IT-MITTELSTAND 01/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
titelinterview | organisation<br />
›<br />
haben wir uns bewusst gegen juristische Formulierungen entschieden,<br />
was auch bei unserem Betriebsrat ankam. Dieser wurde seit<br />
Projektbeginn und insbesondere bei der Konzeptionsphase von<br />
Intranet und sozialem Netzwerk sehr stark eingebunden.<br />
<strong>IT</strong>M: Um welche Richtlinien geht es konkret?<br />
Filev: Wir haben Ratschläge für die Zusammenarbeit über das neue<br />
Portal gegeben. So sollen die Mitarbeiter sachlich bleiben und sich<br />
eher kurz fassen. Wichtig ist zudem die Vertraulichkeit nach dem<br />
Motto: „Was in unserem Netz geschieht, bleibt in unserem Netz.“<br />
In diesem Zusammenhang haben wir vorgegeben, dass keinerlei<br />
vertrauliche Informationen im Portal gepostet werden dürfen.<br />
Maier: Insbesondere für unsere Personalabteilung war es wichtig,<br />
das Thema „Mobbing“ anzureißen. Deshalb bitten wir unsere<br />
Mitarbeiter generell, eine respektvolle Kommunikation zu wahren<br />
und sich bei ersten Anzeichen von Cyber-Mobbing an die<br />
Personal- oder Betriebsratskollegen zu wenden.<br />
<strong>IT</strong>M: Welche geldwerten Vorteile versprechen Sie sich von der neuen<br />
Plattform?<br />
Maier: Der betriebswirtschaftliche Wert von Mitarbeiterportalen<br />
lässt sich nur schwerlich bestimmen. Bedenkt man allerdings,<br />
dass kaufmännische Mitarbeiter rund 20 bis 25 Prozent ihrer<br />
Arbeitszeit mit dem Suchen von Informationen beschäftigt sind,<br />
wird klar, welche Vorteile das schnellere Auffinden benötigter<br />
Inhalte mit sich bringen kann. Von daher steigern wir mit dem<br />
Portal langfristig sicherlich die Produktivität unserer Mitarbeiter.<br />
<strong>IT</strong>M: Werden konkrete Workflows abgebildet?<br />
Maier: Es gibt das bereits erwähnte Abwesenheitsmanagement,<br />
in dessen Rahmen die Mitarbeiter ihre Urlaubstage eigenständig<br />
planen. Zudem wollen wir künftig einen Teamkalender sowie die<br />
Entgeltnachweise über das Portal bereitstellen. Denkbar wäre es,<br />
dort das gesamte Backoffice abzubilden.<br />
<strong>IT</strong>M: Ein Blick in die Zukunft: Welche <strong>IT</strong>-Projekte stehen bei Ihnen<br />
über das Portal hinaus in nächster Zeit an?<br />
Maier: Wir beschäftigen uns derzeit intensiv mit Office 365 und<br />
sämtlichen darin enthaltenen Bausteinen. So möchten wir im<br />
Office-Umfeld auf Cloud-Komponenten setzen, um die Zusammenarbeit<br />
weiter zu verbessern und die Mobilität zu stärken.<br />
Filev: Darüber hinaus streben wir nicht nur die Vernetzung innerhalb<br />
der Weleda-Standorte an, sondern auch mit externen Partnern<br />
– wie <strong>IT</strong>-Dienstleistern, Lieferanten und Handelspartnern.<br />
Diese benötigen für den Zugriff auf unser Netzwerk allein einen<br />
Webbrowser.<br />
<strong>IT</strong>M: Mit wie vielen Lieferanten arbeiten Sie in der Produktion<br />
zusammen?<br />
Maier: Dies schwankt hinsichtlich der zu verarbeitenden Rohstoffe.<br />
Momentan benötigen wir mehrere hundert Rohstoffe, sodass wir<br />
mit entsprechend vielen Lieferanten zusammenarbeiten. Dabei<br />
kommen etwa das ätherische Rosenöl u.a. aus der Türkei und der<br />
Sanddorn aus Italien. Da unser Bedarf als auch die Erntevolumina<br />
– z.B. durch Missernten – schwanken können, ist es wichtig, für<br />
kritische Rohstoffe mehrere Lieferanten zu haben.<br />
<strong>IT</strong>M: Stellen die Heilpflanzengärten eine <strong>IT</strong>-freie Zone dar?<br />
Maier: Nein, denn selbst in unseren Gärten laufen sämtliche<br />
Planungen über Software-Programme ab. So werden über das<br />
ERP-System die Bedarfe für das nächste Jahr errechnet und im<br />
Zuge dessen festgestellt, welche Flächen für welche Pflanzenrohstoffe<br />
benötigt werden. Auf unseren Anbauflächen in Schwäbisch<br />
Gmünd, die vollständig auf biologisch-dynamischer Landwirtschaft<br />
basieren, können wir jährlich rund 180 Pflanzensorten<br />
ernten. Das damit verbundene Management lässt sich längst<br />
nicht mehr mit Notizbüchern abdecken.<br />
<strong>IT</strong>M: Wie kann man sich solche Planungen vorstellen?<br />
Filev: Die Herausforderung für unsere Gärtner besteht darin, dass<br />
sie in der Regel zwei Jahre im Voraus planen müssen. Denn im<br />
kommenden Jahr müssen die Pflanzen für die Produktion im<br />
darauffolgenden Jahr angebaut werden.<br />
<strong>IT</strong>M: Gibt es weitere Zukunftspläne?<br />
Maier: Aktuell beschäftigen wir uns mit sämtlichen Aspekten rund<br />
um Multi- bzw. Omni-Channel. Beispielsweise soll die direkte<br />
Kundenkommunikation via Facebook oder Twitter gestärkt werden,<br />
indem wir alle Kundeninformationen zentral vorhalten.<br />
Auf diese Weise können Mitarbeiter aus dem Kundenservice auf<br />
einen Blick sehen, über welchen Kanal die Kunden zuletzt kommuniziert<br />
haben und worum es dabei ging.<br />
Ina Schlücker<br />
<strong>IT</strong>-Mittelstand 1-2 | 2<strong>01</strong>6<br />
23