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Zehlendorf Mitte Journal Apr/Mai 2019

Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung

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Fotos: A. Förster, zwischen 2012-2018<br />

Abb. oben: https://www.mlz-garching.de/neutronenforschung/neutronenquelle.html unten: http://www.frauenruhrgeschichte.de/index.php?id=56&tx_frgdatabases_pi1[showUid]=61<br />

Fotos: Achim Förster 2016<br />

<strong>Zehlendorf</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>Journal</strong> 15<br />

, Hahn und Meitner<br />

(Elise) Lise Meitner (1878-1968)<br />

er Besuch eines Gymnasiums oder gar der Uniten<br />

aber ihre Eltern sorgten für Privatunterricht.<br />

ng des Verbots konnte sie 1901 an der Universität<br />

Physikstudium beginnen. Dort lehrte der Physik-<br />

. Bolzmann (1844-1906).<br />

6 promovierte sie über "Wärmeleitung in<br />

Körpern". 1907 kam sie nach Berlin wo sie trotz<br />

ten musste Vorlesungen besuchen zu dürfen. H.L.<br />

- 1922), Funkpionier vom Wannsee, vermittelte die<br />

beit mit Otto Hahn. Der Direktor Max Planck<br />

obelpreis 1918) erlaubte ihr beides trotz Bedenaber<br />

die anderen Institutsräume nicht betreten.<br />

er-Villa in Wannsee 2014. O.Hahn, L.Meitner 1912<br />

im neuen Institut in Dahlem<br />

ujeres a la Sombra,<br />

4 1912-1918: Die ersten Kaiser-Wilhelm-Institute<br />

5 1934 - 1939: Kernspaltungen<br />

Als um 1912 weltweit der klassischen Physik Albert Einstein (1879-1955, Nobelpreis 1921)<br />

widersprechende Erkenntnisse über den Aufbau<br />

der Atome, des Universums und in der (1875-1948), die Ehe zerbrach jedoch sofort.<br />

und Gattin, die Physikerin Mileva Einstein<br />

Biologie lawinenartig anwuchsen entstand in 1914 begann der 1. Weltkrieg. Einstein war<br />

Dahlem ein neuartiges Forschungszentrum. aktiver Kriegsgegner. Er wurde krank, seine<br />

Bis 1933 zog es die erfolgreichsten Wissenschaftler<br />

magisch an, dann übernahm Amerika deren Einsatz Haber leidenschaftlich empfiehl.<br />

Cousine pflegte ihn. Hahn erforschte Giftgase<br />

die führende Rolle in der Wissenschaft. Fritz Zum Freundeskreis der Dahlemer Wissenschaftlerinnen<br />

gehörte auch die Biologin<br />

Haber (1868-1934, Nobelpreis 1918) und<br />

Gattin, die Chemikerin Dr. Clara Haber geb. Elisabeth Schiemann (1881-1972). Die<br />

Immerwahr (1870-1915) bezogen das Institut Freundschaft konnte jedoch nicht verhindern,<br />

für Physikalische Chemie. Im Nachbarinstitut dass sich Clara Immerwahr-Haber im Garten<br />

zogen u.a. Otto Hahn und Liese Meitner ein. ihrer Villa das Leben nahm weil sich ihr Gatte<br />

In der Ehrenbergstraße 33 wohnten kurzzeitig rücksichtslos für Giftgaseinsätze engagierte.<br />

Fotos Links: Villa mit Garten in dem sich<br />

Clara Immerwahr-Haber das Leben nahm.<br />

<strong>Mitte</strong>: Haus von O.Hahn, Altensteinstraße 48<br />

Rechts: Hahn-Meitner-Bau der FU .<br />

Abb.:<br />

1933 untersuchten Frédéric und Iréne Joliot-<br />

Barium Idealisierte<br />

Curie mit Paul Savitch (1909-1994) in Paris<br />

Kernspaltung.<br />

die gerade entdeckte künstliche Radioaktivität Neutron<br />

In Wirklichkeit<br />

verschiedener Elemente nach Beschuss mit<br />

entsteht eine<br />

Alpha-Teilchen. Iréne Joliot-Curie (1897-1956,<br />

Vielzahl<br />

Nobelpreis 1935) war Tochter von Marie<br />

Uran<br />

radioaktiver<br />

Curie.<br />

Krypton Elemente.<br />

1934 beschoss Enrico Fermi (1901-1954,<br />

Nobelpreis 1938) u.a. Uran mit Neutronen. Nur Ida Noddack geb. Tacke (1896-1978, mehrfach<br />

Joliot-Curie wiederholten Fermis Versuche, für den Nobelpreis vorgeschlagen), Entdeckerin des<br />

die zu widersprüchlichen Ergebnissen führten. Rheniums, an der PTR Berlin, hatte 1934 auf die<br />

Gedanken an die Spaltung eines Uran-Atoms Möglichkeit einer Kernspaltung hingewiesen. Sie<br />

in zwei fast gleich große Atome galten auch wurde aber nicht ernst genommen.<br />

im Dahlemer Institut als Tabu, die ersten Kernspaltungen<br />

wurden übersehen.<br />

endlich mit den Arbeiten von Joliot-Curie zu be-<br />

Fritz Strassmann (1902-1980) drängte Hahn sich<br />

schäftigen. Wahrscheinlich in letzter Minute, vor der<br />

Abb.: Ehepaar<br />

Ida und<br />

Entdeckung durch Andere analysierten sie gemeinsam<br />

das Barium aus Uran entstanden war. Hahn<br />

Walter<br />

reichte das Analysenergebnis vor Weihnachten 1937<br />

Noddack in<br />

TH Berlin,<br />

zur Publikation ein.<br />

jetzt TU.<br />

Lise Meitner, die vor den Nazi´s fliehen musste informierte<br />

er in freundschaftlichen Briefen. Hahn war<br />

Mehrfach für<br />

Nobelpreis<br />

nämlich auf eine physikalische Erklärung des undenkbaren<br />

Zerplatzens des Urankerns von ihr<br />

vorgeschlagen.<br />

angewiesen.<br />

s Manhattan Projekt<br />

Fast alle am Reaktorbau beteiligten Wissenschaftler<br />

wie z.B. Robert Oppenheimer (1904-<br />

1967) und Enrico Fermi pflegten Jahre zuvor<br />

Kontakte nach Dahlem. Spaltbares Material<br />

wurde bereits großtechnisch hergestellt.<br />

In mehreren Ländern entstanden Kernreaktoren,<br />

so unter dem Sporstadium in Chicago, am<br />

Physikalischen Institut in Tokyo, im Bierkeller<br />

Haigerloch etc. Ein Reaktor zur Erzeugung von<br />

Plutonium für die Nagasaki-Bombe befand sich<br />

in Hanford in dem bis heute verstrahlten<br />

Siedlungsgebiet der Ureinwohner Amerikas.<br />

"Die Flussschleife und die angrenzenden Hügelketten<br />

Rattlesnake Mountains und Wahluke<br />

Slope waren in prähistorischen Zeiten... von<br />

Indianern besiedelt. ...im 19. Jahrhundert lebten,<br />

jagten und fischten die Wayampam, Yakama,<br />

Colville, Umatilla und Nez Percé am Fluss und<br />

in seiner Umgebung.... Im Dezember 1942, nur<br />

Tage nach der ersten kontrollierten nuklearen<br />

Kettenreaktion durch Enrico Fermi, wählte die<br />

Bundesregierung das Gebiet als Standort für die<br />

Atomwaffenproduktion aus; die rund 1500 im<br />

Gebiet lebenden Familien verkauften freiwillig<br />

oder wurden enteignet, abgefunden und umgesiedelt."<br />

(**s.u.).<br />

.org/wiki/Hanford_Reach_National_Monument<br />

9 Kalter Krieg mit Kernwaffen<br />

Zum Kriegsende versuchten die<br />

Abb.: Die Nagasaki-<br />

Physiker der Kaiser-Wilhelm-<br />

Bombe "Fat Man"<br />

Gesellschaft, unter ihnen Otto<br />

genannt, ca. 1,5 m<br />

Hahn noch die Uranwürfel und<br />

im Durchmesser war<br />

das Schwere Wasser in Haigerloch<br />

zu retten.<br />

Vorbild vieler getesteter<br />

Atombomben.<br />

Sie wurden festgenommen und<br />

Bald zogen Radioaktive<br />

Wolken auch<br />

bis Anfang 1946 in Farm Hall bei<br />

Cambridge interniert. Dort erfuhren<br />

sie, dass Hahn den Nobel-<br />

über Berlin, wie oft<br />

sie Krebs auslösten<br />

preis bekommen wird, aber auch<br />

ist unklar.<br />

vom Atombombenabwurf über<br />

Hiroshima und Nagasaki.<br />

Für die Wissenschaftler war es<br />

unglaublich wie weit die Entwicklung<br />

von Atombomben in Amerika<br />

pro Jahr und Land<br />

Anzahl der Atombombentests<br />

gekommen war.<br />

Das Plutonium für die Nagasaki-<br />

Bombe wurde erst 1940 entdeckt.<br />

In dafür gebauten Kernreaktoren<br />

(Uranmaschinen genannt) wurde<br />

es "erbrütet". Schon die Inbetriebnahme<br />

eines Reaktors, warum<br />

auch immer, war den deutschen<br />

Physikern nicht gelungen.<br />

Abb.: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Worldwide_nuclear_testing_de.svg?uselang=de und https://de.wikipedia.org/wiki/Fat_Man<br />

10 Vom HMI zum Lise-Meitner-Platz<br />

Auf einem ungenutzten Acker zwischen Nach und nach änderten sich Forschungsrichtungen,<br />

Golfplatz und Müllgruben wurde ab <strong>Mitte</strong> des "Hahn-Meitner-Instituts für Kernforschung Berlin",<br />

1950 die unten abgebildete Baracke errichtet.<br />

Wissenschaftler zeigten mir dort nung in "Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und<br />

erst entfiel "für Kernforschung". Über die Umbenen-<br />

ihre Forschung, das Knattern der Geigerzähler<br />

beeindruckte mich als kleiner Junge glücklich. Wenigstens wurde die Wendestelle vom Bus<br />

Energie (HZB)" im Jahr 2008 war kaum jemand<br />

genau so wie die reichlich tragenden Apfelbäume<br />

nebenan. 1959 wurde das Hahn- baum-Kugeln stellen Elementarteilchen dar. Auch die<br />

zum Lise-Meitner-Platz. Siehe die Abb.: Die Buchs-<br />

Meiter-Institut für Kernforschung im Beisein wellenförmige Ausbreitung wird angedeutet.<br />

von Otto Hahn und Lise Meitner eingeweiht.<br />

Abb.: Baracke errichtet vor der<br />

Grundsteinlegung 1954.<br />

alles Arial<br />

Ausstellung werden die Schicksale<br />

der Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler, aber auch die<br />

Folgen der Entdeckung bis hin<br />

zum Bau der ersten Atombomben<br />

thematisiert. Tafeln über<br />

die Atombunker in Heckeshorn<br />

und am Eiderstedter Weg folgen<br />

noch.<br />

Jeden ersten<br />

Sonntag geöffnet<br />

Die Versuchsanordnung zeit den instrumentellen Aufbau, der 1938 zur Enteckung der<br />

Uranspaltung durch Otto Hahn, Lise Meitner und Fritz Strassmann führte.<br />

Otto Frisch publizierten die<br />

neuen Erkenntnisse in der englischen<br />

Zeitschrift „Nature“. Nach<br />

1938 lag die Forschung überwiegend<br />

in Männerhand. In der<br />

Ab sofort an jedem 1. Sonntag:<br />

Am 7. <strong>Apr</strong>il, 5. <strong>Mai</strong> und 2. Juni hat<br />

das Heimatmuseum von 11 bis<br />

15 Uhr geöffnet. Mit den familienfreundlichen<br />

Öffnungszeiten<br />

soll ein größeres Publikum angesprochen<br />

werden.<br />

Heimatmuseum <strong>Zehlendorf</strong>,<br />

Clayallee 355 (Historischer Winkel),<br />

14169 Berlin. Öffnungszeiten:<br />

Mo und Do 10 bis 18 Uhr, Di<br />

und Fr 10 bis 14 Uhr und jeden<br />

1. Sonntag im Monat von 11 bis<br />

15 Uhr. An Feiertagen ist das Museum<br />

geschlossen. Der Eintritt ist<br />

frei! <br />

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