15.12.2012 Aufrufe

Finanziell vorsorgen - BAGSO

Finanziell vorsorgen - BAGSO

Finanziell vorsorgen - BAGSO

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>BAGSO</strong><br />

4/2005<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

ISSN 1430-6204<br />

Nachrichten<br />

Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />

<strong>Finanziell</strong><br />

<strong>vorsorgen</strong><br />

• 8. Deutscher Seniorentag 2006<br />

• Bundesforum Familie<br />

• Deutsche Schmerzliga<br />

1


2<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

eigentlich gilt Bescheidenheit als eine Tugend. Bei der Darstellung ehrenamtlicher Arbeit erzeugt<br />

sie jedoch den gegenteiligen Effekt. Wer heutzutage nicht „die Trommel rührt“, wird neben den<br />

zahlreichen marktschreierischen Angeboten und der allgegenwärtigen Werbung kaum mehr<br />

wahrgenommen. Immerhin hat das Internationale Jahr der Freiwilligen 2001 die Erkenntnis<br />

gebracht, bürgerschaftliches Engagement durch öffentliche Ehrungen o. ä. sichtbarer zu machen.<br />

Einmalige Erfolgsberichte verpuffen allerdings wie Momentaufnahmen. Wer öffentliche oder<br />

kommerzielle Unterstützung erhalten will, muss regelmäßig die Aufmerksamkeit auf sich<br />

ziehen und – wie bei Werbung für Markenprodukte – wieder und wieder die eigenen<br />

Leistungen hervorheben.<br />

Jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, weiß, dass hier das Kernproblem liegt: Wer sich<br />

freiwillig für andere einsetzt, tut das nämlich für ein bestimmtes Ziel, das meistens sozial<br />

ausgerichtet ist wie Hausaufgabenhilfe für Ausländerkinder, Besuchsdienst im Krankenhaus,<br />

Fortbildungsangebote für interessierte Ältere. Mit diesem Engagement verträgt es<br />

sich schlecht, dauernd über Erfolge zu reden; denn die Zeit wird lieber zum Nutzen anderer<br />

verwandt.<br />

Allerdings erfordern die Organisation dieser Dienste und ihre Aufrechterhaltung auch entsprechende<br />

Einnahmen, was angesichts der großen Konkurrenz um die schwindenden öffentlichen<br />

Töpfe immer schwerer fällt. Daher müssen wir jetzt lernen, uns ähnlich wie Geschäftsleute zu verhalten,<br />

um unsere Verbandsarbeit langfristig finanzieren zu können. Bekannte Spendensammler<br />

wie die „Aktion Mensch“, die „Deutsche Krebshilfe“, die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ und<br />

viele andere zeigen uns, wie Mittel für einen guten Zweck gewonnen werden können.<br />

Ein solcher Lernprozess bleibt auch uns nicht erspart: Wir erfuhren das bei der Antragstellung<br />

für den 8. Deutschen Seniorentag 2006 in Köln. Anstatt mit anderen bundesweiten Großereignissen<br />

zu vergleichen, die Unsummen für Organisation, Werbung und Künstlergagen verschlingen,<br />

sollen wir gegenüber dem vorherigen Seniorentag noch einsparen. Dabei sind seitdem die Preise<br />

kräftig gestiegen und die einzelnen Posten wie Miete der Räumlichkeiten und Technik, Druck der<br />

Vorankündigungen und Programme wurden schon so niedrig veranschlagt, dass keine Abstriche<br />

mehr möglich sind. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass wir sowieso einen erklecklichen Anteil an<br />

„Eigenmitteln“ erwirtschaften müssen z. B. durch Eintrittsgebühren, Vermietung von Standflächen<br />

an Firmen, Beiträgen von Sponsoren.<br />

Unsere Hinweise auf das hohe Aufkommen ehrenamtlicher Aktivitäten fruchten nicht. Um die<br />

effektive Ersparnis durch freiwillige Leistungen in Geldbeträgen ausdrücken zu können, haben<br />

wir nun eine Kalkulation der „unbaren Eigenmittel“ vorgelegt. Darin sind Posten enthalten wie<br />

die von den Foren-Verantwortlichen für die Planung und Organisation aufgebrachte Zeit, die<br />

Mann- bzw. Fraustunden für die Besetzung der Info-Stände auf der SenNova, der Einsatz für die<br />

Gestaltung des Rahmenprogramms, die unentgeltlichen Auftritte von Künstlern. Obwohl wir eher<br />

„tief gestapelt“ und die Stunde ehrenamtlicher Arbeit mit 12 € angesetzt haben, hat sich insgesamt<br />

die erstaunlich hohe Summe von 92.000 € ergeben, also etwa ein Viertel der Gesamtkosten.<br />

Ob wir mit dieser Gegenrechnung diesmal etwas erreichen, ist noch offen. Aber wir haben gelernt,<br />

dass wir den produktiven Beitrag des freiwilligen Engagements viel deutlicher herausstellen müssen,<br />

um uns in der Öffentlichkeit und gegenüber Geldgebern zu behaupten.<br />

Aufgrund dieser Erfahrung empfehle ich auch Ihnen für 2006 und die nächsten Jahre: Tun Sie<br />

zusammen mit anderen etwas für andere und – reden Sie öfter darüber!<br />

Herzlich grüßt Sie<br />

3


Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Impressum 4<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

- Das Märchen von den reichen<br />

ausgabefreudigen Senioren 5<br />

- Frauen brauchen eine eigene Altersvorsorge 8<br />

- Vorsorge für die Pflege 10<br />

- Private Altersvorsorge – aber wie? wo? welche? 12<br />

- Senioren und Steuern 13<br />

- Schulden - auch im Alter? 14<br />

- Ältere als Bankkunden 15<br />

Aktuelles aus:<br />

Seniorenarbeit und -politik<br />

- 8. Deutscher Seniorentag 2006 in Köln 17<br />

- Leitlinien zur langfristigen Reform<br />

der Rentenversicherung 19<br />

- Bundesforum Familie 21<br />

- FORUM SENIORENBILDUNG – Köln 22<br />

- <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten in Abonnement 23<br />

Senioren – kritische Kunden<br />

- Tücken des Betreuungsmarktes 23<br />

- <strong>BAGSO</strong>-Umfrage: Wohnen im Alter 26<br />

- Gern gesehen oder unerwünscht? 29<br />

Gesundheit / Pflege<br />

- Wenn das Altwerden zur Last wird 31<br />

- Sturzprävention in Finnland 33<br />

- Die Deutsche Schmerzliga 34<br />

Senioren unterwegs<br />

- Altern in Usbekistan 35<br />

Senioren weltweit<br />

- Europäisches Projekt „Transnational<br />

Action Project on Social Inclusion“ 37<br />

- SenTrain ‚ICT-Training von Senioren für Senioren 38<br />

- EU-Parlament will Fahrgastrechte stärken 39<br />

- SENIORENQUIZ zu Europa 40<br />

Finanzen / Anlagen<br />

- Generationenvertrag mal ganz persönlich! 41<br />

Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

- Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong> e. V. 43<br />

- Der Förderverein informiert 45<br />

- Projekte und Vorhaben der <strong>BAGSO</strong>-Verbände 47<br />

- Neu in der <strong>BAGSO</strong>:<br />

Deutscher Schwerhörigenbund e.V. ( DSB ) 50<br />

- Die 87 <strong>BAGSO</strong>-Verbände 51<br />

4<br />

Impressum<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten 13 Jg.<br />

Nr. 4-2005<br />

Zeitschrift für Aktive in der<br />

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

(ISSN 1430 -6204)<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Redaktionsschluss:<br />

jeweils am 1.2./1.5./1.8./1.11.<br />

Redaktion:<br />

Dr. Erika Neubauer<br />

(verantwortlich im Sinne<br />

des Presserechts)<br />

Ursula Lenz<br />

Helga Vieth<br />

Marlis Föhr<br />

(Buch-Besprechungen für<br />

die online Version)<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Die Autoren<br />

sind im Sinne des Presserechtes für<br />

den Inhalt selbst verantwortlich. Die<br />

Redaktion behält sich vor, eingereichte<br />

Beiträge zu kürzen und zu überarbeiten.<br />

Die Autoren erklären sich<br />

einverstanden, eingereichte Beiträge<br />

in gekürzter Version fremdsprachlich<br />

übersetzen zu lassen.<br />

Nachdruck von Beiträgen aus den<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten gegen Quellenangabe<br />

und Belegexemplar kostenfrei<br />

gestattet.<br />

Herausgeber:<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e. V.<br />

Titelbild:<br />

Karin Hilterhaus<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e.V.<br />

Eifelstr. 9<br />

53119 Bonn<br />

Tel.: 02 28/24 99 93 0<br />

Fax: 02 28/24 99 93 20<br />

E-Mail: kontakt@bagso.de<br />

URL: www.bagso.de<br />

Geschäftsführerin: Dr. Erika Neubauer<br />

Pressereferentin: Ursula Lenz<br />

Tel.: 02 28/24 99 93 18<br />

<strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle Brüssel:<br />

Rue de la Pacification 65/67<br />

B-1000 Bruxelles<br />

Tel.: 00 32/22 86 90 21<br />

Fax: 00 32/22 30 94 51<br />

E-Mail: bagso@easynet.be<br />

Repräsentantin: Dr. Renate Heinisch<br />

Leiterin: Elke Tippelmann<br />

Anzeigenvermittlung:<br />

<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />

Dr. Barbara Keck<br />

Wahlfelder Mühle 5<br />

53639 Königswinter<br />

Tel: 0 22 44 / 92 56 92<br />

E-Mail: keck@bagso-service.de<br />

Layout:<br />

Karin Hilterhaus, Heidelberg<br />

E-Mail: karin_hilterhaus@web.de<br />

Druck:<br />

Druckerei J .P. Bachem<br />

Cottbuser Str. 1, 51063 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 64 78 0<br />

Fax. 02 21 / 6478 360<br />

Auflage:<br />

10.000<br />

Abonnement:<br />

16 � inkl. Mwst. jährlich<br />

12 � inkl. Mwst. für Mitglieder eines<br />

<strong>BAGSO</strong>-Verbandes, zu beziehen über<br />

die <strong>BAGSO</strong>.<br />

Für den Druck dieser Ausgabe wurde<br />

im Interesse unserer Umwelt chlorfrei<br />

gebleichtes Druckpapier verwendet.<br />

Hinweis:<br />

Die <strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle in Brüssel<br />

gibt zweimal jährlich den „Senioren-<br />

Report” in Englisch und Französisch<br />

heraus.<br />

Bitte beachten Sie auch die Beilage<br />

der DBV-Winterthur Versicherungen<br />

zum Pflegetagegeld<br />

Schwerpunkt der nächsten<br />

<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten:<br />

Beziehungskisten im Ruhestand<br />

Der Vorstand der <strong>BAGSO</strong><br />

Vorsitzende:<br />

Roswitha Verhülsdonk, Koblenz<br />

1. Stellvertreter, Schatzmeister:<br />

Clemens Pick, Marmagen<br />

2. Stellvertreter:<br />

Frieder Theysohn, Speyer<br />

Beisitzer/innen:<br />

Gotlind Braun, Tübingen<br />

Dr. Rudolf Fitzner, Berlin<br />

Dr. Franz-Josef Oldiges, Bonn<br />

Helga Walter, Berlin<br />

Ehrenvorsitzende:<br />

Marieluise Kluge-Steudel,<br />

Mannheim<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Das Märchen von den reichen ausgabefreudigen Senioren<br />

In letzter Zeit hört und liest man immer häufiger, dass die Generation 50plus nicht nur anders als alle vorherigen<br />

Seniorengenerationen ist, sondern auch so reich, dass man nur das richtige Produkt oder die richtige Dienstleis-<br />

tung anbieten muss, um ihr das Geld aus der Tasche ziehen zu können.<br />

Bezeichnungen wie „Master Consumer“,<br />

„Smart Shopper“ oder „Golden<br />

Agers“ verdeutlichen dabei die Geldaktivität<br />

und Konsumfreudigkeit der<br />

heutigen Senioren. Einige Finanz- und<br />

Wirtschaftspropheten meinen sogar,<br />

die reichen Senioren könnten mit ihrer<br />

Kaufkraft die derzeit am Boden liegende<br />

deutsche Wirtschaft sanieren und wieder<br />

zum Blühen bringen. Was ist daran<br />

wahr?<br />

Die Kaufkraft der Generation 50plus<br />

ist enorm<br />

Fakt ist, dass die Generation 50plus<br />

reicher als frühere Seniorengenerationen<br />

ist und tatsächlich eine beachtliche<br />

Kaufkraft besitzt. Die heutigen über<br />

50-Jährigen verfügen im Durchschnitt<br />

pro Person über mehr Vermögen als<br />

die viel umworbene Personengruppe<br />

der unter 50-Jährigen. Und obwohl das<br />

Rentenniveau künftig eher sinken wird,<br />

rechnet man – nicht zuletzt durch ein<br />

Anwachsen der vorhandenen Vermögenswerte<br />

und durch zu erwartende<br />

Erbschaften – mittelfristig noch mit<br />

einer Verbesserung der Kaufkraftsituation<br />

von Senioren.<br />

Fakt ist auch, dass die heute über 50-<br />

Jährigen prinzipiell ausgabefreudiger<br />

als frühere Generationen sind, welche<br />

die Entbehrungen durch zwei Weltkriege<br />

erlebt haben und für die Wertvorstellungen<br />

wie Sparsamkeit, Bescheidenheit<br />

und Genügsamkeit viel wichtiger waren.<br />

Die heutigen Senioren sparen nicht<br />

mehr selbstlos für ihre Kinder und En-<br />

Die erlebnishungrigen<br />

Aktiven<br />

(22 %)<br />

Die risikoscheuen<br />

Traditionalisten<br />

(19 %)<br />

Sechs verschiedene Senioren-Typen<br />

kel, sondern wollen oftmals die Früchte<br />

selbst ernten, die sie im Verlauf langer<br />

arbeitsreicher Jahrzehnte gesät haben.<br />

Sie wollen die Jahre, die noch vor ihnen<br />

liegen, genießen und sich einen hohen<br />

Lebensstandard leisten.<br />

Aber: Die Senioren sind sehr<br />

heterogen<br />

Die Generation 50plus ist aber<br />

eine sehr heterogene Personengruppe.<br />

Sie umfasst Menschen, die noch im<br />

Berufsleben stehen genauso wie aktive<br />

und sich jung fühlende Ruheständler<br />

über 65 bis hin zu den über 80-jährigen<br />

„Hochbetagten“ und den kranken und<br />

pflegebedürftigen Alten.<br />

Die sich in unserer Bevölkerung<br />

immer weiter öffnende Schere zwischen<br />

Arm und Reich ist auch bei der Generation<br />

50plus zu beobachten: Die einen<br />

häufen immer mehr Vermögenswerte<br />

an und werden immer reicher, die an-<br />

Die anspruchsvollen<br />

Konsumfreudigen<br />

(22 %)<br />

Die sparsamen<br />

Zurückgezogenen<br />

(11 %)<br />

Die ausgabebereiten<br />

Innovatoren<br />

(11 %)<br />

deren werden durch unser durchlässigeres<br />

soziales Netz und die zunehmend<br />

schlechter werdende Rentenversorgung<br />

immer ärmer.<br />

Und auch die Einstellung zum Geldausgeben<br />

ist – trotz generellen Trends<br />

zur Konsumfreude – bei Senioren sehr<br />

unterschiedlich. Während die einen für<br />

Premiumqualität auch entsprechend<br />

Geld auszugeben bereit sind, drehen<br />

die anderen jeden Cent um und kaufen<br />

prinzipiell möglichst preiswert ein.<br />

Sechs unterschiedliche<br />

Senioren-Typen<br />

Die wertkonservativen<br />

Genießer<br />

(15 %)<br />

Eine vom Frankfurter Marktforschungsinstitut<br />

T.E.A.M. Ende 2004<br />

durchgeführte Grundlagenstudie mit<br />

dem Titel „Die unterschätzte Generation“<br />

zeigt nicht nur stark differenzierende<br />

Bedürfnisse, Wünsche und Einstellungen<br />

innerhalb der Seniorenschaft,<br />

sondern auch große Unterschiede in der<br />

5


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

finanziellen Situation und in der Bereitschaft<br />

heutiger Senioren, Geld auszugeben.<br />

Das Institut T.E.A.M. ermittelte<br />

sechs verschiedene Seniorentypen,<br />

die sich auch in ihrer Konsumfreude<br />

voneinander unterscheiden(siehe auch<br />

Grafik auf Seite 5).<br />

Die anspruchsvollen Konsumfreudigen<br />

(22 %) kaufen gern ein, haben<br />

Spaß am Shopping, sind sehr modebewusst<br />

und lieben es, in Geschäften<br />

auch nur herumzustöbern. Sie sind in<br />

der Regel finanziell gut situiert und<br />

legen großen Wert auf die Qualität der<br />

Ware; der Preis spielt bei ihnen nur eine<br />

untergeordnete Rolle. Sie möchten nach<br />

einem langen Arbeitsleben endlich ihre<br />

neu gewonnene Freiheit genießen und<br />

die verbleibenden Jahre so angenehm<br />

wie möglich verbringen.<br />

Die ausgabefreudigen Innovatoren<br />

(11 %) verfügen ebenfalls über die<br />

entsprechenden finanziellen Mittel und<br />

haben hohe Qualitätsansprüche: Sie geben<br />

gern etwas mehr Geld aus, wenn sie<br />

dafür gute Qualität bekommen. Sie sind<br />

sehr innovationsfreudig und probieren<br />

oft neue Produkte aus: Nicht nur bei<br />

Waren des täglichen Bedarfs, sondern<br />

auch bei technischen Neuerungen<br />

gehören sie zu den Ersten, die damit<br />

praktische Erfahrungen sammeln.<br />

Die erlebnishungrigen Aktiven<br />

(22 %) fühlen sich jung und fit, sind sehr<br />

unternehmungslustig und lieben die Abwechslung.<br />

Beim Konsum sind sie wählerisch:<br />

Sie achten beim Einkauf auf ein<br />

günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis und<br />

sind grundsätzlich der Meinung, dass<br />

auch preiswerte Produkte gut sein können.<br />

Sie wechseln häufiger die Einkaufsstätte<br />

– je nach dem, wo sie gute Qualität<br />

zum niedrigen Preis bekommen.<br />

Diese drei Typen repräsentieren in ihrer<br />

Gesamtheit bereits mehr als die Hälfte<br />

aller Senioren über 50 – ein Zeichen<br />

dafür, dass die Generation 50plus heutzutage<br />

viel konsumfreudiger ist als früher.<br />

6<br />

Die sparsamen Zurückgezogenen<br />

(11 %) entsprechen am ehesten dem<br />

traditionellen, inzwischen aber weitgehend<br />

überholten Vorstellungsbild von<br />

Senioren. Sie leben eher zurückgezogen<br />

im eigenen Haushalt und sind oft auch<br />

gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe.<br />

Ihr Leben läuft Tag für Tag ähnlich ab, sie<br />

haben relativ wenige Sozialkontakte und<br />

fühlen sich mitunter auch sehr einsam.<br />

Sie verfügen über relativ wenig Geld,<br />

sind grundsätzlich sehr sparsam und<br />

kaufen generell preiswerte Produkte.<br />

Die wertkonservativen Genießer<br />

(15 %) sind traditionsverbundene Senioren,<br />

die nach langjähriger Arbeit und<br />

Pflichterfüllung jetzt ihr Leben endlich<br />

genießen wollen. Neuen Produkten oder<br />

modernen Ansichten stehen sie eher ablehnend<br />

gegenüber; innere Werte sind<br />

ihnen wichtiger als Äußerlichkeiten.<br />

Beim Kauf und beim Konsum ist ihnen<br />

Qualität zwar nicht unwichtig, sie sind<br />

aber grundsätzlich eher sparsam und<br />

der Ansicht, dass preiswerte Produkte<br />

heutzutage genauso gut sind wie teure.<br />

Die risikoscheuen Traditionalisten<br />

(19 %) sind die Konservativsten unter<br />

den Senioren. Sie sind sehr sicherheitsbewusst<br />

und verlassen sich gern auf<br />

Altbewährtes, das sie kennen. Neuen<br />

Produkten gegenüber sind sie grundsätzlich<br />

misstrauisch, das Ausprobieren<br />

überlassen sie anderen. Sie sind die<br />

markentreuesten Senioren von allen<br />

und haben in der Regel auch ihre festen<br />

Geschäfte, in denen sie einkaufen. Qualität<br />

und Preis müssen stimmen; Beurteilungskriterien<br />

sind aber am ehesten<br />

die eigenen Erfahrungen, nach denen<br />

sie sich richten.<br />

Die Generation 50plus ist damit sowohl<br />

in ihrer Kaufkraft als auch in ihrer<br />

Konsumfreude und im Geldausgeben<br />

sehr heterogen und setzt sich aus ganz<br />

unterschiedlichen Personengruppen zusammen.<br />

Diese und ihre Einstellungen<br />

und Bedürfnisse muss man kennen,<br />

wenn man zielgruppenspezifische Mar-<br />

ketingmaßnahmen plant. Darüber hinaus<br />

gibt es noch mehrere grundsätzliche<br />

Aspekte, die man beim Seniorenmarketing<br />

berücksichtigen sollte.<br />

Kaufkraft ist nicht gleich<br />

Geldausgeben<br />

Große Teile des Kapitals vermögender<br />

und kaufkräftiger Senioren sind in<br />

Immobilien oder sonstigen Kapitalanlagen<br />

gebunden und damit nicht frei<br />

verfügbar, können also nicht unmittelbar<br />

ausgegeben werden. Senioren präferieren<br />

mehrheitlich sichere und risikoarme<br />

Kapitalanlagen – das Sparbuch ist bei<br />

Älteren immer noch die beliebteste Anlageform.<br />

Das hat nichts mit Sparsamkeit<br />

zu tun, sondern mit Sicherheitsbewusstsein<br />

und Vernunft: Das in der Regel über<br />

Jahrzehnte erarbeitete Vermögen will<br />

man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.<br />

Denn öfter als jüngere Leute haben<br />

Senioren bereits schlechte Erfahrungen<br />

mit Kapitalanlagen gemacht oder schon<br />

erlebt, wie schnell mühsam gespartes<br />

Geld wieder verloren sein kann.<br />

Zudem neigen Senioren nur selten<br />

zum spontanen Geldausgeben. Die<br />

heutige Generation 50plus besteht aus<br />

sehr konsumerfahrenen Verbrauchern<br />

mit hohen Ansprüchen, die im Laufe<br />

ihres langen Konsumlebens gelernt<br />

haben, wann ein Produkt oder eine<br />

Dienstleistung den Preis wert ist, welche<br />

Vorteile eine gute Qualität hat, welche<br />

falschen Versprechungen gemacht werden,<br />

wann bei bestimmten Angeboten<br />

Vorsicht angeraten ist, welchen Marken<br />

man vertrauen kann usw. Vor diesem<br />

Erfahrungshintergrund werden Kaufentscheidungen<br />

– vor allem wenn es um<br />

größere Summen geht – überlegter und<br />

rationaler getroffen als bei vielen jüngeren<br />

Verbrauchern.<br />

Auch bei Finanzdienstleistungen<br />

– egal ob es um Kapitalanlagen, Versicherungsleistungen<br />

oder andere Formen<br />

ökonomischer Serviceleistungen<br />

geht – verhalten sich Senioren in der<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Regel bedacht und überlegt. Wenn hier<br />

der eigene Erfahrungshintergrund fehlt,<br />

greifen sie bei der Entscheidungsfindung<br />

auf den Rat von vertrauenswürdigen<br />

Personen zurück. Dies kann jemand<br />

aus dem eigenen Verwandten- oder<br />

Bekanntenkreis, aber auch ein externer<br />

Berater sein, wenn er das Vertrauen der<br />

betreffenden Person genießt.<br />

Der psychologische Mehrwert ist<br />

entscheidend<br />

Produkte oder Dienstleistungen sind<br />

für Senioren nur dann attraktiv, wenn<br />

sie auf relevante Bedürfnisse treffen<br />

und einen subjektiven Mehrwert bieten,<br />

d. h. wenn die Senioren das Gefühl haben,<br />

das Produkt wirklich zu benötigen<br />

oder einen persönlichen Nutzen davon<br />

zu haben, der größer ist als das Geld, das<br />

sie dafür ausgeben müssen.<br />

Ein neues Auto zum Beispiel muss<br />

den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen.<br />

Es kann ruhig etwas kleiner als das<br />

letzte sein (Repräsentationsbedürfnisse<br />

spielen jenseits des Berufslebens nicht<br />

mehr eine so dominante Rolle). Es<br />

muss aber die jetzt vorhandenen Mobilitätsbedürfnisse<br />

optimal befriedigen:<br />

bequemer, sicherer, handlicher, sparsamer<br />

und nicht größer als nötig.<br />

Senioren: eine Zielgruppe für Finanzdienstleistungen?<br />

Bei Finanzdienstleistungen ist dies<br />

nicht anders. Natürlich sind auch Senioren<br />

bestrebt, das Beste aus ihrem Geld<br />

zu machen. Natürlich sind auch sie generell<br />

offen für Finanzdienstleistungen.<br />

Aber sie müssen davon überzeugt sein,<br />

dass ein entsprechendes Angebot sinnvoll<br />

und nutzbringend ist und ihren<br />

Bedürfnissen und Anforderungen auch<br />

langfristig standhält.<br />

So müssen Versicherungen an die<br />

spezifischen Bedürfnisse im Seniorenalter<br />

angepasst sein: Kapital-Lebensversicherungen<br />

für das fortgeschrittene<br />

Alter, Sterbegeldversicherungen, Unfall-<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

und Pflegeversicherungen, Vorsorgeversicherungen<br />

für adäquates Wohnen<br />

im Alter oder Ähnliches könnten hier<br />

Beispiele für bedürfnisorientierte Angebote<br />

sein.<br />

Auch Kapitalanlagen müssen seniorenspezifische<br />

Bedürfnisse berücksichtigen,<br />

wenn sie in diesem Markt erfolgreich<br />

sein wollen. Senioren neigen dazu,<br />

ihr Geld in einer Form anzulegen, die<br />

eine Bestandssicherung gewährleistet,<br />

d. h.: Sicherheit geht ihnen meist vor<br />

Ertrag. Renditechancen sollten mit einer<br />

Risikoabsicherung gepaart sein, und die<br />

Verfügbarkeit des Kapitals sollte den individuellen<br />

Anforderungen entsprechen.<br />

Die angebotenen Finanzdienstleistungen<br />

dürfen aber nicht zu kompliziert<br />

sein, sondern sollten leicht verständlich<br />

und logisch nachvollziehbar erklärt<br />

werden können. Und sie müssen dem<br />

Urteil vertrauenswürdiger Personen<br />

im Umfeld der Senioren standhalten<br />

können und dürfen eigenen Finanzerfahrungen<br />

nicht widersprechen.<br />

Der psychologische Mehrwert bei<br />

diesen Beispielen ist natürlich je nach<br />

individueller Bedürfnislage unterschiedlich.<br />

Deshalb ist es wichtig, dass<br />

Produkte und Dienstleistungen für<br />

Senioren daraufhin überprüft werden,<br />

inwieweit sie die Bedürfnisse der Zielgruppe<br />

treffen. Chancen haben sie nur<br />

dann, wenn sie einen subjektiv relevanten<br />

psychologischen Mehrwert bieten.<br />

Die reichen, ausgabefreudigen Senioren<br />

gibt es generell also nicht. Zum einen<br />

sind sie nur eine Teilgruppe innerhalb<br />

der gesamten Seniorenschaft. Und<br />

zum anderen geben auch sie ihr Geld<br />

nicht freizügig und unüberlegt aus,<br />

sondern nur dann, wenn das Produkt<br />

oder die Dienstleistung maßgeschneidert<br />

auf ihre Bedürfnisse trifft. Für die<br />

Anbieter bzw. Marketingverantwortlichen<br />

heißt das, dass sie sich um die älteren<br />

Verbraucher bemühen und dass sie<br />

deren Wünsche und Bedürfnisse in den<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Mittelpunkt stellen müssen, wenn sie<br />

Erfolg im Seniorenmarkt haben wollen.<br />

Literatur<br />

Deutscher Fachverlag GmbH:<br />

„Generation 50+ - Strategien für die<br />

Mehrheit von morgen“, Lebensmittel<br />

Zeitung Spezial, 1/2005<br />

GfK e.V.: „Generation Silber:<br />

Marketing für die Märkte von morgen“,<br />

Nürnberg 2005<br />

Kirchmair, R.: „Preis-Psychologie – so<br />

finden Sie den richtigen Verkaufspreis<br />

für Ihre Dienstleistungen und Produkte“,<br />

Werbeberater, 12/1998, S. 41 - 52<br />

Kirchmair, R.: „Senioren: die sparsame<br />

Generation?“, Wirtschaftspsychologie<br />

aktuell, 2/2005, S. 53 - 56<br />

T.E.A.M. GmbH: Seniorenstudie „Die<br />

unterschätzte Generation“, Frankfurt<br />

am Main, 2004<br />

SenioRResearch<br />

Rolf Kirchmair<br />

Heerstr. 50, 60488 Frankfurt<br />

Mail: info@seniorresearch.de<br />

www.seniorresearch.de<br />

Rolf Kirchmair, Diplom-Psychologe, hat<br />

im März 2005 SenioRResearch gegründet<br />

– das erste deutsche Institut für<br />

Seniorenmarktforschung. Er arbeitet seit<br />

über 30 Jahren in leitenden Positionen<br />

in der Marktforschung, davon seit sieben<br />

Jahren als Leiter des Institutes T.E.A.M.<br />

– Team für effiziente angewandte Marktpsychologie<br />

– in Frankfurt am Main. Er ist<br />

Mitglied im Aufnahmegremium des BVM<br />

(Berufsverband Deutscher Markt- und<br />

Sozialforscher e. V.), Leiter der Fachgruppe<br />

Marktpsychologie im BDP (Berufsverband<br />

Deutscher Psychologinnen und<br />

Psychologen e.V.) und Autor zahlreicher<br />

Veröffentlichungen im Bereich Marktforschung<br />

und Seniorenmarketing.<br />

7


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Frauen brauchen eine eigene Altersvorsorge<br />

8<br />

„Die Armut ist alt, weiblich und<br />

kinderreich“, diese Aussage, die be-<br />

reits vor vielen Jahrzehnten getrof-<br />

fen wurde, hat bis heute nicht an<br />

Aussagekraft verloren.<br />

Vielen Frauen droht noch immer<br />

Altersarmut: Sie erhielten im Jahr 2002<br />

durchschnittlich nur 555 € Rente monatlich,<br />

während Männer mit 929 €<br />

beinahe doppelt so viel bezogen. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine Studie<br />

von Delta Lloyd, Hannover, in Kooperation<br />

mit NFO Infratest, München. Dort<br />

wird als Grund für die niedrige Rente<br />

angegeben, dass Frauen in der Regel<br />

weniger in die Rentenversicherung<br />

einzahlen, da sie ihre Berufstätigkeit für<br />

die Kindererziehung unterbrechen oder<br />

gar einstellen. Die damit verbundenen<br />

Nachteile werden auch durch die Anrechnung<br />

der Erziehungszeiten auf den<br />

Rentenanspruch kaum ausgeglichen.<br />

Mehrere Umfragen belegen, dass<br />

rund drei Viertel aller Frauen in<br />

Deutschland befürchten, dass ihr Alterseinkommen<br />

nicht ausreichen wird.<br />

Trotzdem verlässt sich die Mehrheit<br />

Haushaltstyp<br />

West-Deutschland:<br />

Durchschnittliches<br />

monatliches Nettoeinkommen<br />

gRV = gesetzliche Rentenversicherung – bAV = betriebliche Altersvorsorge;<br />

pAV = private Altersvorsorge<br />

darauf, durch ihren Partner finanziell<br />

abgesichert zu sein, sodass diese Frauen<br />

keine eigenen Vorkehrungen für ihr<br />

Alter treffen. Ein Blick auf die Tabelle:<br />

„Die Einkommenssituation von Rentnerhaushalten<br />

in Deutschland“ zeigt,<br />

dass dieses ein gefährlicher Trugschluss<br />

sein kann.<br />

In West-Deutschland bezogen 1997<br />

2,7 Mio. Ehepaare ein monatliches Einkommen<br />

(Renten und andere Einnahmen)<br />

von 1.925 €. Diesen Ehepaaren<br />

standen aber 4,4 Mio. allein stehender<br />

Rentnerinnen gegenüber, die gerade<br />

einmal 1.061 € im Monat zur Verfü-<br />

Zahl der Haushalte in 1.000<br />

Ehepaare 1.925 € 2.734<br />

Allein stehende Männer 1.384 € 859<br />

Allein stehende Frauen 1.061 € 4.401<br />

Ost-Deutschland:<br />

Ehepaare 1.592 € 552<br />

Allein stehende Männer 1.592 € 168<br />

Allein stehende Frauen 1.044 € 1.010<br />

Quelle: BMA, 1997. Schmähl, 1998<br />

gung hatten. Konkret bedeutet dieses,<br />

dass die meisten älteren Frauen allein<br />

stehende Frauen sind bzw. sein werden,<br />

die nur ein geringes Einkommen (eigene<br />

Renten, Witwenrenten, sonstige Einnahmen)<br />

haben. Alle Frauen – unabhängig<br />

davon, ob sie allein stehend oder<br />

verheiratet sind – sollten deshalb über<br />

eine eigene Altersvorsorge nachdenken.<br />

Nicht vergessen werden darf darüber<br />

hinaus, dass Frauen aufgrund ihrer<br />

höheren Lebenserwartung länger vom<br />

Ersparten leben müssen als Männer.<br />

Bernd Katzenstein vom Deutschen<br />

Institut für Altersvorsorge (DIA)<br />

kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass<br />

Frauen bisher oft die Notwendigkeit<br />

verdrängt hätten, für das Alter finanziell<br />

vorzusorgen. Ein besonderes Hemmnis<br />

sei die unübersichtliche Vielzahl und<br />

die Komplexität der Investmentangebote<br />

– gemäß einer DIA Studie fühlen<br />

sich 60 % der Frauen in Investmentfragen<br />

überfordert. Sicherlich dürfte<br />

dazu noch das seit Januar 2005 in Kraft<br />

getretene Alterseinkünftegesetz beitragen.<br />

Die Bundesregierung war durch<br />

ein Urteil des Bundesgerichtshofes dazu<br />

angehalten worden, die Altersvorsorge<br />

in Deutschland auf die so genannte<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


nachgelagerte Besteuerung umzustellen.<br />

Aus dem ehemaligen Drei-Säulen<br />

Modell wurde das heutige Drei-Schichten-Modell.<br />

Die erste Schicht bilden die Rente<br />

aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

und die neue Basis-Rente (die so<br />

genannte „Rürup-Rente“), die zweite<br />

Schicht besteht aus der so genannten<br />

„Riester-Rente“ und den verschiedenen<br />

(fünf) Formen der betrieblichen Altersvorsorge.<br />

Die dritte Schicht bildet dann<br />

die private Altersvorsorge.<br />

Bei allen Formen der ersten und<br />

zweiten Schicht werden die späteren<br />

Renten versteuert (nachgelagerte Besteuerung).<br />

Diesen Nachteil versüßt der<br />

Staat durch Steuerersparnis während<br />

der Ansparzeit. Seit Anfang 2002 unterstützt<br />

er gesetzlich Versicherte oder<br />

Beamtinnen und Beamte, die privat in<br />

einen Riester-Vertrag einzahlen. Das<br />

kann eine Versicherung, ein Banksparplan<br />

oder ein Fondsprodukt sein. Die<br />

Förderung, benannt nach dem früheren<br />

Bundesarbeitsminister Walter Riester,<br />

besteht aus Zulagen und Steuervorteilen.<br />

Der staatliche Zuschuss beläuft<br />

sich auf derzeitig 76 € pro Person und<br />

92 € pro Kind jährlich. Im nächsten<br />

Jahr schenkt der Staat als so genannte<br />

Grundzulage 114 € und 138 € Kinderzulage<br />

und ab 2008 gibt es sogar<br />

154 € plus 185 € je Kind. Darüber<br />

hinaus können auch noch erhebliche<br />

Steuervorteile realisiert werden, da in<br />

diesem Jahr bis zu 1.050 €, die in einen<br />

Riester-Vertrag eingezahlt worden sind,<br />

vom steuerpflichtigen Einkommen in<br />

Abzug gebracht werden können. Die<br />

Förderquoten können bis zu 90 % betragen.<br />

Jede Frau – unabhängig vom<br />

Alter – sollte sich beraten lassen und<br />

prüfen, ob ein solcher Vertrag für sie in<br />

Frage kommt.<br />

Die zweite Variante ist die betriebliche<br />

Altersvorsorge. Sie kommt für<br />

alle Arbeitnehmerinnen in Frage. Sie<br />

können bis zu 4 % der für die Ren-<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

tenversicherung geltenden Beitragsbemessungsgrenze<br />

(BBG) in einer Pensionskasse,<br />

einem Pensionsfonds, einer<br />

Unterstützungskasse oder einer Direktversicherung<br />

ansparen, ohne dass für<br />

diesen Teil des Lohnes Sozialbeiträge,<br />

Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag oder<br />

Kirchensteuer fällig werden. Auf den<br />

ersten Blick wird deutlich, wie lukrativ<br />

diese Form der Altersvorsorge ist. Jede<br />

Arbeitnehmerin sollte deshalb nachfragen,<br />

welche Formen der betrieblichen<br />

Altersvorsorge in ihrer Firma angeboten<br />

werden.<br />

Doch was machen Frauen, die keiner<br />

abhängigen Erwerbstätigkeit nachgehen<br />

oder selbstständig beschäftigt<br />

sind? Sie haben in der Regel keine oder<br />

nur geringe (aus früheren Tätigkeiten<br />

oder aus dem Versorgungsausgleich bei<br />

Scheidungen) Rentenansprüche aus der<br />

BfA und können in der Regel nicht von<br />

der Riester-Rente oder von der betrieblichen<br />

Altersvorsorge profitieren. Für<br />

sie bleiben nur die so genannte „Rürup-<br />

Rente“ und das breite Angebot anderer<br />

privater Vorsorgemöglichkeiten.<br />

Die neu eingeführte „Basis“- oder<br />

„Rürup-Rente“ sieht vor, dass die Versicherte<br />

frühestens ab dem 60. Lebensjahr<br />

ihre Rente beziehen darf. Eine Einmalkapitalauszahlung<br />

ist nicht möglich.<br />

Diese Renten sind weder vererbbar<br />

noch beleihbar und müssen im Alter<br />

auch noch besteuert werden!<br />

Die Nachfrage nach diesen Angeboten<br />

hält sich deshalb verständlicherweise<br />

in Grenzen. Wer möchte gern sein<br />

ganzes erspartes Geld im Todesfall an<br />

die Allgemeinheit vererben? Aber dennoch,<br />

auch die „Rürup-Rente“ bietet<br />

Vorteile: Die monatlichen Sparraten<br />

können zum Teil steuerlich geltend gemacht<br />

werden und vor allem: sie sind<br />

„Hartz-sicher“. Sparerinnen, die keine<br />

Hinterbliebenen zu versorgen haben<br />

und sich um ihre Zukunft sorgen,<br />

können mit dieser Rentenvorsorge sehr<br />

sicher <strong>vorsorgen</strong>!<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Wem auch dieses Modell nicht<br />

zusagt, der sollte einen Blick auf die<br />

Vielzahl anderer privater Vorsorgemöglichkeiten<br />

werfen. Sehr beliebt bleibt die<br />

eigene Immobilie, die im Alter die Mietzahlungen<br />

einspart. Darüber hinaus<br />

bieten private Lebensversicherungsunternehmen<br />

mit den so genannten privaten<br />

Rentenversicherungen das Recht auf<br />

eine lebenslange Rente. Während der<br />

Ansparzeit können die Einzahlungen<br />

zwar nicht steuerlich geltend gemacht<br />

werden, dafür sind die späteren Renten<br />

fast steuerfrei!<br />

Risikobewussten Anlegerinnen stehen<br />

dann auch noch mehr als 6.000<br />

Investmentfonds zur Verfügung. Wichtig<br />

ist hierbei, dass mit sich näherndem<br />

Rentenbeginn die Aktienquote nicht<br />

zu hoch sein sollte. Wer möchte schon<br />

kurz vor der Rente bei einem Aktiencrash<br />

sein Geld schwinden sehen!<br />

Es bleibt festzustellen, dass sich vor<br />

allem Frauen mit dem Thema „Altersvorsorge“<br />

auseinander setzen sollten.<br />

Frauen leben länger, sie verdienen im<br />

Laufe des Lebens weniger als Männer<br />

und erhalten deshalb auch geringere<br />

Renten. Frauen müssen also die Kunst<br />

beherrschen, aus wenig viel zu machen.<br />

Sinnvoll ist es dabei, sich entweder<br />

selbst gut zu informieren oder gute Beratung<br />

in Anspruch zu nehmen. Denn:<br />

„Wer nichts weiß, muss alles glauben“,<br />

so Marie von Ebner-Eschenbach.<br />

Dr. Mechthild Upgang<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Kaiserstr. 139-141, 53113 Bonn<br />

E-Mail: M.Upgang@upgang.de<br />

Vorstand Dr. Upgang AG, Bonn<br />

Vorstand Bundesverband unabhängiger<br />

Finanzdienstleisterinnen (BuF) e.V.<br />

9


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Vorsorge für die Pflege<br />

Der Deutsche Altenpflege-Monitor 2005 alarmiert: 47 % der Menschen über 50 Jahre haben<br />

sich bislang weder über die Möglichkeiten noch über die Kosten der Pflege informiert!<br />

Und noch erschreckender ist: Nur<br />

24 % der Befragten glauben, dass sie<br />

im Pflegefall gut versorgt wären. Dies<br />

sind zwei Ergebnisse des Altenpflege-<br />

Monitors, bei dem 1.111 über 50-Jährige<br />

befragt wurden. Pflegebedürftigkeit<br />

kann Menschen jeden Alters betreffen,<br />

Vorsorge ist also dringend gefordert<br />

und Information ist immer der erste<br />

Schritt dazu.<br />

Wer ist im Alter pflegebedürftig?<br />

Von den über 20,3 Millionen Menschen<br />

über 60 Jahre sind 7,6 % pflegebedürftig<br />

(in Zahlen: über 1,5 Millionen,<br />

Stand 31.12. 2003). Dabei nimmt das Risiko<br />

der Pflegebedürftigkeit mit steigendem<br />

Alter zu: Liegt der Anteil der Pflegebedürftigen<br />

in der Altersgruppe von 60<br />

bis 80 Jahren noch bei 4 %, so steigt er<br />

bei den über 80-Jährigen auf 32 %.<br />

Der häufigste Grund im Alter dafür<br />

sind akut oder chronisch auftretende<br />

Erkrankungen mit einem Teilverlust<br />

der Gehirnfunktionen. Dabei benötigen<br />

etwa 25 % der aus der Akutklinik entlassenen<br />

Schlaganfall-Patienten dauernde<br />

Hilfe und umfassende Betreuung. Zeitweise<br />

auf Hilfe angewiesen sind weitere<br />

28 %. Mit zunehmendem Alter steigt das<br />

Risiko, an einer Demenz zu erkranken.<br />

Auffallend ist, dass Frauen mit fortschreitendem<br />

Alter eher pflegebedürftig<br />

werden als Männer. Bei den 85- bis 90-<br />

Jährigen sind es knapp 45 % (Männer<br />

29,5 %) und bei den über 90-jährigen<br />

Frauen mehr als 61 % (Männer 38,3 %).<br />

Für sie ist das Risiko der Pflegebedürftigkeit<br />

aufgrund der längeren Lebenserwartung<br />

deutlich höher.<br />

10<br />

Wie leben ältere pflegebedürftige<br />

Menschen?<br />

Durch die Berichterstattung in den<br />

Medien, bei denen vor allem Pflegebedürftige<br />

in Heimen im Mittelpunkt<br />

stehen, entsteht die Vorstellung, dass<br />

die meisten Pflegebedürftigen dort<br />

leben. Legt man aber Zahlen der Leistungsempfängerinnen<br />

und Leistungsempfänger<br />

der Pflegeversicherung<br />

zugrunde, nehmen zwei Drittel von<br />

ihnen Leistungen zur häuslichen Pflege<br />

in Anspruch. Dies ändert sich mit steigendem<br />

Alter: Während 76 % der 60-<br />

bis 64-Jährigen zu Hause leben, sind es<br />

bei den 80- bis 84-Jährigen noch 65,6 %<br />

und den über 90-Jährigen 43,2 %.<br />

In der Regel übernehmen die Angehörigen<br />

allein die Versorgung. Die hohe<br />

Zahl der Alleinlebenden und der Scheidungen<br />

führt zu einem Verlust der „Familienbande“,<br />

daher befürchten Experten,<br />

dass zukünftig weniger Angehörige<br />

für die häusliche Pflege zur Verfügung<br />

stehen. Anders stellt sich die Situation<br />

heute schon für allein lebende Pflegebedürftige<br />

dar. Zwar werden 57 % der Pflegebedürftigen<br />

von Angehörigen versorgt,<br />

doch 21 % erfahren keine Unterstützung<br />

Beispiel 1<br />

durch private Helfer und greifen allein<br />

auf die Hilfe von ambulanten Diensten<br />

und Sozialstationen zurück.<br />

Grenzen der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung<br />

Oft wird nur ein Teil der Kosten für<br />

die Pflege durch die gesetzliche Pflegeversicherung<br />

mit ihren Leistungen für<br />

die drei Pflegestufen und für Härtefälle<br />

– insbesondere bei der stationären<br />

Versorgung – voll abgedeckt. Diese<br />

Versorgungslücke wird in den folgenden<br />

Beispielen deutlich. Bei den Pflegesätzen<br />

der Pflegeheime und bei den<br />

Kosten für Unterkunft und Pflege gibt<br />

es zwischen den Bundesländern erhebliche<br />

Unterschiede. Daher liegen unseren<br />

Beispielen Pflegesätze sowie Entgelte<br />

für Unterkunft und Verpflegung einmal<br />

der alten, und im zweiten Beispiel<br />

der neuen Bundesländer zugrunde<br />

(<strong>BAGSO</strong>-Berechnungen nach Angaben<br />

des 3. Berichts über die Entwicklung<br />

der Pflegeversicherung).<br />

Beispiel 1: Die pflegebedürftige<br />

Person muss 984 € durchschnittlich<br />

im Monat selbst tragen, 376 € für die<br />

Pflege und 608 € für Unterkunft und<br />

Verpflegung.<br />

Alte Bundesländer / Pflegestufe II – Stationäre Pflege / Monatliche Beträge:<br />

Durchschnittliche Kosten Pflegestufe II: 54,41 € x 365 Tage : 12 = 1.655 €<br />

Kosten für Unterkunft / Verpflegung 20 € x 365 Tage: 12 = 608 €<br />

Gesamtkosten 2.263 €<br />

Pauschalbetrag der Pflegeversicherung für vollstationäre Pflege - 1.279 €<br />

Differenzkosten gesamt 984 €<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Beispiel 2<br />

Neue Bundesländer / Pflegestufe III – Stationäre Pflege / Monatliche Beträge:<br />

Durchschnittliche Kosten Pflegestufe III: 58,68 € x 365 Tage : 12 = 1.785 €<br />

Kosten für Unterkunft / Verpflegung 16 € x 365 Tage: 12 = 487 €<br />

Gesamtkosten 2.272€<br />

Pauschalbetrag der Pflegeversicherung für vollstationäre Pflege -1.432 €<br />

Differenzkosten gesamt 840 €<br />

Beispiel 2: Die pflegebedürftige<br />

Person muss 840 € durchschnittlich<br />

im Monat selbst tragen. 353 € für die<br />

Pflege und 487 € für Unterkunft und<br />

Verpflegung.<br />

Zunächst werden für den Ausgleich<br />

der Differenzkosten Einkünfte und Vermögen<br />

herangezogen, des Weiteren Einkünfte<br />

und Vermögen unterhaltspflichtiger<br />

Angehöriger, in der Regel das der<br />

Kinder. Unzureichende Vorsorge kann<br />

sowohl das eigene Vermögen aufzehren<br />

als auch Angehörige belasten und früher<br />

oder später in die Abhängigkeit von<br />

Sozialhilfe führen.<br />

Die Forderungen nach besserer<br />

Qualität in der Pflege werden zukünftig<br />

die Kosten eher erhöhen als senken. Insbesondere<br />

die immer wieder zu Recht<br />

geforderte ausreichende Bezahlung der<br />

Pflegekräfte und die bessere Betreuung<br />

demenziell veränderter Menschen sind<br />

meist nur durch zusätzliche finanzielle<br />

Mittel realisierbar. Geld allein ist zwar<br />

nicht ausreichend für Qualitätsverbesserungen,<br />

aber doch eine wichtige<br />

Voraussetzung. Daher wird private finanzielle<br />

Vorsorge – über die gesetzliche<br />

Pflegeversicherung hinaus – in Zukunft<br />

an Bedeutung zunehmen.<br />

Möglichkeiten zur privaten<br />

Pflegevorsorge im Alter<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Modelle<br />

zur zusätzlichen privaten Pflegeversicherung:<br />

über die Krankenversicherung<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

und über eine private Lebensversicherung<br />

als Rente.<br />

Die Krankenversicherung zahlt in<br />

diesem Falle ein vereinbartes Pflegetagegeld,<br />

unabhängig von den tatsächlichen<br />

Pflegekosten während der Pflegebedürftigkeit.<br />

Die Pflegerentenversicherung zahlt<br />

im Falle von Pflegebedürftigkeit eine<br />

Pflegerente. Diese setzt sich aus einem<br />

garantierten vereinbarten Anteil und<br />

einer nicht garantierten Gewinnrente<br />

zusammen. Über eine solche Gewinnbeteiligung<br />

während des Leistungsbezugs<br />

soll durch laufende Dynamisierung<br />

der Gewinnrenten eine Anpassung<br />

an die erwarteten Preissteigerungen im<br />

Pflegesektor erfolgen. Die Versicherung<br />

kann entweder mit laufender Beitragszahlung<br />

oder mit Einmalzahlung abgeschlossen<br />

werden. Inzwischen erweitert<br />

sich der Versicherungsmarkt für Ältere,<br />

z. B. auch für den Fall der Pflegebedürftigkeit<br />

bei Vertragsabschluss.<br />

Je später eine Versicherung abgeschlossen<br />

wird, desto höher sind die zu<br />

zahlenden Beiträge. Die Versicherungsangebote<br />

unterscheiden sich weiterhin<br />

� im Umfang der Gesundheits-<br />

prüfung<br />

� in den Dauer der Warte- und<br />

Ansparzeit<br />

� im maximalen Eintrittsalter<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

� im Umfang der Ausschlusskriterien,<br />

wie z. B. Schwerbehinderung, Früh-<br />

berentung, Pflegebedürftigkeit<br />

� in den versicherten Pflegestufen<br />

� in den Einstufungssystemen für<br />

die Pflegebedürftigkeit.<br />

Bei einem Vergleich der Pflegeversicherungen<br />

sollten diese Unterschiede<br />

beachtet werden.<br />

Literaturverzeichnis und<br />

Quellenangaben<br />

• Bundesministerium für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung (BMGS),<br />

www.bmgs.de unter Zahlen und Fakten<br />

zur Pflegeversicherung 2004/2005<br />

• Deutscher Altenpflege-Monitor 2005,<br />

ein Gemeinschaftsprojekt der Evang.<br />

Heimstiftung Stuttgart, des Marktforschungsinstituts<br />

Konzept und Markt<br />

Wiesbaden und des Fachverlags VincentzNetwork,<br />

Berlin/Hannover nach<br />

www.vdk.de unter Sozial-Praxis/Pflege<br />

• Dritter Bericht über die Entwicklung<br />

der Pflegeversicherung (BMGS)<br />

• Fakten und Felder der freien Seniorenarbeit<br />

– Ältere Menschen in Deutschland.<br />

(<strong>BAGSO</strong>), Kapitel 6, 2005<br />

• Sozialhilfe in Deutschland 2003 – Entwicklung,<br />

Umfang, Strukturen, Statistisches<br />

Bundesamt, Wiesbaden, 2003<br />

• Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

– Bevölkerungsfortschreibung, 2004<br />

• Empfehlung: Pflegeversicherung<br />

• Hrsg.: Bundesministerium für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung (BMGS)<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

11017 Berlin<br />

Tel.: 01 80 / 51 51 51 0<br />

Fax: 01 80 / 51 51 511<br />

Bestell-Nr.: A500 oder<br />

unter www.bmgs.de<br />

Dr. Barbara Keck, Bettina Kloppig<br />

<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />

11


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Private Altersvorsorge – aber wie? wo? welche?<br />

Dass zur Aufrechterhaltung des gewohnten<br />

Lebensstandards bzw. sogar<br />

zur Vermeidung von Altersarmut für<br />

jeden eine zusätzliche Altersvorsorge<br />

ein unverzichtbares „Gebot“ ist, sollte<br />

inzwischen hinlänglich bekannt sein.<br />

Doch ein Patenrezept gibt es nicht.<br />

Vielmehr müssen der und die Einzelne<br />

individuell nach dem für ihn oder sie<br />

sinnvollsten Weg suchen.<br />

Inzwischen bestehen viele Möglichkeiten<br />

zur privaten Vorsorge. Sparer<br />

können Geld in Wertpapieren, Immobilien<br />

oder Lebensversicherungen<br />

anlegen, sie können sich mit einer zusätzlichen<br />

betrieblichen Altersvorsorge<br />

absichern oder einen so genannten<br />

Riester-Vertrag unterschreiben. Dank<br />

staatlicher Förderung winken hier<br />

meist höhere Renditen als bei anderen<br />

Anlageformen. Doch welche Absicherung<br />

ist die richtige? Da gerade bei<br />

Altersvorsorgestrategien die Sicherheit<br />

einer Anlage Vorrang hat, sind gute<br />

Informationen wichtig, um sich in dem<br />

Angebotsdschungel orientieren und vor<br />

betrügerischen Anlageberatern und Anlageangeboten<br />

schützen zu können.<br />

12<br />

Die unabhängige Verbraucher-Organisation<br />

STIFTUNG WARENTEST<br />

hat sich in der Ausgabe 10 / 2005 ihres<br />

monatlich erscheinenden Magazins<br />

„FINANZtest“ ganz dem Thema „Geldanlage<br />

für Senioren - Mehr Geld im Ruhestand“<br />

gewidmet. Dort sowie in dem<br />

2004 zusammen mit der Verbraucherzentrale<br />

NRW herausgegebenen Ratgeber<br />

„Private Altersvorsorge – gezielt absichern<br />

in jeder Lebensphase“ und auch<br />

auf der Internet-Seite www.stiftungwarentest.de<br />

bietet sie Menschen, die<br />

sich kundig machen möchten, wertvolle<br />

Informationen an.<br />

Private Altersvorsorge – gezielt absichern<br />

in jeder Lebensphase<br />

Der Ratgeber bietet allen einen<br />

einfachen Einstieg, die ihre Rentenlücke<br />

schließen und selbst fürs Alter<br />

<strong>vorsorgen</strong> möchten. Er erläutert die<br />

Grundlagen der Alterssicherung und<br />

die Berechnung des individuellen Bedarfs.<br />

Selbstständige sind dabei ebenso<br />

angesprochen wie Arbeitnehmer und<br />

Hausfrauen und -männer.<br />

Der erste Teil zeigt, welche Anlagemöglichkeiten<br />

in welcher Lebensphase,<br />

je nach Alter und persönlichem Sicherheitsbedürfnis,<br />

am besten geeignet sind.<br />

Im zweiten Teil werden alle für die<br />

Altersvorsorge in Frage kommenden<br />

Produkte mit ihren Stärken und Schwachen<br />

vorgestellt: Riester-Produkte,<br />

Sparanlagen, Versicherungen, Fonds,<br />

Immobilien. Wie sicher sind sie? Wie<br />

sind ihre Renditechancen? Wie flexibel<br />

kann man über das eingezahlte Geld<br />

verfügen? Wie wirken sie sich steuerlich<br />

aus? Wo bekomme ich sie, und was ist<br />

beim Kauf zu beachten? Und nicht zuletzt:<br />

Wie lässt sich angespartes Kapital<br />

sinnvoll verrenten?<br />

Die Strategie-Empfehlungen sind<br />

nach Lebensabschnitten differenziert:<br />

Einstieg bis 40 Jahre – Einstieg<br />

zwischen 41 und 50 Jahren – Einstieg<br />

zwischen 51 Jahren und Rentenbeginn<br />

– Geldanlage im Rentenalter.<br />

Berücksichtigt sind auch alle Neuregelungen<br />

des Alterseinkünftegesetzes,<br />

das seit dem 1.1.2005 in Kraft ist.<br />

Altersvorsorge – Für jeden das<br />

Richtige<br />

Mit einem Vorsorgerechner von<br />

STIFTUNG WARENTEST, den Sie<br />

auf deren Internetseite www.stiftungwarentest.de<br />

finden, können Sie individuelle<br />

Analysen vornehmen und Ihren<br />

Finanzbedarf ermitteln und prüfen, ob<br />

das, was Sie zurzeit sparen für die Zusatzrente,<br />

die Sie haben möchten bzw.<br />

müssen, ausreicht. Dazu stehen Ihnen<br />

vier Arbeitsmappen (als Excel-Dateien)<br />

zur Verfügung:<br />

1. Inflationsrechner<br />

Welche Zusatzrente benötigen Sie?<br />

1.000 € im Monat? Mit dem Inflationsrechner<br />

können Sie ausrechnen, dass es<br />

z. B. bei einer Inflation von jährlich 2 %<br />

in 20 Jahren 1.485,95 € sein müssten,<br />

um die gleiche Kaufkraft zu erzielen<br />

wie heute.<br />

2. Gewünschte Rente<br />

Wie viel müssen Sie für die gewünschte<br />

Rente sparen? Beispiel: Sie<br />

brauchen ein Vermögen von mehr als<br />

160.000 €, um sich bei einer Verzinsung<br />

von jährlich 4 % zwanzig Jahre<br />

lang eine Monatsrente von 1.000 € zu<br />

finanzieren. Mit dem Planer können Sie<br />

ermitteln, wie Sie dies ansparen können.<br />

Sie geben ein, ob Sie monatlich, vierteljährlich<br />

oder jährlich sparen wollen,<br />

und wie viele Raten Sie bis Beginn der<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Rente noch schaffen. Nennen Sie den<br />

Zins, mit dem Ihr Erspartes sich vermehrt.<br />

Dann berechnet das Programm<br />

Ihre Rate.<br />

3. Gewünschte Sparrate<br />

Sie tragen die Höhe der Sparrate ein<br />

und den Rhythmus, in dem Sie sparen<br />

wollen: monatlich, vierteljährlich oder<br />

jährlich. Dieses Blatt zeigt Ihnen, wie<br />

viele Sparraten Sie noch bis zur Rente<br />

schaffen und welchen Zins Sie mit Ihrer<br />

Anlage erzielen können. Das Vermögen<br />

zu Beginn des Rentenbezugs erhalten<br />

Sie, wenn Sie zusätzlich noch die<br />

Sparsumme eingeben, die Sie bereits<br />

besitzen.<br />

4. Ewige Rente<br />

Vielleicht haben Sie ja schon eine<br />

Lebensversicherung oder einen anderen<br />

Vertrag, aus dem Sie zu Beginn des<br />

Ruhestands ein hübsches Sümmchen<br />

kassieren. Dann rechnen Sie mit diesem<br />

Programm: Setzen Sie den Zins, zu dem<br />

Ihr Geld angelegt ist, niedrig an, um<br />

Raum für eine Inflationsanpassung<br />

Ihrer Rente zu schaffen.<br />

Wollen Sie ewig etwas von Ihrem<br />

Vermögen haben? Das Programm rechnet<br />

Ihnen nicht nur aus, wie viel Mal Sie<br />

Ihre Wunschrente bekommen könnten.<br />

Es ermittelt auch, wie viel Rente Sie bei<br />

gleich bleibendem Zinssatz bekommen,<br />

wenn das Vermögen nicht angegriffen<br />

werden soll.<br />

Außerdem finden Sie eine Übersicht<br />

der aktuellsten Tests zur Privaten<br />

Altersvorsorge – von börsennotierten<br />

Investments bis zur klassischen Rentenversicherung.<br />

Diese sind entweder als<br />

Kurzinformation kostenfrei oder komplett<br />

und interaktiv gegen eine Gebühr<br />

einzusehen.<br />

Grauer Kapitalmarkt:<br />

Gutgläubige Anleger erleiden<br />

jedes Jahr Milliardenverluste<br />

Auf dem staatlich nicht geregelten<br />

und überwachten Kapitalmarkt gehen<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

jährlich mehrstellige Millionensummen<br />

verloren, die gutgläubige Anleger in der<br />

Hoffnung auf eine ergänzende Altersvorsorge<br />

und auf steuerliche Vorteile in<br />

geschlossene Fonds und Beteiligungen<br />

investieren. Vor der Unterschrift sollten<br />

dubios erscheinende Angebote, die im<br />

häuslichen Bereich und mit hohen Renditeversprechungen<br />

angeboten werden,<br />

genau geprüft werden, darauf verweist<br />

die Verbraucherzentrale Rheinland-<br />

Pfalz und bietet auf ihrer Internetseite<br />

www.vz-rlp.de eine Checkliste an.<br />

Außerdem können Sie sich über die<br />

Finanzberater auf dem Grauen Kapitalmarkt<br />

und deren Offerten aus den<br />

Bereichen leasing, Immobilienfonds, Erwerbermodelle,<br />

Grüne Geldanlagen und<br />

Genussscheine sowie über ein Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs informieren.<br />

Weitere Ratgeber der Verbraucherzentralen:<br />

� Finanz-Fahrplan ab 50 – Abgesi-<br />

chert ins Rentenalter<br />

� Betriebliche Altersvorsorge<br />

� Der Weg zur Rente – Wegweiser<br />

zur aktuellen Rechtslage<br />

� Meine Rente – Rentenberechnung<br />

verständlich und kompakt<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Senioren und Steuern<br />

„Wenn ich nicht mehr beruflich aktiv bin,<br />

habe ich endlich Ruhe vor der Steuer…“, so<br />

denkt mancher Ruheständler – und irrt dabei<br />

gewaltig.<br />

Während in der Vergangenheit dieser Irrtum<br />

vielleicht ohne Folgen blieb, hat sich dies seit<br />

dem 1.1.2005 mit der Besteuerung von Alterseinkünften<br />

grundlegend geändert: In Zukunft<br />

werden Beitragszahlungen zur Rentenversicherung<br />

steuerlich geschont, dafür aber die<br />

Rentenzahlungen zunehmend besteuert.<br />

Allerdings gibt es für Senioren einige Sonderregelungen<br />

und Vergünstigungen, die zusammen<br />

mit den allgemeinen Freibeträgen dazu führen,<br />

dass im Einzelfall keine Einkommensteuer<br />

gezahlt werden muss. Umfassende Information<br />

ist also angebracht, damit Senioren einschätzen<br />

können, ob und wie viel Einkommenssteuer sie<br />

zahlen müssen. Der Bund der Steuerzahler hat<br />

daher alles Wissenswerte zum Thema Steuern<br />

in einer Broschüre zusammengefasst. Auf die<br />

Besteuerung der Rentenzahlungen wird darin<br />

besonders eingegangen, wie auch auf Regelungen,<br />

die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit,<br />

Kapitalvermögen und Vermietung betreffen.<br />

Außerdem werden Grundzüge der Erbschafts-<br />

und Schenkungsteuer dargestellt.<br />

Durch viele Fall- und Rechenbeispiele werden<br />

dem Leser die teilweise recht komplizierten<br />

steuerlichen Vorschriften näher gebracht und<br />

ein übersichtlich gestaltetes Grundlagenwissen<br />

vermittelt.<br />

Die Broschüre „Senioren und Steuern – Tipps<br />

und Informationen für ältere Menschen“ kann<br />

kostenlos angefordert werden. Bitte senden<br />

Sie dafür einen an sich selbst adressierten und<br />

mit 85 Cent (Büchersendung) frankierten C5-<br />

Rückumschlag an<br />

Bund der Steuerzahler<br />

Französische Straße 9-12<br />

10117 Berlin<br />

13


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Schulden – auch im Alter?<br />

Foto: K. Hilterhaus<br />

Persönliche und berufliche Biografien<br />

haben sich in den zurückliegenden<br />

drei Jahrzehnten verändert. Man wagt<br />

kaum noch von einem geruhsamen Lebensabend<br />

zu sprechen, denn ab wann<br />

soll man diesen datieren? Auch sind die<br />

Aktivitäten vieler älterer Menschen alles<br />

andere als geruhsam. Dennoch kann<br />

man wohl davon ausgehen, dass eine<br />

gesicherte finanzielle Ausstattung zu<br />

mehr Gelassenheit und weniger Sorgen<br />

im Alter erheblich beiträgt.<br />

Die ‚gefühlte’ Sicherheit kann unter<br />

anderem an den Aussagen in repräsentativen<br />

Meinungserhebungen abgelesen<br />

werden. Demnach schätzten im Jahr<br />

2004 wesentlich mehr Befragte (39 %)<br />

über 64 Jahre ihre finanzielle Lage jetzt<br />

und für die Zukunft als schlechter ein,<br />

als dies noch im Jahr 2000 der Fall war<br />

(11 %). Auch die eigene Beurteilung der<br />

ausreichenden Absicherung für das Alter<br />

nimmt im Zeitraum 2000 bis 2004 von<br />

80 % Zustimmung auf 70 % ab. Etwas im<br />

Widerspruch dazu steigt jedoch die Zahl<br />

derjenigen älteren Menschen, die Geld<br />

sparen und zurücklegen können, von<br />

72 % auf 78 %. Durchschnittlich werden<br />

von dieser Gruppe im Jahr 2004 1.000 bis<br />

14<br />

1.500 € auf Sparbücher eingezahlt.<br />

Für jeden zweiten älteren Menschen<br />

ist das Motiv für finanzielle Rücklagen<br />

die Absicherung der Zukunft ihrer Kinder<br />

oder Enkel.<br />

Schulden sind eher ein Phänomen<br />

in der Familienaufbau- und Konsolidierungsphase<br />

zwischen 25 und 44<br />

Jahren. Während in diesem Alter rund<br />

25 % einen Konsumenten- bzw. Ratenzahlungskredit<br />

aufnehmen, gilt dies nur<br />

für 3 % der Altersgruppe ab 65 Jahre.<br />

Der durch Kreditaufnahmen abzudeckende<br />

zusätzliche Finanzierungsbedarf<br />

bei älteren Menschen ist in der Regel<br />

nicht hoch, da weitgehend die übliche<br />

Lebensstandardausstattung erreicht ist.<br />

Dennoch ist die Beobachtung interessant,<br />

dass einige Kreditinstitute über<br />

64-Jährigen keine Kredite mehr geben<br />

bzw. nur zu kurzen Laufzeiten mit<br />

hohen Zinsen. Die Kredithöhen liegen<br />

bei den älteren Menschen im Durchschnitt<br />

im Westen bei 10.000 € und<br />

im Osten bei 8.000 €. Nach den Daten<br />

der SCHUFA-Holding liegt die aktuelle<br />

Kreditbelastung, d. h. die Summe des<br />

noch zurückzuzahlenden Kreditbetrages,<br />

bei den älteren Kreditnehmern bei<br />

6.000 € im Westen und 4.000 € im<br />

Osten. 7 % der Senioren zahlen Hypotheken<br />

zurück.<br />

Als überschuldet gilt jemand, der<br />

trotz Reduzierung des Lebensstils mit<br />

dem Einkommensrest nach Abzug der<br />

Lebenshaltungskosten seine Schulden<br />

dauerhaft nicht fristgerecht tilgen kann<br />

(relative Überschuldung). Absolute<br />

Überschuldung (Insolvenz) liegt vor,<br />

wenn Einkommen und Vermögen des<br />

Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten<br />

nicht mehr decken. Nach den<br />

Auswertungen der SCHUFA-Holding<br />

haben rund 1 % der über 64-Jährigen im<br />

Jahr 2004 einen harten Negativeintrag,<br />

d. h. sind überschuldet, verglichen mit<br />

10 bis 12 % der 25 - bis 44 - Jährigen.<br />

Es zeichnet sich jedoch auch bei den<br />

älteren Menschen eine schleichende<br />

Negativentwicklung ab. So bekamen im<br />

Jahr 2002 rund 50.000 im Alter von 65<br />

Jahren und älter ihren ersten negativen<br />

Eintrag bei einer Bank (z. B. wegen Kreditkündigung),<br />

im Jahr 2004 waren es<br />

bereits rund 80.000 Personen dieser Altersgruppe.<br />

Im Personenkreis, der von<br />

Schuldnerberatungsstellen betreut wird<br />

oder der in einem Insolvenzverfahren<br />

ist, ist der Anteil der über 60-Jährigen<br />

mit 3,7 % ebenfalls noch sehr gering.<br />

Dies heißt aber nicht, dass ältere Menschen<br />

stark unterdurchschnittlich von<br />

Armut betroffen sind. Denn es gilt: Wer<br />

überschuldet ist, ist immer arm. Wer<br />

arm ist, muss aber noch lange nicht<br />

überschuldet sein. Im 2. Armuts- und<br />

Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

wird die Armutsrisikoquote für über-<br />

64-Jährige für das Jahr 2003 mit 11,4 %<br />

angegeben. Zum Vergleich: Die höchsten<br />

Armutsrisikoquoten in Deutschland<br />

haben die 16-bis 24-Jährigen<br />

(19,1 %), Arbeitslose (40,9 %) und allein<br />

Erziehende (35,4 %). Armutsrisiko<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


heißt, dass diese Gruppe weniger als<br />

60 % des mittleren Einkommens der<br />

Bevölkerung hat. Im EU-Vergleich stehen<br />

somit die deutschen Senioren sehr<br />

gut dar, nur Luxemburg und die Niederlande<br />

sind in noch geringerem Maße<br />

mit Altersarmut konfrontiert.<br />

Literatur:<br />

Korczak, D.: Definitionen der Verschuldung<br />

und Überschuldung im europäischen<br />

Raum. München 2003<br />

Korczak, D.: Überschuldungsexpertise für<br />

den 2. Armuts- und Reichtumsbericht der<br />

Bundesregierung. München 2004<br />

Korczak, D.: Überschuldungssituation<br />

in Deutschland im Jahr 2002. Aktualisierung<br />

der Daten zur Überschuldung.<br />

München 2004<br />

Soll und Haben 5, SPIEGEL-Verlag.<br />

Hamburg 2000<br />

Soll und Haben 6, SPIEGEL-Verlag.<br />

Hamburg 2004<br />

Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts-<br />

und Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

Foto: Vohler<br />

Dieter Korczak ist promovierter<br />

Soziologe und leitet das Institut für<br />

Grundlagen- und Programmforschung<br />

in München. Er hat mehrere Gutachten<br />

zu den Themen Verschuldung und<br />

Überschuldung für verschiedene Bundesministerien<br />

verfasst und ist Mitglied<br />

des wissenschaftlichen Expertengremiums<br />

der Bundesregierung für den 2.<br />

Armuts- und Reichtumsbericht.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.gp-f.com<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Ältere als Bankkunden<br />

Ziele der Studie<br />

Das Leitthema dieser <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />

macht deutlich, wie wichtig die<br />

richtige finanzielle Planung ist. Dabei<br />

kommt den Banken eine besondere<br />

Bedeutung zu. In einer Befragung, die<br />

die <strong>BAGSO</strong> durchgeführt hat, wollte sie<br />

mehr erfahren über<br />

� Beratungs- und Informations-<br />

bedürfnisse<br />

� Servicewünsche<br />

� Nutzung der technischen Möglich-<br />

keiten<br />

� Kritikpunkte der älteren Menschen<br />

an Banken<br />

Ablauf der Studie<br />

Gemeinsam mit <strong>BAGSO</strong>-Verbänden,<br />

der Unternehmensberatung Lüghausen<br />

& Partner sowie der Kreissparkasse<br />

Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Kreissparkasse<br />

Steinfurt und der Sparkasse<br />

Wittgenstein wurde ein Fragebogen mit<br />

21 Fachfragen zum Thema und acht<br />

statistischen Fragen zur Person konzipiert.<br />

Diese wurden an die Zielgruppe<br />

55plus mit gleichmäßiger Verteilung in<br />

Altersklassen versandt. Die <strong>BAGSO</strong> hat<br />

den Fragebogen im Verbraucherforum<br />

online gestellt und an die Verbände<br />

weitergegeben. Die Ergebnisse beziehen<br />

sich auf die Gesamtstichprobe von<br />

1573 Personen.<br />

Die Befragten<br />

Das Durchschnittsalter der Befragten<br />

ist 68 Jahre, sogar über 90-Jährige<br />

nahmen an der Studie teil (1 % der Befragten).<br />

Gleichermaßen gaben Frauen<br />

und Männer ihre Meinung kund. 60 %<br />

leben zu zweit, 14 % mit drei und mehr<br />

Personen in einem Haushalt und 26 %<br />

Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

allein. Die meisten befragten Personen<br />

(76%) haben Eigentum. Während die<br />

meisten (63%) über ein monatliches<br />

Nettoeinkommen bis 2.250 € verfügen,<br />

zeigt sich bei den Vermögen ein sehr<br />

unterschiedliches Bild. Hier gaben immerhin<br />

knapp die Hälfte ein Vermögen<br />

von über 150.000 € an. Zu 83 % beziehen<br />

sich die Ergebnisse auf Kunden der<br />

Sparkassen.<br />

Zentrale Ergebnisse<br />

Für die Hälfte ist der bevorzugte<br />

Ort für die Beratung das Beratungszimmer.<br />

Ca. einem Viertel ist es egal,<br />

wo die Beratung stattfindet. Nur wenige<br />

schätzen eine Beratung am Schalter<br />

(4 %) oder zu Hause (2 %).<br />

Gefragt danach, wie der ältere Kundenkreis<br />

angesprochen werden möchte,<br />

steht persönliche Ansprache in der<br />

Filiale an erster Stelle. Aber auch die<br />

Ansprache per Brief und Telefon wird<br />

durchaus gewünscht. Einen Hausbesuch<br />

nach Absprache kann sich gut die Hälfte<br />

vorstellen, knapp die Hälfte möchte dies<br />

jedoch auf keinen Fall. Die Ansprache<br />

per E-Mail ist bisher nur für eine kleine<br />

Gruppe Älterer interessant.<br />

Fast die Hälfte der Befragten favorisiert<br />

kein bestimmtes Alter der beratenden<br />

Person. Diejenigen, die ein bestimmtes<br />

Alter wünschen, bevorzugen<br />

zur Hälfte 40- bis 50-jährige Personen.<br />

Ältere Kunden bevorzugen in der Regel<br />

kein bestimmtes Geschlecht bei der beratenden<br />

Person.<br />

Knapp die Hälfte der älteren Menschen<br />

wird von anderen Personen bei<br />

der Regelung der Bankgeschäfte unterstützt,<br />

wobei die Familienmitglieder<br />

hier eine zentrale Rolle spielen. Zwei<br />

Drittel der unterstützten Personen<br />

15


Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />

Ergebnisse: Frage 17 (N= 1357)<br />

Hat Ihre Bank aufgrund Ihres Alters eine Leistung nicht gewährt<br />

bzw. hat sich etwas zum Nachteil verändert?<br />

möchten, dass diese Personen an Beratungsgesprächen<br />

teilnehmen.<br />

Auf der Hitliste, worüber Ältere<br />

mehr von ihrer Bank erfahren möchten,<br />

stehen die Sparanlagen und das<br />

Thema „Erben und Vererben“.<br />

16 % der älteren Menschen nutzen<br />

Online-Banking, rund 70 % lehnen es<br />

ab, das heißt, sie haben auch kein Interesse<br />

daran.<br />

Nur wenige Befragte sind mit ihrer<br />

Bank oder Sparkasse nicht zufrieden.<br />

Wenn Kritik geübt wird, dann vor<br />

allem in Bezug auf „Kosten und Konditionen“<br />

und rund um „Service und<br />

Beratung“. Neben dem Wohnortwechsel<br />

sind dies die Hauptgründe für den<br />

Wechsel zu einer anderen Bank. Allerdings<br />

war auch die Schließung von Filialen<br />

neben der Gebührenerhöhung der<br />

zweithäufigste Grund für den Wechsel.<br />

16<br />

Nein<br />

95 % Ja<br />

5 %<br />

© <strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft Befragung zur seniorengerechten Bank, 28.09.05<br />

Ergebnisse: Frage 20 (N= 1414)<br />

Nutzen Sie Online-Banking?<br />

Ja<br />

Nein, aber<br />

Interesse<br />

und Internet<br />

zuhause<br />

Nein, aber<br />

Interesse und<br />

kein Internet<br />

zuhause<br />

Nein, kein<br />

Interesse<br />

0 %<br />

15,5 %<br />

9,5 %<br />

9,6 %<br />

Gerade mit Blick auf das Thema Altersdiskriminierung<br />

war die Frage gestellt<br />

worden: „Hat Ihre Bank aufgrund<br />

Ihres Alters eine Leistung nicht gewährt<br />

bzw. hat sich etwas zum Nachteil verändert?“<br />

Diese Frage bejahten nur 5 %.<br />

Dennoch, auch wenn nur 68 Personen<br />

entsprechende Erlebnisse hatten,<br />

so werden wir uns die genannten<br />

Vorfälle in dem <strong>BAGSO</strong>-Arbeitskreis<br />

„Banken“ genau anschauen. Auch das<br />

Thema „Online-Banking und ältere<br />

Menschen“ werden wir noch näher<br />

betrachten. Außerdem wird in diesem<br />

Arbeitskreis auf der Grundlage der Befragung<br />

eine Kriterienliste entwickelt,<br />

mit der geprüft werden kann, inwieweit<br />

sich eine Bank auch an den Wünschen<br />

des älteren Kundenkreises orientiert.<br />

Dr. Barbara Keck<br />

<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />

Einen Beitrag zum Umgang von Banken und<br />

Versicherungen mit älteren Kunden von<br />

Dr. Guido Klumpp finden Sie auf Seite 29.<br />

68,5 %<br />

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %<br />

© <strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft Befragung zur seniorengerechten Bank , 28.09.05<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aus Seniorenarbeit/-politik<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Aktuelles<br />

8. Deutscher Seniorentag vom 16. – 18. Mai 2006 in Köln<br />

Die Vorankündigung ist erschienen!<br />

Dort erfahren Sie Genaueres über<br />

die vielen interessanten Veranstaltungen,<br />

die Foren und Workshops, den<br />

Kölner Treff, die Festveranstaltung,<br />

den ökumenischen Gottesdienst im<br />

Dom, die Gala im Gürzenich sowie die<br />

begleitende Ausstellung SenNova mit<br />

einem abwechslungsreichen Aktionsprogramm.<br />

Ende Januar erscheint das<br />

ausführliche Programmheft, das Sie<br />

ebenfalls in der <strong>BAGSO</strong>-Geschäftsstelle<br />

anfordern können.<br />

Schon heute möchten wir Sie über<br />

zwei Angebote informieren, so dass Sie<br />

die nächsten Wochen und Monate nutzen<br />

können: Erstens zum Fotografieren,<br />

zweitens um Ihre Reise nach Köln vorzubereiten.<br />

Diesmal sind auch private<br />

Gastgeber bereit, Ihnen ein Quartier<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Alter als Chance –<br />

der Fotowettbewerb<br />

zum 8. Deutschen<br />

Seniorentag<br />

Anlässlich des 8. Deutschen Seniorentags<br />

schreiben <strong>BAGSO</strong> und<br />

Feierabend.de, der Online Dienst für<br />

Senioren, einen Fotowettbewerb aus.<br />

Sein Motto wie das des Seniorentags<br />

ist: „Alter als Chance“. Im Mittelpunkt<br />

steht der ältere Mensch, herausgestellt<br />

werden sollen die positiven Aspekte des<br />

Alters.<br />

Die Themen<br />

• Mittendrin: Senioren und Familie<br />

• Miteinander – Füreinander:<br />

Gemeinsames (er)leben und gestalten<br />

• Lieben und Leben<br />

• Aktiv mit neuen Medien<br />

• Haus und Garten<br />

• Mit Tieren leben<br />

• Endlich reisen<br />

Der Ablauf<br />

Jede Hobbyfotografin und jeder<br />

Hobbyfotograf kann sich beteiligen<br />

und die Fotos vom 1. bis 31. März 2006<br />

bei www.Feierabend.de über ein vorbereitetes<br />

Internet-Formular hochladen<br />

und auf eine eigens eingerichtete Seite<br />

einstellen. Auf der <strong>BAGSO</strong>-Homepage<br />

wird ein Link installiert, der auf die<br />

Feierabend-Seiten weiterleitet.<br />

Die Abstimmung – ausschließlich<br />

via Internet – beginnt am 1. April und<br />

dauert bis zum 10. Mai 2006. Um Manipulationen<br />

zu vermeiden, erlaubt das<br />

System von Feierabend.de jedem Wähler<br />

nur eine einmalige Abstimmung.<br />

Beim Deutschen Seniorentag werden<br />

die „Top 25“ in einer Fotoausstellung<br />

gezeigt, so dass auch die Besucher<br />

des Seniorentages – ebenfalls am PC<br />

– über die Bilder abstimmen können.<br />

Am 18. Mai werden die Gewinner bekannt<br />

gegeben.<br />

Die Preise<br />

Ausgelobt werden Preise im Wert<br />

von mehreren Tausend Euro, der 1. Preis<br />

der Gesamtwertung ist eine Flusskreuzfahrt<br />

für zwei Personen.<br />

Die Wettbewerbsbedingungen<br />

Jeder Teilnehmer darf bis zu sieben<br />

Fotos einreichen, ein Foto pro Kategorie.<br />

Mit der Zusendung stimmt der<br />

Einsender einer unentgeltlichen Nutzung<br />

der Bilder durch die <strong>BAGSO</strong>, Feierabend<br />

und die Feierabend-Mitglieder<br />

zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

17


Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />

Foto: Mechthild Michalski<br />

Siegerfoto des Wettbewerbs „Alter im Blickpunkt“ anlässlich des 7. Deutschen Seniorentages 2003<br />

Kölner Seniorinnen<br />

und Senioren als<br />

Gastgeber<br />

Der Deutsche Seniorentag 2006 in<br />

Köln soll auch ein Ort der Begegnung<br />

und des Gespräches sein. Ältere und<br />

jüngere Menschen aus ganz Deutschland<br />

und Gäste aus dem Ausland<br />

kommen zusammen, um über aktuelle<br />

seniorenpolitische Fragen zu diskutieren,<br />

Neues aus der Seniorenarbeit zu<br />

erfahren, an einem ökumenischen Gottesdienst<br />

im Dom teilzunehmen und<br />

gemeinsam im Gürzenich „zu fiere“.<br />

Daher möchten die Seniorenvertretung<br />

der Stadt Köln und die <strong>BAGSO</strong><br />

18<br />

zwischen Senioren, die einen Gast<br />

beherbergen wollen, und Besuchern,<br />

die eine Übernachtungsmöglichkeit<br />

wünschen, den Kontakt herstellen. Wir<br />

hoffen, dass sich – ähnlich wie beim<br />

Weltjugendtag im August in Köln – genügend<br />

Seniorinnen und Senioren bereit<br />

finden, Gastgeber für einige Nächte<br />

zu sein.<br />

Elke Rieder, Ursula Richter und<br />

Horst Zimmermann haben sich bereit<br />

erklärt, Gastgeber und Gäste zusammenzubringen.<br />

Ab Montag, 9. Januar 2006 können<br />

Sie sich direkt mit ihnen in Verbindung<br />

setzen oder auch persönlich vorbeigehen.<br />

Jeweils montags von 10 – 12 Uhr<br />

und mittwochs von 14 – 16 Uhr im<br />

Büro der Kölner Seniorenvertretung in<br />

Köln-Kalk oder telefonisch unter:<br />

02 21 / 221 27 515.<br />

Sie können auch gern schreiben an:<br />

Kölner Seniorenvertretung<br />

Stichwort: 8. Deutscher Seniorentag<br />

– Kölner als Gastgeber<br />

Ottmar-Pohl-Platz 1<br />

51103 Köln<br />

Zimmer 3.C.56<br />

Auch wenn Sie eine Mail schicken,<br />

geben Sie bitte das Stichwort an.<br />

seniorenvertretung@stadt-koeln.de<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aus Seniorenarbeit/-politik<br />

Leitlinien zur langfristigen Reform der Rentenversicherung<br />

Prof. Dr. Winfried Schmähl erläuterte wesentliche Modelle zur Rentenreform<br />

Aufgrund der einschneidenden Belastungen,<br />

die Rentnerinnen und Rentner<br />

zunehmend betreffen und auch mit Blick<br />

auf künftige Generationen, hat die BAG-<br />

SO als Lobby der Älteren Leitlinien zur<br />

langfristigen Reform der Rentenversicherung<br />

entwickelt., die auf einer <strong>BAGSO</strong>-<br />

Rententagung am 14. 9. 2005 nach einem<br />

Vortrag von Prof. Dr. Schmähl intensiv<br />

diskutiert und verabschiedet wurden.<br />

In den vergangenen Jahren wurde in<br />

der Alterssicherungspolitik ein Paradigmenwechsel<br />

vollzogen: War früher die<br />

Erhaltung des Lebensstandards nach<br />

dem Äquivalenzprinzip vorrangig, so<br />

steht heute die Sicherung von Beitragssatzstabilität<br />

an erster Stelle. Als Folge<br />

der mit dieser Zielsetzung bereits vorgenommenen<br />

– und erst nach und nach<br />

wirksam werdenden – Änderungen in<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung ist<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

das tatsächliche Rentenniveau gesunken<br />

und wird weiter deutlich zurückgehen.<br />

Zusätzlich sind aus den Renten verstärkt<br />

Aufwendungen für Gesundheit<br />

und Pflege selbst zu tragen.<br />

Weiter gehende Einschnitte sind<br />

den Rentnerinnen und Rentnern nicht<br />

zuzumuten. Insbesondere darf nicht an<br />

der Rentensicherungsklausel, die eine<br />

nominale Rentenkürzung verhindert,<br />

gerüttelt werden.<br />

Auf lange Sicht wird ein Durchschnittsverdiener<br />

erst nach 35 Jahren<br />

einen Rentenanspruch in Höhe der beitragsfreien,<br />

steuerfinanzierten Grundsicherung<br />

erarbeiten. Dadurch gerät das<br />

beitragsfinanzierte Rentensystem in erhebliche<br />

Legitimationsschwierigkeiten.<br />

Menschen mit unterdurchschnittlichem<br />

Verdienst oder unterbrochenen<br />

Aktuelles<br />

Erwerbsbiografien (z. B. aufgrund von<br />

Arbeitslosigkeit, Erziehungs- und Pflegezeiten)<br />

droht zukünftig Altersarmut.<br />

Die steigende Bedeutung freiwilliger<br />

privater Vorsorge, die sich viele gar<br />

nicht leisten können, verstärkt den<br />

Trend zu Einkommensungleichheiten<br />

im Alter.<br />

1. Beibehaltung des solidarischen Versicherungsprinzips<br />

Die umlagefinanzierte solidarische<br />

Rentenversicherung hat sich im Prinzip<br />

bewährt. Nur ein solches staatliches<br />

Rentensystem kann auch Menschen mit<br />

Behinderungen oder gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen sowie Menschen<br />

in Risikoberufen und mit Arbeitsplatzrisiken<br />

eine angemessene Absicherung<br />

gewährleisten. Daraus folgt:<br />

1.1. Es muss sichergestellt sein, dass<br />

die Rente die eigene Beitragsleistung<br />

aus dem Arbeitsleben widerspiegelt<br />

(Äquivalenzprinzip).<br />

1.2. Auch unter den Belastungen<br />

des demografischen Wandels und den<br />

Veränderungen in der Arbeitswelt<br />

muss in Zukunft deutlich mehr als eine<br />

Armut vermeidende Grundsicherung<br />

erhalten bleiben. Ein Rentenniveau,<br />

das bei längerer Versicherungsdauer die<br />

Leistungen der Sozialhilfe nur unwesentlich<br />

übersteigt, stellt die Grundlage<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

– das Umlageverfahren mit lohnbezogener<br />

Beitragsfinanzierung und enger Beitrags-Leistungs-Beziehung<br />

– in Frage.<br />

1.3. Das Einkommen der meisten<br />

ostdeutschen Seniorenhaushalte beschränkt<br />

sich – anders als im Westen<br />

– auf Einnahmen aus der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung. Vor allem deshalb,<br />

aber auch mit Blick auf die Angleichung<br />

19


Aus Seniorenarbeit/-politik Aktuelles<br />

der Lebenshaltungskosten in Ost- und<br />

Westdeutschland müssen in der nun beginnenden<br />

Legislaturperiode die Renten<br />

schrittweise angeglichen werden. Das<br />

darf aber nicht zu Beitragserhöhungen<br />

führen.<br />

2. Anerkennung von Familienleistungen<br />

Kindererziehung kommt wie die Pflege<br />

von Angehörigen der ganzen Gesellschaft<br />

zugute und stützt langfristig das<br />

Rentensystem. Daraus folgt:<br />

2.1. Rente für Kindererziehung ist<br />

grundsätzlich aus dem Steuerhaushalt<br />

zu finanzieren. Die Dauer der Anrechnungszeit<br />

muss dem Erziehungsaufwand<br />

entsprechen.<br />

2.2. Auch der Anreiz zur Familienpflege<br />

muss über die geltende Regelung<br />

hinaus in Zukunft durch angemessene<br />

Rentenbeiträge (aus der Pflegeversicherung)<br />

deutlich verstärkt werden, weil<br />

bei wachsender Zahl alter und hoch betagter<br />

Menschen Pflege sonst personell<br />

nicht mehr gesichert werden kann.<br />

2.3. Die Hinterbliebenenrente ist<br />

in den vergangenen Jahren erheblich<br />

eingeschränkt worden. Eine weitere Reduzierung,<br />

die aus Einsparungsgründen<br />

vorgeschlagen wird, kann nur langfristig<br />

und bei entsprechenden Rahmenbedingungen<br />

ins Auge gefasst werden. Dazu<br />

zählen vor allem eine stärkere Berücksichtigung<br />

der Familienleistungen im<br />

Rentenrecht, eine ausreichende Kinderbetreuung<br />

und eine bessere Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf.<br />

3. Arbeitsmarkt und Renteneintrittsalter<br />

Die Rente wird auf lange Sicht nicht<br />

zu finanzieren sein, wenn die Spanne<br />

zwischen Berufseinstieg und Ausscheiden<br />

aus dem Berufsleben immer kürzer wird<br />

und die Beschäftigungsquote nicht steigt.<br />

Daraus folgt:<br />

3.1. Auf dem Arbeitsmarkt müssen<br />

Anreize zur Frühverrentung beseitigt<br />

20<br />

und solche zur Beschäftigung älterer<br />

Menschen geschaffen werden. Eine<br />

Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters<br />

kommt jedoch erst dann in<br />

Betracht, wenn die Arbeitschancen vor<br />

allem der Älteren deutlich verbessert<br />

worden sind.<br />

3.2. Bei allen Bestrebungen zur<br />

Anhebung des Rentenalters darf nicht<br />

außer Acht gelassen werden, dass es<br />

auch weiterhin Menschen geben wird,<br />

die aus gesundheitlichen Gründen oder<br />

wegen der besonderen Belastungen ihrer<br />

Tätigkeit nicht in der Lage sind, länger<br />

zu arbeiten. Die Absicherung dieser<br />

Menschen über eine Erwerbsminderungsrente<br />

in ausreichender Höhe muss<br />

sichergestellt sein.<br />

3.3. Darüber hinaus ist eine weitergehende<br />

Flexibilisierung des Renteneintrittsalters<br />

notwendig. Sie muss auch<br />

eine Renten steigernde Verlängerung<br />

der Lebensarbeitszeit zulassen.<br />

3.4. Langfristig muss durch eine<br />

stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen,<br />

jungen Menschen (Abbau der Jugendarbeitslosigkeit,<br />

Verkürzung von<br />

Ausbildungszeiten) und Älteren die<br />

Beschäftigungsquote erhöht werden.<br />

Die Beschäftigungsfähigkeit älterer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss<br />

durch vielfältige qualifizierende und<br />

gesundheitserhaltende Maßnahmen gefördert<br />

werden.<br />

3.5. In einer globalisierten Gesellschaft<br />

dürfen die Lohnnebenkosten die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />

und den Arbeitsmarkt nicht übermäßig<br />

belasten. Deshalb ist es erforderlich,<br />

dass Sozialbeiträge nicht zur Finanzierung<br />

solcher Ausgaben herangezogen<br />

werden, die sachgerecht aus Steuern zu<br />

finanzieren sind.<br />

4. Betriebliche und private Altersvorsorge<br />

Der betrieblichen und privaten<br />

Altersvorsorge kommt eine Renten ergänzende<br />

Funktion zu. Allerdings haben<br />

die rentennahen Jahrgänge wegen der<br />

kurzen Laufzeiten kaum Chancen, zu<br />

finanzierbaren Bedingungen Zusatzversicherungen<br />

abzuschließen. Auch die<br />

jüngeren Beschäftigten haben bisher<br />

wenig Gebrauch von solchen Angeboten<br />

gemacht, entweder mangels finanzieller<br />

Spielräume oder weil sie über die Probleme<br />

ihrer zukünftigen Alterssicherung<br />

nicht ausreichend informiert sind.<br />

Daraus folgt:<br />

4.1. Große Bedeutung hat der<br />

weitere Ausbau der betrieblichen Alterssicherung.<br />

Dazu kommen auch<br />

tarifvertragliche oder gruppenversicherungsvertragliche<br />

Regelungen in<br />

Betracht. Neue Formen der gesetzlichen<br />

Ausgestaltung – auch unter Einbeziehung<br />

von steuerlichen Vergünstigungen<br />

– müssen weiter entwickelt werden.<br />

Kleinere Unternehmen müssen beraten<br />

werden.<br />

4.2. Bei den privaten Zusatzversicherungen<br />

ist der Ausbau eines<br />

transparenten und unbürokratischen<br />

Angebots ebenso notwendig wie eine<br />

funktionierende Verbraucherberatung.<br />

4.3. Eine verpflichtende betriebliche<br />

oder private Zusatzversicherung<br />

wird vor allem dann unabdingbar, wenn<br />

an der beschlossenen Reduzierung des<br />

Leistungsniveaus in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung festgehalten und<br />

nicht sichergestellt wird, dass bei längerer<br />

Versicherungsdauer die Rente über<br />

dem Sozialhilfeniveau liegt. Eine solche<br />

Verpflichtung müsste dann allerdings<br />

mit erheblichen Steuermitteln sozial<br />

verträglich ausgestattet sein.<br />

5. Vertrauensschutz<br />

Als Lobby der Älteren fordert die<br />

<strong>BAGSO</strong>: Wer durch Beitragsleistungen<br />

Ansprüche erworben hat, muss sich<br />

darauf verlassen können, dass sie nicht<br />

durch spätere gesetzliche Änderungen<br />

gemindert werden. Nur so werden die<br />

Menschen wieder Vertrauen in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung gewinnen.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />

Bundesforum Familie: Denkanstöße für<br />

die Gestaltung der Beziehungen zwischen<br />

den Generationen<br />

Das Bundesforum Familie, ein Projekt in Rechtsträgerschaft der Arbeitsgemeinschaft<br />

der deutschen Familienorganisationen (AGF) e.V., ist ein Netzwerk für die Belange<br />

der Familien.<br />

Hier haben sich über 80 bundesweit<br />

tätige Verbände und Institutionen, die<br />

aktiv Verantwortung für eine familienfreundliche<br />

Gesellschaft übernehmen,<br />

zusammengeschlossen. Zu ihnen gehören<br />

u. a. die Wohlfahrts- und Familienverbände,<br />

die Deutsche Bischofskonferenz,<br />

die Bundesvereinigung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände, der<br />

Deutsche Gewerkschaftsbund, Pro<br />

Familia, die Deutsche Gesellschaft<br />

für Hauswirtschaft, der Tagesmütterbundesverband<br />

und die Bertelsmann-<br />

Stiftung. Auch die <strong>BAGSO</strong>, deren Geschäftsführerin<br />

Dr. Erika Neubauer in<br />

die Steuerungsgruppe gewählt wurde,<br />

hat sich dem Bundesforum Familie<br />

angeschlossen. Alle Mitglieder haben<br />

sich verpflichtet, die unterschiedlichen<br />

Werteorientierungen zu achten und zu<br />

respektieren.<br />

Vielfältig, unabhängig und sachbezogen<br />

erarbeiten die Verbände und Organisationen<br />

Beiträge zu familienpolitischen<br />

Themen und geben Denkanstöße,<br />

die unabhängig vom tagespolitischen<br />

Geschehen in die Zukunft reichen. Zu<br />

den abgeschlossenen Themen gehören<br />

„Familien und Medien – vernetzte Familie“<br />

und „Migrationsfamilien – Zwischen<br />

Integration und Ausgrenzung“.<br />

Um sowohl der Vielzahl der Mitglieder<br />

als auch der Komplexität der<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Themen Rechnung tragen zu können,<br />

arbeitet das Bundesforum Familie auf<br />

Projektbasis. Zwei Jahre sind für jedes<br />

Schwerpunktthema vorgesehen. In<br />

dieser Zeit erwerben die Mitglieder auf<br />

Fachveranstaltungen, in Arbeitsgruppen<br />

oder Foren ein umfassendes Wissen,<br />

das zum einen durch entsprechende<br />

Publikationen nach außen wirkt, zum<br />

anderen aber in die Mitgliedsverbände<br />

zurück, nach innen wirken soll. Nachhaltigkeit<br />

ist das Ziel dieses Verfahrens.<br />

„Familie und Generationen – Leben<br />

in gemeinsamer Verantwortung“ stand<br />

als Titel über der Mitgliederversammlung<br />

im Mai 2005 in Berlin. Unter<br />

dieser Überschrift wurde gleichzeitig<br />

in das neue Thema eingeführt, mit dem<br />

sich das Bundesforum Familie bis Ende<br />

2006 befassen wird. Die Mitglieder haben<br />

sich damit für einen inhaltlichen<br />

Schwerpunkt entschieden, der unter<br />

dem Stichwort „demografischer Wandel“<br />

einen hohen Aufmerksamkeitswert<br />

besitzt. Das Thema berührt so unterschiedliche<br />

Politikbereiche wie Arbeit<br />

und Soziales, Gesundheit, Wohnen,<br />

Familien- und Bildungspolitik.<br />

Die Lebenserwartung steigt, die<br />

Kinderzahl pro Familie sinkt, die gemeinsame<br />

Lebenszeit unterschiedlicher<br />

Generationen einer Familie nimmt<br />

zu. Steigende Mobilität und Aktivität<br />

sowohl der Seniorinnen und Senioren<br />

als auch der Kinder und Kindeskinder<br />

bringen eine neue Dynamik und Qualität<br />

in die Beziehungen der Generationen.<br />

Damit sind Chancen und Risiken<br />

verbunden, Belastungen und Vorteile.<br />

Die Beziehungen zwischen den Eltern-<br />

und Kindergenerationen werden<br />

überwiegend mit „gut“ bewertet. Eltern<br />

und Kinder geben in Umfragen häufig<br />

an, sich gegenseitig zu unterstützen<br />

und regelmäßigen Kontakt zueinander<br />

zu haben. Die Familie spielt bei älteren<br />

wie bei jüngeren Menschen eine zentrale<br />

Rolle. Um von einer Krise in den<br />

Beziehungen zwischen Jung und Alt zu<br />

sprechen, besteht zurzeit noch eine viel<br />

zu große Nähe bei vielen zentralen Einstellungen<br />

und Werten.<br />

Trotzdem sind Konflikte unumgänglich.<br />

Unterschiedliche Kontaktwünsche,<br />

unerfüllte Erwartungen, finanzielle<br />

Unsicherheiten oder Abhängigkeiten,<br />

ideologisch oder moralisch andere<br />

Wertigkeiten, die Doppelbelastungen<br />

der „Sandwichgeneration“, die häufig<br />

gleichzeitig Kinder erzieht und Eltern<br />

betreut oder pflegt – dies alles und<br />

sicher einiges mehr erschweren ein unbefangenes<br />

Miteinander.<br />

Die demografischen Veränderungen<br />

stellen an alle Generationen hohe<br />

21


Aus Seniorenarbeit/-politik Aktuelles<br />

Anforderungen: Flexibilität, Lernbereitschaft<br />

und Toleranz sind unabdingbare<br />

Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander.<br />

Die noch unbewältigte Krise<br />

der Sozialversicherungssysteme darf<br />

dabei kein Instrument werden, die Solidarität<br />

der Generationen zu gefährden.<br />

Wie bei allen großen gesellschaftlichen<br />

Fragen bedarf es auch hier eines Miteinanders,<br />

nicht eines Gegeneinanders.<br />

Das Bundesforum Familie ist in<br />

besonderem Maße geeignet, unberührt<br />

von bundespolitischen Strömungen<br />

oder den Interessen einzelner Verbände,<br />

der Frage nach einer neu zu gestaltenden<br />

Solidarität der Generationen und<br />

ihrer Familien nachzugehen. Ziel einer<br />

an diesen Erfordernissen wachsenden<br />

Politik muss es sein, das innerfamiliäre<br />

Beziehungsgefüge zu stärken und Belastungen<br />

abzufedern. Wie dies gelingen<br />

kann – das ist eine der großen Fragen<br />

für die Zukunft, der wir uns in den<br />

nächsten zwei Jahren stellen werden.<br />

Inge Michels<br />

Bundesforum Familie<br />

Courbièrestr. 12, 10787 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 21 96 25 13<br />

info@bundesforum-familie.de<br />

www.bundesforum-familie.de<br />

P.S. Die <strong>BAGSO</strong> hat sich aktiv an der<br />

Erarbeitung des 7. Familienberichtes<br />

beteiligt und einen Empfehlungskatalog<br />

„Solidarität von Familien: Gegenseitige<br />

Unterstützung und Grenzen der Belastbarkeit“<br />

vorgelegt, den Sie auf der<br />

<strong>BAGSO</strong>-Homepage finden. Auf Anfrage<br />

senden wir ihn gern zu.<br />

Inge Michels, geb. 1962, verheiratet,<br />

2 Kinder, Journalistin und Diplom-Pädagogin,<br />

arbeitet als wissenschaftliche<br />

Referentin bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

der deutschen Familienorganisationen<br />

(AGF) e.V.<br />

22<br />

FORUM SENIORENBILDUNG – Köln<br />

Projektleiterin Anneliese Kohl<br />

Was ist das Besondere an diesem<br />

zweijährigen Konzept, das seit Jahren<br />

im Doris-Roper-Haus in Köln – in Verbindung<br />

mit Geragogen der Universität<br />

Dortmund – erfolgreich angeboten und<br />

durchgeführt wird?<br />

Bevor ich mich als Ältere(r) für<br />

andere einsetze und bürgerschaftlich<br />

engagiere, kläre ich erst einmal meine<br />

eigenen Fragen, Bedürfnisse rund um<br />

die neue Lebensphase und die Veränderungen,<br />

die das Älterwerden mit sich<br />

bringt. Der gesellschaftliche Wandel<br />

unserer Lebensbedingungen betrifft in<br />

besonderer Weise die lange, nachberufliche<br />

Phase, das so genannte „Dritte<br />

Alter“. Es ist eine Herausforderung, aber<br />

auch eine Chance, um etwas Neues zu<br />

beginnen.<br />

In Kurs 1, Jahresseminar „Das Leben<br />

nach dem Beruf“ (18 Veranstaltungen<br />

und ein Wochenende), geht es um das<br />

Gelingen des eigenen Älterwerdens und<br />

das Weiterentwickeln der persönlichen<br />

Kompetenz.<br />

Kurs 2 „Die Sozialgeragogische<br />

Fortbildung“ ist ein Jahreskurs mit insgesamt<br />

18 Studientagen, durch den Sie<br />

eine umfassende Qualifikation erhalten<br />

für berufliches oder bürgerschaftliches<br />

Engagement. Als Multiplikator/in lernen<br />

Sie, andere Menschen fördernd in<br />

diese „Dritte Lebensphase“ zu begleiten<br />

(Voraussetzung der Teilnahme an Kurs<br />

2 ist die regelmäßige Anwesenheit und<br />

Mitarbeit in Kurs 1 oder pädagogische/<br />

sozialpädagogische Vorbildung). Neben<br />

der Projektleiterin Anneliese Kohl wirken<br />

mit: Professor Dr. Ludger Veelken,<br />

Dr. Eva Gösken aus dem Arbeitsbereich<br />

Soziale Gerontologie und Geragogik<br />

der Universität Dortmund und weitere<br />

Geragogen/innen.<br />

Das Projekt hat eindeutig Modellcharakter<br />

und ist übertragbar auf<br />

andere Städte und Einrichtungen. Es<br />

entspricht allen Anforderungen einer<br />

modernen, gemeinwesenorientierten<br />

Seniorenarbeit und vermittelt neueste<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse. Es<br />

gibt außerhalb von Universitäten und<br />

Fachhochschulen keine vergleichbar so<br />

umfangreiche und anspruchsvolle Aus-<br />

und Fortbildung, in der Sie sowohl den<br />

Umgang mit dem eigenen Älterwerden<br />

lernen, als auch die Qualifikation gewinnen,<br />

sich bürgerschaftlich für eine<br />

neue Alternskultur zu engagieren. Wir<br />

stärken Ihre eigene Selbstständigkeit,<br />

bieten die Qualifikation für eine aktuell<br />

gesellschaftlich notwendige Aufgabe,<br />

die Ihrem Leben neuen Inhalt und Sinn<br />

geben kann. – Das Projekt wird zum<br />

dritten Mal durch die Marga-und Walter-Boll-Stiftung<br />

finanziell gefördert.<br />

Dipl. Soz. Pädagogin Anneliese Kohl<br />

Doris-Roper-Haus im Quäker<br />

Nachbarschaftsheim e.V.<br />

Kreutzerstr. 5-9<br />

50672 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 95 15 40 41<br />

E-Mail: seniorentreff@quaekernachbarschaftsheim.de<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />

<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />

im Abonnement<br />

Wollen Sie die Arbeit der <strong>BAGSO</strong> als<br />

Lobby der Älteren unterstützen?<br />

Möchten Sie, dass sie auch in Zukunft<br />

die Möglichkeit hat, ein realistisches Altersbild<br />

in die Öffentlichkeit zu tragen?<br />

Sie können die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten abonnieren, indem Sie das Bestellformular ausfüllen:<br />

� Ja, ich abonniere die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten zum Preis von 16,00 �<br />

� Ja, ich abonniere die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten und zahle 12,00 �,<br />

da ich Mitglied des <strong>BAGSO</strong>-Verbandes_____________________ bin.<br />

Das Abonnement umfasst 4 Ausgaben im Jahr inkl. Versand.<br />

Meine Anschrift:<br />

� Frau/ � Herr<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Vorname Name<br />

Straße/Nr. PLZ Ort<br />

Ich bezahle: � Rechnung � per Lastschrift<br />

Meine Bankverbindung:<br />

Ist es Ihnen ein Anliegen, dass die<br />

enormen Leistungen der Älteren für<br />

unsere Gesellschaft auch deutlich gemacht<br />

werden?<br />

Sie können die Öffentlichkeitsarbeit<br />

der <strong>BAGSO</strong> unterstützen, indem Sie die<br />

<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten abonnieren!<br />

Vier Ausgaben im Jahr kosten Sie<br />

inklusive Versand nur 16 �, als Mitglied<br />

in einem der 87 <strong>BAGSO</strong>-Verbände zahlen<br />

Sie sogar lediglich 12 �!<br />

Sie können die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />

auch verschenken, so z. B. zu<br />

Weihnachten.<br />

Ein Geschenk-Abo-Formular senden<br />

wir Ihnen gern zu.<br />

<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten im Abonnement<br />

Name der BANK BLZ: Konto-Nr.<br />

Ort/Datum Unterschrift<br />

Zum Jahresende möchten wir den Autorinnen<br />

und Autoren, die im zu Ende gehenden<br />

Jahr ihre Texte honorarfrei für die <strong>BAGSO</strong>-<br />

Nachrichten zur Verfügung gestellt haben,<br />

herzlich danken.<br />

Ihnen allen und auch Ihnen, unseren<br />

verehrten Leserinnen und Lesern, wünschen<br />

wir gesegnete Weihnachten und ein gesundes,<br />

erfolgreiches Jahr.<br />

Möge es uns allen gemeinsam gelingen,<br />

die vielen vor uns liegenden Aufgaben im<br />

Interesse der älteren Generationen anzugehen,<br />

uns nicht entmutigen zu lassen und<br />

unbeirrt nach Lösungswegen zu suchen!<br />

Antwort per Fax an:<br />

02 28/24 99 93 20 oder per Post an<br />

die <strong>BAGSO</strong>, Eifelstraße 9, 53119 Bonn<br />

23


Senioren – kritische Kunden<br />

Tücken des Betreuungsmarktes – Betreutes Wohnen<br />

unter der Lupe<br />

Auf der Fachtagung der BIVA<br />

– Bundesinteressenvertretung und Selbsthilfeverband<br />

der Bewohnerinnen und<br />

Bewohner von Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen<br />

– hielt deren Geschäftsführerin,<br />

die Rechtsanwältin Katrin Markus<br />

einen Vortrag, in dem sie zwei Fragen<br />

nachging:<br />

1. Bieten die Wohn- oder Betreuungsmodelle<br />

ausreichend rechtlichen Schutz<br />

vor den Interessen von Investoren und<br />

Betreibern und der Marktmacht der<br />

ambulanten Dienstleister bieten?<br />

2. Gibt es einen gesetzgeberischen<br />

Handlungsbedarf zum Schutz der in<br />

dieser Wohnform lebenden Älteren?<br />

Der Markt ist schlecht überschaubar,<br />

stellt die Rechtsanwältin Katrin Markus<br />

fest, die für die BIVA die Rechtsprobleme<br />

beim betreuten Wohnen für<br />

Senioren untersuchte. „Betreutes<br />

Wohnen“ ist kein gesetzlich geschützter<br />

Rechtsbegriff, mit dem bestimmte<br />

Leistungsstandards garantiert sind. Es<br />

ist ein beliebig und unüberprüft zu<br />

verwendendes Etikett für eine modern<br />

gewordene Wohnform.<br />

Hinter dem Begriff „Betreutes Wohnen“<br />

verbergen sich die unterschiedlichsten<br />

Angebote, die nicht immer die<br />

vorgegebenen Konzepte umsetzen und<br />

zum Teil zweifelhafte Betreuungsleistungen<br />

versprechen. Da es an qualitativen<br />

Mindeststandards und verbindlichen<br />

Richtlinien fehlt, kann man beim<br />

betreuten Wohnen immer noch von<br />

einem Experimentierfeld sprechen.<br />

Interessenten sollten genau hinsehen,<br />

wie die konzeptionellen, strukturellen<br />

und vertraglichen Gegebenheiten<br />

aussehen. Denn es gibt weder derzeit<br />

24<br />

noch in naher Zukunft einen gesetzlich<br />

geschützten Begriff „Betreutes Wohnen“<br />

mit spezifischen Rechtsnormen<br />

zum Schutz der Nutzer dieser Wohnform,<br />

die eindeutig definieren, welche<br />

Qualitätsmindeststandards die Anbieter<br />

des Betreuten Seniorenwohnens erfüllen<br />

müssen. Nicht die Bezeichnungen<br />

„Betreutes Wohnen“ oder „Service-<br />

Wohnen“ sind entscheidend, sondern<br />

das Leistungsgefüge und die Inhalte der<br />

Versorgungszusagen.<br />

Im Idealfall sollte sie barrierefrei<br />

und kommunikationsfördernd sein,<br />

verbunden mit einem bedarfsgerechten,<br />

frei wählbaren und zuverlässigen<br />

Betreuungs- und Pflegeangebot.<br />

Bestimmte Grundstrukturen und<br />

-prinzipien haben sich im Laufe der<br />

Fachdiskussion über Orientierungsmaßstäbe<br />

für die qualitative Bewertung<br />

von Angeboten des „Betreuten Wohnens“<br />

herausgebildet. Folgende Grundstrukturen<br />

sind festzustellen:<br />

� Wohnen<br />

� Grundservice<br />

� Zusatz- oder Wahlleistungen<br />

Folgende Grundprinzipien sind als<br />

Mindestqualitätsstandards zu nennen:<br />

� Ein altersgerechtes Wohnangebot<br />

– besser: rollstuhlgerecht, barriere-<br />

frei nach DIN 1802<br />

� Beschränkung der Grundbetreu-<br />

ungspauschale auf ein Mindestmaß<br />

von Leistungen<br />

� freie Wahl unterschiedlicher<br />

Leistungsanbieter<br />

� ein verbindliches Betreuungskonzept<br />

� regelmäßige und zuverlässige<br />

Betreuung durch qualifiziertes<br />

Personal<br />

Aktuelles<br />

� Transparenz der Leistungsange-<br />

bote nach Art, Umfang, Häufigkeit<br />

und Preis<br />

� eindeutige vertragliche Regelungen.<br />

In der Praxis können aus diesen<br />

Grundregeln und Grundprinzipien<br />

kaum Rechte hergeleitet werden, denn<br />

in den Verträgen sind oft die Leistungsverpflichtungen<br />

so unscharf beschrieben,<br />

dass Ansprüche nicht eingeklagt<br />

werden können:<br />

Das Wohnen<br />

Meistens fehlen Regelungen über<br />

die altersgerechte Ausstattung, etwa<br />

die Barrierefreiheit der Wohnung und<br />

die Funktionsweise der Notrufanlage.<br />

Auch die Miethöhe macht Probleme,<br />

es gibt Preise, die an Wucher grenzen.<br />

Qualitätsmaßstab sollte das ortsübliche<br />

Mietniveau plus Zuschläge für Ausstattung<br />

und Gemeinschaftsflächen sowie<br />

Nebenkosten sein.<br />

Betreiber des „Betreuten Wohnens“<br />

sind häufig nicht auf eine zunehmende<br />

Zahl von pflegebedürftigen, vor<br />

allem dementen, älteren Menschen<br />

vorbereitet. Kündigung wegen einer<br />

Veränderung des Gesundheitszustandes<br />

ist rechtlich nicht zulässig, ebenso eine<br />

vorweg genommene Zustimmung zur<br />

Verlegung in ein Pflegeheim.<br />

Der Grundservice<br />

Um dem Betreuten Wohnen immanenten<br />

Sicherungsfaktor Genüge zu<br />

leisten, werden den Senioren Grundserviceleistungen<br />

angeboten, die in<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />

der Regel pauschal abgegolten werden.<br />

Im Laufe der Zeit haben sich folgende<br />

Grundserviceleistungen als unverzichtbar<br />

erwiesen:<br />

� 24 Stunden besetzter Hausnotruf<br />

� Sprechstunden zur Beratung<br />

� Organisation oder zeitlich begrenz-<br />

te Inanspruchnahme von Dienst-<br />

leistungen wie Hausmeister, haus-<br />

wirtschaftliche, soziale, pflegerische<br />

Dienste<br />

� Vorhalten von Gemeinschafts- und<br />

Versorgungsräumen<br />

� Bereitstellung sächlicher Mittel<br />

wie Leitern, Rollwagen.<br />

Bietet der Investor oder Betreiber<br />

der Einrichtung diese Leistungen nicht<br />

selbst an, wird er auf kompetente<br />

Dienstleister vor Ort verweisen. Für<br />

den Grundservice wird eine Pauschale<br />

berechnet, auch dann, wenn die Leistungen<br />

nicht in Anspruch genommen<br />

werden. Die Höhe der Pauschale variiert<br />

erheblich. Richtgrößen gibt es<br />

beim Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

(An der Pauluskirche 3, 50677 Köln,<br />

Tel.: 02 21 / 93 18 470; Mail: info@kda.de,<br />

URL: www.kda.de). Es ist eine trennscharfe<br />

Abgrenzung zu den gesonderten<br />

Zusatzleistungen vorzunehmen, um zu<br />

vermeiden, dass dieselbe Leistung zweimal<br />

bezahlt wird.<br />

Rechtsprobleme im Zusammenhang<br />

mit Grundservice und Pauschale<br />

sind Probleme der täglichen Praxis, die<br />

größtenteils ungelöst sind und immer<br />

wieder zu Unzufriedenheit und Unmut<br />

führen, wie z. B. ungenaue Aussagen<br />

über Art und Umfang einzelner Leistungen<br />

und deren Erbringer. Häufig<br />

sind „schwammige“ Formulierungen<br />

wie „Beratung nach Bedarf“ oder „gelegentliche<br />

Hilfen“. Es fehlen Kriterien,<br />

wie sich die Pauschale zusammensetzt.<br />

Die Zusatzleistungen<br />

Leistungen über den Grundservice<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

hinaus werden als Zusatz- oder Wahlleistungen<br />

angeboten:<br />

� Hauswirtschaftliche Hilfen wie<br />

Wohnungsreinigung, Wäschedienst,<br />

Einkaufshilfen, Essensversorgung,<br />

handwerkliche Arbeiten<br />

� soziale Betreuung wie Hol-, Bringe-,<br />

Begleitdienste, Kommunikations-<br />

angebote u. a.<br />

� pflegerische Leistungen wie Grund-<br />

und Behandlungspflege<br />

� Sonstiges wie Fußpflege und Friseur.<br />

Gezahlt werden nur die tatsächlichen<br />

Leistungen. Jeder Einzelleistung ist ein<br />

Preis zuzuordnen. Jede Vermengung mit<br />

Leistungen aus dem Mietvertrag oder<br />

dem Grundservice ist unzulässig.<br />

Resümee<br />

„Betreutes Wohnen” ist bis heute keine<br />

eindeutig definierte Wohnform. Die<br />

Rechtsprechung versteht unter betreutem<br />

Wohnen eine Wohnform für ältere<br />

oder behinderte Menschen, bei der im<br />

Interesse der Wahrung einer möglichst<br />

lang dauernden eigenständigen Lebensführung<br />

neben der alten- und behindertengerechten<br />

Wohnung die Sicherheit<br />

einer Grundversorgung gegeben ist<br />

und im Bedarfsfall weitere Dienste in<br />

Anspruch genommen werden können<br />

(Verwaltungsgerichtshof Baden-<br />

Württemberg, Urteil vom 12.09.2003,<br />

AZ 14 S 718/03).<br />

Soweit die Wohnformen des „Betreuten<br />

Wohnens“ nicht unter den<br />

Heimbegriff zu subsumieren sind, wird<br />

darüber diskutiert werden müssen, ob<br />

man die Entwicklung in diesem Bereich<br />

ebenfalls gesetzgeberisch beeinflussen<br />

will. Die derzeitige Rechtslage gibt den<br />

Senioren keinen ausreichenden Schutz<br />

vor unredlichen Leistungsanbietern. Die<br />

Ungewissheit, ob man an redliche oder<br />

unredliche Anbieter gerät, ist derzeit<br />

entscheidend, ob betreutes Wohnen<br />

zum bereuten Wohnen und aus einem<br />

Wunschtraum nach bedarfsgerechter<br />

Versorgung im Alter ein Alptraum wird.<br />

Die zehn wichtigsten Fragen zum<br />

Betreuten Wohnen<br />

1. Hat die mir angebotene Wohnung<br />

eine altersgerechte Ausstattung, ist sie<br />

rollstuhlgerecht, barrierefrei und hat sie<br />

eine Notrufanlage?<br />

2. Entspricht die Miete dem ortsüblichen<br />

Mietniveau plus Zuschlägen?<br />

3. Wie sehen das Leistungsgefüge und<br />

der Inhalt der Versorgungszusagen aus?<br />

4. Woraus besteht das Betreuungsangebot<br />

an Grundleistungen im<br />

Einzelnen?<br />

5. Wer erbringt die Leistungen?<br />

6. Wie hoch ist die Grundleistungspauschale,<br />

und sind deren Bestandteile deutlich<br />

abgegrenzt zu den Zusatzleistungen?<br />

7. Welche Zusatz- und Wahlleistungen<br />

werden angeboten, und ist jeder Leistung<br />

ein Preis zugeordnet?<br />

8. Kann man mir kündigen wegen Veränderung<br />

meines Gesundheitszustandes,<br />

insbesondere falls ich pflegebedürftig<br />

werde?<br />

9. Erwartet der Betreiber eine Vorab-Genehmigung<br />

einer Verlegung ins Pflegeheim?<br />

10. Gibt es für mich als Bewohner einen<br />

gesetzlichen Schutz oder bin ich schutzlos?<br />

Rosmarie Hennigs hat den Vortrag<br />

freundlicherweise für die <strong>BAGSO</strong>-<br />

Nachrichten gekürzt. Die ausführliche<br />

Version ist zu finden in der von<br />

der BIVA herausgegebenen Broschüre<br />

„Rechtsprobleme beim betreuten Wohnen<br />

für Senioren - Eine Übersicht über<br />

die wesentlichen Rechtsfragen bei der<br />

Verknüpfung von Wohnen und Betreuung“,<br />

26 Seiten, April 2005, 5 € zuzügl.<br />

Versand. Zu beziehen bei der BIVA,<br />

Postfach 1247, 53911 Swisttal, Telefon:<br />

0 22 54 / 70 45, Fax: 0 22 54 / 70 46,<br />

Mail: info@biva.de<br />

25


Senioren – kritische Kunden<br />

Wohnen im Alter<br />

Um die Wohnbedürfnisse älterer<br />

Menschen näher zu untersuchen, führte<br />

die <strong>BAGSO</strong> zwischen März und Juli 2005<br />

eine Befragung durch, die von Studierenden<br />

der Fachhochschule Osnabrück unter<br />

Anleitung von Prof. Dr. Elisabeth Leicht-<br />

Eckardt vorbereitet worden war.<br />

An der Befragung beteiligten sich<br />

459 Personen mit einem Durchschnittsalter<br />

von 69 Jahren. 17,5 % beantworteten<br />

den Fragebogen online auf den<br />

Internetseiten der <strong>BAGSO</strong>; bei dieser<br />

Gruppe lag das Durchschnittsalter bei<br />

61 Jahren. Frauen sind – entsprechend<br />

der demografischen Situation – mit<br />

61 % stärker vertreten als Männer.<br />

Knapp 90 % der Befragten führen einen<br />

eigenen Haushalt; bei den über 80-Jährigen<br />

sinkt dieser Anteil unter 66 %.<br />

38,4 % der Befragten leben allein; dieser<br />

Anteil steigt mit dem Alter und er liegt<br />

bei Frauen mit 54 % deutlich höher als<br />

bei Männern (18 %).<br />

Wichtigste Ergebnisse<br />

Die befragten älteren Menschen<br />

verbringen durchschnittlich nur 4 1⁄4<br />

Stunden am Tag nicht in ihrer Wohnung,<br />

wobei sich Menschen mit zunehmendem<br />

Alter immer weniger außerhalb<br />

aufhalten. Erhebliche Unterschiede<br />

bestehen auch zwischen Männern<br />

(4 3⁄4 Stunden) und Frauen (3 1⁄2 Stunden)<br />

sowie nach Wohnortgröße (Stadt:<br />

26<br />

Grafik 1: Außerhalb der Wohnung verbrachte Zeit pro Tag<br />

weniger als 1 Stunde<br />

1 - 2 Stunden<br />

2 - 4 Stunden<br />

4 - 6 Stunden<br />

6 - 8 Stunden<br />

8 -10 Stunden<br />

mehr als 10 Stunden<br />

N=459<br />

4,5 %<br />

5,4 %<br />

5,2 %<br />

9,5 %<br />

4 1⁄2 und ländlicher Raum 3 1⁄2 Stunden).<br />

In jedem Fall hat das Wohnen hat also<br />

in der Zeit des so genannten Ruhestands<br />

eine erheblich größere Bedeutung als in<br />

früheren Lebensphasen.<br />

Besonders wichtig sind den Älteren<br />

die Kontakte zu Freunden (77 %)<br />

14,7 %<br />

24,5 %<br />

36,1 %<br />

0 % 10 % 20 % 30 % 40 %<br />

Aktuelles<br />

und Familienangehörigen (74 %). Die<br />

familiäre Bindung ist Frauen (78,3 %)<br />

auffallend wichtiger als Männern<br />

(68 %). Die Nachbarn folgen an dritter<br />

Stelle mit beachtlichen 53 %, während<br />

sich lediglich gut 5 % der Älteren zu<br />

einem Leben „in Zurückgezogenheit“<br />

bekennen.<br />

Grafik 2: Wichtigkeit sozialer Kontakte: Ich lege viel Wert auf ...<br />

Freunde<br />

Familie<br />

Nachbarschaft<br />

Gleichaltrige<br />

Ich lebe lieber<br />

zurückgezogen<br />

N=459<br />

5,3 %<br />

40,2 %<br />

53,2 %<br />

76,9 %<br />

74,1 %<br />

0 % 20 % 40 % 60 % 80 %<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />

Grafik 3: Sorgen, die mit dem Älterwerden verbunden werden ...<br />

Verlust der Selbständigkeit<br />

Krankheit und Leiden<br />

Einsamkeit<br />

Das Gefühl, anderen zur Last zu fallen<br />

Mangelhafte finanzielle Versorgung<br />

Zu wenig sinnerfüllende Aufgaben zu besitzen<br />

Angst vor Kriminalität<br />

Sonstiges<br />

N=459<br />

Um die sozialen Aspekte des Wohnens<br />

im Alter zu vertiefen, wurde<br />

außerdem gefragt, welche Sorgen der<br />

Älteren besonders ernst genommen<br />

werden müssen. Wenig überraschend<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

0 %<br />

5,3<br />

23,3<br />

22,4<br />

33,3<br />

51,5<br />

47,6<br />

67,7<br />

76,9<br />

15 % 30 % 45 % 60 % 75 % 90 %<br />

Grafik 4: Was missfällt an Ihrer Wohnsituation besonders?<br />

N=184<br />

Wohnumfeld<br />

15 %<br />

Lärm und sonstige<br />

Umweltbelastungen<br />

14 %<br />

Größe und Ausstattung<br />

von Wohnung und<br />

Garten<br />

21%<br />

sind die am häufigsten genannten<br />

Themen „Verlust von Selbstständigkeit“<br />

(77 %) und „Krankheit“ (knapp<br />

68 %). Die nächsten beiden Punkte<br />

geben zu denken: Für 51,5 % der Be-<br />

Anonymität / Einsamkeit<br />

9 %<br />

Unterhalt der Wohnung<br />

4 %<br />

Kosten<br />

4 %<br />

Wohnung<br />

nicht altersgerecht<br />

23 %<br />

Nachbarschaft<br />

6 %<br />

Sonstiges<br />

4 %<br />

fragten ist Einsamkeit eine zentrale<br />

Frage des Älterwerdens in unserer Gesellschaft.<br />

Und nahezu 48 % der Befragten<br />

nennen die Sorge, anderen zur Last<br />

zu fallen. Hierüber machen sich Frauen<br />

(52 %) mehr Gedanken als Männer<br />

(41 %). Die Frage der finanziellen Absicherung<br />

wird von einem Drittel der<br />

Befragten als besonders wichtiges Thema<br />

genannt.<br />

Wie zufrieden sind die Älteren nun<br />

mit ihrer Wohnsituation? Die überwiegende<br />

Mehrheit der Befragten gibt an,<br />

mit ihrer Wohnsituation zufrieden oder<br />

sogar sehr zufrieden zu sein. Nur etwa<br />

7 % sagen, dass sie nicht zufrieden sind,<br />

wobei die Unzufriedenheit bei Frauen<br />

mit etwa 9 % größer ist als bei Männern<br />

(3,4 %).<br />

184 Personen können dennoch konkrete<br />

Unzufriedenheitsfaktoren benennen.<br />

Die größte Gruppe gibt an, dass<br />

ihre Wohnung nicht altersgerecht, also<br />

nicht barrierefrei ist (23 %). Über Größe<br />

und Ausstattung von Wohnung und Garten<br />

beklagen sich 21 %. Das Wohnumfeld<br />

und dabei insbesondere das Fehlen von<br />

Geschäften oder die schlechte Verkehrsanbindung<br />

bemängeln 15 %. Mit Lärm<br />

und sonstigen Umweltbelastungen haben<br />

14 % zu kämpfen. Anonymität und Einsamkeit<br />

werden seltener als Kritikpunkt<br />

genannt.<br />

Immerhin geben 27,6 % an, dass<br />

sie ihre Wohnsituation in den letzten<br />

fünf Jahren verändert haben oder dass<br />

eine Veränderung bevorsteht. Bei den<br />

Frauen (32 %) ist der Wunsch nach<br />

Veränderung ausgeprägter als bei den<br />

Männern (21,5 %).<br />

139 Personen haben ihre Veränderungsbedürfnisse<br />

konkretisiert. Ihnen<br />

geht es vor allem um Umbaumaßnahmen<br />

(17 %); weitere 6 % suchen<br />

die Barrierefreiheit in einer neuen<br />

Wohnung. Ein Umzug zwecks Verkleinerung<br />

ist für 14 % die richtige Lösung.<br />

Hier geht es sicher auch um den Faktor<br />

27


Senioren – kritische Kunden<br />

N=184<br />

Grafik 5: Bereits vorgenommene bzw. geplante Veränderungen ...<br />

28<br />

Umzug in<br />

gemeinschaftliches<br />

Wohnen<br />

16 %<br />

N=139<br />

„Zeit“. Das Führen eines großen Haushalts<br />

oder eines großen Gartens wird<br />

mit zunehmendem Alter zur Belastung.<br />

Beachtliche 16 % sehen in dem Konzept<br />

des gemeinschaftlichen Wohnens eine<br />

Chance für einen Neuanfang im Alter.<br />

Einige Trends lassen sich schließlich<br />

aus der Frage ableiten, über welche konkreten<br />

Angebote sich die Menschen bereits<br />

informiert haben. An erster Stelle<br />

steht mit 23,5 % das Betreute Wohnen,<br />

das vor allem für die Menschen bis 75<br />

Jahre und in größeren Städten interes-<br />

sant zu sein scheint. Über das Angebot<br />

ambulanter Dienste haben sich 19,6 %<br />

der Befragten informiert. Das gemeinschaftliche<br />

Wohnen, das mit knapp<br />

14 % an dritter Stelle steht, ist vor allem<br />

ein Thema für die so genannten jungen<br />

Alten – und es lässt sich ein Zusammenhang<br />

zu der Sorge vor Einsamkeit<br />

im Alter feststellen, auf die viele der<br />

Befragten hingewiesen haben! Über die<br />

Möglichkeiten der Anpassung des eigenen<br />

Wohnraums haben sich etwa 12 %<br />

kundig gemacht.<br />

Grafik 6: Über welche Angebote haben Sie sich bereits informiert?<br />

Betreutes Wohnen<br />

Ambulante Dienste<br />

Gemeinschaftliches Wohnen<br />

Wohnen im Heim<br />

Wohnungsanpassung<br />

Tagespflege<br />

N=459<br />

Umzug in betreutes<br />

Wohnen<br />

7 %<br />

Umzug zwecks Verkleinerung<br />

14 %<br />

Umzug in ein Heim<br />

6 %<br />

Umzug zwecks Barrierefreiheit<br />

6 %<br />

13,9 %<br />

13,4 %<br />

11,9 %<br />

9,0 %<br />

Umzug aus diversen Gründen<br />

23 %<br />

19,6 %<br />

Umzug wegen<br />

Hausverkauf<br />

4 %<br />

23,5 %<br />

Sonstiges<br />

7 %<br />

Umbaumaßnahmen<br />

17 %<br />

0 % 10 % 20 % 30 %<br />

Fazit<br />

Die ausführlichen Ergebnisse der<br />

Befragung, die Dipl. Psychologe<br />

Carsten Klein für die <strong>BAGSO</strong> aus-<br />

Aktuelles<br />

Die Ergebnisse der Befragung lassen<br />

den Schluss zu, dass ältere Menschen<br />

– stärker als in der Vergangenheit – ihre<br />

Wohnsituation ihren Bedürfnissen entsprechend<br />

ausrichten wollen.<br />

Das heißt konkret:<br />

• Sie möchten barrierefrei wohnen, um<br />

ihre Selbstständigkeit möglichst lange<br />

zu erhalten.<br />

• Viele möchten sich verkleinern und<br />

dies sicherlich auch, um weniger Zeit<br />

für die Pflege von Haus und Garten<br />

aufwenden zu müssen.<br />

• Das Betreute Wohnen erscheint als<br />

die Alternative zum Heim. Auf diesem<br />

Markt braucht es mehr Transparenz, die<br />

z. B. durch die Einführung von Gütesiegeln<br />

geschaffen werden muss.<br />

• Vor allem die jungen Alten, also die<br />

60-bis 69-Jährigen, interessieren sich<br />

zunehmend für das gemeinschaftliche<br />

Wohnen.<br />

Dr. Guido Klumpp<br />

Leiter der bei der <strong>BAGSO</strong> eingerichteten<br />

Geschäftsstelle „Nationaler Aktionsplan“,<br />

mit der Aufgabe die Umsetzung<br />

des 2. Weltaltenplans zur Bewältigung<br />

der demografischen Herausforderungen<br />

(Madrid, 2002) in nationale Politik zu<br />

unterstützen.<br />

wertete, finden Sie im Internet unter<br />

www.bagso-vf.de.<br />

Wir senden Ihnen den 72 Seiten um-<br />

fassenden Bericht auch gern gegen<br />

Erstattung der Kopier- und Versand-<br />

kosten in Höhe von 10 € zu.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />

Gern gesehen oder unerwünscht? – Zum Umgang von Banken<br />

und Versicherungen mit älteren Kunden<br />

„Seniorenwirtschaft“ oder „Wirtschaftskraft<br />

Alter“ gehören zu den<br />

neuen Schlagworten, wenn darauf<br />

hingewiesen wird, dass die demografische<br />

Entwicklung auch wirtschaftliche<br />

Chancen bietet. In krassem Gegensatz<br />

dazu stehen die immer wieder vorgetragenen<br />

Klagen älterer Menschen, die<br />

sich z. B. als Kunden von Banken und<br />

Versicherungen aufgrund ihres Alters<br />

benachteiligt sehen.<br />

Die <strong>BAGSO</strong> sieht eine Ungleichbehandlung<br />

verschiedener Altersgruppen<br />

dann als diskriminierend an, wenn sie<br />

nicht durch einen sachlichen Grund gerechtfertigt<br />

ist. In einer Stellungnahme<br />

fordert sie ein Antidiskriminierungsgesetz,<br />

das die Merkmale „Alter“ und „Behinderung“<br />

in gleicher Weise behandelt<br />

wie andere Diskriminierungstatbestände.<br />

Das heißt insbesondere, dass diese<br />

Merkmale auch in den zivilrechtlichen<br />

Teil eines solchen Gesetzes einbezogen<br />

werden müssen. Vordringlichen Handlungsbedarf<br />

sieht die <strong>BAGSO</strong> im Versicherungsbereich.<br />

Auf Anregung der Fachkommission<br />

„Aktuelle Fragen der Seniorenpolitik“<br />

wurden zwischen Juni und August<br />

2005 insgesamt 48 private Krankenversicherungen<br />

sowie 24 Banken und<br />

Sparkassen befragt, welche Rolle das<br />

Alter in den Verträgen und bei Vertragsabschlüssen<br />

spielt. 1) Gleichzeitig wurden<br />

ältere Menschen aufgerufen, der<br />

<strong>BAGSO</strong> Fälle von möglicher Altersdiskriminierung<br />

zu benennen.<br />

Ergebnisse der Recherche<br />

1. Versicherungen<br />

1.1. Unternehmen<br />

Zwölf der 48 angeschriebenen Versicherungsunternehmen<br />

haben sich an<br />

der Befragung beteiligt und sehr offen<br />

über bestehende Altersgrenzen und<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

sonstige Schlechterstellungen aufgrund<br />

des Lebensalters berichtet.<br />

Der Abschluss einer privaten Zusatz-Krankenversicherung<br />

ist in der<br />

Regel nur bis zum Alter von 65 oder<br />

70 Jahren möglich. Teilweise gibt es<br />

Ausnahmen, etwa für Vorsorge, Brille<br />

und Zahnersatz, wo dann entweder eine<br />

höhere oder gar keine Altersgrenze gilt;<br />

in einem Fall beginnen die Einschränkungen<br />

bereits mit 60 Jahren. Lediglich<br />

Barmenia, Debeka und ENVIVAS geben<br />

an, dass der Abschluss einer privaten<br />

Zusatz-Krankenversicherung unbegrenzt<br />

möglich ist.<br />

Teilweise führen im Alter häufiger<br />

auftretende Krankheiten zur Ablehnung<br />

einer Neuversicherung. Dies betrifft<br />

vor allem demenzielle Erkrankungen<br />

(insb. Alzheimer) sowie Parkinson, aber<br />

auch Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />

Herzinsuffizienz und cerebrovaskuläre<br />

Erkrankungen.<br />

Auch der Abschluss einer privaten<br />

Zusatz-Pflegeversicherung ist vom Alter<br />

her begrenzt. Typischerweise werden<br />

solche Verträge nur Menschen bis 65<br />

angeboten; teilweise ist mit 60, in Einzelfällen<br />

bereits mit 55 Jahren Schluss. Im<br />

Hinblick auf mögliche Erkrankungen,<br />

die zur Ablehnung einer Neuversicherung<br />

führen, gilt das zu den Zusatz-<br />

Krankenversicherungen Gesagte. Zudem<br />

darf der Versicherungsfall natürlich<br />

noch nicht eingetreten sein, also noch<br />

keine Pflegebedürftigkeit vorliegen.<br />

Auslandskrankenversicherungen<br />

werden zum Teil nur bis zu einem bestimmten<br />

Alter angeboten. In der Regel<br />

liegt die Grenze bei 65, 70 oder 75 Jahren.<br />

Teilweise gelten die Altersgrenzen nur<br />

für den Abschluss von Neuverträgen,<br />

also nicht für Bestandskunden.<br />

Unbegrenzt möglich ist der Abschluss<br />

einer Auslandskrankenversicherung z. B.<br />

bei Allianz, Barmenia, Debeka, Signal<br />

Iduna, Universa, Victoria, Volksfürsorge<br />

und Württembergischer.<br />

Soweit ältere Menschen versichert<br />

werden, steigt der Beitrag allerdings<br />

– auch für Bestandskunden – ab einem<br />

bestimmten Alter deutlich an. Eine<br />

Steigerung um 50 % erscheint dabei<br />

noch (verhältnis-)mäßig, während bei<br />

Steigerungen von 150 % oder 250 %<br />

(oder einer zweimaligen Steigerung um<br />

jeweils 100 %) der Verdacht nahe liegt,<br />

dass ältere Kunden nicht willkommen<br />

sind, auch wenn es hier „nur“ um Beträge<br />

von 20 oder 30 € pro Jahr geht.<br />

1.2. Ältere Menschen<br />

Die Rückmeldungen auf unseren<br />

Aufruf bestätigen das bei der Auswertung<br />

der Unternehmens-Fragebögen<br />

gewonnene Bild. Der Ausschluss von<br />

Angeboten der privaten Zusatz-Krankenversicherung<br />

wird vielfach beklagt.<br />

Nach Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes<br />

(GMG) zum<br />

1. 1. 2004 ist dies besonders virulent<br />

geworden. Im Hinblick auf private<br />

Zusatz-Pflegeversicherungen liegen<br />

der <strong>BAGSO</strong> keine Beschwerden älterer<br />

Menschen vor. Viele Beschwerden betreffen<br />

den Bereich der Auslandskrankenversicherung.<br />

Die plötzliche Anhebung<br />

des Beitrags ab einem bestimmten<br />

Alter auf das Doppelte oder Dreifache<br />

wird als diskriminierend empfunden.<br />

Altersgrenzen werden schließlich auch<br />

im Bereich des Unfallversicherungsschutzes<br />

beklagt.<br />

2. Banken<br />

2.1. Unternehmen/Verband<br />

Die Banken und Sparkassen hatten<br />

wir gefragt, ob das Alter der Kunden bei<br />

der Vergabe von Darlehen und bei der<br />

29


Senioren – kritische Kunden<br />

Ausstellung von Kreditkarten eine entscheidende,<br />

eine untergeordnete oder<br />

keine Rolle spielt. Leider hat keines der<br />

24 Kreditinstitute reagiert.<br />

Der Bundesverband Deutscher<br />

Banken, mit dem wir bereits im Vorfeld<br />

der Befragung Kontakt aufgenommen<br />

hatten(!), hat sich wie folgt eingelassen:<br />

„Bei der Kreditvergabe an Ältere<br />

spielt neben der Bonität des einzelnen<br />

Kunden die Wahrscheinlichkeit einer<br />

vollständigen Rückzahlung des Kredits<br />

eine entscheidende Rolle. Eine Ablehnung<br />

von Kreditanfragen anhand<br />

starrer Altersgrenzen ist in der Praxis<br />

nicht üblich und entspricht nicht dem<br />

eigenen wirtschaftlichen Interesse.“ Im<br />

Weiteren heißt es: „Die Prognose hinsichtlich<br />

der Rückführung eines Kredits<br />

erfolgt anhand vielfältiger Faktoren, bei<br />

denen auch das Alter des potentiellen<br />

Kreditnehmers eine Rolle spielt. Bei<br />

Berücksichtigung der statistischen Lebenserwartung<br />

ist das Ausfallrisiko bei<br />

einem älteren Menschen naturgemäß<br />

höher als zum Beispiel bei einem 40jährigen<br />

Kunden. Ein hohes Alter kann<br />

daher unter Berücksichtigung von Laufzeit<br />

und Kreditsumme […] die Kreditvergabe<br />

in Frage stellen.“ Schließlich:<br />

„Neben der Lebenserwartung können<br />

auch andere altersspezifische Risiken<br />

für die Kreditvergabeentscheidung<br />

maßgeblich sein. So besteht ab einem<br />

höheren Alter beispielsweise eine erhöhte<br />

Gefahr des Eintritts eines Pflegefalls<br />

[…]. Dies kann erhebliche Kosten<br />

verursachen und so die Rückzahlung<br />

des Kredits gefährden […]. Einen weiteren<br />

zu berücksichtigenden Umstand<br />

stellt die Verminderung der Rente im<br />

Verwitwungsfall dar.“<br />

2.2. Ältere Menschen<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

immer wieder Fälle bekannt, in denen<br />

Kreditinstitute – mutmaßlich aufgrund<br />

des Lebensalters der Kunden – die<br />

Vergabe von Darlehen abgelehnt hatten.<br />

Auch wir erhielten entsprechende<br />

30<br />

Hinweise. Z. B. wollte eine Dame Ende<br />

60 von einem günstigen Angebot der<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)<br />

profitieren. Für den mit insgesamt<br />

45.000 € veranschlagten Dachausbau<br />

im vollständig abbezahlten Eigenheim<br />

beantragte sie ein Darlehen in Höhe<br />

von 12.000 €. Nachdem der Antrag<br />

abgelehnt worden war, wandte sie sich<br />

verblüfft an die Zentrale der KfW. „Die<br />

freundliche Dame durchforstete das Archiv<br />

nach dem Antrag … Dann meinte<br />

sie: Sie sind eben zu alt, da bekommen<br />

Sie kein Darlehen mehr.“<br />

Andere Fälle betreffen die Streichung<br />

des Überziehungskredits mit Erreichen<br />

eines bestimmten Lebensalters,<br />

selbst wenn dieser in der Vergangenheit<br />

nie in Anspruch genommen wurde.<br />

Teilweise teilten die Kreditinstitute mit,<br />

die Streichung erfolge „zum Schutz des<br />

Kunden“. Schließlich beschweren sich<br />

ältere Menschen darüber, dass sie – trotz<br />

guter Alterseinkünfte – von ihrer Bank<br />

keine Kreditkarte bekommen.<br />

Bewertung<br />

Vor allem im Versicherungsbereich<br />

zeigen sich beim Umgang mit älteren<br />

Kunden strukturelle Probleme. Speziell<br />

im Bereich privater Zusatz-Krankenversicherungen<br />

ist ein kategorischer<br />

Ausschluss von Angeboten aufgrund<br />

eines bestimmten Lebensalters nicht<br />

akzeptabel. Hier erscheint eine gesetzliche<br />

Vorgabe notwendig, die einen<br />

Ausschluss Älterer verhindert. Dabei<br />

ist darauf zu achten, dass die Versicherungsunternehmen<br />

das Verbot nicht<br />

durch die Festsetzung extrem hoher<br />

Beiträge umgehen können.<br />

Zu den Zusatz-Pflegeversicherungen<br />

liegen der <strong>BAGSO</strong> keine Beschwerden<br />

Älterer vor. Ob daraus gefolgert werden<br />

kann, dass starre Altersgrenzen in diesem<br />

Bereich „aus der Natur der Sache“<br />

akzeptiert werden, muss an dieser Stelle<br />

offen gelassen werden. Hier gibt es sicherlich<br />

noch Diskussionsbedarf.<br />

Aktuelles<br />

Der Bundesverband Deutscher<br />

Banken hat die maßgeblichen Kriterien<br />

für die Vergabe von Krediten aufgezeigt.<br />

Danach spielt das Alter insoweit<br />

mittelbar eine Rolle, als es zu einer<br />

ungünstigen Prognose für eine reguläre<br />

Rückführung des fraglichen Kredits<br />

führen kann. Das erscheint auf den<br />

ersten Blick einleuchtend. Die Fülle der<br />

vorgetragenen Aspekte, die gerade bei<br />

älteren Menschen zu berücksichtigen<br />

seien (Lebenserwartung, Pflegerisiko,<br />

Sterben des Partners), macht allerdings<br />

klar, dass das Alter eine ganz entscheidende<br />

Rolle spielt. Die Gefahr besteht<br />

darin, dass die auf dem Papier sehr<br />

einleuchtende, differenzierte Argumentation<br />

in der Praxis einer pauschalen<br />

Handhabung weicht.<br />

Es muss allerdings auch festgestellt<br />

werden, dass sich der Rücklauf auf<br />

unsere Anfrage nach möglichen Diskriminierungsfällen<br />

in Grenzen hielt. Dies<br />

scheint zumindest ein Indiz dafür zu<br />

sein, dass das Thema älteren Menschen<br />

zurzeit nicht unter den Nägeln brennt.<br />

Eine ganz andere Erfahrung haben wir<br />

2004 mit einer Befragung zum Abbau<br />

der Infrastruktur (Ärzte, Apotheken,<br />

Postfilialen, Sparkassen etc.) vor allem<br />

im ländlichen Raum gemacht. Hier haben<br />

wir eine Flut von Rückmeldungen<br />

bekommen.<br />

Klar ist aber: Wenn Finanzdienstunternehmen<br />

ältere Kunden langfristig<br />

gewinnen wollen, müssen sie ihre Unternehmenspolitik<br />

grundlegend überprüfen.<br />

Ältere wollen keine bevorzugte<br />

Behandlung. Sie wollen eine faire Behandlung.<br />

Und sie wollen wie andere<br />

Erwachsene behandelt werden; Bevormundung<br />

ist fehl am Platz. Wie so oft<br />

scheint auch hier das Altersbild eine<br />

zentrale Rolle zu spielen. Das Thema<br />

im Rahmen von Mitarbeiterschulungen<br />

aufzugreifen, wäre ein Schritt in die<br />

richtige Richtung.<br />

RA Dr. Guido Klumpp, <strong>BAGSO</strong> e.V.<br />

1) Für die fachliche Beratung danken wir Rudolf Bönsch,<br />

Herausgeber von „Fakten und Tipps 50+“<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles Gesundheit/Pflege<br />

Wenn das Altwerden zur Last wird – Suizid<br />

und Suizidprävention im Alter<br />

Mehr als 11.000 Menschen nehmen<br />

sich jährlich in Deutschland das Leben.<br />

40 % davon sind 60 Jahre und älter. Ihr<br />

Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt<br />

dagegen 24 %. Jede zweite tödlich<br />

verlaufende Suizidhandlung bei Frauen<br />

wird von einer Frau im Alter von 60<br />

Jahren und älter ausgeführt.<br />

Bei alten Menschen wird eine Suizidhandlung<br />

oftmals eher gebilligt als<br />

bei jungen. Die Selbsttötung am Ende<br />

eines „verbrauchten“, von schlechten<br />

Aussichten gezeichneten Lebens<br />

erscheint für manche plausibler und<br />

akzeptabler als der Suizid eines jungen<br />

Menschen, dessen Leben sich noch zum<br />

Positiven wenden kann.<br />

Aus diesem Grunde erstaunt es<br />

kaum, dass bisher wenige Anstrengungen<br />

unternommen wurden, den<br />

Ursachen und Auslösern für Suizidalität<br />

bei alten Menschen nachzugehen und<br />

ihnen vorzubeugen. Bei jungen Menschen<br />

lohnt es sich offenbar eher, in Suizidprävention<br />

zu investieren und nach<br />

Wegen aus einer Lebenskrise zu suchen.<br />

Ihnen wird deshalb in ambulanten<br />

Krisenberatungsstellen auch mehr Aufmerksamkeit<br />

geschenkt, alte Menschen<br />

spielen dagegen als Ratsuchende nur<br />

eine untergeordnete Rolle.<br />

Ausgehend von dieser unbefriedigenden<br />

Sachlage, hat es sich die Arbeitsgruppe<br />

„Alte Menschen“ im Nationalen<br />

Suizidpräventionsprogramm für<br />

Deutschland zum Ziel gesetzt, für diese<br />

Gruppe präventive Maßnahmen zu entwickeln<br />

und umzusetzen.<br />

Sie sieht vier Handlungsebenen, auf<br />

denen Suizidprävention im Alter Erfolg<br />

versprechend ansetzen sollte:<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

� An erster Stelle steht die Thema-<br />

tisierung existenzieller Fragen<br />

am Lebensende, die Krankheit,<br />

Autonomieverlust, Sterben, Tod<br />

und Trauer, aber Verlustverarbei-<br />

tung und Lebensbilanzierung<br />

berühren.<br />

� Es folgt die Ebene der Sozial- und<br />

Altenhilfepolitik zur Herstellung<br />

und Sicherung altersfreundlicher<br />

Rahmenbedingungen. Hier ist die<br />

Gesundheits- und Sozialpolitik<br />

für Ältere besonders gefordert.<br />

� Die dritte Ebene umfasst gesund-<br />

heitsrelevante Fragen. An erster<br />

Stelle stehen die frühzeitige<br />

Diagnostik und Behandlung<br />

depressiver Störungen oft in<br />

Begleitung chronisch-somatischer<br />

Erkrankungen, die die Lebens-<br />

qualität alter Menschen sehr<br />

beeinträchtigen können.<br />

� Die vierte Ebene ist übergreifend.<br />

Es geht um Information, Aufklärung<br />

und Schulung in der Bevölkerung<br />

wie in Fachkreisen zum Zwecke<br />

der Einstellungs- und Verhaltens-<br />

änderung gegenüber der Suizid-<br />

problematik.<br />

Die AG Alte Menschen hat, gefördert<br />

vom Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

eine Informationsschrift zur Suizidprävention<br />

im Alter unter dem Dach<br />

des Nationalen Suizidpräventionsprogramms<br />

herausgegeben. Sie richtet<br />

sich an alte Menschen in einer Krise,<br />

an Angehörige, an Fachkräfte und Ehrenamtliche<br />

sowie an Leser, die sich mit<br />

dem Thema des Alterssuizids vertraut<br />

machen möchten.<br />

Folgende Fragen werden angesprochen:<br />

� Wie lässt sich Suizidgefährdung<br />

bei alten Menschen erkennen?<br />

� Wie kann man ihr vorbeugen?<br />

� Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?<br />

In der Informationsschrift werden<br />

Vorboten und Signale einer Suizidgefährdung,<br />

die Entstehung von Suizidalität<br />

im Alter, Suizidprävention, Krisenhilfe<br />

und längerfristige therapeutische<br />

Angebote angesprochen. Aber auch<br />

juristische und ethische Fragen werden<br />

berührt. Außerdem werden Kontaktadressen<br />

und Ansprechpartner aufgeführt.<br />

Die Broschüre „Wenn das Altwerden<br />

zur Last wird – Suizidprävention im Alter“<br />

ist kostenfrei zu beziehen über:<br />

Publikationsversand der<br />

Bundesregierung<br />

Postfach 481009<br />

18132 Rostock<br />

Tel.: 0 18 88 – 80 80 800<br />

Fax: 0 18 88 – 10 80 80 800<br />

E-Mail: publikationen@<br />

bundesregierung.de<br />

Prof. Dr. phil. Norbert Erlemeier<br />

Dipl.-Psychologe, Lehrender i. R. im Fachbereich<br />

Sozialwesen der Fachhochschule<br />

Münster, Lehrgebiet: Alternspsychologie;<br />

Mitarbeit an der Bonner Gerontologischen<br />

Längsschnittstudie unter Prof.<br />

Hans Thomae und Prof. Ursula Lehr;<br />

kontinuierliche Lehr- und Forschungstätigkeit<br />

zu gerontologischen Themen,<br />

u. a. des Alterssuizids; Sprecher der AG<br />

Alte Menschen im Nationalen Suizidpräventionsprogramm<br />

für Deutschland<br />

31


Gesundheit/Pflege<br />

Drei Menschen und ihr Schicksal<br />

Herr H.<br />

„Der Mensch muß immer einen<br />

Ausweg wissen….eine Trumpf-Sieben<br />

im Ärmel – damit rechnet so leicht keiner.“<br />

H. ist durch zwei Kriege geprägt.<br />

Immer ist er entkommen, hat sein<br />

Schicksal selbst in die Hand genommen<br />

und immer wieder die Knochen riskiert,<br />

um sein Leben zu retten und von niemandem<br />

abhängig zu werden. Angehörige<br />

hat er nicht mehr. Sein Vater ist „als<br />

elender Krüppel heimgekehrt“ und an<br />

den Verletzungsfolgen gestorben, als er<br />

drei Jahre alt war. Auch sein Stiefvater<br />

war ein „Kriegsversehrter“ und starb<br />

mit 43 Jahren an den Spätfolgen. Seine<br />

Mutter hatte Krebs. Lange, lange hat<br />

sie gelitten. „Elendiglich wie ein Tier<br />

krepiert isse – das war nicht zum Ansehen.“<br />

Die einzige Schwester starb kurz<br />

nach der Mutter an Leukämie.<br />

Herr H. ist Mitte sechzig, als er zum<br />

zweiten Mal an einem Tumor im Bauch<br />

operiert wird. Er fragt hartnäckig nach<br />

dem Befund. Zwei Tage später verlässt<br />

er auf eigene Verantwortung das Krankenhaus.<br />

In seiner Wohnung schluckt<br />

er ein Röhrchen Tabletten. Als man ihn<br />

findet, ist er bereits zwei Tage tot. Er<br />

32<br />

wollte nicht „langsam krepieren“ wie<br />

seine Mutter, er wollte Selbsthandelnder<br />

bleiben.<br />

Charlotte<br />

Charlotte habe ich persönlich gekannt.<br />

Sie war etwa achtzig Jahre, als ich<br />

sie in einem Seminar kennen lernte. Sie<br />

wollte unter Menschen sein, die es wagten,<br />

sich selbst in Frage zu stellen, die<br />

kamen, um zu lernen und sich weiter zu<br />

entwickeln. Mit hellwachen Augen folgte<br />

sie dem Vortrag und den Gesprächen.<br />

Sie selbst sprach selten, aber so, dass alle<br />

aufhorchten. Sie wurde zum Vorbild für<br />

mich: so alt zu werden, so wach und<br />

teilnehmend, so beweglich und charmant,<br />

bezogen auf das Wesentliche.<br />

Später begegnete ich Charlotte wieder<br />

– sie war jetzt über 90 Jahre – und nahm<br />

an einem Schwungfeder-Kurs teil. Sie war<br />

etwas kleiner geworden, doch strahlte sie<br />

noch immer Interesse und Wärme aus,<br />

ergriff an den entscheidenden Stellen das<br />

Wort – und wurde für die Kursteilnehmenden<br />

zum geliebten Vorbild, das sie<br />

suchten im Übergang von der Erwerbsarbeit<br />

in die nachberufliche Zeit.<br />

Im heißen Sommer 2003 beendete<br />

Charlotte ihr Leben. Ich wollte, konnte<br />

das zunächst nicht glauben und<br />

fragte nach bei den „Schwungfedern“,<br />

die ihr bis zuletzt nahe standen, und<br />

die ebenso erschrocken waren wie ich.<br />

Charlotte war nicht allein, viele waren<br />

bereit, ihr zu helfen, sie zu pflegen und<br />

zu begleiten und trotzdem hat sie ihre<br />

Selbsttötung lange geplant und minutiös<br />

vorbereitet. Bereits ein Jahr vorher<br />

hatte sie ihre Dinge geordnet, gefragt,<br />

wer etwas brauchen könne, vieles verschenkt<br />

oder einfach weitergegeben. Sie<br />

hatte ihre Todesanzeige aufgesetzt, ihr<br />

Grab gekauft, eine Einladung zu einem<br />

Gedenkgottesdienst an die Presse gege-<br />

Aktuelles<br />

ben. Auch ihr Haushalt war wohl geordnet,<br />

selbst das Geschirr abgewaschen.<br />

Sie trank nichts mehr mit, als sie noch<br />

Besuch bekam an ihrem Todestag von<br />

einer Frau, die ihr nahe stand – mit ihr<br />

war sie noch einmal auf den Berg gefahren<br />

- zum Sonnenuntergang. Charlotte<br />

ließ sich nicht aufhalten.<br />

Frau D.<br />

Frau D. lebte in einem Altenheim.<br />

Sie hat ihrer Verzweiflung in einem Gedicht<br />

Ausdruck gegeben.<br />

Ich habe keine Heimat mehr,<br />

dies alles fällt mir furchtbar schwer.<br />

Möcht’ wieder für mich selber sorgen,<br />

nicht leben so von heut’ auf morgen.<br />

Ich hab’ es hier zwar auch recht gut,<br />

doch mich verlässt so ganz der Mut.<br />

Zu Hause liegt das ganze Glück,<br />

doch ich kann niemals mehr zurück.<br />

Das Alter, die Einsamkeit, unheilbare<br />

Krankheit, der Verlust eines geliebten<br />

Menschen, Angst vor dem Verlust der<br />

Selbstbestimmung – es gibt viele Gründe<br />

für Menschen, die im Alter nicht<br />

mehr leben wollen. Jeder Suizid ist nicht<br />

nur eine individuelle Entscheidung, er<br />

stellt die Überlebenden und auch die<br />

Gesellschaft in Frage.<br />

Meine Überlegungen zur Selbsttötung<br />

im Alter<br />

• Hat ein alter Mensch den Schritt<br />

getan und sich selbst getötet, bleiben<br />

die Überlebenden mit Selbstzweifeln<br />

und Schuldgefühlen zurück. Sie wollen<br />

verstehen, wollen den Menschen achten<br />

– und sehen sich selbst in Frage gestellt:<br />

Haben sie genug getan? Hätten sie den<br />

Suizid verhindern können? Und was ist<br />

mit dem eigenen Altwerden? Wie werden<br />

sie selbst umgehen mit Verlusten, mit<br />

körperlichen Einschränkungen? Werden<br />

sie rechtzeitig lernen, loszulassen, werden<br />

sie Hilfe annehmen können? 1)<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aktuelles<br />

• In unserer Gesellschaft des langen<br />

Lebens werden Autonomie, Aktivität<br />

und Produktivität im Alter hoch bewertet.<br />

Aber auch Leidensfähigkeit und Mitleidensfähigkeit<br />

sind ein hohes Potenzial,<br />

das alte Menschen sich in ihrem Leben<br />

erworben haben. Menschen, die Leiden<br />

und Sterben bewusst erleben, sind in<br />

unserer Gesellschaft und für die nachfolgenden<br />

Generationen unverzichtbar. Sie<br />

verhindern, dass Zeiten der Hilfsbedürftigkeit<br />

und des Sterbens als uneigentliche<br />

Lebenszeit abgetan werden. 2)<br />

• Sterben ist ein passives Geschehen.<br />

Den Tod als Vollendung des Lebens<br />

anzunehmen, bedeutet für den Sterbenden<br />

den Verzicht auf das Selbstbestimmungsrecht,<br />

und für Pflegenden,<br />

Überaktivität und Übermedikation zu<br />

verhindern und das Sterben geschehen<br />

zu lassen. Viele Menschen fürchten,<br />

dass ihnen der eigene Tod „geraubt“ 3)<br />

wird. Deshalb verspricht Cicely Saunders,<br />

eine der Begründerinnen der<br />

modernen Hospizarbeit: „Wir werden<br />

nicht nur alles tun, damit du in Würde<br />

sterben kannst, sondern dass du leben<br />

kannst, bis du stirbst.“<br />

Sturzprävention in Finnland<br />

Stürze verursachen oft enorme Kosten und<br />

viel Leid. Eine im Deutschland weniger beachtete<br />

Form sind Stürze auf Glatteis. Welche<br />

Erkenntnisse gewinnt man aus einem<br />

Land, in denen diese oft vorkommen und<br />

wissenschaftlich besser untersucht werden:<br />

in Finnland?<br />

Jährlich stürzen dort über 23.000 Menschen.<br />

Die Kosten dieser Unfälle belaufen sich auf<br />

über 50 Mio. €. Stürze haben in der Regel<br />

mehrere Ursachen, die wichtigsten äußeren<br />

Risikofaktoren sind: Bodenglätte, besonders<br />

gefährlich, wenn auf Eis noch Schnee gefallen<br />

ist, Temperaturen um den Gefrierpunkt,<br />

starker Schneefall, Dunkelheit und schlechte<br />

Beleuchtung, Unebenheiten am Boden und<br />

ungeeignetes Schuhwerk.<br />

Weitere, innere Faktoren, erhöhen das Sturzrisiko:<br />

schlechtes Sehvermögen, geschwäch-<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

• Die gesellschaftliche Debatte zum<br />

Thema Alter wird mehr und mehr<br />

von diskriminierenden Schlagworten<br />

geprägt: Überalterung, Vergreisung,<br />

sozial verträgliches Ableben. Das sollte<br />

die Seniorenverbände hell wach machen.<br />

Zwei Zitate sollen belegen, dass<br />

der „Empfohlene Suizid“ für alte Menschen<br />

bereits im Bereich des Denkbaren<br />

angekommen ist.<br />

1. Hans Magnus Enzensberger<br />

hat in der FAZ 4) auf ein Buch<br />

hingewiesen, in dem der Umgang<br />

mit den „zu vielen Alten“ von der<br />

Sozialverwaltung geplant wird. Durch<br />

eine systematische psychologische<br />

Beeinflussung sollen alte Menschen<br />

dahin gebracht werden, dass sie selbst<br />

ein Ende machen wollen. „Vermittelt<br />

durch den Gemeinschaftsgeist, an dem<br />

wir arbeiten, erreicht die Botschaft so<br />

allmählich die Alten: ´Du hast dein<br />

Leben gehabt, Du hast das Deine getan,<br />

wir anderen hoffen, Du bist zufrieden.<br />

Auf alle Fälle vielen Dank. Und solltest<br />

Du Deinerseits der Gesellschaft danken<br />

wollen für das, was sie für Dich getan<br />

hat, so weißt Du ja, was Du tun kannst.<br />

te Funktion des Gleichgewichtssinns,<br />

verlangsamte Nervenleitung, z. B. bei Neuropathien<br />

und verminderte Muskelkraft.<br />

Bei älteren Menschen sind die Sturzfolgen<br />

wegen Osteoporose besonders schwer, oft<br />

kommt es schon bei harmlosen Stürzen zu<br />

Oberschenkelbrüchen. Dann sind ein Krankenhausaufenthalt<br />

und meistens auch eine<br />

Operation nötig. Da eine einwöchige Bettruhe<br />

und die damit verbundene Inaktivität<br />

bereits zu einem 25%igen Kraftverlust<br />

führt, erreicht die Hälfte dieser Patienten<br />

ihr früheres Aktivitätsniveau nicht mehr,<br />

was zu größerer Hilfs - oder gar Pflegebedürftigkeit<br />

und damit zu größeren Kosten<br />

für das Gesundheitssystem führt.<br />

Um dies alles zu vermeiden, setzt man<br />

in Finnland vor allem auf Vorbeugung.<br />

Dabei sind regelmäßige Kontrollen beim<br />

Gesundheit/Pflege<br />

Nicht? Oh doch. Genau das. Es ist einfach<br />

wie das Einschlafen nach einem langen<br />

Arbeitstag. Ruf die Sozialverwaltung<br />

an und lass Dich mit der Altenzentrale<br />

verbinden. Wir erwarten Dich, Du bist<br />

uns willkommen. Warte nicht zu lang!“<br />

2. Auf der gleichen Seite wird in<br />

der FAZ der Kulturhistoriker Wolfgang<br />

Schivelbusch zitiert: „Denkbar ist, dass<br />

der Appell zum süßen und ehrenvollen<br />

Sterben einmal anstatt militärisch an<br />

die Jungen gerontologisch an die Alten<br />

gerichtet und – sofern genügend sozialer<br />

und moralischer Druck vorhanden ist<br />

– ähnlich konformistisch befolgt werden<br />

könnte wie 1914.“<br />

Monika Bauer<br />

Vorsitzende der Evang. Arbeitsgemeinschaft<br />

für Altenarbeit in der EKD.<br />

Sie hat in der AG „Alte Menschen“ mitgearbeitet.<br />

1) Alter und ältere Menschen in Kirche und Gesellschaft,<br />

Positionen der EAfA, Hannover 2002, S.9<br />

2) Potentiale des Alters. Chance für Kirche und Gesellschaft,<br />

Hannover 2004<br />

3) Nelly Sachs<br />

4) FAZ, 13. Januar 2005, S. 31 Der Moderne Tod, Ein Methusalem<br />

– Komplott aus dem Jahr 1978: Carl-Henning Wijmark<br />

hat vorhergesehen, mit welcher Art von Sterbehilfe wir zu<br />

rechnen haben<br />

Augenarzt genau so wichtig wie physische<br />

Aktivität und das Training des dynamischen<br />

Gleichgewichtes.<br />

Darüber hinaus haben sich Gleitschütze als<br />

besonders wirksam erwiesen. So hat 2004<br />

die Stadt Turku 5.000 ihrer Einwohnern, die<br />

älter als 70 Jahre sind, Devisys-Gleitschütze<br />

geschenkt, bei denen unter der Ferse in<br />

der Gummimischung die gleichen Spikes<br />

eingegossen werden, die in Skandinavien<br />

auch in Winterreifen Anwendung finden. Ein<br />

einziger Oberschenkelbruch kostet das Gesundheitssystem<br />

nicht selten 30.000 € und<br />

mit diesem Geld kann für 1.500 Personen<br />

Gleitschutz angeschafft werden!<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei:<br />

Annikki Kivelä-Vierling<br />

Staufenstr. 56, 78056 VS-Schwenningen<br />

Mail: info@finmed.de<br />

33


Gesundheit/Pflege<br />

Die Deutsche Schmerzliga – Selbsthilfeorganisation<br />

für chronisch Schmerzkranke<br />

Die Zahlen sprechen eine deutliche<br />

Sprache: In Deutschland leidet<br />

etwa ein Viertel der Erwachsenen – 15<br />

Millionen Menschen – an chronischen<br />

oder immer wiederkehrenden Schmerzen.<br />

Ein Drittel der Patienten ist stark<br />

beeinträchtigt, d. h., der Schmerz hat<br />

sich verselbstständigt und ist zu einer<br />

eigenständigen Krankheit geworden.<br />

Für viele Betroffene bedeutet dies Behinderung<br />

in der täglichen Arbeit, im<br />

Beruf und damit – verbunden – einen<br />

Rückzug aus dem gesellschaftlichen<br />

Leben. Häufig werden diese Patienten<br />

als Simulanten bezeichnet und müssen<br />

soziale Ausgrenzung durchleiden.<br />

Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und<br />

Lebensfreude gehen verloren.<br />

Leiden Sie auch unter chronischen<br />

Schmerzen, dann finden Sie kompetente<br />

Hilfe und Unterstützung bei der<br />

Deutschen Schmerzliga. Information,<br />

Beratung und umfassende Unterstüt-<br />

34<br />

zung gehören zu den Hauptaufgaben<br />

des Vereins. Von unseren Mitarbeitern<br />

am Schmerztelefon bekommen Sie<br />

Informationen zum Thema Schmerz.<br />

Anrufer können hier Adressen von<br />

Schmerztherapeuten und Schmerzzentren<br />

in ihrer Region erfahren sowie<br />

Informationsmaterial über verschiedene<br />

Schmerzerkrankungen anfordern.<br />

Ebenfalls können umfangreiche<br />

Informationen zu Schmerzentstehung<br />

und -behandlung im Internet nachgelesen<br />

werden. Die Mitgliederzeitschrift<br />

NOVA informiert viermal im Jahr über<br />

die neuesten Entwicklungen in der<br />

Schmerztherapie.<br />

Viele Mitglieder der Deutschen<br />

Schmerzliga sind in über 100 regionalen<br />

Selbsthilfegruppen organisiert. Das<br />

Gespräch und damit der Erfahrungsaustausch<br />

mit anderen Betroffenen<br />

hebt die Isolation des Einzelnen auf<br />

und stärkt das Selbstbewusstsein im<br />

Umgang mit der eigenen Krankheit.<br />

Neben der Beratung und finanziellen<br />

Förderung der Gruppen organisiert der<br />

Bundesverband mehrtägige Workshops<br />

für Selbsthilfegruppen, in denen die<br />

Teilnehmer in medizinischen und sozialrechtlichen<br />

Themen geschult werden.<br />

Als größte Patientenorganisation<br />

für chronisch Schmerzkranke möchte<br />

die Deutsche Schmerzliga mit gezielter<br />

Aufklärung die Situation Betroffener<br />

verbessern und diese bei der Bewältigung<br />

ihrer Probleme unterstützen.<br />

Darüber hinaus setzt sich der Verband<br />

in der Öffentlichkeit und der gesundheits-<br />

sowie sozialpolitischen Diskussion<br />

für eine bessere Versorgung der<br />

Schmerzpatienten ein.<br />

Aktuelles<br />

Dr. Marianne Koch, Schirmherrin der Deutschen<br />

Schmerzliga<br />

Foto: Schreiber/Internews<br />

Die Deutsche Schmerzliga kooperiert<br />

national und international mit<br />

verschiedenen Fachgesellschaften, um<br />

auch über die Grenzen Deutschlands<br />

hinaus für eine sinnvolle Schmerztherapie<br />

zu kämpfen.<br />

Deutsche Schmerzliga e. V.<br />

Adenauerallee 18<br />

61440 Oberursel<br />

Schmerztelefon: 0 700 / 375 375 375<br />

(Mo. - Fr. von 9.00 - 12.00 Uhr)<br />

Mail: info@schmerzliga.de<br />

Weitere Informationen:<br />

www.schmerzliga.de<br />

Wir danken dem Unternehmen Pfizer,<br />

das uns die Vorstellung von Patientenorganisationen<br />

ermöglicht.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Altern in Usbekistan<br />

Foto: B. Weinstock<br />

Eine Gruppe älterer Männer, die einen Tagesausflug nach Buchara gemacht haben.<br />

Ein subjektiver Reisebericht<br />

Im Mai 2005 bereiste ich mit<br />

der Deutsch-Usbekischen Gesellschaft<br />

Usbekistan, das Land des „Weißen Goldes“,<br />

der Baumwolle, das größer als z. B.<br />

Italien ist und mehr als 25 Mio. Einwohner<br />

zählt, die sich aus mehr als hundert<br />

Nationen und Völkerschaften zusammensetzen.<br />

Im Nordwesten grenzt das<br />

Land an den Aralsee und im Süden an<br />

Afghanistan.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Nach einem sechsstündigen Flug<br />

landeten wir zunächst in Taschkent,<br />

weiter ging es nach Urgensch. Von<br />

hier aus mit dem Bus ca. 300 km durch<br />

Wüste und Halbwüste nach Chiwa<br />

und Buchara und dann über Samarkand<br />

zurück nach Taschkent. Da die<br />

Deutsch-Usbekische Gesellschaft ihre<br />

Entwicklungshilfeprojekte in enger<br />

Zusammenarbeit mit Usbeken durchführt,<br />

indem sie z. B. Schulprojekte<br />

Senioren unterwegs<br />

fördert und auch finanziert, hatte ich<br />

viele direkte Einblicke in die usbekische<br />

Gesellschaft. Unsere Gruppe wurde in<br />

jeder Stadt von Einheimischen begleitet,<br />

wir wurden oft von Familien eingeladen<br />

und besuchten Projekte in Schulen, Webereien<br />

oder Schnitzereien.<br />

Unsere Führerinnen sprachen alle<br />

sehr gut deutsch. Erstaunlich, wie<br />

mehrsprachig die Leute in diesem Land<br />

sind. Die meisten sprechen von Kindes-<br />

35


Senioren unterwegs<br />

beinen an auch die Sprachen der Nachbarländer,<br />

und die Älteren auf jeden Fall<br />

russisch.<br />

Da ich selbst nun 64 Jahre alt bin,<br />

fand ich es interessant, zu erfahren wie<br />

die Älteren und Alten in Usbekistan<br />

leben. Aber es war nicht einfach, das herauszufinden.<br />

Ich versuchte mit unseren<br />

Begleitpersonen ins Gespräch zu kommen.<br />

Dabei traf ich nicht gerade auf<br />

eine Mauer des Schweigens, aber doch<br />

auf sehr große Zurückhaltung.<br />

Bereitwillig erfuhr ich jedoch vieles<br />

über die traditionelle Lebensart der Generationen.<br />

Anders als in vielen anderen<br />

Ländern, will ein usbekisches Ehepaar<br />

zunächst einmal viele Kinder, vor allem<br />

Söhne. Söhne sind sowohl für Mütter<br />

als auch für Väter das Maß aller Dinge,<br />

denn sie sind für die Versorgung der<br />

Eltern im Alter zuständig, zu früheren<br />

Foto: B. Weinstock<br />

Die Vielfalt der Einwohner zeigt sich auch in der<br />

Kleidung.<br />

36<br />

Zeiten sogar auch für die körperliche<br />

Pflege des Vaters. Aus dieser Tradition<br />

heraus waren und sind Männer immer<br />

noch die Hauptpersonen in der Gesellschaft.<br />

Auch die Mütter strahlen, wenn<br />

ihr Sohn erscheint. Manchmal habe<br />

ich mich gefragt, ob dies die Rache der<br />

Frauen ist, weil sie nach außen nichts zu<br />

melden haben, die Söhne in extremer<br />

Weise an sich zu binden.<br />

Die traditionell gebauten Häuser<br />

bestehen in der Regel aus mehreren<br />

Gebäuden, die durch verschachtelte<br />

Innenhöfe und Gärten miteinander verbunden<br />

sind. Da gibt es Platz für Jung<br />

und Alt. Der jüngste Sohn eines Paares<br />

ist in vorderster Front für die Versorgung<br />

der alten Eltern zuständig und mit<br />

ihm seine Ehefrau. Das Los der jungen<br />

Frau ist nicht immer angenehm, denn<br />

sie steht in der Hierarchie an letzter<br />

Stelle. Dieses Zusammenleben der Generationen<br />

ist ideal für die Gesellschaft,<br />

nicht immer jedoch für die betroffenen<br />

Personen, so war mein Empfinden.<br />

Auf meine Frage, was denn kinderlose<br />

Paare machen, wenn sie alt sind<br />

und Hilfe brauchen, antwortete ein<br />

besonders idealistischer Usbeke: Dann<br />

würden sich die Nachbarn kümmern<br />

und später das Haus der Umsorgten erben.<br />

Eine junge Frau lachte und meinte<br />

dagegen, dass Männer, deren Frauen<br />

keine Kinder bekommen, sich ziemlich<br />

schnell scheiden lassen und eine gebärfähige<br />

Nachfolgerin suchen würden.<br />

Nach der Auflösung der Sowjetunion<br />

wurde 1992 Usbekistan zu einer<br />

Präsidialrepublik. Durch den Umbruch<br />

der Gesellschaft in die Moderne haben<br />

sich die Lebensweisen verändert. Viele<br />

– Männer, aber auch Frauen – sind wegen<br />

der hohen Arbeitslosigkeit im Ausland,<br />

vorwiegend in Russland, beschäftigt.<br />

Die zurückbleibenden Ehefrauen<br />

leben mit ihren Kindern in ehemals<br />

russischen Plattenbauten, in denen für<br />

Großeltern kein Platz ist.<br />

„Gibt es Altenheime und kann ich<br />

eins sehen?“ war meine Frage. „Altenheime<br />

gibt es, aber wenige, am ehesten<br />

in der Hauptstadt Taschkent“. Zeigen<br />

wollte mir jedoch niemand eins.<br />

Erst in Taschkent erfuhr ich von<br />

einem ehemaligen Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Näheres über<br />

Altenheime. Sie sind kein erstrebenswerter<br />

Ort in Usbekistan, sehr erbärmlich.<br />

Zu russischer Zeit gab es einige<br />

gut ausgestattete für die „verdienten<br />

Männer und Frauen des Volkes, also<br />

für Menschen, die sich zu kommunistischer<br />

Zeit „bewährt“ hatten. Mit der<br />

Unabhängigkeit von Usbekistan fiel<br />

die Fremdherrschaft weg, aber auch die<br />

Versorgung. Renten aus der Sowjetzeit<br />

werden nicht mehr gezahlt, und die<br />

„verdienten Männer und Frauen des<br />

Volkes“ haben keinen Stellenwert mehr.<br />

Es gibt viele alte Männer und Frauen,<br />

die völlig mittellos dastehen, obdachlos<br />

sind und vom Betteln leben müssen.<br />

Allerdings müssen wir die demografische<br />

Entwicklung in diesem Land<br />

sehen: 60 % der Menschen sind unter<br />

25 Jahre alt. Die allgemeine Lebenserwartung<br />

der Männer liegt bei etwa 64<br />

Jahren, die der Frauen bei ungefähr<br />

68 Jahren. Folglich gibt es hochaltrige<br />

und versorgungsbedürftige Menschen<br />

nicht in dem Maße wie bei uns. Auch<br />

deshalb sind meine Fragen nach staatlicher<br />

Altersvorsorge auf Unverständnis<br />

gestoßen. Altern, verbunden mit Pflegebedürftigkeit<br />

ist kein Thema in einem<br />

Land, das zum größten Teil von jungen<br />

Leuten bevölkert wird. Viele Alte sind<br />

weitgehend auf sich angewiesen und<br />

müssen selbst sehen, wie sie in einem<br />

Land mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit<br />

überleben.<br />

Bärbel Weinstock<br />

Maarweg 47<br />

53123 Bonn<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Europäisches Projekt „Transnational Action<br />

Project on Social Inclusion“<br />

1. Steering-Group-Sitzung der europäischen Partner am 10. und 11.10. 2005 in Brüssel.<br />

Im Oktober startete das europäische<br />

Projekt „Transnational Action Project<br />

on Social Inclusion“, das AGE, die europäische<br />

Plattform älterer Menschen,<br />

gemeinsam mit Partnerorganisationen<br />

aus Deutschland, England, Frankreich,<br />

Griechenland, Irland, Litauen und<br />

Tschechien durchführt. Ziel ist, die<br />

Partizipation Älterer an der Erstellung,<br />

Beobachtung und Implementierung<br />

der sog. „Nationalen Aktionspläne zur<br />

Sozialen Integration“ zu verbessern.<br />

Im Herbst führt die <strong>BAGSO</strong> als nationaler<br />

Kooperationspartner gemeinsam<br />

mit den Landesseniorenvertretungen in<br />

NRW, Thüringen und Mecklenburg-<br />

Vorpommern sowie ZWAR Dortmund<br />

und der Seniorenvertretung Köln<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

vier Workshops durch, die die unmittelbaren<br />

Erfahrungen der Senioren<br />

– z. B. beim Zugang zu Bildung und<br />

Gesundheitswesen, zum Arbeits- und<br />

Wohnungsmarkt oder im Bereich von<br />

politischer oder gesellschaftlicher Beteiligung<br />

– sichtbar machen und in den<br />

politischen Prozess einbringen sollen.<br />

Aufgabe der Workshops wird es auch<br />

sein herauszuarbeiten, wie stark unterschiedliche<br />

Altersgruppen betroffen<br />

sind, und wie sich Geschlecht bzw. nationale<br />

Zugehörigkeit auswirken.<br />

Im kommenden Frühjahr werden<br />

die Ergebnisse der lokalen bzw. regionalen<br />

Workshops auf einer nationalen<br />

Konferenz zusammengetragen und<br />

in eine Gesamtbetrachtung auf eu-<br />

Senioren weltweit<br />

ropäischer Ebene einfließen. Mehrere<br />

Konferenzen unter Beteiligung aller EU-<br />

Mitgliedstaaten sollen nicht nur dafür<br />

sorgen, dass die spezielle Problematik<br />

und das besondere Erscheinungsbild<br />

von sozialer Ausgrenzung älterer Menschen<br />

beleuchtet werden. Beachtung<br />

finden soll vor allem, dass und wie<br />

Beteiligungsprozesse mit den eigentlich<br />

Betroffenen den politischen Diskurs der<br />

Hauptakteure ergänzen können. Ziel<br />

des jetzt startenden Projektes in seiner<br />

ersten Phase ist die Konzipierung eines<br />

angepassten „Toolkits“ für die Arbeit<br />

mit Älteren und die Durchführung der<br />

regionalen Workshops.<br />

Die <strong>BAGSO</strong> wird anlässlich des<br />

8. Deutschen Seniorentages die Serie<br />

37


Senioren weltweit<br />

der europäischen Konferenzen eröffnen:<br />

(Senioren)Vertreter aus allen<br />

25 EU-Mitgliedstaaten werden dann<br />

Gelegenheit haben, die aktuellen seniorenpolitischen<br />

Entwicklungen und<br />

Strategien zur sozialen Integration<br />

älterer Menschen kennen zu lernen:<br />

Das gesamte Spektrum der Seniorenarbeit<br />

in Deutschland, das auf dem DST<br />

unter dem Motto „Alter als Chance“<br />

präsentiert wird, bietet darüber hinaus<br />

zahlreiche Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.<br />

Elke Tippelmann<br />

Europapolitischer Hintergrund<br />

Im Dezember 2000 verständigten sich die<br />

Regierungen der EU-Mitgliedstaaten darauf,<br />

in regelmäßigen Abständen „Nationale<br />

Aktionspläne“ (NAP) gegen Armut und soziale<br />

Ausgrenzung zu entwickeln, um diese im Raum<br />

der EU bis 2010 entscheidend zu verringern.<br />

Folgende vier Ziele werden verfolgt:<br />

1. Förderung der Erwerbsbeteiligung und<br />

des Zugangs aller zu Ressourcen, Rechten,<br />

Gütern und Dienstleistungen<br />

2. Prävention von Risiken der Ausgrenzung<br />

3. Hilfe für die Bedürftigsten<br />

4. Mobilisierung aller relevanten Akteure.<br />

In den Plänen unter Beteiligung verschiedener<br />

Akteure (Bundesländer, Wohlfahrtsverbände<br />

etc.) werden bewährte und innovative politische<br />

Regelungen und Maßnahmen dargestellt<br />

und evaluiert bzw. für die Aktionsplanperiode<br />

und den Zeitraum bis 2010 angekündigt.<br />

Anhand nationaler und EU-weiter Indikatoren<br />

vergleichen die Staaten in ihren NAP sowie die<br />

Europäische Kommission in einem „Gemeinsamen<br />

Bericht“ (Joint Inclusion Report - JIR) die<br />

Entwicklungen, (Miss-) Erfolge und Herausforderungen.<br />

Daneben sind Expertinnen und<br />

Experten in den Mitgliedstaaten beauftragt,<br />

unabhängige Länderberichte für die Kommission<br />

zu verfassen.<br />

Zunehmend wird erkannt, dass der Einbezug<br />

aller relevanten Akteure in die Entwicklung,<br />

Implementierung und Evaluation der Strategien<br />

gegen Armut und soziale Ausgrenzung<br />

notwendig ist und nur eine Kombination<br />

nationaler und europäischer Politik mit einem<br />

Engagement vor Ort, also auf der lokalen und<br />

regionalen Ebene, zielführend sein kann.<br />

38<br />

SenTrain ‚ICT-Training<br />

von Senioren<br />

für Senioren, ein<br />

Kurs‘ (Grundtvig)<br />

In dem neuen europäischen Projekt,<br />

das im November 2005 startete,<br />

wurde ein Training für Senior-IT-Trainer<br />

entwickelt, das Ältere in die Lage<br />

versetzt, ein spezifisches Thema (ICT)<br />

zielgruppengerecht anderen Senioren<br />

zu vermitteln. Ältere in die Vermittlung<br />

von Computerkenntnissen einzubinden<br />

ist ein in vieler Hinsicht Erfolg<br />

versprechender Ansatz: Sie geben ein<br />

motivierendes Vorbild, können sich in<br />

die Lernbedingungen Älterer einfühlen<br />

und neue verantwortungsvolle Aufgaben<br />

finden.<br />

Das Training enthält einstellungsformende,seniorenpädagogische,<br />

gedächtnispsychologische, geschlechtsspezifische,<br />

kursorganisatorische,<br />

selbstevaluatorische, kommunikationsrelevante<br />

und mediendidaktische Aspekte.<br />

Es wendet sich an Seniorinnen<br />

und Senioren, die schon entsprechende<br />

technisch-inhaltliche Kenntnisse haben,<br />

nicht aber die unabdingbare Vermittlungskompetenz.<br />

Die teilnehmenden Partner aus<br />

Deutschland, England, Polen, Spanien<br />

und Tschechien sind jeweils in Netze<br />

eingebunden, über die die weitere Verbreitung<br />

stattfinden wird (für die Universität<br />

Erlangen z. B. das Bayerische<br />

SeniorenNetzForum (BSNF).<br />

Weitere Informationen:<br />

FIM-NeuesLernen, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Mail: Amrei.Tenckhoff@<br />

fim.uni-erlangen.de<br />

www.fim.uni-erlangen.de<br />

FÖRDERPROGRAMME<br />

Mit dem neuen Programm „Grundrechte<br />

und Unionsbürgerschaft“<br />

will die Europäische Kommission<br />

die Charta der Grundrechte und die<br />

Rechte, die sich aus der Unionsbürgerschaft<br />

ergeben, bei den Bürgern besser<br />

bekannt machen. Das Programm wird<br />

insbesondere die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen<br />

unterstützen, die<br />

zur aktiven Förderung der Grundrechte,<br />

der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie<br />

und des Friedens beitragen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://europa.eu.int/comm/justicehome/<br />

funding/intro/funding intro de.htm<br />

Die erste Ausschreibung des Fonds<br />

Soziokultur im Jahr 2006 widmete sich<br />

dem Thema „Heimat Europa“. Ein Teil<br />

der Fördermittel wird an länderübergreifende<br />

Projekte vergeben. Sie sollen<br />

den komplexen Begriff „Heimat“ im<br />

Kontext des europäischen Einigungsprozesses<br />

über Begegnung, Austausch<br />

und Vernetzung erlebbar machen. Die<br />

nächste Ausschreibung wird im Frühjahr<br />

2006 sein.<br />

Weitere Information unter:<br />

http://www.fonds-soziokultur.de/html/<br />

sozioset.html<br />

Kurzmeldungen<br />

Die Europäische Kommission hat<br />

2006 zum Europäischen Jahr für<br />

Arbeitskräftemobilität erklärt. Mit<br />

dieser Aktion sollen Bewusstsein und<br />

Verständnis für den Nutzen einer Auslandstätigkeit<br />

geweckt werden. Das Thema<br />

„Arbeitskräftemobilität“ wird dabei<br />

nicht nur unter dem Aspekt des Nutzens<br />

einer Tätigkeit im EU-Ausland diskutiert<br />

– in den Blick genommen werden<br />

soll auch die berufliche Mobilität im<br />

eigenen Land. Offizieller Auftakt wird<br />

eine Europäische Konferenz im Februar<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


2006 sein, noch in diesem Herbst werden<br />

die Ausschreibungen zur Förderung<br />

von Projekten veröffentlicht werden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

h t t p : / / e u r o p a . e u . i n t / c o m m /<br />

employment_social/emplweb/news/<br />

news_de.cfm?id=50<br />

Die Europäische Kommission hat<br />

den Vorschlag für einen Beschluss des<br />

Europäischen Parlaments und des<br />

Rates genehmigt, wonach 2008 zum<br />

„Europäischen Jahr des interkulturellen<br />

Dialogs“ erklärt werden soll. Die<br />

Vorbereitung des Jahres soll eng mit<br />

der Vorbereitung und Durchführung<br />

des für 2007 geplanten Europäischen<br />

Jahres der Chancengleichheit für Alle<br />

abgestimmt werden, damit sich diese<br />

beiden Initiativen optimal ergänzen<br />

und Synergien genutzt werden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

h t t p : / / e u r o p a . e u . i n t / c o m m /<br />

employment_social/news/2005/jun/<br />

antidiscrimination_de.html<br />

Eingebettet in das „UK-Year of the<br />

Volunteer“ wurde am 14. und 15. 11.<br />

2005 in Bristol die Gründung eines<br />

Europäischen Netzwerkes für Freiwilligenarbeit<br />

gefeiert.<br />

ENOVO (European Network of<br />

Older Volunteer Organisations) stellte<br />

seine Arbeit anlässlich einer Tagung von<br />

VOLUNTEUROPE im September 2005<br />

in Berlin vor. Die europäische Kooperation<br />

älterer Freiwilliger ist Hauptziel<br />

des neuen Netzwerkes, das sich als Abteilung<br />

der Organisation VOLUNTEU-<br />

ROPE zusammengeschlossen hat.<br />

Weitere Einzelheiten können erfragt<br />

werden bei:<br />

CSV/RSVP<br />

237 Pentonville Road.<br />

London N1 9NJ. UK<br />

Mail: gdrattav@aol.com<br />

Tel: 00 44 / 17 30 82 34 19<br />

Ausgewählte Mikroprojekte aus 21<br />

Fördergebieten des ESF- Bundespro-<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

gramms „Lokales Kapital für soziale<br />

Zwecke” sind in einer neuen Broschüre<br />

der Regiestelle LOS mit dem Titel<br />

„21mal losgelegt” veröffentlicht worden.<br />

Diese ist zu beziehen über:<br />

www.los-pnline.de<br />

Das Forschungsprojekt „ActivAge“<br />

stellte die Ergebnisse mehrjähriger europäischer<br />

Forschungsabreiten in zehn<br />

Ländern am 18.10.2005 in Brüssel vor.<br />

Ziel des Projektes war eine vergleichende<br />

Untersuchung der „ActivAgeing“<br />

Politiken in den beteiligten EU-Mitgliedstaaten.<br />

Nicht nur Renten- und<br />

Gesundheitspolitiken waren Objekt des<br />

Interesses, sondern auch der Bereich<br />

„Selbstorganisation von Senioren“, deren<br />

Strukturen in Norwegen und der<br />

Schweiz näher untersucht wurden.<br />

Details unter:<br />

http://www.iccr-international.org/<br />

events/activage2.html<br />

„Zukunft ist Erfahrung plus Mobilität“<br />

lautete der Titel einer Veranstaltung,<br />

auf der die Ergebnisse des<br />

europäischen Projektes „Promoting<br />

Intra-European Mobility for Elderly“<br />

vorgestellt wurden. Ziel der Konferenz<br />

war es, den politischen Diskurs bezüglich<br />

der enormen Wissens- und Erfahrungsressourcen<br />

der Generation 55plus<br />

voranzubringen, den internationalen<br />

Erfahrungsaustausch und Generationendialog<br />

zu intensivieren sowie „goodpractice“<br />

zu präsentieren.<br />

Weitere Informationen zu Konferenz<br />

und Projekt: www.kmgne.de/enea<br />

EU-Parlament will Fahrgastrechte<br />

bei Bahn und Flugzeug<br />

stärken<br />

Bahn- und Flugverkehr stehen in<br />

Europa auf dem Prüfstand. Es geht dabei<br />

vorrangig um die Themen Sicherheit<br />

und Service, aus denen sich die Rechte<br />

der Fahrgäste ableiten lassen.<br />

Europäischer und nationaler<br />

Eisenbahnverkehr<br />

Senioren weltweit<br />

Ende September hat das Europäische<br />

Parlament mit großer Mehrheit<br />

für das „3. Eisenbahnpaket“ gestimmt,<br />

in dem die Fahrgastrechte einen großen<br />

und wichtigen Teil ausmachen. Der<br />

verabschiedete umfassende Katalog zur<br />

Stärkung der Fahrgastrechte orientiert<br />

sich am Flugverkehr, um Wettbewerbsnachteile<br />

für die Bahn zu vermeiden.<br />

Im Eisenbahn-Personenverkehr aller<br />

EU-Mitgliedstaaten sollen im Falle von<br />

Verspätungen individuell einklagbare<br />

Entschädigungen ermöglicht werden.<br />

Der von den Grünen zwischen den<br />

Fraktionen initiierte Kompromiss sieht<br />

ab einer Stunde Verspätung eine Erstattung<br />

von 25 % des Fahrpreises vor, ab<br />

zwei Stunden 50 % und ab drei Stunden<br />

75 %. Dies sind Mindeststandards<br />

– höhere Standards können jederzeit<br />

von den nationalen bzw. regionalen<br />

Behörden oder auch den Eisenbahngesellschaften<br />

eingeführt werden.<br />

Grenzüberschreitende Schienenpersonenverkehrsdienste<br />

sollen allen<br />

Bürgern allgemein zugute kommen.<br />

Alle Fahrgäste, auch die mit einer Behinderung<br />

oder eingeschränkter Mobilität,<br />

haben ein Recht auf gleiche und<br />

diskriminierungsfreie Möglichkeiten<br />

zur Eisenbahnbenutzung.<br />

Die Eisenbahngesellschaften werden<br />

verpflichtet, umfassende Informationen<br />

und den Kauf europaweiter Tickets zu<br />

garantieren. Außerdem stimmten die<br />

Abgeordneten für die Fahrradmitnahme<br />

auch in Hochgeschwindigkeitszügen.<br />

Was im französischen TGV bereits<br />

möglich ist, soll im deutschen ICE zukünftig<br />

nicht mehr verweigert werden,<br />

wenn auch der Europäische Rat der<br />

Staats- und Regierungschefs dem „3.<br />

Eisenbahnpaket“ zustimmt.<br />

39


Senioren weltweit<br />

Flugverkehr<br />

Besserer Service für Menschen mit<br />

besonderen Bedürfnissen<br />

Der Verkehrsausschuss im Europäischen<br />

Parlament hat im Oktober einer<br />

neuen europäischen Regelung für den<br />

Service auf Flughäfen zugunsten von<br />

Menschen mit Mobilitäts- und anderen<br />

Behinderungen zugestimmt. Dieser<br />

Verordnungsentwurf ist eine Reaktion<br />

auf eine neue negative Tendenz im<br />

Flugverkehr: Es wurden immer mehr<br />

Fälle bekannt, dass Rollstuhlfahrerinnen<br />

und -fahrern oder anderen Behinderten<br />

das Mitfliegen verweigert wurde<br />

oder von bestimmten Fluglinien zusätzliche<br />

Zahlungen für diesen Service<br />

verlangt wurden.<br />

Nach der vom Ausschuss beschlossenen<br />

Regelung würden die Flughäfen<br />

für die Bereitstellung der notwendigen<br />

Hilfen zuständig sein; sie wird<br />

finanziert durch einen Aufschlag auf<br />

alle verkauften Tickets im Sinne einer<br />

Solidaritätsleistung von Nichtbehinderten<br />

für Menschen mit besonderen<br />

Bedürfnissen. Mit Mehrheit – aber<br />

unverständlicherweise gegen die Stimmen<br />

vieler Konservativer – wurden<br />

alle Behinderten in die Regelung<br />

aufgenommen. Wenn Parlament und<br />

Rat zustimmen, soll das Personal auf<br />

Flughäfen in Zukunft auch spezielle<br />

Trainings absolvieren, damit sie mit<br />

den Bedürfnissen der Betroffenen besser<br />

umgehen können. Die Grünen haben<br />

strenge Regelungen verlangt, falls<br />

Sicherheitsbestimmungen als Ausrede<br />

für die Abweisung von Passagieren mit<br />

besonderen Bedürfnissen missbraucht<br />

werden.<br />

Parlament reagiert nach schwarzem<br />

Sommer<br />

Aufgrund der Flugzeugabstürze des<br />

Sommers sollen Kontrolle und Überwachung<br />

europäischer Flugzeuge und des<br />

europäischen Luftverkehrs intensiviert<br />

werden. Parlament und Kommission<br />

40<br />

vereinbarten die verstärkte Zusammenarbeit<br />

zur gemeinsamen Festlegung,<br />

welche Airlines als nicht sicher einzustufen<br />

sind. Wenn der Rat zustimmt,<br />

wird es in Zukunft nur noch eine europaweite<br />

„Schwarze Liste“ geben. Die<br />

Airlines werden verpflichtet, Passagiere<br />

so rechtzeitig über ihre Sicherheitsprotokolle<br />

zu informieren sowie darüber,<br />

mit welchem Flugzeug welcher Airline<br />

sie unterwegs sind, dass im Zweifelsfall<br />

der Flug mit einem „unsicheren Kantonisten“<br />

abgelehnt werden kann.<br />

Michael Cramer MEP<br />

Europäisches Parlament<br />

60, Rue Wiertz, B-1047 Brüssel<br />

Tel.: 00 32 / 22 84 57 79<br />

Mail: mcramer@europarl.eu.int<br />

DAS SENIORENQUIZ<br />

– Mit Wissen die neuen<br />

Länder der Europäischen<br />

Union entdecken!<br />

Die <strong>BAGSO</strong> beteiligt sich mit der<br />

Volkssolidarität, dem Deutschen Roten<br />

Kreuz und dem Arbeiter Samariter<br />

Bund an diesem EU-geförderten Projekt<br />

von Bürger Europas e. V. Berlin.<br />

Neben einer Informationstour durch<br />

Deutschland mit über 150 Power-Point-<br />

Präsentationen und Preisfragen zu den<br />

neuen Ländern fanden auch die Leserinnen<br />

und Leser in den Nachrichten<br />

Nr. 3/2005 zehn Fragen zu Europa. Das<br />

Lösungswort ist: KOPENHAGEN.<br />

7.952 Antworten trafen bei Bürger<br />

Europas e. V. zum Stichtag 29. Oktober<br />

2005 ein.<br />

Die Gewinner wurden am 4. 11.<br />

2005 in Oranienburg bei Berlin von der<br />

Europa-Abgeordneten Dr. Sylvia Yvonne<br />

Kaufmann gezogen.<br />

Die Flugreise nach Spanien – der<br />

1. Preis – für zwei Personen kann antreten:<br />

Eva-Maria Franzen aus Köln<br />

Die Gewinner der Präsentkörbe<br />

sind unter www.eu-seniorenquiz.de zu<br />

finden.<br />

Wenn Sie in Ihrer Einrichtung die<br />

Quiz-Präsentation (kostenlos) wünschen,<br />

wenden Sie sich zur Terminvereinbarung<br />

bitte an:<br />

Markus Wendler: wendler@buergereuropas.de;<br />

Tel.: 0 30 / 28 48 22 62<br />

oder<br />

Elvira-Barbara Sawade: sawade@<br />

bagso.de; Tel.: 02 28 / 24 99 93 0 oder -16<br />

Den dritten und letzten Teil des<br />

Projektes: Quizfragen zur Europäischen<br />

Union finden Sie im Heft 1/2006 und<br />

ab Januar 2006 im Internet. Auch dann<br />

erwarten die Gewinner interessante<br />

Preise, der Hauptgewinn wird eine<br />

Schiffsreise sein.<br />

Weitere Informationen auch unter:<br />

www.eu-seniorenquiz.de<br />

Das Gesundheits- und Sozialzentrum<br />

in Radom/Polen, Herr Prof. Murawow<br />

wünscht sich Kontakte für einen Erfahrungs-<br />

und Gedankenaustausch.<br />

Interessierte wenden sich bitte an<br />

Elvira-Barbara Sawade in der <strong>BAGSO</strong>.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Generationenvertrag mal ganz persönlich!<br />

„Steuersparen durch die Übertragung<br />

von Vermögen“<br />

Im Rahmen einer Vorwegnahme<br />

der Erbfolge übertragen Eltern häufig<br />

Vermögen auf die Kinder. Im Gegenzug<br />

sagen die Kinder den Eltern eine Versorgungsleistung<br />

zu, d. h. sie verpflichten<br />

sich, bis zum Tode der Eltern einen bestimmten<br />

Geldbetrag an diese zu zahlen;<br />

die Höhe der Zahlungen kann mit der<br />

Entwicklung der Lebenshaltungskosten<br />

verbunden werden. Daneben werden<br />

in der Regel Vereinbarungen darüber<br />

getroffen, in welchen Fällen die Eltern<br />

das Vermögen zurückerhalten bzw.<br />

welche weiteren Auflagen vom Kind zu<br />

erfüllen sind.<br />

Nach Ansicht der Finanzverwaltung<br />

muss der (Netto-)Ertrag aus dem Vermögen<br />

ausreichen, um die Zahlung an<br />

die Eltern zu finanzieren. Im Rahmen<br />

der Einkommensteuerveranlagung hat<br />

das Kind nun die Einkünfte aus dem<br />

übertragenen Vermögen zu versteuern.<br />

Die Zahlung an die Eltern ist als<br />

Sonderausgaben steuermindernd vom<br />

Kind abzuziehen. Die Eltern versteuern<br />

nach Vermögensübertragung die<br />

Versorgungsleistung, die sie vom Kind<br />

erhalten, als sonstige Einkünfte. Daraus<br />

ergeben sich attraktive Steuermodelle.<br />

Fall 1:<br />

Der Vater hat an seinen Sohn eine<br />

Wohnung vermietet. Die Mieteinnahmen<br />

unterliegen beim Vater der<br />

Einkommensteuer. Der Sohn muss die<br />

Miete aus den – nach Abzug seiner Einkommensteuer<br />

– verbleibenden Nettobezügen<br />

zahlen.<br />

Der Vater überträgt nun die Wohnung<br />

auf seinen Sohn. Anstelle der<br />

Mieteinnahmen erhält der Vater eine<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Versorgungsleistung vom Sohn. Dieser<br />

Anspruch kann im Grundbuch abgesichert<br />

sein. Letztlich ändert sich beim<br />

Vater durch diese Gestaltung nichts,<br />

da er anstelle der Miete nunmehr die<br />

monatlich wiederkehrenden Zahlungen<br />

des Sohnes zu versteuern hat. Der Sohn,<br />

der bisher die Mietzahlung an den Vater<br />

steuerlich nicht absetzen konnte, kann<br />

die monatliche Versorgungszahlung an<br />

den Vater nunmehr steuerlich abziehen.<br />

Grunderwerbsteuerbelastungen ergeben<br />

sich aufgrund der Übertragung auf den<br />

Sohn, die notariell beurkundet werden<br />

muss, nicht; ob Schenkungsteuer anfällt,<br />

ist von den Besonderheiten des Einzelfalls<br />

abhängig.<br />

Fall 2:<br />

Die Tochter möchte eine Wohnung<br />

erwerben. Sie beabsichtigt, den Kaufpreis<br />

über eine Bank zu finanzieren,<br />

und hätte demnach Schuldzinsen an<br />

die Bank für das überlassene Kapital<br />

zu zahlen. Stattdessen „schenkt“ die<br />

Mutter, die bisher aus der Anlage ihres<br />

Vermögens bei der Bank Einkünfte aus<br />

Kapitalvermögen erzielte, der Tochter<br />

die notwendigen Gelder und erhält<br />

dafür eine monatliche Versorgungsleistung<br />

von ihr.<br />

Die Mutter, die bisher „Einkünfte<br />

aus Kapitalvermögen“ erwirtschaftete,<br />

erzielt nunmehr „sonstige Einkünfte“.<br />

Die Tochter hätte die Schuldzinsen aus<br />

ihrem versteuerten Einkommen an<br />

die Bank leisten müssen. Nun sind die<br />

Zahlungen als Sonderausgabe bei der<br />

Einkommensteuer absetzbar.<br />

Abwandlung zu Fall 2:<br />

Die Tochter hat die Wohnung bereits<br />

erworben und den Kauf über die Bank<br />

finanziert. Auch in diesem Fall kann die<br />

Volkmar Heun<br />

Finanzen/Anlagen<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

Persönlich haftender Gesellschafter<br />

der DHPG DR. HARZEM &<br />

PARTNER KG<br />

Tel.: 0 22 51 / 700 90<br />

Fax: 0 22 51 / 700 989<br />

E-Mail: Volkmar.Heun@DHPG.de<br />

URL: www.dhpg.de<br />

Partner der NEXIA<br />

Deutschland GmbH<br />

Member of NEXIA International<br />

Mutter der Tochter einen Geldbetrag<br />

zur Ablösung des Darlehens geben.<br />

Die Tochter kann, wie im Ausgangsfall,<br />

die Zahlungen an die Mutter steuerlich<br />

absetzen.<br />

Zu beachten ist, dass in den oben<br />

genannten Beispielsfällen keine Eigenheimzulage<br />

für die angeschaffte<br />

Immobilie gewährt wird, da die Kinder<br />

kein eigenes Geld aufgewendet<br />

41


Finanzen/Anlagen<br />

haben. Wenn an die Geschwister oder<br />

den Übertragenden noch einmalige<br />

„Abstandszahlungen“ (z. B. Fall 1) geleistet<br />

werden, kann – sofern alle weiteren<br />

Fördervoraussetzungen gegeben<br />

sind – eine Eigenheimzulage beantragt<br />

werden, ebenso dann, wenn die Kinder<br />

(Fall 2) einen Teil des Kaufpreises aus<br />

eigenen Mitteln oder aus einer Darlehensaufnahme<br />

finanzieren. Dabei ist zu<br />

beachten, dass die Zulage nicht ab 2006<br />

aufgehoben wird.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung<br />

zur steuerlichen Anerkennung der<br />

Gestaltung ist, dass die Zahlungen an<br />

die Eltern aus dem Netto-Ertrag des<br />

übertragenen Vermögens erwirtschaftet<br />

werden müssen. Wenn die im ersten<br />

Fall übertragene Wohnung beim Vater<br />

zu einem monatlichen Zufluss von<br />

600,00 € führte, kann die Zahlung<br />

des Sohnes an den Vater nicht höher<br />

sein (z. B. monatliche Zahlungen von<br />

650,00 €). Ist sie höher, geht die Finanzverwaltung<br />

ansonsten von einem<br />

Kauf der Wohnung aus. Die Zahlungen<br />

an den Vater sind auf 50 Jahre zu verteilen;<br />

bei einer Selbstnutzung durch den<br />

Sohn sind die Versorgungszahlungen<br />

steuerlich nicht „absetzbar“. Steuerlich<br />

richtig gestaltet, kann aber auch ein<br />

höherer Betrag gezahlt werden, als sich<br />

aus dem Netto-Ertrag des übertragenen<br />

Vermögens erwirtschaften lässt.<br />

Fall 3:<br />

Die Eltern möchten weiterhin in der<br />

eigenen Wohnung bleiben, es stehen<br />

große Reparaturen (Heizung, Dach<br />

etc.) an. Die Kosten für die Reparaturen<br />

in der eigenen Wohnung können nicht<br />

von der Einkommensteuer abgezogen<br />

werden.<br />

Die Eltern übertragen nun im ersten<br />

Schritt die Wohnung gegen eine monatlich<br />

wiederkehrende Zahlung auf ihr<br />

Kind (wie oben dargestellt). In einem<br />

zweiten Schritt schließen Eltern und<br />

Kind einen Mietvertrag zu einem ange-<br />

42<br />

messenen Mietzins ab. Damit der Mietvertrag<br />

durch das Kind nicht gekündigt<br />

werden kann, behalten sich die Eltern,<br />

grundbuchlich gesichert, den (Sicherungs-)<br />

Nießbrauch vor. Auch wenn<br />

sich in dieser Konstellation keine losgelöste<br />

Finanzquelle für die Eltern ergibt<br />

(den steuerpflichtigen Einnahmen aus<br />

den monatlichen Zahlungen stehen die<br />

(privaten) Mietzahlungen gegenüber),<br />

kann es für das Kind zu einer Steuerersparnis<br />

kommen, da die Ausgaben<br />

für Renovierungen der Immobilie als<br />

Werbungskosten abgezogen werden<br />

können. Die monatliche Zahlung an<br />

die Eltern ist zudem als Sonderausgabe<br />

abziehbar.<br />

Vorsorgevollmacht<br />

Neben der finanziellen Vorsorge<br />

sollte auch die rechtliche Vorsorge beachtet<br />

werden. Grundlage dafür sollte<br />

eine Vorsorgevollmacht bzw. eine Betreuungsverfügung<br />

sein. Durch eine<br />

Betreuungsverfügung wird sichergestellt,<br />

dass eine Vertrauensperson zum<br />

Betreuer bestimmt wird; in der Regel<br />

wird der Betreuer auch vom Amtsgericht<br />

akzeptiert.<br />

Durch eine Vorsorgevollmacht<br />

kann der Betroffene die amtliche Betreuung<br />

vermeiden, indem er einer<br />

besonders vertrauenswürdigen Person<br />

weitgehende Vollmacht einräumt. Die<br />

Betreuungsverfügung und die Vorsorgevollmacht<br />

können getrennt voneinander,<br />

aber auch kombiniert miteinander<br />

vereinbart werden.<br />

Bei der Frage der finanziellen und<br />

rechtlichen Vorsorge handelt es sich<br />

um eine existentielle Frage, die in jedem<br />

Einzelfall einer individuellen Lösung<br />

bedarf. Selbstverständlich steht Ihnen<br />

die DHPG-Gruppe mit ihren Spezialisten<br />

in den Bereichen Wirtschaftsprüfung,<br />

Steuer- und Rechtsberatung als<br />

Ansprechpartner gern zur Verfügung.<br />

Bitte sprechen Sie uns an: „Wir beraten<br />

Sie persönlich“.<br />

Kurz und bündig<br />

Gemischt freigebige Zuwendungen<br />

an einen gemeinnützigen Verein<br />

<strong>Finanziell</strong>e Zuwendungen an<br />

einen Verein sind unentgeltliche<br />

Schenkungen, wenn sie nicht für<br />

eine Werbeleistung des Vereines<br />

hingegeben wurden. Sie sind von der<br />

Schenkungsteuer befreit, wenn die<br />

Mittel im ideellen Bereich ankommen.<br />

Werden die Gelder aber (zweckgebunden)<br />

zur Deckung der Kosten im<br />

wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe<br />

hingegeben, sind sie ertragsteuerlich<br />

als Einnahmen zu erfassen, zudem<br />

liegt aber nach Ansicht der Finanzgerichte<br />

auch eine Schenkung vor,<br />

die steuerpflichtig ist. Der für die<br />

Schenkungsteuer zuständige Senat<br />

des Bundesfinanzhofs hat nun die<br />

Möglichkeit, diese doppelte Besteuerung<br />

durch eine systemgerechte<br />

Entscheidung auszuschließen.<br />

Erfüllung öffentlich-rechtlicher<br />

Pflichtaufgaben durch gemeinnützige<br />

Körperschaften<br />

Häufig werden soziale Aufgaben<br />

der öffentlichen Hand auf gemeinnützige<br />

Körperschaften übertragen; die<br />

Vergütung erfolgt z. B. mittels Zuwendungsbescheid.<br />

Fraglich ist in diesem<br />

Zusammenhang, ob die gemeinnützige<br />

Organisation selbst noch unmittelbar<br />

und selbstlos tätig ist. Diese<br />

Frage ist derzeit Gegenstand eines<br />

Verfahrens beim Bundesfinanzhof;<br />

das Bundesfinanzministerium wurde<br />

zum Verfahrensbeitritt aufgefordert.<br />

Wir werden Sie zu dieser grundlegenden<br />

Frage selbstverständlich auf dem<br />

Laufenden halten.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong> Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong><br />

Bundesverwaltungsamt (BVA)<br />

qualifiziert 30 Verbände der<br />

<strong>BAGSO</strong> im Zuwendungsrecht<br />

nach dem Bundesaltenplan<br />

„Lachen und Lernen – durchaus kein Gegensatz“<br />

meinen Dr. Erika Neubauer und Elke Just.<br />

Wir fühlen uns dem Gemeinwohl<br />

verpflichtet.“ Das ist ein Kernsatz aus<br />

dem Leitbild des Bundesverwaltungsamtes<br />

(BVA), den es jeden Tag mit Leben<br />

zu füllen gilt.<br />

Als Zuwendungsdienstleister des<br />

Bundes hat die Abteilung II des BVA für<br />

die <strong>BAGSO</strong> eine Schulungsfolge im Zuwendungsbereich<br />

der nationalen und<br />

internationalen Seniorenpolitik gestaltet.<br />

Am 13.09.2005 wurde die Grundlagenschulung<br />

mit großem Erfolg und<br />

Nutzen für beide Seiten durchgeführt.<br />

Rege Diskussionen haben gezeigt,<br />

dass den ehrenamtlichen Teilnehmern<br />

die Darstellung verwaltungsmäßiger<br />

Abläufe und das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten<br />

sehr wichtig sind.<br />

„Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

im Zuwendungsrecht?“<br />

„Wie beantrage ich eine Zuwendung?“<br />

„Wie ist das Zusammenspiel zwischen<br />

den beteiligten Institutionen?“ „Was<br />

muss ich tun, wenn sich Positionen<br />

meines Erstantrags verändern? Welche<br />

Fehler kann ich vermeiden? “ All diese<br />

Fragen konnten im Laufe des Tages geklärt<br />

werden.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Wie immer war der Tag jedoch zu<br />

kurz. Deshalb wurden Fragen für eine<br />

Aufbauschulung im Jahr 2006 gesammelt,<br />

die insbesondere die Themenfelder<br />

Vergaberecht und Gemeinnützigkeitsrecht<br />

zum Inhalt haben soll. So trägt das<br />

BVA dazu bei, die Ideen des „aktivierenden<br />

Staates“ umzusetzen: Bürgerinnen<br />

und Bürger werden in ihrem Ehrenamt<br />

qualifiziert und helfen ihrerseits administrative<br />

Abläufe zu verbessern.<br />

Elke Just, Referatsleiterin im BVA<br />

Meinolf Sprink , Sachbearbeiter im BVA<br />

Die <strong>BAGSO</strong> dankt Frau Just und Herrn<br />

Sprink für ihr großes Engagement!<br />

<strong>BAGSO</strong>-Publikationen:<br />

„Fakten und Felder der freien<br />

Seniorenarbeit – Ältere Menschen<br />

in Deutschland“<br />

Wie ist die Lebenssituation älterer<br />

Menschen in Deutschland? Welche<br />

Bedeutung haben sie als Verbraucher?<br />

Wie ist es um die Solidarität der Generationen<br />

bestellt? Wie verbringen Seniorinnen<br />

und Senioren ihre freie Zeit? Wo<br />

engagieren sie sich ehrenamtlich? Wer<br />

vertritt ihre Interessen? Was leisten die<br />

Senioren-Organisationen, die sich zur<br />

<strong>BAGSO</strong> zusammengeschlossen haben?<br />

All diese und weitere Fragen zum<br />

Themenfeld „Ältere Menschen in<br />

Deutschland“ beantwortet das als<br />

<strong>BAGSO</strong>-Publikation Nr. 14 in einer<br />

aktualisierten Neuauflage erschienene<br />

Handbuch, von dem seit seinem Erscheinen<br />

im September bereits 3.500<br />

Exemplare versendet wurden!<br />

Es ist eine Fundgrube für alle Älteren,<br />

die sich über spezielle Angebote<br />

informieren möchten, aber auch für Interessierte<br />

aus Behörden, Verbänden und<br />

Vereinen, der Wirtschaft und der Presse.<br />

Mit den „Fakten und Feldern“ steht<br />

ein übersichtlich aufbereitetes, griffiges<br />

Zahlenmaterial zur Verfügung, das aus<br />

verschiedenen Statistiken und Erhebungen<br />

sowie Forschungsberichten zusammengetragen<br />

wurde. Zum Teil musste<br />

hier detektivisch vorgegangen werden,<br />

da bei der Erhebung von Daten häufig<br />

noch „übersehen“ wird, ältere Geburtsjahrgänge<br />

gesondert auszuweisen.<br />

Der Praxisbezug zur Seniorenarbeit<br />

ist dadurch gegeben, dass zu jedem<br />

Themenbereich die Aktivitäten, Projekte<br />

und Veröffentlichungen der <strong>BAGSO</strong>-<br />

Verbände aufgeführt sind, die sich in<br />

diesem Feld engagieren.<br />

Aus dem Inhaltsverzeichnis:<br />

1. Daten zum demografischen Wandel<br />

2. Verbesserung der Lebenslage älterer<br />

Menschen<br />

3. Stärkung der Verbraucherinteressen<br />

älterer Menschen: Konsum – Werbung<br />

– Reisen – Ältere Verkehrsteilnehmer<br />

– Wohnen<br />

4. Gesundheit erhalten und Prävention<br />

fördern: Psychisches Wohlbefinden und<br />

43


Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Selbstständigkeit – Ernährung – Gesundheitsvorsorge<br />

und Rehabilitation<br />

5. Solidarität der Generationen: Familiale<br />

Hilfeleistungen – Pflegesituation<br />

6. Aktive Lebensgestaltung: Bildung<br />

und Freizeit – Beteiligung am politischen<br />

Leben – Bürgerschaftliches Engagement<br />

– Kirchliche Altenarbeit<br />

7. Seniorenpolitik im Europäischen<br />

Kontext<br />

Das 300 Seiten umfassende Handbuch<br />

ist gegen Erstattung der Versandkosten<br />

in Form einer beigefügten<br />

1,44 - € - Briefmarke bei der <strong>BAGSO</strong> zu<br />

beziehen.<br />

Seniorenverbände im Modernisierungsprozess<br />

– ein Praxishandbuch<br />

Seniorenverbände für die Herausforderungen<br />

der heutigen Gesellschaft<br />

fit zu machen und ihnen die für<br />

die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen<br />

Hilfen an die Hand zu geben,<br />

war das Ziel der sechs Seminare, die<br />

2003 und 2004 mit Unterstützung des<br />

Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend durchgeführt<br />

wurden.<br />

Alle, die es bedauert haben, dass<br />

sie nicht teilnehmen konnten, können<br />

die in den Seminaren erprobten Materialien<br />

jetzt „schwarz auf weiß getrost<br />

nach Hause tragen“: Anfang 2006 erscheint<br />

das Praxishandbuch, das es den<br />

Nutzern ermöglicht, vor Ort in eigener<br />

Regie einen themengeleiteten Erfahrungsaustausch<br />

und die Qualifizierung<br />

von ehren- und hauptamtlichen Führungskräften<br />

durchzuführen.<br />

Das Praxishandbuch wird sechs Hefte<br />

umfassen<br />

Heft A Grundlagen verstehen<br />

Heft B Profil zeigen!<br />

Heft C Erfolgreich kommunizieren<br />

Heft D Management optimieren<br />

44<br />

Heft E Finanzen sichern<br />

Heft F Neue Technologien anwenden<br />

Bitte bestellen Sie das Handbuch<br />

bei der <strong>BAGSO</strong>, Eifelstr. 9, 53119 Bonn<br />

oder per Mail: siebertz@bagso.de, per<br />

Fax 02 28 / 24 99 93 20 oder auf der<br />

www.bagso.de/publikationen unter Angabe<br />

der Lieferadresse.<br />

Bestellung / Versandabwicklung<br />

Das ca. 800 Seiten umfassende Praxishandbuch<br />

inklusiv einer CD wird kostenlos abgegeben,<br />

über die Versandkosten (für ein Handbuch<br />

mit sechs Heften ca. 7, 00 €) erhalten<br />

Sie eine Rechnung. Sollten Sie nur Interesse<br />

an der CD-Version haben, so senden Sie bitte<br />

eine 1,44 - € - Briefmarke an die <strong>BAGSO</strong>.<br />

„Wir brauchen ein neues<br />

Leitbild des Alters“<br />

<strong>BAGSO</strong>-Fachtagung über die Empfehlungen<br />

des 5. Altenberichts<br />

Mehr als 150 Fachleute trafen sich in<br />

Bonn zu der Fachtagung „Potenziale des<br />

Alters“, die sich mit zentralen Positionen<br />

des Fünften Altenberichts der Bundesregierung<br />

und deren Umsetzung befasste.<br />

Neben Kommissionsmitgliedern<br />

waren Vertreterinnen und Vertreter von<br />

Ministerien, aus der Wissenschaft und<br />

aus Senioren-Organisationen, darunter<br />

zahlreiche <strong>BAGSO</strong>-Verbände, vertreten.<br />

Während in der Öffentlichkeit<br />

noch meist über die Schwächen des<br />

Alters gesprochen wird, werden im<br />

Fünften Altenbericht die Stärken dieser<br />

Altersgruppe hervorgehoben. „Das Tagungsthema<br />

passt in die politische und<br />

demografische Umbruchsituation unseres<br />

Landes“, sagte <strong>BAGSO</strong>-Vorsitzende<br />

Roswitha Verhülsdonk zur Begrüßung.<br />

„Wir brauchen ein neues Leitbild des<br />

Alters“.<br />

Es ging um drei Themenfelder:<br />

1. Arbeit und berufliche Bildung<br />

2. Bildung im Alter – Bildung für<br />

das Alter<br />

3. Ehrenamt und Partizipation<br />

Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong><br />

Die Referenten zum ersten Thema<br />

sahen einen hohen Änderungsbedarf<br />

in der Arbeitswelt. Das Bedürfnis, etwas<br />

zu leisten, sei an kein Lebensalter<br />

gebunden, führte Prof. Dr. Gerhard<br />

Naegele von der Universität Dortmund<br />

aus. Auch Arbeitgeber müssten sich auf<br />

eine veränderte Altersstruktur einstellen<br />

und erkennen, dass altersmäßig gemischte<br />

Arbeitsteams – wie es sich bereits<br />

gezeigt hat – die besten Ergebnisse<br />

bringen. Die Kommission empfiehlt<br />

eine gerechtere Belastungsverteilung<br />

und eine bessere Nutzung des Wissens-<br />

und Erfahrungsschatzes der Älteren.<br />

Im zweiten Themenfeld wurden<br />

u. a. bereits praktizierte Bildungskonzepte<br />

vorgestellt: Ute Blessing-Kapelke,<br />

Referentin für Seniorensport im<br />

Deutschen Sportbund, berichtete von<br />

den drei Millionen Mitgliedern, die<br />

über 60 Jahre sind und sich nicht nur<br />

generationenübergreifend in Vereinen<br />

zusammen finden, sondern sich auch<br />

zu ehrenamtlicher Teamarbeit qualifizieren<br />

lassen. Isolde Niehüser von<br />

der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

stellte das Konzept ihres Verbandes vor,<br />

das auf lebenslanges Lernen angelegt ist<br />

und durch Angebote des praktischen<br />

Lernens auch Frauen mit einfacher Bildung<br />

erreicht.<br />

Im Themenfeld 3 wurde gesellschaftliche<br />

Mitscheidung der Älteren<br />

und Mitwirkung an Gesetzen, die sie<br />

selbst betreffen, gefordert. Dieser Komplex<br />

komme im Altenbericht zu kurz.<br />

In der Diskussion wurden gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches<br />

Engagement gefordert. „Die<br />

<strong>BAGSO</strong> trägt die Empfehlungen der<br />

Experten mit“, sagte die <strong>BAGSO</strong>-Vorsitzende<br />

zum Abschluss, „ jedoch denken<br />

die Mitgliedsverbände bereits weiter als<br />

die Experten“.<br />

Rosmarie Hennigs<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Der Förderverein informiert<br />

Der Förderverein informiert<br />

Dr. Barbara Keck sprach mit Maud<br />

Pagel, bei der Telekom weltweit zuständig<br />

für den Bereich Diversity.<br />

Die Deutsche Telekom hat auf<br />

der Internationalen Funkausstellung<br />

(IFA) interessante innovative Produkte<br />

präsentiert. Sind diese auch seniorenfreundlich<br />

und insbesondere für die Generation<br />

50plus interessant?<br />

Selbstverständlich, z. B. das Dual<br />

Phone, ein mobiles Gerät, das sowohl<br />

im Festnetz als auch im Mobilfunknetz<br />

eingesetzt werden kann. Die ältere Generation<br />

geht nicht auf Technikdistanz,<br />

wie weitläufig angenommen wird, denn<br />

66 % der Haushalte sind mit einem PC<br />

eingerichtet, 34 % surfen regelmäßig im<br />

Internet, 76 % haben ein schnurloses<br />

Telefon und 34 % finden SMS sehr interessant.<br />

Diese technische Aufgeschlossenheit<br />

hat sich in den letzten Jahren<br />

im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung<br />

deutlich beschleunigt.<br />

Im Rahmen unserer Innovationsoffensive<br />

werden wir mit extrem schnellen<br />

Breitbandanschlüssen zunächst 50<br />

Städte versorgen, die das Telefonieren,<br />

Internet und Fernsehprogramme über<br />

eine Leitung möglich machen. Mittelfristig<br />

werden über Breitbandanschlüsse<br />

Leistungen gerade für Seniorinnen und<br />

Senioren nutzbar sein, wie der persönliche<br />

Gesundheitscheck, die häusliche<br />

und persönliche Sicherheit und ein Auftragsservice<br />

für die täglichen Probleme.<br />

Welchen Schwerpunkt setzt die Deutsche<br />

Telekom – unabhängig von den<br />

innovativen Angeboten – für die Generation<br />

50plus im nächsten Jahr? Haben Sie<br />

neue und spannende Projekte?<br />

Ein Schwerpunkt ist der barrierefreie<br />

Zugang zum Internet. Wir verstehen<br />

darunter, dass wir unseren älteren<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Dr. Barbara Keck im Gesprach mit Maud Pagel, rechts im Bild.<br />

Kundinnen und Kunden einen rundum<br />

sorglosen und leichten Internetzugang<br />

anbieten. Dazu gehören: Ein PC oder<br />

Notebook, der Installationsservice zu<br />

Hause, der optimale Anschluss, ein<br />

günstiger Tarif und ein zusätzliches<br />

Schulungsangebot.<br />

Ganz wichtig ist der Service vor Ort,<br />

denn hier stellt unser Servicemitarbeiter<br />

den Internetzugang in der Wohnung her<br />

und gibt eine umfassende Einweisung.<br />

Aber auch für die Internetnutzer bieten<br />

wir schnelle Hilfe, wenn PC, Software<br />

oder der Anschluss Probleme bereiten<br />

sollten. Hier wird unser besonderer<br />

Service zum Tragen kommen.<br />

Der Informationsbedarf über das<br />

Internet ist sehr groß. Daher werden<br />

wir auch 2006 bundesweit Informationsveranstaltungen<br />

anbieten und dabei<br />

von vielen Partnern unterstützt.<br />

Die Deutsche Telekom ist ein deutlich<br />

technisch geprägtes Unternehmen. Wie<br />

spricht es den älteren Kundenkreis an?<br />

Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Technik und Zielgruppenansprache<br />

sind doch kein Widerspruch, sondern<br />

bedingen sich gegenseitig. Produkte und<br />

der damit zu erzielende Kundenvorteil<br />

(Nutzen) müssen einfach und klar<br />

vermittelt werden. Bei der Produktgestaltung<br />

werden wir die einfach zu verstehende<br />

„Ordnung“ bei Geräten und<br />

Nummern kommunizieren. Mit einem<br />

rund-um-sorglos-Service – die Deutsche<br />

Telekom hat den Vorteil „Alles aus einer<br />

Hand“ anbieten zu können – wollen<br />

wir die Wünsche vor allem der älteren<br />

Verbraucher nach Übersichtlichkeit und<br />

Vereinfachung noch besser treffen.<br />

Sie unterstützen den Deutschen Seniorentag:<br />

Was erwarten Sie von dieser<br />

Veranstaltung?<br />

Wir hoffen, nachhaltig einen Beitrag<br />

zur Verringerung der digitalen Spaltung<br />

zu leisten. Das heißt, wir wollen deutlich<br />

machen, dass Alter überhaupt kein<br />

Hinderungsgrund für die Nutzung der<br />

modernen Technik ist.<br />

45


Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Neue Medien zum Beispiel helfen<br />

die Lebensqualität im Alltag zu verbessern.<br />

Ein gleichberechtigter Dialog<br />

zwischen den Generationen ist in und<br />

mit der Familie weltweit möglich. Ehrenamtliche<br />

Arbeit wird gefördert und<br />

Technik dient dem Wohlbefinden gerade<br />

der Generation 50 plus.<br />

Ein breit angelegter Dialog der<br />

Wirtschaft u. a. mit Ihren Verbänden,<br />

eröffnet die Möglichkeit, dass sich<br />

Unternehmen noch schneller auf den<br />

demografischen Wandel einstellen<br />

können.<br />

Was erwarten Sie von der <strong>BAGSO</strong> als<br />

Lobby der Älteren?<br />

Als größte Seniorenorganisation hat<br />

die <strong>BAGSO</strong> eine besondere Bedeutung.<br />

Wir sehen sie als Mittler z. B. zwischen<br />

der Deutschen Telekom und den in<br />

ihren Verbänden organisierten Kundinnen<br />

und Kunden. Aber auch als Organisator<br />

und Innovationsgeber, also als gestaltende<br />

Kraft, um im demografischen<br />

Wandel nachhaltige Veränderungen<br />

und Verbesserungen durchzusetzen.<br />

Was möchten Sie persönlich unbedingt<br />

in Ihrem (Un-)Ruhestand verwirklichen?<br />

Hoffentlich genau so unruhig wie<br />

jetzt zu sein. Meine Aufgeschlossenheit<br />

für Neues zu bewahren. Dies gilt insbesondere<br />

für neue Technologien, die<br />

ich anwenden kann, um weltweit teilzuhaben<br />

an der Gesellschaft, an meiner<br />

Familie und auch – wenn erforderlich<br />

– als Hilfe und Unterstützung.<br />

Neues Mitglied im Förderverein<br />

der <strong>BAGSO</strong>:<br />

DeutscheSenior ®<br />

Dr. Barbara Keck sprach mit Jörg<br />

Schrod und Reinhard M. Skudlik, den<br />

beiden Geschäftsführern der Deutsche-<br />

Senior®.<br />

46<br />

Aus einer gemeinsamen Projektarbeit<br />

mit Ihnen weiß ich, dass Sie sich<br />

persönlich bereits seit Jahren im Bereich<br />

der Alterssicherung für ältere Erwachsene<br />

engagieren. Nun haben Sie 2004 die<br />

DeutscheSenior GmbH gegründet. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Ja, tatsächlich, die DeutscheSenior<br />

entstand im Zusammenspiel des Wissens<br />

und der Erfahrungen von Hochschulen,<br />

Interviews mit Ministerien,<br />

Institutionen, Wirtschaftsunternehmen<br />

und den intensiven Kontakten mit den<br />

Seniorenorganisationen. Die jüngste<br />

Herbst-Befragung der Deutsche Senior<br />

bei Männern und Frauen im Lebensalter<br />

zwischen 58 und 65 Jahren bestätigte<br />

es wieder: Mehr als 90 % der älteren<br />

Erwachsenen, die aus dem aktiven<br />

Berufsleben aussteigen, gehen ohne Ruhestandsplanung<br />

in die 3. Lebensphase.<br />

Bislang hatte man die Meilensteine des<br />

Lebens wie Schule, Studium, Beruf,<br />

Familie, Hausbau, Hobby minutiös geplant.<br />

Und in den Ruhestand geht man<br />

nun relativ blauäugig. Hier, im Aufbrechen<br />

eines vermeintlichen Tabus, setzt<br />

das Engagement der DeutscheSenior<br />

an. Dabei verstehen wir uns als fachkundige<br />

Gesprächspartner für ältere<br />

Erwachsene und deren Angehörige, die<br />

sich aktiv mit der Planung, Ausgestaltung<br />

und Absicherung des Ruhestands<br />

beschäftigen möchten.<br />

Weshalb ist eine Ruhestandsplanung<br />

so wichtig? Welche Vorteile haben Senioren<br />

davon?<br />

Im Kern geht es darum, die richtigen<br />

Weichenstellungen für die kommenden<br />

20, 25, 30 oder mehr Lebensjahre vorzunehmen<br />

bzw. den heutigen Stand<br />

nochmals kritisch zu hinterfragen. Die<br />

Erfahrung lehrt leider, dass aus Unkenntnis<br />

wichtige Dinge einfach übersehen<br />

werden. Derartige Fehler sind im<br />

3. Lebensabschnitt nicht mehr reparabel<br />

und können sogar die Vermögenswerte<br />

vorzeitig aufzehren! Eine der größten<br />

Der Förderverein informiert<br />

finanziellen Bedrohungen im Alter<br />

stellt die Inflation dar. Die Rente, die<br />

Pension oder sonstige Einkünfte steigen<br />

nur noch gering, falls überhaupt, aber<br />

die Lebenshaltungskosten steigen stetig!<br />

Der Zeitpunkt einer Unterdeckung des<br />

Einkommens ist absehbar, zumal für<br />

einen Seniorenhaushalt eine wesentlich<br />

höhere Inflationsrate gilt als die durchschnittliche<br />

über alle Haushalte hinweg.<br />

Der Warenkorb für ältere Personen ist<br />

anders zusammengesetzt als der Warenkorb,<br />

nach dem die durchschnittliche<br />

Preissteigerung berechnet wird. Hier,<br />

im Rahmen der Ruhestandsoptimierung,<br />

informiert die DeutscheSenior<br />

über konkrete Einsparungsmöglichkeiten<br />

in den Bereichen Gesundheit,<br />

Finanzen, Lebensabsicherung, Reisen,<br />

Telekommunikation und vieles mehr.<br />

Kann jeder eine Ruhestandsplanung<br />

buchen und was kostet diese?<br />

Im Prinzip ja, vorausgesetzt ein<br />

DeutscheSenior Ruhestandsplaner ist in<br />

der Region angesiedelt. Eine Einzelberatung<br />

kostet dann 50 € pro Haushalt.<br />

Alternativ dazu bieten wir bundesweit<br />

regionalen Senioreninitiativen und<br />

-einrichtungen die Möglichkeit, gemeinsam<br />

Seminare oder Informationsabende<br />

rund um die Ruhestandsplanung<br />

auszurichten. Dies dann natürlich<br />

zu reduzierten Preisen.<br />

Termine können Interessierte entweder<br />

telefonisch unter:<br />

01805 - 60 75 90 (12ct/Min im Festnetz<br />

der Deutschen Telekom) oder über<br />

www.DeutscheSenior.de vereinbaren.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />

Veränderungen in<br />

den Verbänden<br />

BIVA e.V.<br />

Personelle Erweiterung der BIVA-<br />

Geschäftsstelle<br />

Seit 1. September haben wir Verstärkung<br />

in unserer Geschäftsstelle: Guido<br />

Steinke wird uns dabei unterstützen,<br />

einen bundesweiten Informations- und<br />

Beratungsdienst aufzubauen. Diese personelle<br />

Erweiterung unserer Geschäftsstelle<br />

und die inhaltliche Verbreiterung<br />

unseres Leistungsangebots waren dank<br />

der finanziellen Unterstützung durch<br />

das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend möglich.<br />

Guido Steinke ist Rechtsanwalt und<br />

bringt Erfahrungen aus der Verbraucherberatung<br />

mit, sodass die notwendige<br />

Fachlichkeit in Information und<br />

Beratung sichergestellt ist. Die Erkenntnisse<br />

aus dem bundesweiten Beratungsdienst<br />

werden auch dazu beitragen,<br />

unsere Lobby-Arbeit bei Gesetzgeber<br />

und Behörden zielgerichteter einsetzen<br />

zu können. Sie werden uns aber auch<br />

helfen, in Gesprächen mit den Leistungsanbietern<br />

konkret auf die jeweiligen<br />

Problemlagen hinzuweisen, denen<br />

ältere Menschen oder ihre Angehörigen<br />

im täglichen Leben gegenüber stehen.<br />

Bundesforum Katholische<br />

Seniorenarbeit<br />

Neuer Vorstand<br />

Bei der Vorstellung des neuen Vor-<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

stands in den letzten <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />

wurde versehentlich Rita Schmidt-<br />

Wahl als stellvertretende Vorsitzende<br />

neben Dr. Philipp Schwarz nicht benannt.<br />

Wir bitten um Nachsicht!<br />

ZWAR Zwischen Arbeit und<br />

Ruhestand<br />

Zum neuen 1. Vorsitzenden des<br />

Trägervereins ZWAR e.V. wurde am 28.<br />

11. 2005 Bodo Champignon gewählt. Er<br />

war bis zur Landtagswahl im Mai dieses<br />

Jahres Abgeordneter im nordrheinwestfälischen<br />

Landtag, ist Vorsitzender<br />

des AWO-Bezirksverbandes Westliches<br />

Westfalen und stellvertretender Vorsitzender<br />

des AWO-Bundesverbandes.<br />

Gleichzeitig wurde die langjährige erste<br />

Vorsitzende Brunhilde Deubel verabschiedet;<br />

sie hat in den letzten Jahren den<br />

ZWAR-Verein und die Kolleginnen und<br />

Kollegen der ZWAR-Zentralstelle NRW<br />

sehr engagiert geleitet und begleitet.<br />

Projekte und Vorhaben<br />

der Verbände<br />

Deutscher Sportbund<br />

Die neuen Alten – aktiv, selbstbewusst<br />

und flexibel<br />

Abschlusstagung des DSB-Projektes<br />

„richtig fit ab 50“ in Berlin<br />

Die Alten sind jünger geworden und<br />

sie fühlen sich auch so, das war der einheitliche<br />

Tenor auf der Abschlusstagung<br />

des DSB-Projektes „richtig fit ab 50“ im<br />

September in Berlin.<br />

Außerdem verfügen sie über große<br />

Ressourcen und Potenziale, die unverzichtbar<br />

für unsere Gesellschaft sind, so<br />

der DSB-Präsident Manfred von Richthofen.<br />

Er verwies auf die „absurde Arbeitsmarktentwicklung“:<br />

Noch nie gab<br />

Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

es so viele gesunde und leistungsfähige<br />

60-Jährige, doch die Arbeitsmarktlage<br />

der über 55-Jährigen sei verheerend.<br />

Eine Chance für Familien und Vereine.<br />

„Die meisten Älteren wollen sich nicht<br />

in den Ruhestand verabschieden, sondern<br />

ihre Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

in die Gesellschaft einbringen“, sagte<br />

von Richthofen.<br />

Sport und Bewegung spielen bei<br />

diesen neuen Alten eine wichtige Rolle:<br />

86 % der 50plus Generation halten<br />

körperliche Fitness für einen wichtigen<br />

Wert. Für die Sportvereine sind sie eine<br />

neue Herausforderung wegen ihrer<br />

rasant wachsenden Anzahl und ihrer<br />

vielfältigen, teilweise sehr unterschiedlichen<br />

Wünsche und Ansprüche, denn<br />

keine Zielgruppe ist so heterogen wie<br />

die der Menschen zwischen 50 und<br />

100 Jahren. „Das Modellprojekt ist ein<br />

wichtiger Anstoß zur Modernisierung<br />

der Angebots- und Arbeitsstruktur<br />

der Vereine“, stellte Peter Ruhenstroth-<br />

Bauer, Staatssekretär des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend fest. Das Ministerium<br />

förderte das Projekt, weil viele Menschen<br />

den Sprung in ein sportlicheres,<br />

aktiveres Leben nicht schafften.<br />

Dies ist allen fünf Teilprojekten gelungen,<br />

denn die angestrebten Ziele wurden<br />

teilweise um das Doppelte überschritten:<br />

Es wurden mehr Gruppen<br />

als geplant gegründet und mehr Teilnehmer<br />

erreicht. Auch die im Rahmen<br />

des Projektes aufgebaute Internetseite<br />

www.richtigfit-ab50.de kann auf überaus<br />

hohe Nutzerzahlen verweisen.<br />

All dies zeigt den hohen Bedarf an<br />

Bewegung bei Älteren, besonders bei<br />

denjenigen, die bisher keinen Sport<br />

oder lange keinen Sport mehr betrieben<br />

haben. Der Eintritt in bestehende<br />

Sportgruppen stellt auf Grund der Leistungsunterschiede<br />

für die Neu- oder<br />

Wiedereinsteiger eine hohe Barriere<br />

dar, deshalb sollten für diese Zielgruppen<br />

neue Gruppen gebildet werden.<br />

47


Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Die Ergebnisse des Projektes sind<br />

sehr vielfältig und interessant:<br />

� Im Bayerischen LSV wurde ver-<br />

sucht, junge Ältere in Kooperation<br />

mit Partnern aus dem Gesundheits-<br />

wesen zu aktivieren.<br />

� Im LSB Berlin wurden neue<br />

wohnortnahe Bewegungsräume<br />

erschlossen.<br />

� Ein kombiniertes Programm aus<br />

Information, Wellness und<br />

Fitnessbot der LSV Schleswig-<br />

Holstein an.<br />

� Der LSB Thüringen versuchte,<br />

Männer für das Sporttreiben in<br />

Spielsportarten zu gewinnen.<br />

� Der LSB Nordrhein-Westfalen<br />

entwickelte offene Bewegungstreffs<br />

für Ältere.<br />

Die ausführlichen Ergebnisse der<br />

Projekte und der Tagung sind im Internet<br />

unter www.richtigfit-ab50.de<br />

veröffentlicht.<br />

Jens Gieseler<br />

Fachausschuss Haushaltstechnik<br />

der dgh e.V.<br />

Bericht über die erste VISP-Befragung<br />

erschienen<br />

Das VISP-Projekt, vom Bundesministerium<br />

für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

und Landwirtschaft gefördert,<br />

startete im April 2005. VISP bedeutet:<br />

Verbesserung der Information über<br />

seniorengerechte technische Produkte<br />

im Haushalt. Es handelt sich um ein<br />

Kooperationsprojekt der <strong>BAGSO</strong> mit<br />

dem Fachausschuss Haushaltstechnik<br />

der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft<br />

und dem Verbraucherrat<br />

des Deutschen Instituts für Normung<br />

(DIN), der sich für die Einarbeitung<br />

der Bedürfnisse Älterer in die Produktnormen<br />

einsetzt. Die Federführung<br />

liegt beim ihoe, Institut für Haushalts-<br />

48<br />

technik und Ökotrophologie, Elvira Dr.<br />

Baier.<br />

Der erste der drei Teile Projektes ist<br />

abgeschlossen. Der Bericht über die Befragung<br />

zu Telefon, Handy, Video-/DVD-<br />

Rekorder, Stereoanlage, Dosenöffner und<br />

Korkenzieher, an der sich dankenswerterweise<br />

viele <strong>BAGSO</strong>-Mitglieder direkt<br />

oder indirekt beteiligt haben, ist als<br />

pdf-Datei auch auf der Internetseite der<br />

<strong>BAGSO</strong> bereitgestellt: „Erhebung der<br />

spezifischen Probleme und Wünsche<br />

der Seniorinnen und Senioren zu ausgewählten<br />

technischen Produkten“.<br />

In früheren <strong>BAGSO</strong>-Kooperationsprojekten<br />

hatte sich herausgestellt, dass<br />

die genannten Produkte im Haushaltsalltag<br />

die größten Schwierigkeiten bereiten.<br />

In dem Bericht kann nun nachgelesen<br />

werden, worin genau diese Schwierigkeiten<br />

bestehen und wie verbreitet sie sind.<br />

Auch auf die Frage „Was wünsche ich<br />

mir von einem Gerät?“ gibt der Bericht<br />

Antwort. Wunsch-Ranglisten zeigen, wie<br />

dringlich einzelne Wünsche von den Befragten<br />

eingeschätzt werden.<br />

In der nächsten Zeit wird an dieser<br />

Stelle immer wieder über ausgewählte<br />

Ergebnisse berichtet.<br />

Studenten engagieren sich für Leichtbedien-Produkte<br />

An den Fachhochschulen Weihenstephan-Triesdorf<br />

und Mönchengladbach<br />

haben sich mit Beginn des Wintersemesters<br />

2005/6 Studentengruppen aus den<br />

dortigen Studiengängen Ernährungs-<br />

und Versorgungsmanagement bzw.<br />

Oecotrophologie bereit gefunden, an<br />

der Erarbeitung einer neuen Verbraucherbroschüre<br />

über leicht bedienbare<br />

Produkte mitzuwirken. Sie erarbeiten<br />

Checklisten für die sieben Produkte des<br />

vom BMVEL geförderten VISP-Projektes<br />

und werden ihre Ergebnisse schon<br />

im Dezember dem AK Barrierefreie<br />

Hausgeräte und Küchen präsentieren.<br />

Kontakt: elvira.baier@ihoe.de<br />

Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />

AK Barrierefreie Hausgeräte und<br />

Küchen des FA HT<br />

Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Erwachsenenbildung<br />

Geschmack finden am Leben …<br />

Vorweihnachtliche Senioren-Akademie<br />

im Katholisch-Sozialen Institut der<br />

Erzdiözese Köln (KSI) vom 19. bis 21.<br />

Dezember 2005.<br />

Möchten Sie neue, interessante Impulse<br />

erfahren? Möchten Sie die stillen<br />

Tage vor Weihnachten in Gemeinschaft<br />

verbringen? Möchten Sie sich ohne<br />

vorweihnachtliche Hektik auf das Fest<br />

vorbereiten? Wir laden Sie ein, die vorweihnachtlichen<br />

Tage in freundlicher<br />

Atmosphäre zu erleben.<br />

Ihr Teilnehmerbeitrag: 175 €. Programm<br />

erhalten und Anmeldungen<br />

richten Sie bitte an:<br />

KSI, Walter Boscheinen<br />

Selhofer Str.11, 53604 Bad Honnef<br />

Tel.: 0 22 24 / 95 51 25<br />

Mail: boscheinen@ksi.de<br />

Katholische Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands kfd<br />

Vielfalt der Lebensformen von Frauen:<br />

Der Diskussionsprozess ist beendet,<br />

die Arbeit geht weiter<br />

Mit Vereinbarungen zur Weiterarbeit<br />

hat die Katholische Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands (kfd) am 15. 10. den im<br />

Jahr 2002 gestarteten Diskussionsprozess<br />

um die „Vielfalt der Lebensformen<br />

von Frauen“ offiziell abgeschlossen.<br />

Dazu betonte die Bundesvorsitzende<br />

Magdalena Bogner: „Wir setzen keinen<br />

Schlusspunkt, denn es geht weiter. Die<br />

Vielfalt der Lebens- und Familienformen<br />

in Gesellschaft und Kirche, mit all<br />

ihren Fragen und Widersprüchen, bleibt<br />

für die kfd Chance und Herausforderung<br />

zugleich.“<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />

In einer Talkrunde unter dem Thema<br />

„Räume öffnen, schützen, gestalten“<br />

stellte die familienpolitische Sprecherin<br />

des Zentralkomitees der deutschen Katholiken,<br />

Christa Licharz-Lichtenthäler,<br />

heraus, in dem Prozess sei es gelungen,<br />

dass sich unterschiedliche Frauen bis<br />

zur Basis unvoreingenommen begegnet<br />

seien. Auf diese Weise sei möglicherweise<br />

mehr bewirkt worden als durch ein<br />

Papier. Für die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

betonte deren Pressesprecherin Ursula<br />

Lenz, die hohe Beteiligung älterer<br />

Frauen an dem Diskussionsprozess sei<br />

beeindruckend. Es sei wichtig, dass die<br />

kfd Heimat sein wolle für alle Frauen,<br />

unabhängig von ihrer Lebensform und<br />

-realität. Der Pastoraltheologe Dr. Manfred<br />

Belok wünschte der kfd, sie möge<br />

weiter das Klima für das Bewusstsein<br />

schärfen: „Wir alle sind Kirche“.<br />

Weitere Informationen<br />

kfd - Bundesverband e. V.<br />

Brigitte Vielhaus<br />

Prinz-Georg-Str. 44<br />

40477 Düsseldorf<br />

Volkssolidarität<br />

Seit 60 Jahren: Solidarisch miteinander<br />

- aktiv füreinander<br />

Die Volkssolidarität wurde im Oktober<br />

1945 im Osten Deutschlands von<br />

Parteien, Gewerkschaften und Kirchen<br />

gegründet, um die schwere soziale Not,<br />

Leid und Elend nach dem Ende des<br />

Krieges zu lindern. Der Verband hat<br />

eine lange Tradition des sozialen Engagements<br />

für ältere Menschen, chronisch<br />

Kranke, Pflegebedürftige, sozial Benachteiligte<br />

und – in den letzten Jahren<br />

zunehmend – für Kinder und Jugendliche.<br />

Ihr heutiges Wirken als Sozial- und<br />

Wohlfahrtsverband gründet sich auf drei<br />

wesentliche Säulen:<br />

1. auf den Mitgliederverband mit einem<br />

vielgestaltigen Vereinsleben in den<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

Orts-, Interessen- und Selbsthilfegruppen,<br />

getragen von einem ausgeprägten<br />

freiwilligem sozialen Engagement vieler<br />

Mitglieder und Mitarbeiter,<br />

2. auf die sozialen Dienste und Einrichtungen,<br />

3. auf die sozial-politische Interessenvertretung<br />

für Mitglieder und Freunde<br />

des Verbandes.<br />

Zahlen und Fakten zur Volkssolidarität<br />

im Jahr 2004<br />

� Mit ca. 360.000 Mitgliedern in<br />

4.616 Mitglieder- bzw. Orts-<br />

gruppen und ihren 14.250 haupt-<br />

amtlichen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern gehört die Volks-<br />

solidarität zu den großen Sozial-<br />

und Wohlfahrtsverbänden der<br />

Bundesrepublik.<br />

� Mehr als 33.000 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter leisten jährlich mit ca.<br />

5,9 Millionen Stunden eine soziale<br />

Wertschöpfung von jährlich rund<br />

45,6 Millionen € für das Gemein-<br />

wesen.<br />

� In den 617 Freizeit- und Begeg-<br />

nungsstätten wurden 113.559<br />

Veranstaltungen mit über 2,2<br />

Millionen Besuchern durch-<br />

geführt. Die „Reisen unter dem<br />

Dach der Volkssolidarität“ zählten<br />

460.850 Gäste.<br />

� 147 ambulante sozial-pflegerische<br />

Dienste und mobile Hilfsdienste<br />

sowie 35 Einrichtungen der Tagespflege<br />

und 44 der stationären<br />

Pflege und Altenhilfe sichern<br />

für annähernd 25.000 Menschen<br />

im Monat eine stabile und<br />

qualitätsgerechte sozial-pflegerische<br />

Betreuung.<br />

� Die Volkssolidarität ist Träger von<br />

365 Kindertagesstätten mit über<br />

34.000 Plätzen. Hinzu kommen 13<br />

Kinder- und Jugendheime sowie<br />

die offene Jugendarbeit, die in 64<br />

Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Freizeit- und Erholungseinrichtun-<br />

gen realisiert wird.<br />

� Mit 6.542 Wohnungen im Osten<br />

Deutschlands hat die Volkssoli-<br />

darität eine führende Position beim<br />

„Wohnen im Alter“.<br />

� Sozialpolitische Dokumente: Senio-<br />

renpolitische Standpunkte; Eck-<br />

punkte zur Reform der Pflegever-<br />

sicherung; Eckpunkte für ein So-<br />

ziales Infrastrukturprogramm für<br />

die neuen Bundesländer; Positio-<br />

nen für die Einführung einer Bür-<br />

gerversicherung.<br />

Präsident der Volkssolidarität ist<br />

Prof. Dr. Gunnar Winkler, der Bundesgeschäftsführer<br />

Dr. Bernd Niederland.<br />

Alte Schönhauser Str. 16, 10119 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 27 89 70<br />

Fax: 0 30 / 27 59 39 59<br />

Mail: bundesverband@<br />

volkssolidaritaet.de<br />

www.wolkssolidaritaet.de<br />

ZWAR Zwischen Arbeit und<br />

Ruhestand<br />

Unter dem Titel „Zukunft des Alters<br />

gestalten“ fand am 1. Dezember das<br />

fünfte landesweite Delegierten-Treffen<br />

von ZWAR-Gruppen in Nordrhein-<br />

Westfalen im Jahre 2005 statt. Den<br />

angemessenen Rahmen dafür bot dieses<br />

Mal das Rathaus der Stadt Dortmund.<br />

Im Programm ging es vor allem um die<br />

Vernetzung von ZWAR-Gruppen und<br />

Initiativen im Lande NRW.<br />

Das landesweite Netz von ZWAR-<br />

Basisgruppen umfasst nach einer Reihe<br />

von Neugründungen im Jahr 2005<br />

inzwischen fast 1.000 Gruppen in 39<br />

Kommunen in NRW. Dazu gehören fast<br />

120 stadtteil- bzw. ortsteil-orientierte<br />

Basisgruppen und ca. 880 Interessengruppen<br />

und übergreifende Netzgruppen,<br />

in denen sich die ZWARlerinnen<br />

und ZWARler füreinander und für<br />

Dritte engagieren.<br />

49


Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

Neu in der <strong>BAGSO</strong><br />

Wir begrüßen in der <strong>BAGSO</strong> den<br />

Deutschen Schwerhörigenbund,<br />

der sich Ihnen hier vorstellt:<br />

Der Deutsche Schwerhörigenbund<br />

e.V. (DSB) ist eine der großen Behinderten-Selbsthilfe-Organisationen<br />

und zugleich auch eine der ältesten in<br />

Deutschland.<br />

Freifrau Margarethe von Witzleben<br />

gründete 1901 in Berlin die erste<br />

örtliche Selbsthilfe-Organisation für<br />

Schwerhörige und Ertaubte. Der Bundesverband<br />

wurde 1951 unter dem Namen<br />

„Deutscher Schwerhörigenbund<br />

e.V. – Bundesverband der Schwerhörigen<br />

und Ertaubten“ wiedergegründet.<br />

Mitglieder des DSB sind die in ihren<br />

Landesverbänden zusammengeschlossenen<br />

rechtlich selbstständigen Ortsvereine,<br />

örtlichen Selbsthilfegruppen<br />

und rechtlich selbstständigen Landesverbände<br />

sowie außerordentliche Mitglieder<br />

und Förderer, die die Ziele des<br />

DSB unterstützen.<br />

Er vertritt die Interessen der<br />

Schwerhörigen und Ertaubten als einer<br />

der größten Hörgeschädigtenverbände<br />

in Deutschland, ist Mitglied im Deutschen<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />

und in der Deutschen Gesellschaft<br />

50<br />

zur Förderung der Gehörlosen und<br />

Schwerhörigen. Außerdem ist er Mitglied<br />

in der International Federation<br />

Hard of Hearing ( IFHOH ) und der<br />

European Federation Hard of Hearing<br />

( EFHOH ).<br />

Die vielfältige Arbeit des DSB wird<br />

durch Fachreferate unterstützt. Das Referat<br />

‚Hörgeschädigte Senioren und Patienten‘<br />

bildet einen Schwerpunkt. Ca.<br />

3.000 Mitglieder des DSB sind älter als<br />

60 Jahre. Das Referat hat einen Arbeitskreis<br />

(AK) gebildet, der die fachspezifischen<br />

Themen bearbeitet und sie in<br />

Abstimmung mit dem Bundesvorstand<br />

nach außen vertritt.<br />

Die Zielsetzung des AK orientiert<br />

sich an dem Konzept „Abbau von Kommunikationsbarrieren<br />

hörbehinderter<br />

Senioren“.<br />

Folgende Projektschwerpunkte werden<br />

derzeit bearbeitet:<br />

a) Schulungskonzept “Der hörgeschädigte<br />

Bewohner/Patient im Pflegealltag”<br />

Planung: Pilotmaßnahme in NRW und<br />

Alternativmaßnahme in Niedersachsen.<br />

b) Modellvorhaben Antonshöhe im<br />

Erzgebirge für Hörgeschädigte: Beratung,<br />

Betreutes Wohnen sowie Pflege,<br />

Schulung und Weiterbildung (zurzeit in<br />

der Mittelbeschaffung),<br />

c) Modellvorhaben „Beratungsstelle<br />

für hörbehinderte Senioren in Essen”<br />

mit der Zielstellung des Aufbaus eines<br />

landesweiten Netzwerkes, unterstützt<br />

durch das Land NRW,<br />

d) neue Wohnformen für hörgeschädigte<br />

Senioren Halle/Saale (zurzeit in<br />

der Mittelbeschaffung),<br />

e) Initiierung einer Studie zum Thema<br />

„Zusätzlicher Pflegeaufwand für hörgeschädigte<br />

Senioren“.<br />

Neu in der <strong>BAGSO</strong><br />

Weitere Aufgaben sind in einem<br />

Aktionsprogramm festgehalten, das die<br />

Versorgungssituation schwerhöriger und<br />

ertaubter Senioren zum Inhalt hat.<br />

Leider gibt es keine umfassende und<br />

verlässliche Statistik über die Zahl hörgeschädigter<br />

älterer Menschen. Daher<br />

sind die vorhandenen Zahlen nur eine<br />

Richtgröße, um auf das Problem der<br />

Altersschwerhörigkeit aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Hörgeschädigte Menschen<br />

über 60 Jahre:<br />

• 142.000 Schwerhörige und Ertaubte<br />

(schwer behindert mind. 50 % GdB)<br />

• 430.000 hochgradig Schwerhörige<br />

(Sohn-Studie)<br />

• 2. 550.000 Hörgeräteträger<br />

Quellen:<br />

Schwerbehindertenstatistik 1999 (Bundesamt für Statistik<br />

Wiesbaden<br />

Repräsentative Hörscreening-Untersuchung von Wolfgang<br />

Sohn von 1999<br />

Fördergemeinschaft Gutes Hören von 2002 (Pressekonferenz<br />

auf dem Akustikerkongress 2002 in Leipzig<br />

Weitere Informationen:<br />

Deutscher Schwerhörigenbund e.V. (DSB)<br />

Breite Straße 23<br />

13187 Berlin<br />

Telefon: 0 30 / 47 54 11 14<br />

Telefax: 0 30 / 47 54 11 16<br />

Mail: dsb@schwerhoerigkeit.de<br />

www.schwerhoerigen-netz/DSB<br />

Seit kurzem ist Mitglied der Bundesfachverband<br />

Schlafapnoe / Atemstillstand<br />

und chronische Schlafstörung<br />

e.V.<br />

Er wird sich in den nächsten <strong>BAGSO</strong>-<br />

Nachrichten vorstellen, ist aber schon<br />

auf der www.bagso.de zu finden.<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005


Die 87 <strong>BAGSO</strong>-Organisationen<br />

A Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband • Arbeitsgemeinschaft<br />

„Evangelische und Ökumenische Krankenhaus- u. Altenheim-<br />

Hilfe“(EKH) • Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus • Arbeitskreis für<br />

Gerostomatologie e.V. (AKG) *<br />

B BDZ - Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft - Ständiger<br />

Ausschuss „BDZ Senioren“ • BegegnungsCentrum - Haus im Park<br />

der Körber-Stiftung* • Betreuungswerk Post Postbank Telekom<br />

(BeW) • Büro gegen Altersdiskriminierung* • Bund Deutscher<br />

Amateurtheater e.V. (BDAT)* • Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Landesseniorenvertretungen BAG LSV • Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Seniorenbüros e.V.(BaS) • Bundesarbeitskreis Arbeit und<br />

Leben DGB / VHS * • Bundesfachverband Schlafapnoe / Atemstillstand<br />

und chronische Schlafstörung e.V. • Bundesforum<br />

Katholische Seniorenarbeit (BfKS) • Bundesinteressenvertretung<br />

und Selbsthilfeverband der Bewohnerinnen und Bewohner von<br />

Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen (BIVA) e.V. • Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V. • Bundesverband Information & Beratung<br />

für NS-Verfolgte* • Bundesverband Seniorentanz e.V.<br />

D Dachverband Altenkultur e.V.*• Deutsche Alzheimer Gesellschaft<br />

e.V. • Deutsche Gesellschaft für Freizeit e.V. (DGF) • Deutsche<br />

Gesellschaft für Präventivmedizin • Deutsche Gesellschaft für Versicherte<br />

und Patienten (DGVP) • Deutsche Landsenioren e.V. (DLS)*<br />

• Deutsche Seniorenpresse (dsp)* • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

e.V. • Deutscher Bridge-Verband • Deutscher<br />

BundeswehrVerband e.V. (DBwV) • Deutscher Evangelischer<br />

Frauenbund (DEF) • Deutscher Familienverband e.V. (DFV)* •<br />

Deutscher Frauenrat (DF)* • Deutscher Guttempler-Orden e.V.*<br />

• Deutscher Schwerhörigenbund e. V. • Deutscher Senioren Ring<br />

e.V. (DSR) • Deutscher Sportbund (DSB) • Deutscher Turner-Bund<br />

(DTB) • Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium<br />

und Beruf e.V. (DVBS) • Deutsches Sozialwerk (DSW) e.V.<br />

E EURAG - Sektion Deutschland * • Evangelische Arbeitsgemeinschaft<br />

für Altenarbeit in der EKD (EAfA) • Evangelisches Seniorenwerk<br />

(ESW)<br />

F Fachausschuss Haushaltstechnik der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hauswirtschaft e.V. • Familienbund der Katholiken • Forum<br />

Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Bundesvereinigung* • Forschungsinstitut<br />

Geragogik (FoGera)*<br />

G Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (GfG) • Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft (GEW) - Bundesseniorenausschuss •<br />

GREENPEACE-TEAM fünfzig Plus*<br />

<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />

H Hartmannbund e.V. - Ausschuss Senioren<br />

I Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt • Internationaler<br />

Bauorden / Senioren*• JAHRESRINGE - Gesamtverband e.V.<br />

K Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (KAB) •<br />

Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung<br />

(KBE) • Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands kfd •<br />

Kneipp-Bund e.V. • Kolpingwerk Deutschland • komba gewerkschaft<br />

• Kommunikationsgewerkschaft DPV • Kuratorium Wohnen<br />

im Alter e.V. (KWA)<br />

L Landesarbeitsgemeinschaft - „Aktiv im Vorruhestand S-A“ e.V.*<br />

• Lange aktiv bleiben (LAB) - Lebensabend-Bewegung • Liberale<br />

Senioren LiS@<br />

M Memory Liga e.V. * • MISEREOR-Initiative „einfach anders<br />

altern“ *<br />

N Nationales Netzwerk älterer Frauen e.V. (NäF) * • NaturFreunde -<br />

Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und<br />

Kultur • NAV-Virchow-Bund – Verband der niedergelassenen<br />

Ärzte Deutschlands *• Netzwerk Osteoporose<br />

S Senior Experten Service (SES) • Seniorenarbeitsgemeinschaft<br />

der PDS • Senioren-Lernen-Online* • Senioren Union der CDU<br />

• Senioren-Union der CSU • Seniorenverband BRH - Bund der<br />

Ruhestandsbeamten, Rentner und Hinterbliebenen • Seniorenvereinigung<br />

des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V.<br />

(CJD) • Sozialverband Deutschland (SoVD) • Sozialverband VdK<br />

Deutschland e.V. • Sozialwerk Berlin e.V.<br />

T TRANSNET - Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschland<br />

(GdED)<br />

U UNIONHILFSWERK - Landesverband Berlin e.V.<br />

V Vegetarier-Altenselbsthilfe e.V. (VAH) • Verband der Beamten<br />

der Bundeswehr (VBB) • Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen<br />

und Vermißtenangehörigen Deutschlands e.V. (VdH)<br />

• Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz -Netzwerk für ältere<br />

Erwachsenene (VILE) e. V. *• Volkssolidarität Bundesverband e.V.<br />

(VS)<br />

Z Zwischen Arbeit und Ruhestand ZWAR e.V.<br />

* nicht stimmberechtige Mitglieder<br />

Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!