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Clubheft 2017

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Nachgefragt…<br />

Interview mit Jens Schleicher<br />

Interview: Markus Rickli / Foto: Lindenstraße Pressebüro<br />

Jens Schleicher lebt in Berlin und gehört seit 2016 zum<br />

Autor/innen-Team. Die erste von ihm geschriebene<br />

Folge trägt den Titel "Annäherungen" (Folge 1596) und<br />

wurde am 18. September 2016 ausgestrahlt.<br />

Wie war Ihr beruflicher Werdegang vor der "Lindenstraße"?<br />

Ich habe an der Staatl. Hochschule in Saarbrücken Schauspiel studiert, war danach vier Jahre an verschiedenen<br />

Theatern beschäftigt, bis ich 1995 als Storyliner bei der Produktion "Verbotene Liebe" begann. Die nächsten<br />

20 Jahre arbeitete ich unter anderem als Dialogautor, Scripteditor und Chefautor für tägliche Serien, darunter<br />

auch "Verliebt in Berlin" und "Marienhof". Nebenbei war ich als Dozent für kreatives Schreiben tätig.<br />

Wie sind Sie zur "Lindenstraße" gekommen?<br />

2015 befand ich mich nach dem Aus der Serie "Verbotene Liebe" auf Jobsuche. Durch eine befreundete Autorin<br />

erfuhr ich, dass Autor/innen für die "Lindenstraße" gesucht werden. Nun muss ich gestehen, dass ich die Serie<br />

in all den Jahren nur sporadisch verfolgt hatte. Also sah ich mir in kurzer Zeit die Folgen eines kompletten<br />

Jahres an, studierte eifrig alle Biographien, die ich auf der Homepage der "Lindenstraße" und auch anderswo<br />

im Netz finden konnte und schrieb dann eine Probefolge. Perfekt war sie nicht, aber glücklicherweise in der<br />

Tonalität doch so passend, dass ich bald darauf einen Vertrag über mehrere Folgen bekam. Es folgten weitere,<br />

und ich bin sehr froh darüber, mich mit jedem Drehbuch tiefer in den aufregenden Kosmos der "Lindenstraße"<br />

einfühlen zu können.<br />

Welches sind Ihre beruflichen Pläne und Projekte nebst der "Lindenstraße"?<br />

Ich schreibe noch für die Serie "Sturm der Liebe", arbeite an einem 90-Minüter für eine internationale Produktion<br />

und habe zusammen mit drei Co-Autor/innen den Plot für eine neue wöchentliche Serie entwickelt, die<br />

dann hoffentlich auch produziert wird. Nebenbei will ich verstärkt als Schauspieler und Sprecher arbeiten.<br />

Waren Sie schon einmal in der Schweiz?<br />

Ich liebe die Schweiz! Mein Vater hat viele Jahre in Altdorf gearbeitet, und ich fand es dort traumhaft schön,<br />

habe mich aber auch in Luzern, Zürich und Lützelflüh sehr wohl gefühlt. Allein bei der Beantwortung dieser<br />

Frage juckt es mich schon wieder, meine Familie ins Auto zu packen und sofort an den Vierwaldstätter See zu<br />

fahren. Übrigens hatte ich mal in einem Dialogbuch mehrere Szenen mit einem Schuhmacher aus Bern. Ich<br />

war sehr stolz, dass der Schauspieler, ein echter Berner, an den von mir auf Bärndütsch geschriebenen Dialogen<br />

nicht ein einziges Wort zu korrigieren hatte.<br />

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?<br />

Das ist mir jetzt ein bisschen unangenehm, aber ich habe Kurzgeschichten geschrieben und Bilder gemalt und<br />

sie Freunden meiner Eltern verkauft. Da war ich zehn Jahre alt. Als Schüler folgten einige gänzlich unkreative<br />

Kopier- und Ablage-Jobs in einer Unternehmensberatung, bis ich dann während der Schauspielschule zusammen<br />

mit Kommilitonen abends selbstgeschriebene Kabaretttexte spielte und erstmals "richtig" mit dem Geld<br />

verdiente, was mir am meisten Spaß machte.<br />

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?<br />

Ach je. Die Beschreibung fiktiver Charaktere liegt mir mehr. Aber gut, in Stichworten: Kreativer Nachtarbeiter,<br />

chaotisches Stehaufmännchen, gutmütiger ADSler, der mittlerweile zwar ohne Zigaretten, aber niemals ohne<br />

Musik und ohne Humor überleben könnte.<br />

Welche Szene aus der "Lindenstraße" haben Sie in besonderer Erinnerung?<br />

Es gab natürlich sehr viele Szenen, die mich aus unterschiedlichen Gründen nachhaltig beeindruckt haben.<br />

Aber – auch auf die Gefahr, dass das jetzt sehr eitel klingt – besonders gespannt war ich auf den ersten Auftritt<br />

von Drilon in Folge 1597. Das war meine zweite Folge für die "Lindenstraße", und die Entwicklung dieser Figur<br />

hatte mir besonderen Spaß gemacht. Daniel Rodic hat die Rolle meisterhaft mit jener Mischung aus Charme,<br />

Lässigkeit und Gefährlichkeit gespielt, wie ich es mir vorgestellt hatte.<br />

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