MAV 04.2018
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TRENDChina: Kunde und Wettbewerber<br />
Die Werkbank der Welt wird Partner auf Augenhöhe<br />
Großkunde als Investor<br />
In den letzten Jahrzehnten war China ein stetig wachsender Absatzmarkt<br />
und als Werkbank der Welt ein kostengünstiger Zulieferer.<br />
Inzwischen ist das Reich der Mitte in vielen Zukunftsbranchen<br />
der treibende Motor. China wird ein großer Kunde deutscher Unternehmen<br />
bleiben und entwickelt sich gleichzeitig immer mehr zu einem<br />
bedeutenden Wettbewerber, der mit eigenen Innovationen und<br />
technischem Wissen punktet.<br />
Der Autor<br />
Christoph Hoene (li.) im Kundengespräch in China. Bild: Hoene<br />
Christoph Hoene baut auf ein Vierteljahrhundert<br />
Vertriebs- und Führungs -<br />
erfahrung in Asien auf, davon mehr als<br />
die Hälfte in China. Als Dienstleister für<br />
Business Development in China mit<br />
den Branchenschwerpunkten Maschinenbau<br />
und Automotive, unterstützt<br />
die von ihm gegründete Unter -<br />
nehmensberatung Hoene Consult Unternehmen,<br />
die im Reich der Mitte Fuß<br />
fassen wollen. Zu den Kunden zählen<br />
u. a. Zerspanungsspezialisten wie<br />
Chiron, Emag, SW oder Mapal<br />
(http://hoene-consult.de).<br />
■■■■■■ Im vergangenen Jahr hat das Reich der Mitte<br />
seinen Spitzenplatz als größter Handelspartner<br />
Deutschlands verteidigt. In den letzten fünf Jahren ist<br />
der Außenhandel mit China um fast 30 % auf zuletzt<br />
186 Milliarden Euro gewachsen. Trotz seiner überragenden<br />
Bedeutung hat der Wirtschaftspartner China in<br />
Deutschland eine erstaunlich schlechte Presse. Investitionen<br />
chinesischer Unternehmen führen regelmäßig zu<br />
einem Aufschrei der Empörung. Wenn etwa Geely sich<br />
an Daimler beteiligt, werden sofort finstere Hintergedanken<br />
unterstellt.<br />
Dabei sollte man die Kirche im Dorf lassen. Nach<br />
Schätzung des Beratungsunternehmens EY haben Unternehmen<br />
aus der Volksrepublik China im vergangenen<br />
Jahr in Deutschland in 54 Fällen insgesamt 13,7 Milliarden<br />
US-Dollar für Akquisitionen ausgegeben. Dies<br />
entspricht einem Fünftel des Transaktionsvolumens, das<br />
alleine der deutsche Bayer-Konzern für die Übernahme<br />
des US-Unternehmens Monsanto veranschlagt.<br />
Das Beispiel Daimler zeigt vor allem, wie sehr sich<br />
die Gewichte zwischen Deutschland und China verschoben<br />
haben. Die Daimler AG als Perle der deutschen Industrie<br />
hat einen Börsenwert von respektablen 80 Milliarden<br />
Dollar. Die größten chinesischen Unternehmen<br />
spielen inzwischen in einer anderen Liga. Der Spitzenreiter<br />
Tencent wird mit satten 500 Milliarden Dollar bewertet.<br />
Von „Made in China“ zu „Created in China“<br />
Vor drei Jahren gab der chinesische Premierminister Li<br />
Ke Qiang die Devise „Made in China 2025“ aus. In<br />
zehn Jahren sollte China technologisch auf breiter Front<br />
Weltniveau erreichen. Im laufenden Fünfjahresplan<br />
wird die dahinter stehende Strategie detailliert ausgeführt.<br />
Durchgängiges Leitmotiv ist die Innovation, von<br />
der Grundlagenforschung bis zum Aufbau chinesischer<br />
Weltmarken.<br />
In der Vergangenheit war China berüchtigt für dreistes<br />
Kopieren. Inzwischen wird geistiges Eigentum in<br />
China nicht nur immer besser geschützt, sondern zunehmend<br />
im Land selbst entwickelt. Gerade in besonders<br />
zukunftsträchtigen Bereichen hat China nicht nur aufgeholt,<br />
sondern ist mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit<br />
auf die Überholspur gegangen: Unter den<br />
zehn größten Anbietern von Smartphones weltweit finden<br />
sich sieben chinesische Marken.<br />
Internetgiganten wie Tencent, Alibaba und Baidu<br />
spielen in einer Liga mit Google und Facebook. Allein in<br />
Chongqing werden 40 % aller Laptops weltweit produziert.<br />
Shanghai, Peking oder Shenzhen sind kaum wiederzuerkennen.<br />
Wo vor wenigen Jahren noch schäbige<br />
Wohnblöcke oder Fabriken für Billigprodukte standen,<br />
sind hypermoderne Stadtviertel entstanden, die den führenden<br />
Metropolen der Welt in nichts nachstehen.<br />
22 April 2018