SPIELZEIT 2008/2009 - Kulturkritik-Ruhr
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Zusammenbreche, was ich gebaut!<br />
Auf geb’ ich mein Werk; nur Eines will ich noch:<br />
das Ende, das Ende!<br />
PREMIEREN MUSIKTHEATER<br />
DER RING DES NIBELUNGEN<br />
RICHARD WAGNER<br />
ERSTER TAG: DIE WALKÜRE<br />
In einer Revolutionsschrift apostrophierte der für eine kurze Zeit politisch entflammte<br />
Wagner den eigenen freien Willen als das einzige höchste Gesetz. Der<br />
spätere „Ring“ und darin insbesondere dessen erster Tag, „Die Walküre“, glich<br />
einem ins Kolossalische geratenen Dementi dieser Aussage. Absolut nichts scheint<br />
hier frei. Wagner zeigt dies unmißverständlich gleich in der anfänglichen Sturmszene.<br />
Es ist Abend. Das Unwetter lässt nach. Ein Flüchtender, vor Anstrengung halb tot, will<br />
ein inmitten der Waldeinsamkeit gelegenes Haus betreten, zögert jedoch für einen<br />
bedeutsamen Augenblick, den Riegel noch in der Hand. Das Ende dieses Zögerns<br />
setzt die nun starr folgende Unabwendbarkeit der Geschehnisse in Gang. Die Schwellensymbolik,<br />
von Wagner längst beständig verwandt, introduziert hier den Übergang in<br />
eine Ausweglosigkeit, worin Liebes- und Todessehnsucht sich so verschränken wie<br />
kaum je zuvor in einem anderen Werk der Musiktheatergeschichte. Sein Höhepunkt<br />
mag weniger im so berühmten wie mißbrauchten ‚Walkürenritt‘ gesehen werden als<br />
in der unendlich bewegenden ‚Todesverkündigung‘, die Siegmund das Angebot seiner<br />
Halbschwester Brünnhilde auf die Ewigkeit im Heldenhimmel abschlagen lässt, wenn<br />
nicht auch für seine Zwillingsschwester Sieglinde die Pforte für jenes transzendente<br />
Reich offen steht.<br />
Sinnliche Liebe als Versöhnungsverneinung: das ist in der gesamten Tetralogie einzigartig<br />
und recht eigentlich das Zentrum des 1870 gegen Wagners ausdrücklichen Willen<br />
uraufgeführten Werkes. Die väterliche Macht von Wotan wird hier so fragil, dass auch<br />
der Gott selbst aus seinen Verstrickungen kaum mehr zu retten ist. Den Sohn lässt<br />
er ermorden, eine schwangere Tochter will er gleich selbst umbringen. Die andere mit<br />
Erda gezeugte Tochter gedenkt er dem erstbesten Dahergelaufenen anzubieten. Die<br />
eigene Ehe ward seit den Vertragsbrüchen des Vorabends längst zerrüttet. Der Gott<br />
scheint – „nur eines will ich noch …“ – längst am Ende. Der „Ring“ gerät hier – allemal<br />
in der Nachbarschaft von Flaubert, Hebbel und Ibsen – vollends zum Familiendesaster.<br />
(Norbert Abels, Produktionsdramaturg)<br />
Dichtung vom Komponisten<br />
Musikalische Leitung<br />
Stefan Soltesz<br />
Inszenierung<br />
Dietrich Hilsdorf<br />
Bühne<br />
Dieter Richter<br />
Kostüme<br />
Renate Schmitzer<br />
Premiere<br />
24. Mai <strong>2009</strong><br />
Weitere Vorstellungen<br />
<strong>2009</strong><br />
31. Mai<br />
11., 14., 20., 28. Juni<br />
4. Juli<br />
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