Stadtmagazin CLP Ausgabe 29
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glutenfrei leben<br />
Glutenfrei leben–<br />
keine Modeerscheinung, sondern für viele Menschen lebenswichtig.<br />
Sicherlich ist ihnen auch schon einmal das Regal im Supermarkt<br />
aufgefallen, wo die Produkte in den gelben<br />
Packungen alle glutenfrei sind. Was aber heißt das: Glutenfrei?<br />
Ist das besonders gesund? Ist Gluten was Schlimmes?<br />
Gluten ist das Klebereiweiß im Getreidemehl. Es sorgt dafür,<br />
dass der Brotteig klebrig ist. Im Prinzip also etwas ganz Normales<br />
und für gesunde Menschen völlig ungefährlich. Wer jedoch<br />
an der Krankheit Zöliakie leidet, für den ist Gluten stark<br />
gesundheitsgefährdend. Davon sind in Deutschland etwa<br />
0,5% der Bevölkerung betroffen. Diese Menschen bekommen,<br />
wenn sie nur Spuren von Gluten zu sich nehmen, eine<br />
Entzündung im Darm. Daraus entstehen dann verschiedene<br />
Symptome. Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust, unkonzentriert<br />
sein, Lustlosigkeit und vieles mehr. Die Liste der<br />
Symptome ist lang und meist unspezifisch. So kann es lange<br />
dauern bis eine Diagnose gestellt wird.<br />
Das ist wie ein Detektivspiel, bei dem Beweise gesucht werden<br />
müssen. Darum wird der Patient, bei dem Verdacht auf<br />
Zöliakie, mit einer Magenspiegelung untersucht. Durch die<br />
Untersuchung einer Darmgewebeprobe, wird die Diagnose<br />
dann bestätigt. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Patient,<br />
wenn er sich fortan glutenfrei ernährt, gleich wieder gesund<br />
ist. Denn der Darm muss sich erst wieder erholen – und<br />
das dauert. Dabei darf man sich keine „Ausrutscher“ in Sachen<br />
Glutenaufnahme erlauben, denn der Darm toleriert diese Angriffe<br />
nicht.<br />
Allerdings reicht es nicht nur, sich glutenfreie Lebensmittel<br />
zu besorgen. Man muss sie auch strikt von den anderen Lebensmitteln<br />
trennen. Beim Frühstück die glutenfreien Brötchen<br />
in den Brotkorb zusammen mit den anderen Brötchen<br />
zu legen – das darf nicht sein! Es gilt, alles in „normal“ und<br />
glutenfrei zu trennen und aufzubewahren. Eigener Brotaufstrich,<br />
eigene Butter, eigenes Besteck und separates Geschirr.<br />
Darüber hinaus müssen die Arbeitsflächen, Besteck und Geschirr<br />
immer gut gereinigt werden. Desinfizieren hilft dabei<br />
gar nichts. Gluten kann nur durch Wasser und schrubben beseitigt<br />
werden.<br />
Man wundert sich auch, worin Gluten alles enthalten ist, wie<br />
zum Beispiel in gekörnter Brühe und Kartoffelchips, in vielen<br />
Würzmischungen und nicht zu vergessen im Bier. Für die Kinder<br />
noch wichtiger: in Knete.<br />
In Kindergruppen wird die Knete oft selbst hergestellt. Dies<br />
geht ganz einfach mit Wasser, Salz, Öl, Zitronensäure und vor<br />
allem mit Mehl. Und auch in handelsüblicher Knete ist Gluten<br />
enthalten. Allerdings dürfen Kinder mit Zöliakie diese Knete<br />
nicht verwenden, da sie bekanntlich ihre Finger oder Gegenstände,<br />
die mit Knete in Verbindung gekommen sind, in den<br />
Mund nehmen. Die gute Nachricht ist, dass auch diese Kids<br />
nicht auf das Kneten verzichten müssen. Sehen Sie selbst<br />
oder „macht Euch Eure Knete selber, glutenfrei. Denn Zöliakie<br />
bedeutet nicht alleine höllische Bauchschmerzen. Zöliakie ist<br />
eine Krankheit, lebenslang. Doch man kann gut mit ihr leben.<br />
Klingt alles sehr kompliziert, ist es anfangs auch. Das Essen<br />
wird allgemein bewusster wahrgenommen. „Mal eben“ in die<br />
Dönerbude oder ein Fertiggericht in die Mikrowelle schieben<br />
geht nun nicht mehr. Die Zutatenliste aller gekauften Lebensmittel<br />
muss genau studiert werden. Zum Glück gibt es<br />
mittlerweile viele glutenfreie Alternativen im Supermarkt zu<br />
finden.<br />
Aus essen gehen ist auch oft mit Schwierigkeiten verbunden.<br />
Nun gibt es zum Glück die Vorschrift, dass die Zusatzstoffe<br />
und Allergene in den Gerichten gekennzeichnet beziehungsweise,<br />
dass es dafür eine gesonderte Karte geben<br />
muss. Doch die Erfahrung zeigt, dass dies noch nicht überall<br />
angekommen ist. Dafür ist diese Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
noch nicht häufig genug, als dass die Angestellten in<br />
jedem Restaurant sich damit auskennen würden. Da müssen<br />
sich die Betroffenen schon noch oft durch gezieltes Nachfragen<br />
absichern.<br />
Viel hilft auch die Kommunikation in einer Selbsthilfegruppe.<br />
Dort kann man sich über Restaurants mit glutenfreien<br />
Gerichten, über Rezepte, Alternativprodukte und ähnliches<br />
austauschen. Auch in Cloppenburg weiß man dazu Rat.<br />
Fragen Sie nach bei www.selbsthilfe-cloppenburg.de<br />
REZEPT KNETE<br />
Zutaten:<br />
500 g Maisstärke (Mondamin)<br />
200 g Salz<br />
3 EL Zitronensäure<br />
1 TL Xanthan*<br />
500 ml Wasser<br />
3 EL Öl<br />
Zubereitung:<br />
Alles gut verkneten und mit glutenfreier<br />
Lebensmittelfarbe einfärben<br />
(z.B. Dr. Oetker 4 Back & Speisefarben).<br />
*Xanthan ist ein natürlich vorkommendes<br />
Verdickungs- und Geliermittel.<br />
MICHAELA MENSE<br />
50<br />
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