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JUGEND<br />
Fahrsport<br />
Laut Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />
im Internet, wird der Fahrsport als<br />
eine Form des Pferdesports definiert.<br />
Es bezeichnet im weitesten Sinne das<br />
Fahren mit Pferd und Kutsche. Der<br />
Fahrer kontrolliert dabei die Pferde,<br />
die mittels eines Geschirrs vor den<br />
Wagen gespannt sind, sowohl mit seiner<br />
Stimme als auch mit den Leinen<br />
und der Peitsche. Das Kutschfahren<br />
kann freizeit- wie auch wettkampfmäßig<br />
ausgeübt werden.<br />
Zu den wenigen saarländischen Nachwuchstalenten<br />
im Fahrsport, die sich<br />
bereits erfolgreich auf Fahrturnieren<br />
präsentiert haben, gehört Corinna<br />
Rupp von der RFG Gerensrech Altforweiler.<br />
Da sie auch schon im Springsattel<br />
viele Erfolge auf ihrem Konto<br />
hat – sie ist bis Klasse S platziert –<br />
kennt sie die Unterschiede zwischen<br />
dem Reit- und dem Fahrsport genau.<br />
Portrait<br />
„Ich bin ja schon immer zum<br />
Zuschauen und Helfen beim Training<br />
dabei gewesen und auf die Turniere<br />
mitgefahren, da war es wohl von vornherein<br />
klar, dass ich früher oder später<br />
dieselbe Passion dafür entwickeln<br />
würde wie meine Eltern.“<br />
Mittlerweile teilt sie ihre Fahrleidenschaft<br />
mit ihrer 14 Jahre alten Schwester<br />
Carolyn, die sowohl auf dem<br />
Kutschbock als auch im Dressursattel<br />
erfolgreich unterwegs ist. Zu den großen<br />
Vorbildern der beiden „Ruppis“ –<br />
wie sie auch genannt werden – gehören<br />
natürlich vor allem ihre Mutter<br />
Astrid Dräger und ihr Vater Dr.<br />
Andreas Rupp, der 19-facher Saarlandmeister<br />
in allen Anspannungsarten ist.<br />
Obwohl Corinna schon als Kind anfing<br />
zu fahren, durfte sie erstmals 2008 auf<br />
einem Turnier starten. „Anders als<br />
beim Reiten dürfen Minderjährige<br />
nämlich erst ab 14 Jahren turniermäßig<br />
fahren – und das auch dann nur in<br />
Begleitung eines Erwachsenen, der im<br />
Besitz des Fahrabzeichens ist“, erklärt<br />
die Amazone.<br />
Die Frage, worin die Besonderheit des<br />
Fahrsports liegt, ist für das Nachwuchstalent<br />
schnell beantwortet:<br />
„Ich bin immer wieder von der<br />
Atmosphäre auf den Fahrturnieren<br />
überwältigt. Hier ist nämlich nicht nur<br />
die Stimmung besonders gut, auch<br />
Solidarität wird bei den Fahrern ganz<br />
groß geschrieben.“ Im Gegensatz zu<br />
den Reitturnieren sei kaum Konkur-<br />
renzkampf zu spüren. Die gerade im<br />
Saarland doch recht kleine Gruppe von<br />
Fahrern halte stark zusammen. „Jeder<br />
drückt jedem die Daumen, egal von<br />
welchem Verein, egal ob alt oder<br />
jung.“<br />
Fahren – Aufwändig und teuer<br />
Ein großer Nachteil des Fahrsports sei<br />
jedoch der immense Aufwand – und<br />
zwar im Hinblick auf Zeit, Arbeit und<br />
Geld. So müsse man schon beim Training<br />
viel Zeit fürs An- und Abspannen<br />
einkalkulieren und man sei dabei auf<br />
Hilfe angewiesen. Auch fürs Fahren<br />
selbst brauche man aus Sicherheitsgründen<br />
einen Mitfahrer. Und um mit<br />
ein oder mehr Pferden, ein oder mehr<br />
Kutschen, den vielen Geschirren,<br />
einem Stallzelt und dem ganzen Helfertross<br />
von A nach B aufs Turnier zu<br />
kommen, sei auch ein richtig großer<br />
Spezial-LKW nötig. „Der ist natürlich<br />
– ebenso wie der Rest – sehr teuer.“<br />
Obwohl der Nachwuchs im Fahrsport<br />
leichter in die höhere Liga aufsteige<br />
als im Reitsport, weil die Anforderungen<br />
ganz anders seien und es einfach<br />
nicht so viele junge Fahrer gebe, fehle<br />
es an entsprechenden Veranstaltungen.<br />
„Es gibt nämlich insgesamt relativ<br />
wenige Fahrturniere, im Saarland<br />
sogar nur zwei. Dazu kommt, dass bei<br />
diesen leider auch nicht viele Prüfungen<br />
für Jugendliche ausgeschrieben<br />
werden.“ Außerhalb zu starten sei dann<br />
wieder extrem aufwändig und teuer.<br />
„Das lässt sich auch nicht gut mit der<br />
Schule vereinbaren, da man dann<br />
schon mittwochs oder donnerstags losfahren<br />
muss.“<br />
Anders als im Reitsport sei es im Fahrsport<br />
auch so, dass es kaum Ausbildungsställe<br />
gebe. „Wenn das Geld für<br />
ein fertiges Gespann fehlt, steht man<br />
oft vor dem Problem, dass man für<br />
seine Jungpferde keinen kompetenten<br />
Ausbilder findet.“ Zudem dauere die<br />
Ausbildung eines Nachwuchspferdes<br />
bis zur schweren Klasse mehrere<br />
Jahre.