zwischen Nord- und Ostsee - IHK Schleswig-Holstein
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Foto: FH Lübeck<br />
Meinung<br />
Professor Dr. Rolf Granow,<br />
Geschäftsführer der<br />
oncampus GmbH, Lübeck<br />
Jenseits des Tellerrands<br />
Die Ernährungswirtschaft in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
ist nicht nur eine profilbildende<br />
Branche, ihr sind viele<br />
traditionsreiche Unternehmen <strong>und</strong> Marken<br />
zuzuordnen, die auch weit über die Landesgrenzen<br />
einen klangvollen Namen haben:<br />
Köllnflocken aus Elmshorn, Bökl<strong>und</strong>er<br />
Würstchen oder Brüggen in Lübeck seien<br />
hier nur als Beispiele unter vielen genannt.<br />
Wie die Vernetzung untereinander die Wertschöpfung<br />
der Betriebe in der Region nachhaltig<br />
fördert, zeigt das Beispiel des Branchennetzwerks<br />
FoodRegio.<br />
Dieser Verb<strong>und</strong> der regionalen Ernährungswirtschaft<br />
hat es in kurzer Zeit erreicht,<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
das Bewusstsein zu wecken, dass es sich hier<br />
neben Medizintechnik <strong>und</strong> Tourismus um<br />
einen unserer wichtigsten Wirtschaftszweige<br />
handelt. Das erhöht die Bereitschaft, die<br />
Rahmenbedingungen für die Branche in der<br />
Region auszubauen <strong>und</strong> zu verbessern – allein<br />
das ist ein wichtiger Erfolg der Vernetzung.<br />
Als ein Pilotangebot für länderübergreifende<br />
Weiterbildung in der Ernährungswirtschaft<br />
hat die Fachhochschule Lübeck<br />
im letzten Jahr einen ersten Online-Kurs<br />
durchgeführt, in dem sich mehr als 70 Teilnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer aus sieben<br />
<strong>Ostsee</strong>anrainerstaaten damit auseinander<br />
gesetzt haben, wie sich der Trend zu ges<strong>und</strong>em<br />
Fastfood für Innovationen im eigenen<br />
Unternehmen nutzen lässt: Das Thema „Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Ernährung“ haben wir aufgr<strong>und</strong><br />
einer Bedarfsanalyse als einen Treiber<br />
für Wirtschaftsentwicklung aufgegriffen.<br />
Die fachlichen Inhalte lieferten unsere<br />
dänischen Partner, die Lübecker Fachhochschule<br />
übernahm Entwicklung <strong>und</strong> Bereitstellung<br />
des Kurses. Betreuung <strong>und</strong> Moderation<br />
der Gruppe im Netz erfolgte in deutsch-<br />
dänischer Zusammenarbeit. Der Erfolg des<br />
Kurses beruhte nicht zuletzt darauf, dass es<br />
der Gruppe gelang, ihre sehr unterschiedlichen<br />
regionalen Herangehensweisen <strong>und</strong><br />
Erfahrungen einzubringen, zu vergleichen<br />
<strong>und</strong> daraus umfassendere <strong>und</strong> auch innovativere<br />
Lösungsansätze zu erarbeiten, als es in<br />
sehr homogenen Gruppierungen der Fall ist.<br />
Die Gruppe hat sich niemals an einem Ort<br />
getroffen – trotzdem war es möglich, über<br />
gemeinsames Lernen im Netz sich nicht nur<br />
Wissen anzueignen, sondern auch konkret<br />
innovative Lösungen zu erarbeiten.<br />
Interessant war es, wie unterschiedlich die<br />
einzelnen Regionen mit dem internationalen<br />
Angebot umgingen. Bei den Deutschen war<br />
vielfach zunächst eine gewisse Skepsis festzustellen,<br />
ob nicht durch das Lernen in einer<br />
internationalen Gruppe Know-how verloren<br />
gehen könne. Die Skandinavier gingen<br />
vergleichsweise offener <strong>und</strong> unbefangener<br />
damit um.<br />
Mehrwerte durch Vernetzung ergeben<br />
sich nicht von alleine, sie müssen bewusst<br />
erarbeitet werden. Es ist auch richtig, dass<br />
die aktiven Mitglieder eines Netzwerkes<br />
mehr davon profitieren als die, die nur passiv<br />
dabei sind: Wichtigster Erfolgsfaktor ist,<br />
früher als Andere Trends <strong>und</strong> Entwicklungen<br />
nicht nur zu erkennen, sondern aufzugreifen<br />
<strong>und</strong> für sich umzusetzen. Deshalb müssen<br />
die Optionen einer strategischen Vernetzung<br />
auch weiterhin systematisch ausgeschöpft<br />
werden. Durch die feste Fehmarnbelt-Querung<br />
steht derzeit die <strong>Ostsee</strong>kooperation im<br />
Vordergr<strong>und</strong>, an der wir auch im Hochschulbereich<br />
gerade sehr intensiv arbeiten. Darüber<br />
sollten wir aber nicht vergessen, dass<br />
wir auch an der <strong>Nord</strong>see liegen: Strategische<br />
Partnerschaften im <strong>Nord</strong>seebereich sind<br />
deshalb ein weiteres Feld, dessen Chancen es<br />
auszuloten gilt.<br />
2 <strong>zwischen</strong> <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ostsee</strong> · 04/11