s'Magazin usm Ländle 29. Juli 2018
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FREUDENHAUS<br />
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Ja, im Verein gibt esjemanden, der<br />
das gerne übernehmen würde. Das<br />
könnte klappen.<br />
Was war eigentlich das Beste, was Sie<br />
je hier im Haus hatten?<br />
Ein Trapez-Duo, eine unglaubliche<br />
Show, ein Tanz in der Luft. Wunderbar<br />
war auch die beleuchtete Rappenlochschlucht,<br />
durch die man nachts<br />
durchwandern konnte.<br />
Und das Schlimmste?<br />
Einmal musste ich eine Künstlergruppe<br />
nach Hause schicken. Die haben<br />
Straßentheater in Bregenz gemacht.<br />
Inverschiedenen Schaufenstern<br />
habensie performt.Eswar ihnen<br />
untersagt, sich auszuziehen –natürlich<br />
haben sie sich ausgezogen. Das<br />
hat für Ärger gesorgt bei den Geschäftsleuten.<br />
Denen haben die<br />
Künstler dann vorgeworfen, kleinlich<br />
zu sein.Naja…<br />
Es gibt ja auch Künstler,die nicht mehr<br />
vonder Bühne wollen. Wasmacht man<br />
in einem solchen Fall?<br />
Da bleibt nur, schön langsam die<br />
Untermalungsmusik aufzudrehen.<br />
Ichdenke, zwei Stundensollten wirklich<br />
reichen, um etwaszuerzählen.<br />
Interview: Angelika Drnek<br />
Fotos: lisamathis.at<br />
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Der betrunkene Juncker<br />
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„Der mittlerweile zum Online-Hit gewordene<br />
Auftritt eines torkelnden und vonmehreren Staatschefsgestützten<br />
Juncker im Rahmen eines jüngsten<br />
Gipfeltreffens in Brüssel macht die gesamte Europäische<br />
Union zur Lachnummer (...).“Dieses Zitat<br />
stammt vomFPÖ-Generalsekretär und EU-Abgeordneten<br />
Harald Vilimsky.Erunterstellt dem Kommissionspräsidenten<br />
ein massives Alkoholproblem<br />
und fordert seinen Rücktritt.Wer sich das Video<br />
vomAuftritt Junckersauch nur flüchtig ansieht,<br />
ahnt sofort,dass dieser Mann unter enormen Rückenschmerzen<br />
leidet und kaum in der Lage ist,<br />
einen Fuß schmerzfrei vorden anderen zu setzen –<br />
die Spätfolgen eines Autounfalls. Vilimskys Äußerungen<br />
wurden zwar verschiedentlich kritisiert<br />
(Othmar Karas und Johannes Hahn, beide ÖVP),<br />
aber vonoffizieller Regierungsseite gab es keine<br />
Statements der Entschuldigung oder Zurechtweisung,obwohl<br />
Österreich just den EU-Ratsvorsitz innehat.Das<br />
brachte den Bundespräsidenten auf die<br />
Palme. Vander Bellen monierte, dass niemand in<br />
der Regierung auf diese unflätigen Beschimpfungen<br />
reagiere. Das schade dem Ansehen Österreichs. Vilimsky<br />
legte nach und nannte den Bundespräsidenten<br />
einen „frustrierten Grünen“, und zur Behauptung,dass<br />
Juncker beim EU-Gipfel besoffen gewesen<br />
sei, stehe er nach wie vor. Lächerliches Sommertheater.Nicht<br />
ganz.Sich über das körperliche<br />
Gebrechen eines Menschen öffentlich lustig zu machen<br />
gehört zum absoluten No-Go,dürfte man<br />
meinen, besondersfür einen Politiker.Andererseits<br />
hat das Video des torkelnden EU-Chefsauf Youtube<br />
2,5 Mio. Klicks. Es gibt also eine nicht zu leugnende<br />
Faszination daran, sich die Hinfälligkeit eines Menschen<br />
vorAugen zu führen und daran „Spaß“zuhaben.<br />
Vilimsky ist da nur eine kleine Nummer in jener<br />
Öffentlichkeitskultur,die seit den 90er-Jahren (besondersimFernsehen)<br />
beharrlich die Schwächen<br />
der anderen bloßstellt und verlacht.Juncker selbst<br />
antworteteauf die Demütigung mit dem Dichter<br />
Lichtenberg: „Auf euren Kleinkram lache ich.“<br />
s’Magazin 9