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s'Magazin usm Ländle 29. Juli 2018

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FREUDENHAUS<br />

Bereitet das Freudenhaus<br />

auch Kummer,HerrPramstaller?<br />

INTER<br />

VIEW<br />

Seit Jahren ist Willi Pramstaller einer jener Menschen, die das kulturelle Leben in<br />

Vorarlberg mitprägen. Sei es als Spielboden-Leiter oder als Begründer von Festivals wie<br />

dem Seelax oder der Schaulust.Derzeit stehen die Türen seines „Freudenhauses“ in<br />

Lustenau offen. Zu Gast sind dort u. a. Stermann&Grissemann und Fanfare Ciocarlia.<br />

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Noch ist es ganz ruhig<br />

im Freudenhaus im<br />

Millenniumspark,<br />

doch schon ab 1. August<br />

werden dort Kabarett,<br />

Konzerte, Zirkus und Performances<br />

geboten. Ein Besuch empfiehlt<br />

sich also.<br />

Hätten Sie sich in jungen Jahren vorstellen<br />

können, irgendwann ein Freudenhaus<br />

zu betreiben?<br />

Eigentlich nicht. Obwohl ich schon<br />

beim Verein „Offenes Haus“ meine<br />

ersten Versuche gestartet habe. Das<br />

war in den 70er-Jahren inDornbirn.<br />

Damals noch unter jenem Bürgermeister,<br />

der mit dem Spruch „Der<br />

Stadt zum Wohle, wähle Bohle!“<br />

Wahlkampf betrieben hat. An<br />

einem Samstagnachmittag haben<br />

wir ihn besucht, er wargerade dabei,<br />

den Rasen zu mähen. Wirhaben gesagt,<br />

dass wir ein Jugendhaus haben<br />

wollen. Da war er ein wenig erstaunt.<br />

Wir haben dann tatsächlich<br />

einige Lesungen und Konzerte veranstaltet.<br />

H. C. Artmann war zu<br />

Gast, und bei einem Jazzkonzert<br />

musste jeder von uns noch 100<br />

Schilling draufzahlen.<br />

Gab es eine familiäre Prägung in Sachen<br />

Kultur?<br />

Nein, gar nicht. Das Engagement<br />

kam eigentlich aus der Not heraus.<br />

Die Kulturformen, die ich mir damals<br />

gewünschthabe, gabeseinfach<br />

im Land nicht. Ein Kabarett, ein<br />

Jazzkonzert und Ähnliches. Im<br />

Sommer gab es in Vorarlberg die<br />

Bregenzer Festspiele und unterm<br />

Jahr wurden inDornbirn und Bregenz<br />

ein paar Abonnementkonzerte<br />

veranstaltet, das war’s. Alles<br />

klassisch. Erstmit demSpielboden<br />

wurde das Angebot etwas breiter.<br />

Und die glorreiche Ära Kreisky<br />

mit Minister Sinowatz brachte<br />

Geld für die Kultur. Der Bund war<br />

zumindest für Dornbirn ausschlaggebend.<br />

In Feldkirch gab es schon<br />

das Theater am Saumarkt, dawaren<br />

etwas aufgeschlossenere ÖVP-<br />

Politiker amWerk gewesen. Und<br />

in Bregenz gab es Oskar Sandner,<br />

der von sich aus die Kultur vorangetrieben<br />

hat. Das hat sich dann<br />

mit Wolfgang Fetz fortgesetzt.<br />

Deswegen gab es in Bregenz auch<br />

nie eine Kulturinitiative, die eigenständig<br />

etwasgefordert hätte, denn<br />

die beiden haben immer schon etwas<br />

auf die Beine gestellt, das anders<br />

war.<br />

Waswar Ihr Brotberuf?<br />

Ich habe eine kaufmännische Ausbildung<br />

absolviert und war auch<br />

jahrelang in Personalbüros tätig,<br />

etwa bei Elektra Bregenz. Irgendwannhat<br />

man dann am Spielboden<br />

jemanden gesucht, der die Buchhaltung<br />

übernehmen konnte. Da<br />

hat man mich eingestellt, ich wurde<br />

auch Geschäftsführer. Ich denke<br />

–ohne überheblich klingen zu wollen<br />

–,dass ich den Spielboden geprägt<br />

habe. Wir haben den Spielbodenzweimal<br />

umgebaut. Der Umzug<br />

ins Rhomberg Areal kam allerdings<br />

etwas teuer, und ich bin damals in<br />

Ungnade gegangen. Inzwischen hat<br />

sichdas aberwieder gelegt. Ich wollte<br />

damals auch unbedingt eine ansteigende<br />

Tribüne, denn ich habe<br />

schon zu diesem Zeitpunkt von<br />

Tanz und Performances geträumt.<br />

Beides findet jetzt meiner Meinung<br />

nach viel zuselten statt. Stattdessen<br />

gibt eszu viele zu beliebige Konzerte.<br />

Das Freudenhaus ist für Sie selbst<br />

nicht immer nur Quell der Freude,<br />

sondern macht auch ab und an Kummer.<br />

Sosteht das Haus nun in Lustenau,<br />

obwohl eigentlich Bregenz der<br />

Stammplatz war. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Gemeinden hat sich<br />

nicht immer als reibungsfrei erwiesen.<br />

2003/4 haben wir das Freudenhaus<br />

gebaut, es stand damals in Bregenz<br />

auf der Wiese neben dem Eispavillon<br />

in den Seeanlagen. Doch dann<br />

hieß es, wir hätten mit einem Folk-<br />

Konzert die „Aida“-Premiere auf<br />

der Seebühne gestört. Haben wir<br />

wahrscheinlich wirklich, obwohl es<br />

im Zelt nicht besonders laut<br />

war. Plötzlich stand die Poli-<br />

<br />

6<br />

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