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Nachgefragt…<br />
Marcel Schenk: Ist es nicht besonders schwer,<br />
als Schauspieler speziell die Parkinson-Krankheit<br />
darzustellen? Gerade die Bewegungen, die Gesten,<br />
die Sprache – all‘ das zeichnet einen Schauspieler<br />
aus und unterstreicht seine Leistung. Im<br />
Falle von "Hans Beimer" sind diese Darstellungsmöglichkeiten<br />
der Emotionen jetzt sehr eingeschränkt.<br />
Es ist die Reduzierung auf ein Minimum.<br />
Joachim H. Luger: Das ist in der Tat so. Ein<br />
Schauspieler lernt, sich über Mimik, Gestik und<br />
Sprache auszudrücken. Dies sind alles Dinge, die<br />
"Hans Beimer" jetzt nur noch eingeschränkt zur<br />
Verfügung stehen. Parkinson ist eine Erkrankung,<br />
die in Schüben verläuft und sich über eine relativ lange Zeit auf einem bestimmten Level halten kann. Hier<br />
befindet sich "Hans" nun momentan. Ich werde aber tatsächlich auf der Straße von Menschen angesprochen,<br />
die wissen möchten, wie es mir als Privatperson geht.<br />
Marcel Schenk: Wie hast du dich auf die Darstellung der Krankengeschichte vorbereitet?<br />
Joachim H. Luger: Es ist nicht immer leicht, diesen Krankheitsverlauf darzustellen, aber das gehört zu den<br />
Herausforderungen meines Berufes als Schauspieler dazu. Ich habe mich sehr intensiv mit der Erkrankung<br />
von "Hans" auseinandergesetzt. Zum einen natürlich über Fachliteratur, zum anderen bin ich in die neurologische<br />
Klinik im Universitätsklinikum Köln gegangen und wurde von einem Professor, dessen Vorlesungen ich<br />
auch besuchen konnte, beraten. Selbstverständlich ist der Themenkomplex Morbus Parkinson auch im Vorfeld<br />
der Drehbuchentwicklung vom "Lindenstraße"-Autoren- und Dramaturgie-Team sehr sorgfältig in enger Zusammenarbeit<br />
mit auf Parkinson spezialisierten Neurologen recherchiert worden.<br />
Marcel Schenk: Bei euch beiden liegen die Serienrollen sehr weit weg vom "privaten Ich". Speziell auch bei<br />
dir, Irene. Ich glaube, niemand könnte so viel Leid und Schicksalsschläge verkraften, wie "Anna" immer wieder<br />
ertragen muss. Ist die Darstellung einer Rolle, die ganz weit weg von einem selbst ist, das Salz in der Suppe<br />
der Schauspielerei?<br />
Irene Fischer: Ja. Alles andere wäre für mich auch langweilig. Ich bin froh, dass sich "Anna" anders kleidet<br />
ist als ich. Und ich bin froh, dass "Anna" einen gänzlich anderen Charakter hat. Der Reiz, eine Rolle mit Leben<br />
zu füllen, wäre für mich nicht gegeben, wenn sie zu sehr mein eigenes Leben spiegeln würde.<br />
Joachim H. Luger: Es ist genau der Spaß an der Schauspielerei, dass man in so völlig "fremde" Rollen<br />
hineinschlüpfen kann.<br />
Marcel Schenk: Irene, als Teil des Autorenteams hattest du lange Zeit auch das Zepter in der Hand und<br />
konntest mitbestimmen, welches Schicksal den einzelnen Rollen bevorsteht. Hat es dir da nicht manchmal in<br />
den Fingern gejuckt, zum Beispiel ein Liebescomeback von "Hans und Helga Beimer" in die Drehbücher zu<br />
schreiben?<br />
Irene Fischer: "Only over my dead cold body”. Also nur über meine Leiche!<br />
Joachim H. Luger: Dem kann ich inhaltlich nur voll zustimmen!<br />
Irene Fischer: Ich weiß natürlich nicht, welche Pläne das jetzige Autorenteam mit unseren Rollen hat. Inzwischen<br />
geht es mir ja wieder so, wie allen anderen SchauspielerInnen des Ensembles: Ich habe keine Ahnung,<br />
wie die Zukunft meiner Rolle aussieht. Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr Teil des Autorenteams und<br />
lasse mich nun überraschen, wenn die neuen Drehbücher verteilt werden, was "Anna" demnächst bevorsteht.<br />
Marcel Schenk: Wie ist euer Kontakt zu Marie-Luise<br />
Marjan? In der Rolle als "Helga" macht sie es<br />
"Anna und Hans" ja nicht immer leicht…<br />
Irene Fischer: Man muss Sie einfach mögen. Wir<br />
haben schon vor der "Lindenstraße" gemeinsam für<br />
eine Serie vor der Kamera gestanden und verstehen<br />
uns sehr gut.<br />
Joachim H. Luger: Ich kenne Marie-Luise auch<br />
sehr lange, von meinen Anfängen am Bochumer<br />
Schauspielhaus. Wir haben seit vielen Jahrzehnten<br />
ein wunderbares Miteinander. Und als "Helga" hatte<br />
sie mit "Erich Schiller" ja auch einen wunderbaren<br />
Rollenpartner über Jahre hinweg.<br />
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