Finanziell vorsorgen - BAGSO
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<strong>BAGSO</strong><br />
4/2005<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
ISSN 1430-6204<br />
Nachrichten<br />
Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />
<strong>Finanziell</strong><br />
<strong>vorsorgen</strong><br />
• 8. Deutscher Seniorentag 2006<br />
• Bundesforum Familie<br />
• Deutsche Schmerzliga<br />
1
2<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
eigentlich gilt Bescheidenheit als eine Tugend. Bei der Darstellung ehrenamtlicher Arbeit erzeugt<br />
sie jedoch den gegenteiligen Effekt. Wer heutzutage nicht „die Trommel rührt“, wird neben den<br />
zahlreichen marktschreierischen Angeboten und der allgegenwärtigen Werbung kaum mehr<br />
wahrgenommen. Immerhin hat das Internationale Jahr der Freiwilligen 2001 die Erkenntnis<br />
gebracht, bürgerschaftliches Engagement durch öffentliche Ehrungen o. ä. sichtbarer zu machen.<br />
Einmalige Erfolgsberichte verpuffen allerdings wie Momentaufnahmen. Wer öffentliche oder<br />
kommerzielle Unterstützung erhalten will, muss regelmäßig die Aufmerksamkeit auf sich<br />
ziehen und – wie bei Werbung für Markenprodukte – wieder und wieder die eigenen<br />
Leistungen hervorheben.<br />
Jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, weiß, dass hier das Kernproblem liegt: Wer sich<br />
freiwillig für andere einsetzt, tut das nämlich für ein bestimmtes Ziel, das meistens sozial<br />
ausgerichtet ist wie Hausaufgabenhilfe für Ausländerkinder, Besuchsdienst im Krankenhaus,<br />
Fortbildungsangebote für interessierte Ältere. Mit diesem Engagement verträgt es<br />
sich schlecht, dauernd über Erfolge zu reden; denn die Zeit wird lieber zum Nutzen anderer<br />
verwandt.<br />
Allerdings erfordern die Organisation dieser Dienste und ihre Aufrechterhaltung auch entsprechende<br />
Einnahmen, was angesichts der großen Konkurrenz um die schwindenden öffentlichen<br />
Töpfe immer schwerer fällt. Daher müssen wir jetzt lernen, uns ähnlich wie Geschäftsleute zu verhalten,<br />
um unsere Verbandsarbeit langfristig finanzieren zu können. Bekannte Spendensammler<br />
wie die „Aktion Mensch“, die „Deutsche Krebshilfe“, die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ und<br />
viele andere zeigen uns, wie Mittel für einen guten Zweck gewonnen werden können.<br />
Ein solcher Lernprozess bleibt auch uns nicht erspart: Wir erfuhren das bei der Antragstellung<br />
für den 8. Deutschen Seniorentag 2006 in Köln. Anstatt mit anderen bundesweiten Großereignissen<br />
zu vergleichen, die Unsummen für Organisation, Werbung und Künstlergagen verschlingen,<br />
sollen wir gegenüber dem vorherigen Seniorentag noch einsparen. Dabei sind seitdem die Preise<br />
kräftig gestiegen und die einzelnen Posten wie Miete der Räumlichkeiten und Technik, Druck der<br />
Vorankündigungen und Programme wurden schon so niedrig veranschlagt, dass keine Abstriche<br />
mehr möglich sind. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass wir sowieso einen erklecklichen Anteil an<br />
„Eigenmitteln“ erwirtschaften müssen z. B. durch Eintrittsgebühren, Vermietung von Standflächen<br />
an Firmen, Beiträgen von Sponsoren.<br />
Unsere Hinweise auf das hohe Aufkommen ehrenamtlicher Aktivitäten fruchten nicht. Um die<br />
effektive Ersparnis durch freiwillige Leistungen in Geldbeträgen ausdrücken zu können, haben<br />
wir nun eine Kalkulation der „unbaren Eigenmittel“ vorgelegt. Darin sind Posten enthalten wie<br />
die von den Foren-Verantwortlichen für die Planung und Organisation aufgebrachte Zeit, die<br />
Mann- bzw. Fraustunden für die Besetzung der Info-Stände auf der SenNova, der Einsatz für die<br />
Gestaltung des Rahmenprogramms, die unentgeltlichen Auftritte von Künstlern. Obwohl wir eher<br />
„tief gestapelt“ und die Stunde ehrenamtlicher Arbeit mit 12 € angesetzt haben, hat sich insgesamt<br />
die erstaunlich hohe Summe von 92.000 € ergeben, also etwa ein Viertel der Gesamtkosten.<br />
Ob wir mit dieser Gegenrechnung diesmal etwas erreichen, ist noch offen. Aber wir haben gelernt,<br />
dass wir den produktiven Beitrag des freiwilligen Engagements viel deutlicher herausstellen müssen,<br />
um uns in der Öffentlichkeit und gegenüber Geldgebern zu behaupten.<br />
Aufgrund dieser Erfahrung empfehle ich auch Ihnen für 2006 und die nächsten Jahre: Tun Sie<br />
zusammen mit anderen etwas für andere und – reden Sie öfter darüber!<br />
Herzlich grüßt Sie<br />
3
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Impressum 4<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
- Das Märchen von den reichen<br />
ausgabefreudigen Senioren 5<br />
- Frauen brauchen eine eigene Altersvorsorge 8<br />
- Vorsorge für die Pflege 10<br />
- Private Altersvorsorge – aber wie? wo? welche? 12<br />
- Senioren und Steuern 13<br />
- Schulden - auch im Alter? 14<br />
- Ältere als Bankkunden 15<br />
Aktuelles aus:<br />
Seniorenarbeit und -politik<br />
- 8. Deutscher Seniorentag 2006 in Köln 17<br />
- Leitlinien zur langfristigen Reform<br />
der Rentenversicherung 19<br />
- Bundesforum Familie 21<br />
- FORUM SENIORENBILDUNG – Köln 22<br />
- <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten in Abonnement 23<br />
Senioren – kritische Kunden<br />
- Tücken des Betreuungsmarktes 23<br />
- <strong>BAGSO</strong>-Umfrage: Wohnen im Alter 26<br />
- Gern gesehen oder unerwünscht? 29<br />
Gesundheit / Pflege<br />
- Wenn das Altwerden zur Last wird 31<br />
- Sturzprävention in Finnland 33<br />
- Die Deutsche Schmerzliga 34<br />
Senioren unterwegs<br />
- Altern in Usbekistan 35<br />
Senioren weltweit<br />
- Europäisches Projekt „Transnational<br />
Action Project on Social Inclusion“ 37<br />
- SenTrain ‚ICT-Training von Senioren für Senioren 38<br />
- EU-Parlament will Fahrgastrechte stärken 39<br />
- SENIORENQUIZ zu Europa 40<br />
Finanzen / Anlagen<br />
- Generationenvertrag mal ganz persönlich! 41<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
- Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong> e. V. 43<br />
- Der Förderverein informiert 45<br />
- Projekte und Vorhaben der <strong>BAGSO</strong>-Verbände 47<br />
- Neu in der <strong>BAGSO</strong>:<br />
Deutscher Schwerhörigenbund e.V. ( DSB ) 50<br />
- Die 87 <strong>BAGSO</strong>-Verbände 51<br />
4<br />
Impressum<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten 13 Jg.<br />
Nr. 4-2005<br />
Zeitschrift für Aktive in der<br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
(ISSN 1430 -6204)<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Redaktionsschluss:<br />
jeweils am 1.2./1.5./1.8./1.11.<br />
Redaktion:<br />
Dr. Erika Neubauer<br />
(verantwortlich im Sinne<br />
des Presserechts)<br />
Ursula Lenz<br />
Helga Vieth<br />
Marlis Föhr<br />
(Buch-Besprechungen für<br />
die online Version)<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Autoren<br />
sind im Sinne des Presserechtes für<br />
den Inhalt selbst verantwortlich. Die<br />
Redaktion behält sich vor, eingereichte<br />
Beiträge zu kürzen und zu überarbeiten.<br />
Die Autoren erklären sich<br />
einverstanden, eingereichte Beiträge<br />
in gekürzter Version fremdsprachlich<br />
übersetzen zu lassen.<br />
Nachdruck von Beiträgen aus den<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten gegen Quellenangabe<br />
und Belegexemplar kostenfrei<br />
gestattet.<br />
Herausgeber:<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e. V.<br />
Titelbild:<br />
Karin Hilterhaus<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e.V.<br />
Eifelstr. 9<br />
53119 Bonn<br />
Tel.: 02 28/24 99 93 0<br />
Fax: 02 28/24 99 93 20<br />
E-Mail: kontakt@bagso.de<br />
URL: www.bagso.de<br />
Geschäftsführerin: Dr. Erika Neubauer<br />
Pressereferentin: Ursula Lenz<br />
Tel.: 02 28/24 99 93 18<br />
<strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle Brüssel:<br />
Rue de la Pacification 65/67<br />
B-1000 Bruxelles<br />
Tel.: 00 32/22 86 90 21<br />
Fax: 00 32/22 30 94 51<br />
E-Mail: bagso@easynet.be<br />
Repräsentantin: Dr. Renate Heinisch<br />
Leiterin: Elke Tippelmann<br />
Anzeigenvermittlung:<br />
<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />
Dr. Barbara Keck<br />
Wahlfelder Mühle 5<br />
53639 Königswinter<br />
Tel: 0 22 44 / 92 56 92<br />
E-Mail: keck@bagso-service.de<br />
Layout:<br />
Karin Hilterhaus, Heidelberg<br />
E-Mail: karin_hilterhaus@web.de<br />
Druck:<br />
Druckerei J .P. Bachem<br />
Cottbuser Str. 1, 51063 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 64 78 0<br />
Fax. 02 21 / 6478 360<br />
Auflage:<br />
10.000<br />
Abonnement:<br />
16 � inkl. Mwst. jährlich<br />
12 � inkl. Mwst. für Mitglieder eines<br />
<strong>BAGSO</strong>-Verbandes, zu beziehen über<br />
die <strong>BAGSO</strong>.<br />
Für den Druck dieser Ausgabe wurde<br />
im Interesse unserer Umwelt chlorfrei<br />
gebleichtes Druckpapier verwendet.<br />
Hinweis:<br />
Die <strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle in Brüssel<br />
gibt zweimal jährlich den „Senioren-<br />
Report” in Englisch und Französisch<br />
heraus.<br />
Bitte beachten Sie auch die Beilage<br />
der DBV-Winterthur Versicherungen<br />
zum Pflegetagegeld<br />
Schwerpunkt der nächsten<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten:<br />
Beziehungskisten im Ruhestand<br />
Der Vorstand der <strong>BAGSO</strong><br />
Vorsitzende:<br />
Roswitha Verhülsdonk, Koblenz<br />
1. Stellvertreter, Schatzmeister:<br />
Clemens Pick, Marmagen<br />
2. Stellvertreter:<br />
Frieder Theysohn, Speyer<br />
Beisitzer/innen:<br />
Gotlind Braun, Tübingen<br />
Dr. Rudolf Fitzner, Berlin<br />
Dr. Franz-Josef Oldiges, Bonn<br />
Helga Walter, Berlin<br />
Ehrenvorsitzende:<br />
Marieluise Kluge-Steudel,<br />
Mannheim<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Das Märchen von den reichen ausgabefreudigen Senioren<br />
In letzter Zeit hört und liest man immer häufiger, dass die Generation 50plus nicht nur anders als alle vorherigen<br />
Seniorengenerationen ist, sondern auch so reich, dass man nur das richtige Produkt oder die richtige Dienstleis-<br />
tung anbieten muss, um ihr das Geld aus der Tasche ziehen zu können.<br />
Bezeichnungen wie „Master Consumer“,<br />
„Smart Shopper“ oder „Golden<br />
Agers“ verdeutlichen dabei die Geldaktivität<br />
und Konsumfreudigkeit der<br />
heutigen Senioren. Einige Finanz- und<br />
Wirtschaftspropheten meinen sogar,<br />
die reichen Senioren könnten mit ihrer<br />
Kaufkraft die derzeit am Boden liegende<br />
deutsche Wirtschaft sanieren und wieder<br />
zum Blühen bringen. Was ist daran<br />
wahr?<br />
Die Kaufkraft der Generation 50plus<br />
ist enorm<br />
Fakt ist, dass die Generation 50plus<br />
reicher als frühere Seniorengenerationen<br />
ist und tatsächlich eine beachtliche<br />
Kaufkraft besitzt. Die heutigen über<br />
50-Jährigen verfügen im Durchschnitt<br />
pro Person über mehr Vermögen als<br />
die viel umworbene Personengruppe<br />
der unter 50-Jährigen. Und obwohl das<br />
Rentenniveau künftig eher sinken wird,<br />
rechnet man – nicht zuletzt durch ein<br />
Anwachsen der vorhandenen Vermögenswerte<br />
und durch zu erwartende<br />
Erbschaften – mittelfristig noch mit<br />
einer Verbesserung der Kaufkraftsituation<br />
von Senioren.<br />
Fakt ist auch, dass die heute über 50-<br />
Jährigen prinzipiell ausgabefreudiger<br />
als frühere Generationen sind, welche<br />
die Entbehrungen durch zwei Weltkriege<br />
erlebt haben und für die Wertvorstellungen<br />
wie Sparsamkeit, Bescheidenheit<br />
und Genügsamkeit viel wichtiger waren.<br />
Die heutigen Senioren sparen nicht<br />
mehr selbstlos für ihre Kinder und En-<br />
Die erlebnishungrigen<br />
Aktiven<br />
(22 %)<br />
Die risikoscheuen<br />
Traditionalisten<br />
(19 %)<br />
Sechs verschiedene Senioren-Typen<br />
kel, sondern wollen oftmals die Früchte<br />
selbst ernten, die sie im Verlauf langer<br />
arbeitsreicher Jahrzehnte gesät haben.<br />
Sie wollen die Jahre, die noch vor ihnen<br />
liegen, genießen und sich einen hohen<br />
Lebensstandard leisten.<br />
Aber: Die Senioren sind sehr<br />
heterogen<br />
Die Generation 50plus ist aber<br />
eine sehr heterogene Personengruppe.<br />
Sie umfasst Menschen, die noch im<br />
Berufsleben stehen genauso wie aktive<br />
und sich jung fühlende Ruheständler<br />
über 65 bis hin zu den über 80-jährigen<br />
„Hochbetagten“ und den kranken und<br />
pflegebedürftigen Alten.<br />
Die sich in unserer Bevölkerung<br />
immer weiter öffnende Schere zwischen<br />
Arm und Reich ist auch bei der Generation<br />
50plus zu beobachten: Die einen<br />
häufen immer mehr Vermögenswerte<br />
an und werden immer reicher, die an-<br />
Die anspruchsvollen<br />
Konsumfreudigen<br />
(22 %)<br />
Die sparsamen<br />
Zurückgezogenen<br />
(11 %)<br />
Die ausgabebereiten<br />
Innovatoren<br />
(11 %)<br />
deren werden durch unser durchlässigeres<br />
soziales Netz und die zunehmend<br />
schlechter werdende Rentenversorgung<br />
immer ärmer.<br />
Und auch die Einstellung zum Geldausgeben<br />
ist – trotz generellen Trends<br />
zur Konsumfreude – bei Senioren sehr<br />
unterschiedlich. Während die einen für<br />
Premiumqualität auch entsprechend<br />
Geld auszugeben bereit sind, drehen<br />
die anderen jeden Cent um und kaufen<br />
prinzipiell möglichst preiswert ein.<br />
Sechs unterschiedliche<br />
Senioren-Typen<br />
Die wertkonservativen<br />
Genießer<br />
(15 %)<br />
Eine vom Frankfurter Marktforschungsinstitut<br />
T.E.A.M. Ende 2004<br />
durchgeführte Grundlagenstudie mit<br />
dem Titel „Die unterschätzte Generation“<br />
zeigt nicht nur stark differenzierende<br />
Bedürfnisse, Wünsche und Einstellungen<br />
innerhalb der Seniorenschaft,<br />
sondern auch große Unterschiede in der<br />
5
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
finanziellen Situation und in der Bereitschaft<br />
heutiger Senioren, Geld auszugeben.<br />
Das Institut T.E.A.M. ermittelte<br />
sechs verschiedene Seniorentypen,<br />
die sich auch in ihrer Konsumfreude<br />
voneinander unterscheiden(siehe auch<br />
Grafik auf Seite 5).<br />
Die anspruchsvollen Konsumfreudigen<br />
(22 %) kaufen gern ein, haben<br />
Spaß am Shopping, sind sehr modebewusst<br />
und lieben es, in Geschäften<br />
auch nur herumzustöbern. Sie sind in<br />
der Regel finanziell gut situiert und<br />
legen großen Wert auf die Qualität der<br />
Ware; der Preis spielt bei ihnen nur eine<br />
untergeordnete Rolle. Sie möchten nach<br />
einem langen Arbeitsleben endlich ihre<br />
neu gewonnene Freiheit genießen und<br />
die verbleibenden Jahre so angenehm<br />
wie möglich verbringen.<br />
Die ausgabefreudigen Innovatoren<br />
(11 %) verfügen ebenfalls über die<br />
entsprechenden finanziellen Mittel und<br />
haben hohe Qualitätsansprüche: Sie geben<br />
gern etwas mehr Geld aus, wenn sie<br />
dafür gute Qualität bekommen. Sie sind<br />
sehr innovationsfreudig und probieren<br />
oft neue Produkte aus: Nicht nur bei<br />
Waren des täglichen Bedarfs, sondern<br />
auch bei technischen Neuerungen<br />
gehören sie zu den Ersten, die damit<br />
praktische Erfahrungen sammeln.<br />
Die erlebnishungrigen Aktiven<br />
(22 %) fühlen sich jung und fit, sind sehr<br />
unternehmungslustig und lieben die Abwechslung.<br />
Beim Konsum sind sie wählerisch:<br />
Sie achten beim Einkauf auf ein<br />
günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis und<br />
sind grundsätzlich der Meinung, dass<br />
auch preiswerte Produkte gut sein können.<br />
Sie wechseln häufiger die Einkaufsstätte<br />
– je nach dem, wo sie gute Qualität<br />
zum niedrigen Preis bekommen.<br />
Diese drei Typen repräsentieren in ihrer<br />
Gesamtheit bereits mehr als die Hälfte<br />
aller Senioren über 50 – ein Zeichen<br />
dafür, dass die Generation 50plus heutzutage<br />
viel konsumfreudiger ist als früher.<br />
6<br />
Die sparsamen Zurückgezogenen<br />
(11 %) entsprechen am ehesten dem<br />
traditionellen, inzwischen aber weitgehend<br />
überholten Vorstellungsbild von<br />
Senioren. Sie leben eher zurückgezogen<br />
im eigenen Haushalt und sind oft auch<br />
gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe.<br />
Ihr Leben läuft Tag für Tag ähnlich ab, sie<br />
haben relativ wenige Sozialkontakte und<br />
fühlen sich mitunter auch sehr einsam.<br />
Sie verfügen über relativ wenig Geld,<br />
sind grundsätzlich sehr sparsam und<br />
kaufen generell preiswerte Produkte.<br />
Die wertkonservativen Genießer<br />
(15 %) sind traditionsverbundene Senioren,<br />
die nach langjähriger Arbeit und<br />
Pflichterfüllung jetzt ihr Leben endlich<br />
genießen wollen. Neuen Produkten oder<br />
modernen Ansichten stehen sie eher ablehnend<br />
gegenüber; innere Werte sind<br />
ihnen wichtiger als Äußerlichkeiten.<br />
Beim Kauf und beim Konsum ist ihnen<br />
Qualität zwar nicht unwichtig, sie sind<br />
aber grundsätzlich eher sparsam und<br />
der Ansicht, dass preiswerte Produkte<br />
heutzutage genauso gut sind wie teure.<br />
Die risikoscheuen Traditionalisten<br />
(19 %) sind die Konservativsten unter<br />
den Senioren. Sie sind sehr sicherheitsbewusst<br />
und verlassen sich gern auf<br />
Altbewährtes, das sie kennen. Neuen<br />
Produkten gegenüber sind sie grundsätzlich<br />
misstrauisch, das Ausprobieren<br />
überlassen sie anderen. Sie sind die<br />
markentreuesten Senioren von allen<br />
und haben in der Regel auch ihre festen<br />
Geschäfte, in denen sie einkaufen. Qualität<br />
und Preis müssen stimmen; Beurteilungskriterien<br />
sind aber am ehesten<br />
die eigenen Erfahrungen, nach denen<br />
sie sich richten.<br />
Die Generation 50plus ist damit sowohl<br />
in ihrer Kaufkraft als auch in ihrer<br />
Konsumfreude und im Geldausgeben<br />
sehr heterogen und setzt sich aus ganz<br />
unterschiedlichen Personengruppen zusammen.<br />
Diese und ihre Einstellungen<br />
und Bedürfnisse muss man kennen,<br />
wenn man zielgruppenspezifische Mar-<br />
ketingmaßnahmen plant. Darüber hinaus<br />
gibt es noch mehrere grundsätzliche<br />
Aspekte, die man beim Seniorenmarketing<br />
berücksichtigen sollte.<br />
Kaufkraft ist nicht gleich<br />
Geldausgeben<br />
Große Teile des Kapitals vermögender<br />
und kaufkräftiger Senioren sind in<br />
Immobilien oder sonstigen Kapitalanlagen<br />
gebunden und damit nicht frei<br />
verfügbar, können also nicht unmittelbar<br />
ausgegeben werden. Senioren präferieren<br />
mehrheitlich sichere und risikoarme<br />
Kapitalanlagen – das Sparbuch ist bei<br />
Älteren immer noch die beliebteste Anlageform.<br />
Das hat nichts mit Sparsamkeit<br />
zu tun, sondern mit Sicherheitsbewusstsein<br />
und Vernunft: Das in der Regel über<br />
Jahrzehnte erarbeitete Vermögen will<br />
man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.<br />
Denn öfter als jüngere Leute haben<br />
Senioren bereits schlechte Erfahrungen<br />
mit Kapitalanlagen gemacht oder schon<br />
erlebt, wie schnell mühsam gespartes<br />
Geld wieder verloren sein kann.<br />
Zudem neigen Senioren nur selten<br />
zum spontanen Geldausgeben. Die<br />
heutige Generation 50plus besteht aus<br />
sehr konsumerfahrenen Verbrauchern<br />
mit hohen Ansprüchen, die im Laufe<br />
ihres langen Konsumlebens gelernt<br />
haben, wann ein Produkt oder eine<br />
Dienstleistung den Preis wert ist, welche<br />
Vorteile eine gute Qualität hat, welche<br />
falschen Versprechungen gemacht werden,<br />
wann bei bestimmten Angeboten<br />
Vorsicht angeraten ist, welchen Marken<br />
man vertrauen kann usw. Vor diesem<br />
Erfahrungshintergrund werden Kaufentscheidungen<br />
– vor allem wenn es um<br />
größere Summen geht – überlegter und<br />
rationaler getroffen als bei vielen jüngeren<br />
Verbrauchern.<br />
Auch bei Finanzdienstleistungen<br />
– egal ob es um Kapitalanlagen, Versicherungsleistungen<br />
oder andere Formen<br />
ökonomischer Serviceleistungen<br />
geht – verhalten sich Senioren in der<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Regel bedacht und überlegt. Wenn hier<br />
der eigene Erfahrungshintergrund fehlt,<br />
greifen sie bei der Entscheidungsfindung<br />
auf den Rat von vertrauenswürdigen<br />
Personen zurück. Dies kann jemand<br />
aus dem eigenen Verwandten- oder<br />
Bekanntenkreis, aber auch ein externer<br />
Berater sein, wenn er das Vertrauen der<br />
betreffenden Person genießt.<br />
Der psychologische Mehrwert ist<br />
entscheidend<br />
Produkte oder Dienstleistungen sind<br />
für Senioren nur dann attraktiv, wenn<br />
sie auf relevante Bedürfnisse treffen<br />
und einen subjektiven Mehrwert bieten,<br />
d. h. wenn die Senioren das Gefühl haben,<br />
das Produkt wirklich zu benötigen<br />
oder einen persönlichen Nutzen davon<br />
zu haben, der größer ist als das Geld, das<br />
sie dafür ausgeben müssen.<br />
Ein neues Auto zum Beispiel muss<br />
den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen.<br />
Es kann ruhig etwas kleiner als das<br />
letzte sein (Repräsentationsbedürfnisse<br />
spielen jenseits des Berufslebens nicht<br />
mehr eine so dominante Rolle). Es<br />
muss aber die jetzt vorhandenen Mobilitätsbedürfnisse<br />
optimal befriedigen:<br />
bequemer, sicherer, handlicher, sparsamer<br />
und nicht größer als nötig.<br />
Senioren: eine Zielgruppe für Finanzdienstleistungen?<br />
Bei Finanzdienstleistungen ist dies<br />
nicht anders. Natürlich sind auch Senioren<br />
bestrebt, das Beste aus ihrem Geld<br />
zu machen. Natürlich sind auch sie generell<br />
offen für Finanzdienstleistungen.<br />
Aber sie müssen davon überzeugt sein,<br />
dass ein entsprechendes Angebot sinnvoll<br />
und nutzbringend ist und ihren<br />
Bedürfnissen und Anforderungen auch<br />
langfristig standhält.<br />
So müssen Versicherungen an die<br />
spezifischen Bedürfnisse im Seniorenalter<br />
angepasst sein: Kapital-Lebensversicherungen<br />
für das fortgeschrittene<br />
Alter, Sterbegeldversicherungen, Unfall-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
und Pflegeversicherungen, Vorsorgeversicherungen<br />
für adäquates Wohnen<br />
im Alter oder Ähnliches könnten hier<br />
Beispiele für bedürfnisorientierte Angebote<br />
sein.<br />
Auch Kapitalanlagen müssen seniorenspezifische<br />
Bedürfnisse berücksichtigen,<br />
wenn sie in diesem Markt erfolgreich<br />
sein wollen. Senioren neigen dazu,<br />
ihr Geld in einer Form anzulegen, die<br />
eine Bestandssicherung gewährleistet,<br />
d. h.: Sicherheit geht ihnen meist vor<br />
Ertrag. Renditechancen sollten mit einer<br />
Risikoabsicherung gepaart sein, und die<br />
Verfügbarkeit des Kapitals sollte den individuellen<br />
Anforderungen entsprechen.<br />
Die angebotenen Finanzdienstleistungen<br />
dürfen aber nicht zu kompliziert<br />
sein, sondern sollten leicht verständlich<br />
und logisch nachvollziehbar erklärt<br />
werden können. Und sie müssen dem<br />
Urteil vertrauenswürdiger Personen<br />
im Umfeld der Senioren standhalten<br />
können und dürfen eigenen Finanzerfahrungen<br />
nicht widersprechen.<br />
Der psychologische Mehrwert bei<br />
diesen Beispielen ist natürlich je nach<br />
individueller Bedürfnislage unterschiedlich.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass<br />
Produkte und Dienstleistungen für<br />
Senioren daraufhin überprüft werden,<br />
inwieweit sie die Bedürfnisse der Zielgruppe<br />
treffen. Chancen haben sie nur<br />
dann, wenn sie einen subjektiv relevanten<br />
psychologischen Mehrwert bieten.<br />
Die reichen, ausgabefreudigen Senioren<br />
gibt es generell also nicht. Zum einen<br />
sind sie nur eine Teilgruppe innerhalb<br />
der gesamten Seniorenschaft. Und<br />
zum anderen geben auch sie ihr Geld<br />
nicht freizügig und unüberlegt aus,<br />
sondern nur dann, wenn das Produkt<br />
oder die Dienstleistung maßgeschneidert<br />
auf ihre Bedürfnisse trifft. Für die<br />
Anbieter bzw. Marketingverantwortlichen<br />
heißt das, dass sie sich um die älteren<br />
Verbraucher bemühen und dass sie<br />
deren Wünsche und Bedürfnisse in den<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Mittelpunkt stellen müssen, wenn sie<br />
Erfolg im Seniorenmarkt haben wollen.<br />
Literatur<br />
Deutscher Fachverlag GmbH:<br />
„Generation 50+ - Strategien für die<br />
Mehrheit von morgen“, Lebensmittel<br />
Zeitung Spezial, 1/2005<br />
GfK e.V.: „Generation Silber:<br />
Marketing für die Märkte von morgen“,<br />
Nürnberg 2005<br />
Kirchmair, R.: „Preis-Psychologie – so<br />
finden Sie den richtigen Verkaufspreis<br />
für Ihre Dienstleistungen und Produkte“,<br />
Werbeberater, 12/1998, S. 41 - 52<br />
Kirchmair, R.: „Senioren: die sparsame<br />
Generation?“, Wirtschaftspsychologie<br />
aktuell, 2/2005, S. 53 - 56<br />
T.E.A.M. GmbH: Seniorenstudie „Die<br />
unterschätzte Generation“, Frankfurt<br />
am Main, 2004<br />
SenioRResearch<br />
Rolf Kirchmair<br />
Heerstr. 50, 60488 Frankfurt<br />
Mail: info@seniorresearch.de<br />
www.seniorresearch.de<br />
Rolf Kirchmair, Diplom-Psychologe, hat<br />
im März 2005 SenioRResearch gegründet<br />
– das erste deutsche Institut für<br />
Seniorenmarktforschung. Er arbeitet seit<br />
über 30 Jahren in leitenden Positionen<br />
in der Marktforschung, davon seit sieben<br />
Jahren als Leiter des Institutes T.E.A.M.<br />
– Team für effiziente angewandte Marktpsychologie<br />
– in Frankfurt am Main. Er ist<br />
Mitglied im Aufnahmegremium des BVM<br />
(Berufsverband Deutscher Markt- und<br />
Sozialforscher e. V.), Leiter der Fachgruppe<br />
Marktpsychologie im BDP (Berufsverband<br />
Deutscher Psychologinnen und<br />
Psychologen e.V.) und Autor zahlreicher<br />
Veröffentlichungen im Bereich Marktforschung<br />
und Seniorenmarketing.<br />
7
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Frauen brauchen eine eigene Altersvorsorge<br />
8<br />
„Die Armut ist alt, weiblich und<br />
kinderreich“, diese Aussage, die be-<br />
reits vor vielen Jahrzehnten getrof-<br />
fen wurde, hat bis heute nicht an<br />
Aussagekraft verloren.<br />
Vielen Frauen droht noch immer<br />
Altersarmut: Sie erhielten im Jahr 2002<br />
durchschnittlich nur 555 € Rente monatlich,<br />
während Männer mit 929 €<br />
beinahe doppelt so viel bezogen. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Studie<br />
von Delta Lloyd, Hannover, in Kooperation<br />
mit NFO Infratest, München. Dort<br />
wird als Grund für die niedrige Rente<br />
angegeben, dass Frauen in der Regel<br />
weniger in die Rentenversicherung<br />
einzahlen, da sie ihre Berufstätigkeit für<br />
die Kindererziehung unterbrechen oder<br />
gar einstellen. Die damit verbundenen<br />
Nachteile werden auch durch die Anrechnung<br />
der Erziehungszeiten auf den<br />
Rentenanspruch kaum ausgeglichen.<br />
Mehrere Umfragen belegen, dass<br />
rund drei Viertel aller Frauen in<br />
Deutschland befürchten, dass ihr Alterseinkommen<br />
nicht ausreichen wird.<br />
Trotzdem verlässt sich die Mehrheit<br />
Haushaltstyp<br />
West-Deutschland:<br />
Durchschnittliches<br />
monatliches Nettoeinkommen<br />
gRV = gesetzliche Rentenversicherung – bAV = betriebliche Altersvorsorge;<br />
pAV = private Altersvorsorge<br />
darauf, durch ihren Partner finanziell<br />
abgesichert zu sein, sodass diese Frauen<br />
keine eigenen Vorkehrungen für ihr<br />
Alter treffen. Ein Blick auf die Tabelle:<br />
„Die Einkommenssituation von Rentnerhaushalten<br />
in Deutschland“ zeigt,<br />
dass dieses ein gefährlicher Trugschluss<br />
sein kann.<br />
In West-Deutschland bezogen 1997<br />
2,7 Mio. Ehepaare ein monatliches Einkommen<br />
(Renten und andere Einnahmen)<br />
von 1.925 €. Diesen Ehepaaren<br />
standen aber 4,4 Mio. allein stehender<br />
Rentnerinnen gegenüber, die gerade<br />
einmal 1.061 € im Monat zur Verfü-<br />
Zahl der Haushalte in 1.000<br />
Ehepaare 1.925 € 2.734<br />
Allein stehende Männer 1.384 € 859<br />
Allein stehende Frauen 1.061 € 4.401<br />
Ost-Deutschland:<br />
Ehepaare 1.592 € 552<br />
Allein stehende Männer 1.592 € 168<br />
Allein stehende Frauen 1.044 € 1.010<br />
Quelle: BMA, 1997. Schmähl, 1998<br />
gung hatten. Konkret bedeutet dieses,<br />
dass die meisten älteren Frauen allein<br />
stehende Frauen sind bzw. sein werden,<br />
die nur ein geringes Einkommen (eigene<br />
Renten, Witwenrenten, sonstige Einnahmen)<br />
haben. Alle Frauen – unabhängig<br />
davon, ob sie allein stehend oder<br />
verheiratet sind – sollten deshalb über<br />
eine eigene Altersvorsorge nachdenken.<br />
Nicht vergessen werden darf darüber<br />
hinaus, dass Frauen aufgrund ihrer<br />
höheren Lebenserwartung länger vom<br />
Ersparten leben müssen als Männer.<br />
Bernd Katzenstein vom Deutschen<br />
Institut für Altersvorsorge (DIA)<br />
kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass<br />
Frauen bisher oft die Notwendigkeit<br />
verdrängt hätten, für das Alter finanziell<br />
vorzusorgen. Ein besonderes Hemmnis<br />
sei die unübersichtliche Vielzahl und<br />
die Komplexität der Investmentangebote<br />
– gemäß einer DIA Studie fühlen<br />
sich 60 % der Frauen in Investmentfragen<br />
überfordert. Sicherlich dürfte<br />
dazu noch das seit Januar 2005 in Kraft<br />
getretene Alterseinkünftegesetz beitragen.<br />
Die Bundesregierung war durch<br />
ein Urteil des Bundesgerichtshofes dazu<br />
angehalten worden, die Altersvorsorge<br />
in Deutschland auf die so genannte<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
nachgelagerte Besteuerung umzustellen.<br />
Aus dem ehemaligen Drei-Säulen<br />
Modell wurde das heutige Drei-Schichten-Modell.<br />
Die erste Schicht bilden die Rente<br />
aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
und die neue Basis-Rente (die so<br />
genannte „Rürup-Rente“), die zweite<br />
Schicht besteht aus der so genannten<br />
„Riester-Rente“ und den verschiedenen<br />
(fünf) Formen der betrieblichen Altersvorsorge.<br />
Die dritte Schicht bildet dann<br />
die private Altersvorsorge.<br />
Bei allen Formen der ersten und<br />
zweiten Schicht werden die späteren<br />
Renten versteuert (nachgelagerte Besteuerung).<br />
Diesen Nachteil versüßt der<br />
Staat durch Steuerersparnis während<br />
der Ansparzeit. Seit Anfang 2002 unterstützt<br />
er gesetzlich Versicherte oder<br />
Beamtinnen und Beamte, die privat in<br />
einen Riester-Vertrag einzahlen. Das<br />
kann eine Versicherung, ein Banksparplan<br />
oder ein Fondsprodukt sein. Die<br />
Förderung, benannt nach dem früheren<br />
Bundesarbeitsminister Walter Riester,<br />
besteht aus Zulagen und Steuervorteilen.<br />
Der staatliche Zuschuss beläuft<br />
sich auf derzeitig 76 € pro Person und<br />
92 € pro Kind jährlich. Im nächsten<br />
Jahr schenkt der Staat als so genannte<br />
Grundzulage 114 € und 138 € Kinderzulage<br />
und ab 2008 gibt es sogar<br />
154 € plus 185 € je Kind. Darüber<br />
hinaus können auch noch erhebliche<br />
Steuervorteile realisiert werden, da in<br />
diesem Jahr bis zu 1.050 €, die in einen<br />
Riester-Vertrag eingezahlt worden sind,<br />
vom steuerpflichtigen Einkommen in<br />
Abzug gebracht werden können. Die<br />
Förderquoten können bis zu 90 % betragen.<br />
Jede Frau – unabhängig vom<br />
Alter – sollte sich beraten lassen und<br />
prüfen, ob ein solcher Vertrag für sie in<br />
Frage kommt.<br />
Die zweite Variante ist die betriebliche<br />
Altersvorsorge. Sie kommt für<br />
alle Arbeitnehmerinnen in Frage. Sie<br />
können bis zu 4 % der für die Ren-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
tenversicherung geltenden Beitragsbemessungsgrenze<br />
(BBG) in einer Pensionskasse,<br />
einem Pensionsfonds, einer<br />
Unterstützungskasse oder einer Direktversicherung<br />
ansparen, ohne dass für<br />
diesen Teil des Lohnes Sozialbeiträge,<br />
Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag oder<br />
Kirchensteuer fällig werden. Auf den<br />
ersten Blick wird deutlich, wie lukrativ<br />
diese Form der Altersvorsorge ist. Jede<br />
Arbeitnehmerin sollte deshalb nachfragen,<br />
welche Formen der betrieblichen<br />
Altersvorsorge in ihrer Firma angeboten<br />
werden.<br />
Doch was machen Frauen, die keiner<br />
abhängigen Erwerbstätigkeit nachgehen<br />
oder selbstständig beschäftigt<br />
sind? Sie haben in der Regel keine oder<br />
nur geringe (aus früheren Tätigkeiten<br />
oder aus dem Versorgungsausgleich bei<br />
Scheidungen) Rentenansprüche aus der<br />
BfA und können in der Regel nicht von<br />
der Riester-Rente oder von der betrieblichen<br />
Altersvorsorge profitieren. Für<br />
sie bleiben nur die so genannte „Rürup-<br />
Rente“ und das breite Angebot anderer<br />
privater Vorsorgemöglichkeiten.<br />
Die neu eingeführte „Basis“- oder<br />
„Rürup-Rente“ sieht vor, dass die Versicherte<br />
frühestens ab dem 60. Lebensjahr<br />
ihre Rente beziehen darf. Eine Einmalkapitalauszahlung<br />
ist nicht möglich.<br />
Diese Renten sind weder vererbbar<br />
noch beleihbar und müssen im Alter<br />
auch noch besteuert werden!<br />
Die Nachfrage nach diesen Angeboten<br />
hält sich deshalb verständlicherweise<br />
in Grenzen. Wer möchte gern sein<br />
ganzes erspartes Geld im Todesfall an<br />
die Allgemeinheit vererben? Aber dennoch,<br />
auch die „Rürup-Rente“ bietet<br />
Vorteile: Die monatlichen Sparraten<br />
können zum Teil steuerlich geltend gemacht<br />
werden und vor allem: sie sind<br />
„Hartz-sicher“. Sparerinnen, die keine<br />
Hinterbliebenen zu versorgen haben<br />
und sich um ihre Zukunft sorgen,<br />
können mit dieser Rentenvorsorge sehr<br />
sicher <strong>vorsorgen</strong>!<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Wem auch dieses Modell nicht<br />
zusagt, der sollte einen Blick auf die<br />
Vielzahl anderer privater Vorsorgemöglichkeiten<br />
werfen. Sehr beliebt bleibt die<br />
eigene Immobilie, die im Alter die Mietzahlungen<br />
einspart. Darüber hinaus<br />
bieten private Lebensversicherungsunternehmen<br />
mit den so genannten privaten<br />
Rentenversicherungen das Recht auf<br />
eine lebenslange Rente. Während der<br />
Ansparzeit können die Einzahlungen<br />
zwar nicht steuerlich geltend gemacht<br />
werden, dafür sind die späteren Renten<br />
fast steuerfrei!<br />
Risikobewussten Anlegerinnen stehen<br />
dann auch noch mehr als 6.000<br />
Investmentfonds zur Verfügung. Wichtig<br />
ist hierbei, dass mit sich näherndem<br />
Rentenbeginn die Aktienquote nicht<br />
zu hoch sein sollte. Wer möchte schon<br />
kurz vor der Rente bei einem Aktiencrash<br />
sein Geld schwinden sehen!<br />
Es bleibt festzustellen, dass sich vor<br />
allem Frauen mit dem Thema „Altersvorsorge“<br />
auseinander setzen sollten.<br />
Frauen leben länger, sie verdienen im<br />
Laufe des Lebens weniger als Männer<br />
und erhalten deshalb auch geringere<br />
Renten. Frauen müssen also die Kunst<br />
beherrschen, aus wenig viel zu machen.<br />
Sinnvoll ist es dabei, sich entweder<br />
selbst gut zu informieren oder gute Beratung<br />
in Anspruch zu nehmen. Denn:<br />
„Wer nichts weiß, muss alles glauben“,<br />
so Marie von Ebner-Eschenbach.<br />
Dr. Mechthild Upgang<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Kaiserstr. 139-141, 53113 Bonn<br />
E-Mail: M.Upgang@upgang.de<br />
Vorstand Dr. Upgang AG, Bonn<br />
Vorstand Bundesverband unabhängiger<br />
Finanzdienstleisterinnen (BuF) e.V.<br />
9
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Vorsorge für die Pflege<br />
Der Deutsche Altenpflege-Monitor 2005 alarmiert: 47 % der Menschen über 50 Jahre haben<br />
sich bislang weder über die Möglichkeiten noch über die Kosten der Pflege informiert!<br />
Und noch erschreckender ist: Nur<br />
24 % der Befragten glauben, dass sie<br />
im Pflegefall gut versorgt wären. Dies<br />
sind zwei Ergebnisse des Altenpflege-<br />
Monitors, bei dem 1.111 über 50-Jährige<br />
befragt wurden. Pflegebedürftigkeit<br />
kann Menschen jeden Alters betreffen,<br />
Vorsorge ist also dringend gefordert<br />
und Information ist immer der erste<br />
Schritt dazu.<br />
Wer ist im Alter pflegebedürftig?<br />
Von den über 20,3 Millionen Menschen<br />
über 60 Jahre sind 7,6 % pflegebedürftig<br />
(in Zahlen: über 1,5 Millionen,<br />
Stand 31.12. 2003). Dabei nimmt das Risiko<br />
der Pflegebedürftigkeit mit steigendem<br />
Alter zu: Liegt der Anteil der Pflegebedürftigen<br />
in der Altersgruppe von 60<br />
bis 80 Jahren noch bei 4 %, so steigt er<br />
bei den über 80-Jährigen auf 32 %.<br />
Der häufigste Grund im Alter dafür<br />
sind akut oder chronisch auftretende<br />
Erkrankungen mit einem Teilverlust<br />
der Gehirnfunktionen. Dabei benötigen<br />
etwa 25 % der aus der Akutklinik entlassenen<br />
Schlaganfall-Patienten dauernde<br />
Hilfe und umfassende Betreuung. Zeitweise<br />
auf Hilfe angewiesen sind weitere<br />
28 %. Mit zunehmendem Alter steigt das<br />
Risiko, an einer Demenz zu erkranken.<br />
Auffallend ist, dass Frauen mit fortschreitendem<br />
Alter eher pflegebedürftig<br />
werden als Männer. Bei den 85- bis 90-<br />
Jährigen sind es knapp 45 % (Männer<br />
29,5 %) und bei den über 90-jährigen<br />
Frauen mehr als 61 % (Männer 38,3 %).<br />
Für sie ist das Risiko der Pflegebedürftigkeit<br />
aufgrund der längeren Lebenserwartung<br />
deutlich höher.<br />
10<br />
Wie leben ältere pflegebedürftige<br />
Menschen?<br />
Durch die Berichterstattung in den<br />
Medien, bei denen vor allem Pflegebedürftige<br />
in Heimen im Mittelpunkt<br />
stehen, entsteht die Vorstellung, dass<br />
die meisten Pflegebedürftigen dort<br />
leben. Legt man aber Zahlen der Leistungsempfängerinnen<br />
und Leistungsempfänger<br />
der Pflegeversicherung<br />
zugrunde, nehmen zwei Drittel von<br />
ihnen Leistungen zur häuslichen Pflege<br />
in Anspruch. Dies ändert sich mit steigendem<br />
Alter: Während 76 % der 60-<br />
bis 64-Jährigen zu Hause leben, sind es<br />
bei den 80- bis 84-Jährigen noch 65,6 %<br />
und den über 90-Jährigen 43,2 %.<br />
In der Regel übernehmen die Angehörigen<br />
allein die Versorgung. Die hohe<br />
Zahl der Alleinlebenden und der Scheidungen<br />
führt zu einem Verlust der „Familienbande“,<br />
daher befürchten Experten,<br />
dass zukünftig weniger Angehörige<br />
für die häusliche Pflege zur Verfügung<br />
stehen. Anders stellt sich die Situation<br />
heute schon für allein lebende Pflegebedürftige<br />
dar. Zwar werden 57 % der Pflegebedürftigen<br />
von Angehörigen versorgt,<br />
doch 21 % erfahren keine Unterstützung<br />
Beispiel 1<br />
durch private Helfer und greifen allein<br />
auf die Hilfe von ambulanten Diensten<br />
und Sozialstationen zurück.<br />
Grenzen der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung<br />
Oft wird nur ein Teil der Kosten für<br />
die Pflege durch die gesetzliche Pflegeversicherung<br />
mit ihren Leistungen für<br />
die drei Pflegestufen und für Härtefälle<br />
– insbesondere bei der stationären<br />
Versorgung – voll abgedeckt. Diese<br />
Versorgungslücke wird in den folgenden<br />
Beispielen deutlich. Bei den Pflegesätzen<br />
der Pflegeheime und bei den<br />
Kosten für Unterkunft und Pflege gibt<br />
es zwischen den Bundesländern erhebliche<br />
Unterschiede. Daher liegen unseren<br />
Beispielen Pflegesätze sowie Entgelte<br />
für Unterkunft und Verpflegung einmal<br />
der alten, und im zweiten Beispiel<br />
der neuen Bundesländer zugrunde<br />
(<strong>BAGSO</strong>-Berechnungen nach Angaben<br />
des 3. Berichts über die Entwicklung<br />
der Pflegeversicherung).<br />
Beispiel 1: Die pflegebedürftige<br />
Person muss 984 € durchschnittlich<br />
im Monat selbst tragen, 376 € für die<br />
Pflege und 608 € für Unterkunft und<br />
Verpflegung.<br />
Alte Bundesländer / Pflegestufe II – Stationäre Pflege / Monatliche Beträge:<br />
Durchschnittliche Kosten Pflegestufe II: 54,41 € x 365 Tage : 12 = 1.655 €<br />
Kosten für Unterkunft / Verpflegung 20 € x 365 Tage: 12 = 608 €<br />
Gesamtkosten 2.263 €<br />
Pauschalbetrag der Pflegeversicherung für vollstationäre Pflege - 1.279 €<br />
Differenzkosten gesamt 984 €<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Beispiel 2<br />
Neue Bundesländer / Pflegestufe III – Stationäre Pflege / Monatliche Beträge:<br />
Durchschnittliche Kosten Pflegestufe III: 58,68 € x 365 Tage : 12 = 1.785 €<br />
Kosten für Unterkunft / Verpflegung 16 € x 365 Tage: 12 = 487 €<br />
Gesamtkosten 2.272€<br />
Pauschalbetrag der Pflegeversicherung für vollstationäre Pflege -1.432 €<br />
Differenzkosten gesamt 840 €<br />
Beispiel 2: Die pflegebedürftige<br />
Person muss 840 € durchschnittlich<br />
im Monat selbst tragen. 353 € für die<br />
Pflege und 487 € für Unterkunft und<br />
Verpflegung.<br />
Zunächst werden für den Ausgleich<br />
der Differenzkosten Einkünfte und Vermögen<br />
herangezogen, des Weiteren Einkünfte<br />
und Vermögen unterhaltspflichtiger<br />
Angehöriger, in der Regel das der<br />
Kinder. Unzureichende Vorsorge kann<br />
sowohl das eigene Vermögen aufzehren<br />
als auch Angehörige belasten und früher<br />
oder später in die Abhängigkeit von<br />
Sozialhilfe führen.<br />
Die Forderungen nach besserer<br />
Qualität in der Pflege werden zukünftig<br />
die Kosten eher erhöhen als senken. Insbesondere<br />
die immer wieder zu Recht<br />
geforderte ausreichende Bezahlung der<br />
Pflegekräfte und die bessere Betreuung<br />
demenziell veränderter Menschen sind<br />
meist nur durch zusätzliche finanzielle<br />
Mittel realisierbar. Geld allein ist zwar<br />
nicht ausreichend für Qualitätsverbesserungen,<br />
aber doch eine wichtige<br />
Voraussetzung. Daher wird private finanzielle<br />
Vorsorge – über die gesetzliche<br />
Pflegeversicherung hinaus – in Zukunft<br />
an Bedeutung zunehmen.<br />
Möglichkeiten zur privaten<br />
Pflegevorsorge im Alter<br />
Grundsätzlich gibt es zwei Modelle<br />
zur zusätzlichen privaten Pflegeversicherung:<br />
über die Krankenversicherung<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
und über eine private Lebensversicherung<br />
als Rente.<br />
Die Krankenversicherung zahlt in<br />
diesem Falle ein vereinbartes Pflegetagegeld,<br />
unabhängig von den tatsächlichen<br />
Pflegekosten während der Pflegebedürftigkeit.<br />
Die Pflegerentenversicherung zahlt<br />
im Falle von Pflegebedürftigkeit eine<br />
Pflegerente. Diese setzt sich aus einem<br />
garantierten vereinbarten Anteil und<br />
einer nicht garantierten Gewinnrente<br />
zusammen. Über eine solche Gewinnbeteiligung<br />
während des Leistungsbezugs<br />
soll durch laufende Dynamisierung<br />
der Gewinnrenten eine Anpassung<br />
an die erwarteten Preissteigerungen im<br />
Pflegesektor erfolgen. Die Versicherung<br />
kann entweder mit laufender Beitragszahlung<br />
oder mit Einmalzahlung abgeschlossen<br />
werden. Inzwischen erweitert<br />
sich der Versicherungsmarkt für Ältere,<br />
z. B. auch für den Fall der Pflegebedürftigkeit<br />
bei Vertragsabschluss.<br />
Je später eine Versicherung abgeschlossen<br />
wird, desto höher sind die zu<br />
zahlenden Beiträge. Die Versicherungsangebote<br />
unterscheiden sich weiterhin<br />
� im Umfang der Gesundheits-<br />
prüfung<br />
� in den Dauer der Warte- und<br />
Ansparzeit<br />
� im maximalen Eintrittsalter<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
� im Umfang der Ausschlusskriterien,<br />
wie z. B. Schwerbehinderung, Früh-<br />
berentung, Pflegebedürftigkeit<br />
� in den versicherten Pflegestufen<br />
� in den Einstufungssystemen für<br />
die Pflegebedürftigkeit.<br />
Bei einem Vergleich der Pflegeversicherungen<br />
sollten diese Unterschiede<br />
beachtet werden.<br />
Literaturverzeichnis und<br />
Quellenangaben<br />
• Bundesministerium für Gesundheit<br />
und Soziale Sicherung (BMGS),<br />
www.bmgs.de unter Zahlen und Fakten<br />
zur Pflegeversicherung 2004/2005<br />
• Deutscher Altenpflege-Monitor 2005,<br />
ein Gemeinschaftsprojekt der Evang.<br />
Heimstiftung Stuttgart, des Marktforschungsinstituts<br />
Konzept und Markt<br />
Wiesbaden und des Fachverlags VincentzNetwork,<br />
Berlin/Hannover nach<br />
www.vdk.de unter Sozial-Praxis/Pflege<br />
• Dritter Bericht über die Entwicklung<br />
der Pflegeversicherung (BMGS)<br />
• Fakten und Felder der freien Seniorenarbeit<br />
– Ältere Menschen in Deutschland.<br />
(<strong>BAGSO</strong>), Kapitel 6, 2005<br />
• Sozialhilfe in Deutschland 2003 – Entwicklung,<br />
Umfang, Strukturen, Statistisches<br />
Bundesamt, Wiesbaden, 2003<br />
• Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />
– Bevölkerungsfortschreibung, 2004<br />
• Empfehlung: Pflegeversicherung<br />
• Hrsg.: Bundesministerium für Gesundheit<br />
und Soziale Sicherung (BMGS)<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
11017 Berlin<br />
Tel.: 01 80 / 51 51 51 0<br />
Fax: 01 80 / 51 51 511<br />
Bestell-Nr.: A500 oder<br />
unter www.bmgs.de<br />
Dr. Barbara Keck, Bettina Kloppig<br />
<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />
11
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Private Altersvorsorge – aber wie? wo? welche?<br />
Dass zur Aufrechterhaltung des gewohnten<br />
Lebensstandards bzw. sogar<br />
zur Vermeidung von Altersarmut für<br />
jeden eine zusätzliche Altersvorsorge<br />
ein unverzichtbares „Gebot“ ist, sollte<br />
inzwischen hinlänglich bekannt sein.<br />
Doch ein Patenrezept gibt es nicht.<br />
Vielmehr müssen der und die Einzelne<br />
individuell nach dem für ihn oder sie<br />
sinnvollsten Weg suchen.<br />
Inzwischen bestehen viele Möglichkeiten<br />
zur privaten Vorsorge. Sparer<br />
können Geld in Wertpapieren, Immobilien<br />
oder Lebensversicherungen<br />
anlegen, sie können sich mit einer zusätzlichen<br />
betrieblichen Altersvorsorge<br />
absichern oder einen so genannten<br />
Riester-Vertrag unterschreiben. Dank<br />
staatlicher Förderung winken hier<br />
meist höhere Renditen als bei anderen<br />
Anlageformen. Doch welche Absicherung<br />
ist die richtige? Da gerade bei<br />
Altersvorsorgestrategien die Sicherheit<br />
einer Anlage Vorrang hat, sind gute<br />
Informationen wichtig, um sich in dem<br />
Angebotsdschungel orientieren und vor<br />
betrügerischen Anlageberatern und Anlageangeboten<br />
schützen zu können.<br />
12<br />
Die unabhängige Verbraucher-Organisation<br />
STIFTUNG WARENTEST<br />
hat sich in der Ausgabe 10 / 2005 ihres<br />
monatlich erscheinenden Magazins<br />
„FINANZtest“ ganz dem Thema „Geldanlage<br />
für Senioren - Mehr Geld im Ruhestand“<br />
gewidmet. Dort sowie in dem<br />
2004 zusammen mit der Verbraucherzentrale<br />
NRW herausgegebenen Ratgeber<br />
„Private Altersvorsorge – gezielt absichern<br />
in jeder Lebensphase“ und auch<br />
auf der Internet-Seite www.stiftungwarentest.de<br />
bietet sie Menschen, die<br />
sich kundig machen möchten, wertvolle<br />
Informationen an.<br />
Private Altersvorsorge – gezielt absichern<br />
in jeder Lebensphase<br />
Der Ratgeber bietet allen einen<br />
einfachen Einstieg, die ihre Rentenlücke<br />
schließen und selbst fürs Alter<br />
<strong>vorsorgen</strong> möchten. Er erläutert die<br />
Grundlagen der Alterssicherung und<br />
die Berechnung des individuellen Bedarfs.<br />
Selbstständige sind dabei ebenso<br />
angesprochen wie Arbeitnehmer und<br />
Hausfrauen und -männer.<br />
Der erste Teil zeigt, welche Anlagemöglichkeiten<br />
in welcher Lebensphase,<br />
je nach Alter und persönlichem Sicherheitsbedürfnis,<br />
am besten geeignet sind.<br />
Im zweiten Teil werden alle für die<br />
Altersvorsorge in Frage kommenden<br />
Produkte mit ihren Stärken und Schwachen<br />
vorgestellt: Riester-Produkte,<br />
Sparanlagen, Versicherungen, Fonds,<br />
Immobilien. Wie sicher sind sie? Wie<br />
sind ihre Renditechancen? Wie flexibel<br />
kann man über das eingezahlte Geld<br />
verfügen? Wie wirken sie sich steuerlich<br />
aus? Wo bekomme ich sie, und was ist<br />
beim Kauf zu beachten? Und nicht zuletzt:<br />
Wie lässt sich angespartes Kapital<br />
sinnvoll verrenten?<br />
Die Strategie-Empfehlungen sind<br />
nach Lebensabschnitten differenziert:<br />
Einstieg bis 40 Jahre – Einstieg<br />
zwischen 41 und 50 Jahren – Einstieg<br />
zwischen 51 Jahren und Rentenbeginn<br />
– Geldanlage im Rentenalter.<br />
Berücksichtigt sind auch alle Neuregelungen<br />
des Alterseinkünftegesetzes,<br />
das seit dem 1.1.2005 in Kraft ist.<br />
Altersvorsorge – Für jeden das<br />
Richtige<br />
Mit einem Vorsorgerechner von<br />
STIFTUNG WARENTEST, den Sie<br />
auf deren Internetseite www.stiftungwarentest.de<br />
finden, können Sie individuelle<br />
Analysen vornehmen und Ihren<br />
Finanzbedarf ermitteln und prüfen, ob<br />
das, was Sie zurzeit sparen für die Zusatzrente,<br />
die Sie haben möchten bzw.<br />
müssen, ausreicht. Dazu stehen Ihnen<br />
vier Arbeitsmappen (als Excel-Dateien)<br />
zur Verfügung:<br />
1. Inflationsrechner<br />
Welche Zusatzrente benötigen Sie?<br />
1.000 € im Monat? Mit dem Inflationsrechner<br />
können Sie ausrechnen, dass es<br />
z. B. bei einer Inflation von jährlich 2 %<br />
in 20 Jahren 1.485,95 € sein müssten,<br />
um die gleiche Kaufkraft zu erzielen<br />
wie heute.<br />
2. Gewünschte Rente<br />
Wie viel müssen Sie für die gewünschte<br />
Rente sparen? Beispiel: Sie<br />
brauchen ein Vermögen von mehr als<br />
160.000 €, um sich bei einer Verzinsung<br />
von jährlich 4 % zwanzig Jahre<br />
lang eine Monatsrente von 1.000 € zu<br />
finanzieren. Mit dem Planer können Sie<br />
ermitteln, wie Sie dies ansparen können.<br />
Sie geben ein, ob Sie monatlich, vierteljährlich<br />
oder jährlich sparen wollen,<br />
und wie viele Raten Sie bis Beginn der<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Rente noch schaffen. Nennen Sie den<br />
Zins, mit dem Ihr Erspartes sich vermehrt.<br />
Dann berechnet das Programm<br />
Ihre Rate.<br />
3. Gewünschte Sparrate<br />
Sie tragen die Höhe der Sparrate ein<br />
und den Rhythmus, in dem Sie sparen<br />
wollen: monatlich, vierteljährlich oder<br />
jährlich. Dieses Blatt zeigt Ihnen, wie<br />
viele Sparraten Sie noch bis zur Rente<br />
schaffen und welchen Zins Sie mit Ihrer<br />
Anlage erzielen können. Das Vermögen<br />
zu Beginn des Rentenbezugs erhalten<br />
Sie, wenn Sie zusätzlich noch die<br />
Sparsumme eingeben, die Sie bereits<br />
besitzen.<br />
4. Ewige Rente<br />
Vielleicht haben Sie ja schon eine<br />
Lebensversicherung oder einen anderen<br />
Vertrag, aus dem Sie zu Beginn des<br />
Ruhestands ein hübsches Sümmchen<br />
kassieren. Dann rechnen Sie mit diesem<br />
Programm: Setzen Sie den Zins, zu dem<br />
Ihr Geld angelegt ist, niedrig an, um<br />
Raum für eine Inflationsanpassung<br />
Ihrer Rente zu schaffen.<br />
Wollen Sie ewig etwas von Ihrem<br />
Vermögen haben? Das Programm rechnet<br />
Ihnen nicht nur aus, wie viel Mal Sie<br />
Ihre Wunschrente bekommen könnten.<br />
Es ermittelt auch, wie viel Rente Sie bei<br />
gleich bleibendem Zinssatz bekommen,<br />
wenn das Vermögen nicht angegriffen<br />
werden soll.<br />
Außerdem finden Sie eine Übersicht<br />
der aktuellsten Tests zur Privaten<br />
Altersvorsorge – von börsennotierten<br />
Investments bis zur klassischen Rentenversicherung.<br />
Diese sind entweder als<br />
Kurzinformation kostenfrei oder komplett<br />
und interaktiv gegen eine Gebühr<br />
einzusehen.<br />
Grauer Kapitalmarkt:<br />
Gutgläubige Anleger erleiden<br />
jedes Jahr Milliardenverluste<br />
Auf dem staatlich nicht geregelten<br />
und überwachten Kapitalmarkt gehen<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
jährlich mehrstellige Millionensummen<br />
verloren, die gutgläubige Anleger in der<br />
Hoffnung auf eine ergänzende Altersvorsorge<br />
und auf steuerliche Vorteile in<br />
geschlossene Fonds und Beteiligungen<br />
investieren. Vor der Unterschrift sollten<br />
dubios erscheinende Angebote, die im<br />
häuslichen Bereich und mit hohen Renditeversprechungen<br />
angeboten werden,<br />
genau geprüft werden, darauf verweist<br />
die Verbraucherzentrale Rheinland-<br />
Pfalz und bietet auf ihrer Internetseite<br />
www.vz-rlp.de eine Checkliste an.<br />
Außerdem können Sie sich über die<br />
Finanzberater auf dem Grauen Kapitalmarkt<br />
und deren Offerten aus den<br />
Bereichen leasing, Immobilienfonds, Erwerbermodelle,<br />
Grüne Geldanlagen und<br />
Genussscheine sowie über ein Urteil des<br />
Bundesgerichtshofs informieren.<br />
Weitere Ratgeber der Verbraucherzentralen:<br />
� Finanz-Fahrplan ab 50 – Abgesi-<br />
chert ins Rentenalter<br />
� Betriebliche Altersvorsorge<br />
� Der Weg zur Rente – Wegweiser<br />
zur aktuellen Rechtslage<br />
� Meine Rente – Rentenberechnung<br />
verständlich und kompakt<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Senioren und Steuern<br />
„Wenn ich nicht mehr beruflich aktiv bin,<br />
habe ich endlich Ruhe vor der Steuer…“, so<br />
denkt mancher Ruheständler – und irrt dabei<br />
gewaltig.<br />
Während in der Vergangenheit dieser Irrtum<br />
vielleicht ohne Folgen blieb, hat sich dies seit<br />
dem 1.1.2005 mit der Besteuerung von Alterseinkünften<br />
grundlegend geändert: In Zukunft<br />
werden Beitragszahlungen zur Rentenversicherung<br />
steuerlich geschont, dafür aber die<br />
Rentenzahlungen zunehmend besteuert.<br />
Allerdings gibt es für Senioren einige Sonderregelungen<br />
und Vergünstigungen, die zusammen<br />
mit den allgemeinen Freibeträgen dazu führen,<br />
dass im Einzelfall keine Einkommensteuer<br />
gezahlt werden muss. Umfassende Information<br />
ist also angebracht, damit Senioren einschätzen<br />
können, ob und wie viel Einkommenssteuer sie<br />
zahlen müssen. Der Bund der Steuerzahler hat<br />
daher alles Wissenswerte zum Thema Steuern<br />
in einer Broschüre zusammengefasst. Auf die<br />
Besteuerung der Rentenzahlungen wird darin<br />
besonders eingegangen, wie auch auf Regelungen,<br />
die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit,<br />
Kapitalvermögen und Vermietung betreffen.<br />
Außerdem werden Grundzüge der Erbschafts-<br />
und Schenkungsteuer dargestellt.<br />
Durch viele Fall- und Rechenbeispiele werden<br />
dem Leser die teilweise recht komplizierten<br />
steuerlichen Vorschriften näher gebracht und<br />
ein übersichtlich gestaltetes Grundlagenwissen<br />
vermittelt.<br />
Die Broschüre „Senioren und Steuern – Tipps<br />
und Informationen für ältere Menschen“ kann<br />
kostenlos angefordert werden. Bitte senden<br />
Sie dafür einen an sich selbst adressierten und<br />
mit 85 Cent (Büchersendung) frankierten C5-<br />
Rückumschlag an<br />
Bund der Steuerzahler<br />
Französische Straße 9-12<br />
10117 Berlin<br />
13
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Schulden – auch im Alter?<br />
Foto: K. Hilterhaus<br />
Persönliche und berufliche Biografien<br />
haben sich in den zurückliegenden<br />
drei Jahrzehnten verändert. Man wagt<br />
kaum noch von einem geruhsamen Lebensabend<br />
zu sprechen, denn ab wann<br />
soll man diesen datieren? Auch sind die<br />
Aktivitäten vieler älterer Menschen alles<br />
andere als geruhsam. Dennoch kann<br />
man wohl davon ausgehen, dass eine<br />
gesicherte finanzielle Ausstattung zu<br />
mehr Gelassenheit und weniger Sorgen<br />
im Alter erheblich beiträgt.<br />
Die ‚gefühlte’ Sicherheit kann unter<br />
anderem an den Aussagen in repräsentativen<br />
Meinungserhebungen abgelesen<br />
werden. Demnach schätzten im Jahr<br />
2004 wesentlich mehr Befragte (39 %)<br />
über 64 Jahre ihre finanzielle Lage jetzt<br />
und für die Zukunft als schlechter ein,<br />
als dies noch im Jahr 2000 der Fall war<br />
(11 %). Auch die eigene Beurteilung der<br />
ausreichenden Absicherung für das Alter<br />
nimmt im Zeitraum 2000 bis 2004 von<br />
80 % Zustimmung auf 70 % ab. Etwas im<br />
Widerspruch dazu steigt jedoch die Zahl<br />
derjenigen älteren Menschen, die Geld<br />
sparen und zurücklegen können, von<br />
72 % auf 78 %. Durchschnittlich werden<br />
von dieser Gruppe im Jahr 2004 1.000 bis<br />
14<br />
1.500 € auf Sparbücher eingezahlt.<br />
Für jeden zweiten älteren Menschen<br />
ist das Motiv für finanzielle Rücklagen<br />
die Absicherung der Zukunft ihrer Kinder<br />
oder Enkel.<br />
Schulden sind eher ein Phänomen<br />
in der Familienaufbau- und Konsolidierungsphase<br />
zwischen 25 und 44<br />
Jahren. Während in diesem Alter rund<br />
25 % einen Konsumenten- bzw. Ratenzahlungskredit<br />
aufnehmen, gilt dies nur<br />
für 3 % der Altersgruppe ab 65 Jahre.<br />
Der durch Kreditaufnahmen abzudeckende<br />
zusätzliche Finanzierungsbedarf<br />
bei älteren Menschen ist in der Regel<br />
nicht hoch, da weitgehend die übliche<br />
Lebensstandardausstattung erreicht ist.<br />
Dennoch ist die Beobachtung interessant,<br />
dass einige Kreditinstitute über<br />
64-Jährigen keine Kredite mehr geben<br />
bzw. nur zu kurzen Laufzeiten mit<br />
hohen Zinsen. Die Kredithöhen liegen<br />
bei den älteren Menschen im Durchschnitt<br />
im Westen bei 10.000 € und<br />
im Osten bei 8.000 €. Nach den Daten<br />
der SCHUFA-Holding liegt die aktuelle<br />
Kreditbelastung, d. h. die Summe des<br />
noch zurückzuzahlenden Kreditbetrages,<br />
bei den älteren Kreditnehmern bei<br />
6.000 € im Westen und 4.000 € im<br />
Osten. 7 % der Senioren zahlen Hypotheken<br />
zurück.<br />
Als überschuldet gilt jemand, der<br />
trotz Reduzierung des Lebensstils mit<br />
dem Einkommensrest nach Abzug der<br />
Lebenshaltungskosten seine Schulden<br />
dauerhaft nicht fristgerecht tilgen kann<br />
(relative Überschuldung). Absolute<br />
Überschuldung (Insolvenz) liegt vor,<br />
wenn Einkommen und Vermögen des<br />
Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten<br />
nicht mehr decken. Nach den<br />
Auswertungen der SCHUFA-Holding<br />
haben rund 1 % der über 64-Jährigen im<br />
Jahr 2004 einen harten Negativeintrag,<br />
d. h. sind überschuldet, verglichen mit<br />
10 bis 12 % der 25 - bis 44 - Jährigen.<br />
Es zeichnet sich jedoch auch bei den<br />
älteren Menschen eine schleichende<br />
Negativentwicklung ab. So bekamen im<br />
Jahr 2002 rund 50.000 im Alter von 65<br />
Jahren und älter ihren ersten negativen<br />
Eintrag bei einer Bank (z. B. wegen Kreditkündigung),<br />
im Jahr 2004 waren es<br />
bereits rund 80.000 Personen dieser Altersgruppe.<br />
Im Personenkreis, der von<br />
Schuldnerberatungsstellen betreut wird<br />
oder der in einem Insolvenzverfahren<br />
ist, ist der Anteil der über 60-Jährigen<br />
mit 3,7 % ebenfalls noch sehr gering.<br />
Dies heißt aber nicht, dass ältere Menschen<br />
stark unterdurchschnittlich von<br />
Armut betroffen sind. Denn es gilt: Wer<br />
überschuldet ist, ist immer arm. Wer<br />
arm ist, muss aber noch lange nicht<br />
überschuldet sein. Im 2. Armuts- und<br />
Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />
wird die Armutsrisikoquote für über-<br />
64-Jährige für das Jahr 2003 mit 11,4 %<br />
angegeben. Zum Vergleich: Die höchsten<br />
Armutsrisikoquoten in Deutschland<br />
haben die 16-bis 24-Jährigen<br />
(19,1 %), Arbeitslose (40,9 %) und allein<br />
Erziehende (35,4 %). Armutsrisiko<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
heißt, dass diese Gruppe weniger als<br />
60 % des mittleren Einkommens der<br />
Bevölkerung hat. Im EU-Vergleich stehen<br />
somit die deutschen Senioren sehr<br />
gut dar, nur Luxemburg und die Niederlande<br />
sind in noch geringerem Maße<br />
mit Altersarmut konfrontiert.<br />
Literatur:<br />
Korczak, D.: Definitionen der Verschuldung<br />
und Überschuldung im europäischen<br />
Raum. München 2003<br />
Korczak, D.: Überschuldungsexpertise für<br />
den 2. Armuts- und Reichtumsbericht der<br />
Bundesregierung. München 2004<br />
Korczak, D.: Überschuldungssituation<br />
in Deutschland im Jahr 2002. Aktualisierung<br />
der Daten zur Überschuldung.<br />
München 2004<br />
Soll und Haben 5, SPIEGEL-Verlag.<br />
Hamburg 2000<br />
Soll und Haben 6, SPIEGEL-Verlag.<br />
Hamburg 2004<br />
Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts-<br />
und Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />
Foto: Vohler<br />
Dieter Korczak ist promovierter<br />
Soziologe und leitet das Institut für<br />
Grundlagen- und Programmforschung<br />
in München. Er hat mehrere Gutachten<br />
zu den Themen Verschuldung und<br />
Überschuldung für verschiedene Bundesministerien<br />
verfasst und ist Mitglied<br />
des wissenschaftlichen Expertengremiums<br />
der Bundesregierung für den 2.<br />
Armuts- und Reichtumsbericht.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.gp-f.com<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Ältere als Bankkunden<br />
Ziele der Studie<br />
Das Leitthema dieser <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
macht deutlich, wie wichtig die<br />
richtige finanzielle Planung ist. Dabei<br />
kommt den Banken eine besondere<br />
Bedeutung zu. In einer Befragung, die<br />
die <strong>BAGSO</strong> durchgeführt hat, wollte sie<br />
mehr erfahren über<br />
� Beratungs- und Informations-<br />
bedürfnisse<br />
� Servicewünsche<br />
� Nutzung der technischen Möglich-<br />
keiten<br />
� Kritikpunkte der älteren Menschen<br />
an Banken<br />
Ablauf der Studie<br />
Gemeinsam mit <strong>BAGSO</strong>-Verbänden,<br />
der Unternehmensberatung Lüghausen<br />
& Partner sowie der Kreissparkasse<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Kreissparkasse<br />
Steinfurt und der Sparkasse<br />
Wittgenstein wurde ein Fragebogen mit<br />
21 Fachfragen zum Thema und acht<br />
statistischen Fragen zur Person konzipiert.<br />
Diese wurden an die Zielgruppe<br />
55plus mit gleichmäßiger Verteilung in<br />
Altersklassen versandt. Die <strong>BAGSO</strong> hat<br />
den Fragebogen im Verbraucherforum<br />
online gestellt und an die Verbände<br />
weitergegeben. Die Ergebnisse beziehen<br />
sich auf die Gesamtstichprobe von<br />
1573 Personen.<br />
Die Befragten<br />
Das Durchschnittsalter der Befragten<br />
ist 68 Jahre, sogar über 90-Jährige<br />
nahmen an der Studie teil (1 % der Befragten).<br />
Gleichermaßen gaben Frauen<br />
und Männer ihre Meinung kund. 60 %<br />
leben zu zweit, 14 % mit drei und mehr<br />
Personen in einem Haushalt und 26 %<br />
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
allein. Die meisten befragten Personen<br />
(76%) haben Eigentum. Während die<br />
meisten (63%) über ein monatliches<br />
Nettoeinkommen bis 2.250 € verfügen,<br />
zeigt sich bei den Vermögen ein sehr<br />
unterschiedliches Bild. Hier gaben immerhin<br />
knapp die Hälfte ein Vermögen<br />
von über 150.000 € an. Zu 83 % beziehen<br />
sich die Ergebnisse auf Kunden der<br />
Sparkassen.<br />
Zentrale Ergebnisse<br />
Für die Hälfte ist der bevorzugte<br />
Ort für die Beratung das Beratungszimmer.<br />
Ca. einem Viertel ist es egal,<br />
wo die Beratung stattfindet. Nur wenige<br />
schätzen eine Beratung am Schalter<br />
(4 %) oder zu Hause (2 %).<br />
Gefragt danach, wie der ältere Kundenkreis<br />
angesprochen werden möchte,<br />
steht persönliche Ansprache in der<br />
Filiale an erster Stelle. Aber auch die<br />
Ansprache per Brief und Telefon wird<br />
durchaus gewünscht. Einen Hausbesuch<br />
nach Absprache kann sich gut die Hälfte<br />
vorstellen, knapp die Hälfte möchte dies<br />
jedoch auf keinen Fall. Die Ansprache<br />
per E-Mail ist bisher nur für eine kleine<br />
Gruppe Älterer interessant.<br />
Fast die Hälfte der Befragten favorisiert<br />
kein bestimmtes Alter der beratenden<br />
Person. Diejenigen, die ein bestimmtes<br />
Alter wünschen, bevorzugen<br />
zur Hälfte 40- bis 50-jährige Personen.<br />
Ältere Kunden bevorzugen in der Regel<br />
kein bestimmtes Geschlecht bei der beratenden<br />
Person.<br />
Knapp die Hälfte der älteren Menschen<br />
wird von anderen Personen bei<br />
der Regelung der Bankgeschäfte unterstützt,<br />
wobei die Familienmitglieder<br />
hier eine zentrale Rolle spielen. Zwei<br />
Drittel der unterstützten Personen<br />
15
Schwerpunkt: <strong>Finanziell</strong> <strong>vorsorgen</strong><br />
Ergebnisse: Frage 17 (N= 1357)<br />
Hat Ihre Bank aufgrund Ihres Alters eine Leistung nicht gewährt<br />
bzw. hat sich etwas zum Nachteil verändert?<br />
möchten, dass diese Personen an Beratungsgesprächen<br />
teilnehmen.<br />
Auf der Hitliste, worüber Ältere<br />
mehr von ihrer Bank erfahren möchten,<br />
stehen die Sparanlagen und das<br />
Thema „Erben und Vererben“.<br />
16 % der älteren Menschen nutzen<br />
Online-Banking, rund 70 % lehnen es<br />
ab, das heißt, sie haben auch kein Interesse<br />
daran.<br />
Nur wenige Befragte sind mit ihrer<br />
Bank oder Sparkasse nicht zufrieden.<br />
Wenn Kritik geübt wird, dann vor<br />
allem in Bezug auf „Kosten und Konditionen“<br />
und rund um „Service und<br />
Beratung“. Neben dem Wohnortwechsel<br />
sind dies die Hauptgründe für den<br />
Wechsel zu einer anderen Bank. Allerdings<br />
war auch die Schließung von Filialen<br />
neben der Gebührenerhöhung der<br />
zweithäufigste Grund für den Wechsel.<br />
16<br />
Nein<br />
95 % Ja<br />
5 %<br />
© <strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft Befragung zur seniorengerechten Bank, 28.09.05<br />
Ergebnisse: Frage 20 (N= 1414)<br />
Nutzen Sie Online-Banking?<br />
Ja<br />
Nein, aber<br />
Interesse<br />
und Internet<br />
zuhause<br />
Nein, aber<br />
Interesse und<br />
kein Internet<br />
zuhause<br />
Nein, kein<br />
Interesse<br />
0 %<br />
15,5 %<br />
9,5 %<br />
9,6 %<br />
Gerade mit Blick auf das Thema Altersdiskriminierung<br />
war die Frage gestellt<br />
worden: „Hat Ihre Bank aufgrund<br />
Ihres Alters eine Leistung nicht gewährt<br />
bzw. hat sich etwas zum Nachteil verändert?“<br />
Diese Frage bejahten nur 5 %.<br />
Dennoch, auch wenn nur 68 Personen<br />
entsprechende Erlebnisse hatten,<br />
so werden wir uns die genannten<br />
Vorfälle in dem <strong>BAGSO</strong>-Arbeitskreis<br />
„Banken“ genau anschauen. Auch das<br />
Thema „Online-Banking und ältere<br />
Menschen“ werden wir noch näher<br />
betrachten. Außerdem wird in diesem<br />
Arbeitskreis auf der Grundlage der Befragung<br />
eine Kriterienliste entwickelt,<br />
mit der geprüft werden kann, inwieweit<br />
sich eine Bank auch an den Wünschen<br />
des älteren Kundenkreises orientiert.<br />
Dr. Barbara Keck<br />
<strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft<br />
Einen Beitrag zum Umgang von Banken und<br />
Versicherungen mit älteren Kunden von<br />
Dr. Guido Klumpp finden Sie auf Seite 29.<br />
68,5 %<br />
10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %<br />
© <strong>BAGSO</strong> Service Gesellschaft Befragung zur seniorengerechten Bank , 28.09.05<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aus Seniorenarbeit/-politik<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Aktuelles<br />
8. Deutscher Seniorentag vom 16. – 18. Mai 2006 in Köln<br />
Die Vorankündigung ist erschienen!<br />
Dort erfahren Sie Genaueres über<br />
die vielen interessanten Veranstaltungen,<br />
die Foren und Workshops, den<br />
Kölner Treff, die Festveranstaltung,<br />
den ökumenischen Gottesdienst im<br />
Dom, die Gala im Gürzenich sowie die<br />
begleitende Ausstellung SenNova mit<br />
einem abwechslungsreichen Aktionsprogramm.<br />
Ende Januar erscheint das<br />
ausführliche Programmheft, das Sie<br />
ebenfalls in der <strong>BAGSO</strong>-Geschäftsstelle<br />
anfordern können.<br />
Schon heute möchten wir Sie über<br />
zwei Angebote informieren, so dass Sie<br />
die nächsten Wochen und Monate nutzen<br />
können: Erstens zum Fotografieren,<br />
zweitens um Ihre Reise nach Köln vorzubereiten.<br />
Diesmal sind auch private<br />
Gastgeber bereit, Ihnen ein Quartier<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Alter als Chance –<br />
der Fotowettbewerb<br />
zum 8. Deutschen<br />
Seniorentag<br />
Anlässlich des 8. Deutschen Seniorentags<br />
schreiben <strong>BAGSO</strong> und<br />
Feierabend.de, der Online Dienst für<br />
Senioren, einen Fotowettbewerb aus.<br />
Sein Motto wie das des Seniorentags<br />
ist: „Alter als Chance“. Im Mittelpunkt<br />
steht der ältere Mensch, herausgestellt<br />
werden sollen die positiven Aspekte des<br />
Alters.<br />
Die Themen<br />
• Mittendrin: Senioren und Familie<br />
• Miteinander – Füreinander:<br />
Gemeinsames (er)leben und gestalten<br />
• Lieben und Leben<br />
• Aktiv mit neuen Medien<br />
• Haus und Garten<br />
• Mit Tieren leben<br />
• Endlich reisen<br />
Der Ablauf<br />
Jede Hobbyfotografin und jeder<br />
Hobbyfotograf kann sich beteiligen<br />
und die Fotos vom 1. bis 31. März 2006<br />
bei www.Feierabend.de über ein vorbereitetes<br />
Internet-Formular hochladen<br />
und auf eine eigens eingerichtete Seite<br />
einstellen. Auf der <strong>BAGSO</strong>-Homepage<br />
wird ein Link installiert, der auf die<br />
Feierabend-Seiten weiterleitet.<br />
Die Abstimmung – ausschließlich<br />
via Internet – beginnt am 1. April und<br />
dauert bis zum 10. Mai 2006. Um Manipulationen<br />
zu vermeiden, erlaubt das<br />
System von Feierabend.de jedem Wähler<br />
nur eine einmalige Abstimmung.<br />
Beim Deutschen Seniorentag werden<br />
die „Top 25“ in einer Fotoausstellung<br />
gezeigt, so dass auch die Besucher<br />
des Seniorentages – ebenfalls am PC<br />
– über die Bilder abstimmen können.<br />
Am 18. Mai werden die Gewinner bekannt<br />
gegeben.<br />
Die Preise<br />
Ausgelobt werden Preise im Wert<br />
von mehreren Tausend Euro, der 1. Preis<br />
der Gesamtwertung ist eine Flusskreuzfahrt<br />
für zwei Personen.<br />
Die Wettbewerbsbedingungen<br />
Jeder Teilnehmer darf bis zu sieben<br />
Fotos einreichen, ein Foto pro Kategorie.<br />
Mit der Zusendung stimmt der<br />
Einsender einer unentgeltlichen Nutzung<br />
der Bilder durch die <strong>BAGSO</strong>, Feierabend<br />
und die Feierabend-Mitglieder<br />
zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
17
Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />
Foto: Mechthild Michalski<br />
Siegerfoto des Wettbewerbs „Alter im Blickpunkt“ anlässlich des 7. Deutschen Seniorentages 2003<br />
Kölner Seniorinnen<br />
und Senioren als<br />
Gastgeber<br />
Der Deutsche Seniorentag 2006 in<br />
Köln soll auch ein Ort der Begegnung<br />
und des Gespräches sein. Ältere und<br />
jüngere Menschen aus ganz Deutschland<br />
und Gäste aus dem Ausland<br />
kommen zusammen, um über aktuelle<br />
seniorenpolitische Fragen zu diskutieren,<br />
Neues aus der Seniorenarbeit zu<br />
erfahren, an einem ökumenischen Gottesdienst<br />
im Dom teilzunehmen und<br />
gemeinsam im Gürzenich „zu fiere“.<br />
Daher möchten die Seniorenvertretung<br />
der Stadt Köln und die <strong>BAGSO</strong><br />
18<br />
zwischen Senioren, die einen Gast<br />
beherbergen wollen, und Besuchern,<br />
die eine Übernachtungsmöglichkeit<br />
wünschen, den Kontakt herstellen. Wir<br />
hoffen, dass sich – ähnlich wie beim<br />
Weltjugendtag im August in Köln – genügend<br />
Seniorinnen und Senioren bereit<br />
finden, Gastgeber für einige Nächte<br />
zu sein.<br />
Elke Rieder, Ursula Richter und<br />
Horst Zimmermann haben sich bereit<br />
erklärt, Gastgeber und Gäste zusammenzubringen.<br />
Ab Montag, 9. Januar 2006 können<br />
Sie sich direkt mit ihnen in Verbindung<br />
setzen oder auch persönlich vorbeigehen.<br />
Jeweils montags von 10 – 12 Uhr<br />
und mittwochs von 14 – 16 Uhr im<br />
Büro der Kölner Seniorenvertretung in<br />
Köln-Kalk oder telefonisch unter:<br />
02 21 / 221 27 515.<br />
Sie können auch gern schreiben an:<br />
Kölner Seniorenvertretung<br />
Stichwort: 8. Deutscher Seniorentag<br />
– Kölner als Gastgeber<br />
Ottmar-Pohl-Platz 1<br />
51103 Köln<br />
Zimmer 3.C.56<br />
Auch wenn Sie eine Mail schicken,<br />
geben Sie bitte das Stichwort an.<br />
seniorenvertretung@stadt-koeln.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aus Seniorenarbeit/-politik<br />
Leitlinien zur langfristigen Reform der Rentenversicherung<br />
Prof. Dr. Winfried Schmähl erläuterte wesentliche Modelle zur Rentenreform<br />
Aufgrund der einschneidenden Belastungen,<br />
die Rentnerinnen und Rentner<br />
zunehmend betreffen und auch mit Blick<br />
auf künftige Generationen, hat die BAG-<br />
SO als Lobby der Älteren Leitlinien zur<br />
langfristigen Reform der Rentenversicherung<br />
entwickelt., die auf einer <strong>BAGSO</strong>-<br />
Rententagung am 14. 9. 2005 nach einem<br />
Vortrag von Prof. Dr. Schmähl intensiv<br />
diskutiert und verabschiedet wurden.<br />
In den vergangenen Jahren wurde in<br />
der Alterssicherungspolitik ein Paradigmenwechsel<br />
vollzogen: War früher die<br />
Erhaltung des Lebensstandards nach<br />
dem Äquivalenzprinzip vorrangig, so<br />
steht heute die Sicherung von Beitragssatzstabilität<br />
an erster Stelle. Als Folge<br />
der mit dieser Zielsetzung bereits vorgenommenen<br />
– und erst nach und nach<br />
wirksam werdenden – Änderungen in<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung ist<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
das tatsächliche Rentenniveau gesunken<br />
und wird weiter deutlich zurückgehen.<br />
Zusätzlich sind aus den Renten verstärkt<br />
Aufwendungen für Gesundheit<br />
und Pflege selbst zu tragen.<br />
Weiter gehende Einschnitte sind<br />
den Rentnerinnen und Rentnern nicht<br />
zuzumuten. Insbesondere darf nicht an<br />
der Rentensicherungsklausel, die eine<br />
nominale Rentenkürzung verhindert,<br />
gerüttelt werden.<br />
Auf lange Sicht wird ein Durchschnittsverdiener<br />
erst nach 35 Jahren<br />
einen Rentenanspruch in Höhe der beitragsfreien,<br />
steuerfinanzierten Grundsicherung<br />
erarbeiten. Dadurch gerät das<br />
beitragsfinanzierte Rentensystem in erhebliche<br />
Legitimationsschwierigkeiten.<br />
Menschen mit unterdurchschnittlichem<br />
Verdienst oder unterbrochenen<br />
Aktuelles<br />
Erwerbsbiografien (z. B. aufgrund von<br />
Arbeitslosigkeit, Erziehungs- und Pflegezeiten)<br />
droht zukünftig Altersarmut.<br />
Die steigende Bedeutung freiwilliger<br />
privater Vorsorge, die sich viele gar<br />
nicht leisten können, verstärkt den<br />
Trend zu Einkommensungleichheiten<br />
im Alter.<br />
1. Beibehaltung des solidarischen Versicherungsprinzips<br />
Die umlagefinanzierte solidarische<br />
Rentenversicherung hat sich im Prinzip<br />
bewährt. Nur ein solches staatliches<br />
Rentensystem kann auch Menschen mit<br />
Behinderungen oder gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen sowie Menschen<br />
in Risikoberufen und mit Arbeitsplatzrisiken<br />
eine angemessene Absicherung<br />
gewährleisten. Daraus folgt:<br />
1.1. Es muss sichergestellt sein, dass<br />
die Rente die eigene Beitragsleistung<br />
aus dem Arbeitsleben widerspiegelt<br />
(Äquivalenzprinzip).<br />
1.2. Auch unter den Belastungen<br />
des demografischen Wandels und den<br />
Veränderungen in der Arbeitswelt<br />
muss in Zukunft deutlich mehr als eine<br />
Armut vermeidende Grundsicherung<br />
erhalten bleiben. Ein Rentenniveau,<br />
das bei längerer Versicherungsdauer die<br />
Leistungen der Sozialhilfe nur unwesentlich<br />
übersteigt, stellt die Grundlage<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
– das Umlageverfahren mit lohnbezogener<br />
Beitragsfinanzierung und enger Beitrags-Leistungs-Beziehung<br />
– in Frage.<br />
1.3. Das Einkommen der meisten<br />
ostdeutschen Seniorenhaushalte beschränkt<br />
sich – anders als im Westen<br />
– auf Einnahmen aus der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung. Vor allem deshalb,<br />
aber auch mit Blick auf die Angleichung<br />
19
Aus Seniorenarbeit/-politik Aktuelles<br />
der Lebenshaltungskosten in Ost- und<br />
Westdeutschland müssen in der nun beginnenden<br />
Legislaturperiode die Renten<br />
schrittweise angeglichen werden. Das<br />
darf aber nicht zu Beitragserhöhungen<br />
führen.<br />
2. Anerkennung von Familienleistungen<br />
Kindererziehung kommt wie die Pflege<br />
von Angehörigen der ganzen Gesellschaft<br />
zugute und stützt langfristig das<br />
Rentensystem. Daraus folgt:<br />
2.1. Rente für Kindererziehung ist<br />
grundsätzlich aus dem Steuerhaushalt<br />
zu finanzieren. Die Dauer der Anrechnungszeit<br />
muss dem Erziehungsaufwand<br />
entsprechen.<br />
2.2. Auch der Anreiz zur Familienpflege<br />
muss über die geltende Regelung<br />
hinaus in Zukunft durch angemessene<br />
Rentenbeiträge (aus der Pflegeversicherung)<br />
deutlich verstärkt werden, weil<br />
bei wachsender Zahl alter und hoch betagter<br />
Menschen Pflege sonst personell<br />
nicht mehr gesichert werden kann.<br />
2.3. Die Hinterbliebenenrente ist<br />
in den vergangenen Jahren erheblich<br />
eingeschränkt worden. Eine weitere Reduzierung,<br />
die aus Einsparungsgründen<br />
vorgeschlagen wird, kann nur langfristig<br />
und bei entsprechenden Rahmenbedingungen<br />
ins Auge gefasst werden. Dazu<br />
zählen vor allem eine stärkere Berücksichtigung<br />
der Familienleistungen im<br />
Rentenrecht, eine ausreichende Kinderbetreuung<br />
und eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf.<br />
3. Arbeitsmarkt und Renteneintrittsalter<br />
Die Rente wird auf lange Sicht nicht<br />
zu finanzieren sein, wenn die Spanne<br />
zwischen Berufseinstieg und Ausscheiden<br />
aus dem Berufsleben immer kürzer wird<br />
und die Beschäftigungsquote nicht steigt.<br />
Daraus folgt:<br />
3.1. Auf dem Arbeitsmarkt müssen<br />
Anreize zur Frühverrentung beseitigt<br />
20<br />
und solche zur Beschäftigung älterer<br />
Menschen geschaffen werden. Eine<br />
Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters<br />
kommt jedoch erst dann in<br />
Betracht, wenn die Arbeitschancen vor<br />
allem der Älteren deutlich verbessert<br />
worden sind.<br />
3.2. Bei allen Bestrebungen zur<br />
Anhebung des Rentenalters darf nicht<br />
außer Acht gelassen werden, dass es<br />
auch weiterhin Menschen geben wird,<br />
die aus gesundheitlichen Gründen oder<br />
wegen der besonderen Belastungen ihrer<br />
Tätigkeit nicht in der Lage sind, länger<br />
zu arbeiten. Die Absicherung dieser<br />
Menschen über eine Erwerbsminderungsrente<br />
in ausreichender Höhe muss<br />
sichergestellt sein.<br />
3.3. Darüber hinaus ist eine weitergehende<br />
Flexibilisierung des Renteneintrittsalters<br />
notwendig. Sie muss auch<br />
eine Renten steigernde Verlängerung<br />
der Lebensarbeitszeit zulassen.<br />
3.4. Langfristig muss durch eine<br />
stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen,<br />
jungen Menschen (Abbau der Jugendarbeitslosigkeit,<br />
Verkürzung von<br />
Ausbildungszeiten) und Älteren die<br />
Beschäftigungsquote erhöht werden.<br />
Die Beschäftigungsfähigkeit älterer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss<br />
durch vielfältige qualifizierende und<br />
gesundheitserhaltende Maßnahmen gefördert<br />
werden.<br />
3.5. In einer globalisierten Gesellschaft<br />
dürfen die Lohnnebenkosten die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />
und den Arbeitsmarkt nicht übermäßig<br />
belasten. Deshalb ist es erforderlich,<br />
dass Sozialbeiträge nicht zur Finanzierung<br />
solcher Ausgaben herangezogen<br />
werden, die sachgerecht aus Steuern zu<br />
finanzieren sind.<br />
4. Betriebliche und private Altersvorsorge<br />
Der betrieblichen und privaten<br />
Altersvorsorge kommt eine Renten ergänzende<br />
Funktion zu. Allerdings haben<br />
die rentennahen Jahrgänge wegen der<br />
kurzen Laufzeiten kaum Chancen, zu<br />
finanzierbaren Bedingungen Zusatzversicherungen<br />
abzuschließen. Auch die<br />
jüngeren Beschäftigten haben bisher<br />
wenig Gebrauch von solchen Angeboten<br />
gemacht, entweder mangels finanzieller<br />
Spielräume oder weil sie über die Probleme<br />
ihrer zukünftigen Alterssicherung<br />
nicht ausreichend informiert sind.<br />
Daraus folgt:<br />
4.1. Große Bedeutung hat der<br />
weitere Ausbau der betrieblichen Alterssicherung.<br />
Dazu kommen auch<br />
tarifvertragliche oder gruppenversicherungsvertragliche<br />
Regelungen in<br />
Betracht. Neue Formen der gesetzlichen<br />
Ausgestaltung – auch unter Einbeziehung<br />
von steuerlichen Vergünstigungen<br />
– müssen weiter entwickelt werden.<br />
Kleinere Unternehmen müssen beraten<br />
werden.<br />
4.2. Bei den privaten Zusatzversicherungen<br />
ist der Ausbau eines<br />
transparenten und unbürokratischen<br />
Angebots ebenso notwendig wie eine<br />
funktionierende Verbraucherberatung.<br />
4.3. Eine verpflichtende betriebliche<br />
oder private Zusatzversicherung<br />
wird vor allem dann unabdingbar, wenn<br />
an der beschlossenen Reduzierung des<br />
Leistungsniveaus in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung festgehalten und<br />
nicht sichergestellt wird, dass bei längerer<br />
Versicherungsdauer die Rente über<br />
dem Sozialhilfeniveau liegt. Eine solche<br />
Verpflichtung müsste dann allerdings<br />
mit erheblichen Steuermitteln sozial<br />
verträglich ausgestattet sein.<br />
5. Vertrauensschutz<br />
Als Lobby der Älteren fordert die<br />
<strong>BAGSO</strong>: Wer durch Beitragsleistungen<br />
Ansprüche erworben hat, muss sich<br />
darauf verlassen können, dass sie nicht<br />
durch spätere gesetzliche Änderungen<br />
gemindert werden. Nur so werden die<br />
Menschen wieder Vertrauen in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung gewinnen.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />
Bundesforum Familie: Denkanstöße für<br />
die Gestaltung der Beziehungen zwischen<br />
den Generationen<br />
Das Bundesforum Familie, ein Projekt in Rechtsträgerschaft der Arbeitsgemeinschaft<br />
der deutschen Familienorganisationen (AGF) e.V., ist ein Netzwerk für die Belange<br />
der Familien.<br />
Hier haben sich über 80 bundesweit<br />
tätige Verbände und Institutionen, die<br />
aktiv Verantwortung für eine familienfreundliche<br />
Gesellschaft übernehmen,<br />
zusammengeschlossen. Zu ihnen gehören<br />
u. a. die Wohlfahrts- und Familienverbände,<br />
die Deutsche Bischofskonferenz,<br />
die Bundesvereinigung der<br />
Deutschen Arbeitgeberverbände, der<br />
Deutsche Gewerkschaftsbund, Pro<br />
Familia, die Deutsche Gesellschaft<br />
für Hauswirtschaft, der Tagesmütterbundesverband<br />
und die Bertelsmann-<br />
Stiftung. Auch die <strong>BAGSO</strong>, deren Geschäftsführerin<br />
Dr. Erika Neubauer in<br />
die Steuerungsgruppe gewählt wurde,<br />
hat sich dem Bundesforum Familie<br />
angeschlossen. Alle Mitglieder haben<br />
sich verpflichtet, die unterschiedlichen<br />
Werteorientierungen zu achten und zu<br />
respektieren.<br />
Vielfältig, unabhängig und sachbezogen<br />
erarbeiten die Verbände und Organisationen<br />
Beiträge zu familienpolitischen<br />
Themen und geben Denkanstöße,<br />
die unabhängig vom tagespolitischen<br />
Geschehen in die Zukunft reichen. Zu<br />
den abgeschlossenen Themen gehören<br />
„Familien und Medien – vernetzte Familie“<br />
und „Migrationsfamilien – Zwischen<br />
Integration und Ausgrenzung“.<br />
Um sowohl der Vielzahl der Mitglieder<br />
als auch der Komplexität der<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Themen Rechnung tragen zu können,<br />
arbeitet das Bundesforum Familie auf<br />
Projektbasis. Zwei Jahre sind für jedes<br />
Schwerpunktthema vorgesehen. In<br />
dieser Zeit erwerben die Mitglieder auf<br />
Fachveranstaltungen, in Arbeitsgruppen<br />
oder Foren ein umfassendes Wissen,<br />
das zum einen durch entsprechende<br />
Publikationen nach außen wirkt, zum<br />
anderen aber in die Mitgliedsverbände<br />
zurück, nach innen wirken soll. Nachhaltigkeit<br />
ist das Ziel dieses Verfahrens.<br />
„Familie und Generationen – Leben<br />
in gemeinsamer Verantwortung“ stand<br />
als Titel über der Mitgliederversammlung<br />
im Mai 2005 in Berlin. Unter<br />
dieser Überschrift wurde gleichzeitig<br />
in das neue Thema eingeführt, mit dem<br />
sich das Bundesforum Familie bis Ende<br />
2006 befassen wird. Die Mitglieder haben<br />
sich damit für einen inhaltlichen<br />
Schwerpunkt entschieden, der unter<br />
dem Stichwort „demografischer Wandel“<br />
einen hohen Aufmerksamkeitswert<br />
besitzt. Das Thema berührt so unterschiedliche<br />
Politikbereiche wie Arbeit<br />
und Soziales, Gesundheit, Wohnen,<br />
Familien- und Bildungspolitik.<br />
Die Lebenserwartung steigt, die<br />
Kinderzahl pro Familie sinkt, die gemeinsame<br />
Lebenszeit unterschiedlicher<br />
Generationen einer Familie nimmt<br />
zu. Steigende Mobilität und Aktivität<br />
sowohl der Seniorinnen und Senioren<br />
als auch der Kinder und Kindeskinder<br />
bringen eine neue Dynamik und Qualität<br />
in die Beziehungen der Generationen.<br />
Damit sind Chancen und Risiken<br />
verbunden, Belastungen und Vorteile.<br />
Die Beziehungen zwischen den Eltern-<br />
und Kindergenerationen werden<br />
überwiegend mit „gut“ bewertet. Eltern<br />
und Kinder geben in Umfragen häufig<br />
an, sich gegenseitig zu unterstützen<br />
und regelmäßigen Kontakt zueinander<br />
zu haben. Die Familie spielt bei älteren<br />
wie bei jüngeren Menschen eine zentrale<br />
Rolle. Um von einer Krise in den<br />
Beziehungen zwischen Jung und Alt zu<br />
sprechen, besteht zurzeit noch eine viel<br />
zu große Nähe bei vielen zentralen Einstellungen<br />
und Werten.<br />
Trotzdem sind Konflikte unumgänglich.<br />
Unterschiedliche Kontaktwünsche,<br />
unerfüllte Erwartungen, finanzielle<br />
Unsicherheiten oder Abhängigkeiten,<br />
ideologisch oder moralisch andere<br />
Wertigkeiten, die Doppelbelastungen<br />
der „Sandwichgeneration“, die häufig<br />
gleichzeitig Kinder erzieht und Eltern<br />
betreut oder pflegt – dies alles und<br />
sicher einiges mehr erschweren ein unbefangenes<br />
Miteinander.<br />
Die demografischen Veränderungen<br />
stellen an alle Generationen hohe<br />
21
Aus Seniorenarbeit/-politik Aktuelles<br />
Anforderungen: Flexibilität, Lernbereitschaft<br />
und Toleranz sind unabdingbare<br />
Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander.<br />
Die noch unbewältigte Krise<br />
der Sozialversicherungssysteme darf<br />
dabei kein Instrument werden, die Solidarität<br />
der Generationen zu gefährden.<br />
Wie bei allen großen gesellschaftlichen<br />
Fragen bedarf es auch hier eines Miteinanders,<br />
nicht eines Gegeneinanders.<br />
Das Bundesforum Familie ist in<br />
besonderem Maße geeignet, unberührt<br />
von bundespolitischen Strömungen<br />
oder den Interessen einzelner Verbände,<br />
der Frage nach einer neu zu gestaltenden<br />
Solidarität der Generationen und<br />
ihrer Familien nachzugehen. Ziel einer<br />
an diesen Erfordernissen wachsenden<br />
Politik muss es sein, das innerfamiliäre<br />
Beziehungsgefüge zu stärken und Belastungen<br />
abzufedern. Wie dies gelingen<br />
kann – das ist eine der großen Fragen<br />
für die Zukunft, der wir uns in den<br />
nächsten zwei Jahren stellen werden.<br />
Inge Michels<br />
Bundesforum Familie<br />
Courbièrestr. 12, 10787 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 21 96 25 13<br />
info@bundesforum-familie.de<br />
www.bundesforum-familie.de<br />
P.S. Die <strong>BAGSO</strong> hat sich aktiv an der<br />
Erarbeitung des 7. Familienberichtes<br />
beteiligt und einen Empfehlungskatalog<br />
„Solidarität von Familien: Gegenseitige<br />
Unterstützung und Grenzen der Belastbarkeit“<br />
vorgelegt, den Sie auf der<br />
<strong>BAGSO</strong>-Homepage finden. Auf Anfrage<br />
senden wir ihn gern zu.<br />
Inge Michels, geb. 1962, verheiratet,<br />
2 Kinder, Journalistin und Diplom-Pädagogin,<br />
arbeitet als wissenschaftliche<br />
Referentin bei der Arbeitsgemeinschaft<br />
der deutschen Familienorganisationen<br />
(AGF) e.V.<br />
22<br />
FORUM SENIORENBILDUNG – Köln<br />
Projektleiterin Anneliese Kohl<br />
Was ist das Besondere an diesem<br />
zweijährigen Konzept, das seit Jahren<br />
im Doris-Roper-Haus in Köln – in Verbindung<br />
mit Geragogen der Universität<br />
Dortmund – erfolgreich angeboten und<br />
durchgeführt wird?<br />
Bevor ich mich als Ältere(r) für<br />
andere einsetze und bürgerschaftlich<br />
engagiere, kläre ich erst einmal meine<br />
eigenen Fragen, Bedürfnisse rund um<br />
die neue Lebensphase und die Veränderungen,<br />
die das Älterwerden mit sich<br />
bringt. Der gesellschaftliche Wandel<br />
unserer Lebensbedingungen betrifft in<br />
besonderer Weise die lange, nachberufliche<br />
Phase, das so genannte „Dritte<br />
Alter“. Es ist eine Herausforderung, aber<br />
auch eine Chance, um etwas Neues zu<br />
beginnen.<br />
In Kurs 1, Jahresseminar „Das Leben<br />
nach dem Beruf“ (18 Veranstaltungen<br />
und ein Wochenende), geht es um das<br />
Gelingen des eigenen Älterwerdens und<br />
das Weiterentwickeln der persönlichen<br />
Kompetenz.<br />
Kurs 2 „Die Sozialgeragogische<br />
Fortbildung“ ist ein Jahreskurs mit insgesamt<br />
18 Studientagen, durch den Sie<br />
eine umfassende Qualifikation erhalten<br />
für berufliches oder bürgerschaftliches<br />
Engagement. Als Multiplikator/in lernen<br />
Sie, andere Menschen fördernd in<br />
diese „Dritte Lebensphase“ zu begleiten<br />
(Voraussetzung der Teilnahme an Kurs<br />
2 ist die regelmäßige Anwesenheit und<br />
Mitarbeit in Kurs 1 oder pädagogische/<br />
sozialpädagogische Vorbildung). Neben<br />
der Projektleiterin Anneliese Kohl wirken<br />
mit: Professor Dr. Ludger Veelken,<br />
Dr. Eva Gösken aus dem Arbeitsbereich<br />
Soziale Gerontologie und Geragogik<br />
der Universität Dortmund und weitere<br />
Geragogen/innen.<br />
Das Projekt hat eindeutig Modellcharakter<br />
und ist übertragbar auf<br />
andere Städte und Einrichtungen. Es<br />
entspricht allen Anforderungen einer<br />
modernen, gemeinwesenorientierten<br />
Seniorenarbeit und vermittelt neueste<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse. Es<br />
gibt außerhalb von Universitäten und<br />
Fachhochschulen keine vergleichbar so<br />
umfangreiche und anspruchsvolle Aus-<br />
und Fortbildung, in der Sie sowohl den<br />
Umgang mit dem eigenen Älterwerden<br />
lernen, als auch die Qualifikation gewinnen,<br />
sich bürgerschaftlich für eine<br />
neue Alternskultur zu engagieren. Wir<br />
stärken Ihre eigene Selbstständigkeit,<br />
bieten die Qualifikation für eine aktuell<br />
gesellschaftlich notwendige Aufgabe,<br />
die Ihrem Leben neuen Inhalt und Sinn<br />
geben kann. – Das Projekt wird zum<br />
dritten Mal durch die Marga-und Walter-Boll-Stiftung<br />
finanziell gefördert.<br />
Dipl. Soz. Pädagogin Anneliese Kohl<br />
Doris-Roper-Haus im Quäker<br />
Nachbarschaftsheim e.V.<br />
Kreutzerstr. 5-9<br />
50672 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 95 15 40 41<br />
E-Mail: seniorentreff@quaekernachbarschaftsheim.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Aus Seniorenarbeit/-politik<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
im Abonnement<br />
Wollen Sie die Arbeit der <strong>BAGSO</strong> als<br />
Lobby der Älteren unterstützen?<br />
Möchten Sie, dass sie auch in Zukunft<br />
die Möglichkeit hat, ein realistisches Altersbild<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen?<br />
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da ich Mitglied des <strong>BAGSO</strong>-Verbandes_____________________ bin.<br />
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<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
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Ist es Ihnen ein Anliegen, dass die<br />
enormen Leistungen der Älteren für<br />
unsere Gesellschaft auch deutlich gemacht<br />
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Name der BANK BLZ: Konto-Nr.<br />
Ort/Datum Unterschrift<br />
Zum Jahresende möchten wir den Autorinnen<br />
und Autoren, die im zu Ende gehenden<br />
Jahr ihre Texte honorarfrei für die <strong>BAGSO</strong>-<br />
Nachrichten zur Verfügung gestellt haben,<br />
herzlich danken.<br />
Ihnen allen und auch Ihnen, unseren<br />
verehrten Leserinnen und Lesern, wünschen<br />
wir gesegnete Weihnachten und ein gesundes,<br />
erfolgreiches Jahr.<br />
Möge es uns allen gemeinsam gelingen,<br />
die vielen vor uns liegenden Aufgaben im<br />
Interesse der älteren Generationen anzugehen,<br />
uns nicht entmutigen zu lassen und<br />
unbeirrt nach Lösungswegen zu suchen!<br />
Antwort per Fax an:<br />
02 28/24 99 93 20 oder per Post an<br />
die <strong>BAGSO</strong>, Eifelstraße 9, 53119 Bonn<br />
23
Senioren – kritische Kunden<br />
Tücken des Betreuungsmarktes – Betreutes Wohnen<br />
unter der Lupe<br />
Auf der Fachtagung der BIVA<br />
– Bundesinteressenvertretung und Selbsthilfeverband<br />
der Bewohnerinnen und<br />
Bewohner von Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen<br />
– hielt deren Geschäftsführerin,<br />
die Rechtsanwältin Katrin Markus<br />
einen Vortrag, in dem sie zwei Fragen<br />
nachging:<br />
1. Bieten die Wohn- oder Betreuungsmodelle<br />
ausreichend rechtlichen Schutz<br />
vor den Interessen von Investoren und<br />
Betreibern und der Marktmacht der<br />
ambulanten Dienstleister bieten?<br />
2. Gibt es einen gesetzgeberischen<br />
Handlungsbedarf zum Schutz der in<br />
dieser Wohnform lebenden Älteren?<br />
Der Markt ist schlecht überschaubar,<br />
stellt die Rechtsanwältin Katrin Markus<br />
fest, die für die BIVA die Rechtsprobleme<br />
beim betreuten Wohnen für<br />
Senioren untersuchte. „Betreutes<br />
Wohnen“ ist kein gesetzlich geschützter<br />
Rechtsbegriff, mit dem bestimmte<br />
Leistungsstandards garantiert sind. Es<br />
ist ein beliebig und unüberprüft zu<br />
verwendendes Etikett für eine modern<br />
gewordene Wohnform.<br />
Hinter dem Begriff „Betreutes Wohnen“<br />
verbergen sich die unterschiedlichsten<br />
Angebote, die nicht immer die<br />
vorgegebenen Konzepte umsetzen und<br />
zum Teil zweifelhafte Betreuungsleistungen<br />
versprechen. Da es an qualitativen<br />
Mindeststandards und verbindlichen<br />
Richtlinien fehlt, kann man beim<br />
betreuten Wohnen immer noch von<br />
einem Experimentierfeld sprechen.<br />
Interessenten sollten genau hinsehen,<br />
wie die konzeptionellen, strukturellen<br />
und vertraglichen Gegebenheiten<br />
aussehen. Denn es gibt weder derzeit<br />
24<br />
noch in naher Zukunft einen gesetzlich<br />
geschützten Begriff „Betreutes Wohnen“<br />
mit spezifischen Rechtsnormen<br />
zum Schutz der Nutzer dieser Wohnform,<br />
die eindeutig definieren, welche<br />
Qualitätsmindeststandards die Anbieter<br />
des Betreuten Seniorenwohnens erfüllen<br />
müssen. Nicht die Bezeichnungen<br />
„Betreutes Wohnen“ oder „Service-<br />
Wohnen“ sind entscheidend, sondern<br />
das Leistungsgefüge und die Inhalte der<br />
Versorgungszusagen.<br />
Im Idealfall sollte sie barrierefrei<br />
und kommunikationsfördernd sein,<br />
verbunden mit einem bedarfsgerechten,<br />
frei wählbaren und zuverlässigen<br />
Betreuungs- und Pflegeangebot.<br />
Bestimmte Grundstrukturen und<br />
-prinzipien haben sich im Laufe der<br />
Fachdiskussion über Orientierungsmaßstäbe<br />
für die qualitative Bewertung<br />
von Angeboten des „Betreuten Wohnens“<br />
herausgebildet. Folgende Grundstrukturen<br />
sind festzustellen:<br />
� Wohnen<br />
� Grundservice<br />
� Zusatz- oder Wahlleistungen<br />
Folgende Grundprinzipien sind als<br />
Mindestqualitätsstandards zu nennen:<br />
� Ein altersgerechtes Wohnangebot<br />
– besser: rollstuhlgerecht, barriere-<br />
frei nach DIN 1802<br />
� Beschränkung der Grundbetreu-<br />
ungspauschale auf ein Mindestmaß<br />
von Leistungen<br />
� freie Wahl unterschiedlicher<br />
Leistungsanbieter<br />
� ein verbindliches Betreuungskonzept<br />
� regelmäßige und zuverlässige<br />
Betreuung durch qualifiziertes<br />
Personal<br />
Aktuelles<br />
� Transparenz der Leistungsange-<br />
bote nach Art, Umfang, Häufigkeit<br />
und Preis<br />
� eindeutige vertragliche Regelungen.<br />
In der Praxis können aus diesen<br />
Grundregeln und Grundprinzipien<br />
kaum Rechte hergeleitet werden, denn<br />
in den Verträgen sind oft die Leistungsverpflichtungen<br />
so unscharf beschrieben,<br />
dass Ansprüche nicht eingeklagt<br />
werden können:<br />
Das Wohnen<br />
Meistens fehlen Regelungen über<br />
die altersgerechte Ausstattung, etwa<br />
die Barrierefreiheit der Wohnung und<br />
die Funktionsweise der Notrufanlage.<br />
Auch die Miethöhe macht Probleme,<br />
es gibt Preise, die an Wucher grenzen.<br />
Qualitätsmaßstab sollte das ortsübliche<br />
Mietniveau plus Zuschläge für Ausstattung<br />
und Gemeinschaftsflächen sowie<br />
Nebenkosten sein.<br />
Betreiber des „Betreuten Wohnens“<br />
sind häufig nicht auf eine zunehmende<br />
Zahl von pflegebedürftigen, vor<br />
allem dementen, älteren Menschen<br />
vorbereitet. Kündigung wegen einer<br />
Veränderung des Gesundheitszustandes<br />
ist rechtlich nicht zulässig, ebenso eine<br />
vorweg genommene Zustimmung zur<br />
Verlegung in ein Pflegeheim.<br />
Der Grundservice<br />
Um dem Betreuten Wohnen immanenten<br />
Sicherungsfaktor Genüge zu<br />
leisten, werden den Senioren Grundserviceleistungen<br />
angeboten, die in<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />
der Regel pauschal abgegolten werden.<br />
Im Laufe der Zeit haben sich folgende<br />
Grundserviceleistungen als unverzichtbar<br />
erwiesen:<br />
� 24 Stunden besetzter Hausnotruf<br />
� Sprechstunden zur Beratung<br />
� Organisation oder zeitlich begrenz-<br />
te Inanspruchnahme von Dienst-<br />
leistungen wie Hausmeister, haus-<br />
wirtschaftliche, soziale, pflegerische<br />
Dienste<br />
� Vorhalten von Gemeinschafts- und<br />
Versorgungsräumen<br />
� Bereitstellung sächlicher Mittel<br />
wie Leitern, Rollwagen.<br />
Bietet der Investor oder Betreiber<br />
der Einrichtung diese Leistungen nicht<br />
selbst an, wird er auf kompetente<br />
Dienstleister vor Ort verweisen. Für<br />
den Grundservice wird eine Pauschale<br />
berechnet, auch dann, wenn die Leistungen<br />
nicht in Anspruch genommen<br />
werden. Die Höhe der Pauschale variiert<br />
erheblich. Richtgrößen gibt es<br />
beim Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(An der Pauluskirche 3, 50677 Köln,<br />
Tel.: 02 21 / 93 18 470; Mail: info@kda.de,<br />
URL: www.kda.de). Es ist eine trennscharfe<br />
Abgrenzung zu den gesonderten<br />
Zusatzleistungen vorzunehmen, um zu<br />
vermeiden, dass dieselbe Leistung zweimal<br />
bezahlt wird.<br />
Rechtsprobleme im Zusammenhang<br />
mit Grundservice und Pauschale<br />
sind Probleme der täglichen Praxis, die<br />
größtenteils ungelöst sind und immer<br />
wieder zu Unzufriedenheit und Unmut<br />
führen, wie z. B. ungenaue Aussagen<br />
über Art und Umfang einzelner Leistungen<br />
und deren Erbringer. Häufig<br />
sind „schwammige“ Formulierungen<br />
wie „Beratung nach Bedarf“ oder „gelegentliche<br />
Hilfen“. Es fehlen Kriterien,<br />
wie sich die Pauschale zusammensetzt.<br />
Die Zusatzleistungen<br />
Leistungen über den Grundservice<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
hinaus werden als Zusatz- oder Wahlleistungen<br />
angeboten:<br />
� Hauswirtschaftliche Hilfen wie<br />
Wohnungsreinigung, Wäschedienst,<br />
Einkaufshilfen, Essensversorgung,<br />
handwerkliche Arbeiten<br />
� soziale Betreuung wie Hol-, Bringe-,<br />
Begleitdienste, Kommunikations-<br />
angebote u. a.<br />
� pflegerische Leistungen wie Grund-<br />
und Behandlungspflege<br />
� Sonstiges wie Fußpflege und Friseur.<br />
Gezahlt werden nur die tatsächlichen<br />
Leistungen. Jeder Einzelleistung ist ein<br />
Preis zuzuordnen. Jede Vermengung mit<br />
Leistungen aus dem Mietvertrag oder<br />
dem Grundservice ist unzulässig.<br />
Resümee<br />
„Betreutes Wohnen” ist bis heute keine<br />
eindeutig definierte Wohnform. Die<br />
Rechtsprechung versteht unter betreutem<br />
Wohnen eine Wohnform für ältere<br />
oder behinderte Menschen, bei der im<br />
Interesse der Wahrung einer möglichst<br />
lang dauernden eigenständigen Lebensführung<br />
neben der alten- und behindertengerechten<br />
Wohnung die Sicherheit<br />
einer Grundversorgung gegeben ist<br />
und im Bedarfsfall weitere Dienste in<br />
Anspruch genommen werden können<br />
(Verwaltungsgerichtshof Baden-<br />
Württemberg, Urteil vom 12.09.2003,<br />
AZ 14 S 718/03).<br />
Soweit die Wohnformen des „Betreuten<br />
Wohnens“ nicht unter den<br />
Heimbegriff zu subsumieren sind, wird<br />
darüber diskutiert werden müssen, ob<br />
man die Entwicklung in diesem Bereich<br />
ebenfalls gesetzgeberisch beeinflussen<br />
will. Die derzeitige Rechtslage gibt den<br />
Senioren keinen ausreichenden Schutz<br />
vor unredlichen Leistungsanbietern. Die<br />
Ungewissheit, ob man an redliche oder<br />
unredliche Anbieter gerät, ist derzeit<br />
entscheidend, ob betreutes Wohnen<br />
zum bereuten Wohnen und aus einem<br />
Wunschtraum nach bedarfsgerechter<br />
Versorgung im Alter ein Alptraum wird.<br />
Die zehn wichtigsten Fragen zum<br />
Betreuten Wohnen<br />
1. Hat die mir angebotene Wohnung<br />
eine altersgerechte Ausstattung, ist sie<br />
rollstuhlgerecht, barrierefrei und hat sie<br />
eine Notrufanlage?<br />
2. Entspricht die Miete dem ortsüblichen<br />
Mietniveau plus Zuschlägen?<br />
3. Wie sehen das Leistungsgefüge und<br />
der Inhalt der Versorgungszusagen aus?<br />
4. Woraus besteht das Betreuungsangebot<br />
an Grundleistungen im<br />
Einzelnen?<br />
5. Wer erbringt die Leistungen?<br />
6. Wie hoch ist die Grundleistungspauschale,<br />
und sind deren Bestandteile deutlich<br />
abgegrenzt zu den Zusatzleistungen?<br />
7. Welche Zusatz- und Wahlleistungen<br />
werden angeboten, und ist jeder Leistung<br />
ein Preis zugeordnet?<br />
8. Kann man mir kündigen wegen Veränderung<br />
meines Gesundheitszustandes,<br />
insbesondere falls ich pflegebedürftig<br />
werde?<br />
9. Erwartet der Betreiber eine Vorab-Genehmigung<br />
einer Verlegung ins Pflegeheim?<br />
10. Gibt es für mich als Bewohner einen<br />
gesetzlichen Schutz oder bin ich schutzlos?<br />
Rosmarie Hennigs hat den Vortrag<br />
freundlicherweise für die <strong>BAGSO</strong>-<br />
Nachrichten gekürzt. Die ausführliche<br />
Version ist zu finden in der von<br />
der BIVA herausgegebenen Broschüre<br />
„Rechtsprobleme beim betreuten Wohnen<br />
für Senioren - Eine Übersicht über<br />
die wesentlichen Rechtsfragen bei der<br />
Verknüpfung von Wohnen und Betreuung“,<br />
26 Seiten, April 2005, 5 € zuzügl.<br />
Versand. Zu beziehen bei der BIVA,<br />
Postfach 1247, 53911 Swisttal, Telefon:<br />
0 22 54 / 70 45, Fax: 0 22 54 / 70 46,<br />
Mail: info@biva.de<br />
25
Senioren – kritische Kunden<br />
Wohnen im Alter<br />
Um die Wohnbedürfnisse älterer<br />
Menschen näher zu untersuchen, führte<br />
die <strong>BAGSO</strong> zwischen März und Juli 2005<br />
eine Befragung durch, die von Studierenden<br />
der Fachhochschule Osnabrück unter<br />
Anleitung von Prof. Dr. Elisabeth Leicht-<br />
Eckardt vorbereitet worden war.<br />
An der Befragung beteiligten sich<br />
459 Personen mit einem Durchschnittsalter<br />
von 69 Jahren. 17,5 % beantworteten<br />
den Fragebogen online auf den<br />
Internetseiten der <strong>BAGSO</strong>; bei dieser<br />
Gruppe lag das Durchschnittsalter bei<br />
61 Jahren. Frauen sind – entsprechend<br />
der demografischen Situation – mit<br />
61 % stärker vertreten als Männer.<br />
Knapp 90 % der Befragten führen einen<br />
eigenen Haushalt; bei den über 80-Jährigen<br />
sinkt dieser Anteil unter 66 %.<br />
38,4 % der Befragten leben allein; dieser<br />
Anteil steigt mit dem Alter und er liegt<br />
bei Frauen mit 54 % deutlich höher als<br />
bei Männern (18 %).<br />
Wichtigste Ergebnisse<br />
Die befragten älteren Menschen<br />
verbringen durchschnittlich nur 4 1⁄4<br />
Stunden am Tag nicht in ihrer Wohnung,<br />
wobei sich Menschen mit zunehmendem<br />
Alter immer weniger außerhalb<br />
aufhalten. Erhebliche Unterschiede<br />
bestehen auch zwischen Männern<br />
(4 3⁄4 Stunden) und Frauen (3 1⁄2 Stunden)<br />
sowie nach Wohnortgröße (Stadt:<br />
26<br />
Grafik 1: Außerhalb der Wohnung verbrachte Zeit pro Tag<br />
weniger als 1 Stunde<br />
1 - 2 Stunden<br />
2 - 4 Stunden<br />
4 - 6 Stunden<br />
6 - 8 Stunden<br />
8 -10 Stunden<br />
mehr als 10 Stunden<br />
N=459<br />
4,5 %<br />
5,4 %<br />
5,2 %<br />
9,5 %<br />
4 1⁄2 und ländlicher Raum 3 1⁄2 Stunden).<br />
In jedem Fall hat das Wohnen hat also<br />
in der Zeit des so genannten Ruhestands<br />
eine erheblich größere Bedeutung als in<br />
früheren Lebensphasen.<br />
Besonders wichtig sind den Älteren<br />
die Kontakte zu Freunden (77 %)<br />
14,7 %<br />
24,5 %<br />
36,1 %<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 %<br />
Aktuelles<br />
und Familienangehörigen (74 %). Die<br />
familiäre Bindung ist Frauen (78,3 %)<br />
auffallend wichtiger als Männern<br />
(68 %). Die Nachbarn folgen an dritter<br />
Stelle mit beachtlichen 53 %, während<br />
sich lediglich gut 5 % der Älteren zu<br />
einem Leben „in Zurückgezogenheit“<br />
bekennen.<br />
Grafik 2: Wichtigkeit sozialer Kontakte: Ich lege viel Wert auf ...<br />
Freunde<br />
Familie<br />
Nachbarschaft<br />
Gleichaltrige<br />
Ich lebe lieber<br />
zurückgezogen<br />
N=459<br />
5,3 %<br />
40,2 %<br />
53,2 %<br />
76,9 %<br />
74,1 %<br />
0 % 20 % 40 % 60 % 80 %<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />
Grafik 3: Sorgen, die mit dem Älterwerden verbunden werden ...<br />
Verlust der Selbständigkeit<br />
Krankheit und Leiden<br />
Einsamkeit<br />
Das Gefühl, anderen zur Last zu fallen<br />
Mangelhafte finanzielle Versorgung<br />
Zu wenig sinnerfüllende Aufgaben zu besitzen<br />
Angst vor Kriminalität<br />
Sonstiges<br />
N=459<br />
Um die sozialen Aspekte des Wohnens<br />
im Alter zu vertiefen, wurde<br />
außerdem gefragt, welche Sorgen der<br />
Älteren besonders ernst genommen<br />
werden müssen. Wenig überraschend<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
0 %<br />
5,3<br />
23,3<br />
22,4<br />
33,3<br />
51,5<br />
47,6<br />
67,7<br />
76,9<br />
15 % 30 % 45 % 60 % 75 % 90 %<br />
Grafik 4: Was missfällt an Ihrer Wohnsituation besonders?<br />
N=184<br />
Wohnumfeld<br />
15 %<br />
Lärm und sonstige<br />
Umweltbelastungen<br />
14 %<br />
Größe und Ausstattung<br />
von Wohnung und<br />
Garten<br />
21%<br />
sind die am häufigsten genannten<br />
Themen „Verlust von Selbstständigkeit“<br />
(77 %) und „Krankheit“ (knapp<br />
68 %). Die nächsten beiden Punkte<br />
geben zu denken: Für 51,5 % der Be-<br />
Anonymität / Einsamkeit<br />
9 %<br />
Unterhalt der Wohnung<br />
4 %<br />
Kosten<br />
4 %<br />
Wohnung<br />
nicht altersgerecht<br />
23 %<br />
Nachbarschaft<br />
6 %<br />
Sonstiges<br />
4 %<br />
fragten ist Einsamkeit eine zentrale<br />
Frage des Älterwerdens in unserer Gesellschaft.<br />
Und nahezu 48 % der Befragten<br />
nennen die Sorge, anderen zur Last<br />
zu fallen. Hierüber machen sich Frauen<br />
(52 %) mehr Gedanken als Männer<br />
(41 %). Die Frage der finanziellen Absicherung<br />
wird von einem Drittel der<br />
Befragten als besonders wichtiges Thema<br />
genannt.<br />
Wie zufrieden sind die Älteren nun<br />
mit ihrer Wohnsituation? Die überwiegende<br />
Mehrheit der Befragten gibt an,<br />
mit ihrer Wohnsituation zufrieden oder<br />
sogar sehr zufrieden zu sein. Nur etwa<br />
7 % sagen, dass sie nicht zufrieden sind,<br />
wobei die Unzufriedenheit bei Frauen<br />
mit etwa 9 % größer ist als bei Männern<br />
(3,4 %).<br />
184 Personen können dennoch konkrete<br />
Unzufriedenheitsfaktoren benennen.<br />
Die größte Gruppe gibt an, dass<br />
ihre Wohnung nicht altersgerecht, also<br />
nicht barrierefrei ist (23 %). Über Größe<br />
und Ausstattung von Wohnung und Garten<br />
beklagen sich 21 %. Das Wohnumfeld<br />
und dabei insbesondere das Fehlen von<br />
Geschäften oder die schlechte Verkehrsanbindung<br />
bemängeln 15 %. Mit Lärm<br />
und sonstigen Umweltbelastungen haben<br />
14 % zu kämpfen. Anonymität und Einsamkeit<br />
werden seltener als Kritikpunkt<br />
genannt.<br />
Immerhin geben 27,6 % an, dass<br />
sie ihre Wohnsituation in den letzten<br />
fünf Jahren verändert haben oder dass<br />
eine Veränderung bevorsteht. Bei den<br />
Frauen (32 %) ist der Wunsch nach<br />
Veränderung ausgeprägter als bei den<br />
Männern (21,5 %).<br />
139 Personen haben ihre Veränderungsbedürfnisse<br />
konkretisiert. Ihnen<br />
geht es vor allem um Umbaumaßnahmen<br />
(17 %); weitere 6 % suchen<br />
die Barrierefreiheit in einer neuen<br />
Wohnung. Ein Umzug zwecks Verkleinerung<br />
ist für 14 % die richtige Lösung.<br />
Hier geht es sicher auch um den Faktor<br />
27
Senioren – kritische Kunden<br />
N=184<br />
Grafik 5: Bereits vorgenommene bzw. geplante Veränderungen ...<br />
28<br />
Umzug in<br />
gemeinschaftliches<br />
Wohnen<br />
16 %<br />
N=139<br />
„Zeit“. Das Führen eines großen Haushalts<br />
oder eines großen Gartens wird<br />
mit zunehmendem Alter zur Belastung.<br />
Beachtliche 16 % sehen in dem Konzept<br />
des gemeinschaftlichen Wohnens eine<br />
Chance für einen Neuanfang im Alter.<br />
Einige Trends lassen sich schließlich<br />
aus der Frage ableiten, über welche konkreten<br />
Angebote sich die Menschen bereits<br />
informiert haben. An erster Stelle<br />
steht mit 23,5 % das Betreute Wohnen,<br />
das vor allem für die Menschen bis 75<br />
Jahre und in größeren Städten interes-<br />
sant zu sein scheint. Über das Angebot<br />
ambulanter Dienste haben sich 19,6 %<br />
der Befragten informiert. Das gemeinschaftliche<br />
Wohnen, das mit knapp<br />
14 % an dritter Stelle steht, ist vor allem<br />
ein Thema für die so genannten jungen<br />
Alten – und es lässt sich ein Zusammenhang<br />
zu der Sorge vor Einsamkeit<br />
im Alter feststellen, auf die viele der<br />
Befragten hingewiesen haben! Über die<br />
Möglichkeiten der Anpassung des eigenen<br />
Wohnraums haben sich etwa 12 %<br />
kundig gemacht.<br />
Grafik 6: Über welche Angebote haben Sie sich bereits informiert?<br />
Betreutes Wohnen<br />
Ambulante Dienste<br />
Gemeinschaftliches Wohnen<br />
Wohnen im Heim<br />
Wohnungsanpassung<br />
Tagespflege<br />
N=459<br />
Umzug in betreutes<br />
Wohnen<br />
7 %<br />
Umzug zwecks Verkleinerung<br />
14 %<br />
Umzug in ein Heim<br />
6 %<br />
Umzug zwecks Barrierefreiheit<br />
6 %<br />
13,9 %<br />
13,4 %<br />
11,9 %<br />
9,0 %<br />
Umzug aus diversen Gründen<br />
23 %<br />
19,6 %<br />
Umzug wegen<br />
Hausverkauf<br />
4 %<br />
23,5 %<br />
Sonstiges<br />
7 %<br />
Umbaumaßnahmen<br />
17 %<br />
0 % 10 % 20 % 30 %<br />
Fazit<br />
Die ausführlichen Ergebnisse der<br />
Befragung, die Dipl. Psychologe<br />
Carsten Klein für die <strong>BAGSO</strong> aus-<br />
Aktuelles<br />
Die Ergebnisse der Befragung lassen<br />
den Schluss zu, dass ältere Menschen<br />
– stärker als in der Vergangenheit – ihre<br />
Wohnsituation ihren Bedürfnissen entsprechend<br />
ausrichten wollen.<br />
Das heißt konkret:<br />
• Sie möchten barrierefrei wohnen, um<br />
ihre Selbstständigkeit möglichst lange<br />
zu erhalten.<br />
• Viele möchten sich verkleinern und<br />
dies sicherlich auch, um weniger Zeit<br />
für die Pflege von Haus und Garten<br />
aufwenden zu müssen.<br />
• Das Betreute Wohnen erscheint als<br />
die Alternative zum Heim. Auf diesem<br />
Markt braucht es mehr Transparenz, die<br />
z. B. durch die Einführung von Gütesiegeln<br />
geschaffen werden muss.<br />
• Vor allem die jungen Alten, also die<br />
60-bis 69-Jährigen, interessieren sich<br />
zunehmend für das gemeinschaftliche<br />
Wohnen.<br />
Dr. Guido Klumpp<br />
Leiter der bei der <strong>BAGSO</strong> eingerichteten<br />
Geschäftsstelle „Nationaler Aktionsplan“,<br />
mit der Aufgabe die Umsetzung<br />
des 2. Weltaltenplans zur Bewältigung<br />
der demografischen Herausforderungen<br />
(Madrid, 2002) in nationale Politik zu<br />
unterstützen.<br />
wertete, finden Sie im Internet unter<br />
www.bagso-vf.de.<br />
Wir senden Ihnen den 72 Seiten um-<br />
fassenden Bericht auch gern gegen<br />
Erstattung der Kopier- und Versand-<br />
kosten in Höhe von 10 € zu.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Senioren – kritische Kunden<br />
Gern gesehen oder unerwünscht? – Zum Umgang von Banken<br />
und Versicherungen mit älteren Kunden<br />
„Seniorenwirtschaft“ oder „Wirtschaftskraft<br />
Alter“ gehören zu den<br />
neuen Schlagworten, wenn darauf<br />
hingewiesen wird, dass die demografische<br />
Entwicklung auch wirtschaftliche<br />
Chancen bietet. In krassem Gegensatz<br />
dazu stehen die immer wieder vorgetragenen<br />
Klagen älterer Menschen, die<br />
sich z. B. als Kunden von Banken und<br />
Versicherungen aufgrund ihres Alters<br />
benachteiligt sehen.<br />
Die <strong>BAGSO</strong> sieht eine Ungleichbehandlung<br />
verschiedener Altersgruppen<br />
dann als diskriminierend an, wenn sie<br />
nicht durch einen sachlichen Grund gerechtfertigt<br />
ist. In einer Stellungnahme<br />
fordert sie ein Antidiskriminierungsgesetz,<br />
das die Merkmale „Alter“ und „Behinderung“<br />
in gleicher Weise behandelt<br />
wie andere Diskriminierungstatbestände.<br />
Das heißt insbesondere, dass diese<br />
Merkmale auch in den zivilrechtlichen<br />
Teil eines solchen Gesetzes einbezogen<br />
werden müssen. Vordringlichen Handlungsbedarf<br />
sieht die <strong>BAGSO</strong> im Versicherungsbereich.<br />
Auf Anregung der Fachkommission<br />
„Aktuelle Fragen der Seniorenpolitik“<br />
wurden zwischen Juni und August<br />
2005 insgesamt 48 private Krankenversicherungen<br />
sowie 24 Banken und<br />
Sparkassen befragt, welche Rolle das<br />
Alter in den Verträgen und bei Vertragsabschlüssen<br />
spielt. 1) Gleichzeitig wurden<br />
ältere Menschen aufgerufen, der<br />
<strong>BAGSO</strong> Fälle von möglicher Altersdiskriminierung<br />
zu benennen.<br />
Ergebnisse der Recherche<br />
1. Versicherungen<br />
1.1. Unternehmen<br />
Zwölf der 48 angeschriebenen Versicherungsunternehmen<br />
haben sich an<br />
der Befragung beteiligt und sehr offen<br />
über bestehende Altersgrenzen und<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
sonstige Schlechterstellungen aufgrund<br />
des Lebensalters berichtet.<br />
Der Abschluss einer privaten Zusatz-Krankenversicherung<br />
ist in der<br />
Regel nur bis zum Alter von 65 oder<br />
70 Jahren möglich. Teilweise gibt es<br />
Ausnahmen, etwa für Vorsorge, Brille<br />
und Zahnersatz, wo dann entweder eine<br />
höhere oder gar keine Altersgrenze gilt;<br />
in einem Fall beginnen die Einschränkungen<br />
bereits mit 60 Jahren. Lediglich<br />
Barmenia, Debeka und ENVIVAS geben<br />
an, dass der Abschluss einer privaten<br />
Zusatz-Krankenversicherung unbegrenzt<br />
möglich ist.<br />
Teilweise führen im Alter häufiger<br />
auftretende Krankheiten zur Ablehnung<br />
einer Neuversicherung. Dies betrifft<br />
vor allem demenzielle Erkrankungen<br />
(insb. Alzheimer) sowie Parkinson, aber<br />
auch Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />
Herzinsuffizienz und cerebrovaskuläre<br />
Erkrankungen.<br />
Auch der Abschluss einer privaten<br />
Zusatz-Pflegeversicherung ist vom Alter<br />
her begrenzt. Typischerweise werden<br />
solche Verträge nur Menschen bis 65<br />
angeboten; teilweise ist mit 60, in Einzelfällen<br />
bereits mit 55 Jahren Schluss. Im<br />
Hinblick auf mögliche Erkrankungen,<br />
die zur Ablehnung einer Neuversicherung<br />
führen, gilt das zu den Zusatz-<br />
Krankenversicherungen Gesagte. Zudem<br />
darf der Versicherungsfall natürlich<br />
noch nicht eingetreten sein, also noch<br />
keine Pflegebedürftigkeit vorliegen.<br />
Auslandskrankenversicherungen<br />
werden zum Teil nur bis zu einem bestimmten<br />
Alter angeboten. In der Regel<br />
liegt die Grenze bei 65, 70 oder 75 Jahren.<br />
Teilweise gelten die Altersgrenzen nur<br />
für den Abschluss von Neuverträgen,<br />
also nicht für Bestandskunden.<br />
Unbegrenzt möglich ist der Abschluss<br />
einer Auslandskrankenversicherung z. B.<br />
bei Allianz, Barmenia, Debeka, Signal<br />
Iduna, Universa, Victoria, Volksfürsorge<br />
und Württembergischer.<br />
Soweit ältere Menschen versichert<br />
werden, steigt der Beitrag allerdings<br />
– auch für Bestandskunden – ab einem<br />
bestimmten Alter deutlich an. Eine<br />
Steigerung um 50 % erscheint dabei<br />
noch (verhältnis-)mäßig, während bei<br />
Steigerungen von 150 % oder 250 %<br />
(oder einer zweimaligen Steigerung um<br />
jeweils 100 %) der Verdacht nahe liegt,<br />
dass ältere Kunden nicht willkommen<br />
sind, auch wenn es hier „nur“ um Beträge<br />
von 20 oder 30 € pro Jahr geht.<br />
1.2. Ältere Menschen<br />
Die Rückmeldungen auf unseren<br />
Aufruf bestätigen das bei der Auswertung<br />
der Unternehmens-Fragebögen<br />
gewonnene Bild. Der Ausschluss von<br />
Angeboten der privaten Zusatz-Krankenversicherung<br />
wird vielfach beklagt.<br />
Nach Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes<br />
(GMG) zum<br />
1. 1. 2004 ist dies besonders virulent<br />
geworden. Im Hinblick auf private<br />
Zusatz-Pflegeversicherungen liegen<br />
der <strong>BAGSO</strong> keine Beschwerden älterer<br />
Menschen vor. Viele Beschwerden betreffen<br />
den Bereich der Auslandskrankenversicherung.<br />
Die plötzliche Anhebung<br />
des Beitrags ab einem bestimmten<br />
Alter auf das Doppelte oder Dreifache<br />
wird als diskriminierend empfunden.<br />
Altersgrenzen werden schließlich auch<br />
im Bereich des Unfallversicherungsschutzes<br />
beklagt.<br />
2. Banken<br />
2.1. Unternehmen/Verband<br />
Die Banken und Sparkassen hatten<br />
wir gefragt, ob das Alter der Kunden bei<br />
der Vergabe von Darlehen und bei der<br />
29
Senioren – kritische Kunden<br />
Ausstellung von Kreditkarten eine entscheidende,<br />
eine untergeordnete oder<br />
keine Rolle spielt. Leider hat keines der<br />
24 Kreditinstitute reagiert.<br />
Der Bundesverband Deutscher<br />
Banken, mit dem wir bereits im Vorfeld<br />
der Befragung Kontakt aufgenommen<br />
hatten(!), hat sich wie folgt eingelassen:<br />
„Bei der Kreditvergabe an Ältere<br />
spielt neben der Bonität des einzelnen<br />
Kunden die Wahrscheinlichkeit einer<br />
vollständigen Rückzahlung des Kredits<br />
eine entscheidende Rolle. Eine Ablehnung<br />
von Kreditanfragen anhand<br />
starrer Altersgrenzen ist in der Praxis<br />
nicht üblich und entspricht nicht dem<br />
eigenen wirtschaftlichen Interesse.“ Im<br />
Weiteren heißt es: „Die Prognose hinsichtlich<br />
der Rückführung eines Kredits<br />
erfolgt anhand vielfältiger Faktoren, bei<br />
denen auch das Alter des potentiellen<br />
Kreditnehmers eine Rolle spielt. Bei<br />
Berücksichtigung der statistischen Lebenserwartung<br />
ist das Ausfallrisiko bei<br />
einem älteren Menschen naturgemäß<br />
höher als zum Beispiel bei einem 40jährigen<br />
Kunden. Ein hohes Alter kann<br />
daher unter Berücksichtigung von Laufzeit<br />
und Kreditsumme […] die Kreditvergabe<br />
in Frage stellen.“ Schließlich:<br />
„Neben der Lebenserwartung können<br />
auch andere altersspezifische Risiken<br />
für die Kreditvergabeentscheidung<br />
maßgeblich sein. So besteht ab einem<br />
höheren Alter beispielsweise eine erhöhte<br />
Gefahr des Eintritts eines Pflegefalls<br />
[…]. Dies kann erhebliche Kosten<br />
verursachen und so die Rückzahlung<br />
des Kredits gefährden […]. Einen weiteren<br />
zu berücksichtigenden Umstand<br />
stellt die Verminderung der Rente im<br />
Verwitwungsfall dar.“<br />
2.2. Ältere Menschen<br />
In den vergangenen Jahren wurden<br />
immer wieder Fälle bekannt, in denen<br />
Kreditinstitute – mutmaßlich aufgrund<br />
des Lebensalters der Kunden – die<br />
Vergabe von Darlehen abgelehnt hatten.<br />
Auch wir erhielten entsprechende<br />
30<br />
Hinweise. Z. B. wollte eine Dame Ende<br />
60 von einem günstigen Angebot der<br />
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)<br />
profitieren. Für den mit insgesamt<br />
45.000 € veranschlagten Dachausbau<br />
im vollständig abbezahlten Eigenheim<br />
beantragte sie ein Darlehen in Höhe<br />
von 12.000 €. Nachdem der Antrag<br />
abgelehnt worden war, wandte sie sich<br />
verblüfft an die Zentrale der KfW. „Die<br />
freundliche Dame durchforstete das Archiv<br />
nach dem Antrag … Dann meinte<br />
sie: Sie sind eben zu alt, da bekommen<br />
Sie kein Darlehen mehr.“<br />
Andere Fälle betreffen die Streichung<br />
des Überziehungskredits mit Erreichen<br />
eines bestimmten Lebensalters,<br />
selbst wenn dieser in der Vergangenheit<br />
nie in Anspruch genommen wurde.<br />
Teilweise teilten die Kreditinstitute mit,<br />
die Streichung erfolge „zum Schutz des<br />
Kunden“. Schließlich beschweren sich<br />
ältere Menschen darüber, dass sie – trotz<br />
guter Alterseinkünfte – von ihrer Bank<br />
keine Kreditkarte bekommen.<br />
Bewertung<br />
Vor allem im Versicherungsbereich<br />
zeigen sich beim Umgang mit älteren<br />
Kunden strukturelle Probleme. Speziell<br />
im Bereich privater Zusatz-Krankenversicherungen<br />
ist ein kategorischer<br />
Ausschluss von Angeboten aufgrund<br />
eines bestimmten Lebensalters nicht<br />
akzeptabel. Hier erscheint eine gesetzliche<br />
Vorgabe notwendig, die einen<br />
Ausschluss Älterer verhindert. Dabei<br />
ist darauf zu achten, dass die Versicherungsunternehmen<br />
das Verbot nicht<br />
durch die Festsetzung extrem hoher<br />
Beiträge umgehen können.<br />
Zu den Zusatz-Pflegeversicherungen<br />
liegen der <strong>BAGSO</strong> keine Beschwerden<br />
Älterer vor. Ob daraus gefolgert werden<br />
kann, dass starre Altersgrenzen in diesem<br />
Bereich „aus der Natur der Sache“<br />
akzeptiert werden, muss an dieser Stelle<br />
offen gelassen werden. Hier gibt es sicherlich<br />
noch Diskussionsbedarf.<br />
Aktuelles<br />
Der Bundesverband Deutscher<br />
Banken hat die maßgeblichen Kriterien<br />
für die Vergabe von Krediten aufgezeigt.<br />
Danach spielt das Alter insoweit<br />
mittelbar eine Rolle, als es zu einer<br />
ungünstigen Prognose für eine reguläre<br />
Rückführung des fraglichen Kredits<br />
führen kann. Das erscheint auf den<br />
ersten Blick einleuchtend. Die Fülle der<br />
vorgetragenen Aspekte, die gerade bei<br />
älteren Menschen zu berücksichtigen<br />
seien (Lebenserwartung, Pflegerisiko,<br />
Sterben des Partners), macht allerdings<br />
klar, dass das Alter eine ganz entscheidende<br />
Rolle spielt. Die Gefahr besteht<br />
darin, dass die auf dem Papier sehr<br />
einleuchtende, differenzierte Argumentation<br />
in der Praxis einer pauschalen<br />
Handhabung weicht.<br />
Es muss allerdings auch festgestellt<br />
werden, dass sich der Rücklauf auf<br />
unsere Anfrage nach möglichen Diskriminierungsfällen<br />
in Grenzen hielt. Dies<br />
scheint zumindest ein Indiz dafür zu<br />
sein, dass das Thema älteren Menschen<br />
zurzeit nicht unter den Nägeln brennt.<br />
Eine ganz andere Erfahrung haben wir<br />
2004 mit einer Befragung zum Abbau<br />
der Infrastruktur (Ärzte, Apotheken,<br />
Postfilialen, Sparkassen etc.) vor allem<br />
im ländlichen Raum gemacht. Hier haben<br />
wir eine Flut von Rückmeldungen<br />
bekommen.<br />
Klar ist aber: Wenn Finanzdienstunternehmen<br />
ältere Kunden langfristig<br />
gewinnen wollen, müssen sie ihre Unternehmenspolitik<br />
grundlegend überprüfen.<br />
Ältere wollen keine bevorzugte<br />
Behandlung. Sie wollen eine faire Behandlung.<br />
Und sie wollen wie andere<br />
Erwachsene behandelt werden; Bevormundung<br />
ist fehl am Platz. Wie so oft<br />
scheint auch hier das Altersbild eine<br />
zentrale Rolle zu spielen. Das Thema<br />
im Rahmen von Mitarbeiterschulungen<br />
aufzugreifen, wäre ein Schritt in die<br />
richtige Richtung.<br />
RA Dr. Guido Klumpp, <strong>BAGSO</strong> e.V.<br />
1) Für die fachliche Beratung danken wir Rudolf Bönsch,<br />
Herausgeber von „Fakten und Tipps 50+“<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles Gesundheit/Pflege<br />
Wenn das Altwerden zur Last wird – Suizid<br />
und Suizidprävention im Alter<br />
Mehr als 11.000 Menschen nehmen<br />
sich jährlich in Deutschland das Leben.<br />
40 % davon sind 60 Jahre und älter. Ihr<br />
Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt<br />
dagegen 24 %. Jede zweite tödlich<br />
verlaufende Suizidhandlung bei Frauen<br />
wird von einer Frau im Alter von 60<br />
Jahren und älter ausgeführt.<br />
Bei alten Menschen wird eine Suizidhandlung<br />
oftmals eher gebilligt als<br />
bei jungen. Die Selbsttötung am Ende<br />
eines „verbrauchten“, von schlechten<br />
Aussichten gezeichneten Lebens<br />
erscheint für manche plausibler und<br />
akzeptabler als der Suizid eines jungen<br />
Menschen, dessen Leben sich noch zum<br />
Positiven wenden kann.<br />
Aus diesem Grunde erstaunt es<br />
kaum, dass bisher wenige Anstrengungen<br />
unternommen wurden, den<br />
Ursachen und Auslösern für Suizidalität<br />
bei alten Menschen nachzugehen und<br />
ihnen vorzubeugen. Bei jungen Menschen<br />
lohnt es sich offenbar eher, in Suizidprävention<br />
zu investieren und nach<br />
Wegen aus einer Lebenskrise zu suchen.<br />
Ihnen wird deshalb in ambulanten<br />
Krisenberatungsstellen auch mehr Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, alte Menschen<br />
spielen dagegen als Ratsuchende nur<br />
eine untergeordnete Rolle.<br />
Ausgehend von dieser unbefriedigenden<br />
Sachlage, hat es sich die Arbeitsgruppe<br />
„Alte Menschen“ im Nationalen<br />
Suizidpräventionsprogramm für<br />
Deutschland zum Ziel gesetzt, für diese<br />
Gruppe präventive Maßnahmen zu entwickeln<br />
und umzusetzen.<br />
Sie sieht vier Handlungsebenen, auf<br />
denen Suizidprävention im Alter Erfolg<br />
versprechend ansetzen sollte:<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
� An erster Stelle steht die Thema-<br />
tisierung existenzieller Fragen<br />
am Lebensende, die Krankheit,<br />
Autonomieverlust, Sterben, Tod<br />
und Trauer, aber Verlustverarbei-<br />
tung und Lebensbilanzierung<br />
berühren.<br />
� Es folgt die Ebene der Sozial- und<br />
Altenhilfepolitik zur Herstellung<br />
und Sicherung altersfreundlicher<br />
Rahmenbedingungen. Hier ist die<br />
Gesundheits- und Sozialpolitik<br />
für Ältere besonders gefordert.<br />
� Die dritte Ebene umfasst gesund-<br />
heitsrelevante Fragen. An erster<br />
Stelle stehen die frühzeitige<br />
Diagnostik und Behandlung<br />
depressiver Störungen oft in<br />
Begleitung chronisch-somatischer<br />
Erkrankungen, die die Lebens-<br />
qualität alter Menschen sehr<br />
beeinträchtigen können.<br />
� Die vierte Ebene ist übergreifend.<br />
Es geht um Information, Aufklärung<br />
und Schulung in der Bevölkerung<br />
wie in Fachkreisen zum Zwecke<br />
der Einstellungs- und Verhaltens-<br />
änderung gegenüber der Suizid-<br />
problematik.<br />
Die AG Alte Menschen hat, gefördert<br />
vom Bundesministerium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
eine Informationsschrift zur Suizidprävention<br />
im Alter unter dem Dach<br />
des Nationalen Suizidpräventionsprogramms<br />
herausgegeben. Sie richtet<br />
sich an alte Menschen in einer Krise,<br />
an Angehörige, an Fachkräfte und Ehrenamtliche<br />
sowie an Leser, die sich mit<br />
dem Thema des Alterssuizids vertraut<br />
machen möchten.<br />
Folgende Fragen werden angesprochen:<br />
� Wie lässt sich Suizidgefährdung<br />
bei alten Menschen erkennen?<br />
� Wie kann man ihr vorbeugen?<br />
� Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?<br />
In der Informationsschrift werden<br />
Vorboten und Signale einer Suizidgefährdung,<br />
die Entstehung von Suizidalität<br />
im Alter, Suizidprävention, Krisenhilfe<br />
und längerfristige therapeutische<br />
Angebote angesprochen. Aber auch<br />
juristische und ethische Fragen werden<br />
berührt. Außerdem werden Kontaktadressen<br />
und Ansprechpartner aufgeführt.<br />
Die Broschüre „Wenn das Altwerden<br />
zur Last wird – Suizidprävention im Alter“<br />
ist kostenfrei zu beziehen über:<br />
Publikationsversand der<br />
Bundesregierung<br />
Postfach 481009<br />
18132 Rostock<br />
Tel.: 0 18 88 – 80 80 800<br />
Fax: 0 18 88 – 10 80 80 800<br />
E-Mail: publikationen@<br />
bundesregierung.de<br />
Prof. Dr. phil. Norbert Erlemeier<br />
Dipl.-Psychologe, Lehrender i. R. im Fachbereich<br />
Sozialwesen der Fachhochschule<br />
Münster, Lehrgebiet: Alternspsychologie;<br />
Mitarbeit an der Bonner Gerontologischen<br />
Längsschnittstudie unter Prof.<br />
Hans Thomae und Prof. Ursula Lehr;<br />
kontinuierliche Lehr- und Forschungstätigkeit<br />
zu gerontologischen Themen,<br />
u. a. des Alterssuizids; Sprecher der AG<br />
Alte Menschen im Nationalen Suizidpräventionsprogramm<br />
für Deutschland<br />
31
Gesundheit/Pflege<br />
Drei Menschen und ihr Schicksal<br />
Herr H.<br />
„Der Mensch muß immer einen<br />
Ausweg wissen….eine Trumpf-Sieben<br />
im Ärmel – damit rechnet so leicht keiner.“<br />
H. ist durch zwei Kriege geprägt.<br />
Immer ist er entkommen, hat sein<br />
Schicksal selbst in die Hand genommen<br />
und immer wieder die Knochen riskiert,<br />
um sein Leben zu retten und von niemandem<br />
abhängig zu werden. Angehörige<br />
hat er nicht mehr. Sein Vater ist „als<br />
elender Krüppel heimgekehrt“ und an<br />
den Verletzungsfolgen gestorben, als er<br />
drei Jahre alt war. Auch sein Stiefvater<br />
war ein „Kriegsversehrter“ und starb<br />
mit 43 Jahren an den Spätfolgen. Seine<br />
Mutter hatte Krebs. Lange, lange hat<br />
sie gelitten. „Elendiglich wie ein Tier<br />
krepiert isse – das war nicht zum Ansehen.“<br />
Die einzige Schwester starb kurz<br />
nach der Mutter an Leukämie.<br />
Herr H. ist Mitte sechzig, als er zum<br />
zweiten Mal an einem Tumor im Bauch<br />
operiert wird. Er fragt hartnäckig nach<br />
dem Befund. Zwei Tage später verlässt<br />
er auf eigene Verantwortung das Krankenhaus.<br />
In seiner Wohnung schluckt<br />
er ein Röhrchen Tabletten. Als man ihn<br />
findet, ist er bereits zwei Tage tot. Er<br />
32<br />
wollte nicht „langsam krepieren“ wie<br />
seine Mutter, er wollte Selbsthandelnder<br />
bleiben.<br />
Charlotte<br />
Charlotte habe ich persönlich gekannt.<br />
Sie war etwa achtzig Jahre, als ich<br />
sie in einem Seminar kennen lernte. Sie<br />
wollte unter Menschen sein, die es wagten,<br />
sich selbst in Frage zu stellen, die<br />
kamen, um zu lernen und sich weiter zu<br />
entwickeln. Mit hellwachen Augen folgte<br />
sie dem Vortrag und den Gesprächen.<br />
Sie selbst sprach selten, aber so, dass alle<br />
aufhorchten. Sie wurde zum Vorbild für<br />
mich: so alt zu werden, so wach und<br />
teilnehmend, so beweglich und charmant,<br />
bezogen auf das Wesentliche.<br />
Später begegnete ich Charlotte wieder<br />
– sie war jetzt über 90 Jahre – und nahm<br />
an einem Schwungfeder-Kurs teil. Sie war<br />
etwas kleiner geworden, doch strahlte sie<br />
noch immer Interesse und Wärme aus,<br />
ergriff an den entscheidenden Stellen das<br />
Wort – und wurde für die Kursteilnehmenden<br />
zum geliebten Vorbild, das sie<br />
suchten im Übergang von der Erwerbsarbeit<br />
in die nachberufliche Zeit.<br />
Im heißen Sommer 2003 beendete<br />
Charlotte ihr Leben. Ich wollte, konnte<br />
das zunächst nicht glauben und<br />
fragte nach bei den „Schwungfedern“,<br />
die ihr bis zuletzt nahe standen, und<br />
die ebenso erschrocken waren wie ich.<br />
Charlotte war nicht allein, viele waren<br />
bereit, ihr zu helfen, sie zu pflegen und<br />
zu begleiten und trotzdem hat sie ihre<br />
Selbsttötung lange geplant und minutiös<br />
vorbereitet. Bereits ein Jahr vorher<br />
hatte sie ihre Dinge geordnet, gefragt,<br />
wer etwas brauchen könne, vieles verschenkt<br />
oder einfach weitergegeben. Sie<br />
hatte ihre Todesanzeige aufgesetzt, ihr<br />
Grab gekauft, eine Einladung zu einem<br />
Gedenkgottesdienst an die Presse gege-<br />
Aktuelles<br />
ben. Auch ihr Haushalt war wohl geordnet,<br />
selbst das Geschirr abgewaschen.<br />
Sie trank nichts mehr mit, als sie noch<br />
Besuch bekam an ihrem Todestag von<br />
einer Frau, die ihr nahe stand – mit ihr<br />
war sie noch einmal auf den Berg gefahren<br />
- zum Sonnenuntergang. Charlotte<br />
ließ sich nicht aufhalten.<br />
Frau D.<br />
Frau D. lebte in einem Altenheim.<br />
Sie hat ihrer Verzweiflung in einem Gedicht<br />
Ausdruck gegeben.<br />
Ich habe keine Heimat mehr,<br />
dies alles fällt mir furchtbar schwer.<br />
Möcht’ wieder für mich selber sorgen,<br />
nicht leben so von heut’ auf morgen.<br />
Ich hab’ es hier zwar auch recht gut,<br />
doch mich verlässt so ganz der Mut.<br />
Zu Hause liegt das ganze Glück,<br />
doch ich kann niemals mehr zurück.<br />
Das Alter, die Einsamkeit, unheilbare<br />
Krankheit, der Verlust eines geliebten<br />
Menschen, Angst vor dem Verlust der<br />
Selbstbestimmung – es gibt viele Gründe<br />
für Menschen, die im Alter nicht<br />
mehr leben wollen. Jeder Suizid ist nicht<br />
nur eine individuelle Entscheidung, er<br />
stellt die Überlebenden und auch die<br />
Gesellschaft in Frage.<br />
Meine Überlegungen zur Selbsttötung<br />
im Alter<br />
• Hat ein alter Mensch den Schritt<br />
getan und sich selbst getötet, bleiben<br />
die Überlebenden mit Selbstzweifeln<br />
und Schuldgefühlen zurück. Sie wollen<br />
verstehen, wollen den Menschen achten<br />
– und sehen sich selbst in Frage gestellt:<br />
Haben sie genug getan? Hätten sie den<br />
Suizid verhindern können? Und was ist<br />
mit dem eigenen Altwerden? Wie werden<br />
sie selbst umgehen mit Verlusten, mit<br />
körperlichen Einschränkungen? Werden<br />
sie rechtzeitig lernen, loszulassen, werden<br />
sie Hilfe annehmen können? 1)<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aktuelles<br />
• In unserer Gesellschaft des langen<br />
Lebens werden Autonomie, Aktivität<br />
und Produktivität im Alter hoch bewertet.<br />
Aber auch Leidensfähigkeit und Mitleidensfähigkeit<br />
sind ein hohes Potenzial,<br />
das alte Menschen sich in ihrem Leben<br />
erworben haben. Menschen, die Leiden<br />
und Sterben bewusst erleben, sind in<br />
unserer Gesellschaft und für die nachfolgenden<br />
Generationen unverzichtbar. Sie<br />
verhindern, dass Zeiten der Hilfsbedürftigkeit<br />
und des Sterbens als uneigentliche<br />
Lebenszeit abgetan werden. 2)<br />
• Sterben ist ein passives Geschehen.<br />
Den Tod als Vollendung des Lebens<br />
anzunehmen, bedeutet für den Sterbenden<br />
den Verzicht auf das Selbstbestimmungsrecht,<br />
und für Pflegenden,<br />
Überaktivität und Übermedikation zu<br />
verhindern und das Sterben geschehen<br />
zu lassen. Viele Menschen fürchten,<br />
dass ihnen der eigene Tod „geraubt“ 3)<br />
wird. Deshalb verspricht Cicely Saunders,<br />
eine der Begründerinnen der<br />
modernen Hospizarbeit: „Wir werden<br />
nicht nur alles tun, damit du in Würde<br />
sterben kannst, sondern dass du leben<br />
kannst, bis du stirbst.“<br />
Sturzprävention in Finnland<br />
Stürze verursachen oft enorme Kosten und<br />
viel Leid. Eine im Deutschland weniger beachtete<br />
Form sind Stürze auf Glatteis. Welche<br />
Erkenntnisse gewinnt man aus einem<br />
Land, in denen diese oft vorkommen und<br />
wissenschaftlich besser untersucht werden:<br />
in Finnland?<br />
Jährlich stürzen dort über 23.000 Menschen.<br />
Die Kosten dieser Unfälle belaufen sich auf<br />
über 50 Mio. €. Stürze haben in der Regel<br />
mehrere Ursachen, die wichtigsten äußeren<br />
Risikofaktoren sind: Bodenglätte, besonders<br />
gefährlich, wenn auf Eis noch Schnee gefallen<br />
ist, Temperaturen um den Gefrierpunkt,<br />
starker Schneefall, Dunkelheit und schlechte<br />
Beleuchtung, Unebenheiten am Boden und<br />
ungeeignetes Schuhwerk.<br />
Weitere, innere Faktoren, erhöhen das Sturzrisiko:<br />
schlechtes Sehvermögen, geschwäch-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
• Die gesellschaftliche Debatte zum<br />
Thema Alter wird mehr und mehr<br />
von diskriminierenden Schlagworten<br />
geprägt: Überalterung, Vergreisung,<br />
sozial verträgliches Ableben. Das sollte<br />
die Seniorenverbände hell wach machen.<br />
Zwei Zitate sollen belegen, dass<br />
der „Empfohlene Suizid“ für alte Menschen<br />
bereits im Bereich des Denkbaren<br />
angekommen ist.<br />
1. Hans Magnus Enzensberger<br />
hat in der FAZ 4) auf ein Buch<br />
hingewiesen, in dem der Umgang<br />
mit den „zu vielen Alten“ von der<br />
Sozialverwaltung geplant wird. Durch<br />
eine systematische psychologische<br />
Beeinflussung sollen alte Menschen<br />
dahin gebracht werden, dass sie selbst<br />
ein Ende machen wollen. „Vermittelt<br />
durch den Gemeinschaftsgeist, an dem<br />
wir arbeiten, erreicht die Botschaft so<br />
allmählich die Alten: ´Du hast dein<br />
Leben gehabt, Du hast das Deine getan,<br />
wir anderen hoffen, Du bist zufrieden.<br />
Auf alle Fälle vielen Dank. Und solltest<br />
Du Deinerseits der Gesellschaft danken<br />
wollen für das, was sie für Dich getan<br />
hat, so weißt Du ja, was Du tun kannst.<br />
te Funktion des Gleichgewichtssinns,<br />
verlangsamte Nervenleitung, z. B. bei Neuropathien<br />
und verminderte Muskelkraft.<br />
Bei älteren Menschen sind die Sturzfolgen<br />
wegen Osteoporose besonders schwer, oft<br />
kommt es schon bei harmlosen Stürzen zu<br />
Oberschenkelbrüchen. Dann sind ein Krankenhausaufenthalt<br />
und meistens auch eine<br />
Operation nötig. Da eine einwöchige Bettruhe<br />
und die damit verbundene Inaktivität<br />
bereits zu einem 25%igen Kraftverlust<br />
führt, erreicht die Hälfte dieser Patienten<br />
ihr früheres Aktivitätsniveau nicht mehr,<br />
was zu größerer Hilfs - oder gar Pflegebedürftigkeit<br />
und damit zu größeren Kosten<br />
für das Gesundheitssystem führt.<br />
Um dies alles zu vermeiden, setzt man<br />
in Finnland vor allem auf Vorbeugung.<br />
Dabei sind regelmäßige Kontrollen beim<br />
Gesundheit/Pflege<br />
Nicht? Oh doch. Genau das. Es ist einfach<br />
wie das Einschlafen nach einem langen<br />
Arbeitstag. Ruf die Sozialverwaltung<br />
an und lass Dich mit der Altenzentrale<br />
verbinden. Wir erwarten Dich, Du bist<br />
uns willkommen. Warte nicht zu lang!“<br />
2. Auf der gleichen Seite wird in<br />
der FAZ der Kulturhistoriker Wolfgang<br />
Schivelbusch zitiert: „Denkbar ist, dass<br />
der Appell zum süßen und ehrenvollen<br />
Sterben einmal anstatt militärisch an<br />
die Jungen gerontologisch an die Alten<br />
gerichtet und – sofern genügend sozialer<br />
und moralischer Druck vorhanden ist<br />
– ähnlich konformistisch befolgt werden<br />
könnte wie 1914.“<br />
Monika Bauer<br />
Vorsitzende der Evang. Arbeitsgemeinschaft<br />
für Altenarbeit in der EKD.<br />
Sie hat in der AG „Alte Menschen“ mitgearbeitet.<br />
1) Alter und ältere Menschen in Kirche und Gesellschaft,<br />
Positionen der EAfA, Hannover 2002, S.9<br />
2) Potentiale des Alters. Chance für Kirche und Gesellschaft,<br />
Hannover 2004<br />
3) Nelly Sachs<br />
4) FAZ, 13. Januar 2005, S. 31 Der Moderne Tod, Ein Methusalem<br />
– Komplott aus dem Jahr 1978: Carl-Henning Wijmark<br />
hat vorhergesehen, mit welcher Art von Sterbehilfe wir zu<br />
rechnen haben<br />
Augenarzt genau so wichtig wie physische<br />
Aktivität und das Training des dynamischen<br />
Gleichgewichtes.<br />
Darüber hinaus haben sich Gleitschütze als<br />
besonders wirksam erwiesen. So hat 2004<br />
die Stadt Turku 5.000 ihrer Einwohnern, die<br />
älter als 70 Jahre sind, Devisys-Gleitschütze<br />
geschenkt, bei denen unter der Ferse in<br />
der Gummimischung die gleichen Spikes<br />
eingegossen werden, die in Skandinavien<br />
auch in Winterreifen Anwendung finden. Ein<br />
einziger Oberschenkelbruch kostet das Gesundheitssystem<br />
nicht selten 30.000 € und<br />
mit diesem Geld kann für 1.500 Personen<br />
Gleitschutz angeschafft werden!<br />
Weitere Informationen erhalten Sie bei:<br />
Annikki Kivelä-Vierling<br />
Staufenstr. 56, 78056 VS-Schwenningen<br />
Mail: info@finmed.de<br />
33
Gesundheit/Pflege<br />
Die Deutsche Schmerzliga – Selbsthilfeorganisation<br />
für chronisch Schmerzkranke<br />
Die Zahlen sprechen eine deutliche<br />
Sprache: In Deutschland leidet<br />
etwa ein Viertel der Erwachsenen – 15<br />
Millionen Menschen – an chronischen<br />
oder immer wiederkehrenden Schmerzen.<br />
Ein Drittel der Patienten ist stark<br />
beeinträchtigt, d. h., der Schmerz hat<br />
sich verselbstständigt und ist zu einer<br />
eigenständigen Krankheit geworden.<br />
Für viele Betroffene bedeutet dies Behinderung<br />
in der täglichen Arbeit, im<br />
Beruf und damit – verbunden – einen<br />
Rückzug aus dem gesellschaftlichen<br />
Leben. Häufig werden diese Patienten<br />
als Simulanten bezeichnet und müssen<br />
soziale Ausgrenzung durchleiden.<br />
Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und<br />
Lebensfreude gehen verloren.<br />
Leiden Sie auch unter chronischen<br />
Schmerzen, dann finden Sie kompetente<br />
Hilfe und Unterstützung bei der<br />
Deutschen Schmerzliga. Information,<br />
Beratung und umfassende Unterstüt-<br />
34<br />
zung gehören zu den Hauptaufgaben<br />
des Vereins. Von unseren Mitarbeitern<br />
am Schmerztelefon bekommen Sie<br />
Informationen zum Thema Schmerz.<br />
Anrufer können hier Adressen von<br />
Schmerztherapeuten und Schmerzzentren<br />
in ihrer Region erfahren sowie<br />
Informationsmaterial über verschiedene<br />
Schmerzerkrankungen anfordern.<br />
Ebenfalls können umfangreiche<br />
Informationen zu Schmerzentstehung<br />
und -behandlung im Internet nachgelesen<br />
werden. Die Mitgliederzeitschrift<br />
NOVA informiert viermal im Jahr über<br />
die neuesten Entwicklungen in der<br />
Schmerztherapie.<br />
Viele Mitglieder der Deutschen<br />
Schmerzliga sind in über 100 regionalen<br />
Selbsthilfegruppen organisiert. Das<br />
Gespräch und damit der Erfahrungsaustausch<br />
mit anderen Betroffenen<br />
hebt die Isolation des Einzelnen auf<br />
und stärkt das Selbstbewusstsein im<br />
Umgang mit der eigenen Krankheit.<br />
Neben der Beratung und finanziellen<br />
Förderung der Gruppen organisiert der<br />
Bundesverband mehrtägige Workshops<br />
für Selbsthilfegruppen, in denen die<br />
Teilnehmer in medizinischen und sozialrechtlichen<br />
Themen geschult werden.<br />
Als größte Patientenorganisation<br />
für chronisch Schmerzkranke möchte<br />
die Deutsche Schmerzliga mit gezielter<br />
Aufklärung die Situation Betroffener<br />
verbessern und diese bei der Bewältigung<br />
ihrer Probleme unterstützen.<br />
Darüber hinaus setzt sich der Verband<br />
in der Öffentlichkeit und der gesundheits-<br />
sowie sozialpolitischen Diskussion<br />
für eine bessere Versorgung der<br />
Schmerzpatienten ein.<br />
Aktuelles<br />
Dr. Marianne Koch, Schirmherrin der Deutschen<br />
Schmerzliga<br />
Foto: Schreiber/Internews<br />
Die Deutsche Schmerzliga kooperiert<br />
national und international mit<br />
verschiedenen Fachgesellschaften, um<br />
auch über die Grenzen Deutschlands<br />
hinaus für eine sinnvolle Schmerztherapie<br />
zu kämpfen.<br />
Deutsche Schmerzliga e. V.<br />
Adenauerallee 18<br />
61440 Oberursel<br />
Schmerztelefon: 0 700 / 375 375 375<br />
(Mo. - Fr. von 9.00 - 12.00 Uhr)<br />
Mail: info@schmerzliga.de<br />
Weitere Informationen:<br />
www.schmerzliga.de<br />
Wir danken dem Unternehmen Pfizer,<br />
das uns die Vorstellung von Patientenorganisationen<br />
ermöglicht.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Altern in Usbekistan<br />
Foto: B. Weinstock<br />
Eine Gruppe älterer Männer, die einen Tagesausflug nach Buchara gemacht haben.<br />
Ein subjektiver Reisebericht<br />
Im Mai 2005 bereiste ich mit<br />
der Deutsch-Usbekischen Gesellschaft<br />
Usbekistan, das Land des „Weißen Goldes“,<br />
der Baumwolle, das größer als z. B.<br />
Italien ist und mehr als 25 Mio. Einwohner<br />
zählt, die sich aus mehr als hundert<br />
Nationen und Völkerschaften zusammensetzen.<br />
Im Nordwesten grenzt das<br />
Land an den Aralsee und im Süden an<br />
Afghanistan.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Nach einem sechsstündigen Flug<br />
landeten wir zunächst in Taschkent,<br />
weiter ging es nach Urgensch. Von<br />
hier aus mit dem Bus ca. 300 km durch<br />
Wüste und Halbwüste nach Chiwa<br />
und Buchara und dann über Samarkand<br />
zurück nach Taschkent. Da die<br />
Deutsch-Usbekische Gesellschaft ihre<br />
Entwicklungshilfeprojekte in enger<br />
Zusammenarbeit mit Usbeken durchführt,<br />
indem sie z. B. Schulprojekte<br />
Senioren unterwegs<br />
fördert und auch finanziert, hatte ich<br />
viele direkte Einblicke in die usbekische<br />
Gesellschaft. Unsere Gruppe wurde in<br />
jeder Stadt von Einheimischen begleitet,<br />
wir wurden oft von Familien eingeladen<br />
und besuchten Projekte in Schulen, Webereien<br />
oder Schnitzereien.<br />
Unsere Führerinnen sprachen alle<br />
sehr gut deutsch. Erstaunlich, wie<br />
mehrsprachig die Leute in diesem Land<br />
sind. Die meisten sprechen von Kindes-<br />
35
Senioren unterwegs<br />
beinen an auch die Sprachen der Nachbarländer,<br />
und die Älteren auf jeden Fall<br />
russisch.<br />
Da ich selbst nun 64 Jahre alt bin,<br />
fand ich es interessant, zu erfahren wie<br />
die Älteren und Alten in Usbekistan<br />
leben. Aber es war nicht einfach, das herauszufinden.<br />
Ich versuchte mit unseren<br />
Begleitpersonen ins Gespräch zu kommen.<br />
Dabei traf ich nicht gerade auf<br />
eine Mauer des Schweigens, aber doch<br />
auf sehr große Zurückhaltung.<br />
Bereitwillig erfuhr ich jedoch vieles<br />
über die traditionelle Lebensart der Generationen.<br />
Anders als in vielen anderen<br />
Ländern, will ein usbekisches Ehepaar<br />
zunächst einmal viele Kinder, vor allem<br />
Söhne. Söhne sind sowohl für Mütter<br />
als auch für Väter das Maß aller Dinge,<br />
denn sie sind für die Versorgung der<br />
Eltern im Alter zuständig, zu früheren<br />
Foto: B. Weinstock<br />
Die Vielfalt der Einwohner zeigt sich auch in der<br />
Kleidung.<br />
36<br />
Zeiten sogar auch für die körperliche<br />
Pflege des Vaters. Aus dieser Tradition<br />
heraus waren und sind Männer immer<br />
noch die Hauptpersonen in der Gesellschaft.<br />
Auch die Mütter strahlen, wenn<br />
ihr Sohn erscheint. Manchmal habe<br />
ich mich gefragt, ob dies die Rache der<br />
Frauen ist, weil sie nach außen nichts zu<br />
melden haben, die Söhne in extremer<br />
Weise an sich zu binden.<br />
Die traditionell gebauten Häuser<br />
bestehen in der Regel aus mehreren<br />
Gebäuden, die durch verschachtelte<br />
Innenhöfe und Gärten miteinander verbunden<br />
sind. Da gibt es Platz für Jung<br />
und Alt. Der jüngste Sohn eines Paares<br />
ist in vorderster Front für die Versorgung<br />
der alten Eltern zuständig und mit<br />
ihm seine Ehefrau. Das Los der jungen<br />
Frau ist nicht immer angenehm, denn<br />
sie steht in der Hierarchie an letzter<br />
Stelle. Dieses Zusammenleben der Generationen<br />
ist ideal für die Gesellschaft,<br />
nicht immer jedoch für die betroffenen<br />
Personen, so war mein Empfinden.<br />
Auf meine Frage, was denn kinderlose<br />
Paare machen, wenn sie alt sind<br />
und Hilfe brauchen, antwortete ein<br />
besonders idealistischer Usbeke: Dann<br />
würden sich die Nachbarn kümmern<br />
und später das Haus der Umsorgten erben.<br />
Eine junge Frau lachte und meinte<br />
dagegen, dass Männer, deren Frauen<br />
keine Kinder bekommen, sich ziemlich<br />
schnell scheiden lassen und eine gebärfähige<br />
Nachfolgerin suchen würden.<br />
Nach der Auflösung der Sowjetunion<br />
wurde 1992 Usbekistan zu einer<br />
Präsidialrepublik. Durch den Umbruch<br />
der Gesellschaft in die Moderne haben<br />
sich die Lebensweisen verändert. Viele<br />
– Männer, aber auch Frauen – sind wegen<br />
der hohen Arbeitslosigkeit im Ausland,<br />
vorwiegend in Russland, beschäftigt.<br />
Die zurückbleibenden Ehefrauen<br />
leben mit ihren Kindern in ehemals<br />
russischen Plattenbauten, in denen für<br />
Großeltern kein Platz ist.<br />
„Gibt es Altenheime und kann ich<br />
eins sehen?“ war meine Frage. „Altenheime<br />
gibt es, aber wenige, am ehesten<br />
in der Hauptstadt Taschkent“. Zeigen<br />
wollte mir jedoch niemand eins.<br />
Erst in Taschkent erfuhr ich von<br />
einem ehemaligen Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
Näheres über<br />
Altenheime. Sie sind kein erstrebenswerter<br />
Ort in Usbekistan, sehr erbärmlich.<br />
Zu russischer Zeit gab es einige<br />
gut ausgestattete für die „verdienten<br />
Männer und Frauen des Volkes, also<br />
für Menschen, die sich zu kommunistischer<br />
Zeit „bewährt“ hatten. Mit der<br />
Unabhängigkeit von Usbekistan fiel<br />
die Fremdherrschaft weg, aber auch die<br />
Versorgung. Renten aus der Sowjetzeit<br />
werden nicht mehr gezahlt, und die<br />
„verdienten Männer und Frauen des<br />
Volkes“ haben keinen Stellenwert mehr.<br />
Es gibt viele alte Männer und Frauen,<br />
die völlig mittellos dastehen, obdachlos<br />
sind und vom Betteln leben müssen.<br />
Allerdings müssen wir die demografische<br />
Entwicklung in diesem Land<br />
sehen: 60 % der Menschen sind unter<br />
25 Jahre alt. Die allgemeine Lebenserwartung<br />
der Männer liegt bei etwa 64<br />
Jahren, die der Frauen bei ungefähr<br />
68 Jahren. Folglich gibt es hochaltrige<br />
und versorgungsbedürftige Menschen<br />
nicht in dem Maße wie bei uns. Auch<br />
deshalb sind meine Fragen nach staatlicher<br />
Altersvorsorge auf Unverständnis<br />
gestoßen. Altern, verbunden mit Pflegebedürftigkeit<br />
ist kein Thema in einem<br />
Land, das zum größten Teil von jungen<br />
Leuten bevölkert wird. Viele Alte sind<br />
weitgehend auf sich angewiesen und<br />
müssen selbst sehen, wie sie in einem<br />
Land mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit<br />
überleben.<br />
Bärbel Weinstock<br />
Maarweg 47<br />
53123 Bonn<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Europäisches Projekt „Transnational Action<br />
Project on Social Inclusion“<br />
1. Steering-Group-Sitzung der europäischen Partner am 10. und 11.10. 2005 in Brüssel.<br />
Im Oktober startete das europäische<br />
Projekt „Transnational Action Project<br />
on Social Inclusion“, das AGE, die europäische<br />
Plattform älterer Menschen,<br />
gemeinsam mit Partnerorganisationen<br />
aus Deutschland, England, Frankreich,<br />
Griechenland, Irland, Litauen und<br />
Tschechien durchführt. Ziel ist, die<br />
Partizipation Älterer an der Erstellung,<br />
Beobachtung und Implementierung<br />
der sog. „Nationalen Aktionspläne zur<br />
Sozialen Integration“ zu verbessern.<br />
Im Herbst führt die <strong>BAGSO</strong> als nationaler<br />
Kooperationspartner gemeinsam<br />
mit den Landesseniorenvertretungen in<br />
NRW, Thüringen und Mecklenburg-<br />
Vorpommern sowie ZWAR Dortmund<br />
und der Seniorenvertretung Köln<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
vier Workshops durch, die die unmittelbaren<br />
Erfahrungen der Senioren<br />
– z. B. beim Zugang zu Bildung und<br />
Gesundheitswesen, zum Arbeits- und<br />
Wohnungsmarkt oder im Bereich von<br />
politischer oder gesellschaftlicher Beteiligung<br />
– sichtbar machen und in den<br />
politischen Prozess einbringen sollen.<br />
Aufgabe der Workshops wird es auch<br />
sein herauszuarbeiten, wie stark unterschiedliche<br />
Altersgruppen betroffen<br />
sind, und wie sich Geschlecht bzw. nationale<br />
Zugehörigkeit auswirken.<br />
Im kommenden Frühjahr werden<br />
die Ergebnisse der lokalen bzw. regionalen<br />
Workshops auf einer nationalen<br />
Konferenz zusammengetragen und<br />
in eine Gesamtbetrachtung auf eu-<br />
Senioren weltweit<br />
ropäischer Ebene einfließen. Mehrere<br />
Konferenzen unter Beteiligung aller EU-<br />
Mitgliedstaaten sollen nicht nur dafür<br />
sorgen, dass die spezielle Problematik<br />
und das besondere Erscheinungsbild<br />
von sozialer Ausgrenzung älterer Menschen<br />
beleuchtet werden. Beachtung<br />
finden soll vor allem, dass und wie<br />
Beteiligungsprozesse mit den eigentlich<br />
Betroffenen den politischen Diskurs der<br />
Hauptakteure ergänzen können. Ziel<br />
des jetzt startenden Projektes in seiner<br />
ersten Phase ist die Konzipierung eines<br />
angepassten „Toolkits“ für die Arbeit<br />
mit Älteren und die Durchführung der<br />
regionalen Workshops.<br />
Die <strong>BAGSO</strong> wird anlässlich des<br />
8. Deutschen Seniorentages die Serie<br />
37
Senioren weltweit<br />
der europäischen Konferenzen eröffnen:<br />
(Senioren)Vertreter aus allen<br />
25 EU-Mitgliedstaaten werden dann<br />
Gelegenheit haben, die aktuellen seniorenpolitischen<br />
Entwicklungen und<br />
Strategien zur sozialen Integration<br />
älterer Menschen kennen zu lernen:<br />
Das gesamte Spektrum der Seniorenarbeit<br />
in Deutschland, das auf dem DST<br />
unter dem Motto „Alter als Chance“<br />
präsentiert wird, bietet darüber hinaus<br />
zahlreiche Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.<br />
Elke Tippelmann<br />
Europapolitischer Hintergrund<br />
Im Dezember 2000 verständigten sich die<br />
Regierungen der EU-Mitgliedstaaten darauf,<br />
in regelmäßigen Abständen „Nationale<br />
Aktionspläne“ (NAP) gegen Armut und soziale<br />
Ausgrenzung zu entwickeln, um diese im Raum<br />
der EU bis 2010 entscheidend zu verringern.<br />
Folgende vier Ziele werden verfolgt:<br />
1. Förderung der Erwerbsbeteiligung und<br />
des Zugangs aller zu Ressourcen, Rechten,<br />
Gütern und Dienstleistungen<br />
2. Prävention von Risiken der Ausgrenzung<br />
3. Hilfe für die Bedürftigsten<br />
4. Mobilisierung aller relevanten Akteure.<br />
In den Plänen unter Beteiligung verschiedener<br />
Akteure (Bundesländer, Wohlfahrtsverbände<br />
etc.) werden bewährte und innovative politische<br />
Regelungen und Maßnahmen dargestellt<br />
und evaluiert bzw. für die Aktionsplanperiode<br />
und den Zeitraum bis 2010 angekündigt.<br />
Anhand nationaler und EU-weiter Indikatoren<br />
vergleichen die Staaten in ihren NAP sowie die<br />
Europäische Kommission in einem „Gemeinsamen<br />
Bericht“ (Joint Inclusion Report - JIR) die<br />
Entwicklungen, (Miss-) Erfolge und Herausforderungen.<br />
Daneben sind Expertinnen und<br />
Experten in den Mitgliedstaaten beauftragt,<br />
unabhängige Länderberichte für die Kommission<br />
zu verfassen.<br />
Zunehmend wird erkannt, dass der Einbezug<br />
aller relevanten Akteure in die Entwicklung,<br />
Implementierung und Evaluation der Strategien<br />
gegen Armut und soziale Ausgrenzung<br />
notwendig ist und nur eine Kombination<br />
nationaler und europäischer Politik mit einem<br />
Engagement vor Ort, also auf der lokalen und<br />
regionalen Ebene, zielführend sein kann.<br />
38<br />
SenTrain ‚ICT-Training<br />
von Senioren<br />
für Senioren, ein<br />
Kurs‘ (Grundtvig)<br />
In dem neuen europäischen Projekt,<br />
das im November 2005 startete,<br />
wurde ein Training für Senior-IT-Trainer<br />
entwickelt, das Ältere in die Lage<br />
versetzt, ein spezifisches Thema (ICT)<br />
zielgruppengerecht anderen Senioren<br />
zu vermitteln. Ältere in die Vermittlung<br />
von Computerkenntnissen einzubinden<br />
ist ein in vieler Hinsicht Erfolg<br />
versprechender Ansatz: Sie geben ein<br />
motivierendes Vorbild, können sich in<br />
die Lernbedingungen Älterer einfühlen<br />
und neue verantwortungsvolle Aufgaben<br />
finden.<br />
Das Training enthält einstellungsformende,seniorenpädagogische,<br />
gedächtnispsychologische, geschlechtsspezifische,<br />
kursorganisatorische,<br />
selbstevaluatorische, kommunikationsrelevante<br />
und mediendidaktische Aspekte.<br />
Es wendet sich an Seniorinnen<br />
und Senioren, die schon entsprechende<br />
technisch-inhaltliche Kenntnisse haben,<br />
nicht aber die unabdingbare Vermittlungskompetenz.<br />
Die teilnehmenden Partner aus<br />
Deutschland, England, Polen, Spanien<br />
und Tschechien sind jeweils in Netze<br />
eingebunden, über die die weitere Verbreitung<br />
stattfinden wird (für die Universität<br />
Erlangen z. B. das Bayerische<br />
SeniorenNetzForum (BSNF).<br />
Weitere Informationen:<br />
FIM-NeuesLernen, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
Mail: Amrei.Tenckhoff@<br />
fim.uni-erlangen.de<br />
www.fim.uni-erlangen.de<br />
FÖRDERPROGRAMME<br />
Mit dem neuen Programm „Grundrechte<br />
und Unionsbürgerschaft“<br />
will die Europäische Kommission<br />
die Charta der Grundrechte und die<br />
Rechte, die sich aus der Unionsbürgerschaft<br />
ergeben, bei den Bürgern besser<br />
bekannt machen. Das Programm wird<br />
insbesondere die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen<br />
unterstützen, die<br />
zur aktiven Förderung der Grundrechte,<br />
der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie<br />
und des Friedens beitragen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
http://europa.eu.int/comm/justicehome/<br />
funding/intro/funding intro de.htm<br />
Die erste Ausschreibung des Fonds<br />
Soziokultur im Jahr 2006 widmete sich<br />
dem Thema „Heimat Europa“. Ein Teil<br />
der Fördermittel wird an länderübergreifende<br />
Projekte vergeben. Sie sollen<br />
den komplexen Begriff „Heimat“ im<br />
Kontext des europäischen Einigungsprozesses<br />
über Begegnung, Austausch<br />
und Vernetzung erlebbar machen. Die<br />
nächste Ausschreibung wird im Frühjahr<br />
2006 sein.<br />
Weitere Information unter:<br />
http://www.fonds-soziokultur.de/html/<br />
sozioset.html<br />
Kurzmeldungen<br />
Die Europäische Kommission hat<br />
2006 zum Europäischen Jahr für<br />
Arbeitskräftemobilität erklärt. Mit<br />
dieser Aktion sollen Bewusstsein und<br />
Verständnis für den Nutzen einer Auslandstätigkeit<br />
geweckt werden. Das Thema<br />
„Arbeitskräftemobilität“ wird dabei<br />
nicht nur unter dem Aspekt des Nutzens<br />
einer Tätigkeit im EU-Ausland diskutiert<br />
– in den Blick genommen werden<br />
soll auch die berufliche Mobilität im<br />
eigenen Land. Offizieller Auftakt wird<br />
eine Europäische Konferenz im Februar<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
2006 sein, noch in diesem Herbst werden<br />
die Ausschreibungen zur Förderung<br />
von Projekten veröffentlicht werden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
h t t p : / / e u r o p a . e u . i n t / c o m m /<br />
employment_social/emplweb/news/<br />
news_de.cfm?id=50<br />
Die Europäische Kommission hat<br />
den Vorschlag für einen Beschluss des<br />
Europäischen Parlaments und des<br />
Rates genehmigt, wonach 2008 zum<br />
„Europäischen Jahr des interkulturellen<br />
Dialogs“ erklärt werden soll. Die<br />
Vorbereitung des Jahres soll eng mit<br />
der Vorbereitung und Durchführung<br />
des für 2007 geplanten Europäischen<br />
Jahres der Chancengleichheit für Alle<br />
abgestimmt werden, damit sich diese<br />
beiden Initiativen optimal ergänzen<br />
und Synergien genutzt werden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
h t t p : / / e u r o p a . e u . i n t / c o m m /<br />
employment_social/news/2005/jun/<br />
antidiscrimination_de.html<br />
Eingebettet in das „UK-Year of the<br />
Volunteer“ wurde am 14. und 15. 11.<br />
2005 in Bristol die Gründung eines<br />
Europäischen Netzwerkes für Freiwilligenarbeit<br />
gefeiert.<br />
ENOVO (European Network of<br />
Older Volunteer Organisations) stellte<br />
seine Arbeit anlässlich einer Tagung von<br />
VOLUNTEUROPE im September 2005<br />
in Berlin vor. Die europäische Kooperation<br />
älterer Freiwilliger ist Hauptziel<br />
des neuen Netzwerkes, das sich als Abteilung<br />
der Organisation VOLUNTEU-<br />
ROPE zusammengeschlossen hat.<br />
Weitere Einzelheiten können erfragt<br />
werden bei:<br />
CSV/RSVP<br />
237 Pentonville Road.<br />
London N1 9NJ. UK<br />
Mail: gdrattav@aol.com<br />
Tel: 00 44 / 17 30 82 34 19<br />
Ausgewählte Mikroprojekte aus 21<br />
Fördergebieten des ESF- Bundespro-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
gramms „Lokales Kapital für soziale<br />
Zwecke” sind in einer neuen Broschüre<br />
der Regiestelle LOS mit dem Titel<br />
„21mal losgelegt” veröffentlicht worden.<br />
Diese ist zu beziehen über:<br />
www.los-pnline.de<br />
Das Forschungsprojekt „ActivAge“<br />
stellte die Ergebnisse mehrjähriger europäischer<br />
Forschungsabreiten in zehn<br />
Ländern am 18.10.2005 in Brüssel vor.<br />
Ziel des Projektes war eine vergleichende<br />
Untersuchung der „ActivAgeing“<br />
Politiken in den beteiligten EU-Mitgliedstaaten.<br />
Nicht nur Renten- und<br />
Gesundheitspolitiken waren Objekt des<br />
Interesses, sondern auch der Bereich<br />
„Selbstorganisation von Senioren“, deren<br />
Strukturen in Norwegen und der<br />
Schweiz näher untersucht wurden.<br />
Details unter:<br />
http://www.iccr-international.org/<br />
events/activage2.html<br />
„Zukunft ist Erfahrung plus Mobilität“<br />
lautete der Titel einer Veranstaltung,<br />
auf der die Ergebnisse des<br />
europäischen Projektes „Promoting<br />
Intra-European Mobility for Elderly“<br />
vorgestellt wurden. Ziel der Konferenz<br />
war es, den politischen Diskurs bezüglich<br />
der enormen Wissens- und Erfahrungsressourcen<br />
der Generation 55plus<br />
voranzubringen, den internationalen<br />
Erfahrungsaustausch und Generationendialog<br />
zu intensivieren sowie „goodpractice“<br />
zu präsentieren.<br />
Weitere Informationen zu Konferenz<br />
und Projekt: www.kmgne.de/enea<br />
EU-Parlament will Fahrgastrechte<br />
bei Bahn und Flugzeug<br />
stärken<br />
Bahn- und Flugverkehr stehen in<br />
Europa auf dem Prüfstand. Es geht dabei<br />
vorrangig um die Themen Sicherheit<br />
und Service, aus denen sich die Rechte<br />
der Fahrgäste ableiten lassen.<br />
Europäischer und nationaler<br />
Eisenbahnverkehr<br />
Senioren weltweit<br />
Ende September hat das Europäische<br />
Parlament mit großer Mehrheit<br />
für das „3. Eisenbahnpaket“ gestimmt,<br />
in dem die Fahrgastrechte einen großen<br />
und wichtigen Teil ausmachen. Der<br />
verabschiedete umfassende Katalog zur<br />
Stärkung der Fahrgastrechte orientiert<br />
sich am Flugverkehr, um Wettbewerbsnachteile<br />
für die Bahn zu vermeiden.<br />
Im Eisenbahn-Personenverkehr aller<br />
EU-Mitgliedstaaten sollen im Falle von<br />
Verspätungen individuell einklagbare<br />
Entschädigungen ermöglicht werden.<br />
Der von den Grünen zwischen den<br />
Fraktionen initiierte Kompromiss sieht<br />
ab einer Stunde Verspätung eine Erstattung<br />
von 25 % des Fahrpreises vor, ab<br />
zwei Stunden 50 % und ab drei Stunden<br />
75 %. Dies sind Mindeststandards<br />
– höhere Standards können jederzeit<br />
von den nationalen bzw. regionalen<br />
Behörden oder auch den Eisenbahngesellschaften<br />
eingeführt werden.<br />
Grenzüberschreitende Schienenpersonenverkehrsdienste<br />
sollen allen<br />
Bürgern allgemein zugute kommen.<br />
Alle Fahrgäste, auch die mit einer Behinderung<br />
oder eingeschränkter Mobilität,<br />
haben ein Recht auf gleiche und<br />
diskriminierungsfreie Möglichkeiten<br />
zur Eisenbahnbenutzung.<br />
Die Eisenbahngesellschaften werden<br />
verpflichtet, umfassende Informationen<br />
und den Kauf europaweiter Tickets zu<br />
garantieren. Außerdem stimmten die<br />
Abgeordneten für die Fahrradmitnahme<br />
auch in Hochgeschwindigkeitszügen.<br />
Was im französischen TGV bereits<br />
möglich ist, soll im deutschen ICE zukünftig<br />
nicht mehr verweigert werden,<br />
wenn auch der Europäische Rat der<br />
Staats- und Regierungschefs dem „3.<br />
Eisenbahnpaket“ zustimmt.<br />
39
Senioren weltweit<br />
Flugverkehr<br />
Besserer Service für Menschen mit<br />
besonderen Bedürfnissen<br />
Der Verkehrsausschuss im Europäischen<br />
Parlament hat im Oktober einer<br />
neuen europäischen Regelung für den<br />
Service auf Flughäfen zugunsten von<br />
Menschen mit Mobilitäts- und anderen<br />
Behinderungen zugestimmt. Dieser<br />
Verordnungsentwurf ist eine Reaktion<br />
auf eine neue negative Tendenz im<br />
Flugverkehr: Es wurden immer mehr<br />
Fälle bekannt, dass Rollstuhlfahrerinnen<br />
und -fahrern oder anderen Behinderten<br />
das Mitfliegen verweigert wurde<br />
oder von bestimmten Fluglinien zusätzliche<br />
Zahlungen für diesen Service<br />
verlangt wurden.<br />
Nach der vom Ausschuss beschlossenen<br />
Regelung würden die Flughäfen<br />
für die Bereitstellung der notwendigen<br />
Hilfen zuständig sein; sie wird<br />
finanziert durch einen Aufschlag auf<br />
alle verkauften Tickets im Sinne einer<br />
Solidaritätsleistung von Nichtbehinderten<br />
für Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen. Mit Mehrheit – aber<br />
unverständlicherweise gegen die Stimmen<br />
vieler Konservativer – wurden<br />
alle Behinderten in die Regelung<br />
aufgenommen. Wenn Parlament und<br />
Rat zustimmen, soll das Personal auf<br />
Flughäfen in Zukunft auch spezielle<br />
Trainings absolvieren, damit sie mit<br />
den Bedürfnissen der Betroffenen besser<br />
umgehen können. Die Grünen haben<br />
strenge Regelungen verlangt, falls<br />
Sicherheitsbestimmungen als Ausrede<br />
für die Abweisung von Passagieren mit<br />
besonderen Bedürfnissen missbraucht<br />
werden.<br />
Parlament reagiert nach schwarzem<br />
Sommer<br />
Aufgrund der Flugzeugabstürze des<br />
Sommers sollen Kontrolle und Überwachung<br />
europäischer Flugzeuge und des<br />
europäischen Luftverkehrs intensiviert<br />
werden. Parlament und Kommission<br />
40<br />
vereinbarten die verstärkte Zusammenarbeit<br />
zur gemeinsamen Festlegung,<br />
welche Airlines als nicht sicher einzustufen<br />
sind. Wenn der Rat zustimmt,<br />
wird es in Zukunft nur noch eine europaweite<br />
„Schwarze Liste“ geben. Die<br />
Airlines werden verpflichtet, Passagiere<br />
so rechtzeitig über ihre Sicherheitsprotokolle<br />
zu informieren sowie darüber,<br />
mit welchem Flugzeug welcher Airline<br />
sie unterwegs sind, dass im Zweifelsfall<br />
der Flug mit einem „unsicheren Kantonisten“<br />
abgelehnt werden kann.<br />
Michael Cramer MEP<br />
Europäisches Parlament<br />
60, Rue Wiertz, B-1047 Brüssel<br />
Tel.: 00 32 / 22 84 57 79<br />
Mail: mcramer@europarl.eu.int<br />
DAS SENIORENQUIZ<br />
– Mit Wissen die neuen<br />
Länder der Europäischen<br />
Union entdecken!<br />
Die <strong>BAGSO</strong> beteiligt sich mit der<br />
Volkssolidarität, dem Deutschen Roten<br />
Kreuz und dem Arbeiter Samariter<br />
Bund an diesem EU-geförderten Projekt<br />
von Bürger Europas e. V. Berlin.<br />
Neben einer Informationstour durch<br />
Deutschland mit über 150 Power-Point-<br />
Präsentationen und Preisfragen zu den<br />
neuen Ländern fanden auch die Leserinnen<br />
und Leser in den Nachrichten<br />
Nr. 3/2005 zehn Fragen zu Europa. Das<br />
Lösungswort ist: KOPENHAGEN.<br />
7.952 Antworten trafen bei Bürger<br />
Europas e. V. zum Stichtag 29. Oktober<br />
2005 ein.<br />
Die Gewinner wurden am 4. 11.<br />
2005 in Oranienburg bei Berlin von der<br />
Europa-Abgeordneten Dr. Sylvia Yvonne<br />
Kaufmann gezogen.<br />
Die Flugreise nach Spanien – der<br />
1. Preis – für zwei Personen kann antreten:<br />
Eva-Maria Franzen aus Köln<br />
Die Gewinner der Präsentkörbe<br />
sind unter www.eu-seniorenquiz.de zu<br />
finden.<br />
Wenn Sie in Ihrer Einrichtung die<br />
Quiz-Präsentation (kostenlos) wünschen,<br />
wenden Sie sich zur Terminvereinbarung<br />
bitte an:<br />
Markus Wendler: wendler@buergereuropas.de;<br />
Tel.: 0 30 / 28 48 22 62<br />
oder<br />
Elvira-Barbara Sawade: sawade@<br />
bagso.de; Tel.: 02 28 / 24 99 93 0 oder -16<br />
Den dritten und letzten Teil des<br />
Projektes: Quizfragen zur Europäischen<br />
Union finden Sie im Heft 1/2006 und<br />
ab Januar 2006 im Internet. Auch dann<br />
erwarten die Gewinner interessante<br />
Preise, der Hauptgewinn wird eine<br />
Schiffsreise sein.<br />
Weitere Informationen auch unter:<br />
www.eu-seniorenquiz.de<br />
Das Gesundheits- und Sozialzentrum<br />
in Radom/Polen, Herr Prof. Murawow<br />
wünscht sich Kontakte für einen Erfahrungs-<br />
und Gedankenaustausch.<br />
Interessierte wenden sich bitte an<br />
Elvira-Barbara Sawade in der <strong>BAGSO</strong>.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Generationenvertrag mal ganz persönlich!<br />
„Steuersparen durch die Übertragung<br />
von Vermögen“<br />
Im Rahmen einer Vorwegnahme<br />
der Erbfolge übertragen Eltern häufig<br />
Vermögen auf die Kinder. Im Gegenzug<br />
sagen die Kinder den Eltern eine Versorgungsleistung<br />
zu, d. h. sie verpflichten<br />
sich, bis zum Tode der Eltern einen bestimmten<br />
Geldbetrag an diese zu zahlen;<br />
die Höhe der Zahlungen kann mit der<br />
Entwicklung der Lebenshaltungskosten<br />
verbunden werden. Daneben werden<br />
in der Regel Vereinbarungen darüber<br />
getroffen, in welchen Fällen die Eltern<br />
das Vermögen zurückerhalten bzw.<br />
welche weiteren Auflagen vom Kind zu<br />
erfüllen sind.<br />
Nach Ansicht der Finanzverwaltung<br />
muss der (Netto-)Ertrag aus dem Vermögen<br />
ausreichen, um die Zahlung an<br />
die Eltern zu finanzieren. Im Rahmen<br />
der Einkommensteuerveranlagung hat<br />
das Kind nun die Einkünfte aus dem<br />
übertragenen Vermögen zu versteuern.<br />
Die Zahlung an die Eltern ist als<br />
Sonderausgaben steuermindernd vom<br />
Kind abzuziehen. Die Eltern versteuern<br />
nach Vermögensübertragung die<br />
Versorgungsleistung, die sie vom Kind<br />
erhalten, als sonstige Einkünfte. Daraus<br />
ergeben sich attraktive Steuermodelle.<br />
Fall 1:<br />
Der Vater hat an seinen Sohn eine<br />
Wohnung vermietet. Die Mieteinnahmen<br />
unterliegen beim Vater der<br />
Einkommensteuer. Der Sohn muss die<br />
Miete aus den – nach Abzug seiner Einkommensteuer<br />
– verbleibenden Nettobezügen<br />
zahlen.<br />
Der Vater überträgt nun die Wohnung<br />
auf seinen Sohn. Anstelle der<br />
Mieteinnahmen erhält der Vater eine<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Versorgungsleistung vom Sohn. Dieser<br />
Anspruch kann im Grundbuch abgesichert<br />
sein. Letztlich ändert sich beim<br />
Vater durch diese Gestaltung nichts,<br />
da er anstelle der Miete nunmehr die<br />
monatlich wiederkehrenden Zahlungen<br />
des Sohnes zu versteuern hat. Der Sohn,<br />
der bisher die Mietzahlung an den Vater<br />
steuerlich nicht absetzen konnte, kann<br />
die monatliche Versorgungszahlung an<br />
den Vater nunmehr steuerlich abziehen.<br />
Grunderwerbsteuerbelastungen ergeben<br />
sich aufgrund der Übertragung auf den<br />
Sohn, die notariell beurkundet werden<br />
muss, nicht; ob Schenkungsteuer anfällt,<br />
ist von den Besonderheiten des Einzelfalls<br />
abhängig.<br />
Fall 2:<br />
Die Tochter möchte eine Wohnung<br />
erwerben. Sie beabsichtigt, den Kaufpreis<br />
über eine Bank zu finanzieren,<br />
und hätte demnach Schuldzinsen an<br />
die Bank für das überlassene Kapital<br />
zu zahlen. Stattdessen „schenkt“ die<br />
Mutter, die bisher aus der Anlage ihres<br />
Vermögens bei der Bank Einkünfte aus<br />
Kapitalvermögen erzielte, der Tochter<br />
die notwendigen Gelder und erhält<br />
dafür eine monatliche Versorgungsleistung<br />
von ihr.<br />
Die Mutter, die bisher „Einkünfte<br />
aus Kapitalvermögen“ erwirtschaftete,<br />
erzielt nunmehr „sonstige Einkünfte“.<br />
Die Tochter hätte die Schuldzinsen aus<br />
ihrem versteuerten Einkommen an<br />
die Bank leisten müssen. Nun sind die<br />
Zahlungen als Sonderausgabe bei der<br />
Einkommensteuer absetzbar.<br />
Abwandlung zu Fall 2:<br />
Die Tochter hat die Wohnung bereits<br />
erworben und den Kauf über die Bank<br />
finanziert. Auch in diesem Fall kann die<br />
Volkmar Heun<br />
Finanzen/Anlagen<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
Persönlich haftender Gesellschafter<br />
der DHPG DR. HARZEM &<br />
PARTNER KG<br />
Tel.: 0 22 51 / 700 90<br />
Fax: 0 22 51 / 700 989<br />
E-Mail: Volkmar.Heun@DHPG.de<br />
URL: www.dhpg.de<br />
Partner der NEXIA<br />
Deutschland GmbH<br />
Member of NEXIA International<br />
Mutter der Tochter einen Geldbetrag<br />
zur Ablösung des Darlehens geben.<br />
Die Tochter kann, wie im Ausgangsfall,<br />
die Zahlungen an die Mutter steuerlich<br />
absetzen.<br />
Zu beachten ist, dass in den oben<br />
genannten Beispielsfällen keine Eigenheimzulage<br />
für die angeschaffte<br />
Immobilie gewährt wird, da die Kinder<br />
kein eigenes Geld aufgewendet<br />
41
Finanzen/Anlagen<br />
haben. Wenn an die Geschwister oder<br />
den Übertragenden noch einmalige<br />
„Abstandszahlungen“ (z. B. Fall 1) geleistet<br />
werden, kann – sofern alle weiteren<br />
Fördervoraussetzungen gegeben<br />
sind – eine Eigenheimzulage beantragt<br />
werden, ebenso dann, wenn die Kinder<br />
(Fall 2) einen Teil des Kaufpreises aus<br />
eigenen Mitteln oder aus einer Darlehensaufnahme<br />
finanzieren. Dabei ist zu<br />
beachten, dass die Zulage nicht ab 2006<br />
aufgehoben wird.<br />
Eine wesentliche Voraussetzung<br />
zur steuerlichen Anerkennung der<br />
Gestaltung ist, dass die Zahlungen an<br />
die Eltern aus dem Netto-Ertrag des<br />
übertragenen Vermögens erwirtschaftet<br />
werden müssen. Wenn die im ersten<br />
Fall übertragene Wohnung beim Vater<br />
zu einem monatlichen Zufluss von<br />
600,00 € führte, kann die Zahlung<br />
des Sohnes an den Vater nicht höher<br />
sein (z. B. monatliche Zahlungen von<br />
650,00 €). Ist sie höher, geht die Finanzverwaltung<br />
ansonsten von einem<br />
Kauf der Wohnung aus. Die Zahlungen<br />
an den Vater sind auf 50 Jahre zu verteilen;<br />
bei einer Selbstnutzung durch den<br />
Sohn sind die Versorgungszahlungen<br />
steuerlich nicht „absetzbar“. Steuerlich<br />
richtig gestaltet, kann aber auch ein<br />
höherer Betrag gezahlt werden, als sich<br />
aus dem Netto-Ertrag des übertragenen<br />
Vermögens erwirtschaften lässt.<br />
Fall 3:<br />
Die Eltern möchten weiterhin in der<br />
eigenen Wohnung bleiben, es stehen<br />
große Reparaturen (Heizung, Dach<br />
etc.) an. Die Kosten für die Reparaturen<br />
in der eigenen Wohnung können nicht<br />
von der Einkommensteuer abgezogen<br />
werden.<br />
Die Eltern übertragen nun im ersten<br />
Schritt die Wohnung gegen eine monatlich<br />
wiederkehrende Zahlung auf ihr<br />
Kind (wie oben dargestellt). In einem<br />
zweiten Schritt schließen Eltern und<br />
Kind einen Mietvertrag zu einem ange-<br />
42<br />
messenen Mietzins ab. Damit der Mietvertrag<br />
durch das Kind nicht gekündigt<br />
werden kann, behalten sich die Eltern,<br />
grundbuchlich gesichert, den (Sicherungs-)<br />
Nießbrauch vor. Auch wenn<br />
sich in dieser Konstellation keine losgelöste<br />
Finanzquelle für die Eltern ergibt<br />
(den steuerpflichtigen Einnahmen aus<br />
den monatlichen Zahlungen stehen die<br />
(privaten) Mietzahlungen gegenüber),<br />
kann es für das Kind zu einer Steuerersparnis<br />
kommen, da die Ausgaben<br />
für Renovierungen der Immobilie als<br />
Werbungskosten abgezogen werden<br />
können. Die monatliche Zahlung an<br />
die Eltern ist zudem als Sonderausgabe<br />
abziehbar.<br />
Vorsorgevollmacht<br />
Neben der finanziellen Vorsorge<br />
sollte auch die rechtliche Vorsorge beachtet<br />
werden. Grundlage dafür sollte<br />
eine Vorsorgevollmacht bzw. eine Betreuungsverfügung<br />
sein. Durch eine<br />
Betreuungsverfügung wird sichergestellt,<br />
dass eine Vertrauensperson zum<br />
Betreuer bestimmt wird; in der Regel<br />
wird der Betreuer auch vom Amtsgericht<br />
akzeptiert.<br />
Durch eine Vorsorgevollmacht<br />
kann der Betroffene die amtliche Betreuung<br />
vermeiden, indem er einer<br />
besonders vertrauenswürdigen Person<br />
weitgehende Vollmacht einräumt. Die<br />
Betreuungsverfügung und die Vorsorgevollmacht<br />
können getrennt voneinander,<br />
aber auch kombiniert miteinander<br />
vereinbart werden.<br />
Bei der Frage der finanziellen und<br />
rechtlichen Vorsorge handelt es sich<br />
um eine existentielle Frage, die in jedem<br />
Einzelfall einer individuellen Lösung<br />
bedarf. Selbstverständlich steht Ihnen<br />
die DHPG-Gruppe mit ihren Spezialisten<br />
in den Bereichen Wirtschaftsprüfung,<br />
Steuer- und Rechtsberatung als<br />
Ansprechpartner gern zur Verfügung.<br />
Bitte sprechen Sie uns an: „Wir beraten<br />
Sie persönlich“.<br />
Kurz und bündig<br />
Gemischt freigebige Zuwendungen<br />
an einen gemeinnützigen Verein<br />
<strong>Finanziell</strong>e Zuwendungen an<br />
einen Verein sind unentgeltliche<br />
Schenkungen, wenn sie nicht für<br />
eine Werbeleistung des Vereines<br />
hingegeben wurden. Sie sind von der<br />
Schenkungsteuer befreit, wenn die<br />
Mittel im ideellen Bereich ankommen.<br />
Werden die Gelder aber (zweckgebunden)<br />
zur Deckung der Kosten im<br />
wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe<br />
hingegeben, sind sie ertragsteuerlich<br />
als Einnahmen zu erfassen, zudem<br />
liegt aber nach Ansicht der Finanzgerichte<br />
auch eine Schenkung vor,<br />
die steuerpflichtig ist. Der für die<br />
Schenkungsteuer zuständige Senat<br />
des Bundesfinanzhofs hat nun die<br />
Möglichkeit, diese doppelte Besteuerung<br />
durch eine systemgerechte<br />
Entscheidung auszuschließen.<br />
Erfüllung öffentlich-rechtlicher<br />
Pflichtaufgaben durch gemeinnützige<br />
Körperschaften<br />
Häufig werden soziale Aufgaben<br />
der öffentlichen Hand auf gemeinnützige<br />
Körperschaften übertragen; die<br />
Vergütung erfolgt z. B. mittels Zuwendungsbescheid.<br />
Fraglich ist in diesem<br />
Zusammenhang, ob die gemeinnützige<br />
Organisation selbst noch unmittelbar<br />
und selbstlos tätig ist. Diese<br />
Frage ist derzeit Gegenstand eines<br />
Verfahrens beim Bundesfinanzhof;<br />
das Bundesfinanzministerium wurde<br />
zum Verfahrensbeitritt aufgefordert.<br />
Wir werden Sie zu dieser grundlegenden<br />
Frage selbstverständlich auf dem<br />
Laufenden halten.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong> Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong><br />
Bundesverwaltungsamt (BVA)<br />
qualifiziert 30 Verbände der<br />
<strong>BAGSO</strong> im Zuwendungsrecht<br />
nach dem Bundesaltenplan<br />
„Lachen und Lernen – durchaus kein Gegensatz“<br />
meinen Dr. Erika Neubauer und Elke Just.<br />
Wir fühlen uns dem Gemeinwohl<br />
verpflichtet.“ Das ist ein Kernsatz aus<br />
dem Leitbild des Bundesverwaltungsamtes<br />
(BVA), den es jeden Tag mit Leben<br />
zu füllen gilt.<br />
Als Zuwendungsdienstleister des<br />
Bundes hat die Abteilung II des BVA für<br />
die <strong>BAGSO</strong> eine Schulungsfolge im Zuwendungsbereich<br />
der nationalen und<br />
internationalen Seniorenpolitik gestaltet.<br />
Am 13.09.2005 wurde die Grundlagenschulung<br />
mit großem Erfolg und<br />
Nutzen für beide Seiten durchgeführt.<br />
Rege Diskussionen haben gezeigt,<br />
dass den ehrenamtlichen Teilnehmern<br />
die Darstellung verwaltungsmäßiger<br />
Abläufe und das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten<br />
sehr wichtig sind.<br />
„Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
im Zuwendungsrecht?“<br />
„Wie beantrage ich eine Zuwendung?“<br />
„Wie ist das Zusammenspiel zwischen<br />
den beteiligten Institutionen?“ „Was<br />
muss ich tun, wenn sich Positionen<br />
meines Erstantrags verändern? Welche<br />
Fehler kann ich vermeiden? “ All diese<br />
Fragen konnten im Laufe des Tages geklärt<br />
werden.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Wie immer war der Tag jedoch zu<br />
kurz. Deshalb wurden Fragen für eine<br />
Aufbauschulung im Jahr 2006 gesammelt,<br />
die insbesondere die Themenfelder<br />
Vergaberecht und Gemeinnützigkeitsrecht<br />
zum Inhalt haben soll. So trägt das<br />
BVA dazu bei, die Ideen des „aktivierenden<br />
Staates“ umzusetzen: Bürgerinnen<br />
und Bürger werden in ihrem Ehrenamt<br />
qualifiziert und helfen ihrerseits administrative<br />
Abläufe zu verbessern.<br />
Elke Just, Referatsleiterin im BVA<br />
Meinolf Sprink , Sachbearbeiter im BVA<br />
Die <strong>BAGSO</strong> dankt Frau Just und Herrn<br />
Sprink für ihr großes Engagement!<br />
<strong>BAGSO</strong>-Publikationen:<br />
„Fakten und Felder der freien<br />
Seniorenarbeit – Ältere Menschen<br />
in Deutschland“<br />
Wie ist die Lebenssituation älterer<br />
Menschen in Deutschland? Welche<br />
Bedeutung haben sie als Verbraucher?<br />
Wie ist es um die Solidarität der Generationen<br />
bestellt? Wie verbringen Seniorinnen<br />
und Senioren ihre freie Zeit? Wo<br />
engagieren sie sich ehrenamtlich? Wer<br />
vertritt ihre Interessen? Was leisten die<br />
Senioren-Organisationen, die sich zur<br />
<strong>BAGSO</strong> zusammengeschlossen haben?<br />
All diese und weitere Fragen zum<br />
Themenfeld „Ältere Menschen in<br />
Deutschland“ beantwortet das als<br />
<strong>BAGSO</strong>-Publikation Nr. 14 in einer<br />
aktualisierten Neuauflage erschienene<br />
Handbuch, von dem seit seinem Erscheinen<br />
im September bereits 3.500<br />
Exemplare versendet wurden!<br />
Es ist eine Fundgrube für alle Älteren,<br />
die sich über spezielle Angebote<br />
informieren möchten, aber auch für Interessierte<br />
aus Behörden, Verbänden und<br />
Vereinen, der Wirtschaft und der Presse.<br />
Mit den „Fakten und Feldern“ steht<br />
ein übersichtlich aufbereitetes, griffiges<br />
Zahlenmaterial zur Verfügung, das aus<br />
verschiedenen Statistiken und Erhebungen<br />
sowie Forschungsberichten zusammengetragen<br />
wurde. Zum Teil musste<br />
hier detektivisch vorgegangen werden,<br />
da bei der Erhebung von Daten häufig<br />
noch „übersehen“ wird, ältere Geburtsjahrgänge<br />
gesondert auszuweisen.<br />
Der Praxisbezug zur Seniorenarbeit<br />
ist dadurch gegeben, dass zu jedem<br />
Themenbereich die Aktivitäten, Projekte<br />
und Veröffentlichungen der <strong>BAGSO</strong>-<br />
Verbände aufgeführt sind, die sich in<br />
diesem Feld engagieren.<br />
Aus dem Inhaltsverzeichnis:<br />
1. Daten zum demografischen Wandel<br />
2. Verbesserung der Lebenslage älterer<br />
Menschen<br />
3. Stärkung der Verbraucherinteressen<br />
älterer Menschen: Konsum – Werbung<br />
– Reisen – Ältere Verkehrsteilnehmer<br />
– Wohnen<br />
4. Gesundheit erhalten und Prävention<br />
fördern: Psychisches Wohlbefinden und<br />
43
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Selbstständigkeit – Ernährung – Gesundheitsvorsorge<br />
und Rehabilitation<br />
5. Solidarität der Generationen: Familiale<br />
Hilfeleistungen – Pflegesituation<br />
6. Aktive Lebensgestaltung: Bildung<br />
und Freizeit – Beteiligung am politischen<br />
Leben – Bürgerschaftliches Engagement<br />
– Kirchliche Altenarbeit<br />
7. Seniorenpolitik im Europäischen<br />
Kontext<br />
Das 300 Seiten umfassende Handbuch<br />
ist gegen Erstattung der Versandkosten<br />
in Form einer beigefügten<br />
1,44 - € - Briefmarke bei der <strong>BAGSO</strong> zu<br />
beziehen.<br />
Seniorenverbände im Modernisierungsprozess<br />
– ein Praxishandbuch<br />
Seniorenverbände für die Herausforderungen<br />
der heutigen Gesellschaft<br />
fit zu machen und ihnen die für<br />
die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen<br />
Hilfen an die Hand zu geben,<br />
war das Ziel der sechs Seminare, die<br />
2003 und 2004 mit Unterstützung des<br />
Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend durchgeführt<br />
wurden.<br />
Alle, die es bedauert haben, dass<br />
sie nicht teilnehmen konnten, können<br />
die in den Seminaren erprobten Materialien<br />
jetzt „schwarz auf weiß getrost<br />
nach Hause tragen“: Anfang 2006 erscheint<br />
das Praxishandbuch, das es den<br />
Nutzern ermöglicht, vor Ort in eigener<br />
Regie einen themengeleiteten Erfahrungsaustausch<br />
und die Qualifizierung<br />
von ehren- und hauptamtlichen Führungskräften<br />
durchzuführen.<br />
Das Praxishandbuch wird sechs Hefte<br />
umfassen<br />
Heft A Grundlagen verstehen<br />
Heft B Profil zeigen!<br />
Heft C Erfolgreich kommunizieren<br />
Heft D Management optimieren<br />
44<br />
Heft E Finanzen sichern<br />
Heft F Neue Technologien anwenden<br />
Bitte bestellen Sie das Handbuch<br />
bei der <strong>BAGSO</strong>, Eifelstr. 9, 53119 Bonn<br />
oder per Mail: siebertz@bagso.de, per<br />
Fax 02 28 / 24 99 93 20 oder auf der<br />
www.bagso.de/publikationen unter Angabe<br />
der Lieferadresse.<br />
Bestellung / Versandabwicklung<br />
Das ca. 800 Seiten umfassende Praxishandbuch<br />
inklusiv einer CD wird kostenlos abgegeben,<br />
über die Versandkosten (für ein Handbuch<br />
mit sechs Heften ca. 7, 00 €) erhalten<br />
Sie eine Rechnung. Sollten Sie nur Interesse<br />
an der CD-Version haben, so senden Sie bitte<br />
eine 1,44 - € - Briefmarke an die <strong>BAGSO</strong>.<br />
„Wir brauchen ein neues<br />
Leitbild des Alters“<br />
<strong>BAGSO</strong>-Fachtagung über die Empfehlungen<br />
des 5. Altenberichts<br />
Mehr als 150 Fachleute trafen sich in<br />
Bonn zu der Fachtagung „Potenziale des<br />
Alters“, die sich mit zentralen Positionen<br />
des Fünften Altenberichts der Bundesregierung<br />
und deren Umsetzung befasste.<br />
Neben Kommissionsmitgliedern<br />
waren Vertreterinnen und Vertreter von<br />
Ministerien, aus der Wissenschaft und<br />
aus Senioren-Organisationen, darunter<br />
zahlreiche <strong>BAGSO</strong>-Verbände, vertreten.<br />
Während in der Öffentlichkeit<br />
noch meist über die Schwächen des<br />
Alters gesprochen wird, werden im<br />
Fünften Altenbericht die Stärken dieser<br />
Altersgruppe hervorgehoben. „Das Tagungsthema<br />
passt in die politische und<br />
demografische Umbruchsituation unseres<br />
Landes“, sagte <strong>BAGSO</strong>-Vorsitzende<br />
Roswitha Verhülsdonk zur Begrüßung.<br />
„Wir brauchen ein neues Leitbild des<br />
Alters“.<br />
Es ging um drei Themenfelder:<br />
1. Arbeit und berufliche Bildung<br />
2. Bildung im Alter – Bildung für<br />
das Alter<br />
3. Ehrenamt und Partizipation<br />
Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong><br />
Die Referenten zum ersten Thema<br />
sahen einen hohen Änderungsbedarf<br />
in der Arbeitswelt. Das Bedürfnis, etwas<br />
zu leisten, sei an kein Lebensalter<br />
gebunden, führte Prof. Dr. Gerhard<br />
Naegele von der Universität Dortmund<br />
aus. Auch Arbeitgeber müssten sich auf<br />
eine veränderte Altersstruktur einstellen<br />
und erkennen, dass altersmäßig gemischte<br />
Arbeitsteams – wie es sich bereits<br />
gezeigt hat – die besten Ergebnisse<br />
bringen. Die Kommission empfiehlt<br />
eine gerechtere Belastungsverteilung<br />
und eine bessere Nutzung des Wissens-<br />
und Erfahrungsschatzes der Älteren.<br />
Im zweiten Themenfeld wurden<br />
u. a. bereits praktizierte Bildungskonzepte<br />
vorgestellt: Ute Blessing-Kapelke,<br />
Referentin für Seniorensport im<br />
Deutschen Sportbund, berichtete von<br />
den drei Millionen Mitgliedern, die<br />
über 60 Jahre sind und sich nicht nur<br />
generationenübergreifend in Vereinen<br />
zusammen finden, sondern sich auch<br />
zu ehrenamtlicher Teamarbeit qualifizieren<br />
lassen. Isolde Niehüser von<br />
der Katholischen Frauengemeinschaft<br />
stellte das Konzept ihres Verbandes vor,<br />
das auf lebenslanges Lernen angelegt ist<br />
und durch Angebote des praktischen<br />
Lernens auch Frauen mit einfacher Bildung<br />
erreicht.<br />
Im Themenfeld 3 wurde gesellschaftliche<br />
Mitscheidung der Älteren<br />
und Mitwirkung an Gesetzen, die sie<br />
selbst betreffen, gefordert. Dieser Komplex<br />
komme im Altenbericht zu kurz.<br />
In der Diskussion wurden gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches<br />
Engagement gefordert. „Die<br />
<strong>BAGSO</strong> trägt die Empfehlungen der<br />
Experten mit“, sagte die <strong>BAGSO</strong>-Vorsitzende<br />
zum Abschluss, „ jedoch denken<br />
die Mitgliedsverbände bereits weiter als<br />
die Experten“.<br />
Rosmarie Hennigs<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Der Förderverein informiert<br />
Der Förderverein informiert<br />
Dr. Barbara Keck sprach mit Maud<br />
Pagel, bei der Telekom weltweit zuständig<br />
für den Bereich Diversity.<br />
Die Deutsche Telekom hat auf<br />
der Internationalen Funkausstellung<br />
(IFA) interessante innovative Produkte<br />
präsentiert. Sind diese auch seniorenfreundlich<br />
und insbesondere für die Generation<br />
50plus interessant?<br />
Selbstverständlich, z. B. das Dual<br />
Phone, ein mobiles Gerät, das sowohl<br />
im Festnetz als auch im Mobilfunknetz<br />
eingesetzt werden kann. Die ältere Generation<br />
geht nicht auf Technikdistanz,<br />
wie weitläufig angenommen wird, denn<br />
66 % der Haushalte sind mit einem PC<br />
eingerichtet, 34 % surfen regelmäßig im<br />
Internet, 76 % haben ein schnurloses<br />
Telefon und 34 % finden SMS sehr interessant.<br />
Diese technische Aufgeschlossenheit<br />
hat sich in den letzten Jahren<br />
im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung<br />
deutlich beschleunigt.<br />
Im Rahmen unserer Innovationsoffensive<br />
werden wir mit extrem schnellen<br />
Breitbandanschlüssen zunächst 50<br />
Städte versorgen, die das Telefonieren,<br />
Internet und Fernsehprogramme über<br />
eine Leitung möglich machen. Mittelfristig<br />
werden über Breitbandanschlüsse<br />
Leistungen gerade für Seniorinnen und<br />
Senioren nutzbar sein, wie der persönliche<br />
Gesundheitscheck, die häusliche<br />
und persönliche Sicherheit und ein Auftragsservice<br />
für die täglichen Probleme.<br />
Welchen Schwerpunkt setzt die Deutsche<br />
Telekom – unabhängig von den<br />
innovativen Angeboten – für die Generation<br />
50plus im nächsten Jahr? Haben Sie<br />
neue und spannende Projekte?<br />
Ein Schwerpunkt ist der barrierefreie<br />
Zugang zum Internet. Wir verstehen<br />
darunter, dass wir unseren älteren<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Dr. Barbara Keck im Gesprach mit Maud Pagel, rechts im Bild.<br />
Kundinnen und Kunden einen rundum<br />
sorglosen und leichten Internetzugang<br />
anbieten. Dazu gehören: Ein PC oder<br />
Notebook, der Installationsservice zu<br />
Hause, der optimale Anschluss, ein<br />
günstiger Tarif und ein zusätzliches<br />
Schulungsangebot.<br />
Ganz wichtig ist der Service vor Ort,<br />
denn hier stellt unser Servicemitarbeiter<br />
den Internetzugang in der Wohnung her<br />
und gibt eine umfassende Einweisung.<br />
Aber auch für die Internetnutzer bieten<br />
wir schnelle Hilfe, wenn PC, Software<br />
oder der Anschluss Probleme bereiten<br />
sollten. Hier wird unser besonderer<br />
Service zum Tragen kommen.<br />
Der Informationsbedarf über das<br />
Internet ist sehr groß. Daher werden<br />
wir auch 2006 bundesweit Informationsveranstaltungen<br />
anbieten und dabei<br />
von vielen Partnern unterstützt.<br />
Die Deutsche Telekom ist ein deutlich<br />
technisch geprägtes Unternehmen. Wie<br />
spricht es den älteren Kundenkreis an?<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Technik und Zielgruppenansprache<br />
sind doch kein Widerspruch, sondern<br />
bedingen sich gegenseitig. Produkte und<br />
der damit zu erzielende Kundenvorteil<br />
(Nutzen) müssen einfach und klar<br />
vermittelt werden. Bei der Produktgestaltung<br />
werden wir die einfach zu verstehende<br />
„Ordnung“ bei Geräten und<br />
Nummern kommunizieren. Mit einem<br />
rund-um-sorglos-Service – die Deutsche<br />
Telekom hat den Vorteil „Alles aus einer<br />
Hand“ anbieten zu können – wollen<br />
wir die Wünsche vor allem der älteren<br />
Verbraucher nach Übersichtlichkeit und<br />
Vereinfachung noch besser treffen.<br />
Sie unterstützen den Deutschen Seniorentag:<br />
Was erwarten Sie von dieser<br />
Veranstaltung?<br />
Wir hoffen, nachhaltig einen Beitrag<br />
zur Verringerung der digitalen Spaltung<br />
zu leisten. Das heißt, wir wollen deutlich<br />
machen, dass Alter überhaupt kein<br />
Hinderungsgrund für die Nutzung der<br />
modernen Technik ist.<br />
45
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Neue Medien zum Beispiel helfen<br />
die Lebensqualität im Alltag zu verbessern.<br />
Ein gleichberechtigter Dialog<br />
zwischen den Generationen ist in und<br />
mit der Familie weltweit möglich. Ehrenamtliche<br />
Arbeit wird gefördert und<br />
Technik dient dem Wohlbefinden gerade<br />
der Generation 50 plus.<br />
Ein breit angelegter Dialog der<br />
Wirtschaft u. a. mit Ihren Verbänden,<br />
eröffnet die Möglichkeit, dass sich<br />
Unternehmen noch schneller auf den<br />
demografischen Wandel einstellen<br />
können.<br />
Was erwarten Sie von der <strong>BAGSO</strong> als<br />
Lobby der Älteren?<br />
Als größte Seniorenorganisation hat<br />
die <strong>BAGSO</strong> eine besondere Bedeutung.<br />
Wir sehen sie als Mittler z. B. zwischen<br />
der Deutschen Telekom und den in<br />
ihren Verbänden organisierten Kundinnen<br />
und Kunden. Aber auch als Organisator<br />
und Innovationsgeber, also als gestaltende<br />
Kraft, um im demografischen<br />
Wandel nachhaltige Veränderungen<br />
und Verbesserungen durchzusetzen.<br />
Was möchten Sie persönlich unbedingt<br />
in Ihrem (Un-)Ruhestand verwirklichen?<br />
Hoffentlich genau so unruhig wie<br />
jetzt zu sein. Meine Aufgeschlossenheit<br />
für Neues zu bewahren. Dies gilt insbesondere<br />
für neue Technologien, die<br />
ich anwenden kann, um weltweit teilzuhaben<br />
an der Gesellschaft, an meiner<br />
Familie und auch – wenn erforderlich<br />
– als Hilfe und Unterstützung.<br />
Neues Mitglied im Förderverein<br />
der <strong>BAGSO</strong>:<br />
DeutscheSenior ®<br />
Dr. Barbara Keck sprach mit Jörg<br />
Schrod und Reinhard M. Skudlik, den<br />
beiden Geschäftsführern der Deutsche-<br />
Senior®.<br />
46<br />
Aus einer gemeinsamen Projektarbeit<br />
mit Ihnen weiß ich, dass Sie sich<br />
persönlich bereits seit Jahren im Bereich<br />
der Alterssicherung für ältere Erwachsene<br />
engagieren. Nun haben Sie 2004 die<br />
DeutscheSenior GmbH gegründet. Wie<br />
kam es dazu?<br />
Ja, tatsächlich, die DeutscheSenior<br />
entstand im Zusammenspiel des Wissens<br />
und der Erfahrungen von Hochschulen,<br />
Interviews mit Ministerien,<br />
Institutionen, Wirtschaftsunternehmen<br />
und den intensiven Kontakten mit den<br />
Seniorenorganisationen. Die jüngste<br />
Herbst-Befragung der Deutsche Senior<br />
bei Männern und Frauen im Lebensalter<br />
zwischen 58 und 65 Jahren bestätigte<br />
es wieder: Mehr als 90 % der älteren<br />
Erwachsenen, die aus dem aktiven<br />
Berufsleben aussteigen, gehen ohne Ruhestandsplanung<br />
in die 3. Lebensphase.<br />
Bislang hatte man die Meilensteine des<br />
Lebens wie Schule, Studium, Beruf,<br />
Familie, Hausbau, Hobby minutiös geplant.<br />
Und in den Ruhestand geht man<br />
nun relativ blauäugig. Hier, im Aufbrechen<br />
eines vermeintlichen Tabus, setzt<br />
das Engagement der DeutscheSenior<br />
an. Dabei verstehen wir uns als fachkundige<br />
Gesprächspartner für ältere<br />
Erwachsene und deren Angehörige, die<br />
sich aktiv mit der Planung, Ausgestaltung<br />
und Absicherung des Ruhestands<br />
beschäftigen möchten.<br />
Weshalb ist eine Ruhestandsplanung<br />
so wichtig? Welche Vorteile haben Senioren<br />
davon?<br />
Im Kern geht es darum, die richtigen<br />
Weichenstellungen für die kommenden<br />
20, 25, 30 oder mehr Lebensjahre vorzunehmen<br />
bzw. den heutigen Stand<br />
nochmals kritisch zu hinterfragen. Die<br />
Erfahrung lehrt leider, dass aus Unkenntnis<br />
wichtige Dinge einfach übersehen<br />
werden. Derartige Fehler sind im<br />
3. Lebensabschnitt nicht mehr reparabel<br />
und können sogar die Vermögenswerte<br />
vorzeitig aufzehren! Eine der größten<br />
Der Förderverein informiert<br />
finanziellen Bedrohungen im Alter<br />
stellt die Inflation dar. Die Rente, die<br />
Pension oder sonstige Einkünfte steigen<br />
nur noch gering, falls überhaupt, aber<br />
die Lebenshaltungskosten steigen stetig!<br />
Der Zeitpunkt einer Unterdeckung des<br />
Einkommens ist absehbar, zumal für<br />
einen Seniorenhaushalt eine wesentlich<br />
höhere Inflationsrate gilt als die durchschnittliche<br />
über alle Haushalte hinweg.<br />
Der Warenkorb für ältere Personen ist<br />
anders zusammengesetzt als der Warenkorb,<br />
nach dem die durchschnittliche<br />
Preissteigerung berechnet wird. Hier,<br />
im Rahmen der Ruhestandsoptimierung,<br />
informiert die DeutscheSenior<br />
über konkrete Einsparungsmöglichkeiten<br />
in den Bereichen Gesundheit,<br />
Finanzen, Lebensabsicherung, Reisen,<br />
Telekommunikation und vieles mehr.<br />
Kann jeder eine Ruhestandsplanung<br />
buchen und was kostet diese?<br />
Im Prinzip ja, vorausgesetzt ein<br />
DeutscheSenior Ruhestandsplaner ist in<br />
der Region angesiedelt. Eine Einzelberatung<br />
kostet dann 50 € pro Haushalt.<br />
Alternativ dazu bieten wir bundesweit<br />
regionalen Senioreninitiativen und<br />
-einrichtungen die Möglichkeit, gemeinsam<br />
Seminare oder Informationsabende<br />
rund um die Ruhestandsplanung<br />
auszurichten. Dies dann natürlich<br />
zu reduzierten Preisen.<br />
Termine können Interessierte entweder<br />
telefonisch unter:<br />
01805 - 60 75 90 (12ct/Min im Festnetz<br />
der Deutschen Telekom) oder über<br />
www.DeutscheSenior.de vereinbaren.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />
Veränderungen in<br />
den Verbänden<br />
BIVA e.V.<br />
Personelle Erweiterung der BIVA-<br />
Geschäftsstelle<br />
Seit 1. September haben wir Verstärkung<br />
in unserer Geschäftsstelle: Guido<br />
Steinke wird uns dabei unterstützen,<br />
einen bundesweiten Informations- und<br />
Beratungsdienst aufzubauen. Diese personelle<br />
Erweiterung unserer Geschäftsstelle<br />
und die inhaltliche Verbreiterung<br />
unseres Leistungsangebots waren dank<br />
der finanziellen Unterstützung durch<br />
das Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend möglich.<br />
Guido Steinke ist Rechtsanwalt und<br />
bringt Erfahrungen aus der Verbraucherberatung<br />
mit, sodass die notwendige<br />
Fachlichkeit in Information und<br />
Beratung sichergestellt ist. Die Erkenntnisse<br />
aus dem bundesweiten Beratungsdienst<br />
werden auch dazu beitragen,<br />
unsere Lobby-Arbeit bei Gesetzgeber<br />
und Behörden zielgerichteter einsetzen<br />
zu können. Sie werden uns aber auch<br />
helfen, in Gesprächen mit den Leistungsanbietern<br />
konkret auf die jeweiligen<br />
Problemlagen hinzuweisen, denen<br />
ältere Menschen oder ihre Angehörigen<br />
im täglichen Leben gegenüber stehen.<br />
Bundesforum Katholische<br />
Seniorenarbeit<br />
Neuer Vorstand<br />
Bei der Vorstellung des neuen Vor-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
stands in den letzten <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
wurde versehentlich Rita Schmidt-<br />
Wahl als stellvertretende Vorsitzende<br />
neben Dr. Philipp Schwarz nicht benannt.<br />
Wir bitten um Nachsicht!<br />
ZWAR Zwischen Arbeit und<br />
Ruhestand<br />
Zum neuen 1. Vorsitzenden des<br />
Trägervereins ZWAR e.V. wurde am 28.<br />
11. 2005 Bodo Champignon gewählt. Er<br />
war bis zur Landtagswahl im Mai dieses<br />
Jahres Abgeordneter im nordrheinwestfälischen<br />
Landtag, ist Vorsitzender<br />
des AWO-Bezirksverbandes Westliches<br />
Westfalen und stellvertretender Vorsitzender<br />
des AWO-Bundesverbandes.<br />
Gleichzeitig wurde die langjährige erste<br />
Vorsitzende Brunhilde Deubel verabschiedet;<br />
sie hat in den letzten Jahren den<br />
ZWAR-Verein und die Kolleginnen und<br />
Kollegen der ZWAR-Zentralstelle NRW<br />
sehr engagiert geleitet und begleitet.<br />
Projekte und Vorhaben<br />
der Verbände<br />
Deutscher Sportbund<br />
Die neuen Alten – aktiv, selbstbewusst<br />
und flexibel<br />
Abschlusstagung des DSB-Projektes<br />
„richtig fit ab 50“ in Berlin<br />
Die Alten sind jünger geworden und<br />
sie fühlen sich auch so, das war der einheitliche<br />
Tenor auf der Abschlusstagung<br />
des DSB-Projektes „richtig fit ab 50“ im<br />
September in Berlin.<br />
Außerdem verfügen sie über große<br />
Ressourcen und Potenziale, die unverzichtbar<br />
für unsere Gesellschaft sind, so<br />
der DSB-Präsident Manfred von Richthofen.<br />
Er verwies auf die „absurde Arbeitsmarktentwicklung“:<br />
Noch nie gab<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
es so viele gesunde und leistungsfähige<br />
60-Jährige, doch die Arbeitsmarktlage<br />
der über 55-Jährigen sei verheerend.<br />
Eine Chance für Familien und Vereine.<br />
„Die meisten Älteren wollen sich nicht<br />
in den Ruhestand verabschieden, sondern<br />
ihre Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
in die Gesellschaft einbringen“, sagte<br />
von Richthofen.<br />
Sport und Bewegung spielen bei<br />
diesen neuen Alten eine wichtige Rolle:<br />
86 % der 50plus Generation halten<br />
körperliche Fitness für einen wichtigen<br />
Wert. Für die Sportvereine sind sie eine<br />
neue Herausforderung wegen ihrer<br />
rasant wachsenden Anzahl und ihrer<br />
vielfältigen, teilweise sehr unterschiedlichen<br />
Wünsche und Ansprüche, denn<br />
keine Zielgruppe ist so heterogen wie<br />
die der Menschen zwischen 50 und<br />
100 Jahren. „Das Modellprojekt ist ein<br />
wichtiger Anstoß zur Modernisierung<br />
der Angebots- und Arbeitsstruktur<br />
der Vereine“, stellte Peter Ruhenstroth-<br />
Bauer, Staatssekretär des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend fest. Das Ministerium<br />
förderte das Projekt, weil viele Menschen<br />
den Sprung in ein sportlicheres,<br />
aktiveres Leben nicht schafften.<br />
Dies ist allen fünf Teilprojekten gelungen,<br />
denn die angestrebten Ziele wurden<br />
teilweise um das Doppelte überschritten:<br />
Es wurden mehr Gruppen<br />
als geplant gegründet und mehr Teilnehmer<br />
erreicht. Auch die im Rahmen<br />
des Projektes aufgebaute Internetseite<br />
www.richtigfit-ab50.de kann auf überaus<br />
hohe Nutzerzahlen verweisen.<br />
All dies zeigt den hohen Bedarf an<br />
Bewegung bei Älteren, besonders bei<br />
denjenigen, die bisher keinen Sport<br />
oder lange keinen Sport mehr betrieben<br />
haben. Der Eintritt in bestehende<br />
Sportgruppen stellt auf Grund der Leistungsunterschiede<br />
für die Neu- oder<br />
Wiedereinsteiger eine hohe Barriere<br />
dar, deshalb sollten für diese Zielgruppen<br />
neue Gruppen gebildet werden.<br />
47
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Die Ergebnisse des Projektes sind<br />
sehr vielfältig und interessant:<br />
� Im Bayerischen LSV wurde ver-<br />
sucht, junge Ältere in Kooperation<br />
mit Partnern aus dem Gesundheits-<br />
wesen zu aktivieren.<br />
� Im LSB Berlin wurden neue<br />
wohnortnahe Bewegungsräume<br />
erschlossen.<br />
� Ein kombiniertes Programm aus<br />
Information, Wellness und<br />
Fitnessbot der LSV Schleswig-<br />
Holstein an.<br />
� Der LSB Thüringen versuchte,<br />
Männer für das Sporttreiben in<br />
Spielsportarten zu gewinnen.<br />
� Der LSB Nordrhein-Westfalen<br />
entwickelte offene Bewegungstreffs<br />
für Ältere.<br />
Die ausführlichen Ergebnisse der<br />
Projekte und der Tagung sind im Internet<br />
unter www.richtigfit-ab50.de<br />
veröffentlicht.<br />
Jens Gieseler<br />
Fachausschuss Haushaltstechnik<br />
der dgh e.V.<br />
Bericht über die erste VISP-Befragung<br />
erschienen<br />
Das VISP-Projekt, vom Bundesministerium<br />
für Verbraucherschutz, Ernährung<br />
und Landwirtschaft gefördert,<br />
startete im April 2005. VISP bedeutet:<br />
Verbesserung der Information über<br />
seniorengerechte technische Produkte<br />
im Haushalt. Es handelt sich um ein<br />
Kooperationsprojekt der <strong>BAGSO</strong> mit<br />
dem Fachausschuss Haushaltstechnik<br />
der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft<br />
und dem Verbraucherrat<br />
des Deutschen Instituts für Normung<br />
(DIN), der sich für die Einarbeitung<br />
der Bedürfnisse Älterer in die Produktnormen<br />
einsetzt. Die Federführung<br />
liegt beim ihoe, Institut für Haushalts-<br />
48<br />
technik und Ökotrophologie, Elvira Dr.<br />
Baier.<br />
Der erste der drei Teile Projektes ist<br />
abgeschlossen. Der Bericht über die Befragung<br />
zu Telefon, Handy, Video-/DVD-<br />
Rekorder, Stereoanlage, Dosenöffner und<br />
Korkenzieher, an der sich dankenswerterweise<br />
viele <strong>BAGSO</strong>-Mitglieder direkt<br />
oder indirekt beteiligt haben, ist als<br />
pdf-Datei auch auf der Internetseite der<br />
<strong>BAGSO</strong> bereitgestellt: „Erhebung der<br />
spezifischen Probleme und Wünsche<br />
der Seniorinnen und Senioren zu ausgewählten<br />
technischen Produkten“.<br />
In früheren <strong>BAGSO</strong>-Kooperationsprojekten<br />
hatte sich herausgestellt, dass<br />
die genannten Produkte im Haushaltsalltag<br />
die größten Schwierigkeiten bereiten.<br />
In dem Bericht kann nun nachgelesen<br />
werden, worin genau diese Schwierigkeiten<br />
bestehen und wie verbreitet sie sind.<br />
Auch auf die Frage „Was wünsche ich<br />
mir von einem Gerät?“ gibt der Bericht<br />
Antwort. Wunsch-Ranglisten zeigen, wie<br />
dringlich einzelne Wünsche von den Befragten<br />
eingeschätzt werden.<br />
In der nächsten Zeit wird an dieser<br />
Stelle immer wieder über ausgewählte<br />
Ergebnisse berichtet.<br />
Studenten engagieren sich für Leichtbedien-Produkte<br />
An den Fachhochschulen Weihenstephan-Triesdorf<br />
und Mönchengladbach<br />
haben sich mit Beginn des Wintersemesters<br />
2005/6 Studentengruppen aus den<br />
dortigen Studiengängen Ernährungs-<br />
und Versorgungsmanagement bzw.<br />
Oecotrophologie bereit gefunden, an<br />
der Erarbeitung einer neuen Verbraucherbroschüre<br />
über leicht bedienbare<br />
Produkte mitzuwirken. Sie erarbeiten<br />
Checklisten für die sieben Produkte des<br />
vom BMVEL geförderten VISP-Projektes<br />
und werden ihre Ergebnisse schon<br />
im Dezember dem AK Barrierefreie<br />
Hausgeräte und Küchen präsentieren.<br />
Kontakt: elvira.baier@ihoe.de<br />
Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />
AK Barrierefreie Hausgeräte und<br />
Küchen des FA HT<br />
Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
für Erwachsenenbildung<br />
Geschmack finden am Leben …<br />
Vorweihnachtliche Senioren-Akademie<br />
im Katholisch-Sozialen Institut der<br />
Erzdiözese Köln (KSI) vom 19. bis 21.<br />
Dezember 2005.<br />
Möchten Sie neue, interessante Impulse<br />
erfahren? Möchten Sie die stillen<br />
Tage vor Weihnachten in Gemeinschaft<br />
verbringen? Möchten Sie sich ohne<br />
vorweihnachtliche Hektik auf das Fest<br />
vorbereiten? Wir laden Sie ein, die vorweihnachtlichen<br />
Tage in freundlicher<br />
Atmosphäre zu erleben.<br />
Ihr Teilnehmerbeitrag: 175 €. Programm<br />
erhalten und Anmeldungen<br />
richten Sie bitte an:<br />
KSI, Walter Boscheinen<br />
Selhofer Str.11, 53604 Bad Honnef<br />
Tel.: 0 22 24 / 95 51 25<br />
Mail: boscheinen@ksi.de<br />
Katholische Frauengemeinschaft<br />
Deutschlands kfd<br />
Vielfalt der Lebensformen von Frauen:<br />
Der Diskussionsprozess ist beendet,<br />
die Arbeit geht weiter<br />
Mit Vereinbarungen zur Weiterarbeit<br />
hat die Katholische Frauengemeinschaft<br />
Deutschlands (kfd) am 15. 10. den im<br />
Jahr 2002 gestarteten Diskussionsprozess<br />
um die „Vielfalt der Lebensformen<br />
von Frauen“ offiziell abgeschlossen.<br />
Dazu betonte die Bundesvorsitzende<br />
Magdalena Bogner: „Wir setzen keinen<br />
Schlusspunkt, denn es geht weiter. Die<br />
Vielfalt der Lebens- und Familienformen<br />
in Gesellschaft und Kirche, mit all<br />
ihren Fragen und Widersprüchen, bleibt<br />
für die kfd Chance und Herausforderung<br />
zugleich.“<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Projekte <strong>BAGSO</strong>-Verbände<br />
In einer Talkrunde unter dem Thema<br />
„Räume öffnen, schützen, gestalten“<br />
stellte die familienpolitische Sprecherin<br />
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken,<br />
Christa Licharz-Lichtenthäler,<br />
heraus, in dem Prozess sei es gelungen,<br />
dass sich unterschiedliche Frauen bis<br />
zur Basis unvoreingenommen begegnet<br />
seien. Auf diese Weise sei möglicherweise<br />
mehr bewirkt worden als durch ein<br />
Papier. Für die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
betonte deren Pressesprecherin Ursula<br />
Lenz, die hohe Beteiligung älterer<br />
Frauen an dem Diskussionsprozess sei<br />
beeindruckend. Es sei wichtig, dass die<br />
kfd Heimat sein wolle für alle Frauen,<br />
unabhängig von ihrer Lebensform und<br />
-realität. Der Pastoraltheologe Dr. Manfred<br />
Belok wünschte der kfd, sie möge<br />
weiter das Klima für das Bewusstsein<br />
schärfen: „Wir alle sind Kirche“.<br />
Weitere Informationen<br />
kfd - Bundesverband e. V.<br />
Brigitte Vielhaus<br />
Prinz-Georg-Str. 44<br />
40477 Düsseldorf<br />
Volkssolidarität<br />
Seit 60 Jahren: Solidarisch miteinander<br />
- aktiv füreinander<br />
Die Volkssolidarität wurde im Oktober<br />
1945 im Osten Deutschlands von<br />
Parteien, Gewerkschaften und Kirchen<br />
gegründet, um die schwere soziale Not,<br />
Leid und Elend nach dem Ende des<br />
Krieges zu lindern. Der Verband hat<br />
eine lange Tradition des sozialen Engagements<br />
für ältere Menschen, chronisch<br />
Kranke, Pflegebedürftige, sozial Benachteiligte<br />
und – in den letzten Jahren<br />
zunehmend – für Kinder und Jugendliche.<br />
Ihr heutiges Wirken als Sozial- und<br />
Wohlfahrtsverband gründet sich auf drei<br />
wesentliche Säulen:<br />
1. auf den Mitgliederverband mit einem<br />
vielgestaltigen Vereinsleben in den<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
Orts-, Interessen- und Selbsthilfegruppen,<br />
getragen von einem ausgeprägten<br />
freiwilligem sozialen Engagement vieler<br />
Mitglieder und Mitarbeiter,<br />
2. auf die sozialen Dienste und Einrichtungen,<br />
3. auf die sozial-politische Interessenvertretung<br />
für Mitglieder und Freunde<br />
des Verbandes.<br />
Zahlen und Fakten zur Volkssolidarität<br />
im Jahr 2004<br />
� Mit ca. 360.000 Mitgliedern in<br />
4.616 Mitglieder- bzw. Orts-<br />
gruppen und ihren 14.250 haupt-<br />
amtlichen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern gehört die Volks-<br />
solidarität zu den großen Sozial-<br />
und Wohlfahrtsverbänden der<br />
Bundesrepublik.<br />
� Mehr als 33.000 ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter leisten jährlich mit ca.<br />
5,9 Millionen Stunden eine soziale<br />
Wertschöpfung von jährlich rund<br />
45,6 Millionen € für das Gemein-<br />
wesen.<br />
� In den 617 Freizeit- und Begeg-<br />
nungsstätten wurden 113.559<br />
Veranstaltungen mit über 2,2<br />
Millionen Besuchern durch-<br />
geführt. Die „Reisen unter dem<br />
Dach der Volkssolidarität“ zählten<br />
460.850 Gäste.<br />
� 147 ambulante sozial-pflegerische<br />
Dienste und mobile Hilfsdienste<br />
sowie 35 Einrichtungen der Tagespflege<br />
und 44 der stationären<br />
Pflege und Altenhilfe sichern<br />
für annähernd 25.000 Menschen<br />
im Monat eine stabile und<br />
qualitätsgerechte sozial-pflegerische<br />
Betreuung.<br />
� Die Volkssolidarität ist Träger von<br />
365 Kindertagesstätten mit über<br />
34.000 Plätzen. Hinzu kommen 13<br />
Kinder- und Jugendheime sowie<br />
die offene Jugendarbeit, die in 64<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Freizeit- und Erholungseinrichtun-<br />
gen realisiert wird.<br />
� Mit 6.542 Wohnungen im Osten<br />
Deutschlands hat die Volkssoli-<br />
darität eine führende Position beim<br />
„Wohnen im Alter“.<br />
� Sozialpolitische Dokumente: Senio-<br />
renpolitische Standpunkte; Eck-<br />
punkte zur Reform der Pflegever-<br />
sicherung; Eckpunkte für ein So-<br />
ziales Infrastrukturprogramm für<br />
die neuen Bundesländer; Positio-<br />
nen für die Einführung einer Bür-<br />
gerversicherung.<br />
Präsident der Volkssolidarität ist<br />
Prof. Dr. Gunnar Winkler, der Bundesgeschäftsführer<br />
Dr. Bernd Niederland.<br />
Alte Schönhauser Str. 16, 10119 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 27 89 70<br />
Fax: 0 30 / 27 59 39 59<br />
Mail: bundesverband@<br />
volkssolidaritaet.de<br />
www.wolkssolidaritaet.de<br />
ZWAR Zwischen Arbeit und<br />
Ruhestand<br />
Unter dem Titel „Zukunft des Alters<br />
gestalten“ fand am 1. Dezember das<br />
fünfte landesweite Delegierten-Treffen<br />
von ZWAR-Gruppen in Nordrhein-<br />
Westfalen im Jahre 2005 statt. Den<br />
angemessenen Rahmen dafür bot dieses<br />
Mal das Rathaus der Stadt Dortmund.<br />
Im Programm ging es vor allem um die<br />
Vernetzung von ZWAR-Gruppen und<br />
Initiativen im Lande NRW.<br />
Das landesweite Netz von ZWAR-<br />
Basisgruppen umfasst nach einer Reihe<br />
von Neugründungen im Jahr 2005<br />
inzwischen fast 1.000 Gruppen in 39<br />
Kommunen in NRW. Dazu gehören fast<br />
120 stadtteil- bzw. ortsteil-orientierte<br />
Basisgruppen und ca. 880 Interessengruppen<br />
und übergreifende Netzgruppen,<br />
in denen sich die ZWARlerinnen<br />
und ZWARler füreinander und für<br />
Dritte engagieren.<br />
49
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Neu in der <strong>BAGSO</strong><br />
Wir begrüßen in der <strong>BAGSO</strong> den<br />
Deutschen Schwerhörigenbund,<br />
der sich Ihnen hier vorstellt:<br />
Der Deutsche Schwerhörigenbund<br />
e.V. (DSB) ist eine der großen Behinderten-Selbsthilfe-Organisationen<br />
und zugleich auch eine der ältesten in<br />
Deutschland.<br />
Freifrau Margarethe von Witzleben<br />
gründete 1901 in Berlin die erste<br />
örtliche Selbsthilfe-Organisation für<br />
Schwerhörige und Ertaubte. Der Bundesverband<br />
wurde 1951 unter dem Namen<br />
„Deutscher Schwerhörigenbund<br />
e.V. – Bundesverband der Schwerhörigen<br />
und Ertaubten“ wiedergegründet.<br />
Mitglieder des DSB sind die in ihren<br />
Landesverbänden zusammengeschlossenen<br />
rechtlich selbstständigen Ortsvereine,<br />
örtlichen Selbsthilfegruppen<br />
und rechtlich selbstständigen Landesverbände<br />
sowie außerordentliche Mitglieder<br />
und Förderer, die die Ziele des<br />
DSB unterstützen.<br />
Er vertritt die Interessen der<br />
Schwerhörigen und Ertaubten als einer<br />
der größten Hörgeschädigtenverbände<br />
in Deutschland, ist Mitglied im Deutschen<br />
Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />
und in der Deutschen Gesellschaft<br />
50<br />
zur Förderung der Gehörlosen und<br />
Schwerhörigen. Außerdem ist er Mitglied<br />
in der International Federation<br />
Hard of Hearing ( IFHOH ) und der<br />
European Federation Hard of Hearing<br />
( EFHOH ).<br />
Die vielfältige Arbeit des DSB wird<br />
durch Fachreferate unterstützt. Das Referat<br />
‚Hörgeschädigte Senioren und Patienten‘<br />
bildet einen Schwerpunkt. Ca.<br />
3.000 Mitglieder des DSB sind älter als<br />
60 Jahre. Das Referat hat einen Arbeitskreis<br />
(AK) gebildet, der die fachspezifischen<br />
Themen bearbeitet und sie in<br />
Abstimmung mit dem Bundesvorstand<br />
nach außen vertritt.<br />
Die Zielsetzung des AK orientiert<br />
sich an dem Konzept „Abbau von Kommunikationsbarrieren<br />
hörbehinderter<br />
Senioren“.<br />
Folgende Projektschwerpunkte werden<br />
derzeit bearbeitet:<br />
a) Schulungskonzept “Der hörgeschädigte<br />
Bewohner/Patient im Pflegealltag”<br />
Planung: Pilotmaßnahme in NRW und<br />
Alternativmaßnahme in Niedersachsen.<br />
b) Modellvorhaben Antonshöhe im<br />
Erzgebirge für Hörgeschädigte: Beratung,<br />
Betreutes Wohnen sowie Pflege,<br />
Schulung und Weiterbildung (zurzeit in<br />
der Mittelbeschaffung),<br />
c) Modellvorhaben „Beratungsstelle<br />
für hörbehinderte Senioren in Essen”<br />
mit der Zielstellung des Aufbaus eines<br />
landesweiten Netzwerkes, unterstützt<br />
durch das Land NRW,<br />
d) neue Wohnformen für hörgeschädigte<br />
Senioren Halle/Saale (zurzeit in<br />
der Mittelbeschaffung),<br />
e) Initiierung einer Studie zum Thema<br />
„Zusätzlicher Pflegeaufwand für hörgeschädigte<br />
Senioren“.<br />
Neu in der <strong>BAGSO</strong><br />
Weitere Aufgaben sind in einem<br />
Aktionsprogramm festgehalten, das die<br />
Versorgungssituation schwerhöriger und<br />
ertaubter Senioren zum Inhalt hat.<br />
Leider gibt es keine umfassende und<br />
verlässliche Statistik über die Zahl hörgeschädigter<br />
älterer Menschen. Daher<br />
sind die vorhandenen Zahlen nur eine<br />
Richtgröße, um auf das Problem der<br />
Altersschwerhörigkeit aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Hörgeschädigte Menschen<br />
über 60 Jahre:<br />
• 142.000 Schwerhörige und Ertaubte<br />
(schwer behindert mind. 50 % GdB)<br />
• 430.000 hochgradig Schwerhörige<br />
(Sohn-Studie)<br />
• 2. 550.000 Hörgeräteträger<br />
Quellen:<br />
Schwerbehindertenstatistik 1999 (Bundesamt für Statistik<br />
Wiesbaden<br />
Repräsentative Hörscreening-Untersuchung von Wolfgang<br />
Sohn von 1999<br />
Fördergemeinschaft Gutes Hören von 2002 (Pressekonferenz<br />
auf dem Akustikerkongress 2002 in Leipzig<br />
Weitere Informationen:<br />
Deutscher Schwerhörigenbund e.V. (DSB)<br />
Breite Straße 23<br />
13187 Berlin<br />
Telefon: 0 30 / 47 54 11 14<br />
Telefax: 0 30 / 47 54 11 16<br />
Mail: dsb@schwerhoerigkeit.de<br />
www.schwerhoerigen-netz/DSB<br />
Seit kurzem ist Mitglied der Bundesfachverband<br />
Schlafapnoe / Atemstillstand<br />
und chronische Schlafstörung<br />
e.V.<br />
Er wird sich in den nächsten <strong>BAGSO</strong>-<br />
Nachrichten vorstellen, ist aber schon<br />
auf der www.bagso.de zu finden.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005
Die 87 <strong>BAGSO</strong>-Organisationen<br />
A Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband • Arbeitsgemeinschaft<br />
„Evangelische und Ökumenische Krankenhaus- u. Altenheim-<br />
Hilfe“(EKH) • Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus • Arbeitskreis für<br />
Gerostomatologie e.V. (AKG) *<br />
B BDZ - Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft - Ständiger<br />
Ausschuss „BDZ Senioren“ • BegegnungsCentrum - Haus im Park<br />
der Körber-Stiftung* • Betreuungswerk Post Postbank Telekom<br />
(BeW) • Büro gegen Altersdiskriminierung* • Bund Deutscher<br />
Amateurtheater e.V. (BDAT)* • Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Landesseniorenvertretungen BAG LSV • Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros e.V.(BaS) • Bundesarbeitskreis Arbeit und<br />
Leben DGB / VHS * • Bundesfachverband Schlafapnoe / Atemstillstand<br />
und chronische Schlafstörung e.V. • Bundesforum<br />
Katholische Seniorenarbeit (BfKS) • Bundesinteressenvertretung<br />
und Selbsthilfeverband der Bewohnerinnen und Bewohner von<br />
Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen (BIVA) e.V. • Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V. • Bundesverband Information & Beratung<br />
für NS-Verfolgte* • Bundesverband Seniorentanz e.V.<br />
D Dachverband Altenkultur e.V.*• Deutsche Alzheimer Gesellschaft<br />
e.V. • Deutsche Gesellschaft für Freizeit e.V. (DGF) • Deutsche<br />
Gesellschaft für Präventivmedizin • Deutsche Gesellschaft für Versicherte<br />
und Patienten (DGVP) • Deutsche Landsenioren e.V. (DLS)*<br />
• Deutsche Seniorenpresse (dsp)* • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
e.V. • Deutscher Bridge-Verband • Deutscher<br />
BundeswehrVerband e.V. (DBwV) • Deutscher Evangelischer<br />
Frauenbund (DEF) • Deutscher Familienverband e.V. (DFV)* •<br />
Deutscher Frauenrat (DF)* • Deutscher Guttempler-Orden e.V.*<br />
• Deutscher Schwerhörigenbund e. V. • Deutscher Senioren Ring<br />
e.V. (DSR) • Deutscher Sportbund (DSB) • Deutscher Turner-Bund<br />
(DTB) • Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium<br />
und Beruf e.V. (DVBS) • Deutsches Sozialwerk (DSW) e.V.<br />
E EURAG - Sektion Deutschland * • Evangelische Arbeitsgemeinschaft<br />
für Altenarbeit in der EKD (EAfA) • Evangelisches Seniorenwerk<br />
(ESW)<br />
F Fachausschuss Haushaltstechnik der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hauswirtschaft e.V. • Familienbund der Katholiken • Forum<br />
Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Bundesvereinigung* • Forschungsinstitut<br />
Geragogik (FoGera)*<br />
G Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (GfG) • Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft (GEW) - Bundesseniorenausschuss •<br />
GREENPEACE-TEAM fünfzig Plus*<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 4-2005<br />
H Hartmannbund e.V. - Ausschuss Senioren<br />
I Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt • Internationaler<br />
Bauorden / Senioren*• JAHRESRINGE - Gesamtverband e.V.<br />
K Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (KAB) •<br />
Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung<br />
(KBE) • Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands kfd •<br />
Kneipp-Bund e.V. • Kolpingwerk Deutschland • komba gewerkschaft<br />
• Kommunikationsgewerkschaft DPV • Kuratorium Wohnen<br />
im Alter e.V. (KWA)<br />
L Landesarbeitsgemeinschaft - „Aktiv im Vorruhestand S-A“ e.V.*<br />
• Lange aktiv bleiben (LAB) - Lebensabend-Bewegung • Liberale<br />
Senioren LiS@<br />
M Memory Liga e.V. * • MISEREOR-Initiative „einfach anders<br />
altern“ *<br />
N Nationales Netzwerk älterer Frauen e.V. (NäF) * • NaturFreunde -<br />
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und<br />
Kultur • NAV-Virchow-Bund – Verband der niedergelassenen<br />
Ärzte Deutschlands *• Netzwerk Osteoporose<br />
S Senior Experten Service (SES) • Seniorenarbeitsgemeinschaft<br />
der PDS • Senioren-Lernen-Online* • Senioren Union der CDU<br />
• Senioren-Union der CSU • Seniorenverband BRH - Bund der<br />
Ruhestandsbeamten, Rentner und Hinterbliebenen • Seniorenvereinigung<br />
des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V.<br />
(CJD) • Sozialverband Deutschland (SoVD) • Sozialverband VdK<br />
Deutschland e.V. • Sozialwerk Berlin e.V.<br />
T TRANSNET - Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschland<br />
(GdED)<br />
U UNIONHILFSWERK - Landesverband Berlin e.V.<br />
V Vegetarier-Altenselbsthilfe e.V. (VAH) • Verband der Beamten<br />
der Bundeswehr (VBB) • Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen<br />
und Vermißtenangehörigen Deutschlands e.V. (VdH)<br />
• Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz -Netzwerk für ältere<br />
Erwachsenene (VILE) e. V. *• Volkssolidarität Bundesverband e.V.<br />
(VS)<br />
Z Zwischen Arbeit und Ruhestand ZWAR e.V.<br />
* nicht stimmberechtige Mitglieder<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
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