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der steirer land ... Ausgabe 01/2019 KARL OSWALD

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<strong>01</strong><strong>01</strong>9<br />

9 1900<strong>01</strong> <strong>01</strong>6276<br />

48. <strong>Ausgabe</strong> Nr. <strong>01</strong>/ 2<strong>01</strong>9 I EUR 5,00<br />

5 JEDER MENSCH HAT SEINE ZEIT 5<br />

Du erinnerst<br />

dich auch!<br />

Seite 4<br />

Ein Brief<br />

fürs Leben<br />

lSeite 15<br />

Nie den Kopf<br />

heben!<br />

lSeite 37<br />

Junge Buam<br />

und olti Steirer<br />

lSeite 57


Sehr geehrte<br />

Leserinnen und Leser<br />

von ...<strong>der</strong> <strong>steirer</strong> <strong>land</strong>...,<br />

das Leben kehrt zurück; die<br />

ersten Frühlingsboten strecken<br />

langsam ihre Köpfe<br />

aus <strong>der</strong> Erde, die ersten Gräser<br />

färben sich in ein frisches, zartes Grün und die<br />

Knospen an den Bäumen verraten uns, dass nach <strong>der</strong><br />

Winterruhe wie<strong>der</strong> Kraft und Saft in jeden Zweig zurückkehren.<br />

Und wir? Wie viel Kraft nehmen wir aus <strong>der</strong> natürlich<br />

vorgegebenen Ruhezeit mit in das anbrechende Frühjahr<br />

und wie viel Energie und Tatendrang schenken<br />

uns die länger werdenden Tage und die erwachende<br />

Kraft <strong>der</strong> Sonne. Manch einer würde sagen: „Gar<br />

keine“, da das hektische Getriebe unserer Zeit keine<br />

Ruhepausen mehr kennt. Leistung ist zu erbringen<br />

und <strong>der</strong> Mensch hat zu funktionieren, immer und<br />

zu je<strong>der</strong> Zeit, fokussiert auf das, was zu tun ist, und<br />

keinesfalls auf das, „was ist“. Nach links und rechts<br />

schauen könnte von <strong>der</strong> Arbeit, vom Ziel, von dem,<br />

was gefor<strong>der</strong>t wird, ablenken. Links und rechts sind<br />

aber die herrlich klaren Sonnenaufgänge, die gerade<br />

im Frühling so merklich das Leben erwecken. Dort<br />

ist dieses zarte und saftige Grün, jenes Grün, das nur<br />

die neu erwachende Natur zu dieser Jahreszeit hervorbringt.<br />

Und dort sind ein wenig Ruhe, ein wenig<br />

Erdung und ein Hauch von Dankbarkeit dafür, dass<br />

es immer wie<strong>der</strong> aufs Neue beginnt. Das Osterfest<br />

<strong>der</strong> Natur, das in <strong>der</strong> Auferstehung, im Neuerwachen,<br />

seinen Höhepunkt findet und dessen Zeugen wir sein<br />

dürfen.<br />

Neu ist auch wie<strong>der</strong> unser „Steirer<strong>land</strong>“. Vielleicht<br />

lässt die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Geschichte darin Sie zur<br />

Ruhe kommen und vielleicht finden Sie dann den Augenblick,<br />

die Kraft <strong>der</strong> erwachenden Natur zu sehen,<br />

zu spüren und zum eigenen Wohl zu nutzen. Denn<br />

schließlich und endlich sollen wir nicht nur funktionieren<br />

– wir dürfen auch leben.<br />

In diesem Sinn wünschen mein Team und ich euch<br />

einen guten Start ins Frühjahr, ein wenig Zeit zum<br />

Innehalten und viel Vergnügen bei eurer Reise durch<br />

unsere Geschichten.<br />

INHALT 5<br />

Du erinnerst dich auch! 4<br />

Aufbruch zum Leben 6<br />

Holzausbringung 8<br />

Bauernhände 10<br />

Mundart 12<br />

Ein Brief fürs Leben 15<br />

Woaßt as noch? 18<br />

Geschichtensammler 20<br />

Naturpark Südsteiermark 23<br />

Je<strong>der</strong> zahlt einen 27<br />

Ursache und Wirkung 30<br />

Von Stipfeln und Scheiteln 32<br />

Kräuter Rath 34<br />

Nie den Kopf heben! 37<br />

Gestickte Weisheiten 40<br />

Steiermärkische Berg- und Naturwacht 43<br />

Dirndl, wem gherst’n? 47<br />

Das Lied vom Sulmtaler Bauern 52<br />

Der Ameisler 54<br />

Junge Buam und olti Steirer 57<br />

Heriterra 60<br />

Die Oma hot’s gwisst! 62<br />

Buschenschänker 64<br />

Veranstaltungen 67<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von<br />

Ihr Karl Oswald<br />

erscheint am 31. Mai 2<strong>01</strong>9.<br />

5


DU ERINNERST<br />

DICH AUCH!<br />

Immer wie<strong>der</strong> ist es eine kleine Berg- und Talfahrt, wenn ich mich aufmache,<br />

um mit den Menschen über ihre Geschichten zu sprechen. Dass dabei nicht<br />

nur Einzelschicksale erzählt werden, son<strong>der</strong>n auch die Lebensumstände<br />

verschiedener Jahrzehnte, ergibt sich von selbst.<br />

Am meisten fasziniert mich aber, dass selbst nach<br />

so vielen Interviews und hun<strong>der</strong>ten von Menschen,<br />

die ich kennenlernen durfte, es immer noch je<strong>der</strong><br />

Einzelne schafft, mich mit seinen Erlebnissen auf<br />

eine Reise mitzunehmen, die stets in Ehrfurcht und<br />

Bewun<strong>der</strong>ung für die Leistungen <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Generationen endet. Es ist einfach schön,<br />

Menschen durch ihre Erinnerungen zu begleiten<br />

und ihren Erzählungen zu lauschen. So manche<br />

Gesprächspartner platzen förmlich mit ihren Geschichten<br />

heraus, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um wollen zuerst<br />

einiges von mir wissen, um abzuklären, ob ich denn<br />

überhaupt verstehe, was sie mir sagen. Der Grund<br />

dafür ist einfach: Obwohl selber schon ein halbes<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t alt, glauben doch viele, dass ich zu<br />

jung bin, um ihre Zeit zu verstehen. So reden wir<br />

zuerst einmal darüber, wo ich herkomme und wie<br />

ich aufgewachsen bin. Ich erzähle von meinen Erinnerungen<br />

an das „Wasser fian“ mit den Kühen, das<br />

„Woaz- und Kürbishauen“ und die Heuarbeit, die<br />

bei uns daheim sehr lange Zeit von Hand gemacht<br />

wurde. Natürlich kann ich auch vieles aus meinem<br />

Erfahrungsschatz von weit über eintausend Erzählungen<br />

berichten und von den steirischen Mundartausdrücken<br />

sowieso. So tauschen wir uns aus<br />

und wenn meine Geschichtenerzähler erkennen,<br />

dass ich sehr wohl ein wenig mitreden kann, dann<br />

geben auch sie mir ihre Erinnerungen preis. „Zu<br />

jung“ ist also eine Eigenschaft, die ich immer wie<strong>der</strong><br />

erklären muss. Das ist die Regel bei vielen meiner<br />

Interviews, doch im Herbst des letzten Jahres – ich<br />

sammelte gerade Stoff für mein Buch „Hoamathulz“<br />

– durfte ich die Ausnahme davon erleben. Es<br />

war in Graz, wo ich mit einer wun<strong>der</strong>baren Dame,<br />

schon weit über 90, über ihre Geschichte sprechen<br />

durfte. Diese spielte im Murtal und es war ein Genuss,<br />

ihr beim Erzählen zuzuhören. Genau erinnerte<br />

sie sich an die Lebensumstände nur wenige Jahre<br />

nach dem Ersten Weltkrieg und liebevoll berichtete<br />

sie mir von kleinen und großen Abenteuern aus ihrer<br />

Kindheit. Als <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg, begann war<br />

sie 17 Jahre alt. Ich bewun<strong>der</strong>te die Detailgenauigkeit,<br />

mit <strong>der</strong> sie mir Einzelheiten aus ihrem Leben<br />

erzählte. Zwischendurch sah ich, wie sich <strong>der</strong> Glanz<br />

in ihren Augen verstärkte, weil Erinnerungen an<br />

liebe und verlorene Menschen dafür sorgten, dass<br />

sie die Tränen kaum unterdrücken konnte. Und bald<br />

darauf traten wie<strong>der</strong> die schönen Ereignisse in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund und ich bemerkte, dass viele ihrer Falten<br />

nicht von Sorgen, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Freude und<br />

vom Lachen herrührten.<br />

Langsam arbeiteten wir uns Jahr für Jahr voran; am<br />

meisten faszinierte mich, dass sie in allem – egal<br />

was ihr wi<strong>der</strong>fahren ist – etwas Positives und eine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung sah. Kam etwas Neues auf sie zu,<br />

so wurden ihre Augen, selbst nach so vielen Jahren<br />

noch, größer und ich konnte richtig spüren, wie sie<br />

vor Neugier sprühten und wie die Lebenslust sie<br />

vorantrieb. Wir kamen mit ihrer Geschichte ins Jahr<br />

1945. Sie erzählte mir, dass damals ihr erster Sohn<br />

das Licht <strong>der</strong> Welt erblickt hatte. Weiters berichtete<br />

sie davon, wie schwer es damals war: Es gab nichts<br />

zu kaufen – alles konnte nur mit Lebensmittelmarken<br />

bezogen werden. Ihre Mutter war ihr zu dieser<br />

Zeit eine große Stütze, dank <strong>der</strong> sie den einen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Bezugsschein zusätzlich ergatterte, um<br />

für ihren Sohn das Wichtigste kaufen zu können.<br />

6


Gespannt lauschte ich dem, was sie mir berichtete,<br />

und meinte dann ganz nebenbei: „Jo, jo – damals<br />

war das nicht so wie heute, dass man alles kaufen<br />

konnte, was man will.“ Sie schaute mich ganz liebevoll<br />

an, legte ihre Hand auf meinen Unterarm und<br />

antwortete: „Gell, du kannst dich auch noch daran<br />

erinnern.“<br />

Im ersten Moment wusste ich nicht, wie mir geschah,<br />

dann lachte ich heimlich, still und leise<br />

in mich hinein. Dass man mir fünf bis zehn Jahre<br />

weniger gibt, je nach Alter und Sehstärke meiner<br />

Gesprächspartner, war ich gewöhnt; dass mir aber<br />

jemand gleich mehr als 20 Jahre draufpackt, war<br />

mir neu. Wir setzten unser Gespräch über „gemeinsame“<br />

Nachkriegserinnerungen fort, obwohl diese<br />

kleine Anekdote bewirkte, dass mein Grinsen für<br />

den Rest des Gesprächs nicht mehr aus meinem Gesicht<br />

verschwand. Eine wun<strong>der</strong>bare Geschichte von<br />

einem sehr lieben Menschen entstand daraus und<br />

ich bin, wie bei so vielen an<strong>der</strong>en Menschen auch,<br />

stolz darauf, dass sie mir erzählt wurde und ich sie<br />

bewahren darf.<br />

Seither spreche ich immer wie<strong>der</strong> gern von dieser<br />

kleinen Episode, nicht nur, weil sie lustig ist, son<strong>der</strong>n<br />

auch, weil sie ein gutes Beispiel dafür bietet,<br />

wie sehr sich die Menschen mit den Geschichten aus<br />

„…<strong>der</strong> Steirer Land…“ und meinen Büchern identifizieren.<br />

So sehr, dass sie beim Erzählen alles an<strong>der</strong>e<br />

vergessen, und so stark, dass sie mich nicht nur mit<br />

ihren Geschichten, son<strong>der</strong>n auch hinsichtlich meines<br />

Alters in ihre Zeit mitnehmen. Dankbar nehme ich<br />

diese Einladung an.<br />

Original<br />

FEUERWEHR-LEDERHOSE<br />

Mo-Fr 8.00-12.00 • 14.30-18.00<br />

Sa 8.00-12.00 • TEL.: 03457/2295<br />

BEKLEIDUNG AUCH IN GROSSEN GRÖSSEN!<br />

BEKLEIDUNGSÄNDERUNG<br />

FACHGERECHT & KOSTENLOS!<br />

7


Die Hacken sind geschliffen, die Säge<br />

geschärft; auf geht’s in den Wald, um<br />

ein paar Bäume zu fällen und sie mit<br />

dem Ross auszubringen. Dies ist nicht<br />

<strong>der</strong> Beginn einer schönen alten Geschichte<br />

über die Holzknechte und ihre Arbeit,<br />

son<strong>der</strong>n jene Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> sich<br />

einige Jäger vor wenigen Wochen stellten.<br />

Alois Kapun aus Kranach rief seine Jagdkollegen<br />

aus Eichberg, Oberhaag, Schloßberg und Leutschach<br />

zusammen, um mit ihnen gemeinsam die Erinnerungen<br />

an die Holzausbringung von anno dazumal aufleben<br />

zu lassen. Rudi Wei<strong>land</strong> trat mit seinem Hengst<br />

Aron an, denn nicht nur Manneskraft ist bei <strong>der</strong> traditionellen<br />

Holzarbeit gefor<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Zugkraft eines Pferdes.<br />

Wie es sich gehört, wurde zuerst das Werkzeug auf<br />

Vor<strong>der</strong>mann gebracht. Franz Strablegg, <strong>der</strong> Senior<br />

<strong>der</strong> Gruppe, weiß nebenbei davon zu berichten, wie<br />

mühsam früher die Arbeit in den steilen Gräben<br />

<strong>der</strong> Südsteiermark war. Dabei ging es nicht nur ums<br />

Können, son<strong>der</strong>n es brauchte mindestens ebenso<br />

viel Geschick. Oft, so berichtete er, mussten sie mit<br />

Schleu<strong>der</strong>ketten und Pfosten erst ein Gerüst um den<br />

Baum bauen, damit sie überhaupt einen Halt hatten,<br />

um die Zugsäge ansetzen zu können. Lief es gut, so<br />

war man auch durchaus zu Scherzen aufgelegt und<br />

schnitt schon einmal einen Baum am Abend vor, damit<br />

es am folgenden Tag bei Sonnenaufgang bereits<br />

krachte, wenn ein 40-50 Meter hoher Riese sich seinen<br />

Weg durch das Geäst auf den Waldboden bahnte.<br />

Natürlich gab es dann viel Lob für den Fleiß <strong>der</strong><br />

Burschen; dass bereits so früh <strong>der</strong> erste Baum fiel,<br />

war beeindruckend, da man doch etliche Stunden<br />

dafür brauchte.<br />

8


Julia Kapun, Christian Peitler und Hans Walcher<br />

machen die „Holzfällertruppe“ komplett. Nachdem<br />

die Säge ordentlich geschränkt worden war,<br />

damit die Sägespäne sauber ausgeworfen werden,<br />

machten sie sich auf den Weg in den Wald. Bald<br />

war <strong>der</strong> Schlag erreicht und die Arbeit konnte<br />

beginnen. Je<strong>der</strong> versuchte sich an <strong>der</strong> Zugsäge<br />

und nur, wenn zwei miteinan<strong>der</strong> harmonieren,<br />

bringt man etwas weiter. Je<strong>der</strong> zieht auf seiner<br />

Seite; ja nicht schieben, weil es zu langsam geht,<br />

denn dann passiert gar nichts. Egal ob mit Säge,<br />

Hacke o<strong>der</strong> Sappel, je<strong>der</strong> leistete seinen Beitrag<br />

und bald war das Blochholz für die Ausbringung<br />

vorbereitet. Jetzt kam Arons großer Auftritt. Am<br />

Ortscheit seiner Zugriemen wurde ein Zottel, ein<br />

Eisenring mit mehreren Ketten, befestigt und <strong>der</strong>en<br />

Haken in die Bloche geschlagen. Es machte<br />

dem Hengst sichtlich Spaß mit seiner Last den<br />

alten Hohlweg entlangzutrotten. Nach mehreren<br />

Ausziehungen war es geschafft. Zwischendurch<br />

durften eine warme Decke für Aron und ein heißer<br />

Tee für unsere Holzknechte natürlich nicht<br />

fehlen. Zum Abschluss wurde jedes Bloch noch<br />

auf Scheiterholzlänge zurechtgesägt, alles auf<br />

den Fuhrwagen geladen und unser Hengst sorgte<br />

köstliches<br />

Frühstück<br />

herzhafte<br />

Jausenplatten<br />

auf Bestellung<br />

kleine Imbisse<br />

hausgemachte<br />

Mehlspeisen<br />

&<br />

leckerer<br />

Illy Kaffee<br />

verschiedene<br />

Eisbecher<br />

für eine angenehme Heimreise. Abgesehen davon,<br />

dass in vielen Bergregionen wie<strong>der</strong> verstärkt<br />

Pferde bei <strong>der</strong> waldschonenden Forstarbeit zum<br />

Einsatz kommen, ist diese ruhige Art <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

natürlich auch für die Winterruhe des<br />

Wildes von Vorteil. Sie sorgt obendrein dafür,<br />

dass man nach händischer Bearbeitung den Wert<br />

eines jeden Holzscheites, das man in den Ofen<br />

steckt, viel mehr zu schätzen weiß. „Der Steirer<br />

Land“ dankt den Akteuren für das Auflebenlassen<br />

dieser alten Tradition.<br />

Stimmungsvolles Ambiente im<br />

400 Jahre alten Gewölbekeller.<br />

22.06.2<strong>01</strong>9, Sa., 19 Uhr,<br />

Grillabend mit WESTWIND<br />

27.07.2<strong>01</strong>9, Sa., 19 Uhr,<br />

Sommerfest mit den<br />

„Große Chance Kandidaten“<br />

Manuel Hafner & Nadjas Cello<br />

KAPUNER GWÖLB<br />

Wein Cafe GenussLADEN<br />

8552 Eibiswald 82a<br />

Tel. 0664/ 20850<strong>01</strong><br />

www.kapuner-gwoelb.at<br />

9


Daniela Posch<br />

Bauernhände<br />

Er wäre früher nicht möglich gewesen, allein zu überleben.<br />

Gegenseitig half man sich Jahrhun<strong>der</strong>te hindurch bei <strong>der</strong><br />

Meisterung großer Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Ob es sich dabei um das Einbringen <strong>der</strong> Ernte, um<br />

die Holzarbeit o<strong>der</strong> den Bau eines neuen Stall- o<strong>der</strong><br />

Wirtschaftsgebäudes handelte: Die „Bauernhände“<br />

halfen sich immer gegenseitig. um ein Überleben<br />

für alle zu gewährleisten. Viele Geschichten<br />

erzählen davon, wie nach dem Weltkrieg die<br />

Menschen zusammenstanden und jenen Familien<br />

unter die Arme griffen, <strong>der</strong>en Männer o<strong>der</strong> Söhne<br />

nicht mehr heimgekehrt waren. Sie erzählen, wie<br />

bei großen Schicksalsschlägen die Nachbarn helfend<br />

zur Stelle waren, um das Fortkommen ganzer<br />

Familien zu sichern und um dafür zu sorgen,<br />

dass Frauen mit ihren Kin<strong>der</strong>n nicht ihr gesamtes<br />

Hab und Gut verloren. Dass dies keine verklärte<br />

Romantik aus längst vergangenen Tagen ist, wurde<br />

uns erst vor wenigen Wochen wie<strong>der</strong> vor Augen<br />

geführt. Das Jahr 2<strong>01</strong>9 hat begonnen, es wird wärmer<br />

und die ersten Frühlingsboten sprießen aus <strong>der</strong><br />

Erde. Die Bäuerinnen und Bauern arbeiten schon<br />

fleißig auf dem Feld, um ihr Saatgut auszubringen<br />

und so den Grundstock für die Ernte im Herbst zu<br />

legen. Jedes Jahr wenden sie all ihre Kraft und große<br />

Mühen auf, um den Fortbestand <strong>der</strong> heimischen<br />

Landwirtschaft und die sichere Lebensmittelversorgung<br />

<strong>der</strong> Menschen zu gewährleisten. Dabei<br />

ist <strong>der</strong> Slogan „auf uns Bauern ist Verlass“ heutzutage<br />

noch genauso tragend und stark wie vor 50,<br />

60 o<strong>der</strong> 100 Jahren. Ein Beispiel dafür bieten die<br />

schmerzlichen Erfahrungen des Jahresanfangs mit<br />

seinen Wetterkapriolen. Viele Dörfer und Täler waren<br />

aufgrund <strong>der</strong> Schneemengen und Lawinengefahr<br />

von <strong>der</strong> Außenwelt abgeschnitten. Meterhohe<br />

Schneemassen brachten viele Helfer in lebensbedrohliche<br />

Situationen und vielerorts herrschte Ausnahmezustand.<br />

Jeden Tag gab es Berichte über die<br />

katastrophalen Zustände und die Machtlosigkeit<br />

von Helfern und Einwohnern. Der Strom fiel aus,<br />

Lebensmittel wurden knapp und neben den eigenen<br />

Familien waren in den Urlaubsregionen auch<br />

noch unsere Gäste zu versorgen. Und plötzlich gewann<br />

das Allgegenwärtige – jene Leistungen, die<br />

uns nicht mehr auffallen, weil sie einfach immer<br />

da sind – wie<strong>der</strong> einen ganz beson<strong>der</strong>en Wert. Erbracht<br />

von den Menschen vor Ort.<br />

Es war erfreulicher jene Zeitungsartikel zu lesen,<br />

die über den Zusammenhalt <strong>der</strong> Menschen und<br />

über gegenseitige Hilfestellungen berichteten.<br />

Bäuerinnen backten Brot, Bauern lieferten Milch<br />

und versorgten die Bevölkerung mit dem Notwendigsten.<br />

Sie halfen mit ihren Traktoren bei <strong>der</strong><br />

Schneeräumung, schufen Zufahrten zu abgelegenen<br />

Siedlungen und halfen bei Aufräumarbeiten<br />

nach Lawinenabgängen. Die Menschen waren in<br />

10


Not und die Bauern mit allen ihren Leistungen<br />

und Möglichkeiten zur Stelle. Egal wann und<br />

wo, sei es bei <strong>der</strong> Lebensmittelversorgung, <strong>der</strong><br />

Brennholzbeschaffung o<strong>der</strong> bei an<strong>der</strong>en Hilfestellungen:<br />

Die Bauernschaft stellte<br />

ihre Verlässlichkeit unter Beweis<br />

und ihre helfenden Hände in den<br />

Dienst <strong>der</strong> Menschen vor Ort.<br />

Es zweifelt wohl niemand an <strong>der</strong> Wichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Bauern und Bäuerinnen mitsamt ihren Betrieben,<br />

doch gerade in solchen Extremsituationen<br />

wird uns ihr Wert wie<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s ins Bewusstsein<br />

gebracht. Lei<strong>der</strong> müssen oftmals erst<br />

Katastrophen passieren, damit wir wie<strong>der</strong> die<br />

Augen öffnen und uns auf den Wert dessen besinnen,<br />

das vor Ort für uns da ist. Viel zu schnell<br />

vergessen wir in unserer getriebenen Zeit, was<br />

Menschlichkeit bedeutet, aber in <strong>der</strong> Not werden<br />

uns <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Gemeinschaft und <strong>der</strong><br />

Wert unserer Landwirtschaft erneut direkt vor<br />

Augen geführt. Unermüdlich war <strong>der</strong> Einsatz<br />

vieler freiwilliger Helfer und großen Respekt,<br />

Anerkennung und Hochachtung zollen wir all<br />

jenen, die uneigennützig ihre Kraft und Hilfe<br />

zum Wohl <strong>der</strong> Allgemeinheit zur Verfügung<br />

stellen. Es ist nicht selbstverständlich! Danke!<br />

11


Unsere Sprache - unsere Seele<br />

ohbittn entschuldigen Es tuat mir load, drum mecht i Ohbitt leistn.<br />

hal rutschig/glatt Wenn ‚ s noch költa wird, dann wird’s a hal.<br />

Tristn Stapel Tua scheana schlichtn, wal sumst follt ums die Hulztristn<br />

gach um.<br />

oaletzi abgeschieden So oaletzi wia <strong>der</strong> haust is koa Wun<strong>der</strong>, dass man nia siacht.<br />

vajeikn verjagen Wenn i hear, dass oana Fensterln kummt, dann vajeik i eam.<br />

weatan schmerzende Stelle Genau mit meim weatan Zahn hob i draufbissn.<br />

roumpfn streifen/abschürfen Heb den Tisch aun, sunst roumpfst den ganzn Boden oh.<br />

Pölval Tablette Geh zan Dokta und hul mir ani Pölval gegen Kopfweh.<br />

ibaschiaßn verprügeln Zerscht ham i eam ban Stöhln dawischt,<br />

dann ham i eam ibaschoßn.<br />

Oadaxl Eidechse A Oadaxl sitzt in da Sunn auf an woaman Stoa.<br />

Regnguscha Feuersalaman<strong>der</strong> Noch am Regn siachst, wia die Regnguscha untam Lab<br />

hervorkemman.<br />

notzn einnicken Die Kirchenbank is da folschi Plotz zum Notzn.<br />

megazn meckern/kritisieren Wurscht wos i tua, du host imma wos zan megazn.<br />

Lob gutmütiger Mensch Du bist a scheana Lob, wenn du dir des olls gfolln losst.<br />

kreistn angestrengt atmen Host a Vastopfung, wal i di goa so kreistan hear?<br />

Islschaufl Mistschaufel Zerscht kehrst zamm und dann trogst den Mist mit da<br />

Islschaufl außi.<br />

hülzan aus Holz gemacht Bring den hülzan, net den eisan Rechn auf die Wiesn.<br />

Goasacha mehrere Ziegen Die Goasacha san ausbrochn und rennan im Wold<br />

oben herum.<br />

Fipperl leichte Ohrfeige Du wirst so lang frech sein, bist amol a Fipperl kriagst.<br />

daloabn erdulden Daloabn tua i eam, oba megn tua i ihn net.<br />

12


LEADER Südsteiermark<br />

Vorrang für Innovation!<br />

In den vergangenen Jahren entstanden aus<br />

Visionen zahlreiche Projekte, die unsere Südsteiermark<br />

nachhaltig stärken. Vielfach steckt dahinter die För<strong>der</strong>schiene LEADER.<br />

Der Nutzen von LEADER<br />

Projekte, die mit diesen För<strong>der</strong>mitteln umgesetzt<br />

werden, sollen die regionale Identität stärken, Regionalbewusstsein<br />

aufbauen, die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Region heben und das Einkommen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

sichern. Das ist die Grundidee von LEADER: Aktive<br />

Bürgerinnen und Bürger bei <strong>der</strong> Umsetzung ihrer Ideen<br />

mit För<strong>der</strong>ungen zu unterstützen.<br />

Was ist LEADER?<br />

LEADER ist ein Regionalentwicklungsprogramm <strong>der</strong><br />

Europäischen Union, kofinanziert durch EU, Bund und<br />

Län<strong>der</strong>. LEADER steht als Abkürzung für: Liaison<br />

entre actions de développement de l’économie rurale.<br />

Das heißt: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> ländlichen Wirtschaft. Unterstützt wird<br />

dieses Vorhaben zur Entwicklung des ländlichen Raumes<br />

2<strong>01</strong>4-20 aus Mitteln <strong>der</strong> Europäischen Union, des<br />

Bundes und des Landes Steiermark. Das LEADER-<br />

Programm wird über das Regionalressort des Landes<br />

Steiermark abgewickelt.<br />

Beispiel LEADER-Projekt: Orts- und<br />

Höfechronik Sulztal<br />

Die Region Südsteiermark hat eine lange historische<br />

Tradition. Im Zuge dieses Projektes von Otto Knaus<br />

und Ursula Lechenauer wurde näher auf die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Katastralgemeinde Sulztal, die im unmittelbaren<br />

Grenzbereich zu Slowenien liegt, sowie auf die<br />

ersten urkundlichen Nennungen <strong>der</strong> in diesem Bereich<br />

befindlichen Bauernhöfe eingegangen. Die meisten<br />

davon wurden sogar bereits in den Jahren 1542/43<br />

erstmals urkundlich erwähnt. Dafür wurde das Sulztal<br />

von einem Historiker besucht. Bil<strong>der</strong> und Unterlagen<br />

wurden akribisch gesammelt. Nach ergänzenden Recherchen<br />

im Steiermärkischen Landesarchiv sowie im<br />

Pokrajinski Arhiv (Regionalarchiv) in Maribor wurde<br />

das Endprodukt – die Orts- und Höfechronik Sulztal –<br />

präsentiert, die anhand von 30 historisch belegbaren<br />

Höfen die Geschichte <strong>der</strong> Grenzregion bis in die Zwischenkriegszeit<br />

erzählt. Dadurch wird die regionale<br />

Identität gestärkt und die Verbundenheit zu unseren<br />

slowenischen Nachbarn hervorgehoben. Die Chronik<br />

steht online kostenlos zum Download auf <strong>der</strong> Homepage<br />

des Regionalmanagements zur Verfügung.<br />

Deine Ideen sind gefragt!<br />

Wir freuen uns, gemeinsam mit den Menschen <strong>der</strong><br />

Region zukunftsweisende Projekte zu entwickeln und<br />

umzusetzen! Insbeson<strong>der</strong>e für diese Themenfel<strong>der</strong><br />

suchen wir noch innovative Ideen:<br />

• Leerstandsnachnutzung<br />

• Ortskernbelebung<br />

• Projekte von, für und mit Jugendlichen<br />

• bzw. Kin<strong>der</strong>n<br />

• Energie & nachhaltiger Wohnbau<br />

REGIONALMANAGEMENT<br />

Südweststeiermark GmbH – LAG Südsteiermark<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Bgm. Reinhold Höflechner<br />

LAG-Management: Ing. Elisabeth Reiterer, Bettina Rath<br />

Grottenhof 1, 8430 Leibnitz<br />

T +43 3452/84 510; M +43 664/96 89 606<br />

e.reiterer@eu-regionalmanagement.at<br />

www.eu-regionalmanagement.at<br />

13


Es sind die Erinnerungen<br />

an große Momente, tiefe<br />

Eindrücke und schöne<br />

Augenblicke, die wahrhaften<br />

Wert besitzen und<br />

Zeit kostbar machen.<br />

Josef Krisper – Goldschmied<br />

Marktplatz 6, 8462 Gamlitz<br />

M. +43 (0) 664 313 07 88<br />

M. +43 (0) 664 968 96 68<br />

www.krisper-gamlitz.at<br />

14


KRONJUWELEN-HOCHZEIT<br />

EIN BRIEF<br />

FÜRS LEBEN<br />

Karl Klampfer, geboren 1936, übergab mir in Eibiswald<br />

jenen Brief, <strong>der</strong> die Geschichte seiner Familie erst möglich machte.<br />

Es ist ein Bekenntnis, das sein Vater „Friedl“ (1909-2008) an<br />

die Mutter „Hedwig“ (1910-2007) richtete, um ihr damit alle<br />

seine Gefühle, seine Wünsche und seine Liebe zu erklären.<br />

„<strong>der</strong> Steirer Land“ darf ihn als wertvolles Zeugnis einer Zuneigung,<br />

die letztendlich über die Kronjuwelen-Hochzeit hinausreichte, bewahren.<br />

15


KRONJUWELEN-HOCHZEIT<br />

Ein Brief fürs Leben<br />

Unere Geschichte ereignete sich im Raum Straden.<br />

Friedl war eines von 12 Kin<strong>der</strong>n und weil er seinen<br />

Vater früh verlor, blieb <strong>der</strong> Mutter nichts an<strong>der</strong>es<br />

übrig, als ihn – damals drei Jahre alt – zu seinem<br />

Onkel zu geben, wo er aufwuchs und später den<br />

kleinen Hof übernahm. Im Winter stellte er bäuerliches<br />

Werkzeug und Schi her, im Sommer verdiente<br />

er sich als Strohdachdecker ein wenig Geld zur<br />

Wirtschaft dazu. Er verliebte sich in Hedwig, eine<br />

wun<strong>der</strong>schöne Bürgerstochter, und wusste, dass<br />

er nicht viele Chancen auf ihre Liebe haben wird.<br />

Zu viele Verehrer machten ihr den Hof; ein je<strong>der</strong><br />

konnte ihr weit mehr bieten als <strong>der</strong> Keuschlerbub<br />

Friedl. Doch das Glück ist ja bekanntlich dem Tapferen<br />

hold und so setzte sich Friedl hin und verfasste<br />

den Brief seines Lebens. Verlieren konnte er<br />

nichts, aber zu gewinnen gab es viel:<br />

Mein einzig geliebtes Herz! Ich grüße dich in<br />

stiller Nacht bei hellem Sternenschein, wo<br />

liebend noch mein Auge wacht für dich, du<br />

einzig Eine! Denkst du an mich! Ich grüße<br />

dich!<br />

Liebste Hedwig!<br />

Ist es vielleicht das letzte Mal, dass ich dich<br />

so nennen darf? Jetzt kann ich es nicht fassen<br />

und doch… Früher habe ich durch deine<br />

klaren Augen in deine reine Seele schauen können.<br />

Du hast so munter geplau<strong>der</strong>t mit mir,<br />

dein Mund sprach von Liebe! Dein aufrichtiges,<br />

liebes Benehmen, deine treuen Äugelein,<br />

deine lieben Worte, sie erweckten in mir ein<br />

Hoffen und Sehnen, ich träumte von einem<br />

zukünftigen Glück. Und jetzt? Sollte alles<br />

eine Täuschung sein??? Keine lieben Worte<br />

hast du mehr für mich übrig, nur abweisende<br />

Blicke, ein gezwungenes, eisernes Lächeln<br />

und Worte hart wie Steine, die sich zentnerschwer<br />

auf mein Herz legen und es zu<br />

erdrücken scheinen.<br />

Jetzt frage ich einmal: Womit habe ich solches<br />

verdient? Was habe ich getan, dass du<br />

kein gutes Wort mehr für mich übrighast?<br />

16<br />

Habe ich dich so arg gekränkt, dass du mir<br />

jetzt mit einem Mal so abgeneigt bist, dass<br />

ich überhaupt nicht in deiner Gegenwart sein<br />

darf? Ich könnte mich wohl an nichts erinnern,<br />

was ich gefehlt getan hätte, dass ich<br />

dich dadurch so gekränkt habe. Hast du vielleicht<br />

eines meiner Worte missverstanden,<br />

an<strong>der</strong>s aufgefasst, o<strong>der</strong> sollte mir wirklich<br />

ein unbedachtes Wort entschlüpft sein, was<br />

ich vielleicht gar nicht so gemeint hatte? Ist<br />

vielleicht wie<strong>der</strong> etwas Schlechtes über mich<br />

geredet worden, denn dass es Leute gibt, die<br />

sich nur damit befassen, mich auszurichten<br />

und zu verleumden, das weiß ich wohl. Dass<br />

du aber solchen Reden Glauben schenkst, das<br />

glaube ich gar nicht von dir. O<strong>der</strong> warst du<br />

überhaupt nur darauf bedacht, nur ein böses<br />

Spiel mit meinem Herzen zu treiben? – Doch<br />

nein, das glaube ich gar nicht von dir, du hast<br />

ja auch deine Liebe zu mir gezeigt, das kann<br />

ich ehrlich sagen.<br />

Und als ich dir ins Auge sah, wie lag in deinem<br />

Auge da ein unvergänglich Lieben. Es lag darin<br />

die Zaubermacht, die nicht in meines Herzens<br />

Nacht dein holdes Bild geschrieben…<br />

Ja, dein Bild ist mir ins Herz gegraben. Immer…<br />

meinen Augen. Dein aufrichtiges braves<br />

Betragen hat in mir eine solche Liebe zu dir<br />

entflammt, dass ich um keinen Preis ein an<strong>der</strong>es<br />

Mädchen deinem edlen Charakter vorgezogen<br />

hätte. Obwohl ich noch immer eine<br />

gewisse Zurückhaltung zeigte, indem ich dir<br />

noch nicht direkt meine Liebe zu dir erklärt<br />

habe, so lo<strong>der</strong>ten doch schon lange die Flammen<br />

<strong>der</strong> Liebe zu dir brennendheiß in meinem<br />

Herzen. Es war mein Wunsch, einmal ein<br />

braves, anständiges Mädchen mein Eigen nennen<br />

zu können. Schon sah ich diesen meinen<br />

Wunsch in Erfüllung gehen, doch jetzt…? All<br />

mein Hoffen scheint in Nichts wie<strong>der</strong> zu vergehen.<br />

Die Vergangenheit kommt mir vor wie<br />

ein Traum, die Zukunft wie ein Trümmerhaufen.<br />

Nichts ist mir geblieben als die Er-


innerung des Glückes, das ich geträumt. So<br />

willst du mir meine Liebe zu dir vergelten? O,<br />

hast du noch ein Fünkchen Liebe in deinem<br />

Herzen, lass es wie<strong>der</strong> aufglühen zur hellen<br />

Flamme. Bring wie<strong>der</strong> Friede und Glück in<br />

meine schmerzerfüllte Brust. Warum hast<br />

du mir deine Liebe gezeigt, wenn du jetzt die<br />

Treue nicht halten willst? Du raubst mir dadurch<br />

meine ganze Lebensfreude und störst<br />

mir meinen Herzensfrieden. Fühlst du, was<br />

es heißt, Scheiden? Scheiden für immer? …<br />

Scheiden von dem, was meines Herzens Sehnen<br />

ist? Schlägt nicht ein fühlendes Herz in<br />

deiner Brust?<br />

Hast du wirklich keine Liebe mehr zu mir?<br />

Bin ich dir zu gering und zu arm? Dann, liebes<br />

Herz, will ich mich dem Schicksal ergeben,<br />

will ich abtreten, will Platz machen einem<br />

Höheren, denn die Liebe lässt sich nicht erzwingen.<br />

Findest du bei einem an<strong>der</strong>en Liebe<br />

und Glück, dann denke auch manchmal an<br />

mich zurück, denn ich werde dich nicht vergessen,<br />

bis <strong>der</strong> Tod mein müdes Auge bricht…<br />

Und wenn … den grünen Kranz ins Haar dir<br />

flicht. Glück auf, ich liebe dich, doch sagen<br />

durft ichs nicht…<br />

Aber schau nur, dass du glücklich wirst,<br />

denn mein sehnlichster Wunsch ist es ja,<br />

dich einmal glücklich, recht glücklich zu sehen.<br />

Härter als alles an<strong>der</strong>e würde es mich<br />

drücken, wenn du mich für schlecht und<br />

charakterlos halten würdest. Denn das bin ich<br />

bestimmt nicht, wenn es auch die Leute mit<br />

ihrem Gerede so haben wollen. Hoffentlich<br />

wird ihnen das Maul bald gestopft sein. Also<br />

ich bitte dich, wenn du mir auch nicht mehr<br />

deine Liebe schenkst, bewahre doch immer ein<br />

gutes Andenken von mir. Das wird mein bester<br />

Trost sein in den trüben Stunden meiner Zukunft.<br />

Hast du aber noch ein Herz für mich,<br />

so neige es wie<strong>der</strong> zu dem meinen, es soll dich<br />

nicht reuen. Und noch eines bitte ich dich. Da<br />

ich nämlich nicht weiß, was überhaupt <strong>der</strong><br />

Grund deiner Abneigung zu mir ist, so bitte<br />

ich dich, gib mir einmal Gelegenheit mit dir<br />

über diese Sache zu sprechen, kannst mir<br />

alles ruhig sagen. O<strong>der</strong> wenn es dir vielleicht<br />

unangenehm ist, dass du mich vielleicht nicht<br />

gern in deiner Nähe siehst, so bitte ich dich,<br />

mir wenigstens schriftlich darüber Auskunft<br />

zu geben. Lass mein Herz nicht länger dieser<br />

Qual ausgesetzt sein. Entwe<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> eine<br />

glückliche, reine Liebe o<strong>der</strong>… wie Gott will.<br />

Schließlich sei noch auf das Herzlichste gegrüßt<br />

und geküsst von deinem dich von ganzem<br />

Herzen liebenden Friedl.<br />

Wo liebend sich zwei Herzen einen nur eines<br />

zu sein in Freud und Leid, da muss des Himmels<br />

Sonne scheinen und heiter lächeln jede<br />

Zeit.<br />

Was mit diesem Brief begann, sollte weit über<br />

die Kronjuwelen-Hochzeit hinaus halten. Obwohl<br />

Hedwig wusste, dass schwere Arbeit für wenig<br />

Lohn auf sie wartete, entschied sie sich für die<br />

Liebe. Denn wenn ein Mann verzichtet, nur um<br />

sie glücklich zu sehen, dann liebt er wirklich. Drei<br />

Kin<strong>der</strong>n und fünf Pflegekin<strong>der</strong>n wies das gemeinsame<br />

Glück ihren Weg durchs Leben und bis ins<br />

hohe Alter hinein ließen beide nicht voneinan<strong>der</strong><br />

ab. Als Hedwigs letzte Stunde kam, nach 76 ½<br />

Ehejahren, lag sie im Bett und Friedl streichelte<br />

ihr die Hand. Je kälter diese wurde, umso mehr<br />

Tränen liefen über seine Wangen und selbst, als<br />

sie ihren letzten Atemzug tat, ließ er sie nicht los.<br />

Die ganze Nacht lang hielt er sie fest, hielt sie fest<br />

und geleitete sie in Gottes Reich, an das Hedwig<br />

so sehr glaubte. Ein halbes Jahr später begab auch<br />

er sich auf seine letzte Reise, um wie<strong>der</strong> mit seiner<br />

Liebe vereint zu sein.<br />

17


WOAßT AS NOCH?<br />

Über hun<strong>der</strong>te, ja sogar tausende von Jahren erfuhren die Werkzeuge des täglichen<br />

Gebrauchs zwar eine ständige Weiterentwicklung, aber kaum eine entscheidende<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Erst im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t wurden viele unserer Hilfsmittel durch<br />

technische Errungenschaften abgelöst und beginnen seitdem langsam in Vergessenheit<br />

zu geraten. Erinnern Sie sich noch an den Verwendungszweck<br />

nachstehen<strong>der</strong> Werkzeuge?<br />

1 2<br />

DER NÄCHSTE<br />

WINTER<br />

KOMMT BESTIMMT!<br />

4<br />

3<br />

1) Schnoatmesser<br />

Nichts wurde verschwendet, je<strong>der</strong> noch so<br />

kleine Zweig war als Brennholz brauchbar.<br />

Das Schnoatmesser, auch Praxen<br />

genannt, ist eine Art Hackmesser, mit<br />

dem man Äste entholzt. Dafür nimmt<br />

man den Ast in die eine Hand und mit<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en „schnoatet“ man die kleinen<br />

Stauden ab, um sie später mit <strong>der</strong> Handhacke<br />

zu zerkleinern.<br />

5<br />

6<br />

18


2) Wendehaken<br />

Der klassische Wendehaken (Bloch Wendeeisen)<br />

besteht aus einem Haken, <strong>der</strong> an einem Ring befestigt<br />

ist. Durch diesen Ring wird dann ein stabiler<br />

Hebel (oft ein Sappelstiel) gesteckt, um möglichst<br />

große Kräfte zu übertragen. Er dient dazu, gefällte<br />

Stämme zu bewegen, insbeson<strong>der</strong>e zu drehen.<br />

AKAZIENHOF<br />

St. Andrä / Höch<br />

3) Klobenrad<br />

Das Klobenrad, die Umlenkrolle, ist ein unverzichtbares<br />

Werkzeug, wenn es um die Holzbringung in<br />

schwierigem Gelände geht. Mit dem Klobenrad hat<br />

man die Möglichkeit, die Zugkraft des Seiles umzulenken,<br />

um Baumstämme auszuseilen.<br />

4) Wiegesäge<br />

Diese Säge ersetzte einstmals die Hacke – was<br />

waldwirtschaftlich gut war, weil dann beim Fällen<br />

nicht so viel Holz als Ausschuss verloren ging. Für<br />

die Holzknechte hieß es fortan schlicht und ergreifend,<br />

effizienter zu arbeiten. Waren sie früher<br />

mit <strong>der</strong> Hacke allein, so standen sie jetzt immer zu<br />

zweit an <strong>der</strong> Wiegesäge – und mussten das Werkzeug,<br />

dieses „Schin<strong>der</strong>blattl“, mit aller Kraft führen<br />

und ziehen.<br />

5) Hacken und Äxte<br />

Die Fällhacke verfügt in <strong>der</strong> Regel über eine beidseitig<br />

angeschliffene, mehr o<strong>der</strong> weniger schlanke<br />

Klinge mit relativ spitzem Schneidenwinkel, um ein<br />

leichtes Eindringen ins Holz zu ermöglichen. Ist die<br />

Schneide beson<strong>der</strong>s schlank, verwendet man die<br />

Axt zum Entasten gefällter Bäume. Mit einer Spaltaxt<br />

wird bereits zersägtes Holz gespalten, meist<br />

zur Herstellung von Brennholz. Diese Äxte verfügen<br />

über eine beidseitig angeschliffene, starke und<br />

schwere Klinge mit relativ stumpfem Schneidenwinkel<br />

für eine hohe Spaltwirkung. Solche Äxte<br />

weisen somit einen deutlich größeren Keilwinkel<br />

auf als Fälläxte o<strong>der</strong> Zimmermannsbeile.<br />

6) Streifzottel<br />

Der Streifzottel o<strong>der</strong> Blockstreifhaken besteht aus<br />

einem Holzstück, an dessen Ende mehrere Eisenhaken<br />

befestigt sind. Diese werden in die Holzstämme<br />

geschlagen, so dass mehrere Stämme gemeinsam<br />

ausgezogen werden können.<br />

Die Exponate wurden uns von www.erinnerungshof-hermann.at<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

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19


DIE GROßEN STEIRISCHEN<br />

GESCHICHTEN-<br />

SAMMLER<br />

Zu je<strong>der</strong> Zeit gab es Menschen, die den Wert des Erzählgutes ihrer Mitmenschen<br />

erkannten, es aufzeichneten und so für die Nachwelt erhielten. Gemeinsam mit<br />

Peter Stelzl wollen wir Ihnen diese Sammler und Chronisten näherbringen<br />

und auszugsweise ihre Geschichten präsentieren.<br />

DER BUCKLIGE BAUER<br />

Viktor von Geramb (1884-1958)<br />

Viktor Ritter von Geramb, 1884 in Deutsch<strong>land</strong>sberg<br />

geboren, studierte nach <strong>der</strong> Matura<br />

Germanistik, Geografie und Geschichte.<br />

Er war außerordentlicher Professor für<br />

Volkskunde an <strong>der</strong> Universität Graz. Dies<br />

war die erste volkskundliche Professur im<br />

deutschsprachigen Raum. 1934 gründete<br />

er das „Steirische Heimatwerk“ und wurde<br />

1949 ordentlicher Professor an <strong>der</strong> Uni<br />

Graz. Er gilt als Pionier <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Volkskunde und als Bewahrer <strong>der</strong><br />

steirischen Volkskultur. Auch die steirische<br />

Märchenwelt faszinierte ihn ganz beson<strong>der</strong>s.<br />

Viele <strong>der</strong> großen Erzähler und Sammler<br />

erhielten in Gerambs Buch „Kin<strong>der</strong>- und<br />

Hausmärchen <strong>der</strong> Steiermark“ (Graz, Leykam<br />

1941) wohl ihre erste beson<strong>der</strong>e Wertschätzung.<br />

Viktor von Geramb, Ehrenbürger<br />

<strong>der</strong> Stadt Graz, verstarb 1958.<br />

Es war einmal ein Bauer, <strong>der</strong> hatte einen großen<br />

Buckel. Er wurde deswegen oft von den Leuten ausgelacht<br />

und verspottet. Der Mann kränkte sich sehr<br />

darüber. An einem Feierabend ging er auf sein Feld.<br />

Da hörte er die Gebetsglocken, kniete nie<strong>der</strong> und betete.<br />

Auf einmal sah er in seiner Nähe mehrere Zwerge<br />

tanzen und hörte sie singen.„Montag, Dienstag,<br />

Mittwoch, Montag, Dienstag, Mittwoch…“<br />

Der Bauer wurde neugierig, ging auf sie zu und<br />

fragte höflich: „Warum singt ihr nicht Donnerstag<br />

und Freitag auch noch?“ Die Zwerge freuten sich<br />

darüber und sagten zum Bauern, dass er sich etwas<br />

wünschen könne, egal ob Geld o<strong>der</strong> Gut, kurzum:<br />

was er wolle. „Geld und Gut brauche ich nicht! Aber<br />

mein Buckel, den möchte ich gerne weghaben!“,<br />

sagte er bescheiden. Da packten ihn die Zwerge,<br />

warfen ihn mehrmals in die Luft, und als er wie<strong>der</strong> auf<br />

seinen Füßen stand, war <strong>der</strong> Buckel verschwunden.<br />

Der Mann war überglücklich, bedankte sich bei<br />

den Zwergen und ging heim. Alle seine Bekannten<br />

wun<strong>der</strong>ten sich darüber, dass er nun ohne Buckel und<br />

obendrein ein glücklicher Mensch war. Sein Nachbar,<br />

ein neugieriger und reicher Bauer, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ganzen<br />

Gegend als sehr geiziger Mensch bekannt war, fragte<br />

ihn eines Tages, wie er den Buckel losgeworden sei.<br />

Der gutmütige Bauer erzählte ihm offenherzig die<br />

Geschichte mit den Zwergen. Noch am Abend des<br />

gleichen Tages ging <strong>der</strong> geizige Bauer aufs Feld und<br />

20


sah wirklich die Zwerge tanzen und hörte sie dazu<br />

singen: „Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag<br />

und Freitag…“<br />

Da rief ihnen <strong>der</strong> Bauer, <strong>der</strong> sich unterwegs einen<br />

Vers ausgedacht hatte, laut zu: „Nehmt den Sonntag<br />

auch dazu, am Sonntag geht die Welt zur Ruh!“<br />

Da sprangen die Zwerge wie<strong>der</strong> vor Freude umher<br />

und stellten auch ihm einen Wunsch frei. Er wollte<br />

nicht gleich sagen, dass er sich viel Geld wünsche,<br />

und überlegte eine Weile. Dann rief er ihnen zu:<br />

„So wünsche ich mir das, was mein Nachbar nicht<br />

haben wollte!“ Er meinte damit Geld und Gut, die<br />

<strong>der</strong> bucklige Mann ja verschmäht hatte. Da packten<br />

ihn die Zwerge und warfen auch ihn mehrmals<br />

in die Luft. Als er wie<strong>der</strong> mit beiden Beinen auf<br />

dem Boden stand, hatte er einen großen Buckel bekommen<br />

– den gleichen, den sein Nachbar gehabt<br />

hatte. So haben die Zwerge seinen Wunsch erfüllt<br />

und <strong>der</strong> geizige Bauer musste Zeit seines Lebens<br />

mit einem Buckel durch die Welt gehen, weil sich<br />

keine Wunschzwerge fanden, die ihn davon wie<strong>der</strong><br />

erlöst hätten.<br />

Nach Walter Kainz in Viktor von Gerambs<br />

„Kin<strong>der</strong>- und Hausmärchen“ (Graz, Leykam 1941).<br />

Wie<strong>der</strong>entdeckt und neu bearbeitet von<br />

Peter Stelzl, festgehalten in seinem Buch<br />

„Steirischer Märchenschatz“.<br />

www.peter-stelzl.at,<br />

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Südsteiermark<br />

© Naturpark Südsteiermark<br />

© Naturpark Südsteiermark<br />

© Naturpark Südsteiermark<br />

© Naturpark Südsteiermark<br />

7.000 Streuobstbäume wurden in<br />

den letzten drei Jahren im Naturpark nachgesetzt.<br />

Mitte März 2<strong>01</strong>9 werden wie<strong>der</strong> über den Naturpark<br />

Südsteiermark mit Unterstützung <strong>der</strong> Naturparkgemeinden<br />

und <strong>der</strong> Naturschutzabteilung des<br />

Landes Steiermark Jungbäume von alten regionalen<br />

Obstsorten verteilt. Insgesamt wurden dieses<br />

Jahr von den NaturparkbürgerInnen 1.800 Bäume<br />

bestellt.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> Berg- und Naturwacht, die<br />

Nistkästen für gefährdete Vögel verteilt, den steirischen<br />

BaumwärterInnen und mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> NaturparkbürgerInnen kann <strong>der</strong> Naturpark<br />

damit ein starkes Zeichen setzen, um dem für die<br />

Südsteiermark so wichtigen Kultur<strong>land</strong>schaftselement<br />

<strong>der</strong> Streuobstwiese wie<strong>der</strong> mehr Bedeutung<br />

zukommen zu lassen. Zählt man die Bestellungen<br />

aus den Jahren 2<strong>01</strong>7, 2<strong>01</strong>8 und Einzelinitiativen wie<br />

die sehr sehenswerte und informative Naturparkstreuobstwiese<br />

beim Motorikpark in Gamlitz hinzu,<br />

dann konnten in <strong>der</strong> Region knapp 7.000 Streuobstbäume<br />

neu gesetzt werden. Der Natur- und Kultur<strong>land</strong>schaftsschutz<br />

stellt für den Naturpark Südsteiermark<br />

die Basis seiner Arbeit dar – nur gemeinsam<br />

mit den NaturparkbürgerInnen ist es möglich, das<br />

touristisch so attraktive Landschaftsbild <strong>der</strong> Region<br />

mit seiner großen ökologischen Artenvielfalt zu erhalten!<br />

Regionalmanagement Südweststeiermark<br />

GmbH - Naturpark Südsteiermark<br />

Grottenhof 1, 8430 Leibnitz<br />

T +43 3452 | 71305<br />

23


NATURPARK SÜDSTEIERMARK<br />

5 gute Gründe,<br />

warum <strong>der</strong> Naturpark Südsteiermark<br />

für den Erhalt <strong>der</strong> Streuobstwiesen kämpft.<br />

Die/<strong>der</strong> aufmerksame LeserIn unserer Artikel in<br />

…<strong>der</strong> Steirer Land… kann mit Sicherheit aus dem<br />

Stegreif eine Menge Argumente liefern, was uns<br />

Menschen die Streuobstwiesen mit ihren vielen<br />

verschiedenen Früchten bieten. Ganz sicher bedeuten<br />

sie aber auch für viele BaumbesitzerInnen eine<br />

Menge an investierter Zeit und Arbeit, die immer<br />

noch nicht entsprechend entlohnt werden. Was<br />

motiviert daher viele Süd<strong>steirer</strong>Innen trotzdem<br />

dazu weiterhin ihre Wiesen und Bäume zu pflegen?<br />

Die sieben Naturparke <strong>der</strong> Steiermark haben<br />

dafür fünf überzeugende Gründe definiert:<br />

1) DER GESCHMACK<br />

In den Geschäften gibt es meist nur einen geschmacklichen<br />

Obst-Einheitsbrei – auf Streuobstwiesen<br />

findet man die unendliche Geschmackspalette<br />

<strong>der</strong> alten Sorten. Das vielfältige Zusammenspiel<br />

aus Zucker, Säure und Gerbstoffen, gepaart<br />

mit sortentypischer Würze, ermöglicht eine Vielzahl<br />

an Nutzungen. Langsam aber sicher finden<br />

diese Geschmacksqualitäten Eingang in die Spitzengastronomie.<br />

2) BIODIVERSITÄT UND LANDSCHAFTSBILD<br />

Streuobstwiesen gelten als die artenreichsten Lebensräume<br />

unserer Kultur<strong>land</strong>schaft. Bis zu 5.000<br />

Tier-, Pflanzen- und Pilzarten leben hier. Jahrhun<strong>der</strong>telang<br />

versorgten Streuobstwiesen unsere Vorfahren<br />

– ohne synthetischen Pflanzenschutz und<br />

Dünger. Hier liegt die Genbank <strong>der</strong> Steiermark.<br />

Während vor 100 Jahren noch über 2.000 Sorten<br />

bei uns heimisch waren, beschränkt sich <strong>der</strong> Handel<br />

heute freiwillig auf gut eine Handvoll Sorten.<br />

3) GESUNDHEIT<br />

Streuobst ist gesund,<br />

weil voll von hun<strong>der</strong>ten<br />

Vitalstoffen und weil es<br />

vollreif gegessen wird. Lei<strong>der</strong> werden 40 Prozent<br />

<strong>der</strong> Äpfel unmittelbar nach <strong>der</strong> Produktion als unbrauchbar<br />

ausgeschieden. Falls Äpfel heute nämlich<br />

einen Makel wie Rußtau o<strong>der</strong> Schorf haben<br />

o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Wurm drinnen ist, werden sie umgehend<br />

aussortiert.<br />

4) KLIMAWANDEL UND REGIONALITÄT<br />

In Zeiten des Klimawandels ist eine regionale<br />

Selbstversorgung mit kurzen Transportwegen das<br />

Gebot <strong>der</strong> Stunde. C0 2 -Neutralität ist nur möglich,<br />

wenn hier ein radikales Umdenken eintritt. Zudem<br />

können nur durch die robusten Eigenschaften <strong>der</strong><br />

„alten Sorten“ neue, an den Klimawandel angepasste<br />

Sorten gezüchtet werden.<br />

5) FAIRNESS<br />

LandwirtInnen stellen heute berechtigt die Frage,<br />

warum sie sich angesichts von Niedrigstpreisen<br />

überhaupt noch mit Streuobst befassen sollen.<br />

„Sammeln Sie doch selbst einmal 1.000 Kilo auf,<br />

um dann 40 Euro zu bekommen“, ist <strong>der</strong> legitime<br />

Vorwurf. Solange KundInnen auf die billigsten Angebote<br />

und <strong>der</strong> Handel auf maximale Gewinnspannen<br />

lugen, wird es hier keine Än<strong>der</strong>ungen geben.<br />

Auf <strong>der</strong> Strecke bleibt die kleinstrukturierte Landwirtschaft.<br />

Quellenangabe: Alois Wilfling: 5 Gründe für ein klares Bekenntnis<br />

zu Streuobst & alten Obstsorten. https://www.naturparke-steiermark.at/medien/5-Gruende-fuer-Streuobst_2<strong>01</strong>8_OIKOS.pdf.<br />

24


NATURPARK SÜDSTEIERMARK<br />

STIEGLITZ<br />

© www.bodendorfer.com<br />

BIODIVERSITÄT<br />

för<strong>der</strong>t Nützlinge auf<br />

Streuobstwiesen (Teil 2)<br />

BUNTSPECHT<br />

©pixabay<br />

Eine unumstrittene Rolle als räuberische<br />

Schädlingsvertilger in Gärten und auf<br />

Streuobstwiesen spielen die Vögel.<br />

Geför<strong>der</strong>t werden kann ihre Ansiedlung<br />

durch Bereitstellung von Wasser und eine<br />

jahreszeitlich abhängige Futterversorgung.<br />

In Gärten und auf neu angelegten Streuobstwiesen<br />

sind aber vor allem Nistkästen als Unterschlupf<br />

unbedingt nötig, da die natürlichen Nistplätze wie<br />

alte Bäume mit Baumhöhlen, Hecken etc. meist<br />

nicht mehr vorhanden sind. Deshalb hat <strong>der</strong> Naturpark<br />

die letzten Jahre hindurch zusätzlich zu den<br />

Jungbaumausgaben mehrere hun<strong>der</strong>t Nistkästen<br />

ausgegeben. Im Folgenden ein paar Beispiele für<br />

die Nützlingsleistungen verschiedener Vogelarten:<br />

BLAUMEISE<br />

©www.bodendorfer.com<br />

DER BUNTSPECHT holt sich bekanntlich seine<br />

Nahrung mit kräftigen Schnabelhieben unter <strong>der</strong><br />

Baumrinde hervor – vor allem Insekten und <strong>der</strong>en<br />

Larven.<br />

STIEGLITZE bedienen sich beim Brüten an verschiedensten<br />

kleinen Insekten – beson<strong>der</strong>s beliebt<br />

in dieser Zeit sind aber Blattläuse.<br />

KOHLMEISEN ernähren sich und ihre Jungen vorwiegend<br />

von Raupen, Spinnentieren und Larven<br />

von Käfern, Blattwespen und Co., je nach Angebot.<br />

Zwischendurch futtern sie sogar Blattläuse!<br />

Insgesamt können sie für die Aufzucht einer Brut<br />

bis zu 10.000 Raupen und Insekten vertilgen.<br />

AMSELN suchen ihr Fressen vorwiegend auf dem<br />

Boden und lieben Würmer und Käfer.<br />

Neben den Vögeln gibt es auf Wiesen bzw. Gärten<br />

mit vielfältigen Lebensräumen und Unterschlupfmöglichkeiten<br />

noch viele nützliche Tierarten. Das<br />

Beutespektrum <strong>der</strong> nachts jagenden FLEDER-<br />

MÄUSE umfasst ebenfalls viele Obst- und Forstschädlinge<br />

(Apfelwickler, Pflaumenwickler, verschiedene<br />

Spanner, Spinner, Eulen…).<br />

u<br />

25


NATURPARK SÜDSTEIERMARK<br />

BLINDSCHLEICHE<br />

©pixabay<br />

Tagsüber finden manche Arten Unterschlupf in Nischen<br />

und Spalten von Gebäuden (hinter Fensterläden,<br />

Schindeln, Holzverschalungen etc.) o<strong>der</strong> sie<br />

beziehen Quartiere in ruhigen Dachböden. Reptilien<br />

wie die BLINDSCHLEICHE ernähren sich wie<strong>der</strong>um<br />

oft von Asseln, Raupen, Käfern, aber auch<br />

von Schnecken. Ebenfalls auf Schnecken haben es<br />

manche Amphibienarten abgesehen, zum Beispiel<br />

die ERDKRÖTE. Sie ist nachtaktiv und erbeutet bei<br />

ihren nächtlichen Streifzügen vor allem Spinnen,<br />

Insekten und eben auch Nacktschnecken. Erdkröten<br />

sind für ihre Fortpflanzung wie die meisten<br />

Amphibien auf Wasser angewiesen. Die erwachsenen<br />

Tiere verbringen den Sommer in gut strukturierten<br />

Landlebensräumen und verstecken sich<br />

tagsüber an einem kühl-feuchten Ort (unter Steinen,<br />

Reisighaufen, in Hecken etc.).<br />

Wenn man schon von Schneckenvertilgern spricht,<br />

muss man natürlich auch den IGEL erwähnen. Der<br />

dämmerungs- und nachtaktive Geselle ernährt sich<br />

von Regenwürmern, Erdraupen, Engerlingen und<br />

Drahtwürmern. Igel bevorzugen abwechslungsreiche<br />

Gärten mit genügend Versteckmöglichkeiten<br />

(Laub- und Reisighaufen, dichte Pflanzenbestände).<br />

Quellenangaben: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr<br />

und Klimaschutz, Pflanzenschutzamt Berlin (Hrsg.): Teil<br />

8: Nützlinge. In: Berliner Pflanzen-Obstanbau im Garten.<br />

Berlin 2<strong>01</strong>7, 13 S. Land Salzburg – A13 – Naturschutz<br />

(Hrsg.): Nützlinge im Garten – Natur in Salzburgs<br />

Gärten. Salzburg 2009, 16 S.<br />

26<br />

NATURSCHUTZ AKADEMIE<br />

STEIERMARK<br />

22. 3. 2<strong>01</strong>9 - Europaschutzgebiet Steirische Grenzmur<br />

Dem Burgherren auf <strong>der</strong> Spur - Spaziergang durch ein<br />

Biberrevier an <strong>der</strong> Mur.<br />

30. 3. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Herpetologische Exkursion im Naturpark Südsteiermark<br />

26. 4. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Auwaldwan<strong>der</strong>ung an <strong>der</strong> Sulm<br />

Samstag, 11. 5. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Taranteln, Kreuzspinnen und Panzerkanker – Die Vielfalt<br />

heimischer Spinnen und Weberknechte<br />

24. 5. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Artenreiche Wiesen im Sausal – Lebensraum für Pflanzen<br />

& Tiere, Vertragsnaturschutz für Menschen?<br />

25. 5. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Vogelstimmenwan<strong>der</strong>ung<br />

1. 6. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Kräutln und Viecher am Poachat<br />

5. 7. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Naturjuwel in <strong>der</strong> südlichsten Steiermark - Flora und Fauna<br />

<strong>der</strong> Heiligengeistklamm<br />

25. 10. 2<strong>01</strong>9 - Naturpark Südsteiermark<br />

Fle<strong>der</strong>mäuse im Naturpark Südsteiermark<br />

Anmeldung: www.naturschutzakademie.com<br />

FOTOKURSE<br />

MIT HERBERT BÖDENDORFER:<br />

6.4.2<strong>01</strong>9: Einführung in die Vogelbeobachtung.<br />

€ 70.-, ganztägig.<br />

7.4.2<strong>01</strong>9: Einführung in die Vogelfotografie.<br />

€ 50.-, halbtägig.<br />

30.5. - 1.6.2<strong>01</strong>9: Frühling im Naturpark:<br />

Orchideen-Expedition. € 190.-. 4 Halbtage<br />

2.- 4.8.2<strong>01</strong>9: Sommer im Naturpark. € 190.- ,<br />

4 Halbtage<br />

14.9.2<strong>01</strong>9: Einführung in die Vogelbeobachtung.<br />

€ 70.-, ganztägig<br />

15.9.2<strong>01</strong>9: Einführung in die Vogelfotografie.<br />

€ 50.-, halbtägig.<br />

18. - 20.10. 2<strong>01</strong>9: Herbstlicher Farbenrausch in<br />

<strong>der</strong> Illyrischen Mischkultur. € 220.-, 4 Halbtage<br />

Anmeldung: www.boedendorfer.com


DER SCHUH MUSS PASSEN.<br />

Je<strong>der</strong> zahlt einen<br />

In Prenning erblickte im Jahre 1921 Theresia Kacin<br />

das Licht <strong>der</strong> Welt. Sie weiß davon zu berichten, dass es nicht<br />

immer ganz einfach war, die passenden „Schuhe“ zu finden,<br />

mit denen sie durchs Leben gehen konnte.<br />

27


DER SCHUH MUSS PASSEN.<br />

Je<strong>der</strong> zahlt einen<br />

Ich kam, so beginnt Theresia, am Schockn-Hof,<br />

dem Geburtshaus meiner Mutter, zur Welt. Hier<br />

lebten wir als Großfamilie zusammen und ich<br />

konnte frei und unbeschwert die ersten Jahre meines<br />

Lebens verbringen. Als ich fünf Jahre alt war,<br />

heirateten Vater und Mutter, und mit sieben holten<br />

sie mich nach Frohnleiten, wo <strong>der</strong> Vater in einer Papierfabrik<br />

arbeitete. Schwer trennte ich mich von<br />

den Verwandten und noch schwerer war die erste<br />

Zeit. Ich war es gewöhnt, durch ein großes Bauernhaus<br />

zu laufen, und konnte mich, abgesehen von<br />

meinen kleinen Arbeiten, ungezwungen bewegen.<br />

Jetzt hausten wir in einem „Vorzimmer“, einer<br />

Wohnung, die nur aus einem Raum bestand, in<br />

dem wir kochten, uns wuschen und auch schliefen.<br />

Außerhalb unserer vier Wände durfte ich ebenfalls<br />

nirgendwo hin, nicht herumtollen und schon gar<br />

nicht fremde Sachen anfassen. Zu allem Überfluss<br />

machten uns noch die Kin<strong>der</strong> jener Hausbesitzer,<br />

denen unsere Wohnung gehörte, ständig darauf<br />

aufmerksam, dass wir nichts hatten. Besser wurde<br />

es erst, als die Eltern ein kleines Häuschen kauften.<br />

Hier hatten wir mehr Platz. Hühner, Hasen und<br />

Ziegen legten wir uns ebenfalls zu. Trotz allem war<br />

ich erst wie<strong>der</strong> so richtig glücklich, als meine Schulzeit<br />

vorüber war und ich mit 14 Jahren zurück zum<br />

Schockn ging. Zwei Jahre lang blieb ich dort; dann<br />

wurde es Zeit, mich nach einer Arbeit umzusehen.<br />

Die Schwester meiner Mutter und <strong>der</strong>en Mann waren<br />

kin<strong>der</strong>los, betrieben aber in Übelbach ein kleines<br />

So<strong>der</strong>wasser- und Kracherlgeschäft. Weiters<br />

arbeitete <strong>der</strong> Onkel noch als Schmied; die Werkstatt<br />

dafür befand sich ebenfalls in ihrem Haus.<br />

Im Jahr 1937 machte ich mich mit dem Leiterwagen<br />

und allen meinen Habseligkeiten auf den Weg<br />

und ging nach Übelbach. Gar so gerne mochte ich<br />

das Getränkegeschäft nicht. Es war eine schwere<br />

Arbeit: Holzkisten mit Flaschen waren zu schleppen,<br />

alles war nass und klebrig und wenn wir die<br />

Flaschen wuschen, war es beson<strong>der</strong>s mühevoll.<br />

Auch die Zustellung hatte es in sich. Es gab kein<br />

Geld für ein Fahrzeug und so musste ich mit dem<br />

„Ziachgoan“ Kracherlkisten, Sodaflaschen und<br />

Kohlensäure ausliefern. Mein Weg führte mich in<br />

die umliegenden Gemeinden und sogar zu einem<br />

Gasthaus in Richtung Gleinalpe. Die Gasthäuser<br />

machten damals gute Geschäfte, denn sehr viele<br />

Gäste, vor allem aus Wien, verbrachten zu jener<br />

Zeit ihre Sommerfrische hier bei uns. Wenn alle<br />

Beherbergungsbetriebe ausgebucht waren, kam<br />

es mehr als einmal vor, dass mein Zimmer an Urlaubsgäste<br />

vermietet wurde. Dann schlief ich halt<br />

für die nächsten Wochen in <strong>der</strong> Küche und auf diese<br />

Weise verdienten sich viele Hausbesitzer etwas<br />

28


dazu. Beson<strong>der</strong>s anstrengend waren die Ball- und<br />

Festveranstaltungen. Da kam es immer wie<strong>der</strong><br />

vor, dass die Wirte zu wenig bestellt hatten und<br />

ich in <strong>der</strong> Nacht ausrücken musste. Unser Haus war<br />

nie versperrt; im Eingangsbereich befand sich eine<br />

Ziehglocke. Wurde ich aus meinem wohlverdienten<br />

Schlaf gerissen, weil sie läutete, so wusste ich,<br />

dass es jetzt darum ging, meinen Handkarren zu<br />

beladen und bei finsterster Nacht zum nächsten<br />

Gasthaus zu marschieren. Verdient habe ich dort<br />

nichts, ich bekam, was ich brauchte, aber Bargeld<br />

gab es nur selten. Zwar war mein Lohn in <strong>der</strong><br />

Buchhaltung des Onkels angeführt, nur den Weg in<br />

meinen Säckel fand er nicht. Aber das spielte keine<br />

große Rolle, denn so wie mir ging es damals vielen<br />

jungen Menschen. Ich war gerne hier in Übelbach,<br />

wir hatten eine gute Gemeinschaft und wenn wir<br />

zusammenkamen, wurde gelacht, getanzt und<br />

gesungen. Harmonikaspielen<br />

konnte damals fast je<strong>der</strong> junge<br />

Bursche. Betrat einer ein<br />

Gasthaus, so wurde gleich<br />

hereingesungen und alle<br />

stimmten ein. Meist saßen wir<br />

so dicht gedrängt in <strong>der</strong> Gaststube<br />

beisammen, dass die<br />

Wirtin kaum durchkonnte.<br />

Immer, wenn ich frei hatte, ging ich zum Schockn-<br />

Hof, um zu helfen o<strong>der</strong> einfach nur, um bei meiner<br />

Familie zu sein. Als die Kriegsjahre kamen, merkten<br />

wir das in unserer Region nicht son<strong>der</strong>lich, einzig<br />

über die Nachrichten erfuhr man, was in <strong>der</strong><br />

Welt geschah. Erst gegen Ende bekamen auch wir<br />

seine Auswirkungen zu spüren. Immer mehr fremde<br />

Soldaten waren bei uns. Als <strong>der</strong> Krieg vorüber<br />

war, mussten meine Verwandten am Schockn-Hof<br />

russische Besatzer einquartieren. Ich war damals<br />

viel bei ihnen, denn meine Pflichten im Haushalt<br />

von Onkel und Tante hatte ich bald erledigt und die<br />

Kracherlproduktion stockte sowieso, da es keine<br />

Grundstoffe dafür gab. Ich hatte mit den Besatzungssoldaten<br />

nie Probleme; das lag wahrscheinlich<br />

daran, dass ein Major bei uns untergebracht<br />

war und so hatten alle Respekt. Aber provoziert<br />

habe ich auch nichts und mich immer ganz bie<strong>der</strong><br />

mit langem Rock und Kopftuch bekleidet.<br />

Am Hof schliefen wir alle in <strong>der</strong> Küche, <strong>der</strong> Rest<br />

des Hauses gehörte den Russen. So kam es auch,<br />

dass wir unsere guten Schuhe frühzeitig unter <strong>der</strong><br />

Holztriste versteckten, denn was nicht niet- und<br />

nagelfest war, wurde mitgenommen. Was ich nicht<br />

wusste war, dass auf dem Dachboden des Hofes<br />

ein Versteck <strong>der</strong> nahegelegenen Schuhfabrik eingerichtet<br />

war. Im Zwischenboden waren hun<strong>der</strong>te<br />

Paar Schuhe versteckt, sie wurde aber von<br />

den Besatzern gefunden, beim Giebelfenster hinausgeworfen,<br />

auf ein Fuhrwerk verladen und abtransportiert.<br />

Nur einzelne Schuhe blieben liegen<br />

und so schaffte ich es sogar, für meine Mutter ein<br />

Paar als Geschenk aufzulesen. Sie hatte eine große<br />

Freude damit; es spielte gar keine Rolle, dass es<br />

zwei verschiedene Schuhe waren. Nach wenigen<br />

Monaten tauschten die Russen mit den Englän<strong>der</strong>n<br />

den Platz als Besatzer und langsam begann sich<br />

das Leben wie<strong>der</strong> zu normalisieren.<br />

Als <strong>der</strong> Onkel die Schmiede aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht mehr betreiben konnte, verpachtete<br />

er sie. So, wie er einen Pächter<br />

bekam, bekam ich mit dem<br />

neuen Schmied meinen ersten<br />

Mann. Gar so gut ist die Ehe<br />

nicht verlaufen, weil er lei<strong>der</strong><br />

mehr Zeit im Gashaus als an<br />

<strong>der</strong> Esse verbrachte. Geld hatten<br />

wir auch keines und nur<br />

allzu gut erinnere ich mich an<br />

eine Episode, als ich – es war Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre<br />

– ein neues Paar Schuhe brauchte. Mein Mann<br />

meinte, er bezahlt sie mir nicht, denn für was arbeitest<br />

du eigentlich, wenn du nichts verdienst. Als<br />

ich den Onkel darüber informierte, fragte er, für<br />

was ich denn eigentlich geheiratet habe, wenn ich<br />

nicht einmal ein Paar Schuhe von meinem Mann<br />

bekomme. Wie die Sache ausging, weiß ich heute<br />

nicht mehr, die Schuhe bekam ich jedenfalls<br />

und es ist durchaus möglich, dass je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden<br />

einen davon bezahlt hat. Unsere Ehe hat nicht<br />

lange gehalten, aber mein erster Sohn wurde mir<br />

damals geschenkt. Der zweite folgte Jahre später.<br />

Als Onkel und Tante nicht mehr waren, wurde mir<br />

ihr Getränkehandel übergeben, den ich eigentlich<br />

nie wollte und bei dem ich trotzdem 30 Jahre lang<br />

gearbeitet habe. Später bekam ich bei <strong>der</strong> Gemeinde<br />

und bei <strong>der</strong> Post die Möglichkeit, mein Geld zu<br />

verdienen, und das habe ich gerne getan.<br />

Heute gehe ich mit großen Schritten auf meinen<br />

100er zu. Je älter ich wurde, umso besser passten<br />

mir meine Schuhe und umso mehr konnte ich mir<br />

mein Leben so einrichten, wie es für mich gut war.<br />

29


Einfach zum Nachdenken<br />

Ursache und Wirkung<br />

Warum immer ich? Warum trifft es immer mich, jenes Gedankenbild <strong>der</strong><br />

Benachteiligung! Warum haftet es wie ein böser Fluch an mir, zwingt mich<br />

zur Auseinan<strong>der</strong>setzung, zerstört mein Traumbild des Augenblicks,<br />

bringt mich dazu in die Knie zu gehen und macht mich krank?<br />

Warum immer ich, warum nicht einmal die an<strong>der</strong>en?<br />

Jene an<strong>der</strong>en, die nicht so gut sind wie ich, die<br />

nicht so brav, so sauber, so hilfsbereit und so zuvorkommend<br />

sind. Jene bösen und schlechten<br />

Menschen, die sich so vieles zuschulden kommen<br />

lassen, die einfach in den Tag hinein leben ohne<br />

Verantwortung, ohne Pflichtbewusstsein und<br />

ohne, dass sie so strahlend sind wie ich. Warum<br />

trifft es immer die Guten, jene Guten, von denen<br />

ich natürlich einer <strong>der</strong> besten bin. Jene Guten, die<br />

die Welt am Laufen halten, die Vorbil<strong>der</strong> sind und<br />

die sich streng an die Regeln halten – denn die,<br />

ja genau die, kommen ja letztendlich in den Himmel.<br />

Ist es nicht so, dass ich genau so viel wert bin wie<br />

die Auswirkungen meines Tuns? Das heißt: Nicht<br />

ich als Mensch mit meinem Charakter, mit meiner<br />

Art und mit meinem Wesen, mit meinen guten<br />

und schlechten Eigenschaften zähle, son<strong>der</strong>n einzig<br />

und allein das, was ich anstoße – was ich von<br />

mir aus in Bewegung setze und die damit verbundenen<br />

Einflüsse auf an<strong>der</strong>e. Und man richtet sie<br />

aus, stößt an, hält sich an Gebote und Regeln und<br />

doch erntet man dafür das Gleiche wie jene „nicht<br />

guten Menschen“. Was für ein merkwürdiger<br />

Gott, <strong>der</strong> nicht richtet und trennt, <strong>der</strong> immer und<br />

einfach liebt – <strong>der</strong> nicht bestraft und verdammt,<br />

<strong>der</strong> verzeiht und hinnimmt. Was für eine seltsame<br />

Liebe, die da immer fließt, welch merkwürdiges<br />

Geschenk, das allen zu gleichen Teilen zugestanden<br />

wird. Neid keimt auf, Neid auf jene, die es<br />

sich leicht machen, <strong>der</strong>en Bemühungen nicht erkennbar<br />

sind und <strong>der</strong>en Handlungen nicht in das<br />

Schema unserer Zeit passen. Zorn kommt hoch,<br />

warum das an<strong>der</strong>e toleriert wird, ja genauso mit<br />

Zuneigung bedacht wird wie das eine, das meine,<br />

das Richtige. Was für ein merkwürdiges Gottesgeschenk!<br />

Verachtung wird spürbar, jenen gegenüber,<br />

die nicht meine Grenzen beachten und <strong>der</strong>en<br />

Handlungen nicht auf mein Wohl o<strong>der</strong> das Wohl<br />

meiner Gruppe ausgerichtet sind. Und die Frage<br />

steigt in mir hoch, wie klein ich doch geworden<br />

bin. Wie selbstverherrlichend ich durchs Leben<br />

schreite und mit wie viel Präpotenz ich doch auf<br />

jene blicke, die einen Weg neben und abseits des<br />

meinigen gewählt haben. Die Anmaßung, über<br />

jene zu urteilen, die an<strong>der</strong>s sind, an<strong>der</strong>s denken<br />

und an<strong>der</strong>s handeln, grenzt an eine Selbstverliebtheit,<br />

die nur mehr durch maßlose Dummheit<br />

übertroffen werden kann. Eine Selbstverliebtheit,<br />

die im Kleinen schon Schaden anrichtet und die<br />

vor wenigen Jahrzehnten, im Großen, Millionen<br />

von Opfern gefor<strong>der</strong>t hat.<br />

Wann habe ich mich so verloren, wann hat mein<br />

Ego die Oberhand über mein Herz gewonnen,<br />

30


GESCHICHTSTRACHTIG<br />

wann wurde die Schlacht zwischen „ich gebe“ und<br />

„ich will“ von Letzterem gewonnen? Und wann begann<br />

das Fegefeuer in mir zu brennen? Jenes Feuer,<br />

dessen Hitze mich rasend macht und dessen Glut<br />

sich als Strafe für meine narzisstische Veranlagung<br />

in meine Eingeweide brennt. Warum habe ich den<br />

ersten Funken nicht bemerkt und wieso habe ich es<br />

ignoriert, als daraus ein Brand wurde? Neid, Eifersucht,<br />

Habgier und vieles mehr gewannen Kraft aus<br />

diesem Feuer und führten letztendlich dazu, dass<br />

ich sogar Gottes Liebe für mich gewinnen wollte,<br />

für mich allein. Und das, obwohl sie doch allgegenwärtig<br />

ist, mich umfließt und mich durchdringt.<br />

Wann kam es dazu, dass ich mich für so viel besser<br />

hielt, dass ich sie meinem Nächsten nicht mehr<br />

vergönnte? Dabei wäre es genauso stumpfsinnig<br />

für ein alleiniges Recht auf Atemluft zu plädieren.<br />

Schuld suchen kann ich, wo ich will, finden werde<br />

ich sie nur bei mir. Ein Eingeständnis, das nicht<br />

dazu benutzt werden soll, um das Feuer meiner<br />

selbstgewählten Hölle anzufachen, son<strong>der</strong>n das <strong>der</strong><br />

erste Tropfen des Löschwassers, das erste Nass <strong>der</strong><br />

Erlösung sein soll.<br />

Noch hat niemand den Kampf zwischen, nennen<br />

wir es Gut und Böse, in uns gewonnen und oft ist es<br />

so, dass jene Eigenschaften, wie eben beschrieben,<br />

uns kurzfristig zwar ein gutes Gefühl bescheren,<br />

aber doch dem Negativen zugewandt sind, weil sie<br />

in ihrer letzten Konsequenz Leid, Schmerz, Angst<br />

und Trauer verursachen. Gewinnen wird diesen<br />

Krieg jene Seite, <strong>der</strong> wir unsere Energie, unsere<br />

Kraft und unsere Denkweise zur Verfügung stellen,<br />

die wir zu unterstützen gewillt sind. Einer machte<br />

es uns vor: Vor über 2.000 Jahren fand er Erlösung<br />

durch völlige Hingabe, durch grenzenloses Vertrauen<br />

auf Gott. Seinen Leidensweg zu beschreiten ist<br />

nicht <strong>der</strong> Sinn, seine vorurteilsfreie, bedingungslose<br />

Liebe zu leben jedoch erstrebenswertes Ziel.<br />

Denn je<strong>der</strong> ist Ursache und Wirkung; was man anstößt,<br />

wird verän<strong>der</strong>t. Die Richtung bestimmt die<br />

Geisteshaltung und das Handeln. Und je<strong>der</strong>, wirklich<br />

je<strong>der</strong> ist mehr wert als die Summe seiner Taten<br />

und mehr, als <strong>der</strong> Kleingeist einem einreden will.<br />

A<br />

STEIRISCHES<br />

G’WAND<br />

GESCHICHTE UND<br />

HEIMATVERBUNDENHEIT<br />

TRADITION UND STOLZ<br />

Unsere Tracht ist fixer Bestandteil des<br />

Brauchtums <strong>der</strong> Steiermark. „Wir freuen uns,<br />

wenn sich die Menschen für echte Trachten<br />

und Trachtenmode interessieren.<br />

Getreu unserem Motto:<br />

Unser Trumpf ist die Vielfalt, führen wir alles,<br />

was Tracht und Land zu bieten haben.“<br />

Ihre Familie Trummer<br />

Trachten Trummer in Dietersdorf<br />

A-8093 St. Peter a.O., Dietersdorf 76 am Gnasbach<br />

Tel. 03477/3150<br />

Trachten Trummer am Kurpark<br />

Kaiser-Franz-Josef-Straße 1 TOP 3<br />

8344 Bad Gleichenberg, Tel. 03159/44604<br />

www.trachten-trummer.at<br />

31


GESTERN<br />

NOCH<br />

VON STIPFELN<br />

UND SCHEITELN<br />

Langsam gewinnen die Sonnenstrahlen des anbrechenden Frühlings an Kraft, <strong>der</strong><br />

Winter ist vorbei und somit auch die Winterarbeit. Wie<strong>der</strong> einmal haben wir die kalte<br />

Jahreszeit dafür genutzt, um ein Stück des Waldes durchzuforsten und aufzuräumen.<br />

Kranke und morsche Bäume wurden umgeschnitten und so manche alte Buche musste<br />

für das nachkommende Jungholz ihren angestammten Platz räumen.<br />

Alles wurde sorgfältig aufgeräumt: die Äste auf einen<br />

Haufen geschichtet, damit wir sie später nach<br />

Hause transportieren und zu Anheizholz zerhacken<br />

konnten, die Baumstämme auf einen Haufen<br />

gerollt und abgelängt. Auch das herumliegende<br />

Totholz, morsche Zweige und abgebrochene Äste,<br />

wurde auf einen Haufen geschmissen, damit wir<br />

im Herbst, wenn die Streu zusammengerochen<br />

wird, nicht zu viel herumliegen haben. Eine Arbeit<br />

steht uns noch bevor und das ist das Aufspalten<br />

<strong>der</strong> Stämme, damit sie ordentlich trocknen können.<br />

Eine Motorsäge hat <strong>der</strong> Vater bereits besessen,<br />

was das meterweise Abschneiden <strong>der</strong> Stämme<br />

wesentlich erleichterte; dass es aber auch eine<br />

Maschine gibt, die diese spaltet, davon haben wir<br />

nur gehört. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, denn<br />

um sie anzutreiben, wäre ein Traktor erfor<strong>der</strong>lich<br />

gewesen und <strong>der</strong> kam erst einige Jahre später. Die<br />

„Kliabhacken“ (Spaltäxte) waren unser Werkzeug<br />

und mit zwei davon rückten wir aus. Ein dünner<br />

„Briegel“ diente als Auflage für das eine Ende und<br />

dann stellten wir uns vor und hinter dem Blöchl<br />

auf. Meist hatten die Stämme schon einen leichten<br />

Haarriss vom Fällen und dieser natürliche Bruch<br />

war das Ziel. Ich, damals noch ein Kind, drehte den<br />

Stamm so lange, bis <strong>der</strong> Riss senkrecht nach oben<br />

zeigte und <strong>der</strong> Vater mir sagte, dass es jetzt passt.<br />

Dann zog er seine Hacke hoch und mit <strong>der</strong> größtmöglichen<br />

Kraft ließ er die Schneide auf das Bloch<br />

nie<strong>der</strong>fahren.<br />

Traf er den Spalt, so zeichnete sich im Stamm eine<br />

feine Bruchlinie ab und die war mein Ziel. So gut<br />

ich konnte, schlug nun ich meine Axt in das Holz;<br />

traf ich den Spalt, so weitete er sich wie<strong>der</strong> ein<br />

wenig. Ging mein Hieb daneben, so musste man<br />

aufpassen, dass die Hacke nicht zurückschnellte.<br />

Saß mein Hieb, so lockerte sich Vaters Axt und er<br />

konnte den nächsten Schlag setzen. Manches Mal<br />

reichten zwei o<strong>der</strong> drei gutgesetzte Hiebe aus, um<br />

das Meterblöchel zu halbieren, manchmal konnten<br />

wir uns nur zentimeterweise vorarbeiten – hin und<br />

wie<strong>der</strong>, wenn die Hacken sich <strong>der</strong>maßen verkeilten,<br />

dass wir sie nicht herausbekamen. Dann setzten<br />

wir unseren Holzschlögel ein und trieben einen<br />

Hackenkopf so weit hinein, bis sich die zweite<br />

32


Hacke lösen ließ. Half das alles nichts, so trieben<br />

wir einen Eisenkeil dazwischen. Viele Stämme ließen<br />

sich problemlos spalten. Für mich als Kind war<br />

es immer eine beson<strong>der</strong>e Freude, wenn <strong>der</strong> zweite<br />

Hieb – mein Hieb – das Bloch bereits halbierte.<br />

Je astreicher <strong>der</strong> Stamm war, desto mühevoller<br />

war das Spalten. Jedes Meterholz wurde so lange<br />

aufgespalten, bis es die richtige Größe hatte, um<br />

durch das Herdtürl zu passen. Dann schlichteten<br />

wir alles sorgfältig zu einer Triste auf, immer darauf<br />

achtend, dass alles schön gerade wird. Die<br />

Trieste musste doch mindestens ein Jahr stehenbleiben,<br />

bevor ihre Scheiter nach Hause gebracht<br />

und mit <strong>der</strong> Kreissäge auf die richtige Länge zugeschnitten<br />

wurden.<br />

Es war keine ungefährliche Arbeit. Je<strong>der</strong> musste<br />

auf den an<strong>der</strong>en schauen und nebenbei musste<br />

noch das Werkzeug im Auge behalten werden,<br />

denn wenn sich die Hacke vom Stiel löste, konnte<br />

das sehr schlimm enden. War ich mehr motiviert<br />

als konzentriert, konnte es auch passieren, dass ich<br />

mit meiner Hacke die des Vaters traf; es krachte<br />

fürchterlich und ein paar mahnende Worte von wegen<br />

„Werkzeug ruinieren“ sorgten dafür, dass ich<br />

mich wie<strong>der</strong> ordentlich zusammenriss. Mehrere<br />

Tage lang rückten <strong>der</strong> Vater und ich aus, bis genug<br />

Brennholz für den übernächsten Winter gespalten<br />

war, denn für die kommende kalte Jahreszeit wurde<br />

ja die Holztrieste vom Vorjahr hergenommen.<br />

Das Beste kam allerdings immer zum Schluss. Es<br />

waren Achazienstämme mit einer Länge von gut<br />

zweieinhalb Metern. Diese brauchten wir als Stipfel<br />

für unsere Schwedenreiter, auf denen das Heu<br />

aufgehängt wurde, und die hatten es wirklich in<br />

sich. Waren auch die Harpfenstipfel fertig aufgespalten,<br />

so konnten wir unsere „Kliabhacken“ wie<strong>der</strong><br />

für ein Jahr wegräumen.<br />

Steirerreis<br />

aus <strong>der</strong> Oststeiermark...<br />

direkt nach Arnfels<br />

in die Klapothek<br />

Die Familie Fröhlich baut seit drei Jahren im<br />

Südosten <strong>der</strong> Steiermark Mittelkornreis im<br />

Trockenanbau an. Unter dem Namen Steirerreis<br />

werden verschiedenste Naturreisprodukte<br />

hergestellt.<br />

Naturreis-Risotto<br />

mit Käse und Spargel<br />

Zubereitung:<br />

250 g grünen Spargel schälen und in 3 cm<br />

lange Stücke schneiden. In Salzwasser ca. 15<br />

Minuten bissfest kochen. Dann die Zwiebelwürfel<br />

einer mittelgroßen Zwiebel im Olivenbratöl<br />

glasig anschwitzen und 120 g abgespülten<br />

Steirerreis dazugeben. Diesen etwas mitschwitzen<br />

lassen. 100 ml Gemüsebrühe und<br />

100 ml Weißwein dazugießen und ca. 20 Minuten<br />

köcheln lassen. Ordentlich rühren und dann<br />

nach und nach weitere 100 ml Gemüsebrühe<br />

nachgießen. 50 g Weichkäse in groben Würfeln<br />

dazugeben und schmelzen lassen. Zum Schluss<br />

den geschnittenen Spargel, 3 El gehackte Petersilie<br />

und etwas kalte Butter unterheben.<br />

EINLADUNG<br />

Kundenverwöhntage<br />

am Fr., 5.4., und Sa., 6.4.<br />

Osterfleischverkostung, Osterbrotverkostung<br />

(es kann schon Osterfleisch vorbestellt werden)<br />

Kaffee und Kuchen<br />

Vorbeikommen - verweilen - genießen<br />

Margrit Sallfellner mit ihrem Team<br />

8454 Arnfels, Leutschacher Straße 37<br />

Tel: (03455) 6644 • info@klapothek.at<br />

www.klapothek.at<br />

33


OSTER-<br />

KRÄUTERBRÄUCHE<br />

Es gibt in unserer Region kaum eine Zeit, in <strong>der</strong> Bräuche noch so intensiv<br />

gelebt werden wie zu Ostern. Gerade, weil Ostern auch die Zeit des<br />

Erwachens <strong>der</strong> Natur, des Wachstums, <strong>der</strong> Wärme und <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>vollen<br />

bunten Blütenwelt des Frühlings ist, werden die ersten Kräuter,<br />

Gewürze und Blüten in diese Bräuche eingebunden.<br />

Dies beginnt mit dem Palmbuschen, bestehend<br />

aus Drachenweide o<strong>der</strong> Palmweiden (Palmkätzchen),<br />

die mit Lebensbaum (Thuje) und Buchsbaum<br />

zu einem Bund geformt und mit den berühmten<br />

„Ringerln“ aus Weidenruten zusammengebunden<br />

werden. Dreimal müssen die dünnen Weidenruten<br />

um die Buschen gebunden werden, bevor sie festgesteckt<br />

werden dürfen. Je mehr Ringerln dieser<br />

Palmbuschen hat, desto mehr Eier bekommen die<br />

Kin<strong>der</strong> von ihren Paten, wenn sie ihnen den geweihten<br />

Palmbuschen überreichen. Deren Länge<br />

ist traditionell von Region zu Region verschieden<br />

und kann leicht einige Meter betragen.<br />

Aber auch in die Osterdekoration werden frische<br />

Blumen und Kräuter einbezogen. Die ersten<br />

Blüten bereichern jedes Haus und jede Wohnung<br />

mit Farbe und Duft. Beson<strong>der</strong>s nett sehen z.B.<br />

„Kresse Eier“ als Dekoration auf dem Esstisch aus.<br />

Dazu leere Eierhälften mit Wasser reinigen und einen<br />

kleinen Wattebausch in die Eihälfte legen. Nun<br />

mit Wasser beträufeln und Kressesamen darauf<br />

verstreuen. An die Fensterbank stellen und schon<br />

nach vier bis fünf Tagen ist die lustige und leckere<br />

Dekoration fertig – eine tolle Beschäftigung für<br />

34


Bettina Rath<br />

Kräuterpädagogin<br />

Ostereier<br />

natürlich färben<br />

Man benötigt je nach Vorliebe:<br />

circa zwei Teelöffel Gewürzpulver,<br />

100 g Wurzeln,<br />

100 g Beeren o<strong>der</strong> Blüten bzw.<br />

500 g Frischpflanzen o<strong>der</strong> Gemüse<br />

für zwei Liter Farbsud.<br />

Kin<strong>der</strong> in den Osterferien. Man kann sich hier<br />

auch mit Straußeneiern tolle Pflanzenschalen<br />

basteln. Traditionell finden sich in den Weihkörben<br />

für die Segnung <strong>der</strong> Osterspeisen ebenfalls<br />

erste Kräuter bzw. Kräutersalz, das die Speisen<br />

das ganze Jahr hindurch würzen und segnen soll.<br />

Selbst das Räucherfleisch wird mit einem Salzsud<br />

aus Kräutern und Gewürzen wie Wachol<strong>der</strong>,<br />

Thymian und Korian<strong>der</strong> auf die Räucherung vorbereitet.<br />

Beim Räuchern ergeben z.B. Rosmarin<br />

und Lavendel, auf das Räucherholz gelegt, ein beson<strong>der</strong>es<br />

Aroma. Im Osterbrot darf „Anis-Wein“<br />

als Geschmacksveredler nicht fehlen. Dazu einen<br />

Teelöffel Anis mit einem Viertelliter guten Weißwein<br />

circa drei Tage ansetzen, abseihen und damit<br />

den Teig für das Osterbrot vorbereiten.<br />

Natürlich werden immer öfter die Ostereier<br />

wie<strong>der</strong> mit Pflanzenfarben gefärbt o<strong>der</strong> mit<br />

gepressten Blüten und Blättern verziert. Da kann<br />

man sich richtig austoben und es macht Kin<strong>der</strong>n<br />

ebenfalls großen Spaß. Beson<strong>der</strong>s schöne Farben<br />

erzielt man mit Holun<strong>der</strong>beerensaft, Kurkumapulver,<br />

roten Rüben, Löwenzahnblättern, Karotten<br />

sowie gelben und roten Zwiebelschalen.<br />

Diesen 30 bis 40 Minuten mit <strong>der</strong> zerkleinerten<br />

Auswahl einweichen, dann weitere 30 bis 40 Minuten<br />

kochen und filtern. Die Eier extra kochen,<br />

mit kaltem Wasser abschrecken und mit Essigwasser<br />

gut reinigen, danach etwa 30 Minuten in<br />

den gefilterten Farbsud legen (Farbtiefe ist Zeitfaktor).<br />

Beim Färben mit Zwiebelschalen kann<br />

man die Eier mit frischen filigranen Blättern umlegen<br />

und mit einem Nylonstrumpf befestigen;<br />

nun in den Zwiebelabsud legen o<strong>der</strong> kurz mitkochen.<br />

Danach den Strumpf und die Blätter entfernen<br />

und wun<strong>der</strong>schöne Muster „ernten“.<br />

s<br />

Viel Spaß beim Ausprobieren<br />

und „LEBEN“ <strong>der</strong> alten Traditionen<br />

wünscht Bettina Rath.<br />

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Mundart<br />

Jaus’n kafn<br />

Mir knurrt am Vormittog da Mog’n –<br />

drum wül i hiaz a Jaus , n hom,<br />

im Gschäft sog i, i loss schea bittn,<br />

hett gern a Semmal mit ana Leberkässchnittn.<br />

Die Verkäuferin, dei frogt dann glei –<br />

Weizen, Roggen o<strong>der</strong> laktosefrei?<br />

A normali Semml, ruaf i durch den Gang –<br />

dann frogt sie wie<strong>der</strong>: rund o<strong>der</strong> lang?<br />

Jetzt moant sie weiter, i wüll neamd vawirrn –<br />

owa den Hersteller muss ma no identifiziern.<br />

Bevor i mi do denk hinein,<br />

sogt , s: sulls Bio-, Öko- o<strong>der</strong> Vegana-Leberkäs sein?<br />

Dann sog i wieda, sanns net bes, –<br />

i hätt oafoch gern an Leberkäs,<br />

sie draht ihr G , sicht jetzt zu mir um –<br />

und sogt: Standard, Delüx o<strong>der</strong> Premium?<br />

A Leberkas gamz ohni Denkn –<br />

i wülls jo essn umd net weitaschenkn!<br />

Dann locht sie; mir hom so vieles da –<br />

Käse, Chilly o<strong>der</strong> Paprika.<br />

Hiaz fang i schon bold au zan rearn –<br />

umd sog, es sull a gamz normaler wearn.<br />

Aus dem Ofen hult sie den Tremml –<br />

umd frogt, wia dick sull werdn die Semml.<br />

EU-genormt tuats mi belehrn –<br />

sulls Medium o<strong>der</strong> X-Large wern.<br />

So dick – zoag i – um wia schon böse –<br />

drauf moant sie: des is a Extragröße.<br />

Es geht glei weiter, i kauns nehma hearn –<br />

sulls Ketchup, Senf o<strong>der</strong> Majo wearn?<br />

Goarnix; sog i umd gib Gas –<br />

i wüll oafoch nur an Leberkas!<br />

Dann sogt sie drauf, umd des schea boschat –<br />

bestöllns holt gscheit und wearns net goschat!<br />

Es tuat mir load wegn so an Pemml –<br />

kriag i hiaz bold mei Leberkassemml?<br />

I pocks nur mehr ein, sogt sie za mir:<br />

Wullns a Sackal o<strong>der</strong> doch Papier?<br />

Nemmans glei des ersti hier –<br />

umd sie frogt: braun, weiß o<strong>der</strong> Umwöltpapier?<br />

A Alufolie kummt hiaz noch mit Gwold –<br />

dann wird des Essn net glei kold.<br />

Hiaz kummans bold zu Ihra Jausn –<br />

die Glamzseitn innen o<strong>der</strong> doch liaba aussn?<br />

Va lauta Hunga kau is kaum dawoartn –<br />

do frogt’s: zohln Sie bar, mit Scheck o<strong>der</strong> Koartn?<br />

Die Nerven san knopp vorm Zareißen –<br />

dann sog i: „Na – i tat , s gern ibaweisn“.<br />

So kumm i dann zur Mittogszeit –<br />

zu meiner Jausn, wos fia a Freid,<br />

und tram von meiner Kin<strong>der</strong>wölt –<br />

wiast host noch kriagt, wost host bestöllt.<br />

<strong>KARL</strong> <strong>OSWALD</strong><br />

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