ERF Antenne 0910|2018 Wer regiert hier wen?
Das Magazin von ERF – Der Sinnsender
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<strong>ERF</strong> THEMA<br />
Dollar am Tag: eine Summe, die kaum für das Allernötigste<br />
an Essen und Wohnung reicht, während die<br />
reichsten Menschen so viel Geld angehäuft haben, dass<br />
sie nur einen Bruchteil davon im Laufe ihres Lebens<br />
ausgeben können. Und trotzdem: Reichtum abzugeben<br />
fällt den meisten Menschen schwer, unabhängig<br />
davon, wie viel Geld sie schon haben.<br />
Dabei ist Geld deutlich <strong>wen</strong>iger sicher, als es auf den<br />
ersten Blick scheint. Reichtum kann verloren gehen.<br />
Diese Erfahrung machen laut der Tageszeitung DIE<br />
WELT wir Europäer seit die Europäische Zentralbank<br />
die Zinsen auf unter Null gesenkt hat. Die damit verbundene<br />
<strong>Wer</strong>tvernichtung erreicht vor dem Hintergrund<br />
der zuletzt gestiegenen Inflation auf mittlerweile<br />
wieder 2 % eine neue Dimension. Es wird nachvollziehbar,<br />
warum sich in den letzten Jahren anlagewilliges<br />
Geld seinen Weg vielfach in Betongold, also Immobilien,<br />
gesucht hat. Und es verwundert nicht, dass der<br />
Preisanstieg von Immobilien nicht nur schon lange<br />
anhält, sondern sich zuletzt auch stark beschleunigt<br />
hat. Laut vdpResearch haben die Eigenheimpreise in<br />
den sieben größten Städten Deutschlands seit 2010 um<br />
60 % an <strong>Wer</strong>t zugelegt. Das ist<br />
eine ungesunde Entwicklung,<br />
denn die Bruttolöhne des „Otto<br />
Normalverbrauchers“ sind laut<br />
statistischem Bundesamt in<br />
der gleichen Zeit nur um rund<br />
17 % gestiegen.<br />
Religion Geld?<br />
Wenn Besitz so flüchtig ist, warum<br />
ist es trotzdem so schwer,<br />
sich davon zu trennen? Die<br />
Antwort liegt letztlich darin,<br />
dass es uns Menschen meistens<br />
nicht um das Geld geht,<br />
sondern um ein Versprechen, das im Besitz liegt: zum<br />
Beispiel das Versprechen von Sicherheit. Ein gefülltes<br />
Konto vermittelt das Gefühl, für mögliche Katastrophen<br />
gewappnet zu sein. Oder das Versprechen von<br />
Bedeutung: <strong>Wer</strong> viel Geld hat, hat Einfluss, ganz nach<br />
dem Motto: „Haste was, biste was“. Geld verspricht<br />
Glück.<br />
In der Einführung zu dem lesenswerten Buch „Evangelisch.<br />
Erfolgreich. Wirtschaften.“ des Arbeitskreises<br />
Evangelischer Unternehmer in Deutschland heißt es:<br />
„Gott und Geld sind nahe miteinander verwandt. Die<br />
magische Kraft des Geldes und seine religiöse Qualität<br />
haben sich bis zum heutigen Tag erhalten. Geld ist ‚allgegenwärtig‘;<br />
es hat in einem Siegeszug ohnegleichen<br />
die ganze Welt erobert und verwandelt sie unaufhörlich.“<br />
In anderen Worten: Viele Menschen suchen im<br />
Besitz transzendentale <strong>Wer</strong>te wie Sicherheit für die<br />
Zukunft, Selbstwert oder persönliches Glück.<br />
Aus den Krisen lernen<br />
Wenn Besitz so<br />
flüchtig ist, warum<br />
ist es trotzdem so<br />
schwer, sich davon<br />
zu trennen?<br />
Wie verheerend diese „Anbetung“ von Geld sein kann,<br />
zeigt die Finanzkrise von 2007. Kurz erklärt: In den<br />
USA wurden jahrelang vielfach zu leichtfertig Baufinanzierungen<br />
vergeben. Teilweise wurden deutlich<br />
über dem Bau- bzw. Kaufpreis der Immobile liegende<br />
Kreditsummen ausgezahlt. In kürzester Zeit wurde viel<br />
Geld gemacht – auf Kosten von sorgfältigen Prüfverfahren<br />
und solidem Wirtschaften. Steigende Ausfälle<br />
bei den US-Wohnungsbaukrediten führten zu Liquiditätsengpässen<br />
an den internationalen Finanzmärkten<br />
und zu einem globalen Vertrauensverlust. Die Kredite<br />
konnten nicht zurückbezahlt werden, Banken gingen<br />
pleite, viele Menschen standen plötzlich ohne Altersvorsorge<br />
da.<br />
Was können wir aus dieser Krise lernen? Was für große<br />
Akteure an den Finanzmärkten gilt, gilt auch für den<br />
„kleinen Mann“: Gelingende Finanzaktivitäten erfordern<br />
gutes Knowhow und Solidität. Der Gier-Faktor<br />
wird böse bestraft. Und <strong>wen</strong>n die Entwicklungen in der<br />
Krise aus dem Ruder laufen, trifft es sowohl Schuldige<br />
als auch Unschuldige.<br />
Seit der Finanzkrise wird<br />
wieder zunehmend von einer<br />
nachhaltigen Wirtschaft gesprochen.<br />
Der Begriff Nachhaltigkeit<br />
stammt aus der<br />
Forstwirtschaft. Dort steht<br />
er für den Grundsatz, nicht<br />
mehr Bäume zu fällen, als<br />
auch nachwachsen können.<br />
Mit dem Leitbild der nachhaltigen<br />
Entwicklung wurde<br />
auf dem Umwelt- und Entwicklungsgipfel<br />
der Vereinten<br />
Nationen in Rio de Janeiro in<br />
1992 erstmals ein ganzheitlicher und globaler Ansatz<br />
entwickelt. Dieser berücksichtigt die drei Dimensionen<br />
soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
und ökologische Tragfähigkeit. Es ist ein Plädoyer<br />
gegen eine Religion der Gier, die persönlichen Besitz<br />
über alle anderen <strong>Wer</strong>te stellt. Nun gilt es, das Grundprinzip<br />
des nachhaltigen Wirtschaftens mehr und<br />
mehr in unsere Kultur zu integrieren.<br />
Gottes Antwort auf das Thema Geld<br />
Schon Jesus wusste um die Bedeutung von Besitz für<br />
das menschliche Herz. Deswegen forderte er seine<br />
Jünger auf, ihre Sicherheit bei Gott zu suchen. In der<br />
Bergpredigt klärt er, wie wir unsere Lebenspriorität<br />
ordnen sollen: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein<br />
und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er<br />
euch mit allem anderen versorgen“ (Matthäus 6,33).<br />
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<strong>ERF</strong> ANTENNE 0910|18