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BDVI IN MÜNCHEN - Forum

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B E R U F S R E C H T<br />

Sicherung und<br />

Beschleunigung des<br />

W i r t s c h a f t s l e b e n s<br />

Beurkundung durch den Öffentlich bestellten Ve r m e s s u n g s i n g e n i e u r.<br />

Otmar Schus t e r,<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

WIE DIE NOTARIELLE BEURKUNDUNG, SO DIENT DIE BEURKUNDUNG DURCH DEN<br />

ÖBVI |1| DER SICHERUNG UND BESCHLEUNIGUNG DES WIRTSCHAFTSLEBENS. SPIELT<br />

SIE AUCH LÄNGST NICHT DIE ROLLE WIE JENE DES NOTARS, SO ENTFALTET SIE DOCH<br />

GERADE IM BAU- UND LIEGENSCHAFTSWESEN IHRE RECHTSUNTERSTÜTZENDE UND<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERNDE KRAFT. DIE BEURKUNDUNG DURCH DIE »URKUNDS-<br />

PERSON ÖBVI« IST E<strong>IN</strong>E VERANSTA LTUNG DER WIRTSCHAFT <strong>IN</strong> ÖFFENTLICH-<br />

RECHTLICHEM RAHMEN, D.H. SIE KOSTET DEN STEUERZAHLER NICHTS, IHR AUFWAND<br />

IST MIT DEM NUTZEN IHRES ERGEBNISSES <strong>IN</strong> ÜBERE<strong>IN</strong>STIMMUNG ZU BR<strong>IN</strong>GEN.<br />

342<br />

2<br />

1. TÄTIGKEITSBILD<br />

NACH BERUFSORDNUNG<br />

Gemäß § 1 ÖbVermIngBONW |2| vom 15.12.1992<br />

umfasst das Tätigkeitsbild des ÖbVI:<br />

a. Durchführung von Katastervermessung<br />

b. Mitwirkung in der Landesvermessung<br />

c. Beurkundung von Tatbeständen an Grund<br />

und Boden, die auf vermessungstechnischen<br />

Ermittlungen fußen;<br />

d. Sachverständigentätigkeit in der<br />

ganzen Breite des Vermessungswesens<br />

Das Beurkundungsrecht des ÖbVI ist also<br />

eingeschränkt auf Tatbestände an Grund und Boden<br />

und zwar solche, die auf vermessungstechnischen<br />

Ermittlungen fußen. Die Definition ist<br />

nicht sehr glücklich, denn wie zu zeigen ist, lassen<br />

sich die zu beurkundenden Sachverhalte nicht nur<br />

mit Zahlen beschreiben. Der Insider weiß, wie<br />

solche Formulierungen in Gesetzesvorlagen<br />

entstehen. Aber nicht nur diese begriffliche Abgrenzung<br />

der Urkundstatbestände ist eine offene<br />

Flanke; quer durch den Garten dieser Urkundstatbestände<br />

sind die Verwaltungsgerichte mit ihrer<br />

Definition von »hoheitlich« gefahren, was aus dem<br />

B l i c k w i n kel der Abrechnung gegenüber dem<br />

Antragsteller sich in der Praxis als besonders<br />

misslich erwies, denn die Remuneration ist nun<br />

mal das unverzichtbare Gegenstück zur Leistung<br />

»Beurkundung«.<br />

Die Honorierung einer Beurkundung ist darüber<br />

hinaus im § 1 ÖbVermIngKO NW geregelt, wo es<br />

heißt:<br />

Öffentlich bestellten Ve r m e s s u n gsi n g e n i e u re n<br />

stehen für Leistungen, die im Rahmen der<br />

Tätigkeiten nach § 1 Abs.1 Satz 1 und Abs.2<br />

Satz 1 ÖbVermIngBO NW erbracht werden,<br />

Kosten nach dieser Verordnung zu.<br />

Festzuhalten ist, dass hier das Wort Tätigkeiten und<br />

nicht Amtshandlungen verwendet wird. Das OVG<br />

Münster substituiert hier in seinem Urteil vom<br />

9.3.92 (2 A 654/89 und 3 K 705/88 Arnsberg) das<br />

Wort »Amtshandlungen«. Es sind jene, die zu<br />

einer Beurkundung führen. Zur Vereinfachung sei<br />

deshalb angenommen, es handele sich bei den<br />

»Kosten« um die dem ÖbVI zustehende Leistungsvergütung.<br />

In der Kostenordnung selbst gibt<br />

es keine Vorschrift, die sich mit der Vergütung einer<br />

Beurkundung beschäftigt. Vielmehr wird wohl<br />

unterstellt, dass der Akt der Beurkundung entweder<br />

durch die div. Leistungspauschalen oder<br />

nach Zeitgebühr (nach § 2) vergolten wird.<br />

Die zu erhebende Gebühr deckt damit immer<br />

eine Leistung des ÖbVI, ggf. seiner Hilfskräfte<br />

und die Beurkundung ab.<br />

So sind a), b), c) hoheitliche Leistungen. Für die<br />

Punkte a) und b) gibt es Positionen in dem<br />

Kostengesetz (ÖbVermIngKONRW |3|). Für c) gibt<br />

es nirgendwo in der ÖbVermIngKONRW einen<br />

Gebührentatbestand »Beurkundung«. Für d) greift<br />

tlw. die Ermächtigung (1971) für die Regelung<br />

durch die HOAI . Bei den dort geregelten Tätigke i ten<br />

wird die Abgrenzung der hoheitlichen und nicht<br />

hoheitlichen Arbeiten zu einer berufsprägenden<br />

Frage, obwohl die in der HOAI | 4 |v e rzeichneten<br />

Tätigkeit per definitionem<br />

nicht berufsbeschreibend sein sollen.<br />

Die Problematik läßt sich am Beispiel<br />

»Absteckung« verdeutlichen: Unter<br />

»Bauabsteckung« ist allgemein die<br />

Übertragung der Grundrisses eines<br />

Baukörpers auf das Grundstück –<br />

ohne Berücksichtigung irgendeiner<br />

Grundstücksgrenze, also für ein<br />

Gebäude auf einem riesig großen<br />

Grundstück. Nach allgemeiner Auffassung<br />

ist daher die (Bau-) Absteckung<br />

ein privatrechtlicher Vorgang,<br />

den jedermann ausführen kann<br />

und nach HOAI abrechnen muss. In Grenznähe<br />

finden die Angaben des Liegenschaftskatasters<br />

Verwendung. Der erste Arbeitsgang dient zunächst<br />

der Beantwortung der Frage, ob die örtlich Eigentumsgrenzen<br />

hinreichend Platz für das neue Bauvorhaben<br />

lassen. Wenn die Grenzen nicht einfach<br />

identifizierbar sind, ist der Fachmann gefragt, bei<br />

amtlicher Grenzanzeige der ÖbVI und erst recht<br />

in der Regel bei der Absteckungsbescheinigung,<br />

welche vielerorts gefordert wird. So ergeben sich<br />

folgende Problem- und Arbeitsstufen, bei denen<br />

die Beurkundungsnotwendigkeit an einer bestimmten<br />

Stelle einsetzt.<br />

1 Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur<br />

2 Berufsordnung für die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure in NRW<br />

3 Kostenordnung für die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure in NRW (ÖbVermKONRW) mit Vermessungsgebührentarif<br />

(VermGebT) und Gebührenordnung für die Vermessungs- und Katasterbehörden in NRW (VermgebONRW)<br />

4 Honorarordnung für Architekten und Ingenieure<br />

343<br />

B E R U F S R E C H T<br />

DAS BEURKUNDUNGS-<br />

RECHT IST E<strong>IN</strong>GESCHRÄNKT<br />

AUF TATBESTÄNDE AN<br />

GRUND UND BODEN.<br />

2

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