IEG-Forschungsprogramm 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit: Ergebnisse und Impulse des IEG-Forschungsprogramms 2012–2017
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Instrument der »Kosmopolitisierung des kollektiven Gedächtnisses« in den Blick<br />
nahm. Übergreifend vertieften Konferenzen in Aachen, Jerusalem und Oświęcim,<br />
an der Universität Konstanz sowie am <strong>IEG</strong> selbst den Austausch mit einschlägig<br />
ausgewiesenen, internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.<br />
Jede dieser Veranstaltungen kontextualisierte die jeweilige Welterbestätte in<br />
einer lokalen Perspektive mit einem spezifischen thematischen Schwerpunkt. Die<br />
Projekte des Moduls begriffen alle Kosmopolitismus nicht als utopischen Zukunftsentwurf,<br />
sondern als Praxis eines spezifischen, normativ aufgeladenen Umgangs<br />
mit Differenz.<br />
Ergebnisse<br />
Mit dem Konzept der kulturellen Souveränität erarbeitete der Forschungsbereich<br />
eine Heuristik für die historische Analyse von Souveränitätsvorstellungen und<br />
-praktiken jenseits des Staates. Ein solches Vorgehen profitierte vom jeweils<br />
unterschiedlichen Fokus der individuellen Forschungsprojekte und entwarf eine<br />
neue Perspektive auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. In einem programmatischen,<br />
extern begutachteten Sammelband wurde diese Forschungsperspektive<br />
theoretisch grundlegend entwickelt und empirisch konkret in Fallstudien aus den<br />
einzelnen Forschungsprojekten umgesetzt (Feindt u.a. Hg. 2017a).<br />
Die Beteiligten problematisierten eingeführte, staatsbezogene Verständnisse<br />
von Souveränität, indem sie den vorherrschenden verengten Bezug auf politische<br />
Herrschaft und staatliche Institutionen überschritten und die konfliktreiche<br />
Divergenz von Anspruch und Umsetzung sowie den prinzipiell relationalen, prozesshaften<br />
Charakter von Souveränitätsbehauptungen herausarbeiteten. Dieser<br />
dynamisierte Souveränitätsbegriff wurde in Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen<br />
Kategorien wie »Identität«, »Hybridität« und »Multikulturalismus«, die<br />
in den Postcolonial Studies, aber etwa auch in angloamerikanischen Migrations- und<br />
Ethnizitätsforschungen etabliert sind, geschärft und der Analyse vielfältiger, konkurrierender<br />
und widersprüchlicher Konstellationen von Deutungs- und Handlungsmacht<br />
zugänglich gemacht.