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Eine Seefahrt, die ist…<br />

von Frau<strong>ke</strong> Gehrau<br />

Es ist Samstag, der 2. August, 6 Uhr morgens. Mein Wec<strong>ke</strong>r klingelt. Ich stehe auf, ziehe mich an, lasse mich zum Hafen bringen.<br />

Auf dem Schiff gibt es Frühstück, vor lauter Aufregung kann ich aber nur meinen überbac<strong>ke</strong>nen Camembert mit Preiselbeeren<br />

essen. Doch was sich anhört wie die Fahrt auf einem Luxusdampfer wird der Start einer Forschungsexpedition mit dem Leibniz-<br />

Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Jetzt denkst du: „Der nächste weiße Fleck auf der Landkarte ist doch Grönland –<br />

oha, das wird eine Arktisexpedition!“, aber Fehlanzeige. Auch in der Ostsee, dem weltweit vielleicht meistbefahrenen Meer, ist die<br />

Forschung ständig unterwegs. Und diesmal bin ich mit dabei: Frau<strong>ke</strong>, 19 Jahre alt, FSJlerin in der Wissenschaft.<br />

Auf der Fahrt wird es meine Aufgabe sein, Wasserproben auf ihren<br />

Sauerstoffgehalt hin zu untersuchen. Wir werden drei autonome<br />

Messstationen anfahren, die das IOW in der deutschen Ostsee<br />

betreibt, um kontinuierlich Daten aus der erheben zu können.<br />

Diese Stationen müssen aber regelmäßig gewartet werden, und<br />

dies ist die Mission der Fahrt.<br />

Als erstes fahren wir zur Station an der Darßer Schwelle. Draußen<br />

an Deck ist es windig. Während die anderen neun wissenschaftlichen<br />

Teilnehmer der Fahrt die Labore einrichten, habe ich<br />

noch nicht viel zu tun und stehe an Deck. Der Seegang ist für<br />

mich Landratte nicht gerade leicht verdaulich. Das Schiff bewegt<br />

sich wie eine Wippe auf und ab. Was sich bei einem normalen<br />

Schwindelgefühl nur so anfühlt, als sei der Boden mir mal näher<br />

und mal nicht, ist hier Wirklich<strong>ke</strong>it, und gerade unter Deck macht<br />

es mich alles andere als hungrig. Selbst wenn als ich nach dem<br />

Mittagessen in der Koje liege, werde ich mal sanft in die Matratze<br />

gedrückt, mal senkt sie sich unter mir weg. Das aber schau<strong>ke</strong>lt<br />

mich im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlaf.<br />

An der Darßer Schwelle angekommen weht der Wind schon<br />

mit Stär<strong>ke</strong> 6 bis 7. Der Kapitän sagt, es sei zu windig, um das<br />

Schlauchboot ins Wasser zu lassen. Also heißt es warten.<br />

Am selben Abend müssen wir noch einen kleinen Ausflug zur<br />

Arkona-Station vor Rügen machen, also geht der Kampf mit der<br />

Seekrankheit weiter – und endet für diesen Tag damit, dass ich<br />

abends die Fische füttere. Tabletten helfen nichts, aber ein Zäpfchen,<br />

das mir ein Matrose<br />

aus der Bordapothe<strong>ke</strong><br />

holt, kann ich zum Glück<br />

nicht gleich wieder über<br />

die Reling spuc<strong>ke</strong>n.<br />

Am Sonntag fühle ich mich wieder besser, beim Frühstück lange<br />

ich kräftig zu und auch die anderen freuen sich, dass es mir<br />

wieder gut geht. Wir liegen an der Station Darßer Schwelle vor<br />

An<strong>ke</strong>r und die See ist ruhig. Während an Deck die ersten Veran<strong>ke</strong>rungen<br />

aus dem Wasser geholt und mit einem Dampfreiniger<br />

vom Aufwuchs, also von Muscheln, Algen und sogar Seesternen<br />

gereinigt werden, zeigt mir Stefan, der für die Labormessungen<br />

verantwortlich ist, die Sauerstofftitration.<br />

Aus den Wasserschöpfern der Messsonde hat er gestern Wasserproben<br />

genommen und schon mit zwei Chemikalien versetzt. Den<br />

Proben soll ich nun Schwefelsäure hinzufügen, schütteln, alles<br />

unter viel Einsatz von destilliertem Wasser in ein Becherglas füllen<br />

und unter den Titrationsapparat stellen. Die eigentliche Messung<br />

übernimmt der Computer. Schwer ist es nicht, selbst die Säure<br />

kommt aus einem Behältnis ähnlich eines Seifenspenders, aber<br />

nass, da ich alles mehrmals mit Reinstwasser spülen muss, damit<br />

auch ja <strong>ke</strong>in Sauerstoffmolekül verloren geht.<br />

Bis zum Abendbrot habe ich meine Routine aus Fläschchen mit<br />

Säure füllen, schütteln, umfüllen, spülen, alte Probe vom Apparat<br />

entfernen, Pipette spülen, neue Probe drunter stellen, PC-Taste<br />

drüc<strong>ke</strong>n, alte Probe und Flasche ausspülen, neues Fläschchen mit<br />

Säure füllen, perfektioniert. Dazwischen habe ich mir beim Mittag<br />

und beim Kaffeetrin<strong>ke</strong>n ordentlich den Bauch vollgeschlagen.<br />

Christoph und ich besuchen die Brüc<strong>ke</strong>, das ist der Ort,<br />

von dem aus das Schiff gesteuert wird. Auf dem Radar<br />

ist jede einzelne Windmühle des nahen Off-Shore-<br />

Windparks zu er<strong>ke</strong>nnen. Weiter weg er<strong>ke</strong>nnt man die<br />

Umrisse des Darß, der Insel Hiddensee, des schwedischen<br />

Festlandes und der dänischen Insel Møn,<br />

welche man auch mit bloßem Auge am Horizont

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