Mittendrin statt außen vor - Karlshöhe Ludwigsburg
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schaft leben... Die großen Einrichtungen,<br />
oft am Rande der großen Städte, als Gegenentwurf<br />
zur normalen Welt.<br />
Die Kirche, mittendrin im Leben, in jedem<br />
Dorf, in den wesentlichen Lebensetappen<br />
eines Menschen: Taufe, Konfirmation,<br />
Hochzeit, Beerdigung – jedenfalls hier in<br />
Württemberg. In Berlin sieht das schon<br />
ganz anders aus. Da wird Kirche zur Minderheit,<br />
muss ihre Relevanz für das Leben<br />
von Menschen ganz anders plausibel machen,<br />
da bekommt man schon auch das<br />
Gefühl von „<strong>außen</strong> <strong>vor</strong>“. (...)<br />
2. Sind Diakonie und Kirche nicht nur<br />
zusammen christliche Gemeinde?<br />
Einer der für mich wesentlichen Grundtexte<br />
für die Diakonie ist das Gleichnis<br />
vom Gastmahl (Lk. 14,15-24; Mt. 22,1-14):<br />
Ein Mann lädt zu einem Festmahl, doch<br />
die Eingeladenen versetzen ihn, lassen<br />
sich am Tag des Festes wegen anderer dringender<br />
Termine entschuldigen. Als der erste<br />
Ärger verflogen ist, schickt er seinen<br />
Diener, anstelle der Eingeladenen die Menschen<br />
von den Hecken und Zäunen zu holen:<br />
Arme, Verkrüppelte, Blinde und Lahme<br />
(Lk. 14,21). Das Besondere an diesem<br />
Gleichnis ist, dass es auf einen begeisterten<br />
Ausruf antwortet. Einer, der mit Jesus<br />
zusammen war, stellt folgenden Satz in<br />
den Raum: „Selig ist, wer im Reich Gottes<br />
am Mahl teilnimmt!“ (Lk. 14,15). Das Gleichnis<br />
ist also eine Antwort auf diesen steilen<br />
Satz: Die Seligen sind möglicherweise noch<br />
ganz Andere als die, mit denen Du rechnest!<br />
<strong>Mittendrin</strong> und <strong>außen</strong> <strong>vor</strong> wird völlig<br />
umgedreht!<br />
Und in der Matthäus-Fassung stellt Jesus<br />
folgenden Satz <strong>vor</strong>an: „Mit dem Himmelreich<br />
ist es wie mit einem König...“. Hier ist<br />
es ein Ereignis der Verkündigung. Es erzählt<br />
von Gott, vom Himmelreich, ist Got-<br />
tes Wort. (...) Eine Gemeinschaft, in der Verkündigung<br />
und Tun auseinander fallen,<br />
wäre jedenfalls nicht die Gemeinschaft,<br />
die Jesus mit seinen Jüngern lebte.<br />
Sich um Arme kümmern und zugleich das<br />
Wort Gottes verkündigen – schon in frühen<br />
Stadien der Kirche hat man das als<br />
Überforderung empfunden. In der Apostelgeschichte<br />
(6,1-7) wird erzählt, dass sich<br />
die Apostel ärgerten, weil sie sich ständig<br />
um Arme kümmern mussten, also dauernd<br />
mit Fragen des Organisierens beschäftigt<br />
waren, so, dass sie gar nicht mehr zum<br />
Verkündigen kämen. Also wählte man sieben<br />
Männer, die sich <strong>vor</strong>rangig um die Armenpflege<br />
kümmern sollten. Im Rückblick<br />
meint man schon eine Trennung zwischen<br />
Predigtamt und Armenfürsorge zu erkennen.<br />
Vielleicht sogar eine Über- und Unterordnung.<br />
Allerdings erleben wir Stephanus<br />
– einen der gewählten Diakone – gleich<br />
danach als großen Prediger (7, 1-53). Ein<br />
Auseinanderfallen von Diakonie und Verkündigung<br />
wird damit gerade ausgeschlossen.<br />
Das Wort der frohen Botschaft und<br />
das befreiende, aufhelfende Handeln erklären<br />
sich gegenseitig. (...)<br />
3. Diakonie ist rechtlich Teil der Kirche<br />
(...) In drei bedeutenden Urteilen des Bundesverfassungsgerichts<br />
wurde grundsätzlich<br />
geklärt, dass das Engagement in einer<br />
diakonischen Initiative oder die Arbeit einer<br />
diakonischen Einrichtung prinzipiell<br />
Religionsausübung sei und die Diakonie<br />
bzw. die Caritas an den besonderen Verfassungsrechten<br />
der Kirchen partizipiere. Alle<br />
besonderen Freiheiten in der Diakonie,<br />
wie der dritte Weg im Tarif- und Streikrecht,<br />
die Rechte als Tendenzbetrieb, hat<br />
die Diakonie nur als Teil der Kirche.