung<br />

im Motor.<br />

Abb. 2: Messaufbau<br />

für den Fasersensor<br />

Aufgrund der thermischen Anforderungen für den Einsatz im<br />

Verbrennungsraum werden Saphirfenster verwendet, die in ein<br />

Titangehäuse druckdicht eingebaut sind. Diese gekrümmten<br />

Saphirfenster übernehmen zudem die Linsenfunktion der<br />

Sensoroptik.<br />

Abb. 3: Fasersensor Prototyp<br />

2. Zweidimensionale Messung von Verbrennungsparametern<br />

durch refraktivdiffraktive (hybride) Mikrooptiken:<br />

Für die Erfassung von Messgrößen innerhalb einer im Motor<br />

definierten Ebene werden speziell auf die spektralen Bereiche<br />

der ausgewählten Tracer-Substanzen zugeschnittene Mikroop-<br />

tiken mit einem kleinen Durchmesser entwickelt. Diese können<br />

in Bohrungen in der Motorwand eingesetzt werden. Das<br />

System besteht aus zwei Komponenten: Eine Optik wandelt<br />

den Gauß-Strahl des Anregungslasers in einen Lichtschnitt um<br />

und definiert hierdurch die Messebene. Die Verwendung von<br />

diffraktiven Komponenten erlaubt hier die Erzeugung eines vorteilhaften<br />

Flat-Top-Profils.<br />

Das ausgesandte Fluoreszenzlicht wird dann über eine Weitwinkel-Schlüssellochoptik<br />

auf eine verstärkte CCD-Kamera<br />

abgebildet. Da das Fluoreszenzlicht einen bestimmten Wellenlängenbereich<br />

umfasst, ist eine chromatische Korrektur der<br />

Abbildungsoptik nötig. Sie wird durch den Einsatz von diffraktiven<br />

Elementen realisiert. Diese haben eine negative Dispersion<br />

und können somit den refraktiven Linsen hinsichtlich der spektralen<br />

Variation der Brechkraft entgegenwirken. Außerdem wird<br />

ihre Phasenfunktion asphärisch<br />

ausgeführt, wodurch<br />

weitere Freiheitsgrade für die<br />

Korrektur von Bildfehlern<br />

(Aberrationen) genützt werden<br />

können. Auch für die<br />

Lichtstärke ergibt sich eine<br />

positive Auswirkung, weil die<br />

die gewünschte Auflösung<br />

mit weniger Elementen<br />

Abb. 4: Mikroinvasives<br />

erreicht werden kann.<br />

abbildendes Messverfahren<br />

Referenzen:<br />

[1] W. Koban, J. D. Koch, V. Sick, N. Wermuth, R. K. Hanson, and<br />

C. Schulz, "Predicting LIF signal strength for toluene and 3-pentanone<br />

under engine-related temperature and pressure conditions,"<br />

Proc. Combust. Inst. (2004).<br />

[2] W. Koban, J. D. Koch, R. K. Hanson, and C. Schulz, "Toluene LIF<br />

at elevated temperatures: implications for fuel-air ratio measure<br />

ments," Appl. Phys. B 80, 147-150 (2005).<br />

[3] J. Fischer, A. Velji, U. Spicher, F. Zimmermann, and C. Schulz,<br />

"Measurement of the equivalence ratio in the spark gap region of<br />

a gasoline direct injection engine with spark emission spectrosco<br />

py and tracer-LIF," SAE Technical Paper Series No. 2004-01-1916<br />

(2004).<br />

[4] W. Koban, M. Luong, and C. Schulz, "Temperature imaging based<br />

on toluene laser-induced fluorescence," Appl. Phys. B,<br />

in preparation (2005).<br />

[5] W. Koban, J. Schorr, and C. Schulz, "Oxygen distribution imaging<br />

with a novel two-tracer laser-induced fluorescence technique,"<br />

Appl. Phys. B 74, 111-114 (2002).<br />

[6] R. Reichle, C. Pruss, W. Osten, H. Tiziani, F. Zimmermann, and<br />

C. Schulz, "Microoptical sensor for integration in a functional<br />

spark plug for combustion analysis by UV-laser induced fluores<br />

cence spectroscopy," Proc. VDI 4th Conference on Optical<br />

Analysis Technology (2004).<br />

[7] R. Reichle, C. Pruss, W. Osten, H. J. Tiziani, F. Zimmermann, and<br />

C. Schulz, "Fiber optic spark plug sensor for UV-LIF measurements<br />

close to the ignition spark," Proceedings of SPIE - The International<br />

Society for Optical Engineering vol. 5856, 158-168 (2005).<br />

19


20<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2001: Design <strong>optische</strong>r Systeme<br />

Rigorose numerische Simulation in Optik-Design<br />

und hochauflösender Messtechnik<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

Aufgrund der Verbesserung der Abbildungsleistung moderner<br />

Objektive und der Integration innovativer Komponenten spielen<br />

elektromagnetische Effekte in <strong>optische</strong>n Systemen eine immer<br />

entscheidendere Rolle – auch um ihre Leistungsfähigkeit im<br />

physikalischen Grenzbereich voll auszuschöpfen. Für das Design<br />

und die Auslegung solcher Systeme sind daher skalare Rechnungen<br />

nicht mehr ausreichend, sodass rigorosen elektromagnetischen<br />

Rechnungen eine essentielle Bedeutung zukommt.<br />

Darüber hinaus muss der Einfluss elektromagnetischer Effekte<br />

auf die Leistungsfähigkeit <strong>optische</strong>r Systeme quantifiziert werden,<br />

um diese für ein präzises Design berücksichtigen zu können.<br />

Dies ist die Grundvoraussetzung für eine weitere Steigerung<br />

der Leistungsfähigkeit <strong>optische</strong>r Systeme im Grenzbereich<br />

des physikalischen Auflösungsvermögens. Vor diesem Hintergrund<br />

werden im Rahmen dieses Projektes drei wesentliche<br />

Ziele verfolgt:<br />

1) Schaffung und Vergleich von verschiedener Simulationsmethoden<br />

zur rigorosen numerischen Simulation.<br />

2) Kombination von hochauflösender Messtechnik mit<br />

rigoroser numerischer Simulation.<br />

3) Rekonstruktion von räumlichen Verteilungen der <strong>optische</strong>n<br />

Anisotropie (Index-Ellipsoid) transparenter Körper,<br />

um sie in Optik-Design und Simulation berücksichtigen<br />

zu können.<br />

In Tabelle 1 sind die implementierten Verfahren zur Berechnung<br />

der rigorosen Beugung einander gegenübergestellt und hinsichtlich<br />

verschiedener praxisrelevanter Kriterien verglichen.<br />

Die detaillierten Untersuchungen [1] zeigten, dass es notwendig<br />

ist, eine große Palette an verschiedenen Simulationsmethoden<br />

zur Verfügung zu haben, um ein möglichst breites Spektrum<br />

anwendungsrelevanter Objekte mit bestmöglicher Präzision<br />

simulieren zu können. Es kann so, je nach Fragestellung,<br />

das geeignete Rechenverfahren ausgewählt werden.<br />

Fernfeldanbindung<br />

Rechenzeit<br />

Numerischer Aufwand<br />

Periodische Strukturen<br />

Singuläre Strukturen<br />

Flexibilität (Strukturform)<br />

Zuverlässigkeit<br />

RCWA<br />

(Rigorous Coupled Wave Analysis)<br />

FDTD<br />

(Finite Difference Time Domain)<br />

FEM<br />

(Finite Elemente Methode)<br />

Streutheorie<br />

(Elektromagnetisch (Kugel, Zylinder))<br />

VKA<br />

(Vektorielle Kirchhoff Approximation)<br />

Detektor<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung<br />

von Verfahren zur Berechnung<br />

der rigorosen Beugung.<br />

Laser<br />

Strahlteiler<br />

Polarisationssteller<br />

Objekt<br />

(Gitter)<br />

Polarisationsanalysator<br />

Abb. 1: Aufbau eines<br />

Polarisationsdiffraktometers.<br />

Detektor


Die rigorosen Effekte an Strukturen mit Strukturgrößen im<br />

Bereich der Wellenlänge beeinflussen den Polarisationszustand<br />

des gebeugten Lichts. Dies wird mathematisch durch die<br />

Maxwell-Gleichungen beschrieben und kann mit den implementierten<br />

Simulationsmethoden numerisch berechnet werden.<br />

Zur Charakterisierung von beugenden Strukturen wie z.B.<br />

Diffraktiven Optischen Elementen [2] werden Diffraktometer<br />

eingesetzt. Diese messen die Beugungseffizienz verschiedener<br />

Beugungsordnungen. Durch Erweiterung eines solchen<br />

Diffraktometers mit polarisationsmessenden Komponenten<br />

können nun auch rigorose Effekte gemessen werden und in<br />

Kombination mit rigoroser numerischer Simulation zur<br />

Objektrekonstruktion herangezogen werden. Dadurch wird die<br />

numerische Objektrekonstruktion Teil des Messverfahrens.<br />

Bei <strong>optische</strong>n Systemen mit höchsten Qualitätsansprüchen<br />

führen bereits kleinste Inhomogenitäten der eingesetzten<br />

Medien zu einer Reduzierung der Abbildungsgüte und damit<br />

der erreichbaren Auflösung. Für DUV Lithographieobjektive ist<br />

dies bereits ein Ausschlusskriterium der nutzbaren Materialien<br />

gerade auch in Bezug auf Doppelbrechung. Um die räumliche<br />

Verteilung von <strong>optische</strong>n Anisotropien zu bestimmen, sind tensortomographische<br />

Rekonstruktionsmethoden entwickelt worden<br />

[3, 4]. Abb. 2 zeigt schematisch das tomographische Modell<br />

sowie die Zellenapproximation der räumlichen Verteilung der<br />

Brechungsindexellipsoide.<br />

#Strahlen:<br />

M = mxmxp<br />

Abb. 2:<br />

a) Modell des Glasblank und der<br />

tomographischen Messanordnung<br />

b) Zellenapproximation der räumlichen<br />

Verteilung von <strong>optische</strong>r<br />

Anisotropie.<br />

#Projektionsrichtungen: p<br />

#Zellen:<br />

N = nxnxn<br />

Welche Bedeutung die dreidimensional anisotrope Inhomogenitätsverteilung<br />

hat, kommt in Abb. 3 zur Geltung. Strahlen mit<br />

unterschiedlichen Neigungen durchlaufen das Glasblank. Sie<br />

werden von unterschiedlichen Bereichen beeinflusst und erfahren<br />

unterschiedliche Projektionen der zugehörigen Brechungsindexellipsoide.<br />

Abb. 3b zeigt Real- und Imaginärteil der Jones-<br />

Transfermatrizen für drei verschiedene Projektionsrichtungen.<br />

Wäre keine tensorielle Volumeninformation verfügbar, würde<br />

man fälschlicherweise davon ausgehen, dass alle drei Projektionen<br />

dasselbe anisotrope Verhalten zeigen.<br />

Referenzen:<br />

Abb. 3:<br />

a) Inhomogenität eines Elements des<br />

Brechungsindextensors durchstoßen<br />

von Strahlen mit unterschiedlichen<br />

Neigungswinkeln.<br />

b) Real- und Imaginärteil der Jones-<br />

Transfermatrix bei verschiedenen<br />

Neigungswinkeln.<br />

[1] Berger R., Kauffmann J., Kerwien N., Osten W., Tiziani H.J.,<br />

„Rigorose Beugungssimulation: Ein Vergleich zwischen RCWA,<br />

FDTD und der Finiten Elementen Methode“,<br />

Proceeding der DGaO 2004, Bad Kreuznach<br />

[2] C. Pruss, S. Reichelt, V. P. Korolkov, W. Osten, and H. J. Tiziani.<br />

"Performance improvement of CGHs for optical testing". In W.<br />

Osten, editor, Optical Measurement Systems for Industrial<br />

Inspection III, volume 5144 of Proceedings of SPIE, pages 460–<br />

471. SPIE–The International Society for Optical Engineering,<br />

2003.<br />

[3] J. Kauffmann, N. Kerwien, W. Osten, H.J. Tiziani;<br />

„Ein tomographisches Verfahren zur Rekonstruktion der volumenaufgelösten<br />

Verteilung des Brechungsindextensors“,<br />

Proceeding der DGaO 2004, Bad Kreuznach<br />

[4] J. Kauffmann, N. Kerwien, H.J. Tiziani, W. Osten;<br />

"3D anisotropy reconstruction: an iterative tensorial tomographic<br />

algorithm" Proceeding der ICO 2004, Tokyo<br />

21


22<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2001]<br />

Projekt:<br />

Scheibenlaser mit Halbleiterstrukturen<br />

Gut zehn Jahre nach der ersten Vorstellung des Scheibenlasers<br />

werden diese nun kommerziell mit Leistungen bis in den Multikilowatt-Bereich<br />

mit guter Strahlqualität und hervorragendem<br />

Wirkungsgrad angeboten. Das Lasermedium hat hier die Form<br />

einer sehr dünnen, rückseitig verspiegelten und gekühlten<br />

Scheibe. Thermisch induzierte Linsenbildung oder Doppelbrechung<br />

lassen sich so deutlich reduzieren; die Laserleistung (wie<br />

auch die Kühlleistung) ist einfach über die Fläche des gepumpten<br />

Bereichs (bei konstanter Pumpleistungsdichte) skalierbar.<br />

Dieses Prinzip ist auch auf Halbleiterstrukturen übertragbar.<br />

Das laseraktive Medium wird durch nur wenige Nanometer<br />

dicke Schichten, sogenannte Quantenfilme gebildet. Deren<br />

Emissionswellenlänge wird durch die Schichtdicke sowie die<br />

Größe der Bandlücke bestimmt und ist innerhalb gewisser<br />

Grenzen frei wählbar. Hinzu kommt, dass die hohe Güte des<br />

Scheibenlaser-Resonators eine äußerst effiziente resonatorinterne<br />

Frequenzverdopplung gestattet. Auf diese Weise wird der<br />

gesamte sichtbare und nahinfrarote Spektralbereich mit Halbleiter-Scheibenlasern<br />

zugänglich. Die höchsten bisher erreichten<br />

Leistungen sind 30 W bei 980 nm und 15 W bei 490 nm in<br />

einem nahezu beugungsbegrenzten Strahl.<br />

Absorption der Pumpstrahlung<br />

Das dünne aktive Material erleichtert nicht nur die Kühlung,<br />

sondern reduziert auch die Transparenz- und damit die Laserschwelle,<br />

erfordert aber besondere Maßnahmen zur Erhöhung<br />

der Absorption der Pumpstrahlung. Für den Festkörper-Scheibenlaser<br />

wurde dazu eine Pumpoptik entwickelt, die es gestattet,<br />

die nicht absorbierte Pumpstrahlung mehrmals auf die<br />

Scheibe abzubilden. Bei Halbleitern wurde bisher meist ein<br />

anderer Weg beschritten. Die an die Quantenfilme angrenzenden<br />

Schichten werden als Absorber für die höherenergetische<br />

Pumpstrahlung ausgebildet.<br />

Die Bandlücke und Dicke dieser Absorberschichten wird so<br />

groß gewählt, dass die Laserstrahlung ungehindert passieren<br />

kann, die Pumpstrahlung dagegen in einem einzigen Durch-<br />

Ausschreibung 2001: Neue Laserstrahlquellen<br />

Halbleiter-Scheibenlaser<br />

Institut für Strahlwerkzeuge (IFSW) der Universität Stuttgart<br />

Universität Ulm, Abteilung Optoelektronik<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Institut für Technische Physik<br />

gang effektiv absorbiert wird. So elegant diese Methode auch<br />

ist, sie hat den Nachteil, dass die Energie der Pumpphotonen<br />

ca. 20 % größer sein muss, als die der Laserphotonen. Und diese<br />

Energiedifferenz wird in Wärme umgesetzt und muss abgeführt<br />

werden. Dies gelingt, wenn mit relativ kleinen Pumpspots<br />

gearbeitet wird, so dass die effektive dreidimensionale Wärmeleitung,<br />

evtl. unterstützt durch Diamantwärmespreizer, zur<br />

Kühlung genutzt werden kann.<br />

Pumpen in die Quantenfilme<br />

In dem Verbundprojekt „Halbleiter-Scheibenlaser“, welches<br />

von dem Institut für Strahlwerkzeuge der Universität Stuttgart<br />

(IFSW), dem Institut für Technische Physik des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Stuttgart und<br />

der Abteilung Optoelektronik der Universität Ulm bearbeitet<br />

wird, wird nun erstmals angestrebt, eine prinzipiell beliebige<br />

Leistungsskalierung über die Größe der Pumpfläche zu realisieren.<br />

Dazu muss jedoch die entstehende Wärme durch eine rein<br />

eindimensionale Wärmeleitung abgeführt werden können,<br />

ohne die Probentemperatur bei den erforderlichen Leistungsdichten<br />

zu stark zu erhöhen.<br />

Hierfür ist es hilfreich, die Wärmeerzeugung so weit wie möglich<br />

zu reduzieren, also möglichst nahe an der Laserwellenlänge<br />

direkt in die Quantenfilme zu pumpen. Ein einzelner Quantenfilm<br />

absorbiert jedoch nur 1 % der Pumpphotonen im Einfachdurchgang,<br />

bei höherer Ladungsträgerdichte sogar noch weniger.<br />

Allerdings kann die Absorption durch Verwendung mehrerer<br />

Quantenfilme erhöht werden, sofern die Pumpleistung, die<br />

zur Erzeugung der Transparenzdichte aufgewandt werden<br />

muss, nicht zu groß wird. Des weiteren kann die interne Kavität,<br />

die aus der (meist unbeschichteten) Vorderseite der Halbleiterscheibe<br />

und dem hinteren hochreflektierenden Spiegel gebildet<br />

wird, so ausgelegt werden, dass sich für die Pumpstrahlung ein<br />

resonant überhöhtes Stehwellenfeld ausbildet, in dessen Bäuchen<br />

die Quantenfilme positioniert werden können. Schließlich<br />

kann zusätzlich eine ein- oder mehrfache Rückabbildung der<br />

nicht absorbierten Pumpstrahlung vorgenommen werden.


Die genannten Maßnahmen zur Erhöhung der internen Absorption<br />

stellen allerdings hohe Anforderungen an die Präzision<br />

der Technologie. So müssen die Strukturen über die Länge der<br />

internen Kavität von typischerweise zehn Wellenlängen mit<br />

einer Genauigkeit von einem Zehntel der Wellenlänge, also<br />

30 nm oder 1 %, gewachsen bzw. geätzt werden und auch die<br />

Dicke und Zusammensetzung der Quantenfilme darf nur<br />

wenige Prozent vom Sollwert abweichen.<br />

Die theoretische Beschreibung des Scheibenlasers erfolgte<br />

am IFSW, basierend auf der mikroskopischen Modellierung der<br />

Quantenfilmstruktur durch das DLR. Die hochpräzisen Halbleiterstrukturen<br />

wurden an der Universität Ulm mittels MBE<br />

gewachsen und montiert und im Anschluss am IFSW bezüglich<br />

ihrer <strong>optische</strong>n, elektrischen und thermischen Eigenschaften<br />

charakterisiert.<br />

Experimentelle Ergebnisse<br />

Mit einem Ti:Saphir-Laser wurden unter weitestgehend gleichen<br />

Bedingungen Laserexperimente mit Absorber- und<br />

Quantenfilmpumpen durchgeführt, um die Ergebnisse direkt<br />

vergleichen zu können. Die Laserkennlinien sind – bezogen auf<br />

die absorbierten Pumpphotonen – identisch, d. h. es treten<br />

beim Absorberpumpen keine nennenswerten Verluste durch<br />

den Energietransfer in die Quantenfilme auf; bezogen auf die<br />

Leistungen hat das Quantenfilm-Pumpen einen leichten Vorteil<br />

(Abb. 1).<br />

Laserausgangsleistung (mW)<br />

Absorbierte Pumpleistung (mW)<br />

Abb. 1: Vergleich des Laserverhaltens<br />

bei Absorber-Pumpen (blau)<br />

und Quantenfilm-Pumpen (rot).<br />

Auch die Kühlung ist in beiden Fällen hinreichend effektiv.<br />

Schaut man sich jedoch die Temperatureffekte anhand der<br />

Resonanzlinien im Photolumineszenzspektrum während des<br />

Laserbetriebs an, so ergibt sich eine Linienverschiebung pro<br />

Watt absorbierter Pumpleistung von 1,13 nm beim Absorber-<br />

Pumpen gegenüber 0,39 nm beim Quantenfilm-Pumpen, entsprechend<br />

einer Temperaturerhöhung von 17 K/W gegenüber<br />

6 K/W (Abb. 2). Die thermische Belastung ist mithin beim<br />

Absorber-Pumpen um den Faktor 3 größer. Falls nur der Quantendefekt<br />

als Wärmequelle auftreten würde, ergäbe sich ein<br />

Verhältnis 4,3 : 1. Das heißt, der Hauptteil der thermischen Last<br />

resultiert aus dem Quantendefekt, und dieser kann durch<br />

Quantenfilm-Pumpen drastisch reduziert werden.<br />

Lage der Resonanz (nm)<br />

Absorbierte Pumpleistung (mW)<br />

Abb. 2: Verschiebung der Lage einer<br />

Resonanzlinie im Fluoreszenzspektrum<br />

als Funktion der absorbierten<br />

Pumpleistung im Laserbetrieb.<br />

Vergleich Absorber-gepumpt (blau)<br />

und Quantenfilm-gepumpt (rot).<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Messungen haben gezeigt, dass durch direktes Pumpen in die<br />

Quantenfilme ohne Umweg über spezielle Absorberschichten<br />

der Wärmeeintrag um den Faktor 3 reduziert werden kann.<br />

Bei ersten vergleichenden Messungen mit diodengepumpten<br />

Strukturen hat sich gezeigt, dass dadurch das thermische Überrollen<br />

später einsetzt, und so mit Quantenfilm-Pumpen eine<br />

mehr als 50 % höhere Laserleistung erzielt werden konnte als<br />

mit Absorber-Pumpen. Um eine dem Absorber-Pumpen vergleichbare<br />

Absorptionseffizienz zu erzielen, muss jedoch eine<br />

genaue Abstimmung der Halbleiterstruktur auf die Pumpstrahlung<br />

erfolgen und gegebenenfalls eine mehrfache Rückabbildung<br />

der Pumpstrahlung vorgesehen werden. Der reduzierte<br />

Wärmeeintrag bietet die Chance, von der dreidimensionalen<br />

Wärmeleitung auf die weniger effektive eindimensionale<br />

Wärmeleitung überzugehen, die dann eine freie Leistungsskalierbarkeit<br />

über die Fläche gestatten sollte. Dann sollte es möglich<br />

sein, mit Halbleiterstrukturen in Leistungsbereiche vorzustoßen,<br />

die bislang den Festkörperlasern vorbehalten sind, dies<br />

aber mit dem Vorteil einer wesentlich größeren Flexibilität in<br />

der Laserwellenlänge.<br />

23


24<br />

Wissenschaft & Forschung


ausschreibung 2002<br />

25


26<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2002]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2002: Aktive Optik<br />

Aktive Mikro-Manipulation<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

Bereits in den 70er Jahren konnte nachgewiesen werden, dass<br />

es möglich ist, Teilchen von einigen Mikrometern Durchmesser<br />

im Brennpunkt eines starken Laserstrahls zu fangen und gegen<br />

die Erdanziehungskraft zu bewegen [Ashkin]. Diese als „<strong>optische</strong><br />

Pinzetten“ bezeichneten Systeme erlauben eine schonende,<br />

kontaktlose Manipulation von biologischen und nichtbiologischen<br />

Objekten. Solche <strong>optische</strong>n Pinzetten sind seit über<br />

10 Jahren in den Labors im Einsatz.<br />

Die Wirkung der <strong>optische</strong>n Pinzette beruht auf der sog. Gradientenkraft.<br />

Tritt ein Lichtstrahl in ein Objekt ein (Abb. 1), so wird<br />

der Strahl abgelenkt. Beim Richtungswechsel des Strahls wird<br />

ein Impuls auf das Objekt übertragen. Die Summe der Impulsänderungen<br />

bewirkt eine Kraft, die für Objekte mit höherem<br />

Brechungsindex als das umgebende Medium in Richtung der<br />

höchsten Intensität wirkt. Das Objekt wird somit zum Ort<br />

höchster Intensität gezogen. Wird der Lichtstrahl stark fokussiert,<br />

so wird ein hoher Intensitätsgradient in z-Richtung<br />

erzeugt. Dies ermöglicht das Fangen in drei Dimensionen.<br />

Gradientenprofil<br />

Impulsänderung<br />

Impulsänderung<br />

Abb. 1: Strahlen<strong>optische</strong> Darstellung<br />

der Gradientenkraft.<br />

Der Einsatz diffraktiver Optik in einer <strong>optische</strong>n Pinzette erlaubt<br />

das Erzeugen einer nahezu beliebigen Anzahl von Fallen unterschiedlichster<br />

Formen. Wird als diffraktives Element ein räumlicher<br />

Lichtmodulator (SLM, spatial light modulator) verwendet,<br />

so lassen sich durch Einschreiben dynamischer Hologramme<br />

eine unabhängige Bewegung mehrerer Fallen in drei Dimensionen<br />

und die dynamische Veränderung der Lichtfelder verwirklichen.<br />

Ein solches als „holografische Pinzette“ bezeichnetes<br />

System stellt somit eine erhebliche funktionale Erweiterung<br />

bisher im Einsatz befindlicher Systeme dar, welche überwiegend<br />

nur eine Bewegung einzelner Zellen relativ zur gesamten<br />

Probenkammer gestatten.<br />

Ziel dieses vom Institut für Technische Optik (ITO) der Universität<br />

Stuttgart bearbeiteten Projekts „Aktive Mikro-Manipulation“<br />

ist es, ein kombiniertes, flexibles Werkzeug aus holografischer<br />

Pinzette und Mikroskalpell zu entwickeln, das den neuen Anforderungen<br />

von Mikrobiologie und Biomedizin gerecht wird. Der<br />

Operateur wird mit einem solchen System erstmals in der Lage<br />

sein, die Einfang- und Bearbeitungslichtfelder flexibel an die<br />

Aufgabenstellung anzupassen. Weiterhin soll der Lichtmodulator<br />

auch dazu benutzt werden, Aberrationen, welche durch die<br />

Probe selbst entstehen und damit die Qualität der Bearbeitung<br />

und Manipulation einschränken, zu korrigieren. Dieses holografische<br />

Kombinationswerkzeug bietet somit ein Maximum an<br />

Flexibilität und Präzision bei einem Minimum an apparativer<br />

Komplexität und eröffnet neue Perspektiven der Automatisierung.<br />

Die Anschaffungskosten werden zudem deutlich günstiger<br />

ausfallen, als bei vergleichbaren mechanischen Systemen.<br />

SLM Polfilter<br />

Abb. 2: Schematischer Aufbau der<br />

holografischen Pinzette.<br />

Kamera<br />

Strahlteiler<br />

Mikroskop-<br />

Objektiv<br />

Objektebene


Abb. 1 zeigt den schematischen Aufbau der holografischen<br />

Pinzette, wie er in einer ersten Projektphase entwickelt wurde.<br />

Der Lichtmodulator wird mit einem kollimierten Laserstrahl<br />

beleuchtet und liegt in einer zur hinteren Brennebene des<br />

Mikroskopobjektivs konjugierten Ebene. Das vom Modulator<br />

reflektierte Licht wird durch das Mikroskopobjektiv in das gewünschte<br />

Lichtfeld transformiert. Auf diese<br />

Weise lassen sich Zellen in beliebiger Weise<br />

anordnen, wie Abb. 3 zeigt.<br />

Abb. 3: Anordnung von<br />

Polystyrenkugeln im Dreieck mit Hilfe<br />

der holografischen Pinzette.<br />

Die biologischen Proben sind üblicherweise inhomogen, so<br />

dass der Brechungsindex innerhalb der Proben sowohl zeitlich<br />

als auch örtlich variiert. Neben den statischen Abbildungsfehlern<br />

des Systems werden hierdurch dynamische Abberationen<br />

eingeführt, die sowohl die Fangkraft als auch die Schnitteffizienz<br />

vermindern. Durch Änderung des in das SLM eingeschriebenen<br />

computergenerierten Hologramms können diese Aberrationen<br />

sowohl für die abzubildenden Objekte, als auch für die<br />

holografische Pinzette und das noch zu entwickelnde Laserskalpell<br />

ausgeglichen werden.<br />

Um die Aberrationen ausgleichen zu können, müssen sie<br />

zunächst bestimmt werden. Innerhalb des Projektes wurden<br />

zwei verschiedene Methoden erprobt:<br />

1) Ein Mikrokügelchen wird mit der holografischen<br />

Pinzette gefangen und in die Region geschoben, von der<br />

die Aberrationen ermittelt werden sollen. Dieses Mikrokügelchen<br />

sendet näherungsweise eine Kugelwelle aus. Die<br />

Welle durchläuft die Probe sowie das <strong>optische</strong> System<br />

und wird aberriert. Die Abweichungen von der sphärischen<br />

Wellenfront werden mit einem Shack-Hartmann<br />

Wellenfrontsensor erfasst und anhand der Messergebnisse<br />

korrigiert.<br />

2) Bei der zweiten Methode handelt es sich um eine<br />

iterative Korrektur der Aberrationen. Hierzu wird ein Spot<br />

mittels einer Kamera beobachtet und das Hologramm<br />

schrittweise mit Hilfe von Zernike-Polynomen geändert.<br />

Aus der Stärke der Korrektur kann auf die Ausprägung<br />

der Aberrationen rückgeschlossen werden.<br />

Mit beiden Methoden konnte im Rahmen des Projektes die<br />

Aberrationen des Systems erfolgreich korrigiert werden. Abb. 4a<br />

zeigt im oberen Bereich eine korrigierte Lichtfalle. In der übersteuerten<br />

Aufnahme ist das sich ergebende Airy-Muster deutlich<br />

sichtbar. Wird der Abbildungsstrahlengang ebenfalls über<br />

den Lichtmodulator gelenkt, so können auch die Aberrationen<br />

eines abgebildeten Objektes korrigiert werden (Abb. 4b).<br />

Neben der Möglichkeit, die Pinzette mit Hilfe eines Modulators<br />

flexibel beeinflussen zu können, ist in der zweiten Projektphase<br />

der Aufbau eines holografischen Mikroskalpells geplant. Hierfür<br />

soll ein Pulslaser mit einem UV-tauglichen Lichtmodulator<br />

kombiniert werden. Durch den holografischen Ansatz soll die<br />

Flexibilität und Genauigkeit des Skalpells gesteigert werden.<br />

So können komplexe, aberrationskorrigierte Schnittfelder generiert<br />

werden, um Zellfusion oder Zelltrennungen zu induzieren.<br />

Auch eine Bearbeitung von Mikrosystemkomponenten ist mit<br />

einem solchen System denkbar.<br />

Die Kombination von Mikroskalpell und Pinzette ergibt ein<br />

Multifunktionswerkzeug, das weitreichende Möglichkeiten in<br />

der Mikro- und Nanotechnik eröffnet. Objekte können nicht nur<br />

bewegt, sondern gleichzeitig bearbeitet werden. So lassen sich<br />

aktiv Mikroreaktionen- und Mikrofabrikationen beeinflussen.<br />

Im Vergleich zu bisherigen Lösungen, die auf einem mechanischen<br />

Scan eines Laserstrahls basieren, ergibt sich auch hier –<br />

wie beim Einfang – der große Vorteil, dass mit hoher Genauigkeit<br />

und Reproduzierbarkeit komplexe Schnitte in drei Dimensionen<br />

realisierbar werden.<br />

Referenzen:<br />

Abb. 4a: Korrigierte 1. (oben) und<br />

unkorrigierte 0. Ordnung (unten) einer<br />

Laserfalle.<br />

Abb. 4b: Korrigierte 1. (oben) und<br />

unkorrigierte 0. Ordnung (unten) eines<br />

3µm großen Objektes.<br />

[1] Ashkin, A.; Dziedzic, J.M.; Bjorkholm, J.E. and Chu, S.,<br />

"Observation of a single-beam gradient force optical trap for<br />

dielectric particles",Optics Letters, 1986 , 11 , 288-90.<br />

[2] Reicherter, R.; Haist, T.; Wagemann, E.U. and Tiziani, HJ, "Optical<br />

particle trapping with computer-generated holograms written on a<br />

liquid-crystal display" Optics Letters, 1999 , 24 , 608-610.<br />

[3] Liesener, J.; Reicherter, M.; Haist, T. and Tiziani, H., "Multifunctional<br />

optical tweezers using computer-generated holograms",<br />

Optics Communications, 2000, 185, 77-82.<br />

[4] Reicherter, M.; Gorski, W.; Haist, T. and Osten, W., "Dynamic<br />

correction of aberrations in microscopic imaging systems using<br />

an artificial point source ", SPIE, 2004 , 5462 , 68-78.<br />

27


28<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2002]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2002: Aktive Optik<br />

Adaptive <strong>optische</strong> Komponenten stellen aufgrund ihrer zahlreichen<br />

Einsatzmöglichkeiten gegenwärtig ein besonders aktives<br />

Teilgebiet in der angewandten Optikforschung dar.So könnten<br />

beispielsweise Zoom-Objektive künftig nicht mehr mit mechanisch<br />

bewegten Linsengruppen, sondern mit variablen Einzellinsen<br />

aufgebaut werden, die eine dynamisch steuerbare<br />

Brennweite aufweisen.Dies wäre etwa für die Endoskopie, bei<br />

der die kleinen Abmessungen den Einsatz mechanisch bewegter<br />

Linsengruppen nahezu unmöglich machen, von großem<br />

Interesse.Eine weitere Anwendungsmöglichkeit solcher Linsen<br />

könnte z.B. die Einkopplung von Licht in <strong>optische</strong> Fasern sein,<br />

um so die Koppeleffizienz durch die Brennweite der Linse zu<br />

steuern.<br />

In den letzten Jahren wurde unter anderem der Ansatz verfolgt,<br />

den Effekt der Elektrokapillarität für solche adaptive Linsen auszunützen.Dabei<br />

handelt es sich um folgenden physikalischen<br />

Zusammenhang: Im thermodynamischen Gleichgewicht besitzen<br />

kleine, auf einer festen Unterlage ruhende Flüssigkeitstropfen<br />

die Form einer Kugelkappe und stellen damit vom <strong>optische</strong>n<br />

Gesichtspunkt eine plankonvexe Linse dar.Werden elektrische<br />

Ladungen an die Grenzfläche zwischen Flüssigkeit und Unterlage<br />

gebracht, verändert sich die zugehörige Grenzflächenenergie<br />

und damit die Benetzung der Unterlage durch den Tropfen.<br />

Demzufolge dehnt sich beim Anlegen einer elektrischen Spannung<br />

der Tropfen aus oder zieht sich zusammen.Optisch gesehen<br />

bedeutet dies eine Änderung des Krümmungsradius' der<br />

Tropfenoberfläche, wodurch sich die Brennweite der flüssigen<br />

Linse steuern lässt.Durchstimmbare Mikrolinsen auf der Basis<br />

von Elektrokapillarität wurden bereits vorgestellt.Diese Systeme<br />

besitzen eine Apertur von mehreren Millimetern und sind<br />

für den Einsatz in Mobiltelefon-Kameras vorgesehen.<br />

Im Projekt „Elektrisch gesteuerte Benetzung für adaptive<br />

Mikrolinsen“ hat nun der Lehrstuhl für Mikrooptik am Institut<br />

für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg ein neues<br />

System entworfen (Abb.1), welches sich von den bisherigen<br />

Systemen durch seine erheblich reduzierten Abmessungen<br />

Elektrisch gesteuerte Benetzung für adaptive<br />

Mikrolinsen<br />

Institut für Mikrosystemtechnik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Abb. 1: Labormuster eines elektrisch<br />

steuerbaren Mikrolinsensystems. Die<br />

flüssige Linse befindet sich unter dem<br />

Glasfenster. Die Außenabmessungen<br />

(hier: Kantenlänge 8 mm) können<br />

noch erheblich verringert werden.<br />

und den Einsatz der Halbleiter-Prozesstechnologie unterscheidet.Die<br />

Vorteile dieses Ansatzes liegen einerseits in der Möglichkeit,<br />

das System aufgrund seiner geringen Größe in der<br />

Endoskopie einzusetzen, und andererseits – bedingt durch die<br />

Halbleiter-Standardprozesse – auch große Stückzahlen kostengünstig<br />

herstellen zu können.<br />

Zentrales Strukturelement des Systems ist ein Rezess, der in<br />

ein kristallines Material geätzt wird.Dieser nimmt die flüssige<br />

Linse auf und stabilisiert diese, so dass das System in jeder<br />

Einbaulage verwendet werden kann.Gleichzeitig definiert der<br />

Rezess die Apertur der Linse, die je nach Design 300 – 1000 µm<br />

beträgt.Das kristalline Grundmaterial ist mit verschiedenen<br />

funktionalen Schichten belegt.Diese isolieren den Tropfen elektrisch<br />

von der Gegenelektrode und sorgen durch ihre chemischen<br />

Oberflächeneigenschaften dafür, dass der Tropfen einen<br />

hohen Anfangskontaktwinkel (d.h. ohne angelegte Spannung)


aufweist. Dies ist Voraussetzung für einen großen dynamisch<br />

zugänglichen Brennweitenbereich des Systems. Die flüssige<br />

Linse ist von einer zweiten Flüssigkeit umgeben, welche<br />

Oberflächenschwingungen, wie sie durch Erschütterungen entstehen,<br />

effizient dämpft. Wie anhand von hydrodynamischen<br />

Simulationen gezeigt werden konnte, klingen die Oberflächenschwingungen<br />

mit einer Zeitkonstante von unter 1 ms ab.<br />

Die gesamte Struktur wird beidseitig durch ein Glasfenster<br />

gekapselt.<br />

Die Schnittweiten der gefertigten Systeme, gemessen vom<br />

Glasfenster zum Brennpunkt, können in einem Bereich von 2 –<br />

20 mm gesteuert werden. Dazu sind Spannungen von lediglich<br />

0 – 25 V erforderlich (Abb. 2) bei einer geringen Leistungsaufnahme<br />

von nur 1,5 mW.<br />

Schnittweite [µm]<br />

Abb. 2: Typische Schnittweite-<br />

Spannungs-Kennlinie eines elektrisch<br />

steuerbaren Mikrolinsensystems wie in<br />

Abb. 1 gezeigt.<br />

Spannung U [µm]<br />

Das Projekt wurde im Februar 2005 abgeschlossen. Die erarbeiteten<br />

Verfahren und gewonnenen Erfahrungen fließen in das<br />

neue Projekt „Adaptive Linsenarrays mit variablem Abstand“<br />

ein, bei dem mittels der Elektrokapillarität nicht nur die Brennweite<br />

von Mikrolinsen in einem Array, sondern auch deren<br />

Abstand zueinander gesteuert werden soll.<br />

29


30<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2002]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2002: Aktive Optik<br />

Erzeugung und Adaptation dynamischer<br />

kohärenter Masken für den aktiven <strong>optische</strong>n<br />

Form- und Verformungsvergleich<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

In der Industrie besteht ein großer Bedarf an Messsystemen<br />

zum Vergleich und zur Kontrolle technischer Objekte mit rauhen<br />

Oberflächen.Die klassische Interferometrie erlaubt nur die<br />

Untersuchung von glatten Oberflächen.Aus diesem Grund<br />

wird ein neues holografisches Verfahren zum Vergleich der<br />

Form oder Verformung zweier nominell identischer, aber physisch<br />

unterschiedlicher Objekte mit rauhen Oberflächen entwickelt<br />

und implementiert (Muster-Probe-Vergleich) [1].<br />

Die Holografie ermöglicht die Speicherung der vollständigen<br />

Information einer Wellenfront, d.h. Amplitude und Phase, auf<br />

einem zweidimensionalen Speicher (Fotoplatte oder CCD-<br />

Kamera).Daher kann mittels holografischer Rekonstruktion die<br />

3D-Information des Objektes wiedergegeben werden – im<br />

Unterschied zur Fotografie, bei der nur die 2D-Information<br />

rekonstruiert wird.<br />

Auf diese Weise lassen sich Inspektionsergebnisse und<br />

Qualitätsaussagen in Prozessechtzeit auch an komplexen<br />

Prüfobjekten und über große Entfernungen erzielen.Bei letztgenanntem<br />

Verfahren – der sog.Remote Metrology – macht<br />

man sich die Möglichkeit zunutze, digitale Hologramme per<br />

Datennetzwerk (z.B. Internet) an beliebige Orte zu versenden,<br />

um diese digital oder analog rekonstruieren zu können [2].<br />

Das Projekt „Erzeugung und Adaptation dynamischer kohärenter<br />

Masken für den aktiven <strong>optische</strong>n Form- und Verformungsvergleich“<br />

am Institut für Technische Optik der Universität<br />

Stuttgart konzentriert sich auf die Implementierung und Erprobung<br />

des Verfahrens unter besonderer Berücksichtigung der<br />

aktiven Kompensation möglicher Justagefehler durch einen<br />

rückgekoppelten Regelkreis.Dabei gelangen moderne räumli-<br />

Durch die Kombination der<br />

Prinzipien der Digitalen Holografie<br />

und der Vergleichenden<br />

Musterobjekt<br />

Beleuchtung<br />

Referenz<br />

Holografie (VDH) entsteht mit<br />

Test-<br />

der Vergleichenden Digitalen<br />

Holografie ein flexibles Prüf-<br />

Referenz<br />

objektverfahren,<br />

bei dem die gleich-<br />

a) Aufnahme des Hologramms<br />

b) Aufnahme des Vergleich-Hologramms<br />

zeitige physische Präsenz des<br />

des Musterobjekts<br />

Musters und der Probe eines<br />

Abb. 1: Prinzipdarstellung der<br />

Objekts mit technischer Ober-<br />

Vergleichenden Digitalen Holografie<br />

fläche am Ort des Vergleichs nicht erforderlich ist.Die Vergleiche Lichtmodulatoren und Prinzipien der Wellenfrontrekonchende<br />

Digitale Holografie macht sich bewusst die Technologie<br />

hochauflösender Bildsensoren (CCD-Kameras) und moderner<br />

struktion zur Anwendung.<br />

räumlicher Lichtmodulatoren (LCD, LCOS) zunutze.Indem das Abb.2 zeigt ein beispielhaftes Ergebnis eines Verformungsver-<br />

zuvor aufgezeichnete digitale Hologramm des Musterobjekts in gleichs.Muster- und Testobjekt sind zwei unterschiedliche<br />

einen geeigneten Lichtmodulator geschrieben wird, ergibt sich Kunststoffplatten.Das Testobjekt weist gegenüber dem Mus-<br />

die Möglichkeit, die Wellenfront (Lichtwelle) zu rekonstruieren, terobjekt drei kreisförmige Defekte auf.Mit einem speziellen<br />

um damit das Testobjekt kohärent zu beleuchten.Die<br />

Halter lässt sich die Kunststoffplatte kontrolliert verformen.Im<br />

Interferenzphase des schließlich rekonstruierten digitalen vorliegenden Experiment beträgt die Verformung 5 µm.Es wird<br />

Hologramms des Testobjekts verkörpert lediglich die Form- ein Hologramm des Musterobjekts im ungestörten sowie im<br />

bzw.Verformungsdifferenz zwischen Muster- und Testobjekt. verformten Zustand auf (Abb.1a) aufgenommen.Die Abb.1b)


Abb. 2: Verformungsdifferenz<br />

zwischen zwei Kunststoffplatten.<br />

Das Testobjekt weist gegenüber<br />

dem Musterobjekt drei kreisförmige<br />

Defekte auf.<br />

zeigt die Beleuchtung des Testobjekts im ungestörten Zustand<br />

mit der konjugierten rekonstruierten Wellenfront des Musterobjekts<br />

im ungestörten Zustand. Die gleiche Prozedur wird für<br />

die verformten Zustanden durchgeführt. Aus den zwei aufgenommenen<br />

Hologrammen, ergibt sich der Verformungsvergleich<br />

zwischen dem Muster- und dem Testobjekt (Abb. 2).<br />

Die drei Defekte des Testobjekts auf einem Streifenhintergrund<br />

sind klar sichtbar. Die Streifen im Hintergrund haben zwei<br />

Ursachen: Erstens eine ungewollte Abweichung zwischen der<br />

rekonstruierten Wellenfront des Muster- und Testobjekts welche<br />

durch eine Phasenschiebung, die in das LCD geschrieben<br />

wird, kompensiert werden kann und zweitens eine grundsätzliche<br />

Formabweichung zwischen Muster und Testobjekten.<br />

Im Vergleich zu anderen Messverfahren bietet die VDH Technik<br />

folgende Vorteile: Die interferometrische Auflösung zum<br />

Vergleich der Form oder Verformung zweier nominell identischer,<br />

aber physisch unterschiedlicher Objekte mit rauhen<br />

Oberflächen. Des Weiteren kann das Musterhologramm über<br />

das Internet an beliebigen Ort rekonstruiert werden.<br />

Referenzen:<br />

[1] Osten, W., Baumbach, T., Jüptner, W.,<br />

"Comparative digital holography",<br />

Optics Letters 27 (2002), pp. 1764-1766.<br />

[2] Osten, W., Baumbach, T., Seebacher, S., Jüptner, W.,<br />

"Remote shape control by comparative digital holography",<br />

Proc. Fringe (2001), Elsevier Science, pp. 373-382.<br />

31


32<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2002]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2002: Aktive Optik<br />

Mit zunehmender Komplexität moderner <strong>optische</strong>r Systeme<br />

wachsen die Anforderungen an die Funktionalität der verwendeten<br />

<strong>optische</strong>n Komponenten bei gleichzeitiger Forderung<br />

nach hoher <strong>optische</strong>r Qualität und Genauigkeit, geringen<br />

Herstellungskosten und der Verfügbarkeit in großen Stückzahlen.<br />

Ein aussichtsreicher Weg für die Produktion von solchen<br />

<strong>optische</strong>n Komponenten aus anorganischen Gläsern ist die<br />

Replikation durch Heißformgebungsverfahren. Mit dem bekannten<br />

Präzisions-Blankpressverfahren (finished lens molding)<br />

können zwar die geforderten Genauigkeiten erreicht werden,<br />

die hierbei benötigten langen Zykluszeiten von bis zu 10 Minuten<br />

stehen aber den Forderungen nach geringen Herstellungskosten<br />

und der Produktion von großen Stückzahlen entgegen.<br />

Mit der Entwicklung einer neuen, schnellen Heißprägetechnologie<br />

mit Zykluszeiten von weniger als 1 Minute können diese<br />

Schwierigkeiten für eine kostengünstige Fabrikation von mikro<strong>optische</strong>n<br />

Bauteilen überwunden werden. Ziel des vom Fraunhofer<br />

IWM und vom IMTEK durchgeführten Verbundforschungsvorhabens<br />

ist die Untersuchung wichtiger Prozessgrößen beim<br />

schnellen Heißprägen von innovativen mikro<strong>optische</strong>n Bauelementen,<br />

wie z.B. asphärische Linsen, Mikrolinsenarrays und<br />

Zylinderlinsen, sowie die Entwicklung einer praxistauglichen<br />

Messtechnik zur <strong>optische</strong>n Charakterisierung der mit dem Verfahren<br />

hergestellten Komponenten.<br />

Die am Forschungsvorhaben beteiligten Institute ergänzen sich<br />

in ihren jeweiligen Kompetenzen, der Verfahrensentwicklung<br />

zur Herstellung <strong>optische</strong>r Komponenten aus anorganischen<br />

Gläsern durch zähplastische Formgebung sowie dem Design<br />

und der Charakterisierung mikro<strong>optische</strong>r Elemente und Systeme,<br />

wobei die schnelle Rückkopplung der Messergebnisse für<br />

die Prozessentwicklung sehr wichtig ist.<br />

Wesentliches Merkmal des untersuchten Heißprägeverfahrens<br />

ist, dass das Glas in einem sehr stark nicht-isothermen Umformprozess<br />

zu Bauteilen hoher Genauigkeit ausgeformt wird. Auf<br />

Grund der sehr niedrigen Glasviskosität im Vergleich zu kon-<br />

Grundlegende Untersuchungen zur Herstellung<br />

hochpräziser Komponenten durch schnelles Heißprägen<br />

anorganischer Gläser für Anwendungen in<br />

<strong>optische</strong>n Übertragungs<strong>technologien</strong> und Systemen<br />

der aktiven Optik<br />

Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM)<br />

ventionellen Replikationsverfahren kann der gesamte Formgebungsprozess<br />

in weniger als 30 Sekunden abgeschlossen werden.<br />

Die sehr schnelle Abkühlung des zähflüssigen Glases hat<br />

eine signifikante Formänderung durch Schrumpfung und thermisch<br />

induzierte Spannungen zur Folge. Um die geforderte<br />

Präzision der <strong>optische</strong>n Komponenten zu erreichen, ist die<br />

Kenntnis der Wirkung von Prozessparametern und schließlich<br />

deren sehr genaue Steuerung während des Formgebungsprozesses<br />

deshalb zwingend notwendig. Dazu wird in diesem<br />

Vorhaben der Einfluss von wesentlichen Prozessgrößen, der<br />

zeitlichen Verläufe von Temperaturen, Stellwegen und Presskräften<br />

auf Geometrie- und Konturgenauigkeit und Oberflächenqualität<br />

anhand ausgewählter Demonstratorkomponenten,<br />

Mikrolinsen mit sphärischer und asphärischer Kontur<br />

sowie Mikrolinsenarrays systematisch untersucht.<br />

Nach den bisherigen Ergebnissen lässt sich der Formgebungsvorgang<br />

in zwei Phasen unterteilen: In der ersten Pressphase<br />

stellt sich die resultierende Geometrie und Oberflächengüte<br />

der geprägten Komponente ein, während der anschließenden<br />

Abkühlphase können Feinkontur, Radien und Verzug noch<br />

beeinflusst werden. Als maßgebliche Einflussgrößen in der<br />

ersten Pressphase, in der Umformung und Wärmeentzug über<br />

die Formwerkzeuge sehr schnell ablaufende konkurrierende<br />

Prozesse sind, wurden Stellweg, Umformgeschwindigkeit und<br />

die Glastemperatur zum Zeitpunkt des Kontakts mit den<br />

Formwerkzeugen identifiziert. In der kraftgeregelten Abkühlphase<br />

wird dem Glas die Restwärme entzogen, bevor sich die<br />

Formwerkzeuge öffnen und das fertige Bauteil entformt wird.<br />

Maßgeblich beeinflusst werden Bauteilverzug und Feinkontur<br />

durch die Temperaturverteilung in den Formwerkzeugen und<br />

im Glaspressling sowie der Haltekraft und der Schließzeit der<br />

Werkzeuge.<br />

Zur Vermessung der heißgeprägten Bauteile wurde in diesem<br />

Projekt ein neuartiges Interferometerkonzept konzipiert und<br />

entwickelt. Das Messsystem besteht aus einem hybriden<br />

Twyman-Green / Mach-Zehnder Interferometer, dessen jeweiliger<br />

Strahlengang durch einen schwenkbaren Spiegel bestimmt


wird. Durch den einfachen Wechsel zwischen den beiden Interferometerschaltungen<br />

wird es möglich, mikro<strong>optische</strong> Komponenten<br />

wie Mikrolinsen sowohl im Auflicht (Interferometer im<br />

Twyman-Green Modus) als auch im Durchlicht (Interferometer<br />

im Mach-Zehnder Modus) zu vermessen. In den Auflichtmessungen<br />

werden Konturabweichungen der einzelnen <strong>optische</strong>n<br />

Wirkflächen hochgenau bestimmt. In den Durchlichtmessungen<br />

werden die Abbildungseigenschaften der Messobjekte charakterisiert,<br />

die sowohl von den Flächenkonturen als auch von<br />

potenziellen Fehlern wie Brechungsindexinhomogenitäten,<br />

Substratpassfehler, Zentrier- bzw. Keilfehler bestimmt werden.<br />

Neben der interferometrischen Charakterisierung der Wellenaberrationen<br />

der Mikrolinsen ermöglicht<br />

das System auch die Messung von Krümmungsradius,<br />

Brennweite, Pfeilhöhe und<br />

Substratdicke. Alleinstellungsmerkmal des<br />

neu entwickelten Messsystems ist, dass<br />

beide Messungen (Kontur und Aberrationen)<br />

in einem einzigen Interferometeraufbau<br />

durchgeführt werden können,<br />

wodurch potenzielle Fehlerquellen wie<br />

Orientierungsfehler oder Verwechselungsfehler<br />

einer Linse im Array vermieden<br />

werden. Die zur Datenakquisition und -<br />

analyse erforderliche Software wurde im<br />

Rahmen des Projekts erstellt.<br />

Die Herstellung hochpräziser mikro<strong>optische</strong>r<br />

Bauelemente aus anorganischen Gläsern durch innovative,<br />

schnelle Heißformgebungsverfahren ist nur bei exakter<br />

Kenntnis zur Wirkung der verschiedenen Prozessparameter<br />

möglich. Die Herausforderungen des Verbundvorhabens liegen<br />

dabei zum einen in einem umfassenden Verständnis des<br />

Abformprozesses und zum anderen in einer praktikablen begleitenden<br />

Qualitätsprüfung. Wesentliche technologisch und mess-<br />

technisch relevante Fragestellungen konnten durch die Arbeiten<br />

der beteiligten Institutionen geklärt werden, perspektivische<br />

Herausforderung für weiterführende Forschungsarbeiten ist<br />

die Herstellung und Prüfung von <strong>optische</strong>n Komponenten mit<br />

komplexen <strong>optische</strong>n Wirkflächen.<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der<br />

Laborapparatur zum schnellen<br />

Heißprägen anorganischer Gläser und<br />

heißgeprägtes Mikrolinsenarray.<br />

Abb. 2: Schematischer Aufbau des hybriden Twyman-Green<br />

/ Mach-Zehnder Interferometers.<br />

(a) Twyman-Green System und<br />

(b) Mach-Zehnder System.<br />

HeNe, Helium-Neon Laser (633 nm);<br />

MO, Mikroskopobjektiv;<br />

PBS, Polarisierender Strahlteiler;<br />

HWP, Halbwellenplatte;<br />

QWP, Viertelwellenplatte, Pol, Linearpolarisator;<br />

HALO, Hochapertur-Laserobjektiv;<br />

L, Sammellinse; M, Spiegel; Cam, Kamera;<br />

PZT, Piezo-Stellglied.<br />

33


34<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2002]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2002: Aktive Optik<br />

Viele Anwendungen der Optik wie z.B. Laser-Scanner, Kameras<br />

oder Abstandssensoren erfordern eine schnelle, variable<br />

Fokussierung. Häufig ist der Stellmechanismus komplex und<br />

verteuert daher das optoelektronische System signifikant. Ziel<br />

des am Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg<br />

laufenden Forschungsvorhabens ist die Entwicklung eines<br />

variablen <strong>optische</strong>n Hohlspiegels, der elektromechanisch in seiner<br />

Brennweite verändert werden kann. Dabei soll der Spiegel<br />

mit kostengünstigen Massenprozessen aus Kunststoffen hergestellt<br />

werden. Grundidee ist, eine Reflektorschale durch eine<br />

zentrale Kraft auszulenken und so das Strahlenbündel zu fokussieren.<br />

Bisher verwendete, einfache Kunststoffspiegel weichen<br />

jedoch von der idealen Form ab und erzeugen dadurch einen zu<br />

großen Brennpunkt. Um einen scharfen Fokus zu erhalten, wird<br />

die Geometrie der Schale so gestaltet, dass sich immer die ideale<br />

Form eines Parabolspiegels ergibt, Abb. 1. Der Spiegel ist verformbar<br />

und weist eine definierte Biegelinie auf, wenn er durch<br />

elektromechanisch erzeugte Kräfte ausgelenkt wird.<br />

Das durchgeführte Vorhaben gliedert sich in die vier Arbeitspakete<br />

Spiegelkonstruktion und Auslegung, Kunststoff-Technik,<br />

Aktor-Integration und messtechnische Charakterisierung.<br />

Abb. 1: Aufbau des Spiegels variabler<br />

Brennweite zur Fokussierung von<br />

Laserstrahlen.<br />

Integrations- und Präzisions<strong>technologien</strong> für<br />

aktive <strong>optische</strong> Spiegelelemente<br />

Institut für Mikrosystemtechnik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Der erste Schritt hat die Konstruktion eines Bauteiles zum Ziel,<br />

welches eine definierte Verformung und definiertes strahlen<strong>optische</strong>s<br />

Verhalten aufweist. Dazu kann mit den Methoden<br />

der Automatisierten Design-Optimierung die ideale Form für<br />

das Bauteil gefunden werden. Aus diesem Grund wurde im<br />

Rahmen des Projektes zunächst ein neues Optimierungsverfahren<br />

entwickelt, welches bei der Simulation die physikalischen<br />

Domänen der Strahlenoptik, der Wellenoptik, der Mechanik und<br />

der Elektromagnetik umfasst und automatisiert abläuft. Dabei<br />

wird die Geometrie mit dem Programm „OPTIME“ systematisch<br />

so lange variiert, bis die Simulationen eine Toleranzschwelle des<br />

Fehlers der erwünschten Verformung unterschreiten. Auf diese<br />

Weise wird die Dicke über den Spiegelradius so bemessen, dass<br />

sich die Spiegelschale unter jeder Ansteuerkraft zu einer Parabel<br />

verformt. Durch die Erweiterung der Dickenanpassung um<br />

den Umfang konnte auch eine Form entwickelt werden, die<br />

besonders für schrägen Lichteinfall geeignet ist. Neben der<br />

Optimierung der Schichtdickenverteilung durch Simulation<br />

wurden auch analytische Lösungen untersucht. Der Vergleich<br />

zeigte die Konsistenz beider Methoden, für praxisrelevante<br />

komplexe Bedingungen ist aber die Optimierung auf Basis der<br />

Finite-Elemente-Simulation wesentlich vielseitiger.


Die Herstellung der Spiegel aus technischen Polymeren ist<br />

mittels Prägetechnik oder Spritzguss besonders wirtschaftlich.<br />

Kunststoffverarbeitung erfordert zunächst Prägestempel oder<br />

Spritzwerkzeuge,in welche dann die Spiegelschalen aus Polymeren<br />

abgeformt werden. Dazu wurden zunächst hochpräzise<br />

Werkzeuge aus Messing in <strong>optische</strong>r Qualität mit einer „Nanodrehbank“‚<br />

bzw. Ultrapräzisionsfräsmaschine hergestellt. Der<br />

Mikroformenbau mittels Ultrapräzisionsfräsen wird sowohl für<br />

das Prägen als auch für den Spritzguss durchgeführt. Die benutzte<br />

Zerspanungsmaschine weist ein Interferometer als<br />

Positionierhilfe auf. Im vorliegenden Fall wurde eine maximale<br />

Formabweichung des Spiegel-Prägewerkzeugs von der Soll-<br />

Dicke von mehreren Mikrometern erzielt. Dies wurde mit hoch<br />

genauen Koordinatenmessmaschinen verifiziert; die gemessenen<br />

Rauheiten Ra des Prägewerkzeugs liegen bei unter 20 nm.<br />

Die Spiegel wurden auf einer speziellen Heißprägemaschine<br />

aus den Werkstoffen COC und Polycarbonat abgeformt,Abb. 2.<br />

Im Hinblick auf die Verbesserung der Genauigkeit wurde der<br />

Prozess ausführlich untersucht. Die Prozessoptimierung wurde<br />

durch Heißpräge- und Spritzguss-Simulationen unterstützt.<br />

Schwerpunkt der weiteren Untersuchungen ist dabei die Optimierung<br />

der Planarität bei der Herstellung. Auf die Bauteile<br />

werden abschließend dünne Reflektionsschichten aus Gold<br />

mittels Physical Vapour Deposition aufgebracht,Abb. 2. Diese<br />

Verspiegelungen besitzen einen hohen Reflexionsgrad,gute<br />

Haftfestigkeit auch nach langer Betriebszeit und geringe<br />

Eigenspannungen.<br />

Abb. 2: Polymere Spiegel variabler<br />

Brennweite. Links: nach dem<br />

Prägeprozess, rechts: nach der<br />

Metallisierung mit Gold.<br />

Zur Erprobung der Spiegelelemente in einem Testsystem wurden<br />

Funktionsdemonstratoren hergestellt. Die Spiegelschalen<br />

werden durch Kleben mit dem Zuganker integriert. Die elektromagnetische<br />

Auslenkung bietet eine Reihe konzeptioneller und<br />

technischer Vorteile. Die Spiegelschalen mit 20 mm Durchmesser<br />

sind so ausgelegt,dass mit einer Stellkraft von 1 N eine<br />

Auslenkung von ca. 250 mm erreicht wird. Die derzeit laufenden<br />

Untersuchungen an den Funktionsmustern beinhalten ihre<br />

<strong>optische</strong> Charakterisierung,ihr dynamisches Verhalten und das<br />

Langzeitverhalten. Hierzu wird eine speziell entwickelte <strong>optische</strong><br />

Bank verwendet,Abb. 3.<br />

Abb. 3: System zur Fokussierung von<br />

Laserstrahlen mit variablen Spiegeln.<br />

35


36<br />

Wissenschaft & Forschung


ausschreibung 2003/2004<br />

37


38<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Interesse und Notwendigkeit der Detektion von Protein-Protein-<br />

Interaktionen in lebenden Zellen nimmt kontinuierlich in<br />

Grundlagenforschung und Wirkstoffentwicklungen in der pharmazeutischen<br />

Industrie zu.Eine der erfolgreichsten Methoden,<br />

Protein-Protein-Interaktionen in lebenden Zellen zu detektieren<br />

ist die gentechnische Fusion der Proteine an Autofluoreszenzproteine<br />

und die Messung des Förster Resonance Energy Transfers<br />

(FRET), der zwischen den beiden Fluoreszenzproteinen entsteht,<br />

wenn die beiden Partnerproteine aneinander binden.<br />

Überexpression der fusionierten Gene und hohe Energieeinstrahlung<br />

bei herkömmlichen Methoden der Fluorophor-Anregung<br />

können dabei allerdings schnell zu Störungen der normalen<br />

Funktionen der lebenden Zelle führen.Je zellschonender die<br />

Methode der Fluoreszenzanregung und je sensitiver die Detektion<br />

der Fluoreszenz ist, umso besser kann deshalb unter physiologisch<br />

intakten Bedingungen der Zellen gemessen werden.<br />

Im Rahmen des Projekts werden am Naturwissenschaftlichen<br />

und Medizinischen Institut (NMI) an der Universität Tübingen<br />

mithilfe gentechnischer Methoden Zellsysteme hergestellt, die<br />

es erlauben, Interaktionen zwischen fluoreszenzmarkierten<br />

Proteinen zentraler Bedeutung im Bereich des Zell-Substratkontaktes<br />

zu verfolgen.In Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Angewandte Forschung der Hochschule Aalen soll eine<br />

höchst sensitive und zellschonende Methode zum Nachweis<br />

dieser Protein-Protein-Interaktionen über die Detektion des<br />

FRET in lebenden Zellen etabliert werden.Mittels einer neuartigen<br />

Beleuchtungseinheit für die tiefenauflösende Totalreflexions-Fluoreszenzmikroskopie<br />

(TIRFM), die am Institut in Aalen<br />

entwickelt wurde, soll die Detektion des FRET zwischen den<br />

Fluoreszenzproteinen zum einen über die Veränderung des<br />

Photonenstroms von Donor und Akzeptor und zum anderen<br />

über die Messung der Abklingzeit des Donors (FLIM) bestimmt<br />

werden.<br />

Ausschreibung 2003/2004: Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

FRET in TIRFM: Räumlich und zeitlich<br />

hochauflösende Detektion von Protein-Protein-<br />

Interaktionen in Zelladhäsionskomplexen<br />

Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut (NMI) an der Universität Tübingen<br />

Institut für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Aalen<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung<br />

der Anwendung von TIRFM in Kombination<br />

mit FRET zur Detektion von<br />

Protein-Protein-Interaktionen in<br />

„focal adhesions“. Ko-Expression und<br />

Interaktion von ECFP-FAK und<br />

EYFP-Pax.<br />

Als Fusionspartner werden therapeutisch relevante Komponenten<br />

von Zelladhäsionskomplexen verwendet, so dass Anwendungsmöglichkeiten<br />

dieser Technologie sowohl in der Grundlagenforschung<br />

als auch in der pharmazeutischen Industrie, z.B.<br />

im Wirkstoff- Screening, aufgezeigt werden können.Die Proteine<br />

Focal Adhesion Kinase (FAK) und Paxillin (Pax) sind zentrale<br />

Komponenten typischer Zelladhäsionskomplexe („focal adhesions“)<br />

und wurden als erstes Protein-Paar für diese Untersuchungen<br />

herangezogen (Abbildung 1).Durch ihre Fusion mit den<br />

Fluoreszenzproteinen EYFP bzw.ECFP (Enhanced Yellow/ Cyan<br />

Fluorescent Protein) kann ihre Lokalisation mithilfe der Fluoreszenzmikroskopie<br />

in lebenden Zellen verfolgt werden.Ihre korrekte<br />

intrazelluläre Lokalisation in „focal adhesions“ wurde in<br />

Hela-Zellen sowohl bei Beleuchtung der gesamten Zellen als<br />

auch bei selektiver Beleuchtung der Zytoplasmamembran mittels<br />

TIRFM gezeigt.Dies gelang in beiden Fällen dank der verwendeten<br />

hochempfindlichen EM-CCD-Kamera (Abb.2).


Abb. 2: Visualisierung des Fusionsproteins<br />

EYFP-FAK in Hela-Zellen<br />

bei selektiver Beleuchtung der<br />

Zytoplasmamembran mittels TIRFM.<br />

Anregungswellenlänge: 470 nm,<br />

Detektionsbereich: λ≥470 nm,<br />

Bildfeld: 210 µm x 210 µm.<br />

Aus biochemischen Untersuchungen ist bekannt, dass die<br />

beiden Proteine FAK und Pax in „focal adhesions" aneinander<br />

binden. Daher wird erwartet, dass eine Interaktion der beiden<br />

Proteine über FRET mit den beiden Fluoreszenzproteinen ECFP<br />

(Donor) und EYFP (Akzeptor) detektierbar sein sollte. Zur Messung<br />

dieses FRETs wurden Fluoreszenzspektren einzelner Hela-<br />

Zellen nach transienter Transfektion mit dem Vektor für das<br />

Fusionsprotein ECFP-FAK sowie nach Cotransfektion mit den<br />

Vektoren für die Fusionsproteine ECFP-FAK und EYFP-Pax aufgenommen.<br />

Gemäß Abb. 3 erkennt man im 1. Fall das Fluoreszenzspektrum<br />

von ECFP mit den Emissionsmaxima bei 480 nm und<br />

505 nm, sowie im 2. Fall zusätzlich die EYFP-Bande mit dem Emissionsmaximum<br />

bei 530 nm. Da sich bei der gewählten Anregungswellenlänge<br />

von 391 nm EYFP nicht direkt optisch anregen<br />

ließ, lässt das nach Cotransfektion ermittelte Fluoreszenzspektrum<br />

auf einen Energietransfer von ECFP auf EYFP schließen.<br />

Fokus der nachfolgenden Arbeiten in diesem Projekt wird das<br />

Messen des FRETs dieser und mindestens eines weiteren Protein-Paares<br />

in Zelladhäsionskomplexen bei einer selektiven<br />

Beleuchtung der Zytoplasmamembran mittels TIRFM sein. Der<br />

Nachweis von FRET soll hier zudem über Messungen der Fluoreszenzkinetiken<br />

des Donors (ECFP) erfolgen. Ein Vergleich der<br />

Sensitivitäten des FRET-Signal-Nachweises zwischen herkömmlichen<br />

Mikroskopiemethoden, wie z.B. der konfokalen Lasermikroskopie,<br />

und der hier vorgestellten Methode soll die Vorteile<br />

der letzteren für die Detektion von Protein-Protein-Interaktionen<br />

in lebenden Zellen bei einer für die Physiologie der Zelle<br />

günstigen niedrigen Expression der Fusionsgene zeigen.<br />

Abb. 3: Fluoreszenzspektren einzelner<br />

Hela-Zellen nach Transfektion mit<br />

dem Vektor für ECFP-FAK bzw. nach<br />

Cotrans-fektion mit den Vektoren für<br />

ECFP-FAK und EYFP-Pax.<br />

Anregungswellenlänge: 391 nm.<br />

39


40<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Fragestellungen<br />

Neuere Veröffentlichungen aus der Krebsforschung wie auch<br />

aus der Entwicklungsbiologie zeigen ganz klar, dass für das<br />

erfolgreiche Verstehen von Schlüsselprozessen in biologischen<br />

Geweben, zum Beispiel bei der Krebsentstehung, der Metastasenbildung<br />

sowie der Entwicklung entsprechender Therapien,<br />

eine Untersuchung der biologisch relevanten Prozesse in einem<br />

möglichst naturnahen System erfolgen muss. Zu diesem Zweck<br />

werden gegenwärtig große Anstrengungen unternommen, die<br />

Zellkulturtechnologie von der derzeit üblichen zweidimensionalen<br />

Kultivierung auf drei Dimensionen auszuweiten. Laut<br />

Abbott (Nature, 424:870-872) gehen viele Wissenschaftler<br />

davon aus, dass in wenigen Jahren ausschließlich 3D-Zellkulturen<br />

für die Akquisition biologisch relevanter neuer Informationen<br />

verwendet werden können.<br />

Der gegenwärtige Prozess der Entwicklung von Zellkultur<strong>technologien</strong><br />

für 3D-Zellkulturen benötigt dringend neue <strong>optische</strong><br />

Systeme, die in der Lage sind, die ablaufenden Prozesse mit<br />

hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu verfolgen und<br />

über große, hochaufgelöste Bildfolgen statistisch relevante<br />

Daten für viele Zellen gleichzeitig zu erhalten.<br />

Projektziele<br />

Zellen wachsen normalerweise nicht auf Deckgläsern, sondern<br />

als komplexe dreidimensionale hybride Kulturen. Hieraus ergibt<br />

sich, dass sich die moderne Zellbiologie ganz wesentlich zu<br />

einer Zellbiologie dreidimensionaler Kulturen bekennen muss.<br />

Um solche komplexe und relativ große Strukturen quantitativ<br />

zu erfassen, wird die Lichtscheibenmikroskopie (SPIM: Selective<br />

Plane Illumination Microscope) als zentrale Technologie sowohl<br />

von der instrumentellen als auch von der präparativen Seite<br />

systematisch weiterentwickelt. Eine wichtige Aufgabe im Rahmen<br />

der Entwicklung der Instrumentation licht<strong>optische</strong>r Systeme<br />

kommt einem konkreten Projekt mit Bäckerhefe zu. Mit<br />

Hilfe dieses relativ einfach kultivierbaren Organismus sollen die<br />

Grenzen der SPIM-Technologie systematisch und nachvollzieh-<br />

Ausschreibung 2003/2004: Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

Hochauflösende, isotrope Fluoreszenzmikroskopie<br />

in extrem streuenden Proben<br />

Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL-Heidelberg)<br />

bar ausgelotet werden. Dies dient dazu, den Weg für den Einsatz<br />

der SPIM-Technologie für die Anwendung an lebenden<br />

Geweben, wo hohe Anforderungen and die Probenkultivierung<br />

gestellt werden, zu bereiten.<br />

Grundsätzliches über die SPIM-Technologie<br />

Ein wesentliches Element zur Lösung der beschriebenen<br />

Probleme wird im neu entwickelten Lichtscheibenmikroskop<br />

(SPIM) gesehen. In diesem Instrument wird mit Hilfe einer<br />

zylindrischen Beleuchtungseinheit spezifisch in einer dünnen<br />

Ebene eines fluoreszenzmarkierten Objekts die Emission induziert.<br />

Ein Mikroskopobjektiv, welches orthogonal zur Lichtscheibe<br />

angeordnet ist, bildet die Fluoreszenzemission dieser Ebene<br />

Abb. 1: Aufbau der Probenkammer<br />

und der Beobachtungseinheit des<br />

SPIM. Die biologische Probe wird in<br />

eine zylindrische Matrix (z.B.<br />

Agarose) eingebettet. Diese wird dann<br />

an einem Probenhalter befestigt, der<br />

die Bewegung der Probe in drei<br />

Richtungen (x, y, und z) als auch die<br />

Rotation der Probe ermöglicht.<br />

Dadurch kann die Probe entlang jeder<br />

gewünschten Richtung mittels eines<br />

aufgefächerten Laserstrahls ("light<br />

sheet") ausgeleuchtet werden.<br />

Gleichzeitig befindet sich die Probe in<br />

einer Kammer, die mit einem entspre-<br />

chenden Medium gefüllt werden kann,<br />

wodurch optimale Kultivationsbedingungen<br />

für empfindliche Proben<br />

gewährleistet werden können.<br />

Ein rechtwinklig zum Laserstrahl<br />

angeordnetes Objektiv ermöglicht die<br />

Abbildung der Lichtebene auf eine<br />

gekoppelte hochempfindliche CCD-<br />

Kamera. Durch die Wahl der Wellenlänge<br />

des Lasers und die Verwendung<br />

geeigneter Filter kann die Mikroskopiereinheit<br />

für sämtliche üblichen<br />

Probenfärbungen, wie z.B. Lebendfluoreszenzfarbstoffe<br />

(GFP), adaptiert<br />

werden.


Vergleich verschiedener mikroskopischer Methoden<br />

konventionell konfokal 2-Photonen SPIM<br />

Beleuchtung gesamte gesamte „eine Ebene“ ausschließlich<br />

Probe Probe Beobachtungs<br />

ebene<br />

Abbildung stark gering gering keine<br />

unfokussierter<br />

Probenbereiche<br />

Probenbelastung mittel stark stark sehr gering<br />

Beobachtung & einseitig einseitig einseitig allseitig<br />

Manipulation<br />

Anschaffungskosten niedrig hoch sehr hoch niedrig<br />

Probenaufbereitung Planar, Planar, Planar, Räumlich,<br />

einfach einfach einfach aufwendig<br />

auf eine hochwertige Kamera ab (Abb. 1). Da nur eine Ebene<br />

(Lichtscheibe) beleuchtet wird, bestimmt deren laterale Ausdehnung<br />

die Schärfentiefe des Instrumentes entlang der <strong>optische</strong>n<br />

Achse des beobachtenden Systems ganz wesentlich mit.<br />

Die laterale Auflösung ergibt sich aus den Eigenschaften des<br />

Mikroskopobjektivs. Das vierachsige Aktuatorsystem, in dem<br />

das Objekt montiert wird, ist entlang aller drei Raumrichtungen<br />

beweglich und um die gemeinsame Achse des Beleuchtungsund<br />

Detektionssystems drehbar. Das SPIM hat Eigenschaften,<br />

die denen eines konfokalen Fluoreszenzmikroskops entsprechen,<br />

arbeitet aber erheblich schneller, ist deutlich effizienter,<br />

wesentlich vielseitiger und in der Herstellung erheblich<br />

kostengünstiger (siehe Tabelle). Im Besonderen ist es auch für<br />

Anwendungen geeignet, die einen großen Arbeitsabstand<br />

erfordern (3D Proben). Die spezifische Art der selektiven<br />

Beleuchtung reduziert dramatisch die Belastung des Objektes<br />

(d.h. weniger Ausbleichen, geringere phototoxische Effekte,<br />

keine Wärmeentwicklung) während der Beobachtung. Mit dem<br />

SPIM können lebende Objekte über einen wesentlich längeren<br />

Tabelle 1: Vergleich verschiedener<br />

lichtmikroskopischer Verfahren in<br />

ihrer Anwendung in der biologischmedizinischen<br />

Forschung und Analyse,<br />

insbesondere von Lebend-Proben.<br />

Zeitraum beobachtet werden als mit vielen anderen bisher entwickelten<br />

Techniken.<br />

Da das SPIM eine Entwicklung neuesten Datums ist (Science<br />

(2004) 305:1007-1009), sind viele seiner Möglichkeiten (und<br />

Grenzen) noch unerforscht. Die Besonderheit des SPIM liegt<br />

insbesondere auch in der Probenzubereitung, die komplett verschieden<br />

von sämtlichen bisherigen Mikroskopierverfahren ist.<br />

Dementsprechend fehlt für die allermeisten Applikationen die<br />

Erfahrung bezüglich der optimalen Probenzubereitung, der<br />

Lebendkultivierung der Proben in geeigneten Aufzuchtbehältern<br />

vor und während der Probenbeobachtung sowie der geeigneten<br />

Methoden der Datenakquisition und Datenauswertung.<br />

Dies soll im Rahmen des Projekts effizient angegangen werden,<br />

um die noch bestehenden Hürden für die universelle Anwendbarkeit<br />

der SPIM-Mikroskopie zu überwinden. Es wird erwartet,<br />

dass diese Anstrengungen einen großen Einfluss auf viele Bereiche<br />

der biologischen und medizinischen Forschung und<br />

Diagnostik haben werden.<br />

41


42<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2003/2004: Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

Neue 4Pi-Kontraste zur Abbildung lebender Zellen<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)<br />

In der Biomedizin besteht weltweit ein großer Bedarf nach<br />

nicht-invasiven <strong>optische</strong>n Mikroskopie-Techniken. Hierbei spielen<br />

die <strong>optische</strong> Auflösung kleinster Strukturen innerhalb von<br />

Zellen und die Sensitivität eine zentrale Rolle. Das Ziel des Projekts<br />

ist es, neue Mikroskopiekontraste ohne Färbungen und die<br />

damit verbundenen Vorteile zu erforschen und sie in der biomedizinischen<br />

Forschung zu erproben. Dazu werden lineare<br />

und nicht-lineare Streuungen in die 4Pi-Mikroskopie eingeführt.<br />

Für Hochauflösung fluoreszierender Präparate wurde in den<br />

letzten Jahren die 4Pi-Mikroskopie entwickelt [2, 5]. Dabei werden<br />

die Strahlen zweier sich gegenüberliegenden Objektive<br />

interferenzfähig überlagert. Dies führt zu einer axial 5-fach<br />

höheren Auflösung im Vergleich zum konfokalen Standard oder<br />

dem Multiphotonenfluoreszenzmikroskop.<br />

Abb. 1: Beim 4Pi-Mikroskop wird ein<br />

Laserstrahl durch 2 gegenüberliegende<br />

Objektive auf denselben Punkt im<br />

Objekt fokussiert. Dabei interferieren<br />

die Strahlen und formen einen doppelt<br />

so hellen, axial 5-fach kleineren<br />

Brennpunkt im Vergleich zum herkömmlichen<br />

Mikroskop.<br />

Es ist bekannt, dass bestimmte hochinteressante Biomoleküle<br />

aufgrund ihrer (A)Symmetrieeigenschaften einen hohen Wechselwirkungsquerschnitt<br />

für nicht-lineare Streuung, wie z.B. SHG<br />

haben. Eine Übersicht über die Anwendungspotenziale von<br />

SHG alleine ist z.B. in „Imaging in Perfect Harmony“, Benjamin<br />

D. Butkus, Biophotonics International, August 2003, 48 ff zu finden.<br />

Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Detektion mancher<br />

Zellbestandteile oft besser mit nicht-linearen Streumethoden<br />

wie SHG [1, 3] oder sogar mit Kohärenter-Antistokes-Raman-Streuung<br />

(CARS) durchzuführen ist [4]. Kollagen stellt beispielsweise<br />

80 % des Proteinanteils in der menschlichen Haut<br />

dar und ist dafür bekannt, dass es einen hohen SHG-Wirkungsquerschnitt<br />

besitzt [6]. Auch ist bekannt, dass es in der Entstehung<br />

und Verbreitung bestimmter Tumorarten beteiligt ist.<br />

Weiterhin besteht 30 % des Proteinanteils im menschlichen<br />

Körper aus verschiedenen Typen von Kollagenen, die durch ihre<br />

nicht-punktsymmetrische Symmetrie einen hohen typabhängigen<br />

Wirkungsquerschnitt für SHG aufweisen. Myosin und<br />

Tubulin sind ebenfalls der intrinsischen nicht-linearen Abbildung<br />

zugänglich, wenn auch etwas schwächer.<br />

Die Ausnutzung dieser nicht nicht-linearen Effekte in der neuen<br />

4Pi-Mikroskopie verspricht daher besondere Vorteilen und birgt<br />

neue potente Abbildungsverfahren.


Ein 4Pi-Aufbau sammelt doppelt soviel Licht wie ein herkömmliches<br />

Mikroskop. In der nicht-linearen Streuung kann die 4Pi-<br />

Mikroskopie dieses Potenzial noch weiter steigern, denn die bei<br />

der 4Pi-Anordnung erzeugte Interferenz führt zu einer lokalen<br />

Feldüberhöhung, welche nicht-lineare <strong>optische</strong> Effekte lokal<br />

verstärkt. Daher sollen die neuen Kontraste im Vergleich zu<br />

bekannten Mikroskopieverfahren wahlweise oder zugleich:<br />

a) über ein höheres (nicht-lineares) Bildsignal verfügen,<br />

b) sensitiver sein,<br />

c) die Probe mit höherer 3D-Auflösung abbilden,<br />

d) eine höhere Eindringtiefe in Zellverbänden und<br />

Embryonen erlauben und somit<br />

e) Informationen aus Zellen, Zellverbänden und<br />

Embryonen liefern, die bisher mit keinem anderen<br />

Verfahren zugänglich waren.<br />

Zusätzlich zeigen Überlegungen auf, dass sich hiermit ein axialer<br />

Interferenzkontrast bilden lässt.<br />

Darüber hinaus kann mittels aktiver Optik und Wellenfrontsensoren<br />

die Auflösung an die theoretische Grenze gebracht<br />

werden. Dies wird durch die besondere Eignung der 4Pi-Mikroskopie<br />

für aktiv-adaptiv <strong>optische</strong> Wellenfrontkorrekturen zusätzlich<br />

verstärkt. Die <strong>optische</strong> Anordnung des 4Pi-Mikroskops ist<br />

für die aktive und adaptive Optik besonders geeignet, da der<br />

transmittierte lichtstarke Beleuchtungsstrahl direkt als Diagnosestrahl<br />

ausgekoppelt werden kann und zur aktiven/adaptiven<br />

Korrektur zur Verfügung steht. Damit werden künstliche und<br />

oft störende Hilfsobjekte zur Strahldiagnose überflüssig.<br />

Die Forschungsarbeiten werden in Kooperation mit zell- und<br />

entwicklungsbiologisch, sowie tumordiagnostisch orientierten<br />

Abteilungen am DKFZ in Heidelberg erfolgen.<br />

Referenzen<br />

[1] J. N. Gannaway, Opt. Quant. Electr. 10 (1978) 435.<br />

[2] S. Hell and E. H. K. Stelzer, J. Opt. Soc. Am. A 9 (1992) 2159.<br />

[3] Y. Barad, H. Eisenberg, M. Horowitz, and Y. Silberberg, Appl. Phys.<br />

Lett. 70 (1997) 922.<br />

[4] A. Zumbusch, G. R. Holtom, and X. S. Xie, Phys. Rev. Lett. 82<br />

(1999) 4142.<br />

[5] S. W. Hell, Nature Biotechnol. 21 (2003) 1347.<br />

[6] G. Cox, E. Kable, A. Jones, I. Fraser, F. Manconi, and M. D. Gorrell,<br />

J. Struct. Biol. 141 (2003) 53.<br />

43


44<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2003/2004: Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

Nicht-invasive Darstellung menschlicher<br />

Hirnfunktionen mittels Diffusing-Wave-<br />

Spectroscopy (DWS)<br />

Universität Konstanz, Fachbereich Physik<br />

Optische Methoden auf der Basis von nah-infrarotem (NIR)<br />

Licht bieten große Vorteile als diagnostische Instrumente für<br />

die Medizin gegenüber etablierten Methoden wie Magnetresonanz-<br />

und Positronen-Emissions-Tomographie sowie Magnetound<br />

Elektroenzephalographie, da sie vergleichsweise geringe<br />

Investitions- und Betriebskosten mit schwacher Wechselwirkung<br />

der verwendeten Strahlung mit dem Gewebe und gute<br />

Portabilität vereinen.<br />

Obwohl biologisches Gewebe NIR-Licht bei Wellenlängen zwischen<br />

ca. 750 nm und 950 nm deutlich schwächer absorbiert<br />

als sichtbares und infrarotes Licht, ist seine Trübung aufgrund<br />

der Lichtstreuung an mikroskopischen Heterogenitäten auf der<br />

Skala der Lichtwellenlänge hinreichend groß, so dass die direkte<br />

Bildgebung von Strukturen, die sich mehr als einige mm unter<br />

der Oberfläche befinden, erheblich erschwert ist. Dies ist gerade<br />

für die funktionale Bildgebung im Gehirn, wo invasive Diagnostik<br />

mit großem Aufwand und erheblichem Risiko verbunden<br />

ist, von größter Tragweite.<br />

Herkömmliche nicht-invasive NIR-<strong>optische</strong> Methoden zur funktionalen<br />

Bildgebung im menschlichen Gehirn basieren auf<br />

Absorptions- und Streukontrasten aufgrund lokaler Variationen<br />

der Durchblutung und Sauerstoffsättigung des Blutes. Aus gemessenen<br />

Lichtintensitätsverteilungen an der Kopfhaut kann<br />

unter Berücksichtigung der diffusiven Ausbreitung von Licht im<br />

Gewebe auf lokale Veränderungen der Durchblutung im Hirngewebe<br />

aufgrund von funktionaler Aktivation geschlossen werden.<br />

Anderseits geben Bewegungen von Streuern im Gewebe<br />

(wie Vesikel, Mitochondrien, Membranen oder Blutkörperchen)<br />

Anlass zu zeitlichen Fluktuationen im Speckle-Muster von vielfach<br />

gestreutem Laser-Licht, wenn dieses eine hinreichend<br />

große Kohärenzlänge besitzt. Diese "Diffusing-Wave Spectroscopy"<br />

(DWS) genannte Verallgemeinerung der quasi-elastischen<br />

Lichtstreuung auf vielfach gestreutes Licht ist deshalb<br />

v.a. auf dynamische Heterogenitäten im Gewebe empfindlich<br />

(Abb. 1). Im Gegensatz zur klassischen quasi-elastischen Lichtstreuung,<br />

bei der die zeitliche Autokorrelationsfunktion der<br />

Streuintensität, g(2)(t), erst für Streuer-Verschiebungen von<br />

einer Lichtwellenlänge zerfällt, führt in der DWS die Akkumulation<br />

des Phasenhubs durch viele Streuereignisse zu einem<br />

Zerfall des DWS-Signals schon für Streuer-Verschiebungen, die<br />

viel kleiner als eine Wellenlänge sind, dies umso mehr, je länger<br />

der Photonenpfad zwischen Quelle und Empfänger ist. Deshalb<br />

verleiht die Vielfachstreuung dem DWS-Signal eine stark erhöhte<br />

Empfindlichkeit auf mikroskopische Verschiebungen innerhalb<br />

des trüben Mediums. Der Umstand, dass lange Photonenpfade<br />

dem Kurzzeitverhalten von g(2)(t) und umgekehrt kurze<br />

Pfade dem Langzeitverhalten von g(2)(t) entsprechen, verleiht<br />

DWS darüber hinaus eine Art grober räumlicher Auflösung.<br />

Abb. 1: Nah-infrarotes Licht (grün<br />

dargestellt) kann durch Kopfhaut und<br />

Schädeldecke in das Gehirn eindringen<br />

und wird dort an mikroskopischen<br />

Strukturen, z.B. Zellmembranen und<br />

roten Blutkörperchen gestreut.<br />

Das gestreute Licht, das vom Empfänger<br />

auf der Kopfhaut gesammelt wird,<br />

stammt aus dem gelb dargestellten<br />

Volumen zwischen Sender und Empfänger<br />

und trägt Information über<br />

mikroskopische Bewegungen in aktivierten<br />

Bereichen der Hirnrinde.


Vollständig nicht-invasive Experimente an menschlichen Probanden<br />

zeigen klar eine Beschleunigung der Speckle-Fluktuationen<br />

aufgrund der Stimulation spezifischer Hirnareale. Die<br />

Probanden aktivierten dabei ihre sensorimotorische Hirnrinde<br />

mit Fingerübungen. DWS-Signale zerfallen mit Zeitkonstanten<br />

von ca. 40 µs (Abb. 2). Die Analyse der Daten mit einem 3-Schichten-Modell<br />

für den menschlichen Kopf zeigte, dass der Diffusionskoeffizient<br />

des aktivierten Areals zuverlässig von der Dynamik<br />

in der Kopfhaut und von Änderungen der Absorption der<br />

Hirnrinde aufgrund erhöhter Durchblutung separiert werden<br />

kann (J. Li et al, J. Biomed. Opt. [2005, in press]). Es konnte<br />

gezeigt werden, dass die Diffusionskoeffizienten der Motor-<br />

Rinde in einer Gruppe von 11 Probanden durch motorische<br />

Stimulation signifikant zunehmen, wobei eine starke Asymmetrie<br />

zwischen kontra- und ipsilateraler Stimulation beobachtet<br />

wird, was belegt, dass ein signifikanter Anteil der detektierten<br />

Photonen durch die Hirnrinde gestreut wurde.<br />

Der Ursprung der aktivationsabhängigen Beschleunigung der<br />

Diffusion in der Hirnrinde ist zurzeit noch nicht abschließend<br />

geklärt. Mögliche Ursachen sind die Erhöhung der Blutflussgeschwindigkeit<br />

oder die erhöhte Beweglichkeit von synaptischen<br />

Vesikeln nach Einsetzen der Aktivation. Diese Frage wird<br />

mit einer Kombination von stimulussynchronisierter Detektion<br />

und Protokollen zur Stimulation der visuellen Hirnrinde untersucht,<br />

was Informationen über den zeitlichen Verlauf des kortikalen<br />

Diffusionskoeffizienten kurz nach dem Einsetzen des<br />

Stimulus liefern sollte.<br />

Abb. 2: Reduzierte Intensitäts-Autokorrelationsfunktionen,<br />

gemessen über<br />

der somatomotorischen Hirnrinde<br />

eines rechtshändigen Probanden (J. Li<br />

et al, J. Biomed. Opt. [2005, in press]).<br />

(a) Messungen während der Ruhephase<br />

(Quadrate) bzw. kontralateraler<br />

Stimulation mit einer Fingerübung<br />

(Kreise). Die Stimulation führt zu<br />

einem beschleunigten Zerfall des<br />

DWS-Signals.<br />

(b) DWS-Signale für kontralaterale<br />

Stimulation (Kreise) zerfallen schneller<br />

als für ipsilaterale Stimulation<br />

(Dreiecke) aufgrund stärkerer Aktivation<br />

der Hirnrinde durch kontralaterale<br />

Stimulation.<br />

45


46<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Die Aufklärung und Kontrolle komplexer molekularer dynamischer<br />

Prozesse während der Zelldifferenzierung spielt in der<br />

Tumorforschung,der Stammzellforschung und ganz allgemein<br />

im Bereich des "tissue engineering" eine wichtige Rolle. Die<br />

Visualisierung dieser Prozesse dient der Diagnostik,z.B. von<br />

Tumorerkrankungen,und erlaubt eine frühzeitige individuelle<br />

Therapie mit guten Erfolgsaussichten. Aktuell wird der Differenzierungsgrad<br />

über aufwändige biochemische Methoden<br />

bestimmt. Wünschenswert sind jedoch Verfahren,die eine einfache<br />

und möglichst wenig invasive in-situ Diagnostik erlauben.<br />

Das Ziel des Verbundprojektes ist es,durch Kombination komplementärer<br />

mikroskopischer Verfahren die strukturellen und<br />

funktionellen Änderungen bei der Zelldifferenzierung zeitlich<br />

und räumlich hochaufgelöst sowie markerfrei in lebenden<br />

Zellen darzustellen. Koordinator des Projektes ist das Institut<br />

für Laser<strong>technologien</strong> in der Medizin und Meßtechnik (ILM) an<br />

der Universität Ulm. Weiterhin sind das Institut für Angewandte<br />

Forschung der Hochschule Aalen sowie die Universitätsklinik<br />

und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin Ulm in das<br />

Projekt mit eingebunden. Im Detail werden am Modell des<br />

Neuroblastoms reaktionsspezifische Kontrastverfahren zur<br />

Optimierung der konfokalen Ramanmikroskopie und der zeit-<br />

Abb. 1: Definition von Basisspektren<br />

in verschiedenen Zellkompartimenten<br />

mit korrespondierenden Zellbildern<br />

lebender Zellen.<br />

Ausschreibung 2003/2004: Optische Zellsensorik und Zellaktorik<br />

Visualisierung dynamischer Prozesse bei der<br />

Zelldifferenzierung durch kontrastverstärkende<br />

Ramanmikroskopie und zeitaufgelöste<br />

Fluoreszenzmikroskopie<br />

Institut für Laser<strong>technologien</strong> in der Medizin und Meßtechnik (ILM) an der Universität Ulm<br />

Institut für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Aalen<br />

Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin Ulm<br />

aufgelösten Fluoreszenzmikroskopie evaluiert und kombiniert,<br />

um dynamische Prozesse in lebenden Zellen mit unterschiedlichem<br />

Differenzierungsgrad zu erfassen. Der Differenzierungsgrad<br />

wird dabei anhand charakteristischer Ramanbanden für<br />

DNA/RNA,Proteine und Lipide sowie anhand der Fluoreszenzabklingzeit<br />

der Autofluoreszenz bestimmt. Mit dem Ziel einer<br />

simultanen Erfassung von Ramanstreuung und Fluoreszenzabklingzeit<br />

werden verschiedene gepulste und nicht gepulste<br />

Laserquellen zur Anregung eingesetzt.<br />

Die Autofluoreszenz wird u.a. durch Coenzyme der Atmungskette<br />

bewirkt und kann in unterschiedlich differenzierten Zellen<br />

variieren. Auch die Protein- und DNA/RNA-Verteilung kann sich<br />

ändern. Im Rahmen der konfokalen Ramanmikroskopie wird<br />

deshalb unter anderem die aliphatische C-H-Streckschwingung,<br />

die für Proteine allgemein charakteristisch ist (sog. "high frequency"<br />

Ramanbanden zwischen 2800 – 3030 cm-1) sowie der<br />

sog. "fingerprint"-Bereich (spektraler Bereich zwischen 700 und<br />

1800 cm-1) untersucht. Dazu wird das Ramanspektrum der<br />

Zelle in Abhängigkeit des Differenzierungsgrades Pixel für Pixel<br />

erfasst und Bereiche,die für einzelne Ramanbanden charakteristisch<br />

sind,simultan bildgebend dargestellt.


Als Beispiel sind in Abb. 1 Schwingungsspektren in unterschiedlichen<br />

Zellkompartimenten, die mit einem CRM200 der Firma<br />

WITec gewonnen wurden, dargestellt. Die entsprechenden<br />

Zellkompartimente sind anhand der hellen Intensitäten in den<br />

korrespondierenden Zellbildern zu erkennen. Diese Spektren<br />

wurden als sog. Basisspektren verwendet. Jedes gemessene<br />

Spektrum wurde an eine Linearkombination dieser Basisspektren<br />

gefittet und ein sog. "similiarity mapping" oder "spectral<br />

unmixing" für jeden Pixel vorgenommen. Die Bilder und<br />

Spektren wurden durch Anregung mit 532 nm eines frequenzverdoppelten<br />

Nd:YAG-Lasers gewonnen. Die Bande zwischen<br />

1200 und 1360 cm-1 entspricht Adenin und Guanin, sowohl<br />

Proteine als auch Lipide besitzen eine Bande bei 1600 cm-1.<br />

Die Bande bei 1449 cm-1 entspricht der CH2-Biegeschwingung<br />

von Proteinen.<br />

In Abb. 2 ist in Falschfarben das entsprechende Ramanbild, welches<br />

man nach der Methode des "similarity mapping" erhält,<br />

dargestellt. Wie zu erkennen ist, lassen sich die verschiedenen<br />

Bereiche der Zelle, wie Zellkern, Nukleoli, Mitochondrien sowie<br />

Lysosomen anhand ihres unterschiedlichen Lipid-, Protein- und<br />

DNA-Gehalts eindeutig unterscheiden – und dies ganz ohne<br />

Anfärben der Zellen. Die konfokale Ramanmikroskopie ist damit<br />

eine innovative und neue <strong>optische</strong> Methode, um Zellen aufgrund<br />

molekularer Unterschiede, wie sie im Rahmen der Zelldifferenzierung<br />

zu erwarten sind, zu identifizieren.<br />

Abb. 2: Ramanbild einer lebenden<br />

Zelle in Falschfarbendarstellung;<br />

Farben entsprechen den jeweils<br />

gefitteten Spektren.<br />

Im Rahmen dieses Projekts wird der Prozess der Zelldifferenzierung<br />

in lebenden Zellen durch die oben beschriebenen<br />

mikroskopischen Techniken analysiert. Für eine erfolgreiche<br />

Durchführung der Arbeiten sind die verschiedenen Kompetenzen<br />

der Projektpartner essentiell.<br />

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48<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Optische Systeme für den Terahertzbereich<br />

Entwicklung eines kompakten Mikrospektrometers<br />

für den Terahertzbereich<br />

1. Physikalisches Institut der Universität Stuttgart<br />

5. Physikalisches Institut der Universität Stuttgart<br />

Der Terahertzbereich (0,1 – 10 THz) ist das bisher nur wenig<br />

erforschte elektromagnetische Spektrum zwischen Elektronik<br />

und Optik, also zwischen dem Wellenlängenbereich, indem<br />

hochfrequenter Wechselstrom noch in Kabeln oder Hohlleitern<br />

geführt wird und dem Bereich, in dem elektromagnetische<br />

Wellen durch Linsen und Spiegel manipuliert werden. Für THz-<br />

Strahlung wird ein großes Anwendungspotenzial in der Medizin,<br />

Pharmazie und in den Materialwissenschaften gesehen.<br />

THz-Strahlen durchdringen Materie ähnlich wie Röntgenstrahlen,<br />

sind aber nicht-ionisierend und gelten deshalb als ungefährlich.<br />

Die Anwendung von THz-Strahlung liefert spezifische<br />

spektroskopische Informationen, die mit anderen Techniken im<br />

sichtbaren Spektralbereich, mit Röntgenstrahlen oder über<br />

NMR (Nuclear Magnetic Resonance) nicht zugänglich sind.<br />

Einer breiteren Anwendung und der Entwicklung neuer Messverfahren<br />

in diesem interessanten Frequenzbereich steht aber<br />

ein Mangel an kompakten, billigen und leicht zu handhabenden<br />

Quellen entgegen. Ziel dieses Projekts ist deshalb die Realisierung<br />

eines kompakten, leistungsstarken und über einen breiten<br />

Frequenzbereich durchstimmbaren Spektrometers für den<br />

THz-Bereich.<br />

Zur Realisierung des kompakten Aufbaus soll die THz-Strahlung<br />

über die Differenzfrequenzbildung zwischen zwei schmalbandigen<br />

Laserlinien im NIR in einem nichtlinearen Medium generiert<br />

werden. Die beiden Laserlinien werden mit einer einzigen<br />

Laserdiode mit externem Resonator in einer modifizierten<br />

Littman-Anordnung erzeugt. Mit dieser Anordnung lässt sich<br />

die Frequenz ohne mechanische Teile über einen weiten Bereich<br />

durchstimmen. Ein elektro-<strong>optische</strong>r Detektor soll zur<br />

empfindlichen und phasensensitiven Aufzeichnung der THz-<br />

Welle dienen.<br />

Reale Proben sind in der Regel inhomogen. Deshalb sind bildgebende<br />

Verfahren für die Anwendung besonders interessant. Die<br />

Wellenlänge von THz-Strahlung ist allerdings sehr lang (30 –<br />

3000 µm), sodass die maximal erzielbare Auflösung im Fern-<br />

feld stark durch die Beugung limitiert wird. In dem Projekt werden<br />

zusätzlich Verfahren entwickelt, die es erlauben spektroskopische<br />

Informationen von Probenbereichen zu erhalten, die deutlich<br />

kleiner als die Wellenlänge der verwendeten Strahlung sind.<br />

Um die Abbe'sche Beugungsgrenze zu unterlaufen, ist geplant,<br />

das kompakte Spektrometer mit Nahfeldtechniken zu kombinieren.<br />

Mit diesem Konzept lässt sich dann eine hohe spektrale<br />

Auflösung mit einer hohen räumlichen Auflösung im THz-<br />

Bereich kombinieren.<br />

Spektroskopie und Nahfeld-Mikroskopie im THz-Bereich sind<br />

seit Jahren ein Schwerpunkt am 1. Physikalischen Institut der<br />

Universität Stuttgart. Für Forschungszwecke wird die THz-<br />

Strahlung hier mit Hochfrequenz-Elektronenröhren (Backward<br />

wave oscillators, BWOs) erzeugt. Diese Quellen arbeiten bei<br />

Frequenzen zwischen 30 GHz und 1,5 THz, liefern eine Ausgangsleistung<br />

bis 300 mW und sind sehr schmalbandig. Sie<br />

lassen sich aber nur in einem begrenzten Bereich durchstimmen.<br />

Außerdem sind sie teuer, schwer und umständlich zu<br />

handhaben. Sie eignen sich aber sehr gut zur Entwicklung<br />

neuer Abbildungsverfahren im THz-Bereich.<br />

Der Einsatz von sog. Festkörper-Immersionslinsen hat die<br />

Kapazität von <strong>optische</strong>n Speichern in den letzten Jahren deutlich<br />

erhöht. Im sichtbaren Spektralbereich gibt es keine Materialien<br />

mit einem Brechungsindex n über 2. Wegen der ionischen<br />

Polarisation ist der Brechungsindex in allen Materialien<br />

im THz-Bereich aber deutlich höher als im Sichtbaren; hier gibt<br />

es Materialien mit Brechungsindices bis 10.<br />

In der ersten Projektphase konnte gezeigt werden, dass es mit<br />

einem THz-Immersionsmikroskop möglich ist, Spektren und<br />

Bilder mit einer subwellenlängen Auflösung aufzunehmen.<br />

Abb. 1 zeigt den schematischen Aufbau. Die THz-Strahlung wird<br />

mit Hilfe einer hyperbolischen Linse auf einen beugungsbegrenzten<br />

Spot fokussiert. Dieser wird dann in der hemisphärischen<br />

Linse um den Faktor n reduziert. Eine kleine Apertur in


unmittelbarer Nähe der Probe definiert die Auflösung. Die<br />

hyperbolischen Linsen für den THz-Bereich lassen sich mit<br />

guter <strong>optische</strong>r Qualität (Rauhigkeit < _/10) auf einer computergesteuerten<br />

Drehbank aus Polyethylen herstellen. Polyethylen<br />

selbst ist in diesem Frequenzbereich völlig transparent und<br />

zeigt keinerlei Dispersion. Als Festkörper-Immersionslinse<br />

wurde Silizium mit einem Brechungsindex n von 3,5 gewählt.<br />

Mit diesem Mikroskop lässt sich eine Auflösung deutlich unter<br />

einer Wellenlänge erreichen. Abb. 2 zeigt ein Foto und das THz-<br />

Bild einer elektronischen Diebstahlsicherung. Während das Foto<br />

nur die undurchsichtige Plastikhülle zeigt, kann mit der THz-<br />

Strahlung in das Innere der Schaltung gesehen werden. Alle<br />

Metallteile erscheinen hell, die Kunststoffhülle ist für THz-<br />

Strahlung hingegen transparent. Die abgebildete Antennenstruktur<br />

hat etwa eine Breite von 200 µm, was etwa λ/3 entspricht.<br />

Abb. 1: Schematischer Aufbau des<br />

THz-Immersions-Mikroskops.<br />

Die THz-Strahlung wird mit einer<br />

hyperbolischen Linse auf die sphärische<br />

Festkörper-Immersionlinse (SIL)<br />

fokussiert. In der SIL ist die Wellenlänge<br />

um den Faktor n reduziert, was<br />

zu einer erheblichen Steigerung des<br />

Auflösungsvermögens führt.<br />

Abb. 2: Foto und THz-Bild<br />

(aufgenommen bei 470 GHz) einer<br />

elektronischen Diebstahlsicherung.<br />

Während das Foto nur die Plastikhülle<br />

zeigt, sieht man mit THz-Strahlung in<br />

das Innere der Schaltung.<br />

49


50<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Vom Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg wurde in dem ebenfalls von der<br />

Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gGmbH geförderten<br />

Projekt „Elektrisch gesteuerte Benetzung für adaptive Mikrolinsen“<br />

ein Einzellinsensystem mit einer elektrisch steuerbaren<br />

flüssigen Mikrolinse gefertigt und charakterisiert und im<br />

Februar 2005 abgeschlossen. Das Folgeprojekt „Adaptive<br />

Linsenarrays mit variablem Abstand“ stellt nun eine Erweiterung<br />

und Vertiefung dar. Ziel dieses neuen Projekts ist es, bei<br />

einem Array von flüssigen Mikrolinsen nicht nur die Brennweite<br />

der einzelnen Mikrolinsen, sondern auch deren Anzahl und<br />

Abstand zueinander zu steuern, sodass ein frei konfigurierbares<br />

Mikrolinsenarray vorliegt, welches flexibel an die verschiedensten<br />

Anwendungen anpassbar ist. Mögliche Anwendungsgebiete<br />

eines solchen frei konfigurierbaren Linsenarrays sind beispielsweise<br />

eine parallelisierte <strong>optische</strong> Pinzette für die Life<br />

Sciences, ein <strong>optische</strong>r Fasermatrixschalter für die Telekommunikationstechnik<br />

oder der Einsatz in einem adaptiven<br />

Wellenfrontsensor.<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Adaptive Optiken ohne mechanische Aktoren<br />

Adaptive Linsenarrays mit variablem Abstand<br />

Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Sowohl für die Steuerung der Brennweite als auch des Linsenabstandes<br />

kommt der Effekt der Elektrokapillarität zum Einsatz.<br />

Die Linsen bestehen aus einer leitfähigen Flüssigkeit und werden<br />

mit einer Elektrode direkt kontaktiert. Die erforderlichen<br />

Gegenelektroden sind unter einer isolierenden Schicht vergraben<br />

und besitzen eine Form, welche die laterale Bewegung und<br />

Positionierung der flüssigen Linsen ermöglicht. Durch das<br />

geeignete Anlegen einer elektrischen Spannung an eine oder<br />

mehrere Gegenelektroden können die Linsen einzeln positioniert<br />

und in ihrer Brennweite gesteuert werden.<br />

In Erweiterung des technologischen Ansatzes wird das Substrat<br />

hierbei mit einer komplexen inneren Struktur versehen. Sämtliche<br />

Strukturen und Schichten sollen dabei aus transparenten<br />

Materialien bestehen, um das Element in Transmission betreiben<br />

zu können. Eine schematische Übersicht des Elements<br />

zeigt Abb. 1.


In einer ersten, 24 Monate andauernden Projektphase wird am<br />

Lehrstuhl für Mikrooptik des Instituts für Mikrosystemtechnik<br />

das steuerbare Mikrolinsenarray entwickelt und getestet.Die<br />

technischen Herausforderungen bestehen dabei zum einen im<br />

Design und in der Fabrikationstechnik des komplex strukturierten<br />

und völlig transparenten Substrates mit seinen vergrabenen<br />

Gegenelektroden.Neben transparenten Standardmaterialien<br />

wie Quarz und verschiedenen Polymeren kommt hierbei<br />

Indium-Zinn-Oxid (ITO), ein sowohl transparentes als auch leitfähiges<br />

Material, für die elektrischen Strukturen zum Einsatz.<br />

Eine weitere Herausforderung liegt in der Entwicklung eines<br />

hoch spezialisierten elektronischen Ansteuerungskonzeptes für<br />

das Element.Dieses muss die Tropfen-Bewegung und die<br />

Brennweiten-Steuerung mit hoher Ortsauflösung gestatten,<br />

wobei bekannte Matrix-Schaltungskonzepte wie etwa bei LCD-<br />

Displays aufgrund der verwendeten Materialien nicht eingesetzt<br />

werden können.Das Ansteuerungskonzept soll letztlich<br />

die Anzahl der erforderlichen Gegenelektroden gering halten.In<br />

einer anschließenden weiteren Phase ist geplant, die Anwendung<br />

des Elements in einem <strong>optische</strong>n Komplettsystem zu<br />

demonstrieren.<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung<br />

des frei konfigurierbaren Mikrolinsenarrays.<br />

51


52<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Die Industrie zeigt seit langem Interesse an adaptiver Optik,<br />

wie sie beispielsweise in Autofokus- bzw. Zoomsystemen benötigt<br />

wird. Derzeit werden Linsen mit fester Brennweite mechanisch<br />

entweder durch einen Tauchspulenantrieb über kleine<br />

Wegstrecken oder motorisch über längere Wegstrecken verschoben.<br />

In stark miniaturisierter Form sind Autofokussysteme<br />

mit Tauchspulenantrieb in CD-Spielern verwirklicht.<br />

Wünschenswert sind adaptive Systeme ohne mechanische<br />

Verstellvorrichtungen. Damit derartige adaptive Linsen in vielen<br />

industriellen Anwendungen eingesetzt werden können, sollen<br />

sie einen Verstellbereich von mehreren Dioptrien aufweisen.<br />

Der in diesem Projekt verfolgte Ansatz basiert auf einer Änderung<br />

der geometrischen Form von Linsen und Spiegeln. Die<br />

Formänderung wird über ein magnetisches Feld in Verbindung<br />

mit magnetischen Flüssigkeiten (Ferrofluide) gesteuert, wodurch<br />

nennenswerte Dioptrieänderungen realisierbar sind. Die<br />

äußere Form der adaptiven Linsen bzw. Spiegel ergibt sich aus<br />

dem Innendruck der Flüssigkeit in Verbindung mit einer vorgespannten<br />

Membran.<br />

Der prinzipielle Aufbau ist in folgender Abb. 1 dargestellt:<br />

Bewegte magn.<br />

Flüssigkeit<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Adaptive Optiken ohne mechanische Aktoren<br />

Magnetisch verstellbare Adaptive Linsen auf Basis<br />

von Nanopartikeln<br />

Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM)<br />

Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Membran Flüssiglinse<br />

Magnetische Flüssigkeiten erhält man, indem magnetische<br />

Nanopartikel im Bereich von 2 bis 10 nm in wässrige, alkoholische<br />

oder organische Lösungen gebracht werden. Ein Benetzungsmittel<br />

verhindert, dass die Einzelpartikel miteinander verklumpen.<br />

Bereits um 1960 wurden von der NASA diese „Ferrofluids“<br />

mit dem Ziel entwickelt, Flüssigkeiten im schwerelosen<br />

Zustand einzuschließen. Verwendung finden sie heute im<br />

nicht<strong>optische</strong>n Bereich als Dichtmittel in Drehdurchführungen<br />

oder in hochwertigen Lautsprechersystemen.<br />

In Abwesenheit eines magnetischen Feldes sind die magnetischen<br />

Momente der Nanopartikel willkürlich orientiert und die<br />

Flüssigkeit zeigt keinerlei Magnetisierung. Beim Anlegen eines<br />

externen magnetischen Feldes orientieren sich die magnetischen<br />

Momente sofort entlang der Feldlinien; wenn das magnetische<br />

Feld abklingt, verteilen sich die Momente sehr schnell<br />

wieder willkürlich. In einem Gradientenfeld reagiert das gesamte<br />

Volumen wie eine homogene magnetische Flüssigkeit und<br />

formt sich entsprechend dem Feldlinienverlauf. Das Verhalten<br />

der magnetischen Flüssigkeit ist am besten mit dem Verhalten<br />

von Eisenfeilspänen im magnetischen Feld vergleichbar. Die<br />

Flüssigkeit kann von einem Magneten immer nur angezogen,<br />

jedoch niemals abgestoßen werden.<br />

Membran<br />

Ferrofluid-Aktor<br />

Linsengehäuse<br />

Abb. 1: Adaptive Membranlinse<br />

mit Aktor aus magnetischer Flüssigkeit<br />

(Querschnittskizze und geplante<br />

Realisierung).


Wesentliche Schlüsselelemente dieser adaptiven Linsen sind<br />

die äußere Membran und der Ferrofluid-Aktor.<br />

Als erfolgversprechendes und in Forschungslaboratorien vielfach<br />

untersuchtes Membranmaterial wird unter anderem<br />

PDMS (Polydimethylsiloxan) verwendet. PDMS ist optisch transparent,<br />

mechanisch extrem flexibel und gewährleistet den<br />

sicheren Einschluss von Flüssigkeiten. Verarbeitungsprozesse<br />

analog zur Dünnschichttechnik ermöglichen hohe Stückzahlen<br />

bei geringen Einzelkosten.<br />

Entsprechend dem Innendruck der Linsenflüssigkeit formt sich<br />

die Membran mehr oder weniger stark aus, wodurch unterschiedliche<br />

Brennweiten realisierbar sind. Diese Innendruckänderung<br />

erfolgt über den in Abb. 2 gezeigten hydraulischen<br />

Aktor.<br />

Membran<br />

Spulenwicklungen<br />

U-Kern Spalt<br />

Mumetallblech<br />

Magnetfeld<br />

Ferrofluid<br />

PMMA-Gehäuse<br />

Druckanschluss<br />

Doppelmembran<br />

Zur Vermeidung einer Kontamination der brennweitenbestimmenden<br />

Flüssigkeit der Linse mit den Nanopartikeln der<br />

magnetischen Flüssigkeit trennt eine zweite PDMS-Membran<br />

die beiden Flüssigkeiten voneinander. Mit der skizzierten<br />

Anordnung konnte bereits ein Druck von 900 Pa erreicht werden,<br />

wodurch ausreichende Form- und Brennweitenänderungen<br />

der Flüssiglinse möglich sind.<br />

Weitere Arbeiten konzentrieren sich auf die Optimierung des<br />

Aktors in Verbindung mit speziell ausgewählten magnetischen<br />

Flüssigkeiten.<br />

Es ist ein wesentliches Projektziel, industriell einsetzbare adaptive<br />

Linse bereitstellen zu können. Daher widmen sich wesentliche<br />

Arbeitspakete der <strong>optische</strong>n Charakterisierung der adaptiven<br />

Linse hinsichtlich Brennweitenvariation und der erreichbaren<br />

<strong>optische</strong>n Güte. Langzeitversuche mit zyklischer Aktivierung<br />

der Linsen und Membranen sollen Auskunft über die<br />

Lebensdauer geben.<br />

Das vorgestellte Prinzip und die zugehörigen Technologien<br />

erlauben es, Linsen mit einem Durchmesser bis zu 25 mm zu<br />

fertigen womit das Feld der klassischen 1-Zoll-Optik abgedeckt<br />

wird. Kleinere Linsen mit einem Durchmesser von wenigen<br />

Millimetern haben in Endoskopen ein hohes Anwendungspotenzial<br />

für die medizinischen Diagnostik und minimalinvasive<br />

Chirurgie.<br />

Abb. 2: Hydraulischer<br />

Ferrofluid-Aktor<br />

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54<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Adaptive Optiken ohne mechanische Aktoren<br />

Maßgeschneiderte hochdispersive Dünnfilmfilter<br />

für Laserscanning-Anwendungen<br />

Lichttechnisches Institut (LTI) der Universität Karlsruhe<br />

1. Motivation<br />

Zahlreiche Anwendungen der modernen Optischen Technologien<br />

erfordern das schnelle und präzise Ablenken von Laserstrahlen.<br />

Beispiele hierfür sind Laserscan-Verfahren in der<br />

Mess- und Sensortechnik und der Biophotonik, das dynamische<br />

Einstellen und Nachjustieren <strong>optische</strong>r Freiraumverbindungen<br />

in der <strong>optische</strong>n Kommunikationstechnik und die Strahlführung<br />

in laserlithographischen Applikationen.<br />

2. Projektziel<br />

Im Rahmen des Projekts „Maßgeschneiderte hochdispersive<br />

Dünnfilmfilter für Laserscanning-Anwendungen“ wird ein<br />

schnelles und präzises Laserstrahlablenksystem ohne mechanische<br />

Aktoren basierend auf einer Kombination von einem<br />

durchstimmbaren Laser, einer oder mehrerer neuartiger hochdispersiver<br />

Dünnfilmstrukturen und einer Mikrolinse entwikkelt.<br />

Hierzu wird der von photonischen Kristallen her bekannte<br />

„Superprisma“-Effekt auf wesentlich einfacher und kostengünstiger<br />

herstellbare Dünnfilmstrukturen übertragen.<br />

Abb. 1: Zwei mögliche Systementwürfe<br />

für Laserstrahlablenkung entlang einer<br />

Raumrichtung (1D) und Ablenkung<br />

im gesamten Halbraum (2D).<br />

Ausrichtelement<br />

Mikrolinse<br />

Elektrooptisch<br />

durchstimmbarer<br />

Diodenlaser<br />

Hochdispersiver<br />

Dünnschichtfilter<br />

Als Lichtquellen werden neuartige durchstimmbare Halbleiterlaserdioden<br />

eingesetzt. Diese Bauelemente erlauben eine<br />

Wellenlängenänderung auf einer Zeitskala von Nanosekunden.<br />

Durch Kombination dieser ultraschnellen Bauelemente mit den<br />

hier vorgeschlagenen Filterkonzepten kann damit eine ultraschnelle<br />

Laserablenkeinheit realisiert werden. Wie in Abb. 1<br />

gezeigt verlassen Laserstrahlen verschiedener Wellenlängen<br />

die räumlich dispersiven Dünnschichtfilter an verschiedenen<br />

Positionen. Nach Verlassen der Struktur breiten sich die Laserstrahlen<br />

wieder parallel aus. Eine Mikrolinse hinter der Struktur<br />

setzt den Strahlversatz der unterschiedlichen Wellenlängen in<br />

verschiedene Strahlausbreitungsrichtungen um.<br />

3. Umsetzung<br />

3.1. Simulationssoftware und erste Strukturen<br />

Die Vorarbeiten haben bereits eine Anzahl an generellen<br />

Design-Fragen geklärt [1, 2]. Die dort entwickelte Software zum<br />

Design von dispersiven Dünnschichtfiltern steht nun für das<br />

Projekt zur Verfügung. Es wird ein Ablenksystem mit einer<br />

Spiegel<br />

Elektrooptisch durchstimmbarer<br />

Diodenlaser<br />

Hochdispersive<br />

Struktur 2<br />

Mikrolinse<br />

Hochdispersive<br />

Struktur 1


Änderung des Scanwinkels von 50° über 10 nm Wellenlängenänderung<br />

angestrebt. Abb. 2 zeigt Messungen an Mehrschichtstrukturen<br />

mit denen bereits eine definierte Strahlverschiebung<br />

in Abhängigkeit von der Wellenlänge realisiert wurde.<br />

Austrittsposition in µm<br />

200<br />

100<br />

270<br />

240<br />

210<br />

0<br />

0<br />

830 835 840 840 860 880<br />

(a) Wellenlänge in nm (b)<br />

Wellenlänge in nm<br />

Austrittsposition in µm<br />

180<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

3.2. Technologie<br />

Die Technologie für die Herstellung der Filter mit einer hohen<br />

Anzahl von Schichten (typischerweise n > 200) mit der notwendigen<br />

Präzision von ca. 1 nm wird in diesem Projekt erarbeitet.<br />

Um eine präzise Herstellung nicht-periodischer Filter zu erreichen,<br />

muss die Schichtdicke während der Deposition in-situ in<br />

Echtzeit bestimmt und damit der Depositionsprozess aktiv<br />

geregelt werden. Basierend auf der vorhandenen Anlage zur<br />

Herstellung dielektrischer Schichten wird ein aktives Monitoring-System<br />

für das Materialsystem SiO2/Ta2O5 implementiert.<br />

Weiterhin muss die Mikrolinse entworfen und mit dem Filter<br />

integriert werden.<br />

3.3. Charakterisierung<br />

Zunächst soll ein Messplatz zur detaillierten Charakterisierung<br />

der Filter bezüglich des Strahlversatzes mit der Wellenlänge<br />

aufgebaut werden. Die Messung soll mit Hilfe eines durchstimmbaren<br />

Lasers erfolgen. Der Strahlversatz wird bestimmt,<br />

indem der Austrittspunkt des Laserstrahls aus dem Dünnfilmfilter<br />

über eine Teleskopoptik auf eine CCD-Kamera abgebildet<br />

wird. Bei Durchstimmen des Lasers kann nun die Strahlverschiebung<br />

mit der Wellenlänge experimentell gemessen werden.<br />

Anschließend werden die Änderungen der Strahlausbreitungsrichtung<br />

mit der Wellenlänge charakterisiert.<br />

Referenzen:<br />

Abb. 2: Experimentell gemessene<br />

Intensität als eine Funktion von<br />

Wellenlänge und Position auf der<br />

CCD-Kamera für 8 Reflektionen<br />

an einer 66-Schicht Struktur.<br />

(a) Lineare Verschiebung und<br />

(b) stufenförmige Verschiebung<br />

(normierte Intensität) [3].<br />

[1] M. Gerken and D. A. B. Miller, "Multilayer Thin-Film Structures<br />

with High Spatial Dispersion," Appl. Opt. 42/7 (2003), 1330-1345.<br />

[2] M. Gerken and D. A. B. Miller, "Wavelength Demultiplexer Using<br />

the Spatial Dispersion of Multilayer Thin-Film Structures,"<br />

Photonics Techn. Lett. 15/8 (2003), 1097-1099.<br />

[3] M. Gerken and D. A. B. Miller, "Multilayer Thin-Film Stacks with<br />

Step-Like Spatial Beam Shifting," J. Lightw. Techn. 22/2 (2004),<br />

612-618.<br />

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56<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

[2003/2004]<br />

Projekt:<br />

Thermisch induzierte Veränderungen der Brechzahl und thermisch<br />

verursachte Verformungen und Spannungen in <strong>optische</strong>n<br />

Komponenten sind besonders bei Hochleistungslasern<br />

von großer Bedeutung und bereiten beim Streben nach bestmöglicher<br />

Strahlqualität erhebliche technische Schwierigkeiten.<br />

Besonders ausgeprägt sind diese Probleme bei Festkörperlasern<br />

mit stabförmigen oder prismenförmigen (Slab) Lasermedien,<br />

bei welchen die im Lasermedium erzeugte Verlustwärme quer<br />

zur Strahlausbreitungsrichtung abgeleitet wird. Die für die<br />

Wärmeabfuhr erforderlichen starken Temperaturgefälle im<br />

Medium führen zu sehr ausgeprägten, leistungsabhängigen<br />

<strong>optische</strong>n Störungen. Alleine die thermisch induzierte Brechkraft<br />

eines typischen Hochleistungsstablasers kann sich bei<br />

variierender Laserleistung in der Größenordung von 10 Dioptrien<br />

verändern.<br />

Einerseits erschwert diese enorme Variation der thermischen<br />

Linsenwirkung die Erzeugung von Laserstrahlung mit guter<br />

Qualität. Anderseits zeigt dieses Phänomen jedoch, dass mit<br />

der Ausnutzung thermischer Veränderungen <strong>optische</strong>r Materialien<br />

steuerbare adaptive Bauelemente realisiert werden können,<br />

deren Eigenschaften über die anderer Konzepte adaptiver<br />

Optiken hinausgehen. Die Brechkraft mechanisch verformbarer<br />

Hochleistungsspiegel, welche bisher in Laseranwendungen eingesetzt<br />

wurden, kann in der Regel nur in der Größenordnung<br />

von ±1 Dioptrien verändert werden. Durch Ausnutzung der<br />

thermisch induzierten Veränderung der Brechzahl in einer 0.4<br />

mm dünnen Schicht eines <strong>optische</strong>n Gels mit einem Durchmesser<br />

von 4 mm konnte demgegenüber eine Variation von bis<br />

zu 10 Dioptrien nachgewiesen werden. Dies wurde in früheren<br />

Arbeiten erfolgreich zur selbst-adaptiven Kompensation der<br />

thermisch induzierten Linsen in Nd:YAG-Stablasern eingesetzt.<br />

Das an der Universität Stuttgart erfundene und entwickelte<br />

Scheibenlaserkonzept zeichnet sich dadurch aus, dass die im<br />

Lasermedium anfallende Verlustwärme in Richtung der Laserstrahlachse<br />

abgeleitet wird. Da zudem die Anregung des Mediums<br />

innerhalb des Strahlquerschnitts äußerst homogen<br />

Ausschreibung 2003/2004:<br />

Adaptive Optiken ohne mechanische Aktoren<br />

Thermisch aktivierte Bauelemente für die<br />

adaptive Optik<br />

Institut für Strahlwerkzeuge (IFSW) der Universität Stuttgart<br />

Institut für Mikroaufbautechnik (IMAT) der Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte<br />

Forschung e.V.<br />

Institut für Technische Optik (ITO) der Universität Stuttgart<br />

erfolgt, wirken sich die thermisch verursachten Brechungsindexveränderungen<br />

im Vergleich zu Stab- und Slab-Lasern wesentlich<br />

moderater aus. Nur am Rand des angeregten Querschnitts<br />

bildet sich eine mehr oder weniger scharfe, asphärische Stufe<br />

des <strong>optische</strong>n Weglängenunterschieds aus. Auf diesem Konzept<br />

beruhende Lasergeräte zeichnen sich durch eine um fast eine<br />

Größenordnung verbesserte Strahlqualität aus. Der genannte<br />

<strong>optische</strong> Weglängenunterschied am Rande des laseraktiven<br />

Querschnitts ist allerdings dafür verantwortlich, dass heute<br />

noch keine Scheibenlaser mit beugungsbegrenzter Strahlqualität<br />

im kW-Leistungsbereich verfügbar sind.<br />

Ziel des Projekts „Thermisch aktivierte Bauelemente für die<br />

adaptive Optik“ ist nun die Entwicklung thermisch aktivierter<br />

<strong>optische</strong> Bauelemente, welche die adaptive Kompensation des<br />

leistungsabhängigen Weglängenunterschieds in Scheibenlasern<br />

und damit die Erzeugung beugungsbegrenzter Hochleistungslaserstrahlen<br />

erlaubt. Im Gegensatz zu den oben genannten<br />

Stablasern ist für die Kompensation der thermischen<br />

Effekte keine sphärische Linsenwirkung erforderlich. Die zu entwickelnden<br />

Elemente sollen deshalb auch komplexere <strong>optische</strong><br />

Funktionen erfüllen können. Der Aufbau der Elemente besteht<br />

daher ähnlich wie das laseraktive Medium des Scheibenlasers<br />

Geformte<br />

Resonatormoden<br />

Thermisch<br />

adaptives Element<br />

Laser-<br />

Scheibe<br />

Abb. 1: Schematischer Aufbau eines<br />

Lasers mit dem thermisch adaptiven<br />

Element zur Kompensation der<br />

Aberrationen im laseraktiven Medium<br />

(hier: Scheibe) und zur gezielten<br />

Formung der Laserstrahlen.


aus einem dünnen <strong>optische</strong>n Scheibenelement und einer flächigen<br />

Kühlung in Richtung des <strong>optische</strong>n Strahlengangs.<br />

Die aktive Steuerung des <strong>optische</strong>n Bauelements erfolgt durch<br />

eine selektive Erwärmung des scheibenförmigen Elements.<br />

Letzteres ist entweder als Spiegel auf der Frontseite (Ausnutzung<br />

der thermischen Ausdehnung) oder auf der gekühlten<br />

Rückseite (Ausnutzung der thermischen Dispersion) beschichtet.<br />

Für die Wärmequellen werden dabei zwei Konzepte verfolgt. Im<br />

einen Fall handelt es sich um konzentrisch angeordnete Ringe<br />

von Heizwiderständen auf einem Schaltungsträger zwischen<br />

der Kühlung und dem Spiegelelement. Für die Kompensation<br />

der thermischen Aberrationen im Scheibenlaser ist diese kreissymmetrische<br />

Anordnung bereits ausreichend. Um eine größere<br />

geometrische Flexibilität zu erreichen, wird auch eine <strong>optische</strong><br />

Beaufschlagung des Spiegelelementes untersucht. Dabei<br />

wird durch eine örtliche Lichtmodulation das Element mit<br />

einem beliebig veränderbaren Muster beleuchtet und so selektiv<br />

erwärmt.<br />

In einer späteren Phase des Projekts sollen diese aktiv steuerbaren<br />

Elemente neben der Kompensation thermischer Störungen<br />

gezielt auch zur adaptiven Formung von Strahlen mit speziellen<br />

Intensitätsverteilungen (wie Ring-Moden, Super-Gauß-<br />

Moden, etc.) genutzt werden. Dabei wird das optisch adressierte<br />

Element besonders für die Erzeugung von nicht zylindersymmetrischen<br />

Strahlen geeignet sein.<br />

Das Vorhaben ist eine Kooperation zwischen dem Institut für<br />

Strahlwerkzeuge (IFSW), dem Institut für Mikroaufbautechnik<br />

(IMAT) und dem Institut für Technische Optik (ITO). Dabei werden<br />

die theoretischen und experimentellen Arbeiten zur <strong>optische</strong>n<br />

Strahlformung in Scheibenlaser-Resonatoren am IFSW<br />

durchgeführt und bilden eine natürliche Fortsetzung der hier<br />

seit zwei Jahrzehnten angesiedelten Laserentwicklung. Dem<br />

Design, der Finite-Elemente-Simulation und dem Aufbau der<br />

elektrisch heizbaren Spiegel widmet sich das IMAT und bringt<br />

damit seine essenziellen Kompetenzen in der Mikroaufbautechnik<br />

in das Vorhaben ein. Die Expertise auf dem Gebiet der<br />

<strong>optische</strong>n Materialien und der <strong>optische</strong>n Elemente werden<br />

durch das ITO vorwiegend im Bereich der optisch adressierbaren<br />

Spiegel eingebracht.<br />

In der gegenwärtigen Anfangsphase werden am IFSW die für<br />

die angestrebten Strahlformungen erforderlichen Phasenkorrekturen<br />

bestimmt, um die Spezifikationen für die aktiven<br />

Spiegel festzulegen. Aufgrund dieser Angaben analysiert das<br />

IMAT verschiedene Aufbaustrukturen der elektrisch heizbaren<br />

Spiegel und vor allem die dafür erforderlichen Verbindungstechniken.<br />

Am ITO liegt der Schwerpunkt derzeit bei der<br />

Evaluation der thermisch-<strong>optische</strong>n Materialeigenschaften der<br />

in Frage kommenden Medien für die optisch adressierbaren<br />

Spiegelelemente.<br />

Abb. 2: Berechnete typische<br />

Temperaturverteilung im elektrisch<br />

adressierten Bauelement (Rotationsachse<br />

am linken Rand der Grafik)<br />

bei Heizung mit einer einzigen<br />

Leiterbahn.<br />

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58<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Mitglieder „Photonik-Zentrum“<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Dr. Robert Bauer<br />

SICK AG, Waldkirch<br />

Prof. Dr. Karl-Joachim Ebeling<br />

Universität Ulm<br />

Dr. Andreas Ehrhardt<br />

Photonics BW e.V., Kompetenznetz Optische Technologien,<br />

Oberkochen<br />

Prof. Dr. Thomas Graf<br />

Universität Stuttgart, Institut für Strahlwerkzeuge<br />

Dr. Ehrentraud Graw<br />

Wirtschaftsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Prof. Dr. Thomas Hellmuth<br />

Hochschule Aalen<br />

Roeland Hoogeveen<br />

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Berthold Hopf<br />

DaimlerChrysler AG, Sindelfingen<br />

Prof. Dr. Helmut Hügel<br />

Universität Stuttgart, Institut für Strahlwerkzeuge<br />

Dr. Heribert Knorr<br />

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Dr. Matthias Schenek<br />

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Dr. Cornelius Schinzel<br />

TRUMPF GmbH + Co. KG, Ditzingen<br />

Dr. Helmut Selbach<br />

Polytec GmbH, Waldbronn<br />

Dr. Augustin Siegel<br />

Carl Zeiss AG, Oberkochen<br />

Dr. Hans-Peter Trah<br />

Robert Bosch GmbH, Gerlingen-Schillerhöhe<br />

Dr. Armin Tschermak von Seysenegg<br />

Wirtschaftsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Prof. Dr. Günter Weimann<br />

Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik, Freiburg<br />

Dr. Erich Zielinski<br />

Alcatel SEL AG, Stuttgart


Gutachter Förderprogramm<br />

„Forschung Optische Technologien“<br />

der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Prof. Dr. Joachim Hesse<br />

ehem. Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik,<br />

Heinrich-Hertz-Institut (HHI), Berlin<br />

Prof. Dr. Wolfgang Karthe<br />

Fraunhofer-Institut für angewandte Optik und Feinmechanik<br />

(IOF), Jena<br />

Prof. Dr. Karsten König<br />

Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT),<br />

St. Ingbert<br />

Dipl.-Phys. Uwe Ortmann<br />

PicoQuant GmbH, Berlin<br />

Lothar Schmid<br />

München<br />

Dr. Werner Späth<br />

Holzkirchen<br />

Prof. Dr. Theo Tschudi<br />

Technische Universität Darmstadt,<br />

Institut für Angewandte Physik (IAP)<br />

Prof. Dr. Edgar Voges<br />

Universität Dortmund, Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik<br />

Prof. Dr. Horst Weber<br />

ehem. Technische Universität Berlin,<br />

Fakultät II - Optisches Institut<br />

59


LANDESSTIFTUNG<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gGmbH<br />

Richard-Wagner-Straße 51<br />

70184 Stuttgart<br />

Telefon: +49(0)7 11.24 84 76 – 0<br />

Telefax: +49(0)7 11.24 84 76 – 50<br />

info@landesstiftung-bw.de<br />

www.landesstiftung-bw.de<br />

Die gemeinnützige Landesstiftung<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist die einzige<br />

bedeutende Stiftung, die in außergewöhnlicher<br />

Themenbreite dauerhaft,<br />

unparteiisch und ausschließlich in<br />

die Zukunft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

investiert – und damit in die Zukunft<br />

seiner Bürgerinnen und Bürger.

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