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Dirscherl, Das ostbayerische Grenzgebirge als Standraum der ...

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Pressglas-Korrespondenz 2012-4<br />

Inzwischen waren, beson<strong>der</strong>s durch die Aufnahme <strong>der</strong><br />

Holztrift die Holzpreise und damit auch die<br />

Pottaschepreise bedeutend gestiegen. 1753 wurden für<br />

1 Klafter Weichholz 15 Kreuzer und für 1 Klafter<br />

Hartholz 20 Kreuzer bezahlt. Im Jahre 1835, gegen<br />

Ende <strong>der</strong> „Holzzeit“ kostete 1 Klafter Hartholz 48<br />

Kreuzer bis 1 fl, weiches Holz 24-40 Kreuzer; Astund<br />

Schwendholz, das früher nie berechnet wurde, 6-16<br />

Kreuzer. Die Glashütte zu Schwarzental verrechnet zur<br />

selben Zeit folgende Holzpreise: 50 Kreuzer für hartes<br />

Holz, 34 Kreuzer für weiches Holz und 16 Kreuzer für<br />

Abfall. <strong>Das</strong> Hartholz war in <strong>der</strong> Hauptsache Buchenholz,<br />

das Weichholz dagegen Fichten- und Tannenholz.<br />

Die Pottaschebereitung, die infolge des hohen Holzbedarfes<br />

stellenweise zur Waldverwüstung geführt hatte,<br />

wurde schon früh in verschiedenen Forstordnungen<br />

verboten. Die Verbote wurden aber nicht eingehalten,<br />

weil dies den Tod <strong>der</strong> Glashütten bedeutet hätte. Die<br />

Pottaschepreise zeigen ein noch viel stärkeres Ansteigen<br />

<strong>als</strong> die Holzpreise. 1722 berechnete Wilhelm von<br />

Poschinger für aus eigenen Waldungen bereitete<br />

Pottasche 3 fl je Zentner; 1754 wurden schon 5-6 fl für<br />

1 Zentner aufgewendet und 1788 mussten für 1 Zentner<br />

bereits 13 fl bezahlt werden. Die Glashütte Oberzwieselau<br />

verbrauchte im Jahre 1754 60 Zentner<br />

Pottasche, die aus den eigenen, 26.000 Tagwerk umfassenden<br />

Waldungen gewonnen wurden. Die Riedlhütte<br />

bereitete im gleichen Jahre, obwohl sie ebenfalls über<br />

ausgedehnte Wäl<strong>der</strong> verfügte, nur 20 Zentner<br />

Pottasche selbst und kaufte 60 Zentner Pottasche aus<br />

dem Bistum Passau, ungarische Pottasche, die auf<br />

dem Wasserweg herangeführt wurde [28]. Die Versorgung<br />

<strong>der</strong> Glashütten mit Pottasche machte zeitweise<br />

bereits im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t Schwierigkeiten. Viele Hütten<br />

gingen dazu über, die Pottasche aus dem Auslande,<br />

meist aus Ungarn über Böhmen o<strong>der</strong> auch auf dem<br />

Wasserwege über Passau zu beziehen. Dafür mussten<br />

erhebliche Summen bezahlt werden. Zum geringeren<br />

Teil gingen dagegen auch Glaswaren Donau abwärts.<br />

Ein an<strong>der</strong>er Weg, sich die benötigte Pottasche zu sichern,<br />

war <strong>der</strong> Kauf von Bauernasche, d. h. <strong>der</strong> Asche,<br />

die aus den bäuerlichen Feuerungsstätten gewonnen und<br />

von Aschenhändlern aufgekauft wurde. Die Bauernasche<br />

war aber nicht beson<strong>der</strong>s beliebt, da sie durch die<br />

mangelnde Reinheit die Güte des Glases ungünstig<br />

beeinflusste.<br />

Die Erzeugnisse <strong>der</strong> Glashütten unseres Gebietes scheinen<br />

im ganzen eine nur mäßige Güte gehabt zu haben.<br />

Aus verschiedenen Glaserordnungen <strong>der</strong> Städte, die<br />

in jener Zeit schon Hauptabsatzgebiet waren, können<br />

wir uns ein Bild von <strong>der</strong> Beschaffenheit des „Waltglasses“<br />

machen. Die erzeugten Glaswaren, Rosenkranzperlen,<br />

„Paterl“ geheißen, Hohlglas und Tafelglas<br />

konnten zunächst den Wettbewerb mit den berühmten<br />

venetianischen Glaswaren, die ihren Weg längst über<br />

die Alpenpässe genommen hatten, nicht aufnehmen. Die<br />

Glaserordnungen von Burghausen 1577, von Straubing<br />

1601, von München 1639 räumen den „venedischen“<br />

Glasträgern je<strong>der</strong>zeit freien Verkauf ihrer<br />

Ware ein und untersagen jedes Hausieren mit „gemainen,<br />

grünen Gläsern, Waltglass“, außer den<br />

Messzeiten [29]. Infolge <strong>der</strong> außerordentlich schlechten<br />

Wegverhältnisse mussten die Glaswaren des <strong>ostbayerische</strong>n<br />

<strong>Grenzgebirge</strong>s lange Zeit auf Trägerrücken in<br />

die Städte geschafft werden. Der Trägerlohn machte<br />

einen nicht unerheblichen Teil des Verkaufswertes aus.<br />

Im Jahre 1658 musste z.B. für einen Posten Glas, <strong>der</strong><br />

auf dem Rücken zweier Träger nach München gebracht<br />

wurde, allein 17 fl Trägerlohn bezahlt werden. <strong>Das</strong><br />

ganze Glas selbst kostete im Verkauf ohne Trägerlohne<br />

29 fl [30].<br />

Die schlechten Wegverhältnisse und die ungünstige<br />

Verkehrslage zu den größeren Städten sowie <strong>der</strong> starke<br />

Wettbewerb <strong>der</strong> älteren venetianischen und böhmischen<br />

Glasindustrie stellt die Glashüttenmeister des<br />

<strong>ostbayerische</strong>n <strong>Grenzgebirge</strong>s vor große Aufgaben. Im<br />

17. und beson<strong>der</strong>s im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t eroberte aber<br />

das immer mehr veredelte Glas unseres <strong>Standraum</strong>es<br />

den ganzen süddeutschen Markt; ja es vermochte<br />

sogar das Schwarzwäl<strong>der</strong> Glas in Württemberg zu<br />

verdrängen. An <strong>der</strong> Ausfuhr nach dem Ausland war es<br />

ebenfalls lebhaft beteiligt.<br />

2. Die Wirkungen des beginnenden<br />

Holzmangels.<br />

Sehr früh schon tritt im Gebiete des <strong>ostbayerische</strong>n<br />

<strong>Grenzgebirge</strong>s örtlich beschränkt Holzmangel auf, <strong>der</strong><br />

die Ausdehnung des <strong>Standraum</strong>es <strong>der</strong> Glashütten in<br />

sonst nicht verständlicher Weise begrenzt. Die bereits<br />

erwähnte klösterliche und grundherrliche Rodung hat<br />

im nie<strong>der</strong>en Vorland, im Bayerischen Wald, die Waldbedeckung<br />

bereits weitgehend beseitigt, so dass hier<br />

wegen Holzmangel kein Raum mehr für die Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

später auftretenden Glashütten war. Die am weitesten<br />

nach Westen in das Rodungsvorland vorgeschobenen<br />

Glashütten, die 1568 begründete Glashütte in <strong>der</strong> Breitenau<br />

o<strong>der</strong> die etwa um die gleiche Zeit entstandenen<br />

Glashütten am Hobelsberg und Tuschlberg waren in<br />

Gebieten mit beson<strong>der</strong>s starkem Relief errichtet worden,<br />

die offenbar für die landwirtschaftliche Nutzung nicht<br />

geeignet waren und dadurch ihr Waldkleid behalten<br />

hatten.<br />

[28] von Poschinger, Der Aschenbrand.<br />

[29] Kreisarchiv München, Fasc. 844 / 59 (aus Vopelius).<br />

[30] von Poschinger, Rückblick a. d. Anfänge d. Glash.<br />

i. Bayer. Wald.<br />

[31] Schebeck IX.<br />

Holzmangel zeigt sich an jenen Stellen des <strong>ostbayerische</strong>n<br />

<strong>Grenzgebirge</strong>s, wo vor dem Aufkommen <strong>der</strong><br />

Glashütten an<strong>der</strong>e Gewerbe mit starkem Holzverbrauch<br />

sitzen. So wurde bereits 1571 die Glashütte zu Mutterndorf<br />

(Schwanenbrückl) in Böhmen auf königlichen<br />

Befehl abgeschafft, weil sie das Holz für den Silberbergbau<br />

verteuerte [31]. Fast im ganzen Oberpfälzer<br />

Wald fehlen - mit Ausnahme des Gebietes <strong>der</strong> höchsten<br />

Erhebungen im Süden - alte Glashüttensiedlungen. Die<br />

Glashütte zu Frankenreut-Waidhaus (1487) und die<br />

Silberhütte bei Bärnau (vor 1614), die beide in unmittelbarer<br />

Nähe <strong>der</strong> Grenze liegen, sind die einzigen in<br />

dem ehedem weiten Waldraum. Da die <strong>Standraum</strong>be-<br />

Stand 07.11.2012 PK 2012-4/11 Seite 9 von 61 Seiten

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