17.12.2012 Aufrufe

2 Versetzungen in kristallinen Halbleitern

2 Versetzungen in kristallinen Halbleitern

2 Versetzungen in kristallinen Halbleitern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Versetzungen</strong> <strong>in</strong> kristall<strong>in</strong>en <strong>Halbleitern</strong> 4<br />

Von vollständigen <strong>Versetzungen</strong> spricht man, wenn die Kristallverschiebung um den<br />

Burgersvektor e<strong>in</strong>er translationssymmetrischen Operation entspricht, ist dies nicht der Fall,<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>e Partialversetzung.<br />

Anschaulich kann e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Versetzungsstruktur durch e<strong>in</strong>e im Innern e<strong>in</strong>es idealen<br />

Kristalls liegende geschlossene Versetzungsschleife beschrieben werden (Abb. 2.1). E<strong>in</strong>e<br />

solche Schleife kann durch Scherung <strong>in</strong>nerhalb des Kristalls hervorgerufen werden. Dabei<br />

werden die <strong>in</strong> der Gleitebene liegenden B<strong>in</strong>dungen des Idealkristalls aufgebrochen. Es erfolgt<br />

e<strong>in</strong>e Neukonfiguration der B<strong>in</strong>dungen nach Abgleitung des Kristallbereiches um den<br />

Burgersvektor. Dabei entstehen antiparallele Stufen- und Schraubenversetzungssegmente als<br />

vollständige Versetzungsschleife an der Grenzl<strong>in</strong>ie des abgeglittenen Bereiches. Bei der re<strong>in</strong>en<br />

Stufenversetzung stehen L<strong>in</strong>ien- und Burgersvektor senkrecht zue<strong>in</strong>ander, bei der Schraubenversetzung<br />

s<strong>in</strong>d sie parallel. Der W<strong>in</strong>kel zwischen beiden Vektoren gibt e<strong>in</strong>er Versetzung<br />

ihren spezifischen Namen.<br />

T<br />

T<br />

Gleitebene, Bereich<br />

umgeordneter B<strong>in</strong>dungen<br />

“e<strong>in</strong>geschobene” Netzebenen<br />

Burgersvektor<br />

Schraubenversetzung<br />

Stufenversetzung<br />

horizontale Kristalll<strong>in</strong>ie<br />

vertikale Kristalll<strong>in</strong>ie<br />

Abb. 2.1 Modell e<strong>in</strong>er Versetzungsschleife <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es idealen Kristallgitters Die im Innern der Schleife an<br />

die Gleitebene angrenzenden Atome s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong>en halben Burgersvektor von ihrer Idealposition<br />

entfernt. Entsprechend kommt es zur Verrückung des Kristallgittergereichs. Außerhalb der Versetzungsschleife<br />

ist diese Deformation elastisch.<br />

2.1.2 Optische und elektronische Eigenschaften von <strong>Versetzungen</strong><br />

Als Störungen der idealen, periodischen Kristallstruktur verursachen <strong>Versetzungen</strong><br />

Veränderungen im gitterperiodischen elektronischen Potential. Direkte Folge ist e<strong>in</strong>e lokale<br />

Änderung der mechanischen, elektrischen als auch der optischen Eigenschaften des Kristalls<br />

im Bereich der <strong>Versetzungen</strong>. Ihre Präsenz im Kristall ist, aufgrund der Störung der<br />

Gitterperiodizität, verantwortlich für die Existenz von elektronischen Zuständen <strong>in</strong> der<br />

Energielücke (→ <strong>in</strong>duzierte Gapzustände). E<strong>in</strong>e Unterscheidung gegenüber Punktdefekten<br />

kann aufgrund der lokalen Wirkung der <strong>Versetzungen</strong> und ihrer Ausdehnung im Kristall<br />

erfolgen. Mit Hilfe lokal auflösender Untersuchungen im Transmissionselektronenmikroskop<br />

kann die Struktur von Versetzungskonfigurationen ermittelt werden.<br />

Die <strong>in</strong>duzierten Gapzustände von <strong>Versetzungen</strong> bed<strong>in</strong>gen die Existenz zusätzlicher<br />

Rekomb<strong>in</strong>ationskanäle (vgl. Kap 3.2). Diese stehen <strong>in</strong>sbesondere bei optoelektronischen<br />

Halbleitermaterialien <strong>in</strong> Konkurrenz zu erwünschten Rekomb<strong>in</strong>ationsprozessen. Die Folge<br />

bei optoelektronischen Bauelementen ist e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong>derte Lum<strong>in</strong>eszenzausbeute des Kristalls.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!