FREUDENHAUS Bereitet das Freudenhaus auch Kummer,HerrPramstaller? INTER VIEW Seit Jahren ist Willi Pramstaller einer jener Menschen, die das kulturelle Leben in Vorarlberg mitprägen. Sei es als Spielboden-Leiter oder als Begründer von Festivals wie dem Seelax oder der Schaulust.Derzeit stehen die Türen seines „Freudenhauses“ in Lustenau offen. Zu Gast sind dort u. a. Stermann&Grissemann und Fanfare Ciocarlia. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Noch ist es ganz ruhig im Freudenhaus im Millenniumspark, doch schon ab 1. August werden dort Kabarett, Konzerte, Zirkus und Performances geboten. Ein Besuch empfiehlt sich also. Hätten Sie sich in jungen Jahren vorstellen können, irgendwann ein Freudenhaus zu betreiben? Eigentlich nicht. Obwohl ich schon beim Verein „Offenes Haus“ meine ersten Versuche gestartet habe. Das war in den 70er-Jahren inDornbirn. Damals noch unter jenem Bürgermeister, der mit dem Spruch „Der Stadt zum Wohle, wähle Bohle!“ Wahlkampf betrieben hat. An einem Samstagnachmittag haben wir ihn besucht, er wargerade dabei, den Rasen zu mähen. Wirhaben gesagt, dass wir ein Jugendhaus haben wollen. Da war er ein wenig erstaunt. Wir haben dann tatsächlich einige Lesungen und Konzerte veranstaltet. H. C. Artmann war zu Gast, und bei einem Jazzkonzert musste jeder von uns noch 100 Schilling draufzahlen. Gab es eine familiäre Prägung in Sachen Kultur? Nein, gar nicht. Das Engagement kam eigentlich aus der Not heraus. Die Kulturformen, die ich mir damals gewünschthabe, gabeseinfach im Land nicht. Ein Kabarett, ein Jazzkonzert und Ähnliches. Im Sommer gab es in Vorarlberg die Bregenzer Festspiele und unterm Jahr wurden inDornbirn und Bregenz ein paar Abonnementkonzerte veranstaltet, das war’s. Alles klassisch. Erstmit demSpielboden wurde das Angebot etwas breiter. Und die glorreiche Ära Kreisky mit Minister Sinowatz brachte Geld für die Kultur. Der Bund war zumindest für Dornbirn ausschlaggebend. In Feldkirch gab es schon das Theater am Saumarkt, dawaren etwas aufgeschlossenere ÖVP- Politiker amWerk gewesen. Und in Bregenz gab es Oskar Sandner, der von sich aus die Kultur vorangetrieben hat. Das hat sich dann mit Wolfgang Fetz fortgesetzt. Deswegen gab es in Bregenz auch nie eine Kulturinitiative, die eigenständig etwasgefordert hätte, denn die beiden haben immer schon etwas auf die Beine gestellt, das anders war. Waswar Ihr Brotberuf? Ich habe eine kaufmännische Ausbildung absolviert und war auch jahrelang in Personalbüros tätig, etwa bei Elektra Bregenz. Irgendwannhat man dann am Spielboden jemanden gesucht, der die Buchhaltung übernehmen konnte. Da hat man mich eingestellt, ich wurde auch Geschäftsführer. Ich denke –ohne überheblich klingen zu wollen –,dass ich den Spielboden geprägt habe. Wir haben den Spielbodenzweimal umgebaut. Der Umzug ins Rhomberg Areal kam allerdings etwas teuer, und ich bin damals in Ungnade gegangen. Inzwischen hat sichdas aberwieder gelegt. Ich wollte damals auch unbedingt eine ansteigende Tribüne, denn ich habe schon zu diesem Zeitpunkt von Tanz und Performances geträumt. Beides findet jetzt meiner Meinung nach viel zuselten statt. Stattdessen gibt eszu viele zu beliebige Konzerte. Das Freudenhaus ist für Sie selbst nicht immer nur Quell der Freude, sondern macht auch ab und an Kummer. Sosteht das Haus nun in Lustenau, obwohl eigentlich Bregenz der Stammplatz war. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden hat sich nicht immer als reibungsfrei erwiesen. 2003/4 haben wir das Freudenhaus gebaut, es stand damals in Bregenz auf der Wiese neben dem Eispavillon in den Seeanlagen. Doch dann hieß es, wir hätten mit einem Folk- Konzert die „Aida“-Premiere auf der Seebühne gestört. Haben wir wahrscheinlich wirklich, obwohl es im Zelt nicht besonders laut war. Plötzlich stand die Poli- 6 s’Magazin
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