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Dirscherl, Das ostbayerische Grenzgebirge als Standraum der ...

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Pressglas-Korrespondenz 2012-4<br />

Böhmischbruck Schwarzach<br />

Wolfbach Lucken<br />

Tai<strong>der</strong>sdorf Roggenstein<br />

Ödenmühl Diebsfurth<br />

Fentelbach Mitterndeinz<br />

Ettmannsdorf Prennhof<br />

Kröblitz Holzhammer<br />

Woppenrieth Schnaitenbach<br />

Alte Hell Unterndeinz<br />

Dietersberg Gaistal<br />

Plaistein Langenbruck<br />

Podenwihr Steinfels<br />

Vossenrieth Haselmühl<br />

Mantel Röthenbach<br />

Drefesen Neuhaus<br />

Zweifelau Ranna<br />

Schmidtmühlen Troschelhammer<br />

Schönhofen Schleiffhammer<br />

Schrodt Sässenreuth<br />

Pfreimtsch Dieteldorf<br />

Traidendorf Metzenhammer<br />

Vilswihr Eltzer Weiher<br />

Pronberg Neuhaus<br />

Schwarzenhofen Feilenhammer<br />

Waldmünchen Schwarzeneck<br />

Neuhell Schönau<br />

Zangen Murntal<br />

Tiefenbach Schönhofen<br />

Hohenstein Hütten<br />

Mitterneuhell Ziegelhammer<br />

Finkenau<br />

Die Kraft für die mechanische Bearbeitung des Roheisens<br />

stellten die Bergbäche des Oberpfälzer Waldes.<br />

Bei dem großen Holzbedarf für Schacht- und Stollenbau<br />

<strong>der</strong> Bergwerke, für Feuerungszwecke in den<br />

Hüttenwerken und dem nicht min<strong>der</strong> großen Bedarf<br />

<strong>der</strong> Eisenhammerwerke ist es verständlich, dass im<br />

Oberpfälzer Wald für die ebenfalls stark Holz verbrauchenden<br />

Glashütten kein Platz mehr war. Ja im 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t gingen schon die meisten Eisenhämmer<br />

wegen Holzmangel ein.<br />

Die zahlreichen von Hammerwerken und Schneidsägen<br />

ausgebauten, nun aber verlassenen Staustufen in<br />

den so reizvollen Durchbruchstälern <strong>der</strong> Schwarzach,<br />

<strong>der</strong> Pfreimdt, <strong>der</strong> Luhe, des Flosser Baches, <strong>der</strong> Murach<br />

und des Zottbaches mit ihren Nebenflüssen stellen die<br />

wichtigste <strong>Standraum</strong>grundlage dar, <strong>der</strong>en sich nun die<br />

Glasschleifen und Polierwerke bedienen können, die<br />

ja nicht auf große Holzvorräte angewiesen sind.<br />

Etwa gleichzeitig mit den Glasschleifen und Polierwerken<br />

des Oberpfälzer Waldes waren in <strong>der</strong> näheren Umgebung<br />

von Nürnberg und Fürth auch solche entstanden,<br />

die ebenfalls mit Rohglas aus dem Böhmerwald<br />

beliefert wurden. <strong>Das</strong> Rohglas brachte man hauptsächlich<br />

auf <strong>der</strong> Achse, aber auch Donau aufwärts mit dem<br />

späteren Anschluss an den Ludwigs-Donau-Main-<br />

Kanal nach Nürnberg-Fürth. Als <strong>der</strong> große Bedarf von<br />

den bayerischen Glashütten nicht mehr gedeckt werden<br />

konnte und auch viele böhmische Glashütten für den<br />

Nürnberg-Fürther Markt arbeiten mussten, lag es nahe,<br />

das Netz <strong>der</strong> ausgebauten Gefällstufen des Oberpfälzer<br />

Waldes <strong>der</strong> Glasveredelung dienstbar zu machen, umso<br />

mehr, <strong>als</strong> man auf dem Wege nach Fürth den Oberpfälzer<br />

Wald mit dem Rohglas ohnehin queren musste. Die<br />

günstige Möglichkeit einer Ansiedlung <strong>der</strong> Flachglasveredelung<br />

im Oberpfälzer Wald wurde zuerst vom<br />

Marktplatz aus, von Nürnberg-Fürther Kaufleuten<br />

entdeckt. Von diesem Handelsmittelpunkt aus wurde<br />

dann in kurzer Zeit <strong>der</strong> ganze Oberpfälzer Wald mit<br />

Glasschleifen und Polierwerken besetzt.<br />

Demnach ist die Glasschleifenindustrie des Oberpfälzer<br />

Waldes jungen Datums, während die Glashütten im<br />

<strong>ostbayerische</strong>n <strong>Grenzgebirge</strong> eine uralte Wirtschaftsform<br />

darstellen. Durch die ehem<strong>als</strong> große Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Glasschleifen- und Polierwerke sind <strong>der</strong>en Bauwerke<br />

und ihre Überreste zu einer charakteristischen Erscheinung<br />

im Landschaftsbild des Oberpfälzer Waldes<br />

geworden. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mit aufgeschlossenen Sinnen den<br />

landschaftlich so reizvollen Oberpfälzer Wald durchwan<strong>der</strong>t<br />

hat, ist in den grünen Talgründen immer wie<strong>der</strong><br />

auf die lang gestreckten, eigenartigen Gebäude gestoßen,<br />

<strong>der</strong>en Zweckbestimmung ihm auf dem ersten<br />

Anblick nicht klar ist. Alles was die bäuerliche Siedlung<br />

an Äußerem bietet, fehlt; es fehlen auch die rauchenden<br />

Schlote und die Abfallhalden <strong>der</strong> Industriewerke. Eine<br />

Erscheinung aber unterscheidet diese Baulichkeiten von<br />

allen übrigen des Oberpfälzer Waldes; über einen Teil<br />

des Gebäudes scheint rote Farbe ausgegossen worden<br />

zu sein. Von einem Fensterstock zum an<strong>der</strong>en ziehen<br />

sich auffallend rote Mauerflecke hin, die Eingangstür ist<br />

rot, den Vorplatz kreuzende, schmale Verbindungswege<br />

sind rot durchtränkt, durch die Fenster schimmert rotes<br />

Gebälk, die Kleidung <strong>der</strong> dort werkenden Menschen ist<br />

offenbar hartnäckig rot gefärbt, ebenso die Schuhe, aber<br />

auch bloße Hautstellen. <strong>Das</strong> Polierrot (Poté, Fe2O3)<br />

verrät dieses Gebäude dem Kundigen schon von weitem<br />

<strong>als</strong> Glaspolierwerk. Die meisten Glasschleifen und Polierwerke<br />

sind <strong>als</strong> einstöckige, lang gestreckte Einhäuser<br />

gebaut, in denen das Schleifwerk, das Polierwerk, Nebenbetriebe,<br />

wie Sandwäscherei, Gipsbrennerei und<br />

auch die Wohnräume <strong>der</strong> Arbeiter unter einem Dach<br />

untergebracht sind.<br />

Größere Werke bestehen aus mehreren neben- o<strong>der</strong><br />

hintereinan<strong>der</strong> angeordneten Häuserzeilen. <strong>Das</strong> oberschlächtige<br />

Wasserrad ist bei einzelnen Werken durch<br />

eine Francis-Turbinenanlage ersetzt worden. Aber im<br />

ganzen ist es immer dasselbe Bild. Oberhalb <strong>der</strong> Murnt<strong>als</strong>chleifen<br />

an <strong>der</strong> Schwarzach riegelt eine Staumauer<br />

den Lauf des Flusses ab; ein eigenes Turbinenhaus<br />

gehört hier noch zu den Fabrikanlagen, das am unteren<br />

Ende des kleinen Stausees sich erhebt. Allen Glasschleifen<br />

und Polierwerken des <strong>ostbayerische</strong>n <strong>Grenzgebirge</strong>s<br />

ist dabei naturgemäß die Lage am kraftspendenden<br />

Wasserlauf eigen. Wo die Rinnsale des Mittelgebirges<br />

flache, zum Teil von Mooren erfüllte Mulden in windungsreichem<br />

Lauf träge durchfließen, suchen wir vergeblich<br />

nach einem <strong>der</strong> gekennzeichneten Gebäude.<br />

Aber da, wo <strong>der</strong> Bach gezwungen wurde, eine sich ihm<br />

entgegenstemmende Gebirgsscholle zu durchsägen, wo<br />

sich die Kraft des Wassers dem tätigen Menschen mit<br />

stärkerem Gefälle darbietet, da liegen im engen Durchbruchstal<br />

zwischen den bewaldeten Talhängen oft recht<br />

malerisch wirkend, die Glasschleifen und Polierwerke.<br />

Seite 38 von 61 Seiten PK 2012-4/11 Stand 07.11.2012

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