26.10.2018 Aufrufe

LS_November

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

50<br />

Mundart ist Heimat<br />

Gedanken von Klaus Weiß aus Unterellen zum Sprachgebrauch<br />

Tradition<br />

„Die Städte und auch die Dörfer verlieren<br />

allmählich ihre naturwüchsige<br />

Eigentümlichkeit und mühen sich in<br />

Lauten und Worten immer mehr dem<br />

Schriftdeutschen. Der Zeitpunkt aber,<br />

wo die Mundart im großen Strom der<br />

Schriftsparache (dem Hochdeutsch,<br />

Anm. d. Verf.) untergeht, ist hoffentlich<br />

noch recht fern.“<br />

So steht es im Vorwort des „Lexikon<br />

des Thüringer Wortschatzes 1895“ von<br />

Ludwig Hertel geschrieben, welches<br />

mir einst meine Enkelin Tina zu meinem<br />

70. Geburtstag schenkte.<br />

In unserem Dorf, das sich bis in die<br />

50er Jahre als „mundartfest“ darstellte,<br />

wird ab den Jahrgängen 1950 fast ausschließlich<br />

hochdeutsch geredet. Wie<br />

ist das zu erklären?<br />

Dr. Karl Spangenberg, ein bodenständiger<br />

Untereller, hat sich sein Leben lang<br />

mit der Mundartforschung, als Sektionsleiter<br />

für Sprachforschung an der<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena, beschäftigt.<br />

Er schreibt dazu: „Die Mundartforschung<br />

stützt sich mit Vorliebe<br />

auf den Wortschatz der Landschaft;<br />

denn dieser lebt oft in eng begrenzten<br />

Bezirken und führt – in der Gesamtheit<br />

gesehen – zu Möglichkeiten, Sprachund<br />

Lebensräume abzugrenzen und<br />

ursächlich zu erklären. Die Sachbezeichnungen<br />

sind entweder Schöpfungen<br />

der Landschaft selbst oder übernommenes<br />

Lebensgut. Häufig ist dafür<br />

maßgebend, ob Geräte und Werkzeuge<br />

örtlich nach alter Überlieferung hergestellt<br />

oder Sachgüter mit neuen Namen<br />

von auswärts eingeführt wurden. Es<br />

gab also mit fortschreitender Entwicklung<br />

steten Wandel. Jedes neue Wort<br />

aber muss sich bewähren und über die<br />

endgültige Aufnahme entscheidet die<br />

größere Sprachgemeinschaft.“<br />

Dr. Karl Spangenberg ist 1921 in Unterellen<br />

geboren, dort als gefestigter Mundartsprecher<br />

aufgewachsen und hat seine<br />

Erhebungen in ständigem Kontakt<br />

mit der Einwohnerschaft zusammengetragen.<br />

Festgestellt wurde bei jedem<br />

Einwohner, welcher Sprachschicht er

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!