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syltimpuls 4/2011 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt

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Er lässt sich zumVorsitzenden desVereins<br />

wählen, findet Sponsoren, die dem Verein<br />

24.000 € einbringen und da<strong>für</strong> ihre Fahnen<br />

am Sportplatz wehen lassen. Für dieses Geld<br />

engagiert er einen qualifizierten Jugendtrainer<br />

und lässt das Clubhaus und die Sportanlage<br />

ausbauen, die seit 20 Jahren vor sich hin<br />

rotteten. Und plötzlich hat der Verein mit zuvor<br />

großen Nachwuchssorgen nicht mehr<br />

nur sieben Kinder, sondern über 80.<br />

Was macht man aber nun mit einem solchen<br />

Mann, der dort Erfolg hatte, wo andere<br />

versagten und der außerdem als Querdenker<br />

in der Gemeindepolitik auffiel. Man suchte<br />

in der ältesten Demokratie der Geschichte<br />

nach und wurde fündig. Schon die alten<br />

Griechen schickten ihre besten Männer in<br />

die Verbannung, Warum also nicht auch in<br />

Kampen/ Wenningstedt. Schließlich waren<br />

ihm die damaligen Bürgermeister der beiden<br />

Orte nicht hold, der eine aus persönlichen<br />

Gründen, der andere aus politischen. Beide<br />

waren Mitglied im Vorstand des Fußballvereins.<br />

Zweimal versuchten sie durch eigenartige<br />

Satzungsbeugungen eine Wiederwahl von<br />

Volker Koppelt zu verhindern, beim dritten<br />

Mal innerhalb von kurzer Zeit hatte die<br />

Mehrzahl der Mitglieder „die Nase voll“ und<br />

erschien nicht mehr zur Hauptversammlung.<br />

Auch Volker Koppelt war der Meinung, „auf<br />

den Arm nehmen könne er sich selber“ und<br />

blieb zu Hause. Aber irgend ein Restbestand<br />

an Mitgliedern wählte ihn ab. Man erzählte<br />

ihnen, er habe Vereinsgelder zweckentfremdet,<br />

obwohl die Kassenprüfer ihm eine „hervorragende“<br />

Kassenprüfung bescheinigten<br />

und seine Arbeit außerdem nachweisbar gut<br />

und unbestritten erfolgreich war. Immerhin<br />

stieg die 1. Mannschaft von der Bezirksklasse<br />

in dieVerbandsliga auf.<br />

Was macht nun ein „fußballverrückter“<br />

Managertyp, dessen Traum jäh zerstört<br />

wird? Er gründet einen neuenVerein.<br />

Mit acht Gleichgesinnten, unter ihnen<br />

Horst Lasskowski, <strong>Sylt</strong>s bester Fußballspieler<br />

in den 70er Jahren und Torschützenkönig<br />

der Schleswig-Holstein Liga, nahm er seinen<br />

Anfang. Um nicht ganz unten beginnen<br />

zu müssen, wurde mit Haddeby bei Schleswig<br />

eine Spielgemeinschaft gegründet und<br />

es ging in der Kreisliga los. <strong>Das</strong> war 2008.<br />

Aber bereits in der Saison 2010/<strong>2011</strong><br />

erreichte derVerein die höchsteAmateurliga<br />

des Landes: die Schleswig-Holstein Liga. Er<br />

hat nur ein Problem, seine Mannschaft darf<br />

nicht in Westerland im <strong>Sylt</strong> Stadion spielen,<br />

dem einzigen Platz auf der Insel, der <strong>für</strong> die<br />

höchste Amateurliga die Anforderungen<br />

erfüllt.<br />

Es hat sich eingebürgert, dass Stadien von<br />

den Kommunen mit vollen Rechten und<br />

Pflichten an Bundesligavereine übertragen<br />

werden. Seitdem haben wir Allianz oder<br />

Commerzbank-Arenen. Die Bundesligavereine<br />

haben natürlich die finanzielle<br />

Ausstattung, solche Stadien zu unterhalten.<br />

22<br />

I NSELSPORT<br />

Aber auch die ehemalige Stadt Westerland<br />

ließ sich, um Kosten zu sparen, nicht davon<br />

abhalten, das <strong>Sylt</strong>-Stadion auf den <strong>Sylt</strong>er<br />

Stammverein „Team <strong>Sylt</strong>“ per Mietvertrag<br />

zu übertragen. <strong>Das</strong> schien Sinn zu machen,<br />

auch wenn die Vereinsmannschaft nur in der<br />

Kreisliga spielt und wegen geringen Publikumsinteresses<br />

kaum nennenswerte Einnahmen<br />

hat. Aber der ehemalige Hauptverein<br />

von „Team <strong>Sylt</strong>“, der TSV Westerland hat<br />

sich verpflichtet, seiner damaligen Fußball-<br />

abteilung jährlich 120.000 € zu zahlen, die<br />

seitdem vom Spender unkontrolliert eingesetzt<br />

werden können.<br />

Nun würde sich der FC <strong>Sylt</strong> gerne an den<br />

Unterhaltungskosten <strong>für</strong> das <strong>Sylt</strong>-Stadion beteiligen.<br />

Er spielte bisher auf einem Dorfanger<br />

in der Nähe von Schleswig, der ihm<br />

höchstens 100 bis 200 Zuschauer einbrachte.<br />

Auswärts wollten dagegen mindestens<br />

400 bis 500 Zuschauer den FC <strong>Sylt</strong> sehen,<br />

der außerdem ein begehrter Turnierpartner<br />

ist.<br />

Wie aber finanziert sich ein heimatloser<br />

Verein, der auf einem Dorfanger zu Hause<br />

ist? Indem derVorsitzende desVereins tief in<br />

die eigene Tasche greift und das ganze Vorhaben<br />

finanziert.<br />

Um das zu tun, muss ein Mensch wirklich<br />

fußballverrückt sein. Hoffenheim ist nicht<br />

die ganze fußballverrückteWelt.<br />

Normalerweise braucht ein Fußballverein<br />

zur Deckung seiner Grundkosten Einnahmen.<br />

Die kann der FC <strong>Sylt</strong> nicht erbringen.<br />

Der Vorsitzende Volker Koppelt hätte gerne<br />

in Niebüll, in der Nähe <strong>Sylt</strong>s gespielt, aber<br />

niebüllinterne Querelen, die sich bereits im<br />

Vorfeld abzeichneten, erinnerten ihn fatal an<br />

seine Erlebnisse bei den „Norddörfern“.<br />

Daher wurde nichts aus der Nähe zu <strong>Sylt</strong>.<br />

Auf der Insel besagt der Mietvertrag zwischen<br />

der ehemaligen Stadt Westerland und<br />

„Team <strong>Sylt</strong>“, dass der Kreisliga-Verein über<br />

die Vergabe von Spiel- und Trainingszeiten<br />

entscheiden kann. <strong>Das</strong> heißt, er legt fest, welcher<br />

Verein außer ihm das <strong>Sylt</strong>-Stadion benutzen<br />

darf. Aber das ist nur scheinbar so,<br />

denn Tatsache ist, dass der Vertrag von<br />

einem klugen Mann ausgearbeitet wurde.<br />

Dieser hat seiner Kommune alle Möglichkeiten<br />

offen gelassen.<br />

So ist nach Paragraph 4 des Vertrages der<br />

Pächter zwar berechtigt, die Sportanlage<br />

anderen zu überlassen - beziehungsweise<br />

nicht zu überlassen, aber die „öffentlichen<br />

Belange der Gemeinde <strong>Sylt</strong> - „sind einvernehmlich<br />

zu berücksichtigen“.<br />

In oberen Klassen spielende Fußball-<br />

Stein des Anstoßes <strong>Sylt</strong>stadion<br />

mannschaften zählen zu den wichtigsten<br />

Werbeträgern ihrer Städte. Sie erwirtschaften<br />

außerdem Geld. Daher ist es sicherlich<br />

ein öffentlicher Belang, dass ein Verein in<br />

der höchsten Amateuliga mit dem Namen<br />

<strong>Sylt</strong>, der sich anschickt, in die Regionalliga<br />

zu Holstein Kiel und denVfB Lübeck aufzusteigen,<br />

im <strong>Sylt</strong> Stadion spielen kann.<br />

Außerdem obliegt es lautVertrag der Kommune,<br />

das <strong>Sylt</strong>-Stadion sowohl baulich zu<br />

unterhalten wie auch die Bewirtschaftungskosten<br />

zu tragen. Die Kommune hat sich verpflichtet,<br />

das Stadion stets sauber und in ordentlichem<br />

Zustand zu halten. Bei Sonderveranstaltungen<br />

unterstützt „Team <strong>Sylt</strong>“ lediglich<br />

dieseArbeiten nach besten Kräften.<br />

Da es sich hierbei um die originären Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> einen ordentlichen Spielbetrieb<br />

im Stadion handelt und außerdem<br />

um den Einsatz öffentlicher und nicht privatwirtschaftlicher<br />

Gelder, scheint die Genehmigungspraxis<br />

durch den Vorstand von<br />

„Team <strong>Sylt</strong>“ äußerst fragwürdig zu sein.<br />

Zumal ein Überschuss aus Einnahmen zwischen<br />

Kommune und „Team <strong>Sylt</strong>“ fünfzig zu<br />

fünfzig aufgeteilt wird. Eine Verweigerung<br />

des FC <strong>Sylt</strong> schmälert damit die Einnahmen<br />

der Gemeinde <strong>Sylt</strong> und schädigt den Steuerzahler.<br />

Es ist zu erwarten, dass der FC <strong>Sylt</strong> in<br />

nächster Zeit einen Antrag an die Gemeinde<br />

stellen wird, in dem er die Spielerlaubnis <strong>für</strong><br />

das gemeindeeigene Stadion beantragen<br />

wird. Damit hat sich in Kürze der Gemeinderat<br />

mit dieser Frage zu befassen. Der FC <strong>Sylt</strong><br />

seinerseits hat alle Weichen <strong>für</strong> einen Aufstieg<br />

in die attraktive Regionalliga gestellt.<br />

Mit Dietmar Hirsch, der 270 Bundesligaspiele<br />

absolviert hat, tritt in der nächsten<br />

Saison ein Trainer an, der alle professionellen<br />

Voraussetzungen mitbringt, ebenso<br />

Gregor Strebe, der lange Zeit Konditionstrainer<br />

des VfL Wolfsburg war. Der FC <strong>Sylt</strong><br />

dürfte in Zukunft ein weiteres Argument<br />

da<strong>für</strong> sein, dass Mannschaften der 1. Bundesliga<br />

auf <strong>Sylt</strong> ihr Trainingslager einrichten.<br />

Ein Testspiel gegen diese <strong>Sylt</strong>er Mannschaft<br />

ist mit Sicherheit attraktiver, als ein<br />

Spiel gegen „Team <strong>Sylt</strong>“ oder eine Nordfriesland-Auswahl.<br />

Der Gemeinderat der Gemeinde <strong>Sylt</strong> wird<br />

die Aufgabe haben, zwischen persönlicher<br />

Sympathie <strong>für</strong> oder Antipathie gegen Volker<br />

Koppelt einerseits und integerer Objektivität<br />

andererseits zu entscheiden. Eine Gemeinde<br />

kann sich nicht zum Spielball persönlicher<br />

Gefühle degradieren. Die Fußballfans der Insel<br />

<strong>Sylt</strong> werden sicherlich der zukünftigen<br />

Entscheidung mit Hoffnung entgegensehen.

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