15.12.2012 Aufrufe

Erkrankungen - PrOgiParK

Erkrankungen - PrOgiParK

Erkrankungen - PrOgiParK

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

intern gEsundhEIt und PolItIk<br />

Patientenanwaltschaft<br />

„Wir sind in erster Linie Vermittler“<br />

Konrad Brustbauer, Wiener Pflege- und Patientenanwalt, über die<br />

Wahrung von Patientenrechten, die Rolle der Patientenanwaltschaften<br />

im Gesundheitswesen sowie seine Wünsche an Ärzte und Patienten, um<br />

Konfliktsituationen vorzubeugen.<br />

Interview: Elisa Cavalieri<br />

doktorinwien: Sie sind seit 2007 Wiener<br />

Patientenanwalt. Welche Aufgaben<br />

übernehmen die Patientenanwaltschaften<br />

im Gesundheitswesen?<br />

Brustbauer: Es gibt in jedem Bundesland<br />

eine Patientenanwaltschaft. Wie<br />

bei uns in Wien decken die Patientenanwaltschaften<br />

in den meisten Bundesländern<br />

auch den Pflegebereich ab.<br />

Das finde ich insofern sinnvoll, als die<br />

Grenze zwischen Krankenversorgung<br />

und Pflege oft sehr fließend ist. Aber<br />

egal, wie die Bezeichnung letztendlich<br />

lautet – die Patientenanwaltschaften<br />

haben grundsätzlich die Aufgabe, dabei<br />

zu helfen, Patientenrechte zu verwirklichen.<br />

Grundlegende Patientenrechte<br />

– wie beispielsweise das Recht auf Behandlung<br />

und Pflege oder das Recht auf<br />

Selbstbestimmung und Information –<br />

sind in der sogenannten Patientencharta,<br />

einer Vereinbarung zwischen Bund<br />

und Ländern, ausführlich beschrieben.<br />

In Wien sind die Patientenrechte auch<br />

im § 17a des Wiener Krankenanstaltengesetzes<br />

geregelt. In vielen Fällen, die<br />

wir behandeln, beanstanden die Patienten,<br />

dass ihrer Meinung nach keine<br />

fachgerechte oder möglichst schmerzarme<br />

Behandlung stattgefunden hat.<br />

Wir versuchen dann, dem Problem<br />

16 doktor in wien 10_2011<br />

Brustbauer: „Der<br />

Informationsfluss ist<br />

sowohl von Arzt- als<br />

auch von Patientenseite<br />

leider manchmal<br />

sehr dürftig“<br />

auf den Grund zu gehen und zwischen<br />

Arzt und Patient zu vermitteln. Leider<br />

vergessen die Patienten oft, dass nicht<br />

jeder Eingriff – auch aufgrund der unterschiedlichen<br />

körperlichen Beschaffenheit<br />

der Menschen – eine 100-prozentige<br />

Erfolgsquote garantieren kann.<br />

doktorinwien: Wird das Service der<br />

Patientenanwaltschaft heute häufiger in<br />

Anspruch genommen als früher?<br />

Brustbauer: In Wien gibt es die Patientenanwaltschaft<br />

seit fast 20 Jahren,<br />

und allein dadurch, dass wir mit der<br />

Zeit immer bekannter werden, steigen<br />

die Anfragen der Patienten jährlich an.<br />

Ich bin in der Patientenanwaltschaft<br />

auch nicht allein, sondern wir sind 24<br />

Leute im Team. Derzeit werden jährlich<br />

zwischen 10.000 und 12.000 Anliegen<br />

an uns herangetragen. Das sind aber<br />

glücklicherweise nicht nur Beschwerden<br />

über ärztliche Behandlungen, sondern<br />

es geht dabei auch viel um Informationen,<br />

die von Patienten benötigt<br />

werden, beispiels weise im Pflegebereich,<br />

wo man Angehörige unterbringen<br />

kann, was man bei einem Pflegefall tun<br />

muss. Aber auch Krankenanstalten und<br />

Pflegewohn häuser wenden sich an uns,<br />

wenn sie Unterstützung benötigen.<br />

doktorinwien: Sind alle Patientenanwälte<br />

Juristen?<br />

Brustbauer: Die meisten schon, ich<br />

selbst war 40 Jahre bei Gericht, aber<br />

Voraussetzung ist es nicht. In anderen<br />

Bundesländern gibt es auch Ärzte, die<br />

Patientenanwälte sind. Der Ausdruck<br />

„Anwalt“ ist hier ein bisschen entlehnt,<br />

denn wir üben nicht die Funktion von<br />

Rechtsanwälten aus, sondern fungieren<br />

in erster Linie als Vermittler, als Ombudsleute,<br />

und verfolgen ausschließlich<br />

außergerichtliche Lösungen. Fälschlicherweise<br />

glauben sowohl Patienten<br />

als auch Ärztinnen und Ärzte oft, dass<br />

wir Patientenanwälte auch vor Gericht<br />

gehen.<br />

doktorinwien: Gibt es Patientenrechte,<br />

die Ihrer Meinung nach forciert werden<br />

müssten?<br />

Brustbauer: Ich denke, besonders das<br />

Recht der Patienten, ausreichend über<br />

Diagnose, Therapie und mögliche Folgen<br />

aufgeklärt zu werden, müsste von<br />

den Ärztinnen und Ärzten mit mehr<br />

Mühe verfolgt werden. In vielen Fällen<br />

glaube ich den Patienten, wenn sie sagen:<br />

„Mir ist gar nichts gesagt worden.“<br />

Die Ärzte dürfen auch nicht vergessen,<br />

dass die Patienten vor einem Eingriff oft<br />

angespannt sind und bestimmte Informationen<br />

vielleicht gar nicht oder nur<br />

zu einem Bruchteil verstanden haben.<br />

Leider kann man die Aufklärung nicht<br />

so leicht standardisieren. Das geht vielleicht<br />

eher im Spitalswesen, bei Operationen,<br />

es ist aber im niedergelassenen<br />

Bereich nur sehr schwer umsetzbar. Ich<br />

denke, gerade in Fällen, wo ein Eingriff<br />

oder eine Behandlung nicht so gelaufen<br />

ist, wie geplant, sollten sich die<br />

Ärztinnen und Ärzte besonders um die<br />

Patienten kümmern und ihnen erklären,<br />

was beziehungsweise warum das<br />

so passiert ist. Natürlich schaut sich<br />

kein Mensch gern ein Werk an, das<br />

ihm nicht gelungen ist, aber gerade in<br />

der Medizin wäre das besonders wichtig.<br />

Und die Patienten würden es den<br />

Ärzten danken, wenn sie offen und ehrlich<br />

mit ihnen sprächen.<br />

doktorinwien: Wie sieht denn das<br />

Prozedere aus, wenn sich Patienten mit<br />

einer Beschwerde an Sie wenden?<br />

Brustbauer: Wir informieren die Patienten<br />

darüber, dass wir den Fall zuerst<br />

einmal überprüfen und eine Stellungnahme<br />

von betroffener Stelle einholen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!