Dobiniher_KarlOswald
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Fuhrwägen. Bei Tag am Feld gearbeitet,<br />
abends und in der Früh im<br />
Gaststall geholfen, dem Hausknecht<br />
Wasser tragen. Es waren in mancher<br />
Nacht 40-60 Pferde, die mit 10-12 Wägen<br />
bespannt waren. Ich habe für einen<br />
Wagen 6 Kreuzer Nachtgeld erhalten,<br />
musste aber den ganzen Winter neben<br />
den Wägen auf einem Karren liegen.<br />
Im Jahre 1840 wurde ich zum Vorreiter<br />
rekommandiert nach Frohnleiten<br />
zum Adlerwirt und habe mir bei dieser<br />
Marterei durch zwei Jahre 60 Gulden<br />
erspart. Es hieß alle Tage um 3 oder<br />
4 Uhr in der Früh mit den Pferden hinaus,<br />
mittags nach Hause und nachmittags wieder<br />
nach Pernegg vorreiten und abends bis 11 oder 12 Uhr<br />
zu Hause abfüttern. Wieder hinauf nach Pernegg mit<br />
der Vorreiterkette 12 und 14 Pferde auf einen Wagen<br />
gespannt bei schlechtem Weg, manchmal waren es<br />
17 Pferde samt Wildbahner (Reiter, der an der Spitze<br />
des Gespannes auf einem sogenannten Handpferd<br />
reitet). Im Jahre 1842 begab ich mich mit den Fuhrleuten<br />
nach Wien und wurde dort aufgenommen als<br />
Fuhrmann mit 4 Hengsten über eine Zeit von einem<br />
halben Jahr. Zugleich wurde ich Schaffer (Stallmeister)<br />
über 48 Pferde und es ist einem dabei gut und<br />
auch schlecht gegangen. Es hieß alle Tage um 2 Uhr<br />
in der Früh füttern, um 4 Uhr durfte das ganze Jahr<br />
hindurch kein Pferd mehr im Stall sein mit Ausnahme<br />
des Sonntags. Monatlicher Lohn von 8 Gulden, das<br />
Trinkgeld hat monatlich noch mehr gezählt. Ich habe<br />
mir in jedem Jahr 200 Gulden erspart und 4 Jahre gedient,<br />
dann ist der Herr gestorben und die Frau hat<br />
alles verkauft. Ich begab mich zurück in die Steiermark<br />
zu Fuß nach Graz. Musste im Jahr 1845 in den Dienst<br />
einstehen, alltäglich, und konnte nicht nach Hause zu<br />
meinem Vater und zu meiner Mutter, sondern musste<br />
täglich (gemeint ist ständig) von Graz nach Salzburg<br />
durch drei Jahre hindurch für Herrn Kögler in Feldkirchen.<br />
Musste auch öfters nach Klagenfurt fahren und<br />
von Graz nach Wien oder von Wien nach Laibach und<br />
Triest. Im Jahre 1847 musste ich Donnerstag vor Faschingstag<br />
von Graz über Laibach, Obschina, Kasatza,<br />
Treviso, Mestro, Vincenze nach Verona durch Italien<br />
und wieder retour über Villach heraus nach Klagenfurt<br />
fahren. Von Graz nach Verona braucht man 18 Tage<br />
und von Verona nach Klagenfurt sind wir in 12 Tagen<br />
gefahren. Von Klagenfurt ging es über Judenburg und<br />
Hohentauern nach Rottenmann und über Liezen nach<br />
Salzburg, beladen mit schweren Kaufmannswaren.<br />
Von Verona bis Klagenfurt auf jedem Wagen 160 Zentner<br />
Reis, dann von Salzburg nach Graz auf zwei Wagen<br />
180 Zentner Salz. Wir brauchten gerade acht Wochen,<br />
am Osterdienstag kamen wir wieder zu Hause in Feldkirchen<br />
an.<br />
Im Jahre 1848 trat ich in den Dienst zum Herrn Josef<br />
Prattes vulgo Leber in Eibiswald und wurde abkommandiert<br />
zum Salzführer von Aussee und bin gefahren<br />
bis 28. Juni 1852. Am 8. April 1852 kaufte ich diese<br />
„Lebitsch-Realität“, war aber ganz klein, es sind nicht<br />
ganz drei Joch gewesen. Dann habe ich mich Tag und<br />
Nacht beschäftigt, nach Graz mit Schweinen, Kälbern<br />
und Wein Handel betrieben, dass ich hab können<br />
einen Wald kaufen und dann Wiesen und Äcker und<br />
später im Jahre 1866 den Weingarten. Etliche 100 Fass<br />
Wein musste ich ab- und aufladen, nach Hause führen,<br />
wieder nach Graz und Obersteiermark verkaufen<br />
und einkaufen in jenem Windischgebirg (Windische<br />
Büheln, Gegend im nördlichen Slowenien) und Luttenberg-Sauritsch<br />
(Grenzgebiet Steiermark/Ungarn),<br />
auch in Ungarn. Im Jahre 1870 war ich Wein kaufen bei<br />
Kösterl am Plattensee. Außerdem habe ich viele hundert<br />
Eimer Wein von Trient in Südtirol bezogen und<br />
wieder verkauft.<br />
Tag und Nacht immer gearbeitet, aber dabei auch gebetet,<br />
wo immer es möglich war, einer heiligen Messe<br />
beigewohnt, dann ist der Segen Gottes geblieben. Jetzt<br />
nimmt das Alter die Kraft, die Augen werden dunkler<br />
und auch die Zeiten sind durch die Eisenbahn ganz<br />
verändert und man muss ausharren bis ans Ende.<br />
Ich ersuche und befehle euch, liebe Kinder, arbeitet<br />
und betet gerne auch fleißig, das Übrige wird<br />
dann von Gott gewiss kommen.<br />
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