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LS_November

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Mitten ins Herz<br />

Catharina Junk „Bis zum Himmel und zurück“<br />

Literatur<br />

Der Titel ist angelehnt an das Buch<br />

„Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich<br />

hab“. Darin sagt der eine Hase zum<br />

anderen Hasen: „Bis zum Mond und<br />

zurück haben wir uns lieb.“ Was für<br />

Kinder niedlich und herzerwärmend<br />

ist, kann für Erwachsene schnell kitschig<br />

werden. Und in der Tat beinhaltet<br />

auch das Buch jegliche Zutaten für<br />

einen „Kitsch-Roman“: eine tragischtraurige<br />

Familiengeschichte, eine autoaggressive<br />

Hauptperson, die von Beruf<br />

Drehbuchautorin ist; zwei Männer, die<br />

unterschiedlicher nicht sein könnten<br />

und eine transsexuelle beste Freundin.<br />

Catharina Junk versteht es aber, diese<br />

Geschichte fern ab von jeglichem<br />

Kitsch zu erzählen und trifft mit ihrer<br />

tiefgründigen und tragikkomischen Erzählweise<br />

mitten ins Herz. Am Anfang<br />

entsteht leicht mal das Gefühl, dass<br />

„zu dick aufgetragen“ wird und man<br />

ahnt ein „Happy End“. Nichts dergleichen<br />

bestätigt die Lektüre im Verlauf.<br />

Es ist vielmehr ein „Mitfiebern“ mit<br />

der Hauptakteurin Katja. Und mehr als<br />

einmal möchte man sie wie eine gute<br />

Freundin in den Arm nehmen, denn<br />

auch schwierige Themen wie Alkoholismus<br />

und Trauer werden nicht ausgespart.<br />

Und so ganz nebenbei werden<br />

auch noch diejenigen zufrieden sein,<br />

die sich für die Raumfahrt interessieren.<br />

Katja lebt viele Leben in ihrer Arbeit<br />

als Drehbuchautorin. Im Buch heißt<br />

es: „Ich fühle mich von allem abgeschnitten<br />

und möchte einfach an<br />

meinen Laptop verschwinden. In meinen<br />

Schreibtunnel schlüpfen und im<br />

Schutz der Dunkelheit Leben schreiben,<br />

die schöner sind als meins und deren<br />

Verlauf ich fest in der Hand habe. In<br />

meinen Geschichten darf ich Wünsche<br />

in Erfüllung gehen lassen und durch Irrungen<br />

und Wirrungen aufs Happy End<br />

zusteuern.“ Fast am Ende des Buches<br />

zitiert Catharina Junk den Schriftsteller<br />

Oscar Wilde. Ins Deutsche übertragen<br />

lautet das Zitat: „Am Ende wird alles<br />

gut! Und wenn es noch nicht gut ist,<br />

ist es noch nicht das Ende.“ Am Ende<br />

dieses Buches ist noch nicht alles gut,<br />

aber auf einem guten Weg. Und so<br />

kann man das Buch beruhigt aus der<br />

Hand legen mit dem Gedanken, dass<br />

Katja ihren guten Weg gehen wird.<br />

ch<br />

Catharina Junk „Bis zum Himmel und<br />

zurück“, Verlag Kindler, 352 Seiten,<br />

17,95 Euro<br />

Jeder hat seinen Luther…<br />

Martin Luther in Erfurt und Eisenach“<br />

„Jede Stadt reklamiert ihren Luther für<br />

sich“ heißt es in dem kleinen Büchlein<br />

zu Luthers Geschichte und seinen Geschichten<br />

in Erfurt und Eisenach. Die<br />

Geschichte des Reformators ist hinlänglich<br />

bekannt. Im Kleinformat wird<br />

sie kurz und damit kurzweilig dargelegt.<br />

Zu den beiden Orten Erfurt und Eisenach<br />

wird gleich auf den vorderen Seiten<br />

alles gesagt. Der Autor zitiert aus<br />

einem Lutherbuch aus dem Jahre 1917:<br />

„Aus Thüringen und besonders aus Thüringens<br />

Hauptstadt stammt das geistige<br />

Rüstzeug, dass ihn zu seinem hohen<br />

Beruf befähigt hat. Ohne Erfurt kein<br />

Luther, ohne Luther keine Reformation.“<br />

Zitiert wird auch aus einem Brief Luthers<br />

aus dem Jahr 1520: „In Eisenach<br />

sitzt nämlich fast meine ganze Verwandtschaft<br />

und ich bin da selbst bei<br />

ihr bekannt und … wohl angesehen. ….<br />

Keine andere Stadt kennt mich besser.“<br />

Das Buch ist reich bebildert und<br />

schlägt immer wieder den Bogen in die<br />

Gegenwart, indem es auf immer noch<br />

zu besichtigende Spuren Luthers eingeht<br />

und sie beschreibt. Am Ende des<br />

Buches heißt es:<br />

„Während Mansfeld als Stadt der Kindheit<br />

(seit 1990), Eisleben (seit 1946)<br />

als Ort der Geburt und des Todes und<br />

natürlich Wittenberg (seit 1938) heute<br />

den offiziellen Zusatz „Lutherstadt“

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