AUSSTELLUNGEN | ÜBERSICHT Jochen Gerz –The Walk, <strong>2018</strong> ©VGBild-Kunst, Bonn <strong>2018</strong>, Foto: Guido Meincke THE WALK – KEINERETROSPEKTIVE Jochen Gerz Nein, keine Retrospektive! Jochen Gerz kann zwar auf50Jahre Kunstschaffen zurückblicken,dochfür seine Ausstellung im DuisburgerMuseum, das ihm Raum füreineGesamtschau zur Verfügungstellenwollte, hatersich eineandereLösung ausgedacht. Ein ganz persönlicher Rückblick mit Vorschau –inWortenund im Außenraum. Alsimöffentlichen Raum tätiger Konzeptkünstler(bekanntu.a.für den Platzdes europäischenVersprechens, <strong>Bochum</strong>) nutzt Gerz die7mhohe Glasfassadedes Museums alsTextgrund. DasMuseum wirdzum Buch, jedeScheibezur Textspalte.Gerz schreibt eine Erzählung auf das Glas, die seinLeben und Werk mit 80 JahrenZeitgeschichte verbindet undeinenBlick in dieZukunft wagt.Und die jederzeit vonaußen–im Vorbeigehen,auf einem <strong>10</strong>0mlangen Weg– zu lesenist. ch ❚ JOCHENGERZ Wilhelm LehmbruckMuseum, Duisburg; Dauer: bis5.5.2019 ROKOKO IN DERGEGENWARTSKUNST Der flexiblePlan In den1770er-Jahrenwurde diealte Wasserburg Morsbroich durchein malerischesRokoko-Lustschloss mit Park ersetzt. Heuteist Morsbroich einMuseum fürexperimentelle Gegenwartskunst. DieAusstellung verknüpftüber dieJahrhunderte hinweg beide Funktionen desSchlosses undlud 17 internationale Künstler/-innenein.Deren Werkebeleuchtenganz unterschiedlich die widersprüchlicheRokoko-Zeit: hier Entmachtung des Adels,Aufklärung und Revolution, dort verspielter Luxus, dekadenteFesteund FrivolitäteninallenAusprägungen.Freuendarf man sich aufEinblicke in dieZeitgeschichte kombiniert mitaktueller Kunst, darunterfrechen Porzellanfiguren, floraler Malerei, pastellfarbenen Folienskulpturen undWerken wieMarkusSchinwalds Adaption desFragonard-Bildes vomMädchen aufder Schaukel. ch ❚ DERFLEXIBLE PLAN Museum Morsbroich, Leverkusen; Dauer: bis 6.1.2019 Markus Schinwald: Solange, 2005, Marionette, Schaukel, Kleider; Installationsansicht, Kunsthalle Münster 2005 © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2018</strong>, Foto: Thomas Wrede, Münster Claudia Heinrich Blockbuster kosten … Eigentlichsollte dieaktuelle Rokoko- Ausstellung im Museum Morsbroich in kollegialer Abstimmung mit dem WuppertalerVon der Heydt-Museumentstehen,das zeitgleichdie großeSchau „Aufbruchzur Freiheit. DasZeitalter der Aufklärung“geplanthatte –mit Meisterwerkenaus renommierten französischen Museen, Schlössern, Sammlungen.Mit diesem Highlight wollte sich der WuppertalerMuseumschef GerhardFinckh in den Ruhestandverabschieden.Dochnix da: „ausfinanziellenGründen abgesagt“, auf den letztenDrückerdurch dieGremien der Museums-GmbH. Prognose: zu geringes Besucherinteresse,vermutlichnicht kostendeckend. Abstimmung mit den Füßenalso, Dollarnoten im Blick–welch einArmutszeugnis!Sowas passiert, wenn manein Museum in einenWirtschaftsbetriebumwandelt(mit massig GmbH-Personal,das bezahltwerden will).Heißt für dieAusstellungsmacher:DreiJahreVorarbeit fürdie Tonne,Direktor Finckh schwer enttäuscht, der Ruf des Museums im In-und Ausland schwer beschädigt.Der scheidende Direktor macht nunzähneknirschend das Besteaus dem kulturpolitischen Desaster,indem er in einerraschkonzipierten Ersatzpräsentation mit Werken ausder hauseigenenSammlungfür uneingeweihteBesucher offenlegt,was Museen heuteleisten undwie vielEngagement eine Ausstellung verschlingt: Idee,Recherche,Leihverträge,Finanzierung,Transport, Hängung,Begleitprogramm,Pressearbeit etc. Ab 7.<strong>10</strong>. also einBlickhinterdie Kulissen: „Blockbuster–Museum“imVon der Heydt-Museum. ClaudiaHeinrich Cesare Sofianopulo: Masken, 1930, Museo Revoltella ©Nicola Eccher BEUNRUHIGUNG IMMER Bogomir Ecker MIMIKRY UND KONFRONTATION Lutz Bacher Er wolle,soder documenta-TeilnehmerBogomirEcker,beunruhigen:„Gegenstände,die in ihrem Äußeren so etwaswie Klang undKrach,Medien, TV assoziieren, umformeninObjekte der expressivenStille.“ Es entstehen bemerkenswerte,oft kuriose skulpturale Interventionen,Installationenund hintergründige Objekte.ObPrototypenoder„illegale Räume“– Eckers archaisch-futuristischeApparate thematisierenWahrnehmung,Wissenschaft, Technik.Sie fordern Kommunikation stetsneu ein. Überraschen in der Kunsthalle frühe Nachtfotos und „Tableaus“ ausanonymen Pressefotos,faszinieren im Skulpturenpark Waldfrieden seine skulpturalen Arbeiten. bws ❚ BOGOMIR ECKER –Was dasFotoverschweigt vonder Heydt-Kunsthalle,Wuppertal + BOGOMIR ECKER –SKULPTUR Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal; Dauer: bis 17.2. 2019; www.von-der-heydt-kunsthalle.de ww.skulpturenpark-waldfrieden.de ITALIENISCHE MALEREIDER 1920ER Unheimlichreal Diese rätselhaftenBilderhat dieÖffentlichkeit noch niegesehen: Mit rund 80 Gemäldenfördertdas Museum Folkwang erstmalsein kaum bekanntesKapitel der europäischen Kunstgeschichte zu Tage –den Magischen Realismus,italienische Malerei der 1920erJahre.Internationalen Ruhmerlangtennur wenige,darunter GiorgiodeChirico, Malervon leeren Plätzenmit Architekturen undStatuen. Oder der einstige Futurist Carlo Carrà, nunStillleben- und Landschaftsmaler.Zuentdecken sind u. a. Felice Casorati, Antonio Donghi, Ubaldo Oppi,die nach demErstenWeltkrieg derexpressiven Moderneabschworen undzum Realismus fanden. DieZeit scheintstillzustehenauf ihren Bildern,Bewegungen sind eingefroren, Motive stehen isoliert, Gesichter starrenmit leerem Blick.Mitunterverstörend,doch hoch intensiv. ch ❚ UNHEIMLICH REAL Museum Folkwang,Essen; Dauer: 29.9.-13.1.2019, www.museum-folkwang.de IhremPublikumund ihrenKritikern hatsie es nieleicht gemacht, lange Zeit wusste mannicht einmal,wer sich hinterdem Pseudonym Lutz Bacher verbarg. Seit Mitteder 70erJahreist sieaktiv–und eine Randfigur. Dabei sind ihreThemen undInterventionen kritischund parodistisch zugleich.Die Foto-Text-Serien etwa verwenden unautorisierte Stalker-Bilder desPaprazzo RonGallella odergefundene pornografische Aufnahmen,die voyeuristischen Blickeauf denweiblichen Körperwerdenmit beklemmenden Textenkonfrontiert. Überwachungist ein weiteres ihrerThemen, gleichzeitig drehtBacher auch einMusikvideo in einem NewYorker Punkclub oderihre eigene Uterus-Operation.Ein vielgestaltiges Werk jedenfalls, dasinall seinen Facetten noch zu entdecken ist.kb ❚ LUTZ BACHER –What’sLoveGot to Do With It K21, Düsseldorf; Dauer: bis06.01.2019; www.kunstsammlung.de Bogomir Ecker, Gargoz, 2013, ©VGBild-Kunst, Bonn <strong>2018</strong> Lutz Bacher „Vegas Pants“, <strong>2018</strong>, Foto: Lutz Bacher, ©Kunstsammlung NRW 46| <strong>HEINZ</strong> |<strong>10</strong>.<strong>2018</strong>
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