BOLD CAR No.09
NEW MOBILITY: DIE NEUESTEN MODELLE | WELTPREMIERE: DER NEUE AUDI E-TRON | ONE DAY IN BARCELONA | DUBAI | LUXURY WATCHES | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON
NEW MOBILITY: DIE NEUESTEN MODELLE | WELTPREMIERE: DER NEUE AUDI E-TRON | ONE DAY IN BARCELONA | DUBAI | LUXURY WATCHES | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON
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IM GESPRÄCH | HYBRIDE SZENOGRAFIE<br />
<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE | 51<br />
eine interaktive Entdeckungsreise nehmen.<br />
Sie führt vom fertigen Automobil über die<br />
einzelnen Produktions- und Forschungsschritte<br />
zurück bis zum Designkonzept.<br />
Höhepunkt des thematischen Parcours<br />
ist eine kinetische Skulptur. Sie bringt die<br />
Hyundai Design Philosophie „Creating<br />
Design from Movement“ zum Ausdruck.<br />
Fließende Bewegungen von 1.411 Aluminiumstäben<br />
münden in die Formensprache<br />
eines Hyundai-Automobils.<br />
Ist es möglich, abstrakte Themen und<br />
Storytelling physisch im Raum erlebbar<br />
zu machen?<br />
Absolut. Als ein Edutainment-Erlebnis besonders<br />
komplexer und medial anspruchsvoller<br />
Art kann man das „Swiss Chocolate<br />
Adventure“ in Luzern bezeichnen, das<br />
die Besucher in die Welt der berühmten<br />
Schweizer Schokolade entführt. In lustigen<br />
Gefährten in Form von induktionsgesteuerten<br />
Kaffeebohnen, sogenannten People<br />
Movern, gleiten die Besucher über eine<br />
dimensionslose dunkle Bühne durch befahrbare<br />
kleine Theater. Vier Szenenbilder in<br />
Form von dynamischen Raumstationen<br />
setzen sich so zum Prozess der Schokoladenproduktion<br />
zusammen. Auf dieser Reise<br />
geht es um Anbau, Transport von Kakaobohnen<br />
und deren Verarbeitung zu der<br />
berühmten Schweizer Schokolade. Die<br />
Besucher erleben vier Protagonisten, die von<br />
ihrer Arbeit erzählen – den Kakaoverwalter<br />
aus Ghana, den Einkäufer aus der Schweiz,<br />
die Schokoladenmeisterin und den Maître<br />
Chocolatier – so detailliert ist der Herstellprozess<br />
selten zu sehen. Als Intermezzo<br />
der Reise gleiten alle People Mover in einer<br />
gemeinsamen Choreographie, begleitet von<br />
Sound und Projektionen, durch die Ausstellung.<br />
Der gekonnt orchestrierte Medien-<br />
Einsatz lässt den Eindruck entstehen, durch<br />
die Welt der Schokolade zu fließen.<br />
Ist Architektur aus Ihrer Sicht Kunst<br />
oder Design, und wo verortet sich die<br />
Szenografie?<br />
Ja, Kunst, wenn künstlerisch inszeniert<br />
wird. Ja, Design, wenn die Gestaltung einen<br />
bestimmten Auftrag oder eine Botschaft<br />
transportieren soll. Szenografie ist eine<br />
multidisziplinäre Gestaltungshaltung, wenn<br />
es um die Übersetzung von Inhalten in<br />
dreidimensionale Raumsujets geht. Sie steht<br />
für die Fusion von Design und Kunst – von<br />
Logik und Magie.<br />
Wie steht es bei medialen Ausstellungen<br />
um die realen Dinge, die Objekte und<br />
das Gebäude, den physischen Raum<br />
ringsherum?<br />
Unsere Antwort aus Gestaltersicht ist<br />
eindeutig: Gute Szenografie fragt nie nach<br />
dem Entweder-oder von Medien, sondern<br />
nach ihrem konsistentesten Einsatz. Im<br />
klassischen, objektorientierten Museum ist<br />
das Objekt der Star, Medien sollen dosiert<br />
eingesetzt werden. Sie dürfen niemals dem<br />
Selbstzweck dienen. Medien können zur<br />
Vermittlung komplexer oder dynamischer<br />
Inhalte verwendet werden, um die Aufmerksamkeit<br />
auf die Exponate und die zu erzählenden<br />
Geschichten zu lenken. Optimaler<br />
Weise bilden klug eingesetzte Medieninstallationen<br />
die Schnittstelle zwischen<br />
Inhalt und Rezipient, zwischen Objekt und<br />
Raum oder prägen gar das „Raumbild“ zur<br />
besseren Vermittlung für einen attraktiveren<br />
Zugang zum Unzugänglichen. Aus<br />
Überzeugung glaube ich an hybride Inszenierungen<br />
– soviel Originale wie möglich,<br />
so wenig Medien wie möglich. Nicht der<br />
Einsatz, sondern das Ergebnis zählt. Wir<br />
fassen es als Kompliment auf, wenn die<br />
Besucher fasziniert sind von der Inszenierung<br />
und nicht nachfragen, wie es gemacht<br />
wurde.<br />
Können Sie sich noch an Ihre ersten<br />
Designprojekte erinnern?<br />
Selbstverständlich. Coming-Out war die<br />
Ausstellung „Expedition Titanic“ in der<br />
Hamburger Speicherstadt (1997), mit der die<br />
Szenografie hoffähig wurde. Das Bühnenbild<br />
für Mozarts „Zauberflöte“ am Gärtnerplatztheater<br />
in München unter Regisseur<br />
Franz Winter (2000) und die „Cycle Bowl“,<br />
der Pavillon des Dualen System Deutschland<br />
auf der Expo in Hannover.<br />
Von welcher Zukunftsmusik träumen Sie<br />
denn am liebsten?<br />
Mein Traum ist die Idealgesellschaft: ein<br />
verträgliches Zusammenleben – tolerant,<br />
ökologisch und gewaltfrei. Und ich träume<br />
von einem Idealmuseum: Konzept, Szenografie<br />
und Architektur aus einer Hand – ein<br />
Museum der Museen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.atelier-brueckner.com