Im Blick Nr128
Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinden Lippstadt und Benninghausen
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zu setzen, war in<br />
diesen Zeiten<br />
schwierig geworden.<br />
Ich<br />
wurde wie alle<br />
zum Reichsarbeitsdienst<br />
in der<br />
Landwirtschaft<br />
herangezogen.<br />
Aber dann überbrachte<br />
meine<br />
Mutter mir 1943<br />
die gute Nachricht:<br />
„Eva, du<br />
Glückskind, du<br />
darfst studieren!“<br />
Mein Vater<br />
erreichte dann,<br />
dass ich in den<br />
Sommerferien<br />
statt wie vorgesehen<br />
bei der eine Zeitenwende.<br />
BASF in Ludwigshafen<br />
hier<br />
bei der Hella meinen Arbeitseinsatz hatte.<br />
Ein dunkles Kapitel der Geschichte, das unendliches Leid , Elend und Zerstörung, wie<br />
hier in einem Bild des Lipperbruchs dokumentiert, über die Menschheit brachte. Für die<br />
Menschen, die vor dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden und ihn überlebten war es<br />
Foto: www.lipperbruch.de<br />
1944/45 gab es für uns dann keine Zukunftserwartung<br />
im üblichen Sinne mehr.<br />
Wir fragten nur noch: „Wie wird die Katastrophe<br />
aussehen und wie komme ich heil<br />
über die Runden?“ Die Zeit des totalen<br />
Zusammenbruches ging einher mit dem<br />
Zusammenbruch persönlicher Pläne. Es<br />
war nur das Überleben angesagt. War das<br />
Kriegsende nun Befreiung oder Niederlage?<br />
Das hat jeder für sich anders definiert.<br />
Ich wurde als Mädchen nach dem Krieg<br />
zunächst vom Studium zurückgestellt (die<br />
Männer wurden zuerst zugelassen), durfte<br />
dann aber doch weiter studieren.<br />
Heute, im Nachhinein, betrachte ich die<br />
schweren Jahre als „Zeit der Bewahrung“.<br />
Neele Spintig: Ich kann nur froh sein, dass<br />
ich diese Zeit nicht erlebt habe.<br />
Anke Nordhoff: Wirklich vorstellen können<br />
wir uns diese Zeit nicht.<br />
Matthias Kalwa: Vieles von dem, was Sie<br />
erzählt haben, finde ich in der eigenen Familiengeschichte<br />
wieder.<br />
Die Möglichkeit, über den eigenen Lebensweg<br />
Entscheidungen treffen zu können, ist<br />
ein Privileg. Freiheit heute ist die Freiheit,<br />
sich entscheiden zu können. Wir nehmen<br />
aus diesem Gespräch diese Einsicht mit,<br />
die wir nutzen sollten. Dann wird unsere<br />
Zeit erfüllte Zeit.<br />
Wir danken unserem Gesprächspartner<br />
und den Gesprächspartnerinnen für die<br />
interessante Diskussion.<br />
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