syltimpuls 4/2011 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt
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B AHN<br />
sich in ihrer politischen Zielrichtung<br />
immer mehr auf die SPD zubewegt, hat sie<br />
dieses einst von ihr geschaffene Grundprinzip<br />
mehr und mehr aus den Augen verloren.<br />
Nicht anders ist es zu erklären, hat doch der<br />
Staat nach wie vor die Kapitalmehrheit bei<br />
der DB und entsendet drei Mitglieder in den<br />
zehnköpfigenAufsichtsrat, die nicht von der<br />
Hauptversammlung gewählt werden müssen.<br />
Die <strong>Sylt</strong>er auf jeden Fall, die entgegen<br />
weitverbreiteter Meinung nicht zu den Großverdienern<br />
zählen, werden gröblich abgezockt.<br />
Auch der zweite Monopolist, der <strong>für</strong><br />
den Personenverkehr verantwortliche<br />
Betreiber, die NOB hat ihre Schwächen.<br />
Wählt jemand das Schleswig-Holstein<br />
Ticket und beginnt mit seiner Fahrt vor 9.00<br />
Uhr, kann es ihm, je nach Diensteifer des<br />
Schaffners passieren, dass er aus dem Zug<br />
gesetzt wird, eventuell sogar mit Hilfe der<br />
Bundespolizei. <strong>Das</strong> kann zum Beispiel<br />
geschehen, wenn der Fahrgast von Westerland<br />
nach Kiel fahren will. Die Fahrt zum<br />
regulären Preis ist 1,70 € teurer als das SH-<br />
Ticket. Fährt er aber schon vor 9.00 Uhr los,<br />
so soll er nicht 1,70 € , sondern 17 € nachzahlen.<br />
Wem es bei soviel Unverfrorenheit<br />
die Sprache verschlägt oder noch schlimmer,<br />
wer sich verbal auflehnt, der erfährt die<br />
Macht der Uniformträger der NOB.<br />
Da<strong>für</strong> zeigt die Regionalbahn zur Zeit die<br />
Muskeln, indem sie es nicht <strong>für</strong> nötig findet,<br />
überhaupt mit der Lokomotivführer-<br />
Gewerkschaft Verhandlungen aufzunehmen.<br />
Dadurch wir die Bahn seit Wochen<br />
regelmäßig bestreikt und wieder sind die<br />
<strong>Sylt</strong>er die Leidtragenden, deren pendelnde<br />
Arbeitskräfte und vor allem deren Pflegekräfte<br />
vom Festland regelmäßig zu spät auf<br />
der Insel eintreffen. Der volkswirtschaftliche<br />
und menschlicheVerlust ist erheblich.<br />
Ein gesund wirtschaftendes Unternehmen<br />
muss die Gewerkschaft nicht <strong>für</strong>chten. Ist<br />
das Unternehmen NOB aber nicht gesund,<br />
so stellt es <strong>für</strong> die Insel <strong>Sylt</strong> eine Gefahr dar.<br />
Die Landesregierung sollte also von ihrem<br />
Recht Gebrauch machen, und bei nächster<br />
Gelegenheit eine neue Ausschreibung vornehmen.<br />
I NSELPOLITIK: K EITUM<br />
Sparkasse bekommt<br />
die Kündigung<br />
Z<br />
ugegeben, die Sparkasse im<br />
Container ist kaum imagefördernd<br />
<strong>für</strong> Keitum. Aber im Zeitalter der Automaten,<br />
an die wir uns alle, jung und alt, schon<br />
lange gewöhnt haben, ist die Alternative<br />
klar: lieber Automaten als gar kein Geld vor<br />
Ort. <strong>Das</strong> gilt <strong>für</strong> die <strong>Sylt</strong>er und noch mehr <strong>für</strong><br />
die Feriengäste.<br />
Und nun bekommt die Sparkasse von der<br />
Gemeinde <strong>Sylt</strong> die Kündigung <strong>für</strong> ihren<br />
Containerstandort, obwohl klar ist, dass das<br />
Geldhaus erneut wie vordem Räumlichkeiten<br />
in Keitum erhalten soll. Aber in <strong>Sylt</strong><br />
herrscht nicht nur große Wohnungsnot, auch<br />
<strong>für</strong> Sparkassen sind die Standorte nicht so<br />
leicht zu finden. Daher die Notlösung im<br />
Container.<br />
Die SPD Fraktion im <strong>Sylt</strong>er Gemeinderat<br />
war die erste, die auf die Kündigung des<br />
Containerstandorts reagierte. Sie fordert,<br />
die „Kündigung muss zunächst ausgesetzt<br />
werden, damit wir <strong>für</strong> die Suche eines Ersatzstandortes<br />
erst einmal Zeit gewinnen.“<br />
Abgesehen von der Richtigkeit der SPD-<br />
Meinung klingt die Erklärung jedoch leider<br />
etwas flügellahm. Bei einem Mietvertrag<br />
zugunsten der Kommune, den die öffentliche<br />
Hand abschließt, handelt es sich zunächst<br />
einmal um geldwerte Vorteile <strong>für</strong> die<br />
Allgemeinheit. Die Beendigung eines solchen<br />
Verhältnisses ist einzig Sache der Gemeindevertretung.<br />
Nach Angaben des Fraktionsvorsitzenden<br />
der SPD <strong>Sylt</strong>, Gerd Nielsen ist ihm aber ein<br />
entsprechender Beschluss nicht bekannt.<br />
Ihm ist nur bekannt, dass der Ortsbeirat<br />
Keitum einen solchen Beschluss gefasst hat.<br />
Der sogenannte Ortsbeirat Keitum jedoch<br />
ist <strong>für</strong> solche Beschlüsse nicht zuständig.<br />
Zum einen besteht dieser Ortsbeirat ausschließlich<br />
aus selbsternannten Mitgliedern,<br />
die nicht vom Bürger gewählt wurden und<br />
somit keine Vollmacht über Budgetfragen<br />
haben, zum anderen würde in diesem Falle<br />
auch eine Wahl zum Ortsbeirat nichts än-<br />
Bank im Container<br />
dern, da nur Mitglieder eines parlamentarischen<br />
Gremiums geldwerte Beschlüsse fällen<br />
können, die durch Wählerstimmen eine<br />
Etathoheit besitzen. <strong>Das</strong> ist in unserem Fall<br />
ausschließlich der Gemeinderat.<br />
Die Verwaltung hat ebenfalls keineswegs<br />
das Recht, eine solche Entscheidung von<br />
sich aus zu fällen. Es sei denn, der Gemeinderat<br />
hätte ihr pauschal die Kompetenzen<br />
erteilt. <strong>Das</strong> ist aber offensichtlich nach Erkenntnissen<br />
der SPD-Fraktion nicht der Fall.<br />
Damit ist die Kündigung des Mietvertrags<br />
von Anbeginn an nichtig und die Sparkasse<br />
braucht sich dieser Angelegenheit weiter<br />
nicht mehr zu widmen. Die SPD-Fraktion<br />
hat dagegen die Aufgabe, sich mit der Angelegenheit<br />
intensiver zu beschäftigen. Es<br />
reicht nicht aus, die Verwaltung darum zu<br />
bitten, die „Kündigung auszusetzen“, vielmehr<br />
muss die Fraktion sich darüber im<br />
Klaren sein, dass die Rechte des Parlaments<br />
nicht beliebig ausgesetzt oder „mit Füßen<br />
getreten“ werden können. Die Kündigung<br />
des Mietvertags scheint ein Vorgang zu sein,<br />
der mit einer disziplinarischen Untersuchung<br />
belegt werden muss.<br />
Unter der Voraussetzung, dass weiterhin<br />
exekutive Kräfte glauben, allein entscheiden<br />
zu können, was rechtens ist und was nicht,<br />
ohne die da<strong>für</strong> vom Bürger gewählten Gremien<br />
einzuschalten, wird eine ordnungsgemäße<br />
Führung der Kommune nicht möglich<br />
sein. Die Gemeindevertretung muss ihre<br />
Rechte durchsetzen, damit endlich Ordnung<br />
einkehrt. Dieser Fall könnte exemplarisch<br />
da<strong>für</strong> sein. Eine dankbare Aufgabe <strong>für</strong> die<br />
SPD.