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Sprachrohr 1/2019

Zeitung des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg.

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6 Berichte<br />

Daseinsvorsorge Wohnen<br />

Vom zahnlosen Tiger Mietpreisbremse und der Fragwürdigkeit des Mietspiegels<br />

Die Berliner Spatzen pfeifen es von<br />

den Dächern, dass es an bezahlbaren<br />

Wohnungen fehlt. Freilich wäre<br />

zu fragen: bezahlbar für wen, für<br />

welchen Geldbeutel? Kaufkräftige<br />

Nachfrage nach Betongold ist vorhanden,<br />

treibt die Wohnungspreise<br />

in die Höhe und sorgt für soziale Entmischung.<br />

Wie lässt sich gegensteuern?<br />

Das Problem ist drängend, besonders<br />

für die Senatsparteien, von<br />

denen Lösungen erwartet werden.<br />

Denn Berlin ist auf dem besten Wege,<br />

eine der teuersten deutschen<br />

Städte zu werden.<br />

Natürlich bewegt dieses Problem<br />

die Gewerkschaften, weshalb der Arbeitskreis<br />

Wohnen Ende Januar bereits<br />

zum dritten Mal zu einer Podiumsdiskussion<br />

eingeladen hatte. Im<br />

ver.di-Saal, bis auf den letzten Platz<br />

mit kundigem Publikum besetzt, gaben<br />

Ülker Radziwill (SPD), Michael<br />

Wohnen ist<br />

keine Ware<br />

Nelken (Linke) und Katrin Schmidberger<br />

(Grüne), Mitglieder im entsprechenden<br />

Fachausschuss des Abgeordnetenhauses,<br />

Antworten auf<br />

zuvor gesammelte Fragen. Die Diskussion<br />

wurde so vielfältig wie die<br />

herrschenden Probleme.<br />

Eines besteht offenbar nach wie<br />

vor in einer Mietpreisbremse, die<br />

dank vieler Ausnahmeregelungen<br />

ihren Namen schwerlich verdient<br />

und als zahnloser Tiger fungiert.<br />

Doch sie ist Bundesrecht und soll bis<br />

2025 verlängert werden – wie handlungsfähig<br />

ist da Berliner Politik?<br />

»Wohnen ist keine Ware«, sagt Ülker<br />

Radziwill (SPD). Sollte es keinesfalls<br />

sein, dennoch stellt sich das<br />

mangelnde Angebot allem guten<br />

Willen entgegen. Als Gegenmittel<br />

wurde deshalb tatkräftiges Bauen<br />

zum Programm gemacht, und zwar<br />

soziales Bauen. »Die Innenstadtverdichtung<br />

wird allerdings bald ausgeschöpft<br />

sein«, stellt Michael Nelken<br />

(Linke) fest. Wichtig sei, nicht<br />

in Legislaturperioden, sondern in<br />

größeren Zeiträumen zu denken.<br />

Wenn heute Wohnungsbestände für<br />

kommunale Unternehmen – auch<br />

teuer – gekauft werden, sei dies eine<br />

Investition in die Zukunft, die sich<br />

rechnen werde. Wesentlich sei, nicht<br />

nur an konventionelles Bauen zu<br />

denken. Höher zu bauen spart kostspielige<br />

Grundfläche, ebenso Wohnungen<br />

auf bestehende Flachbauten<br />

zu setzen. Auch leichtere Baustoffe<br />

können helfen; Katrin Schmidberger<br />

(Grüne) plädiert für die Verwendung<br />

des bisher zu wenig beachteten,<br />

Das zieht Dich runter! Die Mietentwicklung macht Sorgen. Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de<br />

sprachrohr 1 | 19<br />

nachwachsenden Baustoffes Holz.<br />

Stark bewegte viele im Saal die Wirkung<br />

des Mietspiegels, mit dessen<br />

Hilfe Mieterhöhungen begründet<br />

werden können. Seine Art der Berechnung<br />

wirke aber deutlich nachteilig<br />

für die Mieterseite. Anstatt die<br />

Vermietungen nur der letzten vier<br />

Edelsanierung gehört<br />

verboten<br />

Jahre aufzunehmen, würde ein Zeitraum<br />

von zehn Jahren nach Ansicht<br />

der Kritiker mildernd auf die krasse<br />

Mietentwicklung wirken.<br />

Ähnliche Ideen, wie der Verdrängung<br />

von Mietern aus angestammten<br />

Wohngebieten entgegen gewirkt<br />

werden könnte, wurden genannt,<br />

beispielweise ein Verbot von Edelsanierungen.<br />

Der Schutz des Kleingewerbes<br />

vor ruinösen Mietsteigerungen,<br />

das Erhalten einer wohnortnahen<br />

Versorgung, das Anbinden neuer<br />

Baustandorte an die Infrastruktur,<br />

die Bekämpfung von spekulativem<br />

Leerstand, das Untersagen von Wohnraumabriss,<br />

die Herstellung barrierefreier<br />

Wohnungen für Ältere und<br />

manches Weitere lag den Diskutanten<br />

am Herzen. Nicht zuletzt: Dem<br />

genossenschaftlichen Bauen muss<br />

wesentlich mehr Gewicht beigemessen<br />

werden.<br />

Betont wurde: Wohnen ist Daseinsvorsorge.<br />

Schließlich beginnt<br />

Artikel 28 der Berliner Landesverfassung<br />

mit dem Satz: Jeder Mensch<br />

hat das Recht auf angemessenen<br />

Wohnraum. ANNEMARIE GÖRNE<br />

Internationales und Umstrukturierung im Fokus<br />

Konferenzmarathon im ver.di-Wahljahr<br />

5. dju Bundeskonferenz<br />

Hier standen Anfang Februar in Berlin<br />

Wahlen für den Bundesvorstand<br />

der deutschen Journalistinnen- und<br />

Journalisten-Union (dju) an. Darin ist<br />

die dju Berlin-Brandenburg gut vertreten.<br />

Tina Groll wurde zur Bundesvorsitzenden<br />

gewählt, Johann Stephanowitz<br />

vertritt die Jugend, Renate<br />

Gensch ist wieder im Bundesvorstand<br />

und jetzt für die dju auch noch<br />

international in der IJF/EJF unterwegs.<br />

Die Internationale Journalisten<br />

Föderation (IJF) ist der größte Dachverband<br />

nationaler gewerkschaftlicher<br />

Journalistenverbände. Die Europäische<br />

Journalisten Föderation<br />

Auf Bunseebene ist<br />

viel zu bewegen<br />

(EJF) bildet als Europäischer Gewerkschaftsverband<br />

mit Sitz in Brüssel<br />

auch die europäische Regionalstruktur<br />

der IJF. Als Delegierte der EJF in<br />

der »labour rights experts group (Lareg)«<br />

machte sich Renate Gensch direkt<br />

auf den Weg nach Belgrad zu<br />

einer Lareg-Konferenz; dort ging es<br />

unter anderem um die Arbeitsbedingungen<br />

von Journalistinnen und<br />

Journalisten.<br />

4. Bundesfachgruppenkonferenz<br />

Medien<br />

Auf dieser Konferenz wurden die<br />

Weichen für die demnächst anstehende<br />

Umstrukturierung bei ver.di<br />

gestellt. 2018 beschlossen die Bundesfachbereichsvorstände<br />

Finanzdienstleistungen<br />

(FB1), Ver- und Entsorgung<br />

(FB2), Medien, Kunst und<br />

Industrie (FB 8) und des Fachbereichs<br />

Telekommunikation, Informationstechnologie,<br />

Datenverarbeitung (FB<br />

9) die Bildung eines gemeinsamen<br />

Fachbereichs A in ver.di. Damit sollen<br />

laut Positionspapier des Bundesvorstands<br />

vom 23. Juni 2017 »Unschlüssigkeiten<br />

in der bisherigen<br />

Struktur korrigiert werden, die teils<br />

aus dem ver.di-Gründungsprozess<br />

herrühren, teils durch unterschiedliche<br />

Branchenentwicklungen entstanden<br />

sind.« Perspektivisch und<br />

zukunftsgerecht sollen diese Fachbereiche<br />

zu einem gemeinsamen<br />

Fachbereich zusammengeführt werden,<br />

um den Veränderungen von<br />

Branchen und Berufen durch eine<br />

Neuaufstellung von ver.di Rechnung<br />

zu tragen. Ziel ist, dass bis zum ver.di­<br />

Bundeskongress im September <strong>2019</strong><br />

die bisherigen Fachbereiche mit einem<br />

einheitlichen Vorschlag für die<br />

gemeinsame Bundesfachbereichsleitung<br />

antreten. Gewählt wurden auf<br />

dieser Konferenz die Delegierten für<br />

die Bundesfachbereichskonferenz,<br />

und ein Delegierter für den ver.di-<br />

Bundeskongress wurde nominiert.<br />

<br />

HEIDI SCHIRRMACHER

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