IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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16<br />
Ergebnisse<br />
Unter der Perspektive »Etablierung von Differenz« hat der Forschungsbereich die<br />
übergreifende Fragestellung, wie sich das Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft<br />
in der europäischen Neuzeit kontinuierlich transformierte, gewinnbringend<br />
auf die einzelnen Projekte bezogen. Diese leisteten weiterführende Beiträge zu<br />
zentralen Forschungsfragen.<br />
In übergreifender Perspektive ist, erstens, die »Reformation« als Motor bzw.<br />
grundlegender Schub für die Transformationen des Verhältnisses von Religion<br />
und Politik in Europa in mehreren Beiträgen profiliert worden. Der Sammelband<br />
»Entfaltung und zeitgenössische Wirkung der Reformation im europäischen Kontext«<br />
bündelt verschiedene disziplinäre Ansätze, die auf den Ebenen von »Kommunikation«,<br />
»Akteuren« und »Räumen« die weitreichenden Auswirkungen des<br />
innerchristlichen Differenzierungs- und Pluralisierungsschubs im 16. Jahrhundert<br />
vor Augen führen (Dingel/Lotz-Heumann Hg. 2015). Das Verhältnis von Religion und<br />
Politik erweist sich dabei auf allen Betrachtungsebenen virulent, da es Allianzen<br />
zwischen Herrscherhäusern beeinflusst, den Aufbau von Kirchenverfassungen und<br />
die Vermittlung politisch-religiöser Ordnungsvorstellungen u.a. durch die Predigt<br />
in Gang setzt und nicht zuletzt die Spielräume individueller Religiosität politischer<br />
Akteure absteckt.<br />
Ein weiterer Sammelband widmete sich den Religionsgesprächen des 16. Jahrhunderts.<br />
Er erweitertedas Feld der üblicherweise behandelten katholisch-evangelischen<br />
Religionsgespräche maßgeblich, indem diejenigen Gespräche einbezogen<br />
wurden, an denen dissentierende Gruppen wie Täufer und Antitirinitarier bzw.<br />
Vertreter der östlichen Orthodoxien beteiligt waren. In vergleichender Perspektive<br />
trat das durchgängige Scheitern solcher Gespräche als treibendes Moment konfessioneller<br />
Abgrenzungen deutlich hervor. Das warf die Frage auf, inwiefern solche<br />
Gespräche, die idealerweise dazu dienen sollten,theologische Grundsatzdifferenzen<br />
zu beseitigen, dies tatsächlich gewährleisten konnten, oder ob sie nicht selbst als<br />
Ausdruck von Bestrebungen anzusehen sind, innerkonfessionelle Einheitsvorstellungen<br />
gegenüber einer herrschenden Konfessionspluralität normativ abzusichern<br />
(Dingel u.a. Hg. 2018).