BOLD CAR No.09
NEW MOBILITY: DIE NEUESTEN MODELLE | WELTPREMIERE: DER NEUE AUDI E-TRON | ONE DAY IN BARCELONA | DUBAI | LUXURY WATCHES | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON
NEW MOBILITY: DIE NEUESTEN MODELLE | WELTPREMIERE: DER NEUE AUDI E-TRON | ONE DAY IN BARCELONA | DUBAI | LUXURY WATCHES | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON
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50 | <strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE IM GESPRÄCH | HYBRIDE SZENOGRAFIE<br />
Prof. Uwe R. Brückner, geboren in Hersbruck<br />
in Bayern, ist Architekt, Bühnenbildner,<br />
Szenograf, Kurator und Gründer<br />
sowie Kreativdirektor des international<br />
agierenden Ateliers Brückner in Stuttgart<br />
(1997). Als Gründungsmitglied des Instituts<br />
für Innenarchitektur und Szenografie<br />
der Hochschule für Gestaltung und Kunst<br />
in Basel ist er seit 2003 auch Professor<br />
für Ausstellungsdesign und Szenografie.<br />
Er gilt als Koryphäe bei der Entwicklung<br />
narrativer Raumkonzepte. Basierend auf<br />
seiner inhaltlich motivierten Gestaltungsphilosophie<br />
„Form Follows Content“ hat<br />
er über 100 Ausstellungs- und Erlebniswelten<br />
kreiert. Sein Anspruch ist es, aus<br />
Geschichten und Inhalten räumliche<br />
Gesamtkunstwerke zu formen, die den<br />
Inhalt auf den Punkt bringen und Besucher<br />
emotional und intellektuell mit<br />
allen Sinnen ansprechen. Als Kreativdirektor<br />
konzipiert und gestaltet er mit den<br />
Teams im Atelier Brückner narrative Architekturen<br />
für Marken, Ausstellungen und<br />
Museen. Aus Inhalten und Botschaften<br />
entwickeln sie überraschende Konzepte<br />
und übersetzen diese in dreidimensionale,<br />
begehbare Raumbilder, die im internationalen<br />
Kontext Maßstäbe setzen.<br />
Museen und Ausstellungen mit interaktiven<br />
und medialen Elementen haben<br />
weltweit Hochkonjunktur. Geht es überhaupt<br />
noch ohne?<br />
Digitale Medien sind derzeit beliebte Informationsträger<br />
und Kommunikationsmittel<br />
im Kulturbetrieb. Angewandt in Ausstellungen,<br />
sprechen sie die Besucher über deren<br />
gewohntes Kommunikationsverhalten an.<br />
Smarte Medien erlauben einen kollektiven<br />
oder individuellen, oft interaktiven Zugang<br />
zu Informationen. Dabei erleben die Besucher<br />
das Reale im Virtuellen oder, das Virtuelle<br />
im Realen – je nachdem, aus welcher<br />
Perspektive erzählt oder inszeniert wird.<br />
Im international mehrfach ausgezeichneten<br />
BMW-Museum in München sorgt eine<br />
raumdominierende LED-Fassade, die „Mediatecture“,<br />
für Dynamik und Atmosphäre<br />
bei gleichzeitig auratischer Inzenierung der<br />
Fahrzeuge. Der Einsatz von digitalen Medien<br />
als Instrumente, um abstrakte oder zeitbasierte<br />
Inhalte, Geschichten und Botschaften<br />
spannungsreich zu übermitteln, ist eine<br />
zeitgemäße Methode, besucherorientierte<br />
Raumerlebnisse zu kreieren.<br />
Dabei wird in der gestalterischen<br />
Anwendung oft zwischen „Medienstationen“<br />
und „raumbildenden Medien“<br />
unterschieden. Was können wir uns<br />
darunter vorstellen?<br />
Im „Parlamantrium“, dem Informationszentrum<br />
des Europäischen Parlaments in<br />
Brüssel, werden die Besucher in der Ausstellung<br />
und an den interaktiven Medienstationen<br />
individuell in ihren 24 Landessprachen<br />
angesprochen. Die raumbildenden Medieninstallationen<br />
mit Projektionen, Filmen,<br />
Sound oder Lichtinstallationen richten<br />
sich dagegen an eine größere Gruppe von<br />
Besuchern. Zum Beispiel in den „Hemisphären“,<br />
mit ihren beeindruckenden 360°<br />
Filmpanoramen, können die Zuschauer an<br />
einer Parlamentsdebatte über ein neues<br />
Gesetz teilnehmen, entsprechend votieren<br />
und so selbst Anteil nehmen oder gar Teil<br />
der Gesamtinszenierung werden.<br />
Die Inhalte einer Ausstellung sind<br />
bisweilen sehr komplex, wie beim CERN<br />
in Genf zum Beispiel. Wäre diese Ausstellung<br />
ohne digitale Medien überhaupt<br />
darstellbar und verständlich?<br />
Nein, denn bei der Gestaltung des Besucherzentrums<br />
„CERN – Universe of Particles“ des<br />
Europäischen Forschungscenters in Genf<br />
ging es hauptsächlich um hochkomplexe<br />
Forschungsprozesse, die sich vorwiegend<br />
im nicht sichtbaren und nur virtuell darstellbaren<br />
Bereich bewegen. Gemäß unserem<br />
Credo „Form Follows Content“ wurde das<br />
Raumbild aus den Computergrafiken der<br />
Forscher entwickelt, die Bewegungen und<br />
Kollisionen im Teilchenbeschleuniger visualisieren.<br />
Interaktive Kugelvitrinen mit Exponaten<br />
und integrierten Webcam-Monitoren<br />
erlauben den Besuchern virtuell, aber in<br />
Realzeit, zum Teilchenbeschleuniger und<br />
dem 80-Tonnen-Magneten in 100 Meter<br />
Tiefe zu reisen. Alle 20 Minuten, wenn sich<br />
die strahlenförmig projizierten Kollisionslinien<br />
in den dunklen Raum ergießen,<br />
verwandelt sich der gesamte Raum in einen<br />
dreidimensionalen Screen, in ein „Universe<br />
of Particles“, von innen nach außen gedacht<br />
und von außen nach innen geschaut – so<br />
könnte man den konzeptionellen Ansatz<br />
nennen.<br />
Brauchen wir digitale Medien für eine<br />
direktere Verbindung zum Besucher,<br />
wie beispielsweise im „Hyundai Motorstudio“<br />
in Goyang (2017)?<br />
Medien sind dann besonders reizvoll, wenn<br />
sie, wie in Koreas größtem Car Culture Experience<br />
Park, Kunden und Besucher mit auf