BDVI IN MÜNCHEN - Forum
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H A N S<br />
M O S A I K<br />
Bürgerinnen und Bürgern das Vertrauen in die Verwaltung<br />
und die Zukunft dieser Stadt zurückzugeben. Das<br />
Gängelband, geflochten aus Bevormundung und Scheinselbstverantwortung,<br />
muss durchtrennt werden.<br />
Die <strong>BDVI</strong>-Landesgruppe fordert angesi c h ts der beschriebenen<br />
Situation beispielhaft für einen kleinen<br />
Bereich der Verwaltung – das behördliche Berliner Vermessungswesen<br />
– folgende neue Ansätze:<br />
320<br />
Bildung einer zentralen Einheit für Liegenschaftskataster<br />
und Rauminformation<br />
Diese übernimmt alle Aufgaben der Bezirksämter und<br />
schafft so die zwingend erforderlichen Grundlagen zur<br />
einheitlichen Bereitstellung des raumbezogenen<br />
Basisinformationssystems.<br />
Verbesserung der Kommunikation zwischen den<br />
Säulen des Berliner Vermessungswesens<br />
Eine gemeinsame Marketingstrategie führt zum Wohl<br />
des Berufsstandes und zur Anerkennung seiner vielschichtigen<br />
Dienstleistungen durch den Bürger.<br />
Sicherstellung des Auskunftsverlangens der Bürger<br />
Bürgernähe wird durch die Einrichtung von Auskunftsstellen<br />
in den Bezirken oder bei den ÖbVI gewährleistet.<br />
Übertragung sämtlicher operativer Aufgaben auf<br />
den ÖbVI und Erweiterung seiner Befugnisse<br />
Die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure/innen<br />
in Berlin fordern eine Stärkung ihres Berufsstandes<br />
durch Erweiterung der Befugnisse. Ein Controlling<br />
ist durch die der Senatsverwaltung obliegende<br />
Aufsichtspflicht über die ÖbVI jederzeit gewährleistet.<br />
Einbeziehung des Landes Brandenburg in die<br />
Neukonzeption des Berliner Vermessungswesens<br />
Wahrnehmung von zentralen Aufgaben durch Berlin<br />
oder Brandenburg<br />
2<br />
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltungen<br />
werden neue Perspektiven geboten: Eine Übernahme von<br />
bis zu 30 % des Personals durch die Öffentlich bestellten<br />
Vermessungsingenieure ist vorstellbar.<br />
Die Vorteile für die Stadt Berlin liegen auf der Hand:<br />
E i nsparungen für den Landesh a ushalt<br />
in Millionenhöhe<br />
Steigerung der Effizienz als Beitrag<br />
zur Haush a l tsk o ns o l i d i e r u n g<br />
G e w ä h r l e istung einer einheitlichen<br />
Vo rg e h e ns w e ise, Bündelung der<br />
Kompetenz, verbesserte Ressourc e n -<br />
nutzung durch Ko n z e n t ra t i o n<br />
Die Stadt Hamburg hat diese Ansätze schon Mitte der<br />
neunziger Jahre erkannt und die Zuständigkeiten der<br />
Bezirke und die Hauptverwaltung neu geordnet.<br />
Das Amt für Geoinformation und Vermessung leistet seit<br />
1997 gute Arbeit. Die daraus entstandene Effizienzsteigerung<br />
durch einheitliches Vorgehen und die Erhaltung<br />
einer hohen fachlichen Kompetenz führten für die<br />
Stadt Hamburg zu erheblichen Einsparungen im Pe r s o n a l -<br />
und Sachmittelhaushalt von über 20 %. Für die Öffentlich<br />
bestellten Vermessungsingenieure und die Verwaltung als<br />
Garanten des Eigentumssicherungssystems ist ein harmonisches<br />
Verhältnis zum Wohle der Bürger entstanden.<br />
Die Politik hat etwas bewegt.<br />
Hamburg lehrt uns, nicht zögerlich zu sein!!<br />
Berlin braucht Reformen und einen Mentalitätsw<br />
e c hsel.<br />
H a rald Bartels<br />
Vo rsitzender der <strong>BDVI</strong>-Landesgruppe Berlin<br />
EDITORIAL<br />
Wer Freude hat an bildhaften Vergleichen, dem<br />
sei zum <strong>BDVI</strong>-Kongress in München folgendes<br />
Bild angedient: Die Freiberufler stehen vor<br />
der Verwaltungsburg Bayern und wollen rein – was<br />
die streitbaren Burgherren ihnen energisch verwehren.<br />
Dafür gibt es gute Gründe. Schließlich<br />
sind die Ankömmlinge nicht auf Besuchstour, sondern<br />
erheben das Ansinnen einer Mitregentschaft.<br />
Übrigens ein ganz elementarer, in tausend Varianten<br />
historisch erprobter Vorgang.<br />
Burgherr Frankenberger sieht das ähnlich. Er zeigt<br />
sogar Verständnis dafür, wenn der Bund der<br />
Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure die<br />
Ausdehnung der ÖbVI nach Bayern fordert. Die<br />
Argumente dafür will er jedoch nicht hören. Seine<br />
Apologetik ist rührend einfach: Was ist, soll so<br />
bleiben, weil es gut ist – gut für die bayerische<br />
Vermessungsverwaltung und gut für den Bürger,<br />
der nicht anderes kennen soll als die angebotene<br />
Leistungsstruktur (innerhalb der Burg). Seine<br />
schulterklopfende Beispiele sind rein technologischer<br />
Art und verkünden im Grunde nur ein<br />
einziges Credo: Wir leisten unser Bestes, damit die<br />
Verhältnisse so bleiben wie sie sind.<br />
Frankenberger negiert den Umstand, dass hoheitliche<br />
Kompetenzen immer nur von der Gesellschaft<br />
geliehene Befugnisse darstellen. Jede Ausübung<br />
von direkter oder indirekter Gewalt bedarf in<br />
einem demokratischen Umfeld nicht nur der permanenten<br />
Kontrolle sondern auch einer regelmäßigen<br />
Überprüfung der Sinnfälligkeit von Kompetenzübertragung.<br />
Oder anders: Ist es noch zeitgemäß,<br />
dass Teilsysteme im Staat in der Wahrnehmung<br />
öffentlich rechtlicher Aufgaben in<br />
Ausschließlichkeit in Anspruch nehmen dürfen?<br />
Oder lassen sich vielmehr aus den im Art. 12<br />
Abs. 1 des Grundgesetzes gewährleisteten Grundrechten<br />
der Berufswahl- und Berufsausübungspflicht<br />
deutliche Grenzen für die Begründung oder<br />
Beibehaltung staatlicher Zuständigkeiten im Bereich<br />
öffentlich rechtlicher Aufgaben ableiten, die<br />
nach Maßgabe des »Übermaßgebots« auch nicht-<br />
28. Jahrgang, 2002, Heft 2<br />
Vor der Bayern-Burg<br />
staatlichwahrgenommen werden können.<br />
Danach wäre »die Begründung<br />
staatlicher<br />
Z u s t ä n d i g keiten oder<br />
deren Aufrechterhaltung<br />
nur solange und<br />
soweit gerechtfertigt,<br />
wie der Grundsatz der<br />
E r f o r d e r l i c h keit die Notw<br />
e n d i g keit der staatlichenAufgabenerledigung<br />
begründet«. 1<br />
1 Rupert Scholz in: Theodor Maunz / Günter Düring und andere, Grundgesetz Kommentar Band 1<br />
Man hört bei diesen<br />
Sätzen förmlich das<br />
Johlen der Burg-Belagerer<br />
– der aufgestellten<br />
Öffentlich bestellten<br />
Ve r m e s s u n g s i n g e n i e u r e<br />
anderer Bundesländer,<br />
der einheimischen freiberuflichen Ingenieure, der<br />
staunenden Vertreter europäischer Nachbarstaaten.<br />
Alle sind sich einig, Leistungsaufgaben sind nicht<br />
Sache der Verwaltung sondern des (europäisierten)<br />
Marktes. Die Keule des Grundrechts war gut<br />
geschwungen.<br />
Aber gemach, ihr jubelnden Belagerer. Noch muss<br />
der Beweis angetreten werden, dass die dem Allgemeinwohl<br />
dienenden Leistungen in neuen Strukturen<br />
bürgernäher, transparenter, kostengünstiger<br />
und flexibler angeboten werden können. Darauf gilt<br />
es sich vorzubereiten.<br />
Denn auch die Zugbrücke der Bayernburg wird mit<br />
Sicherheit fallen.<br />
321<br />
2