26.11.2018 Aufrufe

NEUMANN Dezember 2018

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

54<br />

VERMISCHTES<br />

Das neugegründete „Kulturbüro Sorglos“<br />

Kunst ohne Sorgen<br />

Eine entscheidende Rolle bei der Gründung des<br />

Kulturbüros hat der Stuttgarter Singer-Songwriter<br />

Tobias Dellit gespielt, der seit vielen Jahren Teil des<br />

Stuttgarter Feierabendkollektivs ist, und mit dem<br />

sich Stefan Kraft eine Wohnung in Waiblingen<br />

teilt. Das Feierabendkollektiv ist ein loser Zusammenschluss<br />

von Stuttgarter Liedermacherinnen<br />

und Liedermachern, der kleine Konzerte und Konzert-Reihen<br />

wie „Staub & Sterne“ im Theater am<br />

Olgaeck veranstaltet und vor sechs Jahren auch das<br />

„Vive la Vie“-Festival ins Leben gerufen hat. „Mir<br />

geht es darum, die bereits bestehenden Aktivitäten<br />

des Feierabendkollektivs sowie Künstler, die handgemachte<br />

Musik machen, in den Bereichen Management<br />

und Labelarbeit professionell zu unterstützen“,<br />

sagt der gebürtige Stuttgarter, der einige<br />

Jahre als Theaterregisseur und zum Studium in St.<br />

Gallen und Zürich verbracht hat.<br />

Das „Kulturbüro Sorglos“ versteht Kraft als „Vernetzungsagentur“.<br />

Kraft möchte Räume schaffen,<br />

in denen sich Kreative ausprobieren und weiterentwickeln<br />

können. Das mit dem Vernetzen und<br />

Räume schaffen hat schon einige Früchte getragen.<br />

Bereits Mitte September hat Kraft das „1.<br />

PopUp Liedermacher*Innen Festival Stuttgart“<br />

im clubCann an den Start gebracht, im Oktober<br />

die „Wohnzimmerkonzerte“ im Rahmen der Aktion<br />

„Wohnen unter der Paulinenbrücke“ auf dem<br />

Österreichischen Platz organisiert und mit Tobias<br />

Dellits Debütalbum „kümmel“, das am 9. November<br />

veröffentlicht wurde, auch einen ersten Release auf<br />

dem Label. Neben Dellit sind mit der Micha Schlüter<br />

Band, der Max François Band, Elena Seeger und<br />

dem Duo Moon & Wine vier weitere spannende Acts<br />

aus Stuttgart beim „Kulturbüro Sorglos“ gelistet.<br />

Stuttgart ist unbestritten eine HipHop-Hochburg – noch! Denn geht es nach Stefan<br />

Kraft, steht die Schwabenmetropole bald auch für Liedermacherei. Sein „Kulturbüro<br />

Sorglos“ will Künstler vernetzen und die Subkultur aus der Nische hieven.<br />

Die Wiedereinführung der Sperrstunde sorgt unter<br />

den Stuttgarter Club-Betreibern für heiße Diskussionen<br />

und Existenzängste, die großen Konzertveranstalter<br />

klagen über den Mangel an geeigneten<br />

Veranstaltungsstätten und Kultureinrichtungen<br />

fürchten die Kürzung der staatlichen Fördermittel.<br />

Es scheint also gerade mal wieder nicht gut um die<br />

Kultur in Stuttgart zu stehen.<br />

Jemand, der sich von den vermeintlich schlechten<br />

Rahmenbedingungen zum Glück weder einschüchtern<br />

noch von seinem Weg abbringen lässt, ist<br />

Stefan Kraft. Der ist Anfang September mit seinem<br />

„Kulturbüro Sorglos“ angetreten, um in Stuttgart<br />

und der Region mehr Raum für Liedermacherei zu<br />

schaffen und Musiker wie Kulturanbieter zusammenzubringen<br />

– auf einem entspannten, unkomplizierten,<br />

aber unbedingt professionellen Level.<br />

Darum der Name „Kulturbüro Sorglos“, der sich<br />

auf das Rundum-Sorglos-Paket für die Künstler<br />

bezieht, aber auch für den 32-Jährigen selbst steht,<br />

der einfach etwas auf die Beine stellen, etwas machen<br />

will, ohne sich mit zu viel Sorgen im Vorfeld<br />

bereits zu blockieren.<br />

Das alles ist aber erst der Anfang. Geht es nach<br />

Kraft, ist Liedermacherei das neue, heiße Ding<br />

aus Stuttgart – schließlich ist HipHop auch aus<br />

einer Subkultur heraus groß geworden. „Meine<br />

Erfahrung der ersten drei Monate ist, dass viel erwachsen<br />

kann, wenn man selbst den ersten Schritt<br />

macht und auf die Leute zugeht“, sagt Kraft. So hat<br />

er unter anderem beim Popbüro, dem clubCann,<br />

auf der Kulturinsel, der Rosenau, im StadtPalais<br />

und dem Staatstheater offene Türen eingerannt.<br />

„Es passiert gerade etwas in der Stadt“, ist sich auch<br />

Tobias Dellit sicher. „Wir bekommen viel Rückenwind<br />

und Zuspruch.“ Dass Stuttgart noch für HipHop<br />

steht, sei nicht von der Hand zu weisen, aber die<br />

Genregrenzen seien gerade im Begriff zu verschwimmen.<br />

„Es gibt viele Singer-Songwriter, die als Hip-<br />

Hopper angefangen haben, jetzt Gitarre spielen, aber<br />

auch mit HipHop-Beats und Loop Station experimentieren“,<br />

sagt der 27-Jährige. „Ist Maeckes jetzt ein<br />

Singer-Songwriter oder ein HipHopper – oder macht<br />

der sphärische Elektroparts mit deutschen Texten?<br />

Das ist ja nicht mehr so ganz greifbar.“ hab<br />

kulturbuero-sorglos.de<br />

Fotos: Rainer Lang (3)<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> | Januar 2019

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!