lebenswert

Mehr wissen
Weiser Rat
Warum bin ich hier? Was ist der Sinn des Daseins? Wie gelingt ein
erfülltes Leben? In allen Religionen und Kulturen gibt es Weisheitslehren.
Sie führen in die Kunst des Lebens ein und stillen den
menschlichen Hunger nach Sinn.
Nicht das Vielwissen sättigt die Seele“,
so hat es der Prediger, Philosoph
und spätere Ordensstifter Ignatius
von Loyola (1491– 1556) auf den
Punkt gebracht. Von dieser Weisheit ist
der heute lebende Mensch weit entfernt,
so scheint es. In einer wirtschaftlichtechnologisch
orientierten Welt sind Wissen,
Information und Know-how gefordert
und bedauerlicherweise zählen kognitive
Fähigkeiten immer noch mehr als emotionale
Kompetenz und mentale Reife. Doch
was hat Wissen mit Weisheit zu tun?
Ein klarer Geist
Die Zeit rast, wir bewegen uns alle im
Hamsterrad des Lebens. Umso wichtiger
ist es, sich auf die alten, weisen Denker
zu besinnen, die von Wahrheiten spre-
chen, die wir beherzigen sollten. So zum
Beispiel der römische Vordenker Seneca
(1– 65 n. Chr.), der empfahl: Der Mensch
solle immer wieder „den Schritt anhalten“,
um sich zu prüfen und zum eigentlichen
Wesen seiner selbst vorzudringen.
Den Schritt anhalten heißt für viele
Philosophen der östlichen Welt, die
Grenzen des Denkens zu überschreiten
und aus dem engen Gehäuse des „ich bin
dies, ich bin das“ herauszutreten. Ein Bewusstheitszustand
will erreicht werden, in
dem man ganz bei sich ist, losgelöst von
Prägungen, Urteilen und Beschränkungen.
Ein Yoga-Sutra des indischen Weisen
Patanjali (ca. zwischen 200 v. Chr. und
400 n. Chr.) formuliert es so: „Wenn die
seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe gekommen
sind, wird der Geist klar wie ein
Kristall.“ In der Klarheit, in der Präsenz
des Augenblicks bilden sich neue Kräfte.
So hatte Siddhartha Gautama, der historische
„Buddha“ (etwa 500 v. Chr.), die
größten Einsichten, als er unter einem
Baum lag und ruhte. Die uralten Meditationstechniken
aus Indien und China
haben alle das Ziel, den Gedankenfluss
auszusetzen und den Kopf von allem
Lärm, dem inneren wie dem äußerem, zu
befreien. „Ein jeder kehrt zurück zu seiner
Wurzel, Rückkehr zur Wurzel heißt Stille“,
so sprach Meister Laotse (ca. 500 v. Chr.).
Spirituelle Wege
Wer Formen der Meditation oder Tiefenentspannung
praktiziert und dadurch
mit seinen Gefühlen und seiner Seele in
Kontakt kommt, für den verlieren äußere
Bedingungen zunehmend an Bedeutung.
„Intensive Freude, Liebe, ein tiefer
innerer Frieden“ werden spürbar – eine
ganz andere Qualität von Glück. Gendün
Rinpoche (1918 –1997), Lama des tibetischen
Buddhismus, sagte dazu: „Allein
dein Suchen nach Glück hindert dich daran,
es zu sehen, wie bei einem Regenbogen,
den du verfolgst, ohne ihn je zu
erreichen, weil das Glück nicht existiert
und doch immer schon da war und dich
jeden Moment begleitet.“
„Erkenne dich selbst!“, lautet die Maxime aller Philosophie.
Nur auf Basis des Wissens darum, wer
wir sind, können solide Entscheidungen getroffen
werden – insbesondere in Bezug auf persönliche
Beziehungen und die Arbeit. Dieses Buch nimmt Sie
mit auf eine Reise in das innerste Selbst und stattet
Sie mit dem nötigen Handwerkszeug aus, um sich im
Wesen zu erkennen. Wir bekommen eine klare Vorstellung
davon, worauf wir in Zukunft achten müssen,
um unser Potenzial voll auszuschöpfen.
Selbsterkenntnis
The School of Life
Süddeutsche Zeitung Edition, 104 Seiten, geb.
12,- € (D), 12,30 € (A)
ISBN 978-3-86497-482-3
© kieferpix – Fotolia.com
20 lebenswert