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in_goettingen_2-2018

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GESUNDHEIT [ DEMENZ ]<br />

Dorota Dembolecka-<br />

Szczepanska<br />

Foto:oStock<br />

Sowohl den Angehörigen als auch den demenziell Erkrankten selbst macht die Vorstellung e<strong>in</strong>es Umzugs <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Pflegeheim<br />

oft Angst. Gerade im fortgeschrittenen Stadium profitieren aber beide Seiten <strong>in</strong> der Regel von diesem Schritt.<br />

E<strong>in</strong> Umzug macht Angst<br />

Angehörige ziehen e<strong>in</strong>en Umzug meist<br />

erst dann <strong>in</strong> Erwägung, wenn im Verlauf<br />

der Krankheit der Tag- und Nachtrhythmus<br />

bei den Erkrankten zunehmend gestört<br />

ist und die Nächte derart unruhig<br />

werden, dass betreuende Angehörige<br />

körperlich am Ende s<strong>in</strong>d. Ina Reum, die<br />

Leiter<strong>in</strong> der stationären Pflegeabteilung<br />

des GDA Wohnstifts Gött<strong>in</strong>gen, ist trotz<br />

vieler Jahre im Beruf allerd<strong>in</strong>gs immer<br />

noch erstaunt, wie leidensfähig Angehörige<br />

oft s<strong>in</strong>d. In vielen Erstgesprächen<br />

sei ihr als Außenstehender oft sofort<br />

klar, dass die oder der Erkrankte eigentlich<br />

nicht mehr zu Hause betreut werden<br />

könne: „Dennoch geht danach oft noch<br />

e<strong>in</strong>e lange Zeit <strong>in</strong>s Land, bis sich die<br />

Familie wieder bei uns meldet und der<br />

Betroffene bei uns e<strong>in</strong>zieht.“ Der <strong>in</strong>nere<br />

Widerstand der Angehörigen gegen e<strong>in</strong>e<br />

gerontopsychiatrische Pflegeabteilung<br />

sei meist sehr groß. Das merke sie auch,<br />

Foto:GDA<br />

Ina Reum leitet die stationäre<br />

Pflegeabteilung des GDA Wohnstifts<br />

wenn sie Angehörigen die Abteilung zeige.<br />

Und auch wenn der demenziell Erkrankte<br />

bereits <strong>in</strong> der Abteilung wohne,<br />

falle es Angehörigen oft schwer, über die<br />

Türschwelle zu treten. Nicht umsonst veranstaltet<br />

das GDA Wohnstift regelmäßig<br />

Angehörigen-Abende, bei denen sich K<strong>in</strong>der<br />

und Partner mit anderen Angehörigen<br />

über ihre Erfahrungen und den Umgang<br />

mit der Krankheit austauschen können.<br />

„Außerdem haben wir im Flur e<strong>in</strong> Schild<br />

aufgehängt, auf dem wir die Besucher darauf<br />

h<strong>in</strong>weisen, was wir unseren Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

und Bewohner nbewusst erlauben.<br />

So darf hier jede und jeder auch mal im<br />

Nachthemd über den Flur laufen. Hier ist<br />

schließlich das Zuhause der Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

und Bewohner.“ Dennoch müsse man<br />

Angehörige darauf h<strong>in</strong>weisen, weil viele<br />

sonst irritiert seien.<br />

Oft erlebt Reum, dass Bewohner nach<br />

dem E<strong>in</strong>zug regelrecht aufblühen. „Hier<br />

können sie endlich wieder sie selbst se<strong>in</strong>.<br />

Plötzlich s<strong>in</strong>d sie nicht mehr die E<strong>in</strong>zigen<br />

mit e<strong>in</strong>em Defizit, sondern so wie<br />

alle anderen. Das trägt enorm zur Selbstsicherheit<br />

und Zufriedenheit bei“, so ihr<br />

Fazit.<br />

<strong>in</strong><br />

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