campagnes medievales
campagnes medievales
campagnes medievales
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(<br />
1)<br />
HISTOIRE ANCIENNE ET MD1VALE —31<br />
Universit6 de Paris 1 - Panthon-Sorbonne<br />
CAMPAGNES MEDIEVALES:<br />
L'HOMME ET SON ESPACE<br />
ITUDES OFFERTES Ä ROBERT FOSSIER<br />
Travaux runis par<br />
Elisabeth MORNET<br />
Ouvrage publij avec le concours de<br />
1 Universi: de Paris 1, Pan: hton-Sorbonne<br />
Publications de la Sorbonne<br />
1, rue Victor-Cousin, 73231 Paris cedex 05<br />
Document 1995<br />
1111111111111 DII1 11111111111<br />
0000005652235
o4J3J<br />
ZWEI MtTHLEN%VEISTÜMER VON 1188 UND 1212<br />
AUS DER PICARDIE<br />
Dietrich LOHRMANN<br />
Aus der Fülle der picardischen Archive veröffentlichte Robert<br />
Fossier 1974 eine Auswahl von zweihundert chartes de coutume » des 12.<br />
und 13. Jahrhunderts. Der ganze Reichtum des ländlichen Gewohnheitsrechtes<br />
spiegelt sich in diesen Texten ; auch der Mühlenbetrieb erfährt mancherlei<br />
neue Beleuchtung. Man erkennt, wie knapp die Wasserkraft zum Antrieb von<br />
Mühlsteinen in dieser großen Getreidelandschaft vielerorts bereits geworden<br />
ist. Hier bilden sich lange Warteschlangen, dort sucht man nach Lösungen,<br />
wenn durch Frost oder Trockenheit die Mühle still steht .<br />
Wenig Einblick verschaffen diese Texte indes, wenn es darum geht,<br />
die Mühle selbst in Augenschein zu nehmen. Ihre Gebäude und Einzelteile<br />
werden nicht genannt, und auch die genauere Aufteilung der Leistungen zwischen<br />
den Müllern und ihren Herren, den Eigentümern und Teilhabern an der<br />
Mühle, tritt nur wenig hervor. Die Einzelteile der Mühlen erscheinen häufiger<br />
in Rechnungen des späteren Mittelalters. Vor allem die Gegend von Arras liefert<br />
bisher schon ein reiches Material 2 . Aus dieser Gegend sind aber auch ältere<br />
Schiedssprüche secunduin antiquam molendini consuetudinem bekannt.<br />
Einen solchen Schiedsspruch vom Jahre 1188 bietet Anhang 1 mit relativ<br />
einfachen Verhältnissen. Er wird uns helfen, einen etwas späteren Text<br />
1. Chartes de coutumes en Picardie (XIe - XlIIe sicle), R. Fossier id., Paris, 1974,<br />
p. 78-79. Besonders aufschlußreich ibid., p. 248 Si homo coinmunie per unum diem<br />
et unam noctem ad inolendinos meos locum suutn servaverit, nec possit rnolere pro<br />
deftctu aque, ad alios molendinos potent transmeare.<br />
2. Le comple g6nra1 du receveur dArtois pour 1303-1304, B. Delmaire id.,<br />
Bruxelles, 1977, p. 48, n° 797; p. 142, n » 2390 etc. J.-M. RICHARD, AD Pas-de-<br />
Calais, Inventaire sommaire de la srie ‚1, 2 vol., Arras, 1878, 1887.
218 Dietrich LOHRMANN<br />
vom Jahre 1212 zu verdeutlichen, der bisher ungedruckt ist und an zahlreichen<br />
Stellen weniger eindeutig zu verstehen ist .<br />
Südwestlich von Arras an einem kleinen Zufluß zur Scarpe, genannt<br />
Crinchon, lag die Mühle von Bronnes. Sie gehörte dem Domkapitel der Stadt;<br />
der Pächter war offenbar kein kleiner Müller, sondern eher ein wohlhabender<br />
Bürger mit vielfaltigem Besitz, Johannes agnomine Dives. Vierzehn Punkte<br />
waren zwischen diesem Müller und dem Domkapitel umstritten. Sie werden in<br />
Einzelbestimmungen neu geregelt. Ob Johannes Dives die Arbeit eines Müllers<br />
effektiv selbst verrichtet hat, bleibt dabei offen. In jedem Fall gilt er für die<br />
Kanoniker als ihr juristisch verantwortlicher Mühlenpächter.<br />
Im Fall des neu edierten Textes von 1212 (Anhang 2) sind die<br />
Verhältnisse komplizierter. Hier geht es nicht, wie bei der Mühle von Bronnes<br />
(1188), um eine kleine Bachmühle mit einem Stauweiher und offenbar nur einem<br />
Mahlgang, dazu geregelter Kundschaft von Bäckern aus der nahen Stadt,<br />
die ihr Getreide auf eigenen Eseln heranschaffen, sondern um eine größere<br />
Anlage an einem größeren Fluß, der Somme, wo die nötigen Wasserbauten<br />
eine ganz andere Baustruktur verlangen, die Zufahrtswege schwerer zu unterhalten<br />
sind, das Getreide auf Wagen herangeschafft wird und mehrere Mahlgänge<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Die Mühle von Offoy an der Somme war Teil einer bemerkenswerten<br />
Mühlenlandschaft westlich der Stadt Ham, die um 1730 beim Bau<br />
des Canal de In Somine schon weitgehend zerstört worden ist. Pläne und technische<br />
Zeichnungen sind bisher nicht bekannt. Sie wären willkommen, um insbesondere<br />
die Struktur der Mühlen an der Somme genauer zu erkennen und<br />
das rein philologische Verständnis besser abzusichern. Albert Demangeon<br />
vermittelt knapp einen Eindruck vom Zustand des Sommetales am Anfang des<br />
18. Jahrhunderts. Der gesamte Verlauf ist stark von Menschenhand geformt.<br />
Er bildet eine einzigartige Folge von Fischteichen, Stauanlagen und<br />
Sümpfen. Vier große Dämme sperren den Lauf der Somme schon oberhalb<br />
von Saint-Quentin. Von dort an bis Sailly-Lorette folgen 31 Staudämme aus<br />
großen Kreideblöcken für die Mühlen. Kleinere Stauvorrichtungen, gebildet<br />
aus Pfählen und Pflechtwerk (clayonnage) dienen der Fischhaltung. Dies war<br />
der Zustand um 1730 vor dem Bau des Kanals, aber auch um 1770 muß es<br />
noch Mühlen gegeben haben. Die meisten hatten ihre Stauhöhe nun um drei<br />
Fuß erhöht und damit die Überschwemmungen ausgeweitet. Beim Dammbau<br />
fanden sich die Reste überschwemmter Häuser und Wege <br />
In einer solchen, ganz von Stauwerken des Talgrundes der Somine<br />
geprägten Landschaft haben wir uns die vier Standorte von Mühlen vorzustellen,<br />
die westlich der Stadt Ham seit 1138-40 in den Besitz der Abtei Prdmontr6<br />
übergegangen waren. Die Geschichte dieser Erwerbungen habe ich an anderer<br />
3. Anhang 1-2.<br />
4. A. DEMANGEON, La Picardie et 1er rgions voisines. ArroLr-ambrsis-Beauvaisis,<br />
4e td., Paris, 1973, p. 139-140.
ZWEI MÜHLENWEISTÜMER AUS DER PICARDIE 219<br />
Stelle nachzuzeichnen versucht 5 . Die Mühle von Offoy übertrug nach einer<br />
Urkunde von 1170 zuerst Manasses, der Sohn des Robert von Offoy, an die<br />
Abtei Pr6montr6. Hinzu gehörte das Fischrecht und die Hälfte des Dammes.<br />
1212 sind die Besitzverhältnisse jedoch komplizierter. In Abschnitt 9-15 unserer<br />
Urkunde erscheint die Kirche von Pr6montr6 jeweils zusammen mit ihren<br />
Teilhabern (partionariLs), während auf der anderen Seite die Müller stehen.<br />
Die Einleitung des Textes hingegen nennt auf der einen Seite nur die Kirche,<br />
auf der anderen Seite zwei Laien, Roger Beton und Laurent von Athies, die<br />
nun ihrerseits Teilhaber vertreten. Eine Klärung habe ich hier nicht erreichen<br />
können.<br />
Auch die genaue Charakterisierung des Urkundentextes füllt nicht<br />
leicht. Eindeutig handelt es sich um einen Schiedsspruch (dicrum) zweier angesehener<br />
Persönlichkeiten der näheren Umgebung, Robert le Noir und Thomas<br />
von Ecany (zwischen Voyennes und Bdthancourt), nachdem eine förmliche<br />
Untersuchung (legitima inquisitio) stattgefunden hat. Die nachfolgenden Einzelregelungen<br />
nennen immer nur die Müller und nicht die oben genannten Prozeßgegner<br />
der Abtei. Man kann nur vermuten, daß Roger Beton, Laurent von<br />
Athies und deren Partner letztlich identisch mit den nachfolgenden Müllern<br />
sind. Im Französischen stellt die Formulierung charre de coutume als Kennzeichnung<br />
des Textes kein Problem. Im Deutschen bleibt die Wahl zwischen<br />
Müllerstatut und Mühlenweistum.Der Einzelinhalt stellt ebenfalls noch zahlreiche<br />
Interpretationsschwierigkeiten. Nur einige wesentliche Punkte seien hier<br />
im Vergleich zur Urkunde von 1188 noch angeführt<br />
1. Zugang zur Mühle<br />
In Bronnes bei Arras erfolgt 1188, wie schon angedeutet, der Antransport<br />
des Mahlgutes auf Eseln oder auf den Schultern der Mahlgäste ; ausdrücklich<br />
sind Bäcker (bolengaru) genannt. Der Müller stellt seine Esel gegen<br />
Entgeld (11). In Offoy 1212 hingegen erfolgt der Antransport mit Wagen. Als<br />
Zufahrt dienen der Steindamm (calcia.ta) und die Brücke; der Müller hat sie<br />
freizuhalten und hier keine Forderungen zu stellen (3). Der Wagen (biga)<br />
wendet auf sogenannten cavetia, die einbrechen können und dann mit Pfählen<br />
wieder herzustellen sind. Diese cavetla werden außerdem mit Mergel abgedeckt.<br />
Den Fahrbereich über ihnen müssen die Müller mit Schotter instand<br />
halten (10-1 1). Für das hier verwendete Verbum hardinare hat das Chartular<br />
des nahegelegenen Priorats Lihons-en-Santerre Parallelbelege, die bei Du<br />
Cange, s.v. hardina, ausführlich zitiert sind: pro caiciata reficienda, pro<br />
ponte reficiendo6.<br />
5. D. LOHRMANN, Barrages ei rnoulins sur la Somme au temps des chanoines rguliers<br />
(XHe-Xllle sicIes), Actes du colloque L'hydraulique monastique, Royaumont,<br />
1992 (im Druck).<br />
6, C. Du CANGE, Glossariurn mediae et infimae latiniratis, Paris, 1883-1887<br />
(Neudruck Graz, 1954), Bd. 4, p. 167, s.v. hardinea.
220 Dietrich LOHRMANN<br />
2. Äußere und innere Struktur der Mühlen<br />
1188 arbeitet in Bronnes am Crinchon eine kleine Mühle mit wenig<br />
Wasser. Sie benötigt einen Teich, eine Schleuse, eine Wasserführung bis zum<br />
Fall (sa/tus) ; man könnte an ein oberschlächtiges Rad denken. Mühlräder<br />
werden jedoch auffälligerweise weder hier noch in Offoy genannt ; die Kosten<br />
für ihre Unterhaltung sidn offenbar nicht umstritten. Das vannum in der Mühle<br />
ist nicht mit vennam (Schütze) zu verwechseln, eher bezeichnet es ein Maß<br />
oder einen Behälter in der Mühle, den die Kanoniker ebenso zu unterhalten<br />
haben wie das Scheffelmaß, den Trichter (ingranatorium), das Mühleisen, die<br />
von diesem ausgehende Haue (axem) und das eigentliche Mahlwerk (molam)<br />
bzw. die Mühlsteine (5). Das Stockgetriebe und andere, kleinere, aber<br />
wertvolle Holzgegenstände (poinilum, fagum, boista,n) gehen zu Lasten des<br />
Müllers (2). Diese Aufteilung dürfte der Norm nahekommen '.<br />
Die Struktur der Mühle von Offoy ist grundverschieden. Sie liegt im<br />
unmittelbaren Strom der Somme auf einem Kalksteindamm, zugänglich offenbar<br />
nur durch eine Brücke. Bei Reparaturen muß das Wasser mit Pfählen und<br />
Flechtwerk abgedämmt werden. Die an der Somme immer umstrittene Stauhöhe<br />
(punctus aque) wird vom Vertreter der öffentlichen Gewalt festgesetzt,<br />
dem Herrn von Nesle ; für Schäden bei zu hohem Aufstau haften die Müller<br />
(14). Im benachbarten Eppeville liefen schon 1150-60. Jahrhundert um die<br />
Stauhöhe lange Prozesse 8<br />
Anders als in Bronnes ist 1212 in Offoy die Kostenaufteilung des<br />
Inventars innerhalb der Mühle geregelt Kirche und Müller beschaffen es gemeinsam<br />
(8). Hervorgehoben sind erneut das Mühleisen, die Maße und<br />
Behälter, aber auch die selten genannten, aber unbedingt notwendigen Fette<br />
und Schmiermittel für das Getriebe (sepum, unctu,n). Sehr merkwürdig am<br />
Anfang dieser reinen Objektaufzählung wirkt die falcazio aque. Gemeint ist das<br />
Mühen von Schilf und anderen Pflanzen, die den Zufluß verlansamen. Auch<br />
Äste, Zweige, Blätter und Gräser sind abzuhalten. Deutlich für eine größere<br />
Mühienanlage sprechen die Bestimmungen über die Öffnung der Mahlgänge.<br />
Es gibt ihrer mindestens zwei und vielleicht auch ebensoviele Räder (5).<br />
7. Zu poinilum vgl. Du CANGE, Glossariwn, s.v. Panellus, penellus 4., mensura annonaria.<br />
Die Fachbegriffe van (vannus), painile. fusel, tourtes erscheinen auch in<br />
Windmühlen, Ein Satiriker aus Arras verwendet sie ca. 1235-40, um bekannte Persönlichkeiten<br />
der Stadt als Windrnacher und Lügner bloßzustellen. R. BERGER, Litt4rarure<br />
ei socie:. arrageoises au X1I!e si?cle. Les chansons er dii: arrsiens, Arras,<br />
1981, p. 234. Vgl. auch Y. COuTANT, Lexique ei reclinique du pnoulin ä venr destin<br />
1 la mouture du bit' d'apr?s les comptes fiarnands des XJVe er XVe si?cles, Thse<br />
Univ. Lilie III, 1991 (Revue du Nord, 73, 1991, p. 753-756).<br />
8. LOURMANN (wie Anm. 5).
ZWEI MÜHLENWEISTOMER AUS DER PICARDIE<br />
3. Beschaffung der Mahlsteine<br />
Der Ankauf der Mühlsteine erfolgt in aller Regel auf Kosten der<br />
MLihleneigner, und so wird es zweifellos in beiden Urkunden vorausgesetzt.<br />
Die Beschaffung und Installation der Steine übernahmen 1212 jedoch die<br />
Müller. Sie bedürfen dazu der Zustimmung der Kirche, das heißt der Abtei<br />
Prmontr, denn sie sollen die Steine offenbar nicht zu häufig auswechseln.<br />
Umstritten waren die Reisekosten, die den Müllern bei der Beschaffung der<br />
Steine entstanden ; auch sie gehen zu Lasten der Kirche, ebenso wie der<br />
Transport der Steine bis zum Vorplatz der Mühle (13).<br />
Der Text von 1188 hat zur Beschaffung der Mühlsteine nichts. Man<br />
kann nur vermuten, daß die Hämmer in Artikel 9 zum Schärfen der Mahlsteine<br />
dienen sollen. Den Fachausdruck lumiere kann ich in diesem Zusammenhang<br />
bislang nicht nachweisen ; daß die Kanoniker dem gedruckten Text zufolge das<br />
Schärfen der Hämmer übernehmen sollen, berührt ebenfalls merkwürdig.<br />
4. Beschaffung und Verwendung des Holzes<br />
Diesen Fragen wird in beiden Texten viel Aufmerksamkeit gewidmet.<br />
Ganz offensichtlich ist der Bedarf an wertvollem Bauholz für Reparaturen<br />
groß, sein Preis hoch, die Abnutzung beträchtlich und danach auch die<br />
Verwendung der ausgewechselten Holzteile umstritten gewesen. Die Regelungen<br />
betreffen zunächst vor allem die Hauptbalken und Planken des Mühlengebäudes<br />
(1188 ligna maiora, 1212 magistram carpenrariam). In Arras muß es<br />
gekauft werden (comparata). für Offoy stellt es die Abtei Prfmontr vermutlich<br />
aus ihrem eigenen Walde bei der großen curia von Bonneuil oder der von<br />
Beaumont-en-Beine, ca. 10-15 Kilometer südöstlich von Offoy . Wie bei den<br />
Mühlsteinen wirken die Müller auch bei der Beschaffung des Bauholzes aktiv<br />
mit: im Wald schätzen sie die nötigen Stämme ab (contaxare), veranlassen<br />
den Holzschnitt (scindere) und das Entasten (excapulare), so daß die Stämme<br />
auf einem Wagen abtransportiert werden können. Entschädigt werden die<br />
Müller für diese Leistungen mit einem Sechstel des Ertrages bzw. des Mahlgutes<br />
aus der Mühle. Den Transport übernimmt im Falle von Bronnes ausdrücklich<br />
der Mühleneigner, im Fall von Offoy wird es nicht anders gewesen<br />
sein. Bemerkenswert schließlich, daß in Bronnes die Kosten für die Arbeiten<br />
des Mühlenschreiners (carpentarius) zu Lasten des Müllers gehen (3-4).<br />
Auf das Geräteholz der minora ligna (1188) bzw. minuta materia<br />
(1212) sind wir bereits beim Inventar der Mühlen eingegangen. Einen nennenswerten<br />
Kostenfaktor bedeutet an der Somme außerdem noch das Holz für<br />
die notwendigen Pfähle im Wasserbau. Ohne sie böte der weiche Untergrund<br />
keinerlei Halt. Auch die Pfähle (11-12) gehen zu Lasten der Mühleneigner, die<br />
Arbeit hingegen, das Einschlagen der Pfähle, obliegt den Müllern.<br />
9. Zu den Kurien von Pr6montr6 vgl. D. LOHItMANN, Kirchengut im nördlichen<br />
Frankreich, Bonn, 1983, p. 211-221.<br />
221
222 Dietrich LOHRMANN<br />
Nicht zu unterschätzen ist schließlich der Wert des Alt- und Abfallholzes.<br />
1188 sind es die inve:eraui ligna de corpore molendini, 1212 einerseits<br />
die verus materia molendini, aber auch die gleich zu Anfang von Artikel 2<br />
genannten coispelli, die ein Beleg von 1353 aus den Letires de rmission als<br />
exitus lignorum, also Holzabfall zu definieren erlaubt 10 . Beide Resthölzer sollen<br />
den Müttern zufallen, freilich zuvor noch das nötige Brennholz zum Kochen<br />
der Speisen in der Mühle verwendet werden.<br />
5. Die « procuratio » des Müllers<br />
Dem Müller von Bronnes wird 1188, wenn ich den Text richtig<br />
verstehe (ad - statt abjudicaverunr), eine wöchentliche Prokuration von einem<br />
Scheffel zugesprochen. Er erhält zusätzlich eine rasire Mehl, was man als Indiz<br />
werten kann, daß Johannes Dives die Mühle nicht selbst als Müller bedient,<br />
sondern vor allem an den Einkünften und nicht zuletzt am Endprodukt<br />
Mehl für das Backen seines eigenen Haushalts interessiert ist<br />
In Offoy dagegen (4) erhalten die Müller für ihr Brot nicht wöchentlich<br />
einen, sondern 18 Scheffel aus dem gemeinsamen Mahlgeld<br />
(moltura). Dieses Verhältnis beleuchtet eindrucksvoll die schon mehrfach<br />
betonte Größe und Leistungsfähigkeit der Mühle an der Somme. Die Müller<br />
erhalten somit einerseits das seztum vasculutn für die Bauholzbeschaffung im<br />
Walde (1), zum anderen die procurario und dürfen dieses Getreide nach<br />
Art. 16 ad disgranuin mahlen, das heißt, ohne ihrerseits ein Mahlgeld zu<br />
entrichten. Mit dieser Befreiung haben die Müller aber offensichtlich<br />
Mißbrauch getrieben, denn sie sind vom Mahlgeld befreit nur, soweit ihr<br />
Getreide unmittelbar in der Mühle gemahlen wird und nicht etwa erst aus ihr<br />
herein- und dann in vergrößerter Menge wieder in sie hineingeschafft wird.<br />
Wachsamkeit gegen kleinere und größere Betrügereien spricht aus so mancher<br />
Bestimmung dieses Textes von 1212.<br />
6. Geflügelmast und sonstige Tierhaltung<br />
Geflügelzucht in Verbindung mit Mühlenbetrieb ist zu allen Zeiten<br />
praktiziert worden. Schon Karl der Große empfahl im Capitulare de villis (18)<br />
ausdrücklich die Haltung von Hühnern und Gänsen bei den Mühlen seiner Fiskalgüter,<br />
und Adathard von Corbie fügte um 820 in seinen berühmten<br />
Consuetudines zusätzlich noch Schweine hinzu (cap. 12,3). Für die Mühlen<br />
von Bronnes und Offoy wird dies nicht ausdrücklich wiederholt, es ist selbstverständlich,<br />
aber mit der Hühnerhaltung hat man es beiderorts offenbar<br />
soweit getrieben, daß die Tiere bis in die Mühle selbst eindrangen und sich<br />
10.Du CANGE, Glossarium (wie Anm. 6), Bd. 2, p. 397, s.v. coipellus.<br />
11.Johannes Dives ist vor altem im Chartular von Saint-Vaast als Prominenter Bürger<br />
wohl bezeugt. Er besitzt mehrere Häuser. Cartulaire de Iabbaye de Saint-Vaast<br />
dArras rdig au XIle sikle par Guirnann, E. F. van Drival 6d., Arras, 1875,<br />
p. 202, 203, 215, 219, 223, 276, 331.
ZWI MÜHLENWEISTOMER AUS DER PICARDIE 223<br />
ii von den Körnern der Mahlgäste nährten. 1188 ist jedenfalls vom<br />
Schaden anderer die Rede (12). In Offoy heißt die verfütterte Kleie pelluz<br />
molendini, die Müller dürfen sie in ihren Wohnhäusern speichern ; in<br />
nnes haben andererseits auch die Mahlgäste das Recht, die sogenannten<br />
rgamenta annone oder revanes mit sich zu führen. Das Wort peluc (1212).<br />
zeichnet Charpentier bei Du Cange ausdrücklich als vox Gallica in der Beutung<br />
von purgamenta exfrumento ventilato.<br />
7 Fischfang<br />
Wie die Geflügelhaltung ist auch der Fischfang mit dem Mühlenbeeb<br />
aufs engste verbunden. Aus Bronnes wird über Fischzucht im Mühlteich<br />
chts berichtet, der Wasserstand mag zu stark geschwankt haben. Der Müller<br />
hält jedoch einen Aal aus den Abgaben für das Fischrecht mit einem spezielri<br />
Fanggerät, dem boiron (8, de buirunnagio). In Offoy war das Fischrecht<br />
sammen mit der Mühle an die Abtei Pr6montre übertragen worden. Mühlengner<br />
und Müller teilen es sich nun jeweils zur Hälfte, beide installieren auch<br />
weils die Hälfte der Fanggeräte (ingenia).<br />
8. Bewachung der Mühle<br />
Bei der kleinen Mühle von Bronnes ist hierzu eine Regelung nicht<br />
troffen und wohl auch nicht erforderlich. In Offoy dagegen besteht die<br />
licht zum Wachdienst bei Nacht wie am Tage. Die Müller versehen ihn<br />
Ibst oder durch einen Bediensteten, der dann der Abtei Pr6montr6 und deren<br />
ilhabern als den Mühleneignern einen Treueid schuldet. Die Abtei hält sich<br />
dererseits in der Mühle noch einen eigenen Kustoden, der seinerseits den<br />
[üllern einen Treueid leistet und ihnen ihre Rechte an der Mühle übermittelt<br />
5). Zum weiteren Personal zählt in Offoy schließlich noch ein besonderer<br />
rärter des Mühlenwehrs oder der Mühlenschütze, der sogenannte vannator<br />
olendini. Auch er hat offenbar versucht, bei den Mahlgästen noch eine bendere<br />
Abgabe einzubehalten (17).<br />
Aus den Einzelbestimmungen beider Texte ergibt sich, wie mir<br />
.heint, ein nützliches Anschauungsmaterial für die mannigfaltigen Regelunn,<br />
die schon im 12.-13. Jahrhundert das Verhältnis zwischen Eigentümer<br />
id Betreiber eines maschinellen Produktionsmittels geprägt haben. Bevor aus<br />
lchen Regelungen allgemeinere Schlüsse gezogen werden, sollte die Zahl der<br />
iszuwertenden Dokumente freilich noch wesentlich vermehrt werden. Auch<br />
e verschiedentlich genannten Teilhaber an diesen Produktionsmitteln verdiem<br />
noch Aufmerksamkeit und sind viel zu wenig erforscht 12,<br />
. Viel Material hierzu bietet H. KRANZ, Die Kölner Rheinmühlen, 2 Bände,<br />
achen, 1991, 1993,
224 Dietrich LOHRMANN<br />
Anhang 1<br />
1188<br />
Der ehemalige Bischof F(rumald) von An-as und Walter von An-as regeln secundum<br />
antiquam molendini consuetudinem die Rechte des Dornkapitels von Arms und des<br />
Müllers Johannes Dives an der Mühle von Bronnes.<br />
Von diesem Text (Le cartulaire de ViivicH d'Arras, A. Guesnon ed. in : Mhnoires de<br />
l'Acadmie des sciences, lertres er Orts d'Arra.s, 2e srie, t. 33, 1902, p. 99 n 33)<br />
gebe ich hier nur, mit neuer Zählung und leicht emendierter Textgestalt, die Einzelbestimmungen<br />
wieder. Zur handschriftlichen Überlieferung vgl. H. STEIN, Bibliographie<br />
gntrale des cartulaires franais, Paris, 1904, p. 31, n 220, t R. FOssIER,<br />
Chartes de coutu,nes (wie Anm. 1), p. 138, n. 3. Die neue Edition von B.-M. TOCK,<br />
Les chartes des Oviques d'Arras (1093-1203), Paris, 1993, p. 237, n° 214, folgt dem<br />
Text von Guesnon.<br />
(1) Jpsi molendinario, sicut ab antiquo factum fuerat, boistellum frumenti quem pro<br />
procuratione sua omni ebdomada exigebat, adjudicaverunt a et contra boistellum<br />
unum forensis mensure cumulatum de fruinento, qui canonicis de moltura provenit,<br />
unum rasum de farina molendinarjus habere debebit, et ad eamdem rationem, si de<br />
molendino majus vel minus boistel[o aliquid provenerit nec preter hoc molendinarius<br />
aliquid ab aliquo exigere habebt, nisi gratuita benivolentia alicujus ei conferatur.<br />
(2) Preterea ininora ligna, que vulgari nomine sive coininuni sie nominamus : fuselluin,<br />
pointlum, fagum et boistain, molendinarius sua impensa et expensa debet providere.<br />
(3) Ligna Vera rnajora in usus molendini necessaria canonici propriis sumptibus comparata<br />
ad locum molendini habent deducere.<br />
(4) Molendinarlus autem carpentariurn, preter victum suuin quamdiu in opere fuerit,<br />
quem provident ei canonici, de Silo debet proprio conducere.<br />
(5) Tectum autem molendini, aque qlioque ductum usque ad saltum ipsius, sclusam<br />
vivarii, vannum quoque in molendino, bolstellum et ingranatorium, ferrum et axem et<br />
molam absque impensa molendinarii canonici providebunt.<br />
(6) Inveterata autem ligna de corpore ipsius molendini, si in usus aliquos circa malendinum<br />
non poterunt expendi, in usum cedent molendinarii.<br />
(7) Pro apertione molendini, molendinarius unaquaque die molturam unius mencoldi<br />
habebit, pro reparatione vera molendini, molturam dimidii mencoldi.<br />
(8) Pro pasta etiam cum necessario molas impartaverit b et ipse tantumdem recipiet,<br />
unamque anguillam de buirunnagio, insuper sepum,<br />
a abjudicaverunt, A. Guesnon.<br />
b impastaverit, A. Guesnon.
ZWEI MÜHLENWEISTÜMER AUS DER PICARDIE<br />
(9) Martellos quoque ad reparandum utiles quocl vulgariter dicitur lwniere, mo1endi<br />
narius procurabit ; canonici vero illos reacuent.<br />
(10) Asinos etiam et ipse molendinarius, si voluerit, hac conditione providebit, quod<br />
de quartello bolengarii non nisi unum denarium, de mencotdo vero aliorum non nisi<br />
obolum exiget.<br />
(11) et si vel propriis animalibus vel propriis humeris aliqui annonam suam ad tnoIen<br />
dinum detulerint, nichil oh hoc ab eis recipere dehebit, nec aliquam inferet difficultatem<br />
vel moram molendi.<br />
(12) Nullum altile vel atiud animal molendinarius in moIendino quod damno possit<br />
esse alicujus, habebit.<br />
(13) Purgainenta quoque annone, que dicuntur revanes, si volet cujus fuerit aimona,<br />
deferet sin autem, in usum et voluntatem molendinarii cedet.<br />
(14) Ipse quoque molendinarlus, vel minister ejus, sacrameatum de fidelitate prestabit<br />
canonicis, ex quorum parte prepositus ipsorum omnein justiciarn et forisfactum in<br />
perpetuuin hahebit,<br />
225
226 Dietrich LOHRMANN<br />
Anhang 2<br />
1212<br />
Weistwn des Robert le Noir und des 77romas von Ecany über die Rechte und Pflichten<br />
der Müller von Offoy (onime) nach Untersuchung eines Streifalles zwischen der Abtei<br />
Prrnontr einerseits und Roger Boton, Laurent von At/iies sowie deren Teilhabern<br />
andererseits.<br />
A. Original aus dem Archiv der Abtei Prmontr : Arch. Nat., L 995, n° 60 (Offois).<br />
Ego Gervasius Dci patientia dictus abbas et conventus Premonstratensis, notum facimus<br />
omnibus per hoc scriptuin, quod cum inter nos ex una parte et Rogeruni Beton,<br />
necnon et Laurentium de Aties a et partionarios eorundem ex paste altera, super hiis<br />
que ad nos et ipsos pertinebant in molendino de Uffois questio verteretur, tandem pro<br />
hono pacis cornpromisimus in cominunes amicos Robertum cognomento Nigrum et<br />
Thomam de Escanli eo tenore, quod ipsi de iure utriusque partis inquirerent bona<br />
fide, et hoc quod dicerent Post legitimam inquisitionem suain, sine contradictione et<br />
calumpnia servaretur hinc inde. Ipsi autem inquisierunt et dixerunt dicturn suuin hoc<br />
iiilo<br />
(1) Moleridinarii debent hahere sextum vasculum in molendino de Uffois. Et propter<br />
hoc dehent flicere mag(istrarn) carpentariam inolendini et contaxare materiam in<br />
nemore et scindere et excapu]are, ita quod portari possit a biga, et hec omnia de.hent<br />
facere in conrcdio ecclesie, que aliain non debet eis mdc mercedem.<br />
(2) Coispelli autem et vetu.s lilateria molendini erunt molendinariorum, excepto quod<br />
ad coquenda cibaria molendini, dum molendinarii erunt in opere, sumetur de coispellis<br />
et de veteri materia sufficienter.<br />
(3) In dome autein molendini sive in ponte sive in caiciata nichil ponent molendinarii<br />
nee aliquid habebunt.<br />
(4) Singulis septilnanis debent habere pro pane suo decem et octo boistellos in communi<br />
moltura molendini, si tantum lucratum fuerit et si tantum lucratum non fuerit,<br />
contenti erunt eo quod lucrabitur.<br />
(5) Si quilibet molendinans adduxerit bladum ad molendum, in eius voluntate erit, ut<br />
aperiantur duo molendina vel unum, et si duo aperta fuerint, molendinarij habebunt<br />
de colnmuni rnoltura duos boistellos pro apertura, et si non fuerit apertum nisi unum,<br />
non habebit nisi unum boistelluin, excepto quod si modius integer allatus fuerit insimul<br />
ad inolenduin, sive ab uno molendirio sive a duobus molatur, molendinarii habebunt<br />
duos hoistellos de cominuni pro apertura. Et quamdiu molendinum moment de<br />
uia apertura, molendinanii non habebunt nisi quod convenit uni aperture.<br />
a über necnori et L.aurentium de Aties steht von anderer Hand : et Garinum (fratrem<br />
eius) Manasserum fratres eius mit Bezug auf Rogerum Boton. Ein Waninus frater eius<br />
erscheint 1224 auch in einer weitgehend identischen Urkunde des Ritters Marhieu von<br />
Durr, So/in des Raoul von Rove. BN Picardie, t. 290. n ° 37.
ZWEI MCJHLENWELSTÜMER AUS DER PICARDIE 227<br />
(6)Pro molendinis affaitandis debent habere duos boistellos de communi.<br />
(7) Pellutum molendini possunt portare in domos suas, sed in molendino nuilum p05sunt<br />
habere nutrimentum, gallinam scilicet seu quodlibet animal.<br />
(8) Falcatio aque, cista, ferrum, sepum, unctum et tota minuta materia, tortre,<br />
cophini, vanni, boistelli, mencoldi et omnes mensure molendini providebuntur de<br />
communi.<br />
(9) Moiendinarii habebunt unam medietatem piscium et ponent unam medietatern<br />
ingenionim, et ecclesia Premonstratensis cum suis partionariis aliam.<br />
(10)Molendinarii debent hardinare cavetia molendinoruin, ita quod biga possit girare<br />
desuper, et ecciesia et partionaril debent ea cooperire maria,<br />
(11) Si cavetium ruptum fuerit, ecclesia et eius parcionarii debent tradere palos et<br />
molendinarii debent eos figere.<br />
(12) Si aqua sclusanda fuerit, pro reparatione molendinorum, ecclesia curn suis<br />
partionariis tradet palos et rnolendinarii facient residuum.<br />
(13) Molendinarii si ecclesia voluerit ibunt ad emendas rnolas, et vivent eundo et<br />
redeundo in expensis ecciesie et partionariorum sine alia mercede, et ponent eas in<br />
opere sumptu suo, postquam adducte fuerint ab ecclesia et partionariis in plateam<br />
terre.<br />
(14) Ecclesia et partionarii dabunt punctum aque per dominum Nigelle vel per eius<br />
famulum, et molendinarii debent illuin custodire et reddere dampna que evenient per<br />
defectum custodie.<br />
(15)lpsi debent nocte ei die custodire molendina per se vel per idoneum servientem,<br />
et serviens eorum debet facere fidelitatem ecclesie et partionariis, et custos qui erit in<br />
inolendino ex parte ecclesie faciet tidelitatem molendinariis et tradet eis iura sua.<br />
(16) Bladum vero quod eos (con)tinget de lucro molendini poterint molere ad disgranum<br />
si voluerint, antequam sustulerint illud de molendino, sed si sustulerint illud de<br />
molendino et reportaverint ad inolendinum, non moletur eis nisi sicut extraneis<br />
venientibus aliunde.<br />
(17) Vannator molendini ponetur per communein assensutn et faciet fidelitatem [eis,<br />
nec unquain] petet aliquid a inolendinantibus nisi quod voluerint ei dare pro Deo,<br />
Sciendum vero quod molendinarit per ca que sunt hic expressa renunciaverunt omnibus<br />
querelis, quas habuerant vet habere poterant in omnibus allis pertinenciis inolendm1.<br />
Ut igitur factum istud futuris temporibus firmiter observetur, presens scriptum<br />
super hoc confectum sigilli nostri feciinus impressione muniri. Actum anno gratie<br />
rniilesimo ducentesimo duodecimo.<br />
Siegel fehlt.<br />
NB Die Urkunde von 1211,erschien nach Abgabe dieser Studie als reiner<br />
Textabdruck bei G. BRUNEL, Agriculture et 6quipement agricole ä Prmontr (XIIe-<br />
XlHe sicles), Monachisme et technologie dans la socifl mdivale du Xe au XJlle<br />
g cle, Ch. Hetz- len et R. de Vos dir., Cluny, 1994, p, 136-138.
228 Dietrich LOHRMANN<br />
Anhang 3<br />
Terminologische Anmerkungen von Yves Coutant<br />
Zur Erklärung der Fachterminologie der beiden voraufgehenden Texte ist der beste<br />
Kenner derzeit Yves Coutant, Universit6 de Lilie III (vgl. Anm. 7). Ich verdanke ihm<br />
brieflich (3. Jan. 1994) folgende Erklärungen aus den beiden Glossarien seiner ungedruckten<br />
Thse. Sie werden allen Interessierten und insbesondere den französischen<br />
Lesern willkommen sein.<br />
1 (2) fuwllwn, poinilunt, fagum er boistani. Les deux premiers mots se rencontrent<br />
souvent ensemble ils dsignent les fuseaux de la lanterne (roue dengrenage compose<br />
de deux plateaux relms par des fuseaux) et les alluchons du rouet : P. ex. pour<br />
avoir reviestit le roet de noes poinieuls .‚ Arch. Dp. du Nord J 472/303 64r Templemars<br />
(1388), pour le bos de quoy cm tst les poenieus cl les fusiaus a le met et au<br />
rouwet dou moulin .‚ Rijksarchief Kortrijk, Fonds Ennetires 2417 8r Rollegem<br />
(1410). Cette acception est ä ajouter au F.E.W., VIII, p. 108 b
ZWEI MÜHLEN WEISTÜMER AUS DER PICARDIE 229<br />
• maaien .‚ • faucher ‚ tant cette opration Iui semblait importante : A. VAN DE<br />
W!JNGAARD, H. CROMPVOETS, Woordenboek van de Liinburgse dialecten, 11, 3,<br />
Assen, Van Gorcum, 1991, p. 94a.<br />
L.a tortra correspond ä la tourt(r)e » des comptes picards ; c'est la lanterne, roue<br />
dengrenage compose de deux plateaux et de fuseaux.<br />
(10) Molendinarii debenr izardinare cavetia molendinorum. Le cavetiu,n sappelait<br />
cavech en picard et hoofd (Haupt) en flamand. Il servait surtout ä protger les<br />
constructions (moulin, digues, etc.) contre les flots.<br />
Abbildung<br />
Ausschnitt aus Carte de Cassini Nr. 43 (Noyon-Laon-St. Quentin) von 1752.