[ke:onda] Ressourcen!
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Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands.<br />
Ausgabe 02/2014<br />
<strong>Ressourcen</strong>!<br />
Wohin führt unserer Rohstoffhunger?<br />
Bewegt:<br />
IYNF löst sich aus<br />
den Netzen Seite 17<br />
Beleuchtet:<br />
Eine Seefahrt die ist, ...<br />
Seite 18<br />
12<br />
Kleidertauschparty!<br />
Freistil:<br />
Seite 24
editorial<br />
Liebe Leser*innen,<br />
Den<strong>ke</strong>n wir an <strong>Ressourcen</strong>, so kommen uns in erster Linie<br />
Rohstoffe in den Kopf, wie zum Beispiel Erdöl oder Holz. Aber<br />
auch Biodiversität kann eine Ressource sein. Alle diese <strong>Ressourcen</strong><br />
nutzt der Mensch über das gesunde Maß hinaus.<br />
Wenn das Erdöl zur Neige gehen wird, können wir uns umstellen.<br />
Es gibt aber auch <strong>Ressourcen</strong>, die wir unwiederbringlich verlieren<br />
werden und für die es <strong>ke</strong>in Ersatz geben kann. Biodiversität<br />
zum Beispiel ist eine Ressource, die entgültig verschwinden wird,<br />
wenn wir nicht Achtsam mit ihr umgehen. Mit der Ressource<br />
Phosphor verschwenden wir einen unersetzbaren Baustein allen<br />
irdischen Lebens.<br />
Noch spüren wir in Europa die Folgen kaum. Trotzdem sollten<br />
wir uns ernsthaft überlegen, ob es unbedingt immer das beste<br />
Smartphone und der neue Schrank sein muss – oder ob wir nicht<br />
vielleicht auch mit dem auskommen, was wir schon haben. Viele<br />
Produkte könnt ihr auch gebraucht kaufen. Das schont nicht nur<br />
euren Geldbeutel, sondern spart auch wertvolle Rohstoffe, die<br />
wir nicht nur der Erde stehlen, sondern auch den zukünftigen<br />
Generationen vorenthalten.<br />
Aber <strong>Ressourcen</strong> sind noch mehr als die Dinge, die wir aus<br />
dem Boden, den Gewässern und der Erde herausholen. Auch<br />
die Zeit, die wir in diese [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>]-Ausgabe stec<strong>ke</strong>n, ist eine<br />
wertvolle Ressource. Wir haben nicht daran gespart, damit dir<br />
diese [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>]-Ausgabe gefällt. Aber<br />
auch sie ist begrenzt. Wenn du also<br />
Lust am Schreiben und Fotografieren<br />
hast und einmal deine eigenen<br />
Texte und Fotos in der [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>]<br />
sehen möchtest, dann freuen wir<br />
uns, wenn wir dich bald einmal <strong>ke</strong>nnenlernen<br />
und du unsere Redaktion<br />
verstärkst!<br />
Viel Spaß beim Lesen und<br />
Berg frei wünscht euch<br />
Frau<strong>ke</strong> Gehrau<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong> – Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands<br />
Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk der Naturfreunde, Verein<br />
zur Förderung der Naturfreundejugend Deutschlands e.V., Adresse siehe unten<br />
Redaktionsanschrift und Verlag:<br />
Naturfreundejugend Deutschlands // Warschauer Str. 59a // 10243 Berlin<br />
Telefon 030-29 77 32 70 // Telefax 030-29 77 32 80<br />
<strong>ke</strong><strong>onda</strong>@naturfreundejugend.de // www.<strong>ke</strong><strong>onda</strong>.de<br />
Mitglieder der Naturfreundejugend Deutschlands erhalten [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] kostenlos.<br />
[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] kann auch als Abo für 5 € pro Jahr inkl. Versandkosten bestellt werden.<br />
Fotos: Michael Func<strong>ke</strong>-Bartz: S. 3, 4, 8, 26 // Cornelius Dahm: S. 13 // Nils Teichler:<br />
S. 3, 15 // Nina Bartz: S. 5 // Larissa Donges: S. 27 // Frau<strong>ke</strong> Gehrau: S. 3, 18, 19 //<br />
Frederik Düpmeier: S. 17, 20, 21 // Sebastian Bozada: S. 2, 3, 12, 24, 25, 27 // NFJD:<br />
S. 14 // Landesverband Bremen: S. 16 // Sandra Haubold: S. 3, 22 // Julian Ringhadtz:<br />
S. 22 // fotolia / igor_shmel: S. 1 // fotolia / Mushy: S. 10 // fotolia / bizoo_n: S.11 //<br />
fotolia / bilderzwerg: S. 10 + 11 // fotolia / gerunica27: S. 14 // fotolia / lagom: S. 20<br />
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Gestaltung: DIE.PROJEKTOREN – agentur für gestaltung und präsentation<br />
Druck: DCM<br />
Redaktion: Nina Bartz, Frau<strong>ke</strong> Gehrau, Lina Mombauer,<br />
Sebastian Bozada (V.i.S.d.P.)<br />
© Naturfreundejugend Deutschlands 2014<br />
Gefördert aus Mitteln des Kinder- und<br />
Jugendplanes des Bundes<br />
Gedruckt mit Farben aus nachwachsenden Rohstoffen auf Recyclingpapier,<br />
ausgezeichnet mit dem Blauen Umweltengel. Alle beim Druckvorgang<br />
entstandenen CO 2 -Emmissionen wurden neutralisiert.
zur sache<br />
Titelthema: <strong>Ressourcen</strong>................................................................................. 04<br />
Pizza am Everest?...................................................................................................... 05<br />
Phosphor – eine endliche Ressource?.................................................................... 06<br />
11 Interessante Fakten über das Wasser............................................................... 06<br />
Erdöl, Gold, Uran, ... Biodiversität?......................................................................... 08<br />
Fracking – eine Frage von Restrisiko?.................................................................... 09<br />
Upcycling – nachhaltig?........................................................................................... 26<br />
Ron: GrüSSe aus Island .................................................................................... 12<br />
Alles oder Nichtsfresser............................................................................................ 13<br />
Bewegt: Arbeit auf Bundesebene........................................................................ 14<br />
Einladung zur Transformation................................................................................. 14<br />
Held der Arbeit...................................................................................................... 14<br />
Einen bleibenden Eindruck hinterlassen!.................................................. 16<br />
IYNF löst sich aus den Netzen......................................................................... 17<br />
Beleuchtet: Eine Seefahrt, die ist... .......................................................... 18<br />
Unterwegs in Schweden.................................................................................... 20<br />
freistil: „Nur Fliegen ist Schöner...“.......................................................... 22<br />
Buchtipp & Weltweite Weltsichten........................................................................ 23<br />
Kleidertauschparty.................................................................................................... 24<br />
Ansichtssache: Grenzland........................................................................... 27<br />
Gewinnspiel................................................................................................................ 27
Das Wort „<strong>Ressourcen</strong>“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen<br />
und bedeutet so viel wie „hervorquellen“. Die Vorstellung,<br />
dass die Schätze der Natur unendlich verfügbar sind, prägte über<br />
Jahrhunderte den Umgang mit Holz, Kohle, Erdgas, Mineralöl und<br />
mineralischen Rohstoffen. Dass Boden, Wasser und Luft wichtige<br />
Funktionen im Ökosystem Erde haben, war noch <strong>ke</strong>in Thema.<br />
Doch dieser Reichtum ist begrenzt und nur zum Teil erneuerbar.<br />
Laut des vom WWF herausgegebenen „Living Planet Report 2014“<br />
verbraucht die Menschheit pro Jahr ca. 50 % mehr Biokapazität,<br />
als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren kann.<br />
Gesucht wird:<br />
Gutes Leben<br />
mit deutlich weniger <strong>Ressourcen</strong>verbrauch!<br />
von Nina Bartz<br />
So verdrängen z.B. Rinderzucht und Sojaanbau Tropenwälder für<br />
den weltweit steigenden Fleischkonsum, zusammen mit Plantagen<br />
für den zunehmenden Anteil von Agrartreibstoffen. Wasser<br />
ist vielerorts zu einem knappen Gut geworden, nicht zuletzt dort,<br />
wo Baumwollanbau in immer troc<strong>ke</strong>nere Regionen vorstößt. Noch<br />
nicht überschaubare Risi<strong>ke</strong>n für die Grundwasserressourcen sind<br />
mit dem sogenannten „Fracking“ verbunden.<br />
Unser Lebensstil beschleunigt den Klimawandel und den Verlust<br />
von Biodiversität: In der Zeit von 1970 bis 2010 hat sich laut<br />
WWF die Zahl der an Land und im Meer lebenden Arten um 39 %<br />
verringert, im Süßwasser sogar um 76 %.<br />
Die Erderwärmung führt dazu, dass Rohstoffe in der Arktis zugänglich<br />
werden. Dort soll unter anderem ein Fünftel der weltweiten<br />
Erdöl und -gasvorkommen lagern. Mit der Eisschmelze kommen<br />
neue Konflikte auf: Welche Staaten haben Anrecht auf diese<br />
Vorkommen? Ist es ökologisch vertretbar, in einem so sensiblen<br />
Ökosystem wie der Arktis Öl zu fördern?<br />
Wir führen ein Leben zu Lasten ärmerer Länder und künftiger<br />
Generationen. Unser Umgang mit <strong>Ressourcen</strong> ist somit eine Frage<br />
globaler Gerechtig<strong>ke</strong>it und eine nachhaltigen Zukunft.<br />
Michael Func<strong>ke</strong>-Bartz arbeitet in der internationalen Zusammenarbeit<br />
im Bereich <strong>Ressourcen</strong>effizienz und hat seine Eindrüc<strong>ke</strong><br />
in Fotos festgehalten. Einige davon hat er für diese Ausgabe zur<br />
Verfügung gestellt. Sein Kommentar zum Thema:<br />
„Der weltweite Rohstoffhunger führt dazu, dass der Bergbau<br />
immer weiter in sensible Ökosysteme vorstößt, wie zum<br />
Beispiel tropische Regenwälder, arktische Regionen und die<br />
Weltmeere. Auch wird es immer aufwändiger, wichtige Metalle<br />
wie Gold, Kupfer oder auch Seltene Erden zu gewinnen, da in<br />
vielen Minen nur noch Gestein mit einem deutlich geringeren<br />
Erzanteil abgebaut wird. Dies bedeutet mehr Transport,<br />
Energie aufwand, Chemikalieneinsatz, Umweltschäden und<br />
auch Landkonflikte mit der dort lebenden Bevöl<strong>ke</strong>rung.<br />
Bereits heute verbraucht die Menschheit mehr natürliche<br />
<strong>Ressourcen</strong>, als das Ökosystem Erde erneuern kann. Würden<br />
alle Menschen so viele <strong>Ressourcen</strong> verbrauchen wie in<br />
Deutschland, so würden mehr als zwei Erden benötigt. Wollen<br />
wir die Perspektiven kommender Generationen nicht massiv<br />
beeinträchtigen, so müssen Länder wie Deutschland ihren<br />
<strong>Ressourcen</strong>verbrauch auf ein global gerechtes und ökologisch<br />
verträgliches Maß reduzieren.“<br />
Was ist deine Meinung?<br />
Unter Biokapazität versteht<br />
man die Fähig<strong>ke</strong>it der Natur, nutzbare <strong>Ressourcen</strong> bereitzustellen<br />
und Reststoffe wie Abfälle und -gase aufzunehmen.<br />
Der Ökologische Fußabdruck entspricht der Fläche, die<br />
z.B. von einem Land benötigt wird, um seinen Bedarf an Energie<br />
und Rohstoffen zu dec<strong>ke</strong>n und seine abbaubaren Abfälle und<br />
CO 2<br />
-Emissionen aufzunehmen. Hochgerechnet auf alle Menschen<br />
wird dieser Flächenverbrauch mit der Fläche verglichen,<br />
die uns auf der Erde zur Verfügung steht.<br />
Quelle: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/<br />
WWF_LPR2014_Kurzfassung.pdf<br />
Du willst wissen wie hoch dein persönlicher ökologischer<br />
Fußabdruck ist? Dann berechne ihn auf:<br />
http://www.footprint-deutschland.de/
Titelthema: <strong>Ressourcen</strong><br />
Pizza am<br />
Everest?<br />
von Nina Bartz<br />
<strong>Ressourcen</strong>intensiver Tourismus in der Solukhumbu-Region/Nepal<br />
In meine Daunenjac<strong>ke</strong> gemummelt reibe ich meine Hände und<br />
versuche, ein wenig Wärme von dem Yak-Dung beheizten Ofen<br />
abzubekommen. Draußen tobt ein Schneesturm. Mir gegenüber<br />
genießt eine größere Reisegruppe ihr 3-Gänge Menü. Die Zutaten<br />
wurden von ihren Trägern hochgetragen – teilweise Originalprodukte<br />
aus ihrem Heimatland. Es soll an nichts fehlen. Der Blick<br />
auf die Speisekarte der Lodge verspricht neben landestypischen<br />
Gerichten Spagetti Bolognese, Pizza und als Dessert frittierte<br />
Snic<strong>ke</strong>rs. Mein Nachbar verabschiedet sich, er möchte noch kurz<br />
ins Internetcafé. Wir befinden uns in Nepal in Gorak Shep auf<br />
5207m, nur einen halben Tagesmarsch vom Basislager des Mt.<br />
Everest entfernt.<br />
Alleine in 2012 begaben sich über 36.000 Touristen auf den<br />
8-tägigen Trek von Lukla zum Basislager des Mt. Everest. Tendenz<br />
steigend. Mit den Touristen kamen nicht nur Geld, sondern<br />
auch internationale Interessen in die Region. Einigen der hier<br />
lebenden Sherpa gelang der soziale Aufstieg: Aus Lastenträgern<br />
wurden Lodgebesitzer und anerkannte Bergführer. Doch selbst<br />
die Sherpas, die Bergsteigern aus aller Welt den Aufstieg zum<br />
höchsten Berg der Erde ermöglichen, verdienen nicht viel im Verhältnis<br />
zu den Risi<strong>ke</strong>n, die sie eingehen. Die „niederen“ Arbeiten<br />
erledigen heute Menschen aus dem Tiefland Nepals. Während der<br />
Trekkingsaison kommen<br />
sie zum Arbeiten in die<br />
Everest-Region. Nicht<br />
selten werden sie hier<br />
ebenso höhenkrank wie<br />
die Touristen.<br />
Um neue Unter künfte<br />
zu schaffen, dringen<br />
die Dörfer immer öfter<br />
in erosionsgefährdete<br />
Gebiete vor. In tiefer<br />
gelegenen Tälern<br />
steigt die Erosionsgefahr,<br />
weil immer mehr<br />
Holz als Brennmaterial geschlagen wird. Die<br />
Folge sind Erdrutsche. Zusätzlich setzt der globale Klimawandel<br />
den Gletscher zu: Durch das Abschmelzen der Gletscher entstehen<br />
immer mehr Gletscherseen, die teilweise nur durch sehr labile<br />
Endmoränen gehalten werden. Bersten diese, so können sich die<br />
Gletscherfluten in das Tal ergießen und Felder und Dörfer zerstören.<br />
Der Wunsch von immer mehr Touristen, auch im Himalaya Urlaub<br />
auf nichts verzichten zu müssen, führt dazu, dass Unmengen an<br />
Dosen, verpackte Lebensmittel und Plastikflaschen bis in große<br />
Höhen per Träger transportiert werden müssen. Was an Abfällen<br />
nicht verbrannt wird, verbleibt in den Dörfern und stapelt sich<br />
auf Müllhalden. Um Strom für Computer und Internetzugang zu<br />
liefern, werden Generatoren mit Benzin betrieben, der ebenfalls<br />
per Träger oder auf Yaks von weitem herbei geschafft werden<br />
muss. Wo es weder Holz noch Sprit gibt, wird getrockneter Yak-<br />
Dung zum Kochen und Heizen verbrannt.<br />
Natürlich gibt es Lösungsansätze für diese Probleme: Solaranlagen<br />
könnten bei der Stromerzeugung helfen und mehr Solarkocher<br />
könnten genutzt werden. Die Mengen an Plastikmüll könnten<br />
reduziert und der verbleibende Abfall wieder ins Tal gebracht<br />
werden. Anstelle Plastikflaschen könnte Trinkwasser aus Filteranlagen<br />
angeboten werden. Doch all diese Lösungen kosten Geld<br />
– Geld, das die Einheimischen vor Ort nicht haben. Zwar strömen<br />
Jahr für Jahr mehr Touristen mit immer höheren Ansprüchen in<br />
die abgelegene Bergregion, doch die Bereitschaft der Reiseveranstalter,<br />
eine nachhaltige Basisinfrastrukturversorgung mit zu<br />
finanzieren, ist gering.<br />
Auch ich verlasse den Ofen, nachdem ich mich mit lokal typischen<br />
Dal Bhat gestärkt habe. Bevor ich mich in meinen Schlafsack<br />
verkrieche, bereite ich mein Trinkwasser mittels Chlortablette<br />
für den nächsten Tag vor. Beim Einschlafen träume ich von<br />
Schokolade und einer heißen Dusche nach meiner Rück<strong>ke</strong>hr in<br />
Nepals Hauptstadt Kathmandu – Vorfreude ist manchmal doch<br />
die schönste Freude.
Titelthema: <strong>Ressourcen</strong><br />
11 interessante<br />
Fakten uber<br />
das Wasser<br />
von Florian Hellwig<br />
1 Schmutziges Wasser tötet jede Stunde 200 Kinder!<br />
http://blueplanetnetwork.org/water/<br />
:<br />
2 70 % des menschlichen Gehirns<br />
besteht aus Wasser!<br />
http://www.fs.usda.gov/Internet/FSE_<br />
DOCUMENTS/stelprdb5303137.doc<br />
3 80 % aller Krankheiten in Ländern des globalen<br />
Südens haben ihren Ursprung im Wasser<br />
und werden darüber weitergetragen!<br />
4 Menschen kommen etwa ein Monat ohne Nahrung,<br />
aber nur eine Woche ohne Wasser aus!<br />
http://www.cnn.com/SPECIALS/road-to-rio/secretlife-drinking-water<br />
http://water.epa.gov/learn/kids/drinkingwater/waterfactsoflife.cfm<br />
5 Jeden Tag verliert ein Menschen nur<br />
durch das Ausatmen ein Glas voll<br />
Wasser (etwa 237 ml)!<br />
http://www.baycountyfl.gov/water/facts.php<br />
Phosphor -<br />
eine endliche Ressource?<br />
Wenn wir an knappe <strong>Ressourcen</strong> den<strong>ke</strong>n, fällt uns zuerst Erdöl ein.<br />
Doch dafür gibt es Ersatz. Über einen unersetzbaren und immer knapper<br />
werdenden Rohstoff, der für das Leben auf der Erde essentiell ist,<br />
spreche ich mit Inga Krämer, Koordinatorin des Leibniz-Wissenschafts-<br />
Campus Phosphorforschung Rostock.<br />
Was genau ist Phosphor und wo kommt es her?<br />
Phosphor ist ein chemisches Element, das meist in gebundener Form<br />
als Phosphate in der Erdkruste vorkommt, insbesondere als Apatite.<br />
Warum sind wir auf Phosphor angewiesen?<br />
Phosphor ist für alle Lebewesen ein essentieller Nährstoff. Wir Menschen<br />
brauchen Phosphor zum Beispiel für die Knochenbildung, die DNA<br />
und die zelluläre Energieversorgung. So ist in einem 70-kg-schweren<br />
Menschen etwa 700 g Phosphor enthalten. Weil der Nährstoff auch<br />
für Pflanzen und Tiere so wichtig ist, benötigen wir Phosphor in der<br />
Landwirtschaft für den Anbau von Pflanzen und für die Tierhaltung.<br />
Kannst du mir erklären, wie der Phosphorkreislauf in<br />
der Natur funktioniert?<br />
Phosphor wird von Pflanzen aufgenommen und dann über die Nahrungs<strong>ke</strong>tte<br />
immer weitergegeben bis er über die Zersetzung im Boden<br />
den Pflanzen wieder zur Verfügung steht. Das ist ein geschlossener<br />
natürlicher Kreislauf. Allerdings bringt der Mensch sehr viel zusätzlichen<br />
Phosphor aus Lagerstätten in Form von mineralischem Dünger<br />
über die Landwirtschaft in den Kreislauf ein. Überschüssiger Phosphor,<br />
der von den Pflanzen nicht aufgenommen wird, gelangt dann<br />
u.a. in die Gewässer.<br />
Ich habe gehört, es gibt zwei Phosphor krisen.<br />
Wie soll man das verstehen?<br />
Zum einen wird Phosphor als Ressource immer knapper und teurer,<br />
da die leicht abzubauenden Lagerstätten immer weniger werden. In<br />
den übrigen Lagerstätten ist der Phosphor oft schwerer zu gewinnen<br />
und teilweise mit Schwermetallen wie Uran und Cadmium verunreinigt.<br />
Diese problematischen Stoffe bringen wir mit dem Dünger auf<br />
unsere Äc<strong>ke</strong>r und damit in die Nahrungs<strong>ke</strong>tte.<br />
Zum anderen führen nicht geschlossene Kreisläufe wie beispielsweise<br />
die Phosphorüberschüsse auf den Feldern zu einer unerwünschten<br />
Überdüngung der Gewässer. Das hat dann Folgen wie zum Beispiel<br />
die sommerlichen „Blaualgenblüten“ in der Ostsee, die, weil sie oft<br />
giftig sind, sogar zu einem Badeverbot führen können.
<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong> 1<br />
Gibt es Möglich<strong>ke</strong>iten, Phosphor auch aus anderen<br />
Quellen als durch Bergbau zu gewinnen?<br />
Neben den geologischen Lagerstätten wurde früher auch Guano,<br />
also Vogelkotablagerungen, für die Phosphordüngerherstellung<br />
genutzt. Doch diese Vorkommen sind fast erschöpft und heutzutage<br />
nicht mehr von Bedeutung. Um den Phosphor nachhaltig zu<br />
gewinnen, sollten wir auf Rückgewinnung setzen, sodass Kreisläufe<br />
geschlossen werden und Phosphor wiederverwendet werden kann.<br />
Dazu zählt, dass man Phosphor aus Klärschlämmen zurückgewinnt<br />
bzw. wiedernutzt, aber auch aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten<br />
wie Pflanzenrückständen, Gülle, Mist und Knochenmehl.<br />
Was genau möchte der<br />
Phosphorcampus erreichen?<br />
Wir möchten wissen, wie die Wege des Phosphors in der Natur verlaufen<br />
und wie wir Phosphor effizient und nachhaltig verwenden<br />
können. Deshalb ist das oberste Ziel die Erforschung von Optionen<br />
für ein nachhaltiges Phosphormanagement. Dafür haben sich<br />
fünf Leibniz-Forschungsinstitute und die Universität Rostock im<br />
WissenschaftsCampus Phosphorforschung vernetzt. Hier werden<br />
bestehende Expertisen zusammengeführt und verschiedene Fachbereiche<br />
forschen interdisziplinär zum Thema Phosphor.<br />
Wie ist der jetzige Stand der Wissenschaft?<br />
Gibt es auch schon fertige Lösungen?<br />
Im WissenschaftsCampus Rostock gibt es bereits viele interessante<br />
Forschungsansätze. Einer widmet sich z.B. der Phosphorausnutzung<br />
und -verwertung von Biogasgülle, also Resten aus der Biogasproduktion.<br />
Andere untersuchen die Phosphoraufnahmeeffizienz im<br />
Pflanzenbau oder die Verwertung von Knochenkohle. Mithilfe von<br />
Computermodellen kann man zudem die Pfade des Phosphors aus<br />
den Flussmündungen bis in die Ostsee verfolgen.<br />
Allerdings braucht es viele Schritte von der wissenschaftlichen Idee<br />
bis zur Umsetzung in die Praxis, deshalb ist auch ein Ziel dieses<br />
WissenschaftsCampus, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Politik zu stär<strong>ke</strong>n.<br />
Wie kann der oder die einzelne zu einem nachhaltigen<br />
Umgang mit Phosphor beitragen?<br />
Das kann man vor allem durch seine Lebensmittelwahl tun: Man<br />
sollte eine Landwirtschaft unterstützen, die so wenig mineralische<br />
Dünger wie möglich einsetzt und auf Kreislaufwirtschaft setzt. Das<br />
geschieht insbesondere beim ökologischen Landbau. Außerdem<br />
hilft es, den Fleischkonsum zu reduzieren, denn vor allem für die<br />
Fleischproduktion wird viel Phosphor benötigt.<br />
6 Um eine Tonne Stahl herzustellen,<br />
benötigt man 300 Tonnen Wasser!<br />
http://images.fastcompany.com/magazine/154/<br />
infographic/water-world.html<br />
7 Über 90 % des weltweit verfügbaren Trinkwassers<br />
ist in der Antarktis gespeichert!<br />
http://www.waterwise.org.uk/pages/fun-facts.html<br />
8 Wasser reguliert die Erdtemperatur!<br />
http://www.waterwise.org.uk/pages/fun-facts.html<br />
9 Der Wasserverbrauch ist im letzten Jahrhundert<br />
mehr als doppelt so schnell gewachen<br />
wie die Erdbevöl<strong>ke</strong>rung!<br />
http://environment.nationalgeographic.com/environment/freshwater/freshwater-crisis/<br />
10 Nur 0,007 % des weltweit verfügbaren<br />
Wassers ist genießbar!<br />
http://environment.nationalgeographic.com/<br />
environment/freshwater/freshwater-crisis/<br />
11 Ein Mensch in Deutschland verbraucht im<br />
Jahr so viel Wasser wie etwa 40 Menschen in<br />
der Demokratischen Republik Kongo!<br />
http://chartsbin.com/view/1455<br />
Inga, vielen Dank für das Gespräch!<br />
Das Interview führte Frau<strong>ke</strong> Gehrau
Erdöl, Gold, Uran, …<br />
Biodiversität?<br />
von Lina Mombauer<br />
Deine Füße<br />
baumeln im<br />
Wasser eines Sees, in der Ferne<br />
rauscht ein Wasserfall und überall im<br />
Wasser siehst du große und kleine Fische herumschwimmen.<br />
Rund um den See blühen Blumen in leuchtenden Farben.<br />
Vögel singen irgendwo im Wald. Für viele eine schöne, entspannende<br />
Vorstellung. Aber als Ressource würden wir unseren perfekten<br />
Waldsee mit Blumen, Wasserfall und Vogelgesang wohl<br />
eher nicht bezeichnen, oder? Die Realität sieht jedoch anders aus,<br />
denn all das wird längst genutzt und vermarktet. Man den<strong>ke</strong> nur<br />
an Badeseen, touristische Ausflugsziele, Blumenläden, Birdwatching-Touren<br />
oder Vogelbücher.<br />
Biodiversität – also die Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen<br />
– ist eine essentielle Ressource. Am offensichtlichsten ist<br />
dies bei Nahrung, Holz oder Kleidung. Aber auch sogenannte<br />
Ökosystemdienstleistungen, wie beispielsweise die Bereitstellung<br />
von sauberem Wasser und Luft, die Aufnahme und der Abbau von<br />
Schadstoffen – Stichwort Klimagas – oder die Stabilisierung von<br />
Küsten durch Mangrovenwälder gehören dazu. Laut dem sogenannten<br />
TEEB-Bericht, der unter anderem versucht diese Leistungen<br />
in Geldwerte zu fassen, erzeugt allein die Bestäubung<br />
durch Insekten weltweit 153 Milliarden Euro, was 9,5 % des landwirtschaftlichen<br />
Ertrages entspricht. Dazu kommen noch bisher<br />
vollkommen unbekannte Potentiale für Medizin, Wissenschaft<br />
und Bildung. Und wie das obige Beispiel zeigt, spielt Natur auch<br />
eine ästhetische oder spirituelle Rolle. Häufig kann man sich nur<br />
dort so richtig erholen und glücklich sein.<br />
lagert Erdöl im Wert von etwa<br />
7,2 Milliarden Dollar. Hätte die Weltgemeinschaft<br />
der Regierung die Hälfte dieses Geldes als Entschädigung<br />
gezahlt, wäre Ecuador bereit gewesen die <strong>Ressourcen</strong> nicht zu<br />
nutzen und das Gebiet zu erhalten. Die Wörter „hätte“ und „wäre“<br />
sagen es schon – das Geld kam nicht zu Stande und das Projekt<br />
scheiterte! Denn solange Biodiversität <strong>ke</strong>inen Preis hat, wird sie<br />
in unserem Wirtschaftssystem nicht wirklich als Ressource wahrgenommen.<br />
Als öffentliches Gut kann theoretisch jede*r davon<br />
nutzen soviel er will, ohne eine Gegenleistung zu erbringen oder<br />
sich an der Bereitstellung zu beteiligen.<br />
Eine mögliche Lösung: Natur einen Geldwert zuordnen! Doch<br />
wie soll das funktionieren? Viele Funktionen <strong>ke</strong>nnen wir nicht,<br />
ein Großteil der Arten ist noch überhaupt nicht beschrieben und<br />
ihre Potentiale nicht erkannt. Was ist mit dem Wert den jeder<br />
individuell der Natur beimisst, beispielsweise für Erholung oder<br />
aus ästhetischen Gründen? Den Wert für Biodiversität können wir<br />
also nur schätzen. Doch selbst wenn wir einen Wert haben – wer<br />
soll die Ressource überhaupt verkaufen oder gar ein Eigentumsrecht<br />
an der Natur erhalten? Was soll aus dem freien Zugang für<br />
alle werden? Was ist mit „unwichtigen“ Arten oder „unschönen“<br />
Landschaften?<br />
Antworten darauf zu finden ist schwierig. Die Monetarisierung<br />
bietet Chancen und Risi<strong>ke</strong>n. Wie reich könnten Länder in Südamerika,<br />
Afrika und Asien werden wenn ihre Biodiversität plötzlich<br />
einen Wert hätte? Wie stark, auf der anderen Seite, wollen<br />
wir Natur nur auf den Nutzen für den Menschen reduzieren?<br />
Fragen, die wir schnellstmöglich diskutieren und beantworten<br />
müssen. Ansonsten werden sich Fälle wie der Yasuni-Nationalpark<br />
wiederholen und unser Waldsee bald verschwunden sein.<br />
Betrachten wir nun die Politik, die Biodiversität mittlerweile auch<br />
als Ressource erkannt hat. Deutlich wird dies am Beispiel des<br />
Yasuni-Nationalparks. Unter dem Regenwaldgebiet im südamerikanischen<br />
Ecuador
Hamburg<br />
Hannover<br />
Berlin<br />
Leipzig<br />
Köln<br />
Frankfurt am Main<br />
Stuttgart<br />
München<br />
Titelthema: <strong>Ressourcen</strong><br />
Fracking –<br />
Eine Frage von Restrisiko?<br />
von Lisa Bauch<br />
Fracking erzeugte bisher in Deutschland Angst vor Erdbeben und verunreinigtem Trinkwasser.<br />
Doch nun mischen sich unter die kritischen Stimmen auch solche, die von einer beherrschbaren<br />
Technik sprechen: Fracking stelle klimafreundliches Erdgas bereit, das dringend für die Energiewende<br />
gebraucht und von Energieimporten unabhängiger machen würde.<br />
Aber was ist das eigentlich, das „Fracking“. Beim „Hydraulic Fracturing“<br />
– kurz: Fracking - wird senkrecht und dann waagerecht in<br />
das Gestein mit den Erdgasvorkommen gebohrt. Die waagerechten<br />
Rohre werden mit Geschossen durchlöchert und mit Wasser<br />
vollgepumpt. Durch den hohen Druck entstehen Risse im Gestein.<br />
Damit das Gas aus den Rissen entweichen kann, werden dem<br />
Wasser Quarzsand und weitere chemische Zusätze beigemischt.<br />
Fracking wird schon seit den 1940ern eingesetzt, um die Ausbeute<br />
aus konventionellen Öl- und Gasförderstätten zu erhöhen. Fast<br />
ebenso lange wissen auch Geologen, dass Erdgas auch in schwieriger<br />
zugänglichen und höheren Gesteinsschichten lagert. Bis in<br />
die späten 1990er Jahre war es aber nicht wirtschaftlich, Erdgas<br />
auch unkonventionell zu fördern.<br />
In Deutschland wird Fracking seit den 1960ern praktiziert. Rund<br />
300-mal wurde bislang gefrackt, allerdings nur als konventionelle<br />
Erdgasförderung in tiefen Sandsteinschichten von 3000<br />
bis 5000 Metern. Die Diskussion dreht sich nun darum, ob auch<br />
in höheren Schiefergesteinsschichten gefrackt werden darf. Die<br />
größten Schiefergasvorkommen befinden sich vor allem in Niedersachsen<br />
und Nordrhein-Westfalen – meist in einer Tiefe von<br />
1500 bis 3000 Metern.<br />
Im Juli 2014 haben das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium<br />
Eckpunkte für eine gesetzliche Regelung von<br />
Fracking vorgestellt. Darin heißt es, dass die „strengsten Regeln,<br />
die es in diesem Bereich jemals gab“ anvisiert werden, und dass<br />
es „Fracking zur Förderung von Schiefergas zu wirtschaftlichen<br />
Zwec<strong>ke</strong>n auf absehbare Zeit in Deutschland nicht geben“ wird.<br />
Einige Länder haben jedoch nach wie vor Beden<strong>ke</strong>n gegen das<br />
Verfahren und dem Fracking eine Absage erteilt.<br />
Bild oben: Hier sind Regionen in Deutschland eingezeichnet,<br />
in denen es bereits Berechtigungen für die Förderung von<br />
Schiefergas gibt.<br />
Quelle: www.heute.de/gasstreit-mit-russland-noch-fehltdie-alternative-fuer-oel-und-gas-35255186.html
Titelthema: <strong>Ressourcen</strong><br />
Viele befürchten, dass das Trinkwasser durch das Chemikalien-<br />
Wassergemisch und das Erdgas selbst verunreinigt werden könnte.<br />
Das unkonventionelle Fracking findet unter 3000 Metern statt<br />
und ist damit deutlich näher am Grundwasser als konventionelles<br />
Fracking. Das Trinkwasser wird in Deutschland jedoch nur aus<br />
Tiefen von bis zu 300 Metern gewonnen. Auch wenn das Wasser<br />
mit einem Druck, der 1000 Mal so hoch ist wie der auf<br />
einem Autoreifen, in den Untergrund gepresst<br />
wird, reicht das gewöhnlich nicht aus,<br />
um Gesteinsrisse auszulösen, die<br />
von den Lagerstätten bis zu den<br />
Trinkwasserreservoirs reichen.<br />
Methan kommt, wie beispielsweise<br />
im Münsterland, oft ganz<br />
natürlich im Wasser vor. Während<br />
es jedoch beim Fracking in den USA<br />
wegen technischer Fehler zu Methan-Verunreinigungen<br />
im Wasser gekommen ist, gibt es in Deutschland bisher<br />
<strong>ke</strong>ine vergleichbaren Vorfälle. Austretendes Methan ist weniger<br />
für das Wasser als für das Klima ein Problem, denn Methan ist<br />
84-mal so klimawirksam wie CO 2<br />
. Für die USA gibt es Schätzungen,<br />
dass durch Fracking Methan in einer Menge ausgetreten ist,<br />
die dem jährlichen CO 2<br />
-Ausstoß von 24 Mio. Autos entspricht.<br />
Problematisch sind beim Fracking auch die Unmengen von<br />
Wasser, die ins Bohrloch gepresst werden. Beim Hochpumpen<br />
kommt mit natürlichen Salzen und Schwermetallen belastetes<br />
Lagerstättenwasser heraus. Es ist ein<br />
Abfallprodukt, das meist wieder in<br />
die zurückbleibenden Hohlräume<br />
verpresst wird. Das kann beim<br />
Fracking wie bei fast jeder Form<br />
der Erdgas- und Erdölförderung<br />
aber zum Problem werden, wenn<br />
die Rohre undicht sind. So fanden<br />
Behörden und Naturschutzverbände an<br />
Exxon-Bohrstellen in Niedersachsen Quecksilber<br />
in überhöhten Mengen.<br />
Erdbebengefahr besteht grundsätzlich bei jedem Eingriff in den<br />
Untergrund. Der Großteil der vom Menschen erzeugten Erdbeben<br />
Frac-<br />
Flüssig<strong>ke</strong>it<br />
Gemisch<br />
mit Erdgas<br />
Die Frac-Flüssig<strong>ke</strong>it wird mit star<strong>ke</strong>m<br />
Druck ins Gestein gepresst und löst<br />
das gebundene Erdgas heraus
in Deutschland entstand beim Bergbau. Das Erdbebenrisiko beim<br />
Fracking scheint geringer als bei der konventionellen Erdgasförderung.<br />
Die Entnahme von Gas und Wasser ist erheblich geringer,<br />
so dass auch die Beben auslösenden Druckunterschiede geringer<br />
sind. Weniger Wissen besteht um die Erdbebenrisi<strong>ke</strong>n durch die<br />
Verpressung des Lagerstättenwassers.<br />
Das Risiko für Mensch und Umwelt durch Fracking liegt nach<br />
Meinung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften<br />
(acatech) hauptsächlich bei der technischen Umsetzung. Solange<br />
die Rohre und Bohrlöcher dicht sind, sei das Restrisiko nicht höher<br />
als bei anderen konventionellen Energieträgern. Die Auswirkungen<br />
sind demnach stark von der Kontrolle und der Sorgfalt von Politik<br />
und Unternehmen abhängig. Das heißt, Fracking kann sicher sein<br />
oder es kann furchtbar schief gehen.<br />
in der Energiewende eine größere Rolle spielen. Doch sollten<br />
wir uns fragen, ob wir den Forschungs- und Investitionsaufwand<br />
aufbringen wollen, um<br />
eine „Brüc<strong>ke</strong>ntechnologie“<br />
mit Restrisiko „sicherer“ zu<br />
machen. Oder ob wir das<br />
Geld und den Hirnschmalz<br />
nicht lieber in den Ausbau<br />
der Erneuerbaren<br />
Energien und deren Vernetzung<br />
stec<strong>ke</strong>n wollen.<br />
Denn auch damit wird<br />
man unabhängiger von<br />
Energieimporten.<br />
Acatech spricht von einem Restrisiko. Die Energiepolitik der letzten<br />
Jahrzehnte förderte Energieträger, die uns in den Klimawandel<br />
geführt haben – auch bloß ein Restrisiko? Die Energiewende soll<br />
uns wegführen von fossilen Energieträgern. Zwar sollte Erdgas<br />
Grundwasser<br />
Barriereschicht<br />
Sandstein<br />
Gashaltiger Tonschiefer
2014<br />
Post von ron
Ron erklärt die welt...<br />
Ihr könnt mir<br />
erzählen, was ihr wollt. Ich gründe<br />
jetzt die Bewegung der „Antitarier“. Mir reicht es! Ab<br />
heute wird einfach NICHTS mehr gegessen. Ich weiß, dass diese<br />
Bewegung auf Dauer zum Scheitern verurteilt sein wird. Denn<br />
<strong>ke</strong>ine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, führt relativ bald zum<br />
Tod. Zumindest sterbe ich dann mit weißer Weste gegenüber<br />
meinen Mitmenschen und dem Planeten. Frei nach dem Motto:<br />
„Du kannst nicht alles haben!“<br />
Niemand wird eine überzeugte Vegetarier*in, wenn er oder sie<br />
zuvor für die eigene Ernährungsweise Beschimpfungen und Mobbing<br />
ertragen muss. Aussprüche wie „ernähre dich endlich vegan,<br />
du Schwein!“ ist einfach nutzlos, aber leider etwas, das ich im<br />
Internet viel zu häufig lese. Das sollte sich ändern. Lieber die<br />
Menschen zum Nachden<strong>ke</strong>n anregen, anstatt sie aufzuregen. Wer<br />
anderen das Essen zerredet, ist selber die ungenießbarste Beilage<br />
am Tisch. Wie wäre es damit: Kocht Ihnen doch mal etwas Lec<strong>ke</strong>res.<br />
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen – vielleicht könnt<br />
ihr auf diesem Wege die Köpfe und Herzen eurer Mitmenschen<br />
für die fleischlose Sache gewinnen.<br />
Und das ist vielleicht das Wichtigste: Das wir zusammen einfach<br />
mal wieder lernen, wie man eigentlich gutes, lec<strong>ke</strong>res und gesundes<br />
Essen kocht. Das gilt für alle Ernährungsstile! Es nützt nichts<br />
vom XXL-Burger auf den XXL-Veggieburger zu wechseln. Müll<br />
bleibt Müll, auch in deinem Magen. Viele Kinder können heute<br />
schon nicht mehr Äpfel von Birnen unterscheiden, weil sie gar<br />
nicht mehr wissen, wie so etwas aussieht, geschweige denn, wo<br />
Alles- oder Nichtfresser<br />
Es scheint zumindest der einzige Weg zu sein, nicht darüber diskutieren<br />
zu müssen, was man der Welt doch mit seinem eigenen<br />
Ernährungsstil an Leid zufügt. Damit wir uns nicht falsch<br />
verstehen: Ich ernähre mich zu 95 % vegetarisch, bin aber <strong>ke</strong>in<br />
Mitglied der vegetarischen Glaubensgemeinschaft. Ich will ja<br />
wegen der 5 % Fleisch in meiner Ernährung nicht in die Gemüsehölle<br />
kommen. Oder gar zur Strafe als Pflanzenfresser wiedergeboren<br />
werden, um auf meinem eigenen Teller zu landen. Das<br />
ist wirklich <strong>ke</strong>ine schöne Vorstellung. Zum Glück gibt es diese<br />
Religion auch nicht wirklich. Trotzdem erscheinen mir manche<br />
ihrer Anhänger*innen als recht dogmatisch.<br />
Immer wieder gerät man an diese verbohrten Gestalten, die ihre<br />
Ernährungsweise zum Glauben ausgerufen haben. Leider fragt<br />
<strong>ke</strong>ine der missionarischen Vegetarier*innen oder Veganer*innen<br />
mal nach, was sie mit ihrer Verbohrtheit eigentlich<br />
ihren Mitmenschen<br />
antun.<br />
es wächst. In den Fast-Food-Restaurants und Schnellimbissen<br />
dieses Landes verlernen wir das Kochen und jegliches Wissen<br />
über das, was wir eigentlich essen. Weil es so schön bequem ist.<br />
Mein Vorschlag, bevor ich nun das Essen endgültig einstelle und<br />
mich nie wieder für meinen Ernährungsstil schlecht fühlen muss:<br />
Lasst uns doch lieber erst einmal dafür sorgen, dass wir genug<br />
über unser Essen und seine Zubereitung wissen. Fleisch ist nicht<br />
gleich Fleisch und Weizen nicht gleich Weizen. Tauscht euch<br />
aus bei einem selbst gekochten Gericht. Besetzt die Küchen und<br />
probiert euch aus. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung, dass<br />
unterschiedlicher Ernährungsformen in Harmonie nebeneinander<br />
existieren können.<br />
Cornelius Dahm
Bewegt: Arbeit auf bundesebene<br />
In welchen Bereichen auch DU tatkräftig mitwir<strong>ke</strong>n kannst<br />
24. bis 26. April<br />
Bundeskonferenz<br />
Von 24. bis 26. April 2015 ist es wieder so weit:<br />
Die Bundeskonferenz der Naturfreundejugend öffnet in Wiesbaden<br />
ihre Tore und lädt euch alle ein! Trefft andere Naturfreunde aus ganz<br />
Deutschland, gestaltet die Zukunft unseres Verbandes und wählt eeine<br />
neue Bundesleitung. Daneben gibt es eine ganze Menge Sport,<br />
Workshops, Spaß und gute Gespräche mit netten Menschen.<br />
Mehr Infos demnächst unter<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
Einladung zum Digital Storytelling<br />
21. _ 22. Februar<br />
Wie leben Jugendliche in Europa? Mit Digital Storytelling können Jugendliche<br />
ihre eigene Geschichte sichtbar machen und mit anderen teilen.<br />
Viele interessante und aufwühlende Clips stehen schon jetzt online unter<br />
www.capture-your-life.net. Am 21. und 22.02.2015 findet dann die große<br />
Abschluss- und Dialogveranstaltung in Berlin statt, wo Filmemacher*innen<br />
mit ihren Wer<strong>ke</strong>n politische Anliegen und Forderungen an Vertreter*innen<br />
der Politik richten werden.<br />
Mehr Infos demnächst unter www.capture-your-life.ne<br />
JBZE: Workshop zu Kommunikation<br />
und Öffentlich<strong>ke</strong>itsarbeit in Hannover<br />
Fracking, CCS & co – Wundermittel oder Schuss in den Ofen? Mit neuen<br />
Technologien sollen konventionelle Energieträger „nachhaltiger“ werden.<br />
Was dran ist an den Versprechen deckt das Jugendbündnis Zukunftsenergie<br />
(JBZE) im nächsten Jahr auf. Zur ersten Veranstaltung dreht sich<br />
zunächst alles um Kommunikation: Wie erreichen wir mehr Menschen?<br />
Wie können wir Technologiejargon verständlicher machen? Welche<br />
Mittel können wir dazu nutzen? Diese und mehr Fragen klärt ihr von<br />
13. bis 15.02.2015 mit dem JBZE.<br />
Mehr Infos demnächst unter<br />
www.zukunftsenergie.org<br />
13. bis 15. Mai<br />
17. bis 21. Juni<br />
„Das Ausschwitz nie wieder sei!“<br />
Vom 17.– 21. Juni findet eine von zehn Jugendverbänden organisierte<br />
Gedenkstättenfahrt nach Krakau und Oświęcim statt. Dort wird es neben<br />
der Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Orten um Krakau und<br />
die Gedenkstätte auch um eine Vernetzung und gemeinsame Debatten<br />
gehen. Anmeldung in Kürze unter www.naturfreundejugend.de<br />
Anmeldung in Kürze unter www.naturfreundejugend.de<br />
Nie mehr einen<br />
Termin verpassen?<br />
Kein Problem mit unserem Newsletter!<br />
Melde dich an unter<br />
www.naturfreundejugend.de/service/newsletter
Einladung zur<br />
Transformation<br />
Klimakrise, Finanzkrise, Arbeitsmarktkrise,<br />
<strong>Ressourcen</strong>krise… Krisen soweit<br />
das Auge reicht. Und jetzt? Abwarten? Den<br />
Gürtel enger schnallen? Den Lebenslauf optimieren? Erst<br />
mal an sich selber den<strong>ke</strong>n? Oder geht das auch anders?<br />
Wenn auch du der Ansicht bist, dass Wirtschaftswachstum<br />
schon lange nicht mehr gleichbedeutend mit Fortschritt<br />
und Wohlstand ist und du trotzdem nicht den Glauben<br />
an “das schöne Leben” verloren hast, dann komm zur<br />
Transformation – Eine Beweg!gründe-Akademie.<br />
Diese findet vom 6. bis zum 8. Februar 2015 statt<br />
und wird veranstaltet von der Naturfreundejugend<br />
Deutschlands und der BUNDjugend (Jugend im Bund<br />
für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Hier habt<br />
ihr Gelegenheit, euch inhaltlich weiterzubilden und im<br />
Rahmen von Vorträgen, Film- und Diskussionsabenden<br />
mehr zur Transformation zu erfahren. Und wer es lieber<br />
praktisch mag: In zahlreichen Workshops könnt ihr euch<br />
mit Themen wie upcycling oder adbusting beschäftigen.<br />
Darüber hinaus könnt ihr mit anderen gesellschaftlichen<br />
Gruppen und Akteuren eine strategische<br />
Diskussion über die Machbar<strong>ke</strong>it und Realisierung<br />
einer sozial-ökologischen Transformation führen. Dazu<br />
laden wir Personen der Realpolitik (aus dem Bundestag)<br />
ebenso ein wie Personen aus der Bewegung, die<br />
visionär den<strong>ke</strong>n.<br />
Außerdem gibt es natürlich Lagerfeuer, Musik und Tanz.<br />
Meldet euch an bis 15. Januar 2015 unter<br />
http://bundjugend.de/termin/transformation-einebeweggruende-akademie/<br />
Held<br />
der Arbeit<br />
Wer bist du, beschreibe dich in 3 Sätzen.<br />
Drei Sätze? Das sind zu viele! Oder zu wenige?<br />
Mit wem würdest du gerne einmal Frühstüc<strong>ke</strong>n und warum?<br />
Tatsächlich mit einigen Gesellschaftstheoreti<strong>ke</strong>r*innen des 20.<br />
und 19. Jahrhunderts. Ich wäre sehr interessiert daran, was sie<br />
nach ihren Auseinandersetzungen in ihrer Zeit zu unserer Gegenwart<br />
sagen würden.<br />
Dein Rezept gegen Stress und zuviel Arbeit.<br />
Auf jeden Fall Sport und Natur. Am besten natürlich in Kombination,<br />
aber das ist in Berlin ja manchmal etwas schwieriger.<br />
Ohne was kannst du nicht leben?<br />
Ohne die ganzen lieben Menschen um mich rum: Freund*innen,<br />
Familie und Wegbegleiter*innen...<br />
LeserBriefe<br />
Eure Meinung ist uns wichtig!<br />
Ob ihr einen Kommentar zum<br />
Titelthema, Lob oder Kritik für die Redaktion,<br />
oder was euch sonst gerade beschäftigt<br />
loswerden wollt.<br />
Schickt uns eure Leserbriefe!<br />
<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong> Redaktion<br />
c/o Naturfreundejugend<br />
Deutschlands<br />
Warschauer Str. 59a<br />
10243 Berlin<br />
<strong>ke</strong><strong>onda</strong>@naturfreundejugend.de<br />
Was willst du der Welt mit auf den Weg geben?<br />
Das Vertrauen, gemeinsam etwas verändern und bewegen zu<br />
können!<br />
Vervollständige den Satz: Für mich ist die NFJ wie…<br />
...ein veganes Sandwich, das mit vielen tollen Dingen belegt ist<br />
und für jedermenschs Geschmack was dabei hat!<br />
In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte überziehen?<br />
Dem Konsum erliege ich bei gutem Essen und in Outdoor-Sport-<br />
Geschäften...<br />
Nils Teichler
Einen bleibenden<br />
Eindruck hinterlassen!<br />
Neuig<strong>ke</strong>iten vom Landesverband Bremen<br />
Hallo liebe Leser*innen, hier ist das Team vom Landesverband<br />
Bremen. Wer uns noch nicht <strong>ke</strong>nnt: Wir sind in der Hansestadt<br />
aktiv und betreiben unter anderem mit der Buchte und der Ratze<br />
zwei Jugendzentren. Unser Herz schlägt für die offene Jugendarbeit,<br />
und darum bieten wir eine ganze Menge Aktivitäten an, um<br />
jungen Bremer*innen die Freizeit zu versüßen: Workshops, Ausflüge,<br />
Theater und Partys sind nur ein paar Angebote, zu denen<br />
wir alle in unsere Häuser einladen. Seit wir uns das letzte Mal<br />
in der [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] trafen, ist eine ganze Menge passiert und wir<br />
bringen auch aufregende Neuig<strong>ke</strong>iten: Wir haben das Tauziehen<br />
um das Haus in der Buchtstraße so gut wie für uns entschieden!<br />
Nach langem hin-und-her befindet sich das Gebäude mittlerweile<br />
im Besitz des Fördervereins der Naturfreundejugend Bremen. Ein<br />
bisschen werden wir wohl noch brauchen, bis alles fertig ist. In den<br />
oberen beiden Stockwer<strong>ke</strong>n können wir mittlerweile alle Räume<br />
nutzen. Einen neuen Seminarraum gibt es auch und dazu noch<br />
zwei Büros für die Hauptamtlichen, ein Teambüro (für den Vorstand<br />
und die Teamer*innen, Praktikant*innen und alle, die sich<br />
bei uns engagieren) und natürlich eine große Küche mit gemütlicher<br />
Sitzec<strong>ke</strong>. Oh, beinahe hatte ich den Erwachsenenverband<br />
vergessen. Der hat natürlich auch ein Büro in unserem Haus.<br />
Unser Einsatz für das Haus ist<br />
natürlich nicht das einzige<br />
Feld, auf dem wir aktiv sind.<br />
Der Landesverband Bremen streitet mit den (öffentlichen)<br />
Geldgebern auch bei jeder neuen Haushaltsverhandlung. Wir setzen<br />
uns ein für eine star<strong>ke</strong> Jugendverbandsarbeit und die offene<br />
Kinder- und Jugendarbeit, also Themen, die zwar alle irgendwie<br />
wichtig finden, in unserer geliebten Hansestadt aber viel zu wenig<br />
Beachtung und Wertschätzung bekommen.<br />
Damit sich das ändert, haben wir ein Bündnis aus engagierten<br />
Jugendlichen und Prakti<strong>ke</strong>r*innen gegründet und fordern lautstark<br />
mehr Förderung für unser Engagement. Mit an Bord sind<br />
auch andere Jugendverbände, bei denen die offene Kinder- und<br />
Jugendarbeit ebenso eng verflochten sind wie bei der Naturfreundejugend.<br />
Konkret heißt das: Wir gehen Demonstrieren und besuchen in<br />
großen Gruppen die Bürgerschaft – das Parlament unseres Stadt-<br />
Staates – bei Sitzungen, die uns betreffen. Und mit Besuch meinen<br />
wir: Einen bleibenden Eindruck für unsere Sache hinterlassen!<br />
Noch ist nicht alles fertig, aber nach der Sommerpause nehmen<br />
unsere ehrenamtlichen Helfer*innen die Arbeit im Erdgeschoss und<br />
der Keller wieder auf. Dort findet ihr dann das offenen Jugendcafé<br />
und unseren großen Saal. Wenn alles gut läuft, laden wir auch<br />
schon im Sommer 2015 wieder ein zu Konzerten, Partys, Lesungen<br />
und Theateraufführungen.<br />
Mehr Informationen zu unserem Bündnis findest du unter<br />
facebook.com/MehrZukunft
IYNF löst sich<br />
aus den Netzen<br />
im „Off The Grid“ Work Camp.<br />
Bewegt<br />
Das Naturfreundehaus Brombacher Hütte liegt im<br />
Hintertaunus mitten im Wald, oberhalb der Gemeinde<br />
Schmitten-Brombach. Es ist geeignet für Familienwochenenden<br />
oder Freizeiten, ein guter Rastplatz für<br />
Taunuswanderer oder Stützpunkt für Wochenendkletterer<br />
an den Eschbacher Klippen. Die „Brombacher<br />
Hütte“ ist ein Selbstversorgerhaus mit Ofenheizung<br />
und Brunnenwasser.<br />
Freiwillige der International Young Naturfriends (IYNF) organisierten zusammen mit Aktiven der Naturfreundejugend Frankfurt<br />
von 16. bis 30. August das „Off The Grid“ Work Camp. Aus ganz Europa kamen im Naturfreundehaus Brombacher Hütte<br />
25 Teilnehmer*innen zusammen, um für zwei Wochen „off the grid“, also losgelöst von moderner Infrastruktur und weitgehend<br />
autark zu leben. Den Strom erzeugte die Gruppe vor Ort mit Solaranlagen, Wasser gab es im Fluss und die Lebensmittel<br />
stammten überwiegend von lokalen Erzeuger*innen. Auch auf Internet und Mobilfunk verzichteten die Teilnehmer*innen, denn<br />
vor Ort gab es <strong>ke</strong>inerlei Netzanbindung.<br />
Warum also fand das Work Camp genau an diesem vergleichsweise<br />
spartanischen Ort statt? Einer der wichtigsten Gründe liegt<br />
in der Geschichte der Unterkunft und seiner Verbindung mit der<br />
Naturfreundebewegung. Das Haus wurde 1915 nahe dem Dorf<br />
Schmitten-Brombach im Wald erbaut und ist trotz seines Alters<br />
von 99 Jahren erstaunlich gut in Schuss. Einzelne Reparaturen und<br />
Ausbesserungsarbeiten erledigten die Teilnehmer*innen selber,<br />
ganz im Sinne des Work Camps, eigenverantwortlich, gemeinsam<br />
und unabhängig von technischer Infrastruktur zu leben.<br />
Inhaltlich beschäftigte sich die zweiwöchige Veranstaltung mit<br />
zwei Schwerpunkten. Theorieseitig widmete sich die Gruppe Themen<br />
wie Autonomie, Nachhaltig<strong>ke</strong>it und außerschulischer Bildung.<br />
Praktisch konzentrierte sich das Team dann auf verschiedene<br />
Aufgaben vor Ort: Das Haus bekam einen neuen Anstrich, eine<br />
neue Wand wurde errichtet, ein Geländer repariert und die Außenküche<br />
samt Grillstelle wurde auch neue aufgebaut. Die Aufgaben<br />
waren sicherlich nicht<br />
alle einfach zu erledigen,<br />
zumal die meisten<br />
Teilnehmer*innen<br />
noch <strong>ke</strong>ine Erfahrung<br />
in den notwendigen Handwer<strong>ke</strong>n hatten. Auch das Wetter machte<br />
den ehrgeizigen Plänen gelegentlich einen Strich durch die Rechnung.<br />
Trotz der Schwierig<strong>ke</strong>iten erreichte die Gruppe ihre selbstgesteckten<br />
Ziele. Das lag ganz besonders am großartigen Gruppengefühl<br />
und ständiger Hilfsbereitschaft untereinander, die vom<br />
Start weg für alle Teilnehmer*innen selbstverständlich waren.<br />
Gerade in der solidarischen Zusammenarbeit des gesamten Teams<br />
lag der große Erfolg dieses Work Camps. Ebenso wichtig waren<br />
aber andere Faktoren, die den zweiwöchigen Ausflug „off the<br />
grid“ zu so einer besonderen Erfahrung machten: Das wundervolle<br />
Naturfreundehaus, der Einsatz der Organisator*innen und<br />
natürlich die Hilfsbereitschaft der örtlichen Bevöl<strong>ke</strong>rung. Und<br />
schließlich war es auch die zweiwöchige Abgeschiedenheit von<br />
Internet-, Strom- und Mobilfunknetzen, die den Teilnehmer*innen<br />
Zeit zum Nachden<strong>ke</strong>n und Entschleunigen gab, wenn sie am am<br />
prasselnden Lagerfeuer neue Freundschaften knüpften mit gleichgesinnten<br />
aus ganz Europa knüpften.<br />
Wollt ihr auch mal bei solch einer coolen internationalen Aktion<br />
dabei sein? Alle Infos unter www.iynf.org<br />
Mehr Informationen zu unserem Bündnis findest du unter<br />
facebook.com/MehrZukunft
Eine Seefahrt, die ist…<br />
von Frau<strong>ke</strong> Gehrau<br />
Es ist Samstag, der 2. August, 6 Uhr morgens. Mein Wec<strong>ke</strong>r klingelt. Ich stehe auf, ziehe mich an, lasse mich zum Hafen bringen.<br />
Auf dem Schiff gibt es Frühstück, vor lauter Aufregung kann ich aber nur meinen überbac<strong>ke</strong>nen Camembert mit Preiselbeeren<br />
essen. Doch was sich anhört wie die Fahrt auf einem Luxusdampfer wird der Start einer Forschungsexpedition mit dem Leibniz-<br />
Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Jetzt denkst du: „Der nächste weiße Fleck auf der Landkarte ist doch Grönland –<br />
oha, das wird eine Arktisexpedition!“, aber Fehlanzeige. Auch in der Ostsee, dem weltweit vielleicht meistbefahrenen Meer, ist die<br />
Forschung ständig unterwegs. Und diesmal bin ich mit dabei: Frau<strong>ke</strong>, 19 Jahre alt, FSJlerin in der Wissenschaft.<br />
Auf der Fahrt wird es meine Aufgabe sein, Wasserproben auf ihren<br />
Sauerstoffgehalt hin zu untersuchen. Wir werden drei autonome<br />
Messstationen anfahren, die das IOW in der deutschen Ostsee<br />
betreibt, um kontinuierlich Daten aus der erheben zu können.<br />
Diese Stationen müssen aber regelmäßig gewartet werden, und<br />
dies ist die Mission der Fahrt.<br />
Als erstes fahren wir zur Station an der Darßer Schwelle. Draußen<br />
an Deck ist es windig. Während die anderen neun wissenschaftlichen<br />
Teilnehmer der Fahrt die Labore einrichten, habe ich<br />
noch nicht viel zu tun und stehe an Deck. Der Seegang ist für<br />
mich Landratte nicht gerade leicht verdaulich. Das Schiff bewegt<br />
sich wie eine Wippe auf und ab. Was sich bei einem normalen<br />
Schwindelgefühl nur so anfühlt, als sei der Boden mir mal näher<br />
und mal nicht, ist hier Wirklich<strong>ke</strong>it, und gerade unter Deck macht<br />
es mich alles andere als hungrig. Selbst wenn als ich nach dem<br />
Mittagessen in der Koje liege, werde ich mal sanft in die Matratze<br />
gedrückt, mal senkt sie sich unter mir weg. Das aber schau<strong>ke</strong>lt<br />
mich im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlaf.<br />
An der Darßer Schwelle angekommen weht der Wind schon<br />
mit Stär<strong>ke</strong> 6 bis 7. Der Kapitän sagt, es sei zu windig, um das<br />
Schlauchboot ins Wasser zu lassen. Also heißt es warten.<br />
Am selben Abend müssen wir noch einen kleinen Ausflug zur<br />
Arkona-Station vor Rügen machen, also geht der Kampf mit der<br />
Seekrankheit weiter – und endet für diesen Tag damit, dass ich<br />
abends die Fische füttere. Tabletten helfen nichts, aber ein Zäpfchen,<br />
das mir ein Matrose<br />
aus der Bordapothe<strong>ke</strong><br />
holt, kann ich zum Glück<br />
nicht gleich wieder über<br />
die Reling spuc<strong>ke</strong>n.<br />
Am Sonntag fühle ich mich wieder besser, beim Frühstück lange<br />
ich kräftig zu und auch die anderen freuen sich, dass es mir<br />
wieder gut geht. Wir liegen an der Station Darßer Schwelle vor<br />
An<strong>ke</strong>r und die See ist ruhig. Während an Deck die ersten Veran<strong>ke</strong>rungen<br />
aus dem Wasser geholt und mit einem Dampfreiniger<br />
vom Aufwuchs, also von Muscheln, Algen und sogar Seesternen<br />
gereinigt werden, zeigt mir Stefan, der für die Labormessungen<br />
verantwortlich ist, die Sauerstofftitration.<br />
Aus den Wasserschöpfern der Messsonde hat er gestern Wasserproben<br />
genommen und schon mit zwei Chemikalien versetzt. Den<br />
Proben soll ich nun Schwefelsäure hinzufügen, schütteln, alles<br />
unter viel Einsatz von destilliertem Wasser in ein Becherglas füllen<br />
und unter den Titrationsapparat stellen. Die eigentliche Messung<br />
übernimmt der Computer. Schwer ist es nicht, selbst die Säure<br />
kommt aus einem Behältnis ähnlich eines Seifenspenders, aber<br />
nass, da ich alles mehrmals mit Reinstwasser spülen muss, damit<br />
auch ja <strong>ke</strong>in Sauerstoffmolekül verloren geht.<br />
Bis zum Abendbrot habe ich meine Routine aus Fläschchen mit<br />
Säure füllen, schütteln, umfüllen, spülen, alte Probe vom Apparat<br />
entfernen, Pipette spülen, neue Probe drunter stellen, PC-Taste<br />
drüc<strong>ke</strong>n, alte Probe und Flasche ausspülen, neues Fläschchen mit<br />
Säure füllen, perfektioniert. Dazwischen habe ich mir beim Mittag<br />
und beim Kaffeetrin<strong>ke</strong>n ordentlich den Bauch vollgeschlagen.<br />
Christoph und ich besuchen die Brüc<strong>ke</strong>, das ist der Ort,<br />
von dem aus das Schiff gesteuert wird. Auf dem Radar<br />
ist jede einzelne Windmühle des nahen Off-Shore-<br />
Windparks zu er<strong>ke</strong>nnen. Weiter weg er<strong>ke</strong>nnt man die<br />
Umrisse des Darß, der Insel Hiddensee, des schwedischen<br />
Festlandes und der dänischen Insel Møn,<br />
welche man auch mit bloßem Auge am Horizont
eleuchtet: Eine Seefahrt, die ist…<br />
entdec<strong>ke</strong>n kann. Wir lassen uns auch noch mal den Wetterbericht<br />
geben und es sieht alles gut aus. Dabei hatten einige beim Abendbrot<br />
von einer Unwetterwarnung gesprochen. Gemun<strong>ke</strong>lt wurde von<br />
„Regen, Gewitter, Schnee, Hagel und Lawinen“ – Seemannsgarn also?<br />
Ich kann es nicht sagen, denn ich schlafe wie ein Stein.<br />
Am nächsten Morgen möchten die Taucher die Veran<strong>ke</strong>rung am<br />
Mast der Station prüfen, da ich das schlecht beobachten kann,<br />
geselle ich mich zu Stefan und Christoph ins Labor. Die beiden<br />
Wissenschaftler bestimmen die Dichte und den Salzgehalt ihrer<br />
Wasserproben – beides schwankt in der Ostsee stark, denn die<br />
Ostsee ist ein Brackwassermeer. Hier mischen sich Süßwasser aus<br />
Flüssen und Salzwasser aus der Nordsee – aber eben nicht richtig.<br />
Salzgehalt und Temperatur, diese Größen messen die Messstationen<br />
mithilfe von elektrochemischen Sensoren stündlich und<br />
senden sie ans Institut auf dem Festland. Allerdings messen diese<br />
Sensoren mit der Zeit etwas ungenau und müssen daher mit aufwendigen<br />
Labormessungen überprüft werden. Das Gerät für die<br />
Salzgehaltsmessung scheint mir so groß wie ein kleiner Kühlschrank<br />
und leuchtet geheimnisvoll.<br />
Ich staune nicht schlecht, als Stefan eine Flasche mit der Aufschrift<br />
„Standard Sea Water“ aus dem Schrank holt und damit<br />
das Salzgehaltsmessgerät kalibrieren möchte. „So eine Flasche<br />
kostet mehr als Schnaps“, sagt Christoph. Etwa 50 Euro soll so<br />
eine Flasche kosten, weil die praktische Salinität (eine Maßeinheit<br />
für den Salzgehalt) seit vielen Jahren auf 5 Stellen hinter<br />
dem Komma genau gleich ist.<br />
Christoph ist Physi<strong>ke</strong>r bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />
für Metrologie. Das, so erklärt er mit, hat nichts mit dem<br />
Wetter zu tun, sondern mit der Kunst, richtig zu messen und alle<br />
Messungen auch vergleichbar zu machen.<br />
Die Tage vergehen wie im Flug. Montagabend brechen wir zur<br />
Station in der Oderbucht auf. Unser Schiff fährt spritsparend: Es<br />
wird immer so langsam wie möglich gefahren, am besten über<br />
Nacht. Dienstagmorgen erwache ich und kann die Kräne des<br />
Hafens von Swinemünde sehen, welches schon in Polen liegt. Ein<br />
Matrose zeigt mir Ahlbeck auf Usedom am Horizont.<br />
Ich verbringe die Tage damit, wahlweise Sauerstoffkonzentrationen<br />
zu bestimmen oder an Deck den Leuten bei der Arbeit<br />
zuzuschauen und sie mit Fragen zu löchern.<br />
Sie erzählen mir, dass die Fahrten zu den MARNET-Stationen sehr<br />
entspannt verlaufen. Auf anderen Seereisen wird rund um die Uhr<br />
gearbeitet. Sobald man an einer Station angekommen ist, werden<br />
die Messgeräte ins Wasser gelassen, die Proben gesammelt<br />
und weiter geht es – egal welche Uhrzeit. Es herrscht Schichtbetrieb,<br />
denn<br />
die Zeit auf<br />
dem Schiff ist<br />
teuer: Unser<br />
Schiff zum Beispiel kostet<br />
7000 Euro am Tag<br />
und Forschungsgelder<br />
sind immer knapp.<br />
Mittwoch an<strong>ke</strong>rn wir<br />
bei der Station vor dem<br />
Arkonabec<strong>ke</strong>n vor Rügen.<br />
Diese Station darf ich auch einmal besuchen. Fahrtleiter Wolfgang,<br />
ein Ingenieur, der die autonomen Messstationen in den<br />
90ern mitentwarf, nimmt mich im Schlauchboot mit. Vom Wasser<br />
aus wirkt unser Schiff riesig. Der Matrose, der das Schiff steuert,<br />
gibt Gas und wir jagen über das Wasser.<br />
Weil die Messstation abhängig vom Ballast wie ein Schiff tiefer<br />
und höher im Wasser liegen kann, und schon 4 Techni<strong>ke</strong>r oben<br />
sind, hole ich mir nasse Füße, als ich auf das Trittbrett der Station<br />
steige. Ich klettere eine Leiter hinauf, und stehe auf einer<br />
kleinen Plattform, wo man zu sechst geradeso Platz hat. Es stinkt<br />
nach Möwenmist. Die Vögel freuen sich über solch eine Sitzgelegenheit.<br />
Die Techni<strong>ke</strong>r freuen sich nicht über die Vögel. Einer<br />
versichert mir, dass der Kot, bevor sie die Station am Morgen<br />
gesäubert haben, fünfmal so hoch stand. Während zwei Techni<strong>ke</strong>r<br />
die Messinstrumente aus dem Wasser ziehen und sie von<br />
Bewuchs säubern, führt mich Wolfgang herum.<br />
Die Station besitzt durch ein kleines Windrad und Solarpanele<br />
eine autonome Stromversorgung. Zwei Akkus sorgen dafür, dass<br />
auch immer Strom vorhanden ist. Es gibt eine Antenne für die<br />
Internetverbindung. Nicht zu sehen sind die Mess<strong>ke</strong>tten unter<br />
Wasser. Auf acht verschiedenen Tiefen wird hier gemessen. Weiter<br />
draußen im Messfeld kommuniziert ein Strömungsmesser über<br />
akustische Signale mit der Messstation. Zum Schluss zeigt Wolfgang<br />
mir das Herz der Messstation: in einem kleinen Container<br />
ist ein kleiner Computer zu sehen und daneben ein noch kleinerer<br />
Handheld-PC der auch noch 15 Jahre älter ist. Eigentlich kann<br />
der kleine Computer alle Aufgaben der Station übernehmen, da<br />
jedoch langsam nicht mehr kompatibel ist, übernimmt der neuere<br />
nach und nach alle Aufgaben, verbraucht aber leider auch<br />
ein zehnfaches an Strom.<br />
Zurück an Bord nähert sich meine Fahrt leider dem Ende entgegen.<br />
Schon den nächsten Morgen laufen wir wieder in Rostock<br />
ein. Eine Taucherin warnt mich noch vor der Landkrankheit, wenn<br />
der Körper unterbewusst versucht Wellen auszugleichen, die gar<br />
nicht da sind....
Mehr als I<strong>ke</strong>a,<br />
Köttbullar und<br />
Mitternachtssonne<br />
Beleuchtet: Unterwegs<br />
von Frederik Düpmeier<br />
Impressionen aus dem Leben als<br />
Austauschstudierender in Schweden<br />
Schweden: Das ist IKEA, kalt und dun<strong>ke</strong>l, Lappland im hohen<br />
Norden mit Hundeschlitten im Winter und der Mitternachtssonne<br />
im Sommer 1 , das Mittsommerfest 2 , Köttbullar 3 und ein komisches<br />
Holzpferd 4 – so wurde es uns jedenfalls in der ersten Stunde unseres<br />
ausschließlich von Austauschstudierenden besuchten „Swedish<br />
Society und Culture“-Kurses präsentiert. Dies war an einem<br />
schönen Spätsommertag im Jahre 2013 mit etwas über zwanzig<br />
Grad und <strong>ke</strong>iner Wol<strong>ke</strong> weit und breit in Sicht. „Natürlich sind<br />
dies Vorurteile“ kommentierte Sven, unser Dozent 5 , seine eigene<br />
Aufzählung (In Schweden duzen sich Studierende und Lehrende.).<br />
„Diese Vorurteile treffen jedoch weitestgehend zu“. „Und Schweden<br />
ist voll von deutschen Austauschstudierenden“, kam mir ergänzend<br />
in den Kopf. Das lag vor allem daran, dass in Schweden Uni-Kurse<br />
im Master-Level überwiegend auf Englisch gehalten werden und<br />
es somit möglich ist, dort zu studieren, ohne ein Wort Schwedisch<br />
sprechen oder verstehen zu können.<br />
Nachdem die Vorlesung zu Ende war, verließen wir den modernen<br />
Hörsaal im alten Hauptgebäude der Königlichen Technischen<br />
Hochschule und machten uns auf den Weg in das Haus<br />
der Studierendenvertretung, welches „Nymble“ genannt wird,<br />
um dort unser Mittagessen in einer der zahlreichen kostenlos<br />
zur Verfügung stehenden Mikrowellen zu erwärmen. Dies ist die<br />
günstigste Art in Schweden Mittag zu essen, denn in Schweden<br />
ist fast alles deutlich teurer als in Deutschland. Ergänzend gibt<br />
es in fast jeder öffentlichen Toilette Becher, um sich am Waschbec<strong>ke</strong>n<br />
Wasser zum Trin<strong>ke</strong>n abzufüllen. Vor Nymble begegnete<br />
uns eine Gruppe schwedischer Tutoren mit ihren Erstsemestern.<br />
Solche Gruppen fallen einem sofort ins Auge, denn die älteren<br />
1 Lappland liegt zum Teil nördlich des Polarkreises. Deshalb geht dort an bestimmten<br />
Tagen im Sommer die Sonne niemals unter. Dafür ist sie an den kürzesten Tagen des<br />
Jahres dort gar nicht zu sehen. Lappland ist gemäß heute verbreiteter Geschichten<br />
auch die Heimat des Weihnachtsmannes und seiner Rentiere.<br />
2 Mittsommer ist der längste Tag des Jahres am 21. Juni, auch Sommersonnenwende<br />
genannt. Am nächstliegenden Samstag feiern die Schweden dies groß, indem sie<br />
um den „Majstång (ähnlich dem Maibaum) tanzen und traditionelle Lieder singen.<br />
3 Fleischbällchen mit Preiselbeeren und brauner Soße, engl. meat balls oder sh*t balls<br />
(je nach Geschmack)<br />
4 Dalapferd, nach Aussage unseres Dozenten das meistverkaufte schwedische Souvenir<br />
5 Hochschullehrer
Studierenden tragen entweder einen schwarzen Frack oder einen<br />
Overall in der Farbe ihrer Fakultät, auf denen jeweils zahlreiche<br />
Aufnäher aufgenäht sind. Diese kann man zum Beispiel beim<br />
Pubcrawl erwerben, bei dem nacheinander jeder studentischen<br />
Bar auf dem Campus ein Besuch abgestattet wird. Durch Trin<strong>ke</strong>n<br />
des jeweiligen alkoholischen Spezialgetränks erwirbt man<br />
die Berechtigung zum Erwerb des dazugehörigen Aufnähers.<br />
Das Outfit der schwedischen Studierenden vervollständigte eine<br />
seltsam wir<strong>ke</strong>nde Mütze mit Kappe, einem Bändel und einem<br />
daran hängenden Bommel. Diese traditionelle Kopfbedeckung<br />
findet nicht nur während der Erstsemester-Einführung, sondern<br />
auch während dem noblen Nobelban<strong>ke</strong>tt ihren Einsatz, bei dem<br />
bestimmte Studierende assistierende Aufgaben übernehmen.<br />
Beim Essen unterhielten wir uns über mögliche Abendaktivitäten.<br />
„Ich fahre übers Wochenende mit der Fähre rüber nach Riga“<br />
sagte Pedro aus Spanien. Das ist eine unter Austauschstudierenden<br />
sehr beliebte Aktivität. Die Fähre startet Freitagsabends und<br />
man ist am nächsten Morgen auf der anderen Seite der Ostsee,<br />
in Riga, Tallinn oder Helsinki. Dort verbringt man den Tag und<br />
fährt abends wieder zurück. Kamala aus Indien teilte uns mit,<br />
dass sie stattdessen zu einer Stockwerks-Party im größten Studentenwohnheim<br />
Stockholms gehe. Dieses wird Lappis genannt<br />
und war auch meine nicht ganz billige Unterkunft. Es beherbergt<br />
über 2000 Studierende und hat unter anderem einen eigenen<br />
Supermarkt und einen eigenen Strand, der allerdings im Winter<br />
eher schwach frequentiert ist. In der Regel wohnen auf einem<br />
Stockwerk 12 Studierende zusammen, die sich die Küche teilen.<br />
Auch ich würde ins Wohnheim zurück<strong>ke</strong>hren. Allerdings nicht für<br />
eine Party, sondern um mich mit unserem Projektteam zu treffen<br />
und an unserer Abgabe für nächsten Montag zu arbeiten. In<br />
Schweden ist nämlich in fast jedem Kurs eine Gruppenarbeit Teil<br />
der Prüfung, neben der schriftlichen Arbeit. Die Arbeit in einem<br />
solchen internationalen Projektteam ist eine sehr bereichernde<br />
Erfahrung, denn es gibt auf der Welt ganz unterschiedliche Herangehensweisen<br />
an Problemfälle, die zum Teil durch die jeweilige<br />
heimische Erziehung geprägt worden sind. Zunächst kann dies<br />
schnell zur Verzweiflung führen, auf lange Sicht ist es aber wohl<br />
eines der wichtigsten Argumente für ERASMUS und Studieren<br />
im Ausland. Meiner Meinung nach eine unbedingt notwendigen<br />
Erfahrungen, die zu Recht durch die Europäische Union gefördert<br />
wird.<br />
Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf dem Weg<br />
zurück zum Wohnheim, denn ich wollte noch eine kleine Runde<br />
mit dem Fahrrad drehen. Stockholm ist zwar hügelig und eine<br />
Großstadt, aber man ist schnell draußen in der Natur. Überall ist<br />
Wasser und Richtung Meer erstreckt sich eine Inselgruppe mit<br />
tausenden Inseln unterschiedlichster Größe, die in aller Regel<br />
bewaldet sind. Die größeren werden von Fähren angefahren. Im<br />
Süden befindet sich nur 20km vom Stockholmer Stadtzentrum<br />
entfernt der Tyresta Nationalpark. Er ist damit nach eigenen Angaben<br />
der Nationalpark, der am dichtesten an einer Großstadt liegt.<br />
Während der Fahrradtour floss neues Leben in mich. Wie schön<br />
waren doch die Natur und diese Stadt. Vielleicht würde ich heute<br />
Abend doch zur Party gehen, man lebte schließlich nur einmal.<br />
Aber morgen war dann Lernen angesagt. Ganz bestimmt!
„Nur Fliegen ist schöner...“<br />
Snowboard Instructor bei den NaturFreunden werden<br />
von Jan Tac<strong>ke</strong><br />
Seit gut zehn Jahren bin ich auf dem Snowboard unterwegs. So<br />
weit, so gut – leider frönen in meinem Freundeskreis nur wenige<br />
dem Schneesport, und noch weniger düsen mit dem Snowboard<br />
durch den Schnee. Wo also gleichgesinnte finden? Ihr könnt euch<br />
vorstellen, dass das das neue NaturSport-Ausbildungsprogramm<br />
der NaturFreunde wie ein Geschenk für mich war! Neben diversen<br />
Wasser- und Bergsportaktivitäten wird dort in der Sparte Schneesport<br />
auch eine Ausbildung zum Snowboard Instructor angeboten.<br />
Um meine Tauglich<strong>ke</strong>it zu prüfen, ging es zunächst Ende Februar zu<br />
einem dreitägigen Sichtungslehrgang auf den Stubaier Gletscher<br />
im österreichischen Tirol. Dabei ging es weniger um spektakuläre<br />
Sprünge, sondern viel mehr um technisch sauberes Fahren. Das<br />
hörte sich leichter an, als es tatsächlich war, denn jeder von uns<br />
hat über die Jahre einen ganz eigenen Stil entwic<strong>ke</strong>lt - individuell<br />
bewährt, aber wenig hilfreich um künftigen Schüler*innen das<br />
Snowboarden beizubringen.<br />
Und das saubere Fahren haben wir geübt! Auf dem Programm<br />
stand beispielsweise das Kurvenfahren, wahlweise mit Beugen<br />
oder Strec<strong>ke</strong>n der Beine – und zwar so überdeutlich dargestellt,<br />
dass es für alle Lernenden auf der Piste verständlich ist. Stellt euch<br />
vor, ihr fahrt tief in der Hoc<strong>ke</strong>, bis der Hintern fast den Schnee<br />
berührt, um euch anschließend zu strec<strong>ke</strong>n, so hoch es geht – den<br />
ganzen Tag! Das ging mächtig auf die Beine, und so verbrachten<br />
wir unsere abendlichen Theorieblöc<strong>ke</strong> „Methodik/Didaktik“ und<br />
„Lawinenkunde“ in Gesellschaft einiger prächtiger Mus<strong>ke</strong>lkater.<br />
Die Mühen waren nicht umsonst und so bekam ich am Ende des<br />
Sichtungslehrganges die Zulassung zum Ausbildungslehrgang an<br />
Ostern. Dazu gab es ein paar „Hausaufgaben“ – Übungen und Techni<strong>ke</strong>n<br />
an denen jede*r bis zum Lehrgang arbeite sollte. Nun dürfte<br />
allgemein bekannt sein, dass Nordrhein-Westfalen im Moment<br />
etwas knapp an alpinen Skigebieten ist. Somit waren Troc<strong>ke</strong>nübungen<br />
zur Steigerung der Beweglich<strong>ke</strong>it angesagt.<br />
Anfang April ging es dann zur „Woche der Wahrheit“. Spätestes um<br />
8.45 Uhr standen wir auf der Piste, um dann den ganzen Tag mit<br />
Ausbilder Bernd sauberes Fahren in allen Varianten zu üben und uns<br />
mit wechselseitigen Lehrproben auf die praktische Abschlussprüfung<br />
vorbereiten. Und natürlich zwei Blöc<strong>ke</strong> Theorie an jedem Abend<br />
– vor und nach dem Abendessen. Unsere Mus<strong>ke</strong>lkater schnurrten<br />
zufrieden…<br />
Durch die ausführliche (und anstrengende…) Ausbildung war die<br />
Abschlussprüfung nicht unbedingt einfacher, auf jeden Fall aber<br />
mit mehr Selbstsicherheit zu bewältigen. Neben dem schriftlichen<br />
Test mussten wir auch unser praktisches Geschick unter Beweis<br />
stellen: Wie trete ich vor der Gruppe auf? Wie vermittle ich Technik<br />
und gestalte zugleich den Unterricht abwechslungsreich? Und<br />
nicht zuletzt: Wie sorge ich für einen sicheren Ablauf der Unterrichtseinheit?<br />
Das die Prüfung von allen bestanden wurde, lag mit Sicherheit in<br />
der gesunden Kombination aus kompetenter Anleitung durch das<br />
Bundeslehrteam und unsere nette und motivierte Gruppe, die sich<br />
permanent gegenseitig motivierte. Am Ende erhielt der gesamte<br />
Kurs den offiziellen Ausweis des Deutschen Verbandes für das<br />
Skilehrwesen (DVS).<br />
Seit meiner Ausbildung sind einige Monate vergangen. Inzwischen<br />
habe ich mit den NaturFreunden mehrere Gruppen- und Einzelkurse<br />
für Anfänger*innen und<br />
auch Fortgeschrittene gegeben.<br />
Meiner Meinung nach<br />
funktioniert das Konzept der<br />
Ausbilder*innen-lehrgänge<br />
nur dann, wenn sich die<br />
Teilnehmer*innen mit ihren<br />
Ausbildungsprogramm:<br />
http://www.naturfreunde.de/cms/de/<br />
ftp/2_aktiv/NFD_Sportausbildungsprogramm_2015.pdf<br />
neuen Kenntnissen und Fähig<strong>ke</strong>iten auch in die Verbandsarbeit<br />
einbringen. Ich jedenfalls gebe gern als Dank für die inhaltlich<br />
hervorragende und konkurrenzlos preisgünstige Ausbildung mein<br />
Wissen zum Thema an Kursteilnehmer*innen weiter. Zusätzlich zur<br />
Lizenz war die Ausbildung für mich und andere ein enormer Zugewinn<br />
an fahrerischem Können. Meine Technik hat sich im Verlauf<br />
des Lehrganges deutlich verbessert. Mein Fahren ist sicherer geworden<br />
und mittlerweile beherrsche ich auch schwierigeres Gelände.<br />
Alles in allem also ein gelungenes Pa<strong>ke</strong>t aus Freizeitspaß, Sporterlebnis<br />
und Verantwortung im Verband. Mein nächstes Ziel: Im kommenden<br />
Jahr werde ich den aufbauenden Lehrgang zum International<br />
Snowboard Instructor angehen und im Anschluss die Ausbildung zum<br />
„Variantenführer“ machen, um alpine Hochtouren in die unberührte<br />
Natur jenseits der großen Pisten unternehmen zu können.
freistil<br />
„Die internationale Klimabewegung”<br />
Das Buch „Die internationale Klimabewegung” von Matthias<br />
Dietz und Heiko Garrelts von der Uni Bremen beschreibt<br />
aktuelle Entwicklungen in der Klimabewegung und stellt<br />
diese in einen historischen Kontext.<br />
Außerdem werden Konfliktlinien zwischen den einzelnen<br />
Gruppen beschrieben, die sich durch die ganze Bewegung<br />
ziehen. Einen wichtigen Fixpunkt stellt dabei unter anderem<br />
die Frage dar, ob der Klimawandel in der gegenwärtigen<br />
Marktwirtschaft gelöst oder nur durch einen Systemwechsel<br />
effektiv bekämpft werden kann.<br />
Darüber hinaus zeigen die Autoren die Gemeinsam<strong>ke</strong>iten<br />
und Unterschiede zwischen den Bewegungen verschiedener<br />
Länder in Europa, Nord- und Südamerika auf. Dabei werden<br />
auch wichtige Den<strong>ke</strong>r*innen wie der ehemalige US-Präsident<br />
Al Gore sowie populäre Aktivist*innen in der internationalen<br />
Klimabewegung beschrieben.<br />
Außerdem wird ein Überblick über wichtige Strömungen<br />
in verschiedenen Ländern gegeben. Zum Beispiel versucht<br />
die Devestitionskampagne „350.org“, Städte und Universitäten<br />
davon zu überzeugen, ihre Anteile an Unternehmen<br />
zu verkaufen, die mit fossilen Brennstoffen Energie erzeugen.<br />
Darüber hinaus enthält das Buch einen Überblick über<br />
alle relevanten Diskussionsfelder und Ansätze innerhalb<br />
der Klimabewegung. Obwohl das Buch mit einem Preis von<br />
knapp 70 Euro nicht ganz billig ist, sehe ich darin ein prima<br />
Werk für Einsteiger*innen ins Thema, das niedrigschwellig<br />
und ohne Vorwissen lesbar ist und auf leicht verständliche<br />
Weise tief in die Materie einführt.<br />
Jannis Gust<strong>ke</strong><br />
Matthias Dietz und Heiko Garrelts, Springer Verlag Fachmedien Wiesbaden 2013, 69,99 Euro<br />
Weltweite Weltsichten<br />
Zsaga (23) aus Ungarn<br />
Kurz und knapp: Ich über mich<br />
Ich bin Zsaga, 23 Jahre alt, und komme aus Balmazújváros in Ungarn.<br />
Ich studiere Ingenieurwesen an der Universität von Debrecen und arbeite<br />
gleichzeitig an der Rezeption eines Campingplatzes in Hajdúszoboszló.<br />
Was wünscht du dir für die Zukunft<br />
Ich wünsche mir weniger Kriege und Konflikte, dafür aber mehr Möglich<strong>ke</strong>iten,<br />
Jobs und frische Luft für alle. Für meine Familie hoffe ich auf eine<br />
sorgenlose Zukunft.<br />
Wenn du die Macht hättest – was würdest du tun?<br />
Ich würde alles tun, um die Punkte aus Frage 2 umzusetzen und gleichzeitig<br />
Ideen zur Nutzen regenerative Energien unterstützen. Würden Bäume<br />
WLAN produzieren, würden wir viel mehr Bäume pflanzen und der Planet<br />
wäre wahrscheinlich längst gerettet. Es ist jammerschade, dass sie nur<br />
Sauerstoff produzieren. ;-)<br />
Was macht dein Land besonders schön?<br />
Ungarn ist geprägt durch seine Lage, seine Tradition und seine Geschichte.<br />
Wir haben wunderschöne Berge, die Puszta, Thermalquellen, Seen wie den<br />
Balaton und guten Wein.
Kleidertauschparty<br />
Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt - deshalb: Tauscht<br />
und verschenkt eure Klamotten untereinander! Macht anderen Leuten eine Freude! Zusätzlich schont tauschen<br />
statt kaufen <strong>Ressourcen</strong> und den Geldbeutel und aus einem kurzen Trend wird ein langjähriges Modeprodukt.<br />
Und Papa sagt‘s ja immer: Hätt ich bloß den Pullover von damals aufgehoben, der sah aus wie deiner jetzt!“<br />
1. Kleidersorgen<br />
Unzufrieden mit dem ollen Hut? Ist der Mantel zu<br />
eng geworden? Quillt der Schrank schon über vor lauter<br />
Klamotten? Jede*r von uns findet sich mal an dem Punkt,<br />
und dann heißt es: Abschied nehmen von dem einen oder<br />
anderen alten Kleidungsstück, her mit einem neuen. Besser<br />
als wegwerfen und neu kaufen ist natürlich: Tauschen!<br />
2. Vernetzen<br />
Telefoniert euch zusammen mit euren Freund*innen,<br />
ladet euch ein und verabredet auch zur Kleidertauschparty!<br />
Je nach Wetterlage kann das drinnen<br />
oder im Freien stattfinden. Je mehr Leute,<br />
desto besser. Wichtig: Wenn ihr euch an einem<br />
nicht-öffentlichen Ort treffen wollt, sprecht<br />
vorher mit den Verantwortlichen! So vermeidet<br />
ihr Missverständnisse und könnt noch mehr<br />
Unterstützer*innen für die Party gewinnen.
freistil<br />
4. Sorgenfrei<br />
Na, zufrieden? Ganz sicher, denn jetzt habt<br />
ihr nicht nur für Ordnung im Kleiderschrank<br />
gesorgt und euch ein paar coole neue Klamotten<br />
abgecheckt. Mit der Kleidertauschparty<br />
habt ihr sicherlich auch ein paar andere Menschen<br />
glücklich gemacht und ganz nebenbei dem<br />
Konsumwahn den Rüc<strong>ke</strong>n zuge<strong>ke</strong>hrt. Viel Spaß und<br />
bis zum nächsten Mal!<br />
3. Kleidertauschparty!<br />
Es ist soweit! Zur Kleidertauschparty bringt ihr alles mit, was ihr loswerden<br />
möchtet. Manche Dinge wollt ihr gegen ein anderes Kleidungsstück tauschen,<br />
andere vielleicht ohne Gegenleistung veräußern. Ganz sicher findet ihr hier<br />
das passende Top im Retro-Look und könnt mit eurer überschüssigen Kleidung<br />
andere Menschen glücklich machen. Bitte nehmt am Ende eurer Party<br />
alles mit, was ihr oder andere nicht eintauschen oder verschen<strong>ke</strong>n konnten.<br />
Denn schließlich wollen wir Müll vermeiden, und nicht neuen produzieren!
<strong>Ressourcen</strong><br />
Upcycling – nachhaltig?<br />
von Ilona Frank<br />
„Und ich wollte noch sagen, dass ich schon lange nicht mehr so<br />
unnachhaltig gelebt habe“, waren die Abschlussworte meiner<br />
Freundin nach einer Woche Upcycling-Workshop. Das sollte uns<br />
zu den<strong>ke</strong>n geben. Was bedeutet eigentlich „Upcycling“? Was hat<br />
das mit einer nachhaltigen Lebenseinstellung zu tun?<br />
„Upcycling“ bedeutet, dass Materialien oder Produkte, die wir oft<br />
als „Müll“ oder „Abfall“ bezeichnen, ohne großen Energieaufwand<br />
wieder verwendet werden. Das neu entstandene Produkt wird in<br />
unserer Gesellschaft als hochwertiger angesehen.<br />
Um ein Beispiel zu nennen: Alte Tetrapacks, die normalerweise<br />
im Gelben Sack landen, können im Garten als Anzuchttöpfe, oder<br />
kreativ gestaltet als Geldbörse, Tasche etc. verwendet werden.<br />
Einmal im Gelben Sack ist die Verpackung aus unserer Sicht – „aus<br />
den Augen, aus dem Sinn“ – und wir haben ein gutes Gewissen<br />
dabei, denn wir haben etwas umweltverträgliches getan, nämlich<br />
Müll getrennt und recycelt. Dass sowohl die Herstellung als<br />
auch das Recyceln der Verpackung sehr energieintensiv ist, und<br />
das ganze nur, damit wir ganz gemütlich im Supermarkt zum<br />
Tetra Pack greifen können - denn praktisch sind die Verpackungen<br />
schon - wird außer Acht gelassen. Beim Upcyceln bekommt die<br />
leere Verpackung einen ganz neuen Wert. Entweder als schöne<br />
Deko, oder im Idealfall als Nutzgegenstand. Hast du dir deinen<br />
eigenen Geldbeutel selbst gemacht, musst du auch <strong>ke</strong>inen mehr<br />
kaufen. Ein doppelter Gewinn.<br />
Das Konzept ist super. Und die Idee wird immer beliebter. Auf<br />
diversen Internetseiten werden Ideen, Erfahrungen, Tipps und<br />
Tricks rund ums Upcycling ausgetauscht. Es entsteht eine breite<br />
Informationsplattform. Aus jedem noch so kleinen Rest lässt<br />
sich mit ein wenig Phantasie etwas Neues kreieren! So werden<br />
wir selbst aktiv, schonen die Umwelt, den Geldbeutel und geben<br />
unserer Konsumgesellschaft einen Denkzettel.<br />
Jedoch ist es nicht immer so grün und nachhaltig wie es scheint.<br />
Denn zunächst sollten wir immer noch darauf achten, so wenig<br />
Müll wie möglich zu produzieren. Genau das war der Kritikpunkt<br />
meiner Freundin. Wir bauten in besagtem Workshop Möbel aus<br />
Europaletten – neuen Europaletten, die nur dazu hergestellt wurden,<br />
damit wir sie zersägen, zu Tischen, Betten oder Sofas umfunktionieren<br />
und sagen: „Wir sind so vorbildlich nachhaltig!“ Wir<br />
machten Schmuck aus PET-Flaschen, indem wir das Plastik aufschmolzen<br />
und vermeidlich giftige Dämpfe in die Umwelt gelangten.<br />
Upcycling funktioniert als nur, wenn wir bereits benutzte<br />
Gegenstände oder Stoffe verwenden, die in unserer Gesellschaft<br />
<strong>ke</strong>inem anderen Zweck mehr dienen, als in einer Müllverbrennungsanlage<br />
oder Recyclinganlage zu landen.<br />
Upcycling ist modern. Und das hat auch unsere Marktwirtschaft<br />
begriffen. So versuchen immer mehr Firmen, sich dies zu Eigen<br />
zu machen. Sie haben entdeckt, dass Menschen bereit sind, viel<br />
Geld für Upcycling-Produkte zu bezahlen. Sie verarbeiten den<br />
„Abfall“ zu Luxusprodukten, die unsere Klassengesellschaft weiter<br />
verstärkt und werben mit Sprüchen wie „Shoppen hilft“. 1 Statt<br />
über ihr Kaufverhalten nachzuden<strong>ke</strong>n, werden Konsument*innen<br />
in ihrem Verhalten bestärkt, denn es „hilft“. Fragt sich nur, wem...?<br />
Upcycling ist also im Kern ein nachhaltiges, umweltschonendes<br />
Konzept. Jedoch sollten wir selbst aktiv werden und unsere<br />
Handlungen kritisch hinterfragen. Bei im Handel angebotenen<br />
Upcycling-Produkten sollten wir vorsichtig sein und uns immer<br />
die Frage stellen: Was steckt dahinter – echtes Upcycling oder<br />
bloßes Greenwashing und Profitgier?<br />
1 http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/upcycling-design-aus-muell-machtdie-welt-besser-a-894501.html<br />
, 8.9.14
Grenzland<br />
Grenzen – ein kurzes Wort, das viele Assoziationen auslöst und<br />
Bilder entstehen lässt. Meine Gedan<strong>ke</strong>n kreisen um diesen Begriff,<br />
als ich diesen Sommer im ICE sitze, auf dem Weg ins Saarland an<br />
die deutsch-französische Grenze. Mit dem Ziel, am nächsten Tag<br />
einen Natura Trail zu erkunden, fahre ich gen Süden. Hintergrund<br />
meiner Tour ist unser neues Projekt „Natura in Aktion“, in dem wir<br />
als Naturfreundejugend aktionsreiche Bildungsrouten erstellen.<br />
Der Fokus liegt dabei auf grenznahen Regionen, sodass zusätzlich<br />
ein Blick über den deutschen Tellerrand geworfen wird.<br />
„Wie muss es wohl sein, in einer Grenzregion zu leben?“, geht<br />
es mir durch den Kopf. Auf deutscher Seite zu wohnen, morgens<br />
sein Baguette beim französischen Bäc<strong>ke</strong>r gegenüber zu kaufen,<br />
ständig umgeben von zwei Sprachen umgeben zu sein und sich<br />
trotzdem vor allem einer Nationalität zugehörig zu fühlen. Wer<br />
schon einmal längere Zeit im Ausland verbracht hat, wird ähnliche<br />
Erfahrungen gemacht haben: Irgendwann beginnt man, über<br />
die eigene Herkunft und Identität nachzuden<strong>ke</strong>n. Verbringt man<br />
längere Zeit an einem fremden Ort, stellt man irgendwann auch<br />
eigene Normen in Frage. Wie ergeht es einem da, wenn man an<br />
der Grenze zweier Länder lebt?<br />
im Kopf. Die meisten Tiere werden sich kaum für unsere Grenzen<br />
interessieren. Andererseits markiert zum Beispiel ein Fuchs<br />
deutlich sein Revier und zeigt seinen Artgenossen: Bis hier und<br />
nicht weiter!<br />
Als ich mit Schweißtropfen auf der Stirn, den Höhenzug erreiche,<br />
eröffnet sich mir ein wol<strong>ke</strong>nloser Blick über den Warndt. Vor 400<br />
Jahren schlugen sich schon die Hugenotten durch das Waldgebiet,<br />
als sie vor der religiösen Verfolgung in Frankreich flohen und das<br />
heutige Ludweiler gründeten. Zu dieser Zeit stellte eine Tagestour<br />
in der Natur nicht nur eine geografische Grenzerfahrung dar,<br />
sondern auch eine, die die Menschen an die Grenzen ihrer Kräfte<br />
brachte. Wer bereits eine Wandertour im Gebirge gemacht hat,<br />
spürt schnell, wo die eigenen Grenzen liegen. Sonne brennt auf<br />
der Haut, mit jedem Höhenmeter lassen die Kräfte nach, während<br />
langsam das Wasser zur Neige geht. Auch eine Nacht unter<br />
freiem Himmel kann eine kleine Grenzerfahrung sein, die einen<br />
bereichert und prägt. Für solche Erlebnisse lohnt es sich, immer<br />
wieder raus in die Natur zu gehen und seine Sinne zu öffnen.<br />
Und wohin geht deine nächste Entdeckungstour, wo werden Grenzen<br />
für sich sicht- oder spürbar?<br />
Am nächsten Tag schwinge ich mich auf mein Rad und beginne<br />
meine Enddeckungstour. Im Wald erhasche ich gerade noch einen<br />
kurzen Blick auf einen Pirol in seinem gelben Federkleid, und den<strong>ke</strong><br />
mir, wie menschgemacht Grenzen doch sind -ob geografisch oder<br />
Larissa Donges<br />
ist Bildungsreferentin für<br />
Umwelt und Nachhaltig<strong>ke</strong>it<br />
in der Bundesgeschäftsstelle<br />
der Naturfreundejugend.<br />
Gewinnspiel<br />
Schic<strong>ke</strong> uns deine Lösung per Email oder per Post bis<br />
30.03.2014. Unter den Gewinner*innen verlosen wir ein<br />
Naturfreundjugend-Shirt und fünf Merchandising-Sets.<br />
[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] Redaktion<br />
c/o Naturfreundejugend<br />
Deutschlands<br />
Warschauer Str. 59a, 10243 Berlin<br />
<strong>ke</strong><strong>onda</strong>@naturfreundejugend.de
Geht das?<br />
Der Sommer<br />
deines Lebens!<br />
Du bist in den Ferien unterwegs, wünschst dir<br />
für den Sommer unvergessliche Eindrüc<strong>ke</strong> und<br />
neue Freundschaften.<br />
Dir ist auch die Umwelt wichtig: Mit deiner Reise<br />
willst du weder das Klima aufheizen noch die<br />
Natur zumüllen.<br />
Klar!<br />
Erzähl uns, wie du deine Ferien so richtig nachhaltig<br />
machst. Ob Text, Fotos, Film oder was dir sonst noch<br />
einfällt - deiner Kreativität sind <strong>ke</strong>ine Grenzen gesetzt.<br />
Für die besten und originellsten Ideen<br />
gibt es tolle Preise zu gewinnen:<br />
Für mehr Informationen klic<strong>ke</strong> hier:<br />
www.zero-impact-camps.de