Meinviertel 02-18_Web
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Öffentliche Bibliotheken<br />
Die Altmeister der<br />
Sharing Economy<br />
Ganz weg waren die Stadtbibliotheken nie. Aber Berlin hat sie in den 90er und 00er Jahren<br />
systematisch kleingespart, auch in Prenzlauer Berg und Pankow schlossen viele Standorte. Dank<br />
engagierter Bürger, frischer Konzepte und vielfältiger Veranstaltungen verzeichnen sie wachsenden<br />
Zulauf – mitunter mehr als sie bewältigen können. Doch mit neuen Leuten, Aktivitäten<br />
und vielleicht bald flexiblerer Öffnungszeiten wollen sie sich ihrer Zukunft stellen.<br />
Henry Steinhau<br />
Ein gewöhnlicher Mittwoch Vormittag im April.<br />
In der Kurt-Tucholsky-Bibliothek ist es still – nur<br />
Handwerker machen Lärm; sie renovieren gerade<br />
die Büros der MitarbeiterInnen. Die Bibliothek<br />
öffnet für das breite Publikum erst mittags. Dennoch<br />
wuselt im nächsten Moment ein Schwarm<br />
aufgekratzter Vorschulkinder durch die Räume,<br />
stürzt sich auf Bilderbücher und plumpst in kleine,<br />
altersgerechte Sitzgelegenheiten. „Auch das zählt<br />
zu unserem Alltag“, erklärt Bibliotheks-Leiterin<br />
Lia Maczey. Am Vormittag werden Kindergruppen<br />
betreut. Maczey: „Ich habe hier im Umfeld zum<br />
Teil Kitas mit nur 5 Kindern. Wenn die herkommen<br />
und eine Arbeitsstunde von mir beanspruchen,<br />
dann rechnet sich das eigentlich nicht. Und wir<br />
sollen uns ja rechnen, so gibt es die Berliner Verwaltung<br />
vor. Aber ich nehme es trotzdem an, denn<br />
das ist mein Auftrag als öffentliche Bibliothek.“<br />
Anderer Tag, andere Einrichtung, früher Nachmittag.<br />
In der Bibliothek am Wasserturm tummeln<br />
sich Dutzende Menschen aller Altersstufen.<br />
Mehrere Schülerinnen beugen sich in einer kleinen<br />
Gruppe gemeinsam über Bücher und Aufgabenhefte;<br />
im Kinderbereich krabbeln ein paar Sprösslinge<br />
zwischen Regalen rum, gleichzeitig fläzt sich<br />
ein Vater in den riesigen Sitzsack und checkt sein<br />
Smartphone; in einer Leseecke blättert ein älterer<br />
Herr gewissenhaft eine Tageszeitung; an den<br />
PC-Arbeitsplätzen, die im länglichen Flurs aufgereiht<br />
sind, fixieren junge Leute konzentriert die<br />
Monitore. So oder ähnlich betriebsam gehe es hier<br />
praktisch täglich zu, lässt Anne Rüster wissen, Leiterin<br />
dieser städtischen Bibliothek. „Klar ist es mitunter<br />
turbulent, am Nachmittag werden wir zum<br />
Indoorspielplatz und die von einigen erwünschte<br />
Ruhe gelingt nicht immer. Aber wir wollen da gar<br />
nicht maßregeln, sondern setzen darauf, dass die<br />
Leute sich untereinander einigen. Und das klappt<br />
in der Regel auch.“<br />
Kurt-Tucholsky-Bibliothek<br />
Heinrich-Böll-Bibliothek<br />
Bibliothek am Wasserturm<br />
mein/4<br />
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