HORNER Magazin | November-Dezember 2018
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LEIBNITZ-INSTITUT FÜR WERKSTOFFORIENTIERTE TECHNOLOGIEN<br />
Werkstoffe der Zukunft<br />
Als Abteilungsleiterin steht sie nur noch selten selbst im Labor. Das übernehmen<br />
meist die sieben wissenschaftlichen und drei Labormitarbeiter.<br />
Brigitte Clausen betreut Doktoranden, schreibt Anträge und Bewerbungen<br />
für Aufträge, kümmert sich um die Auftragsforschung und koordiniert die<br />
Zusammenarbeit mit Industriepartnern.<br />
Zudem arbeitet ihr Fachbereich in drei interdisziplinären Sonderforschungsbereichen<br />
(SFB) mit. Bei der Mikrokaltumformung geht es unter<br />
anderem darum, Skalierungseffekte zu untersuchen. Die entstehen zum<br />
Beispiel, wenn Bauteile immer kleiner werden, wie in Handys. Durch<br />
immer weitere Verkleinerung kommt Strukturfehlern, die früher keine<br />
Rolle gespielt haben, eine größere Bedeutung zu.<br />
In der Zug-Druckprüfmaschine befindet sich eine kleine Metallprobe, die in einem<br />
speziellen 3D-Drucker entstanden ist. Sie muss einer Menge Druck standhalten.<br />
bewarb sich 1988 auf alles Mögliche. „Mein Jahrgang ist ein geburtenstarker<br />
Jahrgang; es gab keine Stellen“, erinnert sie sich. Eine Adresse,<br />
die sie anschrieb, waren die damaligen Klöckner Werke, inzwischen ArcelorMittal.<br />
Dort wollte sie Chemielaborantin werden. Bei dem Unternehmen<br />
suchte man zu der Zeit aber Werkstoffprüfer und fragte bei der<br />
jungen Frau an, ob sie nicht stattdessen das lernen möchte. Sie schaute<br />
sich die Arbeit der Prüfer an und wollte. Die Untersuchung von Werkstoffen<br />
weckte mehr und mehr ihr Interesse. „Damals bei Klöckner hatte<br />
ich viele Fragen“, erzählt sie. Nicht alle wurden ihr beantwortet. Ein Ingenieur<br />
dort legte ihr ans Herz, in dem Bereich zu studieren. Brigitte Clausen<br />
entschied sich nach Abschluss ihrer Ausbildung für ein Studium der<br />
Produktionstechnik, einem damals noch jungen Studiengang an der Uni<br />
Bremen.<br />
„Ich habe mich nicht nur auf Werkstofftechnik spezialisiert“, erzählt die<br />
Wissenschaftlerin. Sie fand eine Nische zwischen Werkstofftechnik und<br />
Mechanik und machte sie sich zu eigen. Ihre Diplomarbeit schrieb sie<br />
über die Düsenfeld-Gasabschreckung. Dabei wird Gas auf das heiße Metall<br />
gepustet, um es herunterzukühlen. Auch die Kühlung hat einen Einfluss<br />
auf Beschaffenheit und Einsatzmöglichkeiten des Werkstoffs.<br />
Zahnräder werden beispielsweise in Öl abgekühlt und nicht in Wasser.<br />
Im Sonderforschungsbereich „Farbige Zustände“ entwickeln die beteiligten<br />
Einrichtungen und Institute eine neue Methode der Werkstoffentwicklung.<br />
Die neuen Materialien sollen zukünftigen Ansprüchen,<br />
beispielsweise in der ressourcenschonenden Mobilität oder nachhaltigen<br />
Energiegewinnung, gerecht werden. Wie sich verschiedene Fertigungsmethoden<br />
auf die Eigenschaften von Bauteilen auswirken, wird im dritten<br />
Bereich Prozesssignaturen untersucht, in dem Brigitte Clausen mit<br />
ihrer Abteilung mitwirkt.<br />
Was trocken klingt, bedeutet nichts anderes, als dass die Forscher mit oder<br />
für die Wirtschaft und zusammen mit anderen Labors und Instituten das<br />
Material für die Zukunft suchen. Ob in Handys, Autos, Schiffen oder Kraftwerkturbinen<br />
– es gibt immer noch Neues zu erforschen.<br />
Wann ist die Probe gebrochen und unter welchem Druck stand sie dabei?<br />
Solche und andere Größen können die Wissenschaftler anhand von Diagrammen<br />
einordnen.<br />
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<strong>HORNER</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>