La Vida Magazin: Ausgabe Mai - August 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sexualität. Wir haben gelernt und uns daran<br />
gewöhnt, dass unerfüllte Bedürfnisse normal<br />
sind. Wir haben verlernt, unsere Bedürfnisse zu<br />
erkennen und für sie einzustehen. Obwohl wir<br />
uns nach authentischer Liebe und echter Nähe<br />
sehnen, bleibt uns der Weg dorthin verschlossen,<br />
weil tief sitzende Verhaltensmuster und Strategien<br />
uns daran hindern. Wenn wir das Bewusstsein<br />
auf unsere Muster lenken und erkennen, dass<br />
sie in der Vergangenheit sinnvoll und schützend<br />
waren und manchmal unserem Überleben dienten,<br />
können wir sie annehmen, achtsam auflösen, neue<br />
Verhaltensstrategien entdecken und Freiräume<br />
gewinnen. Dann haben wir die Chance, anderen<br />
in liebevoller Offenheit und ohne Projektionen zu<br />
begegnen. Tantra ermutigt uns, unsere Sehnsucht<br />
nach einem freien und selbstbestimmten Leben,<br />
nach Lebendigkeit und Ekstase wieder zu spüren.<br />
Tantra ist ein Weckruf, dieser Sehnsucht zu folgen!<br />
„Dass Frauen in meinem Leben keine ganz unwichtige<br />
Rolle spielen, das wusste ich“, schmunzelte<br />
Herbert, als er zum ersten Mal an einer Tantra-<br />
Gruppe teilnahm. „Trotzdem staunte ich über die<br />
überschwappende Freude, die mich in der Gruppe<br />
erfasste. Ich erlebte sie viel nahbarer, offener und<br />
betörender als in meinem normalen Leben. In meinem<br />
Inneren schmolz etwas. Bisher hatte ich mich<br />
regelmäßig nach einiger Zeit aus Beziehungen<br />
zurückgezogen – ohne genau zu wissen warum.<br />
Irgendetwas fühlte sich bedrängend oder einschränkend<br />
an. In der Gruppe konnte ich mich<br />
besser wahrnehmen – ich wurde akzeptiert mit<br />
meinen Gefühlen und Verhaltensweisen. Das war<br />
eine große Erleichterung für mich und half mir,<br />
mich immer mehr zu öffnen. Ich konnte die Verletzungen<br />
aus meiner Kindheit anschauen, das<br />
Verhältnis zu meiner Mutter. Ich bin noch immer<br />
im Prozess, aber es fühlt sich richtig gut an – auch<br />
mit allen Schmerzen, die hochkommen, und der<br />
großen Freude, die ich erlebe.“<br />
Tantra erlaubt uns, Neues auszuprobieren –<br />
etwas, das einen unbekannten Teil in uns wachkitzeln<br />
kann und ungeahnte Spielräume eröffnet.<br />
Für diese spannende Entdeckungsreise bietet<br />
Tantra einen sicheren, achtsamen Rahmen, in dem<br />
wir uns auf unsere ganz eigene Art entwickeln<br />
können. Wir lernen, wie wir jenseits von Scham<br />
spielerisch unsere Grenzen erweitern können.<br />
Schritt für Schritt wagen wir uns in unbekannte<br />
Räume vor – Räume, die zu uns gehören, aber<br />
bisher verschlossen waren. Schlüssel dabei sind<br />
Atem, Bewegung und Stimme. Wir erweitern unser<br />
Gefühlspektrum und werden wieder sensitiver<br />
und empathischer. Unsere Berührung kommt aus<br />
dem Raum des Herzens, liebevoll und absichtslos,<br />
präsent und achtsam, akzeptierend und wertfrei.<br />
Wenn es uns möglich ist, gleichzeitig unsere<br />
Sexualität und die Kraft unseres Herzens zu fühlen,<br />
können wir unser Potenzial leben, uns im Gleichgewicht<br />
und als Ganzheit erleben.<br />
<strong>La</strong> <strong>Vida</strong> Leitartikel<br />
Anke hätte von einer ganz normalen, lustvollen<br />
Sexualität gesprochen, wenn man sie danach<br />
gefragt hätte. Sie war jung und ungebunden, als<br />
sie zufällig ein Buch über Weiblichkeit und Tantra<br />
in die Hände bekam. Sie las von Sexualität als<br />
Lebensenergie, von gesteigerter Wahrnehmung,<br />
tiefer Erfüllung – und wurde neugierig. Sie meldete<br />
sich zu einem Tantra-Seminar an und war perplex: 17